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Notizen Scheitert der Naturak-Austausch? Dieser Tage berichteten wir von einem in der Tat groß zügig gclehcnen und gedachten Projekt des Naluralaustaujchcs zwilchen Brasilien einerseits und Deutschland andererseits. Es sollten 500 000 Tonnen deutscher Ruhrtohle in Oiaturalzahlung gegeben werden gegenüber einer entsprechenden Menge von Brasilkasscc. Da in Brasilien der Kaffee wegen Uebcrproduk- lion zu Tausenden von Sack ins Meer versenkt wird, da anderer seits in Deutschland die Kohlenhalden wegen mangelnder Ab salzmöglichkeitcn ins Nngemeßene anwachsen, hätte dieses Projekt wirklich Sinn und Verstand gehabt. rvas erleben wir aber nun? Die Kasseeinteresjentcn in Brasilien bcsürchten, dich bei der Verwirklichung des Projekts eine Herabsetzung des Preisniveaus jür Brasilkassee crjolgen würde, so daß sie weniger Prosit hätten, als bisher. Lieber ist man also bereit, soundso viele Tausend Sack Kasse« umkommen zu lasse», als auch nur um weniges von der Preislinie nachzu lassen. Di« deutsckzen Kohlenhalden, die man gerade wegen der eng lischen Psundkrise und der damit sür die deutsche Kohle geschassenen Konkurenz englischer Kohle nicht entlasten konnte, werden weiter anwachscn, und oas Ganze nennt man dann — Oekonomi«! Es ist zu hoffen, das; die maßgebenden Faktoren in Bra silien doch noch einen Weg finden, um den engstirnigen Prosit standpunkt der Kasfee-Produzcnten zu überwinden. Nochmals der Fall Moissi. Mir hatten seinerzeit Uber den Fall des Schauspielers Moissi berichtet, der unter der Vorgabe, Studien für «inen Roman machen zu woüen, einer Entbindung in einem Salz burger Krankenhaus als Arzt verkleidet beigewohnt hatte. Diese Verletzung der selbstverständlichen Rechte, die jeder Patient hat, hat die österreichische» Frauenoraanisationen zu einem Schrill beim Bundeskanzler veranlaßt. Am 21. Oktober hat National rätin Kapral im Einvernehmen mit ihren Kolleginnen aus dem Bundesrat, Frau Olga Rudel-Zeynek und Frau Dr. Berta Pichl, beim Bundeskanzler Vorgesprächen und verlangt: „Der Bundes kanzler möchte die Landeshauptleute beauftragen, daß an allen Landes- und Bezirkskrankenhiiusern Vorsorge getroffen werde, das, sich ein so tiesbedauerliches Vorkommnis nicht wieder er eignet. Es möchte seinen Einflug dahin geltend machen, das, der Bundesministcr siir Soziale Verwaltung die ihm unterstehenden Anstalten verpflichte, die diesbezüglich gellenden Vorschriften aus das strengste «inzuhalten. Den Bundesministcr sür Unter richt möge er veranlassen, das, in Krankenanstalten, die dein medizinischen Studium dienen, nach Möglichkeit dasiir Sorge ge tragen werden müsse, das, in Ambulatorien bei Demonstrationen sowie bei Bild- und Filmaufnahmen das weibliche Zartgefühl geschont werde." Der Bundeskanzler hat die Durchführung der unterbrei teten Vorschläge zugesichert, sowie die Unterstützung der Forde rungen. die dem Bundesminister siir Soziale Verwaltung, sowie dem Vundesminister siir Unterricht im besonderen bekannt gegeben wurden. Von feiten der Regierung wurde alles getan, daß sich ein Fall „Moissi" nicht wiederhole. Oie Lohnverhan-lungen für Gemeindearbeiter Am 2g. Oktober begannen in Berlin die Lohnverhand lungen siir die kcmeindearbciter. Der 8 0 des zweiten Teiles der Notr'erordnung vom 5. Juni 193i gibt den Gemeinden die Möglichkeit die Löhne sür ihre Arbeiter um 1 bis 4 Ps. pro Stunde herabzusetzen. Außerdem entfällt der Kinderzuschlag siir ein zuschlagssähiges Kind. Dieser Abzug würde einem Ospro- zentigen Lohnabzug glcichkommcn. Trotz Bestehens dieser Ke- setzesvorschrist ging der Antrag der Arbeitgeber dahin, das, die Lohn« ab 1. November d. I. zu kürzen seien. Ausserdem sordcrtcn sie die Beseitigung der sogenannten Lohnzahlungs klausel bei verkürzter Arbeitszeit. Die Gewerkjchasten vertraten den Standpunkt, das; durch die Vereinbarung vom 22. August 1S31 der 8 7 Absatz -t der Not verordnung durchgesührt sei. Der § 6 der Notverordnung ge statte auch eine Vereinbarung zwischen den Tarisparteien, unter Beibehaltung der bisherigen Löhne. Die Arbeitgeber hielten das wegen der großen Not der Gemeinden sür unmöglich. Die Verhandlungen wurden am Sonnabend, den 24. Oktober, sort- gesetzt. Auch hier wurde «ine Einigung nicht erzielt. Man ver einbarte, daß am Donnerstag, den 2 9. d. M. weiter ver handelt werden soll. Falls auch dann eine Einigung nicht erzielt werden kann wird am Freitag die Sache vor den Schlichter gebracht werden. Kostenlose Zimmervermittlung durch den Dresdner ver- kehrsverein. Bisher wurde bei Vermittlung von Zimmern an Fremde, die Dresden besuckwn. eine geringe Vermittlungsgebühr erhoben. Um dem Frenrdenverkehr zu dienen, hat sich der Dresd ner Verlrehrsverein entschlossen, künftig von der Erhebung einer besonderen Gebühr abzusehen. SPD.-Spallung und Komintern Die Kommunistische Partei Deutschlands hat sich gegen die neue „Sozialistische Arbeiterpartei" erklärt. Aber nur nach außcnhin, Denn „für den internen Gebrauch liegen andere Weisungen Moskaus vor. Die Spaltung hat dort selbstverständ lich größte Aufmerksamkeit gesunden. Die Führer der Komin tern, mit Karl Radek an der Spitze, sind der Meinung, daß es sich bei der Loslösung der neuen Linksgruppe um den ersten Schritt auf dem Wrg einer „allgemeinen Radikali sierung des deutschen Proletariats" handelt. Den deutschen Kommunisten wurde infolgedessen empsohlen, nach Kräften intern auf eine taktische Zusammenarbeit mit der Rosenfeld-Gruppe hinzuarbeiten. Engste Fühlung muß schon deshalb angestrebt rvcren, weil man in Moskau davon über zeugt ist, daß die neue sozialistische Partei sich Uber kurz oder lang in irgendeiner Form der Kommunistischen Internationale «»schließen werde. Indes sind es nicht nur die Organe der Komintern, die sich intensiv mit der „Sozialistischen Arbeiterpartei" befassen, son dern auch die unmittelbaren Agenten der Sowjctregicrung. Aus sehr zuverlässiger Quelle verlautet, daß der jetzige Vevollmäch- ugte der E.P.U. in Berlin, Boris Basarow, erst vor kurzem den Auftrag erhalten hat, den sogenannten „Seksoty"- Apparat innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutsch lands raschestens auszubaucn. „Sekoty ist di« Abkürzung sür „sekretnyje sotrudniki", das heißt die Geheimagenten, die bei gegnerischen Organisationen Zellenbildung und Spionagedienst betreiben. Auf diese Weise war die Sowjetregierung, die größ ten Wert darauf legt, gerade über die politische Entwicklung in Deutschland stets rechtzeitig au fdem kaufenden zu sein, früh zeitig von den Spaltungsmöglichkeiten und Spaltungsabsichten unterrichtet. Der gegenwärtig« Leiter der JNOOGPU (ZNL>- Jnostrannyi Otdel, Ausländsabteilung) ist Artusow, einer seiner besten Mitarbeiter Losowskij, Basarows Berliner Stell vertreter. Seine Tätigkeit erstreckt sich zumeist ans die russischen Emigranten, unter denen er Agenten für den deutsä>en Nachrich. tendienst wirbt. Losowskij wurde Anfang Oktober beauftragt, mit Hilfe russischer Sozialdemokraten in Berlin lAbramowitsch, Feodor Dan usw.) den Versuch zu unternehmen, direkte Mit arbeiter in der Sozialistischen Arbeiterpartei zu gewinnen. Die Verbindung zwischen Losowskij (in anderen Fälle» Basarow selbst) und den „Eeksoty wird interessanter- und bezeichnender weise durch zwei weibliche AngesjM« der Berliner Handels vertretung ausrcchtcrhalten. Im allegemeinen hat die E.P ll. ihrer Ausländsabteilung die Weisung gegeben, nichts zu unterlassen und alles zu fördern, was die Zersetzung und Spaltung der S.P.D. herbeisühren oder beschleunigen könnte, lieber einen — allerdings gescheiterten — Versuch Dr. Otto Bauers, des bekannten Führers der österreichischen Sozialdemokratie, der richtungc-mäßig ungefähr zwischen Sozialdemokraten und den Kommunisten Deutschlands steht, die Parteileitung der SPD und die abgewandcrten „Neun" zu versöhnen, war man in den Kreisen der Komintern sowohl beunruhigt, wie verärgert Alle unveriölinlichen Ele mente innerhalb der S PD, zu mobilisi.ren ist übrigens trotz der schlechten Wirtschaftslage — oder gerade ihretwegen — Losowskij nur mit größter Müße gelungen. l- K l-«iprig und Umgebung Oie Wohlfahrspflege in Leipzig Leipzig, lieber dieses Thema sprach in der letzten Zen trumsversammlung im Anschluß an das Referat von Frl. Dr Schröder <Köln) „Die AbrUstungssrane", das wir in der gest rigen Nummer ausführlich besprochen haben, unser Vertreter im Leipziger Rathaus, Stadt». Dr. Hilpert. Leipzig ist zurzeit, ähnlich wie d>e meisten Gemeinden, in einer schwierigen sinan- ziellen Lage. Dr Hilpert Ivars zunächst die Frage aus, wie Leip zig überhaupt in diese Schmierigkici! gekommen äst. und mußte dabei an manche Taten der Stadt erinnern, die durchaus nicht allgemeine Zustimmung gesunden haben, sondern zum Teil Schuld daran tragen, wenn heute die Kassen leer sind. Ganz allgemein teilte Redner mit, daß Leipzig vor ganz entscheiden den Fragen stände. Als Mitglied des Ausschusses der Winter hilfe warb er mit eindringlichen Worten dafür, den Aermsten der Armen zu Helsen, ihnen die warme Stube. Kartosseln und Brot möglich zu machen. Im Fürsorge Etat sind ausreichende Mittel dafür nicht vorhanden Die Stadt brauche die karitativen Wohlsahrtseinrichtungen auf jeden Fall. Unsere volle Aufmerk samkeit müssen wir in der nächsten Zukunst dem Problem der Siedlung widmen. Wir werden wohl nie alle Indu striearbeiter mehr in den Arbeitsprozeß einglicdern können. Die 100 000 Quadratmeter Grabeland, die die Stadt Leipzig zur 'sierfiigung gestellt hat. seien innerhalb dreier Tage restlos ver geben gewesen. Dieser Weg muß weilergegangen werde», ein mal wegen seiner finanziellen Vorteile, dann aber auch staats politischer Interessen wegen, um den Radikalismus zu bekämp fen. Zum Schluß mahnte Dr. Hilpert zu Einigkeit und Zusam menwirken all der Kreise, die den Willen zur ernsten Arbeit haben. Wie in der großen Politik Einigkeit und Zusammenhalt unbedingt nötig sind, so auch i» der Politik jeder Siadtgemcinde. In der darauffolgenden Aussvrnckw wurden mehrere Anfragen an den Stadtverordneten gestellt, die Dr Hilpert zusammen fassend beantwortete —mc— Die Firma Gebr. Heine, Leipzig, di« bereits seit meh reren Monaten täglich je 60 notleidende Personen kostenlos speist, bat der Leipziger Nothilse einen größeren Posten Stosse zur Anfertigung von Ober- und Unterkleidung gespendet. ) Die Umlagen der Bezlrkvverbände im Kreisausschuß Leipzig. Die Bezirksverbände im Kreirausschuß Leipzig haben folgende Ilmlagen 1931 aufzubringen: Bezirksverband Leipzig 2 560 765 RM., der Bezirksrwrbnnd Borna 501.450 NM., der Be- zirksverband Rochlitz 567 560 NM„ der Bezirksvcrband Oschatz I 711-181 RON. Der Vczirksverband Döbeln 207 R>0 NM. und der Bezirksvcrband Grimma 772 500 RON. Diese Umlagen müssen wie in der öjjentlichen Sitzung des Krcisausschunes am Montag milgclcilt wurde, erhoben werden, sofern nicht eins Senkung durch die Ausschüttungen des Reiches und des Landes erfolgen lönne. ) Zuchthauvsirasen sür eine Diebesbande. Eine viel köpfige Diebesbande, die monatelang die Umgebung von Leipzig besonders die Orte Frohburg. Dölzig und R eude n un sicher gemacht hatte, mußle sich jetzt vor dem Leimiger Schöii'en- gericht veraniworren. Die Diebe waren in Lebensmittelgeschäf ten, Fleischereien, Konsumvereinsjilialen und Schrebergärten eingebrochen. Als sie einmal überrascht wurden, Hoile der Bau« arbciter Karl Beer aus einer Pistole aus die Versolger geschos sen und einen von ihn.« erheblich verletzt. Das Gieri bt ver urteilte den Bauarbeiter Karl Bever wegen Bandeadieb'iahls im RUcksall zu sechs Jahren Zuchthaus, seinen Brud- r .'s-cd Beer zu fünf Jahren Zuchthaus, dem Arbeiter Prhl zu vier Jahren Zuchthaus und einen vierte» Angeklagten zu ie:,s Mo naten Gefängnis. Kur der 1>au8i1r Vor Gemeindewahlen in Geitendorf Seitendors, 27. Oktober. Die G e m e i n d e b Urner abstimmung über die Frage „Sollen sich die Gemeint ordneten einer Neuwahl unterziehen?" brachte wieder euren kaum erwarteten Erfolg gegen die SPD. Von 1511 Wohld sch litzten stimmten 900 mit „ja", dagegen nur 48 mit „nein", wäh rend 8 Zettel ungültig waren. Damit ist der Weg frei sür die Neuwahl, die innerhalb Hs Wock)«n stattsinden muß und die dann hoffentlich klare '.' .hr- hcitsverhällniss« schasst. Pfarrer Kirsch vor Seitendorfer Zenirumswählern Seitendorf. Vergangenen Freitagabend legte in der Sei tendorfer Ortsgruppe der Landesvorsilzende der Pariei. Pfarrer Kirsch, einer staltlick>en Zahl von Parteisreunden klar, ülier- sichtlich und recht überzeugend Kanzler Brünings Wirken und Erfolge in dem Thema: Wohin geht der Weg? dar Redner zeigte, Ivie nur der jetzt begangene Weg unseres Kanzlers der einzig richtige sein kann zur Ueberwinüung der Weltkrise, zeigt« die Schwierigkeit dieses Weges, der um so schiverer ist, je größer die begangenen Fehler sind: die zu hohe Stabilisierung der Mark nach der Inflation: ferner die Hauptfehler der Privat wirtschaft: überspannte Nationalisierung, das Ausnehmen kurz fristiger Kredite aus dem Auslande, die Verschwendung und überspannte Repräsenlationssucht in Deutschland! Redner kriti sierte danach einige, zumeist von der Rechlsopposition gemachte lichen Lieder- und Arienabend, am 3. November spielt das E rz- gebirgische Volkstheater aus Schlettau das Volks stück „Iahrmarktrausch", am 4. November kommt das Lustspiel „Dir Frau, die jeder sucht" zur neuen Aufführung, am 5. Novem ber zeigt die Schwäbin Emma Kottmann ihre wundervollen Farbenbilder vom „Schwarzwald", und für den 9. November be reitet die Petrenz-Oper Wagners „Lohengrin" vor. (Karten für Nichtmitgkieder bei Ries, Rönisch und im Re-Ka; Ncuanmcl- dungcn zur Mitgliedschaft nur Waisenhausjtraße 35, 1.) Palmrngarten. Schon das Programm machte ersichtlich, daß man es bei Erika Hupseld, die sich erstmalig damit vor di« Oeffentlichkeit stellte, mit einer außerordentlich musikali- säien Künstlerin zu tun hat. Wenn auch noch das Rondo brillant von Schubert immerhin Gelegenheit zum virtuosen Geigcnspiel bietet, so sind doch siir die E-Moll-Sonate von Thuille die tech nischen Forderungen mehr Voraussetzung. Und daß, trotz aller Bravour, dieses Werk in einer bestechenden Durchgestaltung in terpretiert wurde, gibt dem Violinspiel der Geigerin ein« be sonders wertvolle Note. In gleichem Farbenreichtum und glei- ckzem Musikempsinden standen auch die Werke von Sinding und Spohr, für die sich die Künstlerin die meisterliche Mitwirkung von Prof Henri Marte au gesichert hatte. Alan wird di« wei tere Entwicklung dieser Geigenkünstlerin mit Interesse verfolgen dürfen. Feinmusikalisch waltete Fritz Weih mann am Flügel seines Amtes. —ck. Mechanisch« Musik. Dr.-Ing. Trautwein hat «in neues «lektr>sck)«s Instrument erfunden: das „T rau t o n i u m". Vor dem Funk ver ei n Dresden wurde es am Freitag vor geführt. Auf der Helmholtzsclzen Theorie ausbauend wird aus rein elektrischem Wege nicht nur der Klang eines ganzen Orche sters erzeugt, sondern auch der Vokalklang kann wiedergegeben werden. Oskar Sala bediente das Instrument und vermittelte geschickt den Farbenreichtum der Erfindung. Daß Komponisten wie Hindemith durch lwsondere Kompositionen ihr Interesse sür diese mechanische Musik zum Ausdruck bringen, ist nalzeliegend. Spaßvögel. Unter diesem besteingesührten Motto geben di« beliebten Mitglieder des Staatlichen Schauspielhauses Paul Hoss mann und Walther Kottenkamp nächsten Sonntag im Harmoniesnal einen heiteren Abend mit vollständig neuem Programm. Vrucknerfest im Gewandhaus Leipzig Trotz der Ungunst der Zeit war es einein der begeistertsten Freunde Bruckners, dem Leipziger Arzt und glühenden Bruck nerverehrer, Dr. Theodor Armbruster, gelungen, seinen langjährig gehegten Plan auszuführen: dem hiesigen Gewand haus eine Marmorbüste seines über alles geschätzten Meisters Anton Bruckner sckzenkungswcise zu überlassen. In einer äußer lich schlichten, aber herzlich sich gebenden intimen Feier über nahm vor einem auserwähltcn Musikerkreise der derzeitige Vor sitzende des Gcwandhausdirektoriums, Herr Verlagsbuchhänd ler Max Brockhaus, dieses sinnige, künstlerisch hochwertige Gesä-enk^ eine Meisterarbeit des hiesigen Bildhauers Fritz Zalisz in die Obhut des Hauses. Anläßlich dieser außer gewöhnlichen Ehrung waren der Präsident des Internationalen Vrucknerverbandes (Sitz Wien). Professor Max Auer fVöckla- bruck i. Ob-Oesterreich) und Regierungsrat Akademie-Professor FranzMoIßl saus Klosterneuburg-Wien) erschienen und leg ten zwei Kränze nieder. Den ziveiten von den noch lebenden Verwandten Bruckners in seiner Heimat... Die Büste stellt den gerciften, den älteren Bruckner dar mit seinem markanten — etwas üiterlcbensgroß gehaltenen — Zäsarenschädel. Dem Bild ner FritzZalisz Ist es überaus trefflich gelungen, das Natur derbe des ländlichen Einschlags sinnreich zu verbinden mit dem Ausdruck des überragend Geistigen, des Geniehaften. Und die Verbindung dieser Gegensätze ist das Fesselnde an den sprechenden Zügen. Dem Eindruck, den z. T. die bereits vorhandenen Büsten derWandclhalle hinterlassen-als in Stein geschlagene Photographien — mit rühmlicl)er Ausnahme des Klingerschen Franz Liszt — ist Fritz Zalisz aufs glücklichste aus dem Wege gegangen. Den kundigen Beurteiler dieser Mei ster Büste ersaht befreiender Glaube an die Gedankengröhe und iveltabgewandte Empsindungstiefe dieses einzigartigen, ab- grundticsen Genies eines A. Bruckner, das sich ehrfürchtig beugte vor seinem Schöpfer und Herrgott in dem Glauben eines un schuldigen Kindes — aber auch in der Ergriffenheit eines Hel den, den ein hartes Geschick das Martyrium des Verkanntseins auskosten ließ bis aus den letzten bitteren Tropfen... Das sich anschließende Fest-Konzert eröffnete die pathetisch wirkend« Ouvertüre zu Iphigenie in Aulis von CH. Gluck (1714 bis 1787). Sie hätte doch wohl ein« wenn auch nur geringe Be schleunigung im Zeitmaß vertragen... Das folgend« Violin konzert W. 77 von Ioh. Brahms (1833—97) entzückte bei mei sterhafter Darbietung durch Adolf Busch — besonders wie der durch die bestrickende Liedmelodie des unübertresslickzen zweiten Satzes... Sinn und Weihe aber gab diesem Festabend die glanz- und verständnisdurchtrünkle Widergabe der Sechsten Symphonie von Anton Bruckner 11821—96s... Man ruft — man schreit nach der Neu Musik... Spielt den Bruckner . Dann habt ihr Neue Musik... Was wollen diese andern Neu töner?... Sie erscheinen — nicht alle — nicht in allweg — als kleine Menschlein. So hoch hinaus führt uns Bruckner. Die andern wollen Neue Musik. Kennen sie aber zur Genüge die „Altg" Musik?? Wessen Parteimenschcn an tiesstehenöer Gc- sinnukg fähig sind — an Bruckners Wiener Feinden hat man das warnende Beispiel. Ein Kreis von damaligen Musikern, die da glaubten, sich zu Führern «mpordrän>zen zu müssen aus der Tiefe ihrer seelischen Gemeinheit, verwarf diesen iveltfernen, gottglaubenden Bruckner. Und — weil man ihn nicht verstand, nicht zu erfassen vermochte, darum hatte man ihn mit Schmutz beworfen... Was man nicht verstand, „hat man von jeher ver lästert und verbrannt" Ne Gegenwart und die Zukunst sie beide haben das schivere Unrecht an dem Geiste, an dem Werk« unseres Bruckner wieder gut zu machen, soweit dies noch men schenmöglich ist. Es hat zwar immer Verfekmungen im Künstler leben gegeben. Das Martyrium unseres Bruckner aber leuchtet noch heute rot wie ein Schadenbrand am Himmel der Musik un heilvoll empor .. Es muß uns wie ein seltenes Wunder ersckzei- nen, daß der verhöhnte, seelisch gemarterte und materiell so schwer geschädigt Künstler immer wieder den Mut fand zu neuen Großtaten seines Genies. Hier offenbart sich die Größe seiner Seele. Und Seelengröße war von jeher der lchla- gendste Beweis von der Größe des Genies. Der gestrige Tag läßt hoffen, daß der Same des Göttlichen — ausgestreut durch die hczrlickze Darbietung eines Bruno Walter mit dem sich selbst übertreffenden Orchester — auf gehen iverde in köstlick)«r Tat. Dr. Hugo Löbmann. „Die Flucht In die Che" ist die neue Operette im Leipziger Neuen Theater betitelt. Aus dem Ungarischen des Andor Kar - dos Musik von Nicolaus Brodszky. In Szene gesetzt von Miksa Präger. — Dieses Stück liegt in der Richtung von: