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Ausaabe L und 8 Nummer 141 — 21. Iahryanq vrlcheini ema. »>o- . n»> NviItt.Glaiieiitilnflkn.-eimai uud Veil' und der MnderdcUafle,gvr «nlrr Neluen kenn'. IvwN den ilerldetlaaeu ,11nwrk>niln»n und Wille»' .Die vraNilckie Hm<»> rau' .r«S qul, r»lb'. Monailicker Ve»ua»pr«1» »InSAade N mll Si.-Vemw-VIkM 9,70 »iuSnnbe N ohne Si.-Beniio-BIatt-» 9,2» Ilnjelnummer li» Sonnabend. u. EonnlaanummerSV Hauplichrillleiler Dr. v>. D«ek»yk, Dresden. — Sonnlag» den 1«. Juni 1922 iverlaaSorli Dresden W Slnzeigrnpreise: Die laelvallcne peiilrciie Z. ganivnii- IW ^W W mueise» >»SicIleii»el»che 21» z. Die pniliellamc^ttc. NN mm. WM^^U dreit. I ^ür Niireiaeii aiisierholb des 7!erdreiiiniaSneb eie? 4«» diepeiiirettmuczeile l.iinx. Brie«i,ed.!1<>4 IM.7NU- W höherer Gewalt erMchi iede 7ierdNi<dim»i aui 9!e'enmn wwie Lrliiitwiil «elchültlilher Detli G. Winkel, Dresden. voltssettuns welchiistSfteile, Drurt und Merla«! viermaniq, Vtiihdruclerei und Verla» oreSden-N. 1, polierstr. 17. geriir»' 2IVI2. volllchcikkonlo Dresden 10M. Band anto riad'bank Dresden Br.S17S7. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitiina vreSden-kittlladl 1 Polierltral,« 17. »ernrw 2MU und 21012. Neuwahl in Kegen Ole letzte Landtagswahl vor dem Reichstags-Wahlkampf cnb. Darmstadt, 17. Juni. Die hessischen ilvähler werden am Sonntag den erst am 15. November vorigen Jahres gewählten, durch den Staats- gericktshof für ungültig erklärten Landtag neu zu wählen haben. Im Wahlkampf, der in der Hauptsache nur eine Woche gedauert hat, spielten der Regierungswechsel und die Notver ordnungen die Hauptrolle. Es sind diesmal nur neun Wahlvorschläg« ein gereicht gegen dreizehn bei der vorjährigen Landtagswahl: Hessische Landvolkpartei, Deutsche Volkspartei, Deutsche Staats partei, Lhristlichsozialer Bolksolenst, Volksrcchtspartei und Wirtschastspartei haben sich zur „Nationalen Einheitsliste" zu- sammengcschlossrn. In hessischen politischen Kreisen ist man ge spannt, wie sich dieser Zusammenschluss stimmenmäßig answir- ken wird. Die in der „Nationalen Einheitsliste" vereinigten Parteien hatten bei der leisten Wahl zusammen fünf Sitze er langt. Dabei war allerdings die Wirtschastspartei wegen Nichtzulassung ihres Wahlvorschlagcs ausgefallen. Im allgemeinen nimmt man nicht an, daß der neue Land tag ein wesentlich anderes Erficht bekommen wird. Die Nationalsozialisten, die bisher 27 von 7l> Sitzen inne hat ten, müssten einen Zuwachs von mehr als 100 000 Stimmen er halten, um die absolute Mehrheit zu erlangen. Einen solchen Gewinn hält man aber für nicht wahrscheinlich und rechnet in- fölacdcsscn damit, daß auch im neuen Landtag die Regierungs bildung auf die gleichen Schwierigkeiten flohen wird wie im Ellen. . Bei der Landtags wähl vom 15. November 1521 halten erhallen: Sozialdemokraten 168 255 Stimmen, Zen- Irum 11211V, Kommunisten 100 325, Deutsche Volkspartei 18 325, Staatspartei 10 753, Christlich-Soziale 15 712, Landvolk 20 786, Deutschnationale 10 851, Nationalsozialisten 251158. Die Mandate im alten Landtag verteilten sich folgender massen: Sozialdemokraten 15, Zentrum 10, Kommunisten 10, Deutsche Volkspartei 1, Staatspartei 1, Christlich-Sozial« 1, Landvolk 2, Deutschnationale 1, Nationalsozialisten 27. preußische Sparnotverordnung vor dem Staatsgerichtshof wtb. Leipzig, 18. Juni. In der Verfassungsstreilsache wegen der preussischen Spar notverordnung vom 12. September 1931 vor dem Staats gerichtshof für das Deutsche Reich formulierten die Vertreter der deutschnationalen Fraktion des Preussischen Landtages ihren Hauptantrag dahin, die ganze Verordnung für verfassungswidrig zu erklären. Im Falle der Ablehnung dieses Antrages wird hilssweise beantragt. 5 verschiedene Teile der Notverordnung für verfassungswidrig zu erklären, darunter namentlich die Bestimmungen über die Emeritierung der Hoch schullehrer und die Gleichstellung der Kommunalbcamten mit den Staatsbeamten. Der Vertreter der preussischen Regierung bean tragte Zurückweisung sämtlicher Anträge. Auf Befragen des Vorsitzenden wurde mitgeteilt, dass die Gehaltskürzungen bei den Kommunalbcamten durch die Sparverordnung den Gemein den «ine Jahreserfparnis von 100 Millionen M. gebracht habe, während auf der Abstusungsändcrung, von der etwa 250 Ge meinden betroffen werden, für diese Ersparnisse auf etwa 3V Millionen M. zu beziffern seien. Die Verkündung der Entscheidung des Staatsgerichts hofes ist für Montag 10.30 Uhr in Aussicht genommen. Kurze Pause in Lausanne Nach dem ersten Asti Lausanne, 18. Juni. Die Konferenz hat nach Beendigung der Generaldebatte, In der die Vertreter Deutschlands, Franstreichs, Englands und Italiens zu Worte gekommen sind, sich bis Dienstag vertagt. Am Montag findet ein« Sitzung der sechs einladenden Mächte statt. Der heutige Tag und der Sonntag Ist Einzelbesprechungen gewidmet. Zu Beendigung der ersten Etappe der Konferenz, die durch den Zahlungsaufschub filr die Dauer der Konferenz gekennzeichnet wird, schreibt uns unser Mitarbeiter in Lausanne: Die Generaldebatte am Freitag war im Grunde zu sehr, was bezeichnend Herr Herriot bestritt, ein deutsch, fr er nzösisches Duell, bet dem allerdings zunächst nur Rede und Antwort getauscht wurde. Der deutsche Reichs kanzler hat, wie schon erwähnt, die Lage des Reichs und die Unmöglichkeit, auch nur einen Pfennig Reparationen tt» zahlen, dargeleat, und von verschiedenen Seilen, deut scher wie ausländischer, konnte man hören, dah diese Rede wirkungsvoll war. Recht wirksam war der Hinweis Darauf, dah auf dieser Konferenz nicht über juristische Fra gen zu streiten, sondern die Tatsachen anzuerkennen seien imd eine Lösung gesucht werden müsse, welche den nun ein mal bestehenden Verhältnissen entspräche. Dah man die Wirkungen der Neparationslasten auf Deutschland gerechter nach dem Verlust, den unser Land erlitt, als nach dem Gewinn, welchen die anderen erzielt hätten, berechnen müsse, ist ebenfalls richtig. Doch glauben wir, dah auch schon eine genau« Nachprüfung der tatsächlich von den Gläu bigern erzielten Gewinne Deutschland moralisch und fak. tisch von jeder weiteren Zahlungsverpflich. tung fretsprechen müsse. Mit aller wünschens werten Deutlichkeit und durchaus auf der Linie der früheren B r U n i n gs e r k l ä r u na hat der Kanzler di« endgültige Lösung durch eine völlig« Reparations streichung verlangt nm der glücklichen nnd durchschlagenden Formel, dah die Reparationen ursprünglich zum Auf bau der zerstörten Gebiete bestimmt gewesen seien, dah aber die Erfahrung gelehrt habe, dah sie anstatt aufbauende, nur zerstörende Wirkungen gehabt hätten. Freilich glaube» wir nicht, dah die Kanzlerrede etwas verloren halte, wenn die Wendung vom gegenwärtigen : letzten Versuch, die „aulbguzvilligen Kräfte" Deutschlands j zusammenzurufen, 9?--- st« — wie ge ¬ wisse bekannte Wendungen der Regierungserklärung vom 4. Juni — leicht mißdeutet werden könnte. So klarste!« lend die Darlegung des Italieners Mosconi, so be grüßenswert di« Erklärung des englischen Finanzministers Chamberlain waren, der zwar nicht ausdrücklich von „völliger Streichung", aber doch sehr entschieden von der Notwendigkeit „endlicher und endgültiger Lö sungen" selbst um den Preis von Opfern sprach, so b«. deutlich war die französische Antwort trotz aller Mähigung im Ton. Glaubt Herriot mit Zahlenkunststückchen wie einer bloßen Gegenüberstellung der Staatenoerschuldung (Deutschland 12, Frankreich 31, England 108 Milliarden Reichsmark) ohne alle Berücksichtigung des Faktors der pri vaten Auslandsschulden zur sachlichen Beilegung und zur Fortführung der Debatte glücklich .beitragen zu können? Sein Hinweis auf die Reichsbahn, die sich — lvenn sie von der Verkehrsabgab« von 660 Millionen jährlich be freit würde — in einer privilegierten Lag« befände und die immer wieder erneute Betonung der Zusammenhänge von Wirtschaft und Politik, von wirtschaftlichen und po litischen Ideen, die bekanntlich im franzsischen Munde einen ganz besonderen Sinn hat, dürfte die Gefahr der kommen den Reparationsdebatte umschreiben. Frankreich hat sich heute ausdrücklich gegen die Streickfung ausgesprochen, zu gleich aber und für alle Fälle Konzessionen auf wirt- ichaftlichem (Reichsbahn) und politischem Gebiet (der ganze Problemkreis der politischen „Beruhigung", dessen Hintergründe ohne weiteres klar sind) angcmeldet. Die Gegensätze bestehen unverändert fort, und werden die privaten Besprechungen der Minister, die für morgen vor gesehen sind, daran etwas ändern? Wird man in den Beratungen der Unterausschüsse einander näherkmnmcn? Die Methode ist gleichgültig. Fest steht, dah die Welt von Lausanne m«hr erwartet, als einen bloßen Zahlungs aufschub" Zulammeuftötze In Hamburg Awei Polizeibeamke schwer verletzt Hamburg, 18. Juni. 2m Stadtteil St. Georg kam es iu schweren AusammenslSben zwischen poltzeibeamken und Kommunisten. Dl« zur Auflösung kommunistischer An- sammlungen anrückenden Beamten wurden beschossen. Zwei Beamte trugen schwere Bauch-, hals- und Rückenverletzungen davon» ihr Zustand ist lebensgefährlich. Vie Polizei ernst- derle da« Jener und nahm vierzehn Personen fest. Drei Al- vilislen, zwei Männer und eine 2rau, wurden verlebt. Brünings Erben Das Konzept für Lausanne. Brünings Konzept hat der Reichskanzler v. Papen am Freitag in Genf vorgetragcn. Brünings Arbeit ist es gewesen, die diese Konferenz über die Reparationen, in der endlich offen von der Auslöschung aller politischen Forderungen gesprochen werden kann, ermöglicht hat. Brünings Erfolg ist es daher, wenn diese Konfe renz, ehe die Zusammenarbeit der jetzigen Delegations führer recht zum Zuge gekommen ist, mit einer Ausset zung aller politischen Zahlungen für die Dauer der Konferenz beginnt. „Hundert Meter vor dem Ziel" — das ist also keine politische Phrase gewesen, wie es Uebelwollende und Zweifler ausgelegt haben. Nur politische Säuglinge kön nen glauben, daß die Erklärung der Gläubigermächte in Lausanne ein spontaner Entschluß gewesen sei. Höchstens die Form, in der diese Erklärung abzugeben war, kann noch strittig gewesen sein. Der Sache nach aber hatte Dr. Brüning schon die Gewißheit, daß die Gläubigermächte in Lausanne in diesem Sinne Stellung nehmen würden. Und er traute sich die Fähigkeit zu, von diesem Anfangserfolg bis zum Enderfolg durchzustoßen. Dieses Ber- trauen in die Persönlichkeit Dr. Brünings haben Millio nen deutscher Volksgenossen gehabt. Aber man hat andere Leute nach Lausanne geschickt. Freiherr von Neurath und Herr von Papen mögen ausgezeichnete Diplomaten sein. Aber werden sie die Mög lichkeit haben, die Chance von Lausanne so auszunutzen, wie das Dr. Brüning gekonnt hätte? Bei aller persön lichen Achtung glauben wir nicht, daß irgendein anderer Vertreter Deutschlands Dr. Brüning in der souveränen Beherrschung des Reparationsproblcms gleichkommen kann. Und ob es sehr förderlich für die Verhandlungen sein mag, wenn dem Vertreter des französischen Klein bürgertums Herriot, der sich seinen ersten Zylinder kaufte, als er 1924 Ministerpräsident von Frankreich wurde, aus gerechnet zwei Herren gcgenübersitzen, die ihm als Reprä sentanten des kaiserlichen Deutschlands von einst erscheinen müssen? Jene Atmosphäre des Bertraucns, die Dr. Brü ning bei früheren internationalen Konferenzen zu schaf fen wußte, wird die jetzigen Vertreter Deutschlands schwerlich umgeben. Und wir blicken nach Lausanne in der bitteren Sorge, ob das Erbe Brünings gut verwaltet wird. Und der innere Friede? Wie cs daheim verwaltet wird, sehen wir. Die von Dr. Brüning geplante großzügige Siedlung, die 600 000 Menschen Arbeit geben sollte, hat inan mit Rück sicht auf den Großgrundbesitz im Osten dem Volke vor enthalten. Dafür hat man ihm die Parteiuni formen wiedcrgegeben. Mit Ausnahme von Süddeutsch land marschieren am Sonntag überall die „braunen Ba taillone" auf. Teilweise schon in den neuen Uniformen, die so geschmackvoll an die Kleidung der englischen Sol daten erinnern. Wer die Besetzungszeit miterlebt hat, konnte am Freitag denken, wir hätten die „Sieger" wieder im Lande. Und sic fühlen sich auch als Sieger, die Herren von den SA. und SS. Wir erinnern uns noch des Tri umphes, mit dem am Vorabend der Münchener Räterepu blik ein Rotgardist ausrief: „Jetzt kommt's so, daß mir d'Herrn sau!" Das gleiche Gefühl spricht aus den selbst bewußten Blicken, mit denen die Legionäre Nöhms die Passanten mustern. Es fehlt nur noch, daß sie verlangen, man solle vor ihnen vom Bürgersteig hcruntcrgehcn. „Sie halten Siegesfest, sie ziehn die Stadt entlang, Sie denken Schleswig-Holstein zu begraben ..." so fühlte es einst Theodor Storm beim Sieg der dänischen Partei in Schleswig. Die braunen Gardisten denken auch etwas zu begraben, nämlich die deutsche Republik, den unter Not und Schmerzen aus den Trümmern des Krieges errichteten Volksstaat. Die neue Negierung hat den Heerscharen des Herrn Hitler die Straßen freigegcben. Ruhe und Ordnung, die durch das Verbot der Partciuniformen und der radikalen Weltorganisationen unter Dr. Brüning so lange aufrecht erhalten waren — werden sie nun gewahrt werden? W i r Keuler Heimat und Welt (IN. Wochenbellag«) Für unsere kleinen Leute Turnen, Sport, Spiel