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Leipziger Tsgedlsn 4. veUsgr. Mittwoch. l5. November lStl igabe« »ross gerich» Privat« TvIZulLV, I-eiprig, 6»MMsss 8 »«««»> ? »arbeit l r«hn L 82S ispon- seine, lenzen rir» e und diese- 4 durq »Ivr. »»rr«t tgazin »isrir edt. OS. uent, riert, mit sind, oder ttttl» steuun, *«n>» Sprüche» >a dieses Nr. 317. los. 3stzrysng. Imole«' ^ittepungLlltzpeso^en vom 14 Xovcmkvr, mittoxs 12 Olir. bätig- diescs r«rs» wettervcricht «ler li. 8. I «»«I«8-HV«ttvrv»rte, irre»«!«» tVitteiunu in 8aoiisen nm 1t. Xovcinder 1911. Lpvrialkaus ßün samUivkv UvnnvnanKilLvI ^n§«i«eigung Fvinsn Üsi'nsn-Lai'slsnok« un«I Wasvkv navk f-f Tolditz, 14. November. (Einen bedauer lichen Unfall) erlitt ein in der Herrengasse in Stellung befindliches 15 Jahre altes Dienstmädchen. Es war zum Zwecke des Ueberwinterns von Rosen stöcken und um das Laub von diesen abzustreifen, Oie Tätigkeit ües Vereins zur Nrdeits> belchsffung Mr BeüürMge. Nun die Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden geschlossen ist, lohnt es sich wobl, noch ein mal der Ausstellung zu gedenken, mit der dort der Leipziger „Verein zur Arbeitsbeschaffung für Be dürftige" vertreten war. Sie bestand aus einer Wäscheausstattung, besonders Bett- und Kranken wäsche, welche streng nach den Grundsätzen der Sus Sschlen. Dresden, 14. Nov. * Ueber die Errichtung des Hygienemuseums, das Geh. Rat Lingner bekanntlich der Stadt zum Ge schenk gemacht hat. sind, wie den „Dr. N. N." von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, noch keine be stimmten Entschlüsse gefasst worden. Vor allem ist die Platzfrage noch nicht entschieden. Die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte über die zukünf tige Lage des Museums — man sprach von dem Areal an der Herzogin Garten und von dem Platze hinter dem Ministerium, gegenüber dem Zirkus — sind lediglich Vermutungen und entbehren vorläufig jeder Begründung. Bon andrer Seite war auch das alte Ständehaus auf der Landhausstraße mit der Angelegenheit in Verbindung gebracht worden, doch dürste der Plan, das Ständehaus provisorisch als Aufbewahrungsort für die Schätze der Populären Halle zu benutzen, daran scheitern, das; ein groszer Teil der Räume von den König!. Sammlungen mit Beschlag belegt worden ist. Als ständiges Museum kommt der alte Barockbau auf der Landhausstraße schon deshalb nicht in Frage, weil er im Inneren zu klein ist, um den räumlichen Anforderungen zu genügen. Die Objekte der Populären Halle werden vielmehr nur in einem eigenen Heim Aufstellung finden. auf eine Leiter gestiegen. Hierbei war das Mädchen abgcrutscht und jo unglücklich gefallen, dass ihm der Rosenstock tief in den Unterleib eindrang. Wegen der erlittenen schweren inneren Verletzungen musste gestern das Mädchen in das Leipziger Krankenhaus ubergeführt werden. n. Chemnitz, 14. November. lZu dem Familien drama in Borna), über das wir ausführlich be richteten, ist jetzt zu melden, dasz die Untersuchung der Leiche des Fräuleins Beckert ergeben hat, dasz das Mädchen sich selbst erschossen hat. Der verdäch. tigte Bräutigam des Mädchens, Lehrer Hochmuth, ist nunmehr heute aus der Untersuchungshaft entlassen worden. nxl Bautzen, 14. November. (Sterbe lasse der Redakteure.) In einer am Sonntag hier ab- gehalienen, gutbesuchten Sitzung des Bezirks vereins „Lausitz" des Landesverbandes sächsischer Redakteure und Berufsschrift fieller ist nach einem Vortrage des Versicherungs syndikus des Landesverbandes Herrn Waldheim cinstimmig der Beitritt des Lausitzer Bezirksvercins zu der demnächst obligatorisch einzmiihrenden Sterbe kasse beschlossen worden. KsnzülM-Songo sls LompenlatillnsllbjLkt. Leipzig, 15. November. Zm Trotzen Festsaale des Zentraltbeaters fand sich gestern abend ein überaus stattliches Auditorium ein, um in einer von der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abt.Leipzig, veranstalteten Versammlung dem Vortrag eines um die deutsche Kolonialpolitik io hochverdienten Mannes, wie des Herrn Majors a. D. W. La n g h «l d, über „Französisch-Kongo als Kompensationsobjekt" seine voll« Aufmerksamkeit zu schenken. Major Lang held, der aus seiner langjährigen Tätigkeit wie kaum ein Zweiter unserer beiden großen Kolonien Kamerun und Deutsch-Ostafrika, sowie deren Bewohner kennt, nahm zunächst in «instündigen Ausführungen zu dem deutsch-französischen Marokko-Abkommen Stellung und entrollte dann daran anschließend an der Hand Mlreicher prächtiger Lichtbilder ein lebensfrisches Bild unserer neueiM Kolonie Kamerun. Kongo. Mit gespaMstester Aufmerksamkeit folgte Hygiene eingerichtet ist, die daher auch ungeteilten Beifall und allgemeine Anerkennung von Aerzten und Laien fand und schließlich durch die Preisrichter mit der silbernen Medaille ausgezeichnet wurde. In den zwanzig Jahren seiner uneigennützigen und segensreichen Tätigkeit ist der „Verein zur Arbeitsbeschaffung sür Bedürftige" zwar nicht un- belannt, aber doch viel zu lehr im Hintergründe der allgemeinen Interessen geblieben, so daß erst jetzt, anläßlich der soeben erfolgten Auszeichnung, seine Ziele und seine Arbeit in den Vordergrund treten. Da der Zusammenschluß der Heimarbeiterinnen, der den Organisierten Arbeit und Schutz ver mittelt, für die Frauen, welche diesem Vereine nicht angehören, nicht in Betracht kommt, jo ist es doppelt nötig, auch den Nichtorganisierten Frauen, die arbeiten wollen und können, regelmäßige Ein künfte zu sichern. Wer in jener langen Reihe von Jahren zusehen durste, aus welchen rein menschenfreundlichen Ge danken heraus die Bestrebungen des Vereins zur Arb. f. B. erwuchsen, wie viel Kraft und Zeit edle und opiermutige Frauen auswandten, um das sür Leipzig so notwendige Werk lebensfähig zu machen, der wird dem Unternehmen in seiner jetzigen, viel- verrweigten Gestalt seine Schätzung nicht versagen wollen. Denn wir, die wir satt zu essen haben und ein leidlich sicheres Dach über dem Kopfe, wir sehen es sehr oft nicht, oder wollen es nicht sehen, wie unsere "Mitschwestern in Sorge leben und nicht wissen, wo sie für ihre Kinder und sich das Brot hernehmen sollen, wenn der Mann krank oder tot ist oder seine Familie nicht versorgt, oder wenn jene tausend Zu fälle des Ledens über sie hereinbrechen, die eben nur der Reiche mit Ergebung ertragen kann. Für alle diese Frauen, die arbeiten müssen und die der Haushalt oder die Sorge um tleine Kinder oder Kranke verhindert, ihre Beschäftigung außer dem Hause zu suchen, war es notwendig, eine Arbeits quelle zu schaffen. Der Verein z. A. f. B. gibt jenen Frauen, die in weiblichen Näharbeiten geschickt sind, fortlaufende und gesicherte Tätigkeit und zahlt vor allem dafür angemessenen Lohn. Da der Verein auf eigenen Gewinn verzichtet, io werden die Einnahmen nur dazu ver wendet, ihn zu erhalten, und durch die Beiträge seiner Mitglieder und Freunde wird er darin unter stützt. Man kann sich vorstellen, wie die Bitten um Arbeit, die zu dem Vereine dringen, ständig wachsen und wie nötig es ist, durch Abnahme der Näharbeit sein Liebeswcrk zu fördern, zumal da die Preise der zum Verkauf gelangenden Wäsche und Kleidungs stücke die gleichen sind wie in den entsprechenden Geschäften. Im Anschluß an die vorausaeschickte Notiz möchten wir einige der Gegenstände oejonders nennen, vor allem auf die Neuerungen in Krankenwäsche und Bettwäsche Hinweisen, die mit Reichsmusterschutz ver sehen, sämtlich Erfindungen und Verbesserungen der leitenden Frauen des Vereins sind. Ebenso ist das Gebiet der Hotel- und Sanatoriumwüsche sowie die Kleidung von Aerzten und Pflegerinnen ganz be sonders berücksichtigt. Für Krankenhäuser kommen in Betracht: 1) Festschließende Kopfkissen- und Deckenbezüge, die das Inlett vollkommen schützen, was bei dem bisherigen Verschluß durch Bänder nicht der Fall war. 2) Anknöpsbare Unterlagen, die zugleich das Bettuch festhalten und den Kranken ein besseres Lager geben als bisher. 3) Kopf-, Keil- und Fuß-Kissenbezüge ohne jeden Verschluß, die sestsitzen und das Inlett schonen. Für Hotels und Sanatorien sind vor allem 1) der praktische Ueberzug mit befestigter Stepp- oder Woll decke zu nennen und 2) der auswechselbare Bett vorleger. Ebenso sind in der Krankenkleidung und bei der Krankenpflege sinnreiche Neuerungen ein geführt, wir nennen nur die Spuckfläschchentaschen für Lungenkranke, die schon lange in den Lungen heilstätten Earolagrün und Römhild im Gebrauche sind, und die Leibbinden für Eisbeutel, Umschlag oder Wärmflasche. Als letztes soll noch der auswechselbaren Kleider tasche für Männer und Frauen, Gesunde und Kranke gedacht werden. Es sind Taschen aus weißem Wasch stoff, die durch ein paar Knöpfe in die Kleidertafche eingefügt werden und eine wesentliche Verbesserung der üblichen Gewohnheit, jahrelang mit derselben schmutzigen Tasche einherzugehen, m sich schließen. Ganz besonders soll hier noch auf die Ausstellung des Krankenbettes hingewiesen werden, die Mitte November im Verkaufslokal des Vereins. Gewand gäßchen, Laden 9, zu sehen ist, und die besonders für Aerzte und Inhaber von Sanatorien von Inter esse sein dürfte. die Zuhörerschaft den fesselnden Ausführungen des Redners, die dadurch besonders an Wert gewannen, daß er in leidenschaftsloser, nüchtern abwägender Weise zum Marokko-Aokommen Stellung nahm. Major Lanaheld erörterte zunächst die Frage, ob cs nicht ein Gebot der Staatsnotwendigteit gewesen wäre, daß Deutschland den südwestlichen Teil Marokkos als Siedelungsland und Erzlagerstätte er- worben hätte, ob wir nicht auch deshalb hätten darauf bestehen müssen, in Marokko festen Fuß zu fassen, weil Frankreich den Plan verfolgt, nordasrikanische Trup pen so au^ubilden, daß es sie in einem eventuellen europäischen Kriege verwenden könne, ob wir endlich nicht im westlichen Marokko einen Flottenstützpunkt hätten erwerben sollen. Der Redner beantwortete diese dreifache Frage dahin, daß wir alle diplomatische Kunst hätten verwenden sollen, um in Marokko kolo niales Neuland zu erweroen. Er könne aber der Ne gierung wegen ihres Verzichts aus Marokko keinen Vorwurf machen, wenn die Regierung tatsächlich vor der Wahl gestanden habe, zum Schwert zu greifen oder nachzugeben. Wegen Marokko einen europäischen Krieg zu ent fesseln diese Verantwortung hätte der Redner, obwohl er selvst ein Krieger vom Scheitel bis zur Sohle, der in manchem Gesecht dem Tod furchtlos ins Auge ge schaut hat, auch nicht übernehmen wollen. Die Männer, die jetzt so leichtfertig vom Krieg reden und schreiben, ahnen nicht, welch ungeheure Verantwor tung die Staatsmänner auf sich laden, die einen Krieg entfesseln. Nachdem nun einmal nach Ansicht der Regierung territorialer Erwerb in Marokko aus geschlossen war, mutzte sich der Gedanke von Kompen- Mionen von selbst ergeoen. Es mar auch selbstredend, daß wir alles aufb'.eten mußten, um unsere wirt schaftliche Stellung in Marokko zu behaupten. Der Redner vertrat die Anstcht, daß durch das deutsch französische Abkommen, st'weit unsere wirtschaftlichen Interessen in Frage ständen, deren Sicherstellung, so weit dies überhaupt in Staatsoerträgen möglich sei, gewahrt sei. Was man in dieser Beziehung billiger weise verlangen könne, scheine ihm erreicht zu sein. Pessimistischer beurteilte der Vortragende den zweiten Teil des Marokko-Abkommens, die Kougo-Kompen- satron. Schon den Gedanken an sich, die Kompensationen gerade am Kongo zu suchen, hält Major Langheld für wenig glücklich. Ihm sei beispielsweise der Ge danke weit sympathischer gewesen, unsere blühende kleine Togokolonie durch den Erwerb des ebenso zu kunftsreichen französischen Dahomey-Landes zu ver größern. Bezüglich der Kongo-Kompensationen sei nun zweierlei zu unterscheiden: die Erwerbungen im Süden und Südosten und die Erwerbungen im Osten und Nordosten. Was die südlichen Erwerbungen anbe langt, so handelt es sich hier um Urwaldregionen, die gewiß ihren Wert haben, die aber nicht den wert vollsten Gebieten Kameruns zuzuzählen sind. Wenig glücklich sei die östliche Abgrenzung mit ihren beiden Landzipfeln zum Kongo und zum Oubangi. Wenn gesagt werde, daß wir durch diese Landzipfel den Zugang zum Kongo besäßen, so wäre das ja richtig, aber durch den schiffbaren Sanga und die Bestim- mungen der Kongo-Akte besaßen wir diesen Zugang auch schon bisher und dann ist der direkte Verkehr des südöstlichen Kamerun mit der Küste kürzer und billiger als der Verkehr über den Kongo. Die jetzige komplizierte Grenze erschwere die militärische Be herrschung der im Südosten neuerworbenen Länder streifen außerordentlich. Zunächst habe der Referent die Erwerbungen im Südosten nicht so pessimistisch beurteilt, aber da habe ihm die Karte des „Berliner Lokalanzeigers" vorgelegen, die die südöstlichen Er werbungen weit günstiger erscheinen ließen, als sie es in Wirklichkeit nun sind. Wesentlich günstiger be urteilte der Redner den Gebietszuwachs, den wir im nördlichen Osten erhalten, wo wir fruchtbaren Boden und eine kulturell hochentwickelte mohammedanische Eingeborenenbevölkerung vorfinden. Freilich haben wir Liesen Gebietszuwachs dadurch erkauft, daß wir das gleichfalls sehr wertvolle Zwischenstromland an Frankreich abtraten, so daß der wirkliche Gebiets zuwachs in diesen Gebieten so gering ist, daß wir hier richtiger von „Erenzregulierungen" sprechen. Die Gebiete, die wir im nördlichen Osten neu erhalten, haben aber gegenüber denen des Südens noch den Vorzug, daß ihre wirtschaftliche Erschließung nicht in der Hand von Konzessionsgesellschaften liegt. Eine sehr bedenkliche Bestimmung des deutsch-französischen Abkommens ist das Zugeständnis an Frankreich, den Venue, Mayjo Kebi entlang bis zum Logone, also in deutschem Gebiet, in gewissen Zwischenräumen Etappenstationen anlegen zu dürfen. Frankreich kann zu diesem Zweck für jede Etappenstation bis zu 50 Hektar Grund und Boden beanspruchen. Der artige große französische Stationen mitten in deutschem Gebiet werden viele Unzuträglichkeiten im Gefolge haben: auf die Eingeborenen werden sie ver- s wirrend wirken. Major Langheld, einer der wenigen Deutschen, die Kamerun und seine östlichen Grenz gebiete — wie er dies auch in seinem Werke „20 Jahre in deutschen Kolonien" ausführlich behandeltö —, wirklich kennen, war er unter anderem doch Resident von Adamaua und den deutschen Tschadseelündern, schließt sich also dem Urteile, das alle hervor ragenden deutschen Kolonialmänner in diesen Tagen über das deutsch-französische Abkommen gefällt haben, im großen und ganzen an. Es klang ziemlich resig- niert, wenn .. zum Schluß bemerkte, daß an dem Abkommen, das ja nach dem Wortlaut der Verfassung der Zustimmung des Reichstages nicht bedarf und das von der französischen Kammer wohl ohne Zweifel angenommen werden wird, nichts mehr zu ändern sei und daß uns jetzt die Aufgabe bliebe, die neugewon nenen Gebiete, so gut als es eben geht, der deutschen Volkswirtschaft nutzbar zu machen. Es bleibt uns gegenüber dem deutsch-französischen Abkommen nichts anderes übrig als „to rnatzo tfis ok it." .... fRauschender Beifall folgte.) Mitteilungen ües Sschlilchen Gsttwirtsverbsnües. Dresden. Der Verein der Saalinhaber Dresdens und Umgebung hat sich in seiner Versammlung vom 25. Oktober gegen den Beitritt zum paritäti schen Arbeitsnachweis erklärt, weil hierzu kein Bedürfnis vorliegt und durch den völlig kosten freien Arbeitsnachweis sich bald ergeben wird, daß die Arbeitnehmer bei der geringsten Veranlagung die Arbeit niederleaen werden, weil ihnen der Stel lenwechsel nichts kostet, auch vermag man nicht die gleichmäßige Heranziehung der Arbeitgeber zu den Kosten des Nachweises als gerecht zu bezeichnen. 2lls ungerecht wird es bezeichnet, dog, wenn Nichtvereins mitglieder den Nachweis benutzen, dieselben die Hilf-- kräfte kostenlos erhalten. Die Folge wird lehren, daß der Arbeitsnachweis in wenig Jahren, genau wie die Ortskrankenkasse, völlig in die Hände der Ar beitnehmer gelangt, daß die Lässigkeit der Arbeit geber schuld daran sein wird, den sehnlichen Wunsch gewisser Kreise zur Tatsache zu machen. Auf die Frage: Warum hat es der Staat so eilig mit der Errichtung paritätischer Arbeitsnachweise? wurde ge antwortet. daß die Beantwortung für diejenigen nicht scbwer fallen dürfte, welche mit Aufmerksamkeit die Angelegenheit verfolgt haben, und ist das Bestreben der Regierung nur einzig und allein dahin zu deuten, daß man den Arbeitnehmern ein Geschenk auf Kosten der selbständigen Gewerbetreibenden verabreichen will, um wieder einmal eine Zeitlang Ruhe vor den Begehrlichkeiten gewisser Arbeitnehmer zu haben. Turnwelen. * DaS BerhältniS »»ychen Turuea »od Heer isl innerhalb der letzten Zahrc immer inniger und bedeutungsvoller ge- tvordc». Die neue T u r n v o r s ch r t s t sür die In» sonteric weist dem freien Turnen und 2piel einen grösseren Nanin zu. Mit Eifer haben sich vielfach die Turnvereine den ihnen hierdurch erwachsenen neuen Ausgaben zu» gewandt, Eine grosse Anzahl ven Vereinen hat besondere T u r n - und LpielInrsc siir die Angehörigen de» Heere» eingerichtet, so in Minden, .üonigobcrg, Nativo- niw. Die N e g i NI c n t e r haben teilweise jesber die Lache itt die Hand genommen, ko in Halle, Mülheim uiiv. Auch seitens der rurulchrerbildungsaiisialten sind besondere Kurie sur Turner und Loldatcn abgehaltcn worden, vorzugsweise in Hessen und Bayern. Ein Erfolg dieser Bemühungen ist cs auch gewesen, dass in vielen Bereiten in Garnisonstädten Lolüaten an den regelmässigen Turnabcndcn lcilnchmen und Mitglieder der Turnvereine geworden sind, so in Lchöneberg, Wittenberg, Harburg, Nürnberg, München usw. Besonders hcrvorznhebe» ist auch die turnerische Beteiligung des Militärs bei festlichen Anlässen, wie bei den Borsnhrungc» des Zciitralansschiisicc-, beim .areisvorturnerlurnen in Zittau, bei Gepäctmärschcn, Eil. botculänscn usw. Durch alle diese Einrichtungen ist natur gemäss das Band zwischen Bcrcins- und Militärturnen ein festeres geworden. Wie gross die alljährliche Arbeit der Deut schen Turncrschast an der Wehr hast in achung der Jugend ist, «eigt der Umstand, dass die Zahl der 1910 in da? Heer cintretcnden Nekruten au» der Deutschen Turnerschaft 33 222 betrug. Ihr Anwachsen im letzten Jahrfünft zeigt folgende Reihe: 1006: 2« 820, 1007: 30 260, 1908: 31287, 1909: 33 300, 1910: 33 222. Besondere Erwähnung verdienen ferner die Neubildung von Unteroffiziers.Turnvereinen «Münchens, von Turnvereinen auf Kriegsschiffen s.Scharn horsts, die sich der Deutschen Turncrschast angcschlofsen haben und in ihrem Sinne im Heere Weiterarbeiten. Mullk. Leipzig, 15. November. Da» 1. Konzert der Leipziger Singakademie brachte die Wiederholung der, an dieser Stelle früher bereits eingehend gewürdigten Legende „Der Kinderkre uzzug von Gabriel Pi er ne, die gestern wieder mit starkem Beifall ausgenommen wurde und dem Verein und seinem Dirigenten Herrn Musikdirektor Gustav Wohl- gemuth zur Ehr« gereichte. Schwach und nur leise aneinandergeschloffen sind die Teile der Hand lung. Sie gewinnen wenig durch di« Hinzufügung eines förmlichen Szenariums zu jedem der vier Teile. Stimmungen der Natur verweben sich häufig mit jenen der Menschenseele und ein verstreutes Bibelwort gibt den geistlichen Einschlag, ohne dem Ganzen jedoch die teils schöne, teils nur blendende Weltlichkeit zu nehmen. Der Komponist, der mit ernsten und komischen Opern, mit Pantomimen und Operetten, Orchester- und Konzertstücken hervortrat, hat den Grundton der Legende wohl getroffen und nicht geringe musikalische, mit schöpferischer Kraft verbundene Phantasie bewiesen, ohne aber aus dem sf-ebiete der musikalischen Legende etwas eigentlich Neues zu bieten oder gar manche seiner Vorgänger — nur Rheinberger, Liszt und Tinel seien hier ge nannt — zu übertreffen. Don den ersten, von mir angehörtcn drei Teilen enthalten „Der Aufbruch" und „Das Meer" unfraglich das Wertvollste und auch Persönlichste, wohingegen der zweite Teil zwar ein sehr schönes Vorspiel darbietet, aber sonst in folge der (auch sonst angewendeten) Homophonie einer gewissen Einförmigkeit anheimgegeben ist. Pierne bewegt sich, ganz wie sein Lehrer Massenet, gern in Kontrasten. Ganz einfach«, förmlich gewollt naive Stellen wechseln mit Partien ab. wo die Mafien wirkung alles bedeutet und tatsächlich auch erreicht. Eben auch wie Massenet ist Piernö ein gewiegter und geschmackvoller Instrumentator, dem gestern das Orchester Hans Minder st eins voll gerecht wurde. Herr Wohlgemuth brachte denn auch die Jnstrumen- taleinleitungcn der einzelnen Teile zu schöner Gel tung, verhalf dem stark vorherrschenden deklamato rischen Moment zu entsprechender Wirkung und hatte vornehmlich in den Kinderchören vieles recht fein auszugestalten verstanden. Zwei Stellen im ersten Teile (..Teure Kinder" und „Lang' hab ich dich ge tragen") wurden durch Mangel an plastischer Wieder gabe etwas beeinträchtigt. Sehr brav hielten sich die mitwirkenden zweihundert Kinder, die von ihrem Dirigenten kein Auge abwandten und die ihnen ge stellte ziemlich große Aufgabe aufs lobenswerteste lösten. Als Erzähler zeichnete sich durch bewegte musikalische Deklamation und starke innerliche An teilnahme Herr Kammersänger Emil Pinks aus, und die Partien des blinden Knaben Alain und der trauernden Mutter fanden in Frl. Anna Har tung, dank deren schönem Sopran und mitfühlender Eigenart, eine vorzügliche Vertreterin. Die Allys sang Frl. Elsa Flith (München) ziemlich trocken und anscheinend nicht recht imstande, ihre Stimme nach der Höhe hin entfalten zu können. Herr Her mann Weißenborn (Berlin) fand für die tröst lichen Worte des alten Seemanns den rechten, gütig anmutenden Ton und willkommene Gelegenheit, seine hübschen stimmlichen Mittel zu erfreulicher musika lischer Geltung zu bringen. Nicht vergessen sei der beiden Koadjutoren des Meisters Wohlgemuth, näm lich der Herren Otto Ludwig und Max Fest, die mit so trefflichem Erfolg die Vorübungen der Knaben- und Mädchenchöre geleitet hatten. Lu«dki Korrrntr. Klavierabend von Artur Reinhold. Unser ein- heimischer Pianist, Herr Artur Reinhold hatte sich nicht sonderlich für seinen gestrigen, gut be suchten Klavierabend vorbereitet. Er hätte entschie den klüger gehandelt, wenn er überhaupt nicht ge spielt hätte. Dann wäre man auch nicht gezwungen, das aus Grund der vorjährigen Darbietungen ge bildete Urteil nach negativer Seite hin abzuändern. So bedauerlich es ist, mutz doch gesagt werden, daß Herr Reinhold in seinen Leistungen entschieden zurückgegangen ist. Ganz abgesehen davon, daß sich seine Technik wiederholt unzuverlässig erwies, lies; sie mehr denn je an Sauberkeit und Akkuratesse zu wünsclien übrig. Verschlimmert wurde diese Un- ilarheit noch durch häufig falschen Pcdalgebrauch, so das; die verschiedenen Töne und Akkorde inein anderklangen. Wohl verstand er es durch Zuhilfe nahme des zweiten Pedals einigen Stellen ein schönes Kolorit zu geben, doch gingen dabei wieder die Konturen vollständig verloren. Und daß die Wiedergabe der einzelnen nur zu gut bekannten Werke von Beethoven, Schumann, Chopin und Liszt nichts von einer größeren Vertiefung erkennen lies; und daher ohne jedweden Eindruck verlief, erscheint infolge der angeführten technischen Mängel nicht verwunderlich. Denn absolute Beherrschung der tech nischen Seite ist Vorbedingung für ein ausdrucks volles Spiel. Davon konnte aber bei Herrn Rein hold auch schon deswegen nicht die Rede sein, da sein im Forte ziemlich harter Anschlag nicht die hierfür erforderliche Modulationsfähigkcit besitzt. Durch auf den Effekt berechnete Aeußerlichkeitcn suchte der trotzdem durch starken Beifall ausge zeichnete Koirzertgeber über das geistige Manko »eines Spiels hinwegzutäuschen. Ourt llsrmavv. 5 teil»» 8«»Me , m I« ly>,r»!ie «ma looa«'- «clilS;» grimna llrsrlen . . . Iw ch 10. " -j- 6. it'll — 11t -- 1 .2 6.9 r>» 2 — 8zulr«a . . 20/ -- 12.8 4- -.8 8* 4 — 220 -- 10.3 4- ,.3 k 2 — 2ltt»u .... 2 8 -- >06 ch 8.6 8« 1 .ffsmniu . . . -2 t -- 9 8 6.9 9/ 1 l-'rn«» ... L69 -i- 1 .0 ch 8.1 still — wildere 888 -0 9.L -t- 8 - 1 —- 4Zd - - 10 I -r- St dV 2 — tu»' ... 00 -- 9.8 -1- 8.0 1 S21 -- 8.8 ch b.o 89l 2 — »ll«»d»e- /SI -- 8.8 2.8 // ' 8snr»l>!l»l» IIS -- 8.0 4- 1.» 8 1 — fielü«ld«rir . . iru 4- 28 ch v.) « 2 0.8 Orr ^6 1 IvQüdruetz 3 Uexen ZVinIstill 2 Uallävei: 6 öeäeelit ZVinckslill Z Xitrbülivl 4 Leäeitzt ZVmckstiU 4 Uuksteiv l »bei g — 5 Kol» 5 Leävetzt ^Vincktüi 6 UiLvaer 1 deck'ekt — 7 Urnen 6 Reckcetzt 8 Toblücb 1 Leckectzt — 9 Loren 7 Recks« iet — 10 l-evico 7 Rock' «tzt — 11 Zlersn O ZVvltziA — 12 Trient 8 llvckcetzt — 13 kivn 9 Reck setzt —-