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Durch dl« poftr lunerhald Deutschland» und d«r d«utsch«n Boloulea monatlich 1^0 M., vl«rtrlltlhrllch 4.S0 M„ au»schll«ßUch p»std«st»Ug«lS. Do» L«lpzlg«r Tag«dlatt «rsch«lnt werktags rmai, Sonn» u.Zeiertagotmal. Sa L«lpzia, d«n Nachbarort«« und den <drt«n mit rtaenrn Zilialrn wird dl« sld«ndou»gad« «och am ftd«nd d«» erscheinen» la» hau» ,«U«s«rt. berliner N»üartioat0ad«n2«lt*a>7, z«rnspr«ch»ftnschlull: Moabit Nr.»»7. ^mrdelsFeitung Zmlsblolt des Rates und despolizerarntes der Stadt Leipzig NedaNIon und SeschSstostell«: Zohannlsgass« Nr.». o ;«rnspr«ch»ftnschlu8 Nr. I»b»2, >4d»3 und l«b4«. ISS. Jahrgang fln^lA-npr-ise: L' von au»wart» 30 ps., Neklamen 1.20 m., Klein» ftnzetgen »iepetitzetl« NU« 20ps.b.wt»d»rb»l.Nad.,3ns»rat« vonSekorden im amtlichenkitl dir p«ttt» zeit« 30 ps. Seschdstsanirtgen mit Platzvorschrift >m Preise erhöht. Nabatt nach Laris. Srilagen: Sesamtaufl.SM.Sa»Lausend auoschl.postarbühr. ftnrrigrn-flnnahmr: ^ohanni»gasse«. bei sdmtliihen Ziltolrn de» Leipzig»« Lagrdlattr» und allen ftnnoncen-Lxpr-itioaen de» 3n» und ftuoland«». Srschdft»ft«U« fiir Deriin u. dir pr.SronSenburg: Direktion Walter Ziiegel, »rrlin w. 10. Margarethenftratze ». ZernspreS-ftnsitzlutz: Lüdow r»7i /rettsg. üen 29. Mal. Nr. 26S 19l4. Vas wichtigste. * Zn Aichach wurde in Gegenwart des bayrischen Königspaares die 800-Jahrfeier der Burg Wittelsbach festlich begangen. (S. Dtschs. RI * In Hamburg wurde am Donnerstag das neue Institut für Schiffs- und Tropen tran kh eiten eingeweiht. (S. Kol.) * Die Auf ständisch en in Albanien haben sich, um Aziz Pascha-Brioni Widerstand zu leisten, am Skumbi, etwa 10 Kilometer von Kawaja, ver sammelt. (S. bes. Art.) * Das argentinische Parlament wurde am Donnerstag mit einer Botschaft des Vizepräsi denten der Republik eröffnet. (S. Ausl.) * Auf Befehl Carranzas wurden in der Nähe von Sabina fünf Kohlenbergwerke, die Eigentum von Amerikanern und Franzosen sind, von mexikanischen Rebellen beschlagnahmt. (S. Ausl.) * Im Finnischen Meerbusen sind bei einer Ver gnügungsfahrt sechsjungeLeute ertrunken. (S. Nachr. o. T.) Vas vierte ottomanisthe Parlament. 2. Seitdem sich die sogenannten konstitutio nellen Einrichtungen über die Kulturwelt ver breitet haben, ist es wohl noch nicht vorgckom-- rnen, das; zwischen zwei Tagungen nicht allein der Fortbestand der parlamentarischen Verfas sung in Frage gestellt war, sondern auch das Dasein des Landes selbst, für das sie gilt, oder wenigstens die Erhaltung seiner Hauptstadt. Aber im ottomanischen Reiche mochte man im November 1912 einen Augenblick zweifeln, ob sich jemals wieder türkische Kammern in Konstan tinopel versammeln würden! Mit gutem Rechte hat denn auch SultanMohammedV. in seiner Thronrede zur Eröffnung des neu gewählten vierten Parlamentes der in mitten des fürchterlichen Nationalunglückes im merhin noch rühmenswerten Schlacht bei Tschataldscha gedacht, die am 17. November die Hauptstadt vor den Bulgaren rettete. Aber auch nachdem das Schlimmste abgc- wendet und sogar das wichtige Vorwerk Adria- nopel in letzter Stunde zurückgewonnen war, mochten innerpolitische Gründe neue Erwägun gen über die grundsätzliche Frage veranlassen, ob für die Zukunft, die nächste wenigstens, nicht doch besser von einer Wiederholung des immer hin nicht ganz ungefährlichen Spiels mit einer Nachahmung der westeuropäischen Formen abge sehen würde. Als Abdul Hamid II. 1878 das erste türkische Parlament auf „unbestimmte" Zeit in seinem Vertagungszustande zu belassen sich entschloß, konnte persönliche grundsätzliche Vorliebe für den Absolutismus mitbcstimmend gewesen sein; denn damals lastete noch keine eigene «schuld auf der Volksvertretung. Wohl aber hatten ihre beiden Nachfolgerinnen nach dreißigjähriger Unterbrechung, die zwischen 1908 und 1912 in tatsächlich ungefähr republika nischen Zuständen die Mitverantwortung für den elenden Gang der Dinge zu tragen hätten, den türkischen „KonstitutionalismuS" bis in die Knochen bloßgestcllt. Nicht allein, daß die da mals betriebene innere und äußere Reichspolitik sich als gründlich verfehlt erwiesen hat, indem sie nichts als Aufruhr, Krieg und Landverlust über den Staat brachte: man kann es doch auch nur ein Zerrbild der parlamentarischen Regicrungsform nennen, wenn die Volksver tretung zur bloßen Vollstreckerin der im Schoße des „Komitees für Eintracht und Fortschritt" gefaßten Beschlüsse hcrabge- drückt wird. Es läßt sich nicht leugnen, daß seit dem 23. Januar 1913, dem Tage, an dem das „Komi tee" nach einer halbjährigen Unterbrechung die Regierungsgewalt wieder in seine Hand brächte, die Dinge besser verlaufen sind als vorher. Blieben auch ausschweifende Hoffnungen uner füllt, die sich an Envers Staatsstreich geknüpft haben mögen, kam nach dem Aufhörcn des Waffenstillstandes auch nicht einmal ein Sieg wie der des 17. November wieder zustande, so blieb doch auch die um Tschataldscha und Bulair versammelte Hauptstreitmacht vor neuen Schlägen wie denen von Kirkkilisse, Litte Burgas usiv. bewahrt, und bloß den bc- reits vorder abaeschnittenen Außcnplätzen Ja nina, Mvnastir, Stutari und Adria- nvpel erfüllte sich in dem zweiten Kriegsab- schnitte ihr unabwendbares Geschick. Aber hin- terdrcin hat man durch die geschickte Ausnutzung einer günstigen Gelegenheit und ein lange bei den Türken vermißtes kaltes Draufgängertum, das sich an Petersburger Drohungen nicht kehrte, Adrian opel den Klauen der Bulgaren wieder entrissen und anscheinend trotzdem sogar dieses Volk einem künftigen gelegentlichen Zu sammenwirken gegen einen anderen der sieg reichen „Balkan bündler" von 1912 geneigt gemacht. Dazu sind Hunderte französischer Millionen ins Land gebracht, ist durch Auf käufe im Auslande der Kern einer Griechen lands Secherrschaft bedrohenden Flotte ge schaffen, ist mit Rußland ein Abkommen über Armenien getroffen, das diesem schlimmsten Dränger wenigstens einstweilen einen seiner mög lichen Kriegsvorwünde aus der Hand windet. Lag es nun angesichts solcher verhältnis mäßigen Erfolge der Enverschen Diktatur nicht nahe, die Wiedereinberufung eines Parlamentes lieber ganz zu unterlassen? Mag das Komitee auch dafür gesorgt haben, daß die Wahlen ganz in seinem Sinne ausfielcn: einige Erschwerung durchgreifender Maßregeln bringt das Dasein eines solchen Beirates auf alle Fälle mit sich, und z. B. Entschlüsse, wie die Nachgiebigkeit ge gen Rußlands armenische Forderungen, die eine starke Einschränkung der türkischen Souveränitätsrechte bedeuteten, wären einer vielköpfigen Versammlung nicht leicht schmackhaft zu machen gewesen. Und bürgte selbst die bisher immer bewährte Entsagungsfähigkeit des Sultans gegenüber dem selbstwttligen Ge baren der Leute um Enver dafür, daß er in alle Zukunft der Versuchung widerstehen werde, am Parlamente eine Stütze gegen die auch ihn beherrschende Diktatur zu suchen? Die leitenden Männer müssen sich jr gegen solche Gefahren ziemlich gefeit dünken. Ein Parlament ist wieder versammelt am Goldenen Horn, und Sultan Mohammed hat es mit einer schwungvollen Thronrede eröffnet. In Athen hat man alle Ursache, sich ihre Ausdrücke recht genau anzusehen, besonders die sich auf die Insel frage beziehenden Sätze. Die ewigen Optimisten mochten diese in den letzten Monaten für tot halten, da die Pforte ihrer letzten Ver wahrung im Mittwinter keine weitere Folge zu geben schien. Im Berchtoldschen Stile heißt ein solches Verhalten „sich beruhigen", „sich in eine unabänderliche Tatsache schicken" oder so ähnlich. Aber in der Thronrede steht ganz ausdrücklich zu lesen, daß die Türkei die Ent- scheiduilg der Mächte nicht annähme. Eine solche Sprache geht weit über den Vorbehalt hinaus, den die französische Volksseele seit 1871 gegen den Frankfurter Frieden erhoben hat, dessen Anerkennung damals durch die Nationalversammlung erfolgt ist. In den Arti keln des im November 1913 unterzeichneten tür kisch-griechischen Sonderfriedens ist die Jnselfrage nicht geregelt. Wenn Frankreich morgen, ohne nach einem anderweitigen Vorwande zu suchen, sein Schwert mit der ausgesprochenen Absicht einer Rückeroberung des Elsaß zieht, darf man das einen Friedensbruch nennen. Wenn die Pforte um Chios und Lesbos wiederum zu den Waffen greift, braucht sie noch gar nicht einmal irgendwelche Verträge zu brechen. Man weiß, weshalb dem Protest in der Januarnote und jetzt wieder in der Thronrede nicht die Aufforderung an Griechenland folgt, die beiden Inseln ungesäumt zu räume n. So lange die Großkampfschiffe nicht da sind, ist nichts zu machen. Inzwischen verbringt man die Zeit mit Unterhandlungen und verbreitet ab und an ein Gerücht von einer nahe bevor stehenden Verständigung. Aber in Griechen land verfällt man nicht in den Fehler über großer Vertrauensseligkeit. In der epiro tischen Frage hat man schließlich doch nach gegeben und läßt die Truppen abrücken, um diesen Knüppel am Beine los zu sein, wenn's im Aegäischen Meere wieder ernst werden sollte. Nicht aus Besorgnis vor albanischen Flan kenbewegungen, sondern um nicht durch die Un gunst der Adria-Mächte gehindert zu sein, wenn eines guten Tages Konstantinopel in einem anderen Tone reden sollte. Vielleicht steckt in diesen kaum noch ver hüllten türkischen Absichten der eine Schlüssel für den Entschluß der gegenwärtigen Regierung, trotz aller schlimmen Erfahrungen dennoch wie der im besten Falle wertlose, vielleicht aber auch nicht unbedenkliche parlamentarische Experi mente zu unternehmen: sie will sich einen Teil ihrer Verantwortung abbürden. Und außerdem sieht's nobler aus und ist sozusagen Modesachc. vom vielen Re-en. Wir erhalten folgende Zuschrift: Durch die Presse machte nach dem Landtagsschluß eine Aufstellung die Runde, die den einzelnen Ab geordneten die Zahl ihrer Wortmeldungen nach rechnete. Eine derartige Aufstellung ist irreführend: N ich t auf die Zahl derWortmetdungen, son dern auf den Umfang der Reden kommt es an, wenn von parlamentarischer „Vielrederei" gesprochen wirb, zumal da die Zahl der Wortmeldungen nicht immer ganz willkürlich ist. Referate, Registranden- vorträge und die zur Geschäftsführung nötigen Bemerkungen kann man nicht als Reden bezeichnen, die sich je nach dem Witten des einzelnen kürzen oder beseitigen lassen. Mit tat sächlichen Berichtigungen, persönlichen Bemerkungen, Erklärungen und Eeichäftsordnungsdebatten ist es ähnlich. Das alles muß darum bei einer Unter- I suchung über das „Vielreden" ausschalten. Den Um- I fang der einzelnen Reden aber festzustellen, haben wir kein anderes Mittel, als den Raum zu messen, den sie in den stenographischen Berichten beanspruchen Das ist gewiß äußerlich genug. Aber ein anderer Maßstab läßt sich nicht finden. Nach Abzug all der vorgenannten Dinge umfassen die eigentlichen Reden, die in den 92 Plenarsitzungen der Zweiten Kammer gehalten worden sind, genau 2606 Seiten. Für den, der es lesen, anhören oder gar nachschreiben soll, ein ganz beachtliches Quantum! Auf die vier nein fünf Parteien des Hauses — die Regierungsvertreter bilden eine Partei für sich — verteilen sich die 2606 Seiten wie folgt: An der Spitze stehen die 28 Konservativen (der 29 , der Abgeordnete Wunderlich, wohnte keiner Sitzung bei) mit 587 Seiten, nach ihnen kommen die 25 Sozialdemokraten mit 574 Seiten, weiterhin die 27 N a t i o n a l l i b e r a l e n mit 512 Seiten, sodann die 23 Regierungsvertreter mit 495 Seiten, endlich die 7 F o r t s ch r i t t l e r mit 395 Seiten. Die Reden der drei Wildliberalen Langhammer, Merkel und Dr. Roth füllen 43 Seiten. Am Umfang der gehaltenen Reden partizipieren dem nach die Koniervativen mit 22,5 Prozent, die Sozial demokraten mit 22 Prozent, die Nationalliberalen mit 19,6 Prozent, die Regierung mit 19 Prozent, dir Fortschrittler mit 15 Prozent, der Rest entfällt auf die Wilden. Nach der Zahl der Reden stehen ebenfalls die Konservativen mit 406 an der Spitze, Es folgen die Nationalliberalen mit 321, die Regierung mit 269, die Sozialdemokraten mit 221, die Fortschrittler mit 213 und die Wilden mit 29. Es entfallen mithin auf je einen Regierungsvertreter 11'/, Reden und 21 Seiten ,» » 2I'/s „ » „ 19 n „ 56 „ „ 23 14'/, Konservativen . . 14'/» Nationalliberalen . 12 Fottschrittler ... 30 Sozialdemokraten . 9 Wilden 10 Bleiben noch die Redeleistungen der einzelnen Redner festzustellen. Wir geben die Liste der Redner, die zu mehr als 20 wirklichen Reden, nicht Referaten oder Bemerkungen irgend welcher Art Las Wort ergriffen. Von der Regie rung müssen naturgemäß die am meiden beteiligten Minister der Finanzen, des Innern und des Kultus am häufigsten Rede und Antwort stehen. Es sprachen demnach der Staatsminister von Seydewitz 94 Mal, Graf Vitzthum 62 Mal, Dr. Beck 28 'Mal. Die Abgeordneten rangieren folgender maßen. (Wir geben in Klammer immer die Partei des Redners und die Zahl seiner Reden): Günther (Fortschr. 88), Dr. Schanz (Kons. 84), Brodaus (Fort schritt 55), Dr. Böhme (Kons. 41), Opitz (Kons. 41). Hettner (Natl. 37), Fräßdorf (Soz. 33), Dr. Hähnel (Kons. 31), Koch (Fortschr. 31), Nitzschke (Natl. 30), Fleißner (Soz. 29), Kleinhempel (Natl. 25), Sinder- mann (Soz. 25) und Dr. Spieß (Kons. 23). Aber wie schon gesagt: es kommt weniger auf die Zahl, als auf den Umfang der Reden an. Wir fügen darum noch eine Liste der Abgeordneten an, deren Reden insgesamt 25 Seiten über steige». Es sind das folgende Abgeordnete: Günther (Fortichr. 192 S.), Brodaus (Fortschr. 113 S.), Opitz (Kons. 98 S.), Dr. Böhme (Kons. 91S), Fleißner (Soz. 77 S.), Hettner (Natl. 62 S.), Nitzjchke-Leutzsch (Natl. 56 S.), Castan (Soz. 53 S.), Dr Schanz (Kons. 53 S.), Heldt (Soz. 48 S.), Müller (Soz. 46 S ), Dr. Seyfert (Natl. 43 S.), Nitzsche- Dresden (Soz. 42 S.), Krauße (Soz. 41 S.), Dr. Kaiser (Natl. 40 S.), Sindermann (Soz. 40 S.z Dr. Zöphel (Natl. 40 S.). Koch (Fortschr. 39 S.), Dr. Niethammer (Natl. 39 S.), Schmidt-Freiberg (Kons. 37 S.), Dr. Spieß (Kons. 37 S.), Dr. Hähnel (Kons 35 S.), Fräßdorf (Soz. 35 S.), Biener (Hosp, b. d. Kons. 34 S.), Hofmann (Kon,. 33 S.), Uhlig (Soz. Ä S.), Kleinhempel (Natl. 28 S.), Dr. Distel (Fortschr. 27 S.), Anders (Natl. 26 S.). — Die Reden der Minister v. Seydewitz, Graf Vitzthum und Dr. Beck umfassen 167 bzw. 142 und 73 Druckseiten. Die genannten 33 Herren haben den Löwenanteil der parlamentarischen Reden bestritten. Ihre Reden beanspruchen insgesamt einen Umfang von 1920 Druck seiten, die der übrigen 62 Abgeordneten und 20 Re gierungsvertreter aber nur knapp 700 Druckseiten. Um auch die Kehrseite der Medaille zu zeigen, sei erwähnt, daß folgende Abgeordnete, außer dem dauernd durch Krankheit verhinderten Konservativen Wunderlich, nie das Wort zu eigentlichen „Reden" genommen haben: Harter (Kons ), Horst (Kons), Dr. Vogel (Natl.) und Schmidt-Lhemnitz (Soz.). Unsere Betrachtung lehrt mit ziemlicher Deutlich keit, daß kaum eine Partei der anderen nachsagen kann, sie habe zuviel gesprochen, ohne einen Hin weis auf ihr eigenes Konto zu riskieren. Wenn wirklich eine Fraktion von sich sagen darf, daß sie maßgehalten habe, so ist es allein die nationalliberale, die mit einem Redeumsang von 19 Seilen pro Mitglied am günstigsten abschneidet. Insonderheit haben die Konservativen wenig Veranlassung, ob der „Vielrederei" der Zweiten Kammer zu schelten. Von den drei großen Fraktionen haben sie das am meisten belastete Konto. Nur die Fortschrittler übertreffen sie, allerdings um ein beträchtliches. Dabei ist aber doch zu beachten, daß kleine Fraktionen, wenn anders sie ernstlich Mitarbeiten und zu allen auftauchenden Fragen Stellung nehmen wollen, relativ mehr des Guten leisten müssen als größere. Ob dadurch frei- lich ein so gewaltiges Plus, wie sie es tatsächlich zu verzeichnen haben, gerechtfertigt wird, sei dahin gestellt. Ader hat denn wirklich das viel verbreitete und viel geglaubte Gerücht, bas die Sozialdemokraten als die Bielredner kennzeichnet, garnichts Berechtigtes an sich? Nach den bisher mitgeteilten Zahlen scheint es nicht der Fall zu sein. Und doch steckt darin etwas Wahres. Die Sozialdemokraten haben sich im letzten Landtage weniger als die Bielredner, wohl aber als die Dauerredner erwiesen. Und damit haben sie ihren alten Ruf bestätigt. E» gibt Redner, von denen man sagen darf. „Wehe, wenn sie losgelassen." Und die sitzen ausschließlich auf der äußersten Linken. Das sind die Leute, die es unter einem gewissen Quantum, sagen wir einmal durchschnittlich 3 Druck seiten, nicht tu», auch bei gan-, einfachen und fchon längst geklärten Fragen nicht. Das sind die „gefürchteten" Redner, die es meisterlich verstehen, Haus und Tribünen leer zu reden. Das letztere ist nur dann nicht der Fall, wenn fie zu Anfang der Sitzung das Wort erhalten, wenn die Zuhörer noch frisch sind, oder auch, wenn es sich um hervorragende Redner handelt. Das ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Denn auch bei der Sozialdemokratie haben die besten Redner, z. B. die Abg. Sindermann, Fleißner, Lange ujw. mit der Taktik des „Totredens" gebrochen. In der 25 Mann starken Landtagsfraktion saßen nicht weniger als 10 (olche „Dauerredner", bei denen der durchschnittliche Umfang ihrer Reden 3 Druck seilen überstieg die Abgg.H e l d t (9,7 S.,z D r« s ch e r (4.7 iS ). N i tz s ch e - Dresden (4,7 «.), Winkler (4.7 S.), Krauße (4,6 S?, Richter (4.5 E,), Uhlig (3,4 S.), Müller (3,3 S.), Castan 3,1 S.), Illge (3,1 S.) Wir überlassen unsern Lesern die Entscheidung, ob und auf welche der genannten Dauerredner die vorangestellte Kritik zutrifft, sind aber überzeugt, daß manch einer fich bei dem oder jenem Namen der einen oder anderen Rede erinnert, die mehr durch ihren Umfang als durch ihren Inhalt Aufsehen erregte. Eins glauben wir gezeigt zu haben: nicht die Zahl der Reden, sondern ihr Umfang charakterisiert das vielredende Parlament. 28. or-entlicher Serufsgenofsensihaststag. II. Leipzig, 28. Mai. Im weiteren Verlauf der Tagung behandelte Verwaltungsdirektor Marcus-Berlin die Frage der Rücklagen der gewerblichen Berussgenoffenschaften. Nach einem Rückblick auf die parlamentarische Ge schichte dieser Angelegenheit legte der Redner an der Hand von Beispielen dar, wie sich das sogenannte llmlageoer fahren, das die Reichsregierung und die große Mehrheit des Reichstages im Jahre 1884 als Beitragsform für die Unfallversiche rung gewählt hatten, weit über die damals gehegten Erwartungen hinaus bewährt hätte. Er könne dem Verbände nur empfehlen, bei der Forderung einer gründlichen Verbesserung der Rücklagevorschrfften zu beharren. Der Mitberichterstatter Kommerzienrat Mo ni n g e r - Karlsruhe verstärkte durch sehr klare und kräftige Ausführungen den Eindruck des Marcusschen Referats. Den Befürchtungen, daß die Berufs genossenschaften in Zukunft einmal nicht imstande sein könnten, ihren Entschädigungsoerpflichtungcn zu genügen, hält er entgegen, daß die rückläufige Kon junktur der letzten Jahre und insbesondere die Krisis des Jahres 1907, die allein bei 39 Berufsgenossen- schaftcn einen Rückgang der anrechnungsfäbigen Löhne um Zi Milliarde zur Folge gehabt habe, nirgends dazu geführt haben, daß die Derufsgenossen- schaften sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen gezeigt hätten. Nicht durch ^usstapelung ungeheuerer gering verzinslicher Vermögenswerte, sondern durch weiteren Ausbau des Heilverfahrens, des Samariterdienstes und namentlich auch der Unfallverhütung werde am besten für die Zukunst Sorge getragen. Zu beiden Referaten wurde die nachstehende Entschließung angenommen: „Der 28. ordentliche Berussgenossenschaftstag hält an dem Umlagevcrfahren, daß die verbündeten Regierungen und die überwältigende Mehrheit des Reichstages bei Schaffung der reichs gesetzlichen Unfallversicherung nach reiflichster Er wägung als Beitragsform gewählt hatten und das sich seither in nahezu 30jährig«r Erfahrung weit über die anfänglichen Erwartungen hinaus be währt hat, unverbrüchlich f e st. Gegen jeden Versuch, es Lurch die Kapitaldeckung ganz oder teilweise, unmittelbar oder auf dem Umwege der Ansammlung entsprechend hoher Rücklagen, zu er setzen, legt der Berufsgenossenschaststag im Namen der Gesamtheit der deutschen Industrie, des in die Versicherung einbezogenen Handwerks, und der übrigen auf der Tagung vertretenen Kreise des deutschen Gewerbfleitzes Verwahrung und Wider spruch ein. Nach wie vor kann der Verband der deutschen Berufsgenossenschaften als einzigen be rechtigten Zweck einer Rücklage nur den an erkennen, daß für vorübergehende Zeilen wirtschaft lichen Drucks die Mittel zu vorläufiger Deckung hoher Bcitragsfälle ohne allzugroße Mehrbelastung der ,zahlungsfähig gebliebenen Mitglieder jederzeit bercitliegen. Für diesen Zweck aber genügt eine Rücklage in dauernder Höhe des zweifachen Be trages der jeweiligen Jahrcsrentensumme völlig und reichlich. Der Berufsgenossenschaststag be dauert deshalb, daß der Reichstag die Einwände, die von berufsgenossenschaftlicher Seite, insbesondere in dem Buche des Verwal tungsdirektors Marcus, gegen die Berechnungen der finanziellen Begründung zur Reichsoersiche rungsordnung erhoben word-en sind, nicht einmal, wie bei der Verabschiedung des Gesetzes in Aus sicht gestellt, einer Prüfung durch unparteiische Sachverständige für wert gehalten und daß er den Artikel 63 r.>es Linführungsgesetzes zur Reichsver sicherungsordnung durch die Borlage der neuen Denkschrift für erledigt erklärt hat. Der Beruf«, genossenschaftstag wiederholt in dringender Form seine Bitte, die gesetzgebenden Körperschaften möch ten bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit die Borschriften der 743, 744 der Reichsoersiche rungsokdnung, die unter einer zu weitgehenden Belastung der Gegenwart und der näheren Zu kunft auf eine Derdrängung des Umlageoerfahrens