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Aus -er Welt -er Kirche Popttmesse für soziale Nol Das Christus-Königsstst in Rom erhielt am Sonntag seine besondere Bedeutung durch die Messe, die Papst Pius XI. in der Hleterskirche zelebrierte. Der Messe wohnten zahlreiche Kar dinale, Erzbischöfe und Bischöfe, hohe Würdenträger und Diplo maten und eine nach Tausenden zählende Menge bei. Der Papst betete im Namen der katholischen Christenheit um Linde rung der schweren Wirtschaftskrise in der Welt, vor allem aber für die Arbeitslosen und für die Kinder notleidender Eltern. Weiter fasste er die Gebete aller Gläubigen in der Bitte um Errettung der spanisä-en Kirche von den Ver folgungen, die sie heimgesucht haben, zusammen Der „Osservatore Romano" schildert aus diesem Anlafz die Kirchenverfolgungen in Spanien als Vorzeichen einer Tragödie der Weltanschauungen, der Kultur und der Ueberlieserung. In dem Chaos sei schon seht das beutegierige Auge Moskaus zu er kennen Die deutschen Missionen in Zahlen. In dem missionarischen Handbuch für Seelsorger „Priester und Mission" (Selbstverlag der Unio Cstri, Aachen, Pontstratz«) veröffentlicht Dr. SchmidlinMünster, S. 56f. eine Uebersicht: Wo wirken unsere deutschen Missionare? mit genaueren statisti schen Angaben. Wir haben Missionsgebiele: zwölf in Afrika, sieben in Ind. Ozeanien, zwölf in China, fünf in Japan, drei in Amerika,' diese Missionsgebiet« umfassen zirka 90 500 000 Be wohner, darunter zirka 890 000 Katholiken; in den Missions gebieten wirken 990 Priester, 6210 Ordensbrüder (Laien), 1856 Schwestern, 2805 einheimische Hilfskräfte, in 861 Stationen, 588 Kirckzen, 3117 Schulen; dazu kämen noch österreichische und schweizerisch)« Missionäre deutscher Sprache. Araukanien ist u. W. zu einem apostolischen Bikariate erhoben worden. Am reichsten hat sich die deutsche 'Missionstäligkeit in China ent wickelt. Die Benediktiner von St. Ottilien haben zwei Missions gebiete (Afrika — Eschowe, China — Wonsan mit 51 Patres und 41 Brüdern; die bayerischen Kapuziner haben 33 Patres und 31 Brüder in der Mission in Südamerika, die bayerischen Franzis kaner 16 Patres und 3 Brüder in China. Der neue Ordensobere der Karmeliten. Auf dem zurzeit in Rom unter dem Vorsitz des Ordens protektors Sr. Eminenz des hochwürdigsten Herrn Kardinals Corretti tagenden Generalkapitels der Karmeliten wurde der hochm. Pater Hilarius Deswald, bislzer Generalassistent für Nordamerika, Irland und Australien, zum General des gan zen Ordens gewählt. — Eine erfreuliche Tatsache, die auch in deutschen Klöstern Widerhall findet, ist die, das; der neue hoch würdigste Pater General in der Schweiz geboren und seine Eltern von Württemberg stammen. Obwohl er die meiste Zeit in Amerika verbracht, der dortigen Provinz auch angehört, so ist er doch mit deutschen Verhältnissen sehr vertraut und spricht geläufig deutsch. Litauens katholische Universität. Die Vorbereitungen zur Gründung der katholischen Universität, welche der litauische Katholikentag vor einigen Wo- chen beschlossen hat, sind in vollem Gang. Bereits in den ersten Tagen nach der Bekanntmachung des Beschlusses des Ka tholikentages wurden in den katholischen Kreisen Litauens 500 000 Lit für die Universität gesammelt. Diese Summe hat sich setzt bereits auf 1 Million Lit erhöht. Die Spendensammlun gen werden fortgesetzt. — Die katholische Universität wird in den litauischen Regierungskreisen als eine gegen die Regierung gerichtete „Trutzgründung" angesehen und scharf kritisiert Be schlossen wurde diese Hochschulgründung, nachdem die Regierung eine Reih« von Professoren der katholischen theologischen Fakul tät der Kownoer Staatsuniversität entlassen hatte. Diese Pro fessoren werden an der neuen katholischen Universität den Kern des Lehrkörpers bilden. KIrchensrIed« in Benezuela. Venezuela war seit zwei Jahren Schauplatz eines Kon fliktes kirchlici-er Natur, der jetzt seine glückliche Bei le g u n g gefunden hat. Na6) dem Zusammenbruch der Diktatur des Präsidenten Castro, di« sich der katholischen Kirche gegen über als Kulturkampf, als Kampf um die Freiheit der Kirche gegen ein ihr ausgezwungenes Staatskirchentum ausgewirkt hatte, war es der Geivandheit Msgr. Marchetti gelungen, wieder ein erträgliches Verhältnis zwischen Staat und Kirch)« herzustel- len und dasselbe durch Errichtung diplomatischer Beziehungen mit dem Heiiigen Stuhl zu krönen. Seitdem konnte in harmo nischem Zusammenwirken im Jahrs 1924 der notwendige Aus bau der kirchlich;«» Organisation durch Errichtung von vier neuen Diözesen durchgeführt werden. Einer dieser vier Bischöfe, Msgr. Salvador Montes de Oca von Valencia, war es, gegen den sich «in Regierungsedikt des früheren Präsidenten Perez vom 11. Oktober 1929 richtete, indem es den Bischof anher Landes verbannte. Dieses Edikt ist jetzt durch dessen Nachfolger, den Präsidenten I. V. Gomez, annulliert morden. Schon im Au ¬ gust vorigen Jahres halte die Regierung Schritte getan, um die Verbannung auszuheben, falls der Verbannte die ihm gestellten Bedingungen annähme. Sie wurden jedoch zurückgemiesen Der Bischof hatte nämlich seinerzeit, als ein Minister katholischer Konfession nach vollzogener Elxsclieidung eine Zivilehe einging, öffentlich erklärt, dah es für einen Katholiken nur die kirchliche Ehe, die unlösbare Ehe als Sakrament gebe. Unter den Msgr Montes d« Oca gesteliten Bedingungen, die einer Kapitulation vor der Staatsgewalt gleichkamen, befand sich auch die, dah er auf den kanonisch vorgeschriebenen Besuch ad limina in Rom verzichtete. In einem gemeinsamen Protest der venezolanischen kirchlichen Hierarchie wurde erklärt, das; die Verbannung des Bischofs van Valencia eine Verletzung der unveräusserlichen Freiheit sei, deren jeder Bischof zur Ausübung seines hohen Amtes bedürfe. Die Verbannung war seinerzeit in Formen er folgt, die jeden Katholiken empören muhten. Der Bischof war aus einer Fahrt nach Caracas festgenommen und gezwungen worden, ein Auto zu besteigen, das ihn nach der Hafenstadt La Guaira brachte; dort wurde er an Bord eines nach Trinidad ab- gel>enden Schisses geführt und ihm mitgeteilt, dah er venezola nischen Boden nicht mehr betreten dürfe. Um die neue Gesellschaslsordnunq Et» Borkrag vr. Seipels Wien. 24. Oktober. Auf einer sozialen Schulungstagung des katholischen Volks bundes sprachen Kardinal-Erzbischof Dr. Pifsl und der österreichische Altbundeskanzler Dr. Seipel über die Enzyklika des Papstes „HuLciragestmo anno" D r. Seipel wies darauf hin, dah zur Lösung der sozialen Frage nach der ausdrücklichen Lehre der Enzyklika zwei Dinge notwendig seien: Zuständereform und Sittenbesserung. Das wich tigere für jeden Katholiken sei ohne Zweifel die Sittenbesserung, eine unmittelbare und stets zeitgcmähe Aufgabe der Kirche cknd der Seelsorge, denn cs könne und dürfe nicht erst auf die Zu- ständcresorm gewartet werden. Wenn der Papst eine Zustände reform. also eine neue Gesellschaftsordnung fordere, so müsse die gegenwärtige schlecht sein, so schlecht, dah sie auch durch die Sittenbcsseruug allein nicht erträglich werde. Zur gesunden Ge sellschaftsordnung gehöre es, dah der Sozialkörper Glieder habe; die Krankheit des gegenwärtigen bestehe darin, dah zwischen den Menschen und dem Staat diese organischen Zwischen glieder fehlen. Daher bedürfe cs der Erneuerung einer ständischen Ordnung. Nur durch sie werde die eigentliche Gefahr für die heutige Gesellschast, der Kamps der Klassen abgewendct werden. Die Klassen hätten keinen Platz in der neuen Gesellschaftsordnung. Natürlich leugne die Enzyklika »richt,dah es in der jetzigen atomisierten Gesellschaft eine Klasicn- Icheiouiig gcve, und dah daher auch Kampfe zwischen den Klassen unvermeidbar seien. Aber die Klassenscheidung und den Klassen kampf zum Grundsatz zu erheben, werde unbedingt ab gelehnt. Die Parteien würden in der Enzyklika nicht er wähnt, weil sie keine organischen Glieder der Gesellschaft seien. So lange aber die Atomisierung der Gesellschast sortbestche, also zwischen den einzelnen Menschen und dem Staat keine Zwischenglieder im Gesellschaft-Körper bestünden, seien die Par teien geradezu notwendig. Ja auch in der neuen Gesellschafts ordnung werde es Parteien geben, denn auch innerhalb der Stände würden die verschiedenen Programme ihre Vertreter haben und miteinander ringen. Aber die ausschlaggebende Be deutung wie im Parteienstaat würden sie nicht mehr haben. Insofern weise die Enzyklika „tzurchragecimo -nno" weit über di« Gegenwart hinaus und zeige den vielen, die halb unbewuht die Mängel des gegenwärtigen Systems empfinden, den Weg, der wirklich in eine neue Gesellschaftsordnung hineinjiihre, Kardinal-Erzbischof Dr. Pifsl wies besonders auk die Grundlinien eines katholischen Arbeitsprogramms in Oesterreich hin. Auch er hob hervor, dah es gelte, aus der Aus einandersetzung zwischen de» Klassen zur einträchtigen Zusam menarbeit der Stäirbe zu komme». Die Reform der Zustand« herbeizusühren, sei nicht die hauptsächlichste Ausgabe der katho lischen Aktion, sondern vielmehr Sache der Politik. Ein Weg hierzu sei die Beeinflussung der aus dem Arbcitsmarkt sich be tätigenden Verbände, also der Gewerkschaften und der Arbeit geberverbände. Die Erneuerung der gesellschaftlichen Ordnung müsse aber auch Aufgabe aller Stützte des katholi schen Volkes werden. ' Spaniens Seelsorge vor dem Umsturz. ..La Croix" bringt darüber folgende Einzelheilen: Zwar zählte Spaniel» 40 MM W e l t p r i e st c r für '20 mm Pfarren. Doch sind die Priester hauptsächlich in den Städten konzentriert, am Lande versieht ein Priester ost drei und mehr Pfarren. Es finden sich daher Gegenden, ja ganze Dörfer, deren Bewohner keinen klaren Begriff von Gott, Christus, die Eucharistie besitzen, wo inan weder die zehn Gebote noch das Vaterunser kennt. Aber auch die Seelsorge in den Vororten der Grohstädte ist mangelhaft. M adrid mit seinen 800 MM Einwohnern zahlt :M Pfarren, unter diesen einige bis zu 70 000 Seelen. — Wohl begünstigte das Gesetz den Religionsunterricht, tatsächlich ober wurde er stark vernachlässigt. Teilweise waren die gesetzlichen Vorschriften über den obligaten Unterricht ans Mangel an Schulen und Lchr- personal praktisch undurchführbar; dort, wo Schulen bestanden, wurde der Religionsunterricht nicht vorschrislsmähig erteilt. Gc wohnlich kam der Priester nicht in die Schule, sondern begnügt« sich vielfach damit, die Erstkommnnikanten in der Kirche zu unterrichten. Solcher Unterricht hinterlieh keine dauerhaften Spuren. In den Mittelschulen war der Religionsunterricht in den drei ersten Jahren obligat. Aber dieser kurze Unterricht war völlig unzulänglich, nm die Heranwachsenden Universitäts studenten religiös gut zu schulen. So kam es, dah das spanische Volk nicht kannte, was zu verieidigen seine Ausgabe war; es stand der Propaganda seiner Feinde geistig wafienlos gegenüber. Aber noch wurzelt die katholische Religion tief, besonders im Norden Spaniens, in deu baskischen Provicnen von Navarra und Aragonien. Hier bietet sich der Katholischen Akcion ein weites und reiches Arbeitsjeld. * Iäyreskogung ungarländischer Katholiken. — 'In Buda pest began die Iahrestagnng der ungarlündischen Katholiken die von dem Fürstprimas Seredi eröjsnet wurde. Gras Apponyi gcihelte in einer Rede die Versuche zur Lockerung der Ehe und der Familie. Der päpstliche Nuntius Angelo Rotta überbrachte den Segen des Papstes und empfahl als wirksamstes Mittel zur Bekämpfung der destruktiven Bestrebungen den Ausbau des katholischen Nothilsewesens. Volkswohljahrts- minister Ernszt sprach über die wechselnden Formen des Privateigentums. Keimkehr in schwerer Zeit (Bon unserem Genfer Vertreter.) II. Eens, Ende Oktober. Wie lang sind zwei Jahre, und nun erst heute, da jede Woche, jeder Tag das Bild der Welt ändert! Wie lang sind zwei Jahre — und was haben sie nicht gerade für Deutschland gebracht, dieses wahrhafte Herz Europas, die empsindlickzfte und jchiverstgetrofsen« Stelle am kranken Leibe unseres Kontinents. Zwei Jahre fern von Deutschland und dann Heimkommen im Oktober 1931: Heiht das nicht, innerlich in rvenigen Tagen alle Schläge dieser letzten Jahre nacherlebe»? Noch einmal drängt sich das Geschehen zusammen, das, schon gehäuft, in diesen Jahren sich abgespielt hat — noch einmal hämmert es sich, ungeheuer geballt, ins Gehirn; denn diesmal liest man nicht die Nachrichten in der Zeitung, diesmal sitzt man nicht gespannt am Radio und wartet aus den Meldedienst — dies mal sieht man mit leiblichen Augen, und das ist unendlich viel mehr! Als der Zug bei Basel über die deutsche Grenze fährt, sängt es an; zwei Deutsche steigen «in, die bis jetzt noch im Ausland Arbeit hatten. Sie reisen nach Deutschland zurück, ins llnge- wijje, in einen schweren Winter. Was erwartet sie? Werden sie Beschäftigung finden? Sie wollen alles tun, sie sind Ar beit jeder Art gewöhnt. Maschinenschlosser der eine, der andere ist Tuchivcber. Aber sie haben schon Straszenbau gemacht, Gartenarbeit, sie verstehen die Holzschnitzerei. Sie wollen, wenn cs sein muss, Lausburschen rverden oder Liftboys — kurzum, sie wollen arbeiten, wie und wo auch immer. Am Willen fehlt es ja nicht, weder diesen noch den Millionen, die im armen, schönen Deutschland wartend auf den Stratzen stehen, und dir seit Wochen, Monaten, vielleicht seit Jahren zu den Arbeitsvermittlungsstellen gehen und immer wieder den Be scheid bekommen, datz noch nichts für sie da ist. ... Die zrvei im Zug sagen wenig. Erst sehr allmählich beginnen sie spärlich zu reden. Der eine hat ein paar Ersparnisse gemacht, es wird kür «inen oder kttr zwei Monat« reickwn. -Wenn ick dann etwa« gefunden habe, ist sa alles gut", sagt er leise — es klingt so unendlich traurig, und man fühlt, datz er selber nicht daran glaubt, er werde „dann" etwas finden. Ins Ungeheure vergröbert blickt dich di« Traurigkeit dieser beiden aus den Augen von Hunderten und Tausenden deiner Landsleute an. Meine Heimatstadt liegt im niederrheinischen Industriegebiet, sie hat an die zzvcihunderttausend Einwohner, und in guten Zeiten belieferte sie eine» grotzen Teil West deutschlands, Belgiens und Hollands mit Vaumwollcrzeugnissen. Damals nannte man sie das „deutsche Manchester" — aber jetzt liegen zwei von den drei Fabriken still, und 35 000 Arbeiter warten aus Beschäftigung. 35 000 von 200 000, das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung, und wenn man bedenkt, datz die meisten dieser Arbeitslosen auch verheiratet sind und vielleicht sogar mehrere Kinder haben, so mutz man sagen, datz 100 000 von 200 000 Menschen in dieser Stadt von den Notgroschen der Arbeitslosenunterstützung oder der Wohlfahrt leben, . . . Ist es verwunderlich, dah die Gaststätten dieser und vieler ande rer Städte halbster sind, und datz die Menschen, die vielleicht dort sitzen, den Abend bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Vier zubringen? In den Restaurants, auf den Stratzen, in der Bahn ist die Not, die Frage der Arbeit und des Abbaus das eine, grotze Gesprächsthema, und immer kehrt dieses unheimliche, gestaltlose Wort „die Krise" wieder, ein Wort, hinter dem dunkel und drohend das Elend von Millionen steht. Freilich, der Deutsche schreit seine Not nicht laut hinaus. Er gibt sie auch in seinem Acnszercn, in seinem Anzug nicht gern zu erkennen. Die Kleider der Leute auf der Stratze — selbst wenn sie noch so einfach und ärmlich sind — erzählen nicht ausdringlich von Entbehrung, von Lohnabzug oder Ge haltskürzung. Wer nur den Schein sieht, wird vielleicht sagen, datz es Deutschland noch nicht so schlecht gehe, wie man immer höre — denn gewiss gibt es unter 65 Millionen Mcnsck-en noch einige Hunderttausend, die keine Not um die vielen kleinen Dinge des täglichen Lebens kennen, und gewiss stehen die Zeugen einer „Scheinkonjunkturzeit", einer — gestehen wir - es — verschwenderischen Vergangenheit, die herrlichen Bahn- ' boks, und Finanzamtsaebäude. di« ktolren Bank- und Kranken- kassenhäuscr, die modernsten Autobus- und Strassenbahnwagen sichtbar da. Sie müssen jedem Fremden aussallen — aber das alles ist nur der Schein, es ist nur die äutzere Decke, unter der die Not jetzt wühlt. Und diese Not sieht man, wenn man in den Augen der Menschen zu lesen versteht, und wenn man ihren Gesprächen zuhört. Diese Not spürt man auck, wenn man eine Stunde vor einer der vielen „Mittelstandskiichen" steht, die e» jetzt in jeder deutschen Stadt gibt — neben den zahllosen Küchen für die Arbeitslosen —. und wenn man sich die Leute ansieht, die aus diesen Mittelstandsküchen sür drcitzig Pfennige einen Liter Essen holen: Leute, die einmal zu dein jetzt fast ver schwundenen „Mittelstand" gehört haben, kleine An-r«st-lltc und Beamte oder Rentner, Venen Vie Jnskation ihr Erspartes wegsratz. Hinter der Not aber lauert eine Gefahr; die Not lehrt nicht immer beten, sie macht jurveilen auch ungerecht, und es ist schwer, Ursache und Wirkung scharf zu scheiden, wenn man wenig zu essen hat und nicht weist, wie lang« man dieses wenige noch essen kann. Hinter dieser 'Not steht der Radikalis mus, und wenn man zwei Jahre lang nicht mehr in der Heimat wahr, so trijst man Leute als Nazis oder als Kommunisten, von denen man solch)« Wandlung nie erwartet hätte. Und Ivcrs kann man ihnen, als „Deutscher im Ausland" anders entgegnen, als das eine, das man ganz sicher und besser als viele in Deutschland weist: Datz die Gestalten der beiden Männer, die jetzt die Geschicke des Reiches leiten, Hindenburgs und Brünings, gegenwärtig unser stärkstes Pktivum in der Welt sind? Das selbe, ums übrigens noch in diesen Tagen der deutsche Kanzler dem Reichstag entgegenries, als er meinte, jede neue Negierung brauche zunächst ein halbes Jahr, bis sie das Vertrauen des politischen Auslandes habe — und Zeit sei jetzt kostbarer als je! Aber nicht nur gegenüber dem Ausland, auch im Inland sind diese beiden Männer und das, was hinter ihnen steht, Flcitz, 'Arbeitswille, Energie, Sparsamkeit und nüchterne Er kenntnis, immer noch die stärkste Hossnung des gegenwärtigen Deutschland. Das Land ist arm. aber es hat jetzt begriffen, da» «s arm iit — vor wenigen Jahren wussten viele Va>-> no.U