Volltext Seite (XML)
Notizen M Iah,« „SteNa matutlna" In Feldkirch. „Stelle niatutina", die in der katholischen Welt weit iiber Oesterreich hinaus bekannte Lehr- und Erziehungsanstalt der zesuiten zu Feldkirch in Vorarlberg selert Ende Juli das Fest A>reo 75jährigen Bestandes. Die Anstalt umsaht ein Internal «Nb zwei vollständige Gymnasien und mar und ist eine Wiege katholischer Wissenschast. Zur Feier des Jubiläums erscheint «ine Festschrift, versaht von ehemaligen Mitgliedern des Lehr körpers. Grohe Namen katholischer Wissenschast finden wir darin: Kardinal Ehrle gibt der Festschrift das Geleite und weist darauf hin, dah zwischen wahrer Wissenschaft und Religion kein Gegensatz besteht. Geschichtliche, theologische, sprachwissenschaft liche, literarisä-e und philosophische Arbeiten folgen in buntem Reigen. Alle Verfasser zu nennen, ist in diesem engen Nahmen Nicht möglich. Wir nennen nur die beriihmlen Jesuiten. Büh- minghaus (Frankfurt), Deimel (Nom), Betten (Milwaukee), Dunin-Borkowski (Koblenz), Hagen (s Rom). Hopfner (Feld kirch), Lange (Balkcnburg), Rompel (Feldkirch), Stiglmayr (Dil- kingen), Umberg (Innsbruck), Wiemann (Frankfurt a. M), Friedrich Muckermann S. I., der Herausgeber des Gral, setzt sich mit dem Problem „Grohftadt und deutsche Dichtung" aus einander. Die Festschrift ist eine Heeresschau der kath. Wissen schaft und ihrerVertreter und Iaht die grohartigeArbeit der„Stella matutlna" und ihre gewaltige Bedeutung im Leben der deut schen Katholiken, ja des gesamten Katholizismus, ahnen. Wir wllnschen diese Festschrift auf dem Tisch eines jeden Gelehrten, besonders aber des katholisck)«n. Der „Stella matutina" wün schen wir. sie möge auch sernerhin ein „Morgenstern" katholi schen Geisteslebens und katholischer Wiedergeburt fein. Bibeln aus der Zeit der Reformation. DI« alt« Fabel, als sei die Bibel in der Zeit vor der Refor mation in Laienkreisen unbekannt gewesen, bis Luther sie über setzt habe, ist bekanntlich durch namhafte nichtkalholiscl)« For scher seit langem widerlegt worden. Die Kölnische Volkszeitung berichtet darüber aus dem nordamerikanischen Wochenblatt „Our Sunday Visitor": Die Zahl, der in den Bibliotheken der gan zen Welt vorhandenen Bibeln, die in den Jahren zwisclien 1450 und 1500 gedruckt wurden, beträgt etiva 5400. Beinahe die Hälfte dieser Bibeln befindet sich in deutfchcn Bibliotheken, nämlich 2194, in Frankreich 660, in England 473, in den Ver einigten Staaten 399, in Italien 268, und 1443 Bibeln sind iiber die verschiedensten anderen Länder zerstreut. Dazu kommen noch ungefähr 1000 Exemplare, welche sich noch in den Händen von Bibliographen befinden. Das Britische Museum in London be sitzt allein 180 Bibeln aus dem Mittelalter. Ueber 100 verschie den« Universitätsbibliotheken in den Vereinigten Staaten b« sitzen mehr als eine Bibel aus der Zeit um rund 1500. Was di« Sprachen betrifft, so sind 4509 Exemplare In lateinischem Text «schrieben, 702 in deutschem, 98 in italienischem, 49 in böhmi schem und 19 In französischem Text. Vor Luthers Zeit wurde Vie Bibel in 54 lateinischen, 11 deutschen, 5 italienischen Aus gaben und 1 spaniscl)«» Ausgabe gedruckt. Ein gewisser Mr. Huntington In San Marino (Kalifornien) besitzt als Privat sammler die grützte Zahl dieser Bibeln, nämlich 82 lateinisclje, 12 deutsche, 2 italienische und 2 böhmische. Die zweitgrößte Pri vatsammlung ist die des Fürsten Stolberg-Wernigerode. Er be sitzt 39 lateinisck)« und 14 deutsche Bibeln aus der Zelt um 1500. von der Strabo-Bibel, die 1481 tn Straßburg, gedruckt wurde, sind noch 177 Exemplare vorhanden, von der deutschen Nürn berger Bibel aus dem Jahre 1483 noch 151 Exemplare. Von der ersten lateinischen Bibel in Oktavformat, welche 1491 in Basel zur Ausgabe gelangte, sind noch 135 Exemplare erhalten geblie ben. Andere Ausgaben sind gänzlich verloren gegangen. Die be rühmteste Bibel aus der Zeit um 1500 ist die Gutenberg- Bibel, von tvclcher ungefähr 170 Exemplare auf Papier und 80 auf Pergament gedruckt wurden. Von den letzteren existieren noch 10 Exemplare. Es existieren zur Zeit im ganzen noch 33 komplette Gutenberg-Bibeln. Auch nach dem Jahre 1500 wurden «och sehr viele Bibeln in lateinischer Sprache gedruckt. Allein ln den Jahren von 1500 bis 1517 erschienen zusammen 45 Aus gaben, von denen schätzungsiveise noch ungefähr 4000 Exemplare existieren. Keiner der Zeitgenossen von Luther, weder Katho liken noch Protestanten, hatten einen Begriff von dem Bibel- relchtumc, der damals bestand. onouo 8 o - Vs k: I KI I,« wkrenU un<i IU««I. u»e»»uck«rl, «der 5U0«r roler I.«draI-1Ve!n! 891^1.« K 6 Ldl lunüen l rauon, altan ttsrran. Kranken unrI Kekonva1e»«n1«n ürrMck «mpkoklen! NKIKIkil^l-K.O N»ul»ner 8tr«a« », a»I«rle,!r»a« ». >/, l-I. N.H r.4» m. kl-, </, kl. IM. l.4^ PNOVIkNSrvUkN: Nnn«nr>r«ae », vsulrner 8Ir«a« ». l.033«» 51« »lcd nickt» «i«I«r«3 »ulr«<l«nl Dem Schöpfer -er SelbfrverwaUung Gedenkfeier des Retchsstädtebundes am Grabe des Kreiherrn v. Stein Frllcht, 20. Jun». Der Gesamtvvrsiand des Reichsstädtebundes, der am 25. Juni in Bad Ems tagte, um sich mit aktuellen kommunal politischen Fragen zu befassen, hielt heute am Grabe des Frei herrn vom Stein in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste ein« schlichte, aber würdige und eindrucksvoll« Gedenkfeier für den Schöpfer der kommunalen Selbstverwaltung ab. Die Eediicht- nisansprache hielt der Bundespräsident des Reichsstädtebundes, Oberbürgermeister Dr. V e l i a n - Eilenburg, M.d.R.W.R., der darauf hinwies, daß in diesen Tagen die Erinnerung an den Oktobertag des Jahres 1908 wieder lebendig werde, an dem die deutschen Städte die 100-Jahr-Feier des Erlasses der Steinschen Städteordnung begingen. „Die ernste Stunde mahnt auch uns," so fuhr Oberbürger meister Dr. Velian fort, „dah auch wir an unserem Teile alles daran setzen sollen, um unserem Volke wieder zur „Selbstän digkeit, Unabhängigkeit und Nationalität zu verhelfen I" Arbei ten wir in diesem Sinne auch in unseren deutschen Gemeinden bei der Anwendung der Städteordnung! Dann werden wir beherzigen, was Ernst Moritz Arndt ausries, als er von Stein, seinem Freunde und Kampfgenossen Abschied nahm: „Mögen alle Deutschen nicht seiner Leiche, sondern seinem Geiste nach folgen". Im Geiste Steins wollen wir auch seine größte Tat, die Städteordnung, pflegen und ausbauen Helsen. Das wird sich auswirken zum Segen des ganzen deutschen Volkes und zum Besten unseres Vaterlandes, desjen Schicksalsstrom der Rhein mit dem schönen deutschen Lande, das er durchfließt, erst vor wenigen Monaten von fremder Besatzung sreigeworden ist. Daß wir diese Feststellung an der letzten Ruhestätte des Deutschesten aller Deutschen Hessen können, beglückt uns. Der Kranz, den der Gesamtverband des Reichsstädtebundes dem großen Städte- resormer in Ehrfurcht und Dankbarkeit weiht, sei das Gelübde der 1500 hinter uns stehenden Mitgliederstädte des Bundes, in lteinschem Geiste deutsche Arbeit zu leisten." Stein-Feier im Reichstag Anläßlich des 100. Todestages des Freiherr» vom Stein hatte der Westsalenbund Groß-Berlin am Donnerstagabend im Plenarsaal des Reichstages zu einer Gedenkfeier eingeladen. Bor der Präsidententribüne war aus weiß-rotem Tuch inmitten eines riesigen Lorbeerkranzes die Büste des Freiherrn vom Stein ausgestellt. Im Verlauf der erhebenden Feier ergriff auch Reichskanzler Dr. Brüning das Wort zu folgender Ansprache' Meine Damen und Herren! Ich habe mit großem, iimlgem Anteil den Worten der ausgezeichneten Männer, die vor mir gesprochen haben, gelauscht. Ich bin mir bewußt, daß Sie, meine Damen und Herren aus Westfalen, ein besonderes Recht haben, den heutigen Gedenktag des großen Freiherrn vom Stein zu begehen. Ist er doch vielleicht mehr seiner neuen Hei mat zu eigen geworden, als wie er es der alten geblieben ist. Und vieles, was sein Leben, seine politischen Maßnahmen, sein Denken maßgebend beeinflußt hat, ist sicherlich aus der Tätig keit in seinen jüngeren Jahren in unserer westfälischen Heimat entstanden, im Lande der Freiheit, tn dem die Freiheit nie ganz untergegangen ist. In unserer Heimat hat er kennengelernt, was bürgerlich« Freiheit bedeutet. Die Aufgaben der Geschichte wechseln. Nie kehrt Gleiches wieder. Aber eines, meine sehr verehrten Damen und Herren, bleibt in ieder entscheidenden Stunde eines Volkes dasselbe das ist der Geist, mit dem an eine Aufgabe herangegangen wird. Und wenn ich Sie bitte, eine Mahnung von dem heutigen Abend mitzunehmen, so ist es die: Freiheit, wir Freiherr vom Stein sie gemeint hat, Freiheit, wie wir sie aus unserer Heimat kennen, sie ist in erster LinieEebnndenheit, Berpslichtung, Opsersinn, Verant wortlichkeit, Eemeinfinn. Das sind die Dinge, die die bürgerlich« Freiheit begründen. Das sind die Dinge, die in der bürgerlichen Freiheit wieder die nationale Freiheit ermöglichen. Wolle« Sie, meine Damen und Herren, dieser Mahnung gerade in diesen Tagen eingedenk sein. Es kann einem Volke auch tn schwerste« Lage und schwerster Stund« niemals schlecht ergehen, wenn es dessen eingedenk ist, daß die Freiheit nur durch Opser, durch Psltchtersüllung, durch Verantwortung «rkämpst wird. Und es kann einem Volk« der Weg zur Freiheit nie verbaut werden, wenn die Männer und Frauen sich bewußt sind, daß Beharrlich keit und Hoffnung und unablässig zäh« Arbeit «ine» Tage» d»ch zum Ziele sichren müssen,. Und als Westfalens ungebeugte Söhn« und Töchter rufe ich Sie aus und bitte Cie, sich zu erheben und mit mir «inzustimine« tn den Ruf: Unser deutsches Vaterland, es leb« hoch! Mit dem gemeinsamen Gesang de» Deutschlandsiede» scht«tz ti« erhebend« Feier. Was tat Brüning? Wir lesen im „Fr«il)«itskamps": „Wer beruflich die SPD - Presse lesen muß, der wird manchmal vor Rätsel gestellt. So am vorigen Mittwoch, als die sozialdemokrnliscl)en Blätter Sach sens sich Uber das, was Brüning im Augenblick tue, in den selt samsten Widersprüchen bewegten, wie diese Ueberschristen zeigten: „Dresdner Volkszeitung": „Brünings Zugeständnisse. — Der Kanzler verspricht Aenderung der Notverordnung." „Volkszeitung, Obcrlausitz": „Brüning bleibt starrsinnig. — Keinerlei Konzessionen." „Volkszeitung, Meißen": „Brünings positive Zusage." „Volksblatt, Zwickau": „Brüning unnachgiebig." Was tat nun an diesem Tage Brüning eigentlich? Wir können es den Lesern dieser Blätter verraten: Brüning lacht über dir Sozialdemokratie!" Katholische Beamte, Achtung! Es ist kein Zivrisel, daß durch di« letzte Notverordnung, viele Beamlenkrcise, namentlich die unteren Beamten, durch die Gelialtskürzung und Herabsetzung der Kinderzulage und auch soweit sie Kricgc-beschädigte sind durch den Wegfall der Renten hart getrosscn werden. Wir haben schon wiedecholt daraus hingewiesen, daß wir bestimmt hoffen, daß die Zentrumss'artel die Härten der Notverordnung, die sich sa in noch viel härterem Maße siir dir Arbcitersci)ast auswirken, abzumildcrn. Wir können daher dur<i>aus verstehe», >venn Beamtenorganisationen in gleicher Weise wie Arbeitergewerksä-asten zur Notverordnung Stellung nehmen. Erwartet aber muß unbedingt werden, daß diese Prolcstversammlungcn der Bcamtcnorganisationcn in sach- lict>cr Weise durck-geführt und nicht zu solckM Hetzereien gegen bi« katholische Kirche benutzt werden, wie es kürzlich in einer Kundgebung des Deutschen Beamtenbundes in Zwickau der Fall gewesen ist. Der Deutsche Beamlcnbund soll eine neutrale Organisation sein. In ihm sind auch die Kathotisä-en Beamten organisiert. Umso verwunderlicher ist es, daß der Rcsereut in der Zwickauer Bcamtenkundgebung ein Freidenker und Lehrer, Zimmer, seine Ausführungen zur Notverordnung be nutzen durfte, uni die Würdenträger der Kat Io- Ilschen Kirch« anzugreksen und die alten uu. wahren Behauptungen, die Nationalsozia listen und Kommunisten hinsichtlich der Besol - düng der katholischen Geistlichkeit ausgesteilt Habben, wieder aufzu frischen. Eine entsprechtuae Entschließung wurde nachdem Zwickauer Tageblatt voni 18. I m» in dieser Beamtenkundgebung lediglich gegen dieStimmen zweier katholischer Beamten angenommen. Ta» durch, daß diese Lügen immer wieder wiederholt ivcraen, iverden sie noch lange nicht zur Wahrheit. Wir möchten unsere Giaubencgenossen. soweit sie Beamte sind, auf solch Verhallen einer neutralen Beamtenorgauisaiion Hinweisen und sie bitten, im Wiederholungsfälle sich energisch gegen derartige Angriffe zu wenden. Wohin derartige Verhetzungen führen, ist aus der gleichen Vcr- öfsentlichung des Zwickauer Tageblattes er- sichtlich, indem noch von anderen Entschlie- ßungen.diegesaßt morden sind,berichtet wird und die u. a. fordern: Erfassung oder wenig- stens Heranziehung auch der R i e s e n v e r m ö g c n der katholischen Kirchen und Klo st er und ihrer WUr de »träger! Deshalb: Katholisch« Beamte gebt Ach«! Laßt Euch nicht betören! Stärkt die katholischen Reihe» im Kampfe sür Glau ben, Kirche, Volk und Vaterland. s s „Reise... daheim!" Von Franz Zickler. Dl« wirtschastliche Not wird ln diesem Jahr« so manchen „Reiseonkel" veranlassen, daheim zu bleiben oder sein« Pläne, so im Winter gefaßt wurden, erheblich einzuschränken. Trotz dem: wer es sich zur Not noch leisten kann, der verzichte nicht aus die Reis«. Er sammelt auf ihr Schätze, er erweitert seinen Horizont, lernt anders geartete Menschen kennen und gibt sei nen Nerven die heutige so notwendige Entspannung. Entspan nung, die mitunter ebenso wichtig ist als Speis« und Trank. Wie wäre es nun, wenn derjenige, der aus die geliebten Alpen oder die unentbehrliche Ostsee verzichten zu müssen glaubt, sich in diesem Not^ommer darauf besänne, daß er «in schönes Heimatland hat, dah so viele aus den Gegenden, dl« «r sonst besucht, gerade ins schöne Sachsen pilgern und daß er — Hand aus's Herzl — wahrscheinlich viel weniger aut kennt als Venedig, di« Tatra und den Engadin. Vielleicht kommt er da bei aus dem Staunen über die Großartigkeit seiner engeren Heimat gar nicht heraus.... Außerdem hilft er dadurch unserem armen Sachsenland, das wohl augenblicklich eines der größten Notstandsgebiete im Reich ist. Ein« sehr schöne und bequeme Art solcher Heimatreisen vermittelt die Sächsisch-Böhmisch« Dampfschiff- kahrtsg«sellschaft. Ihre schmucken Eibdampser, gegen die die tschechische Konkurrenz auf der oberen Elbe auch Heuer nicht wettlaufen kann, sind ein Idol für di« Ruhebedürftlgen. Wer alte und leidende Angehörige hat, der mache mit ihnen für den billigen Preis von 0 RM. (Familienanschluhkarten bedeu tend ermäßigt!) «ine Wochensahrt. Es sollte mich wundern, wenn in ihm nicht das Verlangen aussteigt, ein« zweite Woche «nzuschließen. Leute, die kein „Sitzesleisch" haben, kommen den noch auf ihr« Kosten. Di« Fahrten bieten überall, besonders im Elblauf durch di« Sächsisck)« Schweiz, Gelegenheit, an Land zu sehen und Bergtouren in die Dampferfahrten einzubeziehen. Es fahren neuerdings s«hr viel Schulklassen mit unseren Elbdamp- Kr», und Erholungsbedürftige meinen, durch die Kinder be lästigt zu werden. Ich muß aber aus eigener Anschauung fest- siellen, daß die Kinder sich im allgemeinen sehr manierlich be nehmen und Misanthropen finden auch Betätigung für ihr« Galle, wenn keine lachenden Kinder in der Nähe sind. Auf allen Dampfern ist sür gute und preiswerte Verpflegung Sorge ge tragen. Verwöhnteste Ansprüche berücksichtigen die Salondamp fer „Leipzig", der täglich mit eigener Musikkapelle an Bord (Dirigent Obermusikmeister a. D. Ende) uni 11 Uhr Dresden verläßt, um in Herrnskretsckien zu wenden, „Dresden", der — ohne Musik — sich allmählich zum richtigen „Erholungs dampfer" entwickelt hat und das kleinere Motorboot „Hinden burg". Diese Fahrten sind überdies für Schulen gesperrt, nur auf der „Dresden" sieht man ab und zu einmal eine Klass«. Ich hatte mich diesmal nach einigen anderen Fahrten auf die „Dres den" spezialisiert. Einmal, weil sie zu günstigster Zelt Dresden verläßt und nicht allzu spät zurückkehrt, dann weil sie mlt ihrem großen Deck und Oberdeck Gelegenheit zu ergiebigen Spaziergängen bietet und endlich — last not least! — weil nitr die Verpflegung auf diesein Dampfer ganz besonders zugesagt hat. Hermann Kauert, der bekannte Wirt der „Radeberger" in der Hauptstraße, hat mit dem feinen Gefühl des Gastronomen von Rang für seden etwas auf petto. Die Küche ist ganz aus gezeichnet und die Speisekarte verzeichnet außer allerhand Ge nüssen täglich auch ein Hausgericht, das so gut ist, dah man stets vorbestellen muß, um keine Absage zu erleben. Der um das Wohl seiner Gäste besorgte Oberkellner drückt dann schon dar auf, daß man wunschgemäß bedient wird. Man speist und trinkt auf der „Dresden" so preiswert wie in Kauerts Stadtlokal. Die Berührung der Magensrage erfolgt deswegen, weil sie sür eine achttägige Dampferfahrt, ivährend der man der den Apatit stark anregenden Elb-Brisc ausgesetzt ist, gar nicht so unwichtig ersckreint. Noch ein paar Korbsessel mehr sollte di« Direktion anschassen. Sie sind außerordentlich begehrt und man kann sie kaum einen Moment verlassen, ohne daß sich andere Passagiere drausstürzen. Auch die Dresden fährt bis Hcrrnskretschen und wendet dort. Was sie unterwegs an Schönheiten des Elbtals und der Sächsisä-en Schweiz zeigt, das ist allzu bekannt, als dah «in Eingehen daraus nötig erschien«. Entzückend ist die Perspektive der Berge, der Bastei, der Bärensteine, des Lilien- und König steins, des im Hintergrund kurz vor der Schandauer Brücke vervorlugenden Brands, der Schrammsteine und des großen Wintcrliergs. Wer sie nie vom Eibdampser aus betrachtet hat, der kennt d«n Reiz dieser Tal-Fernsicht auch nicht. Für mich steht eines fest: nächstes Jahr abermals mindestens «ine Woche Dampfer fahren. Am liebsten auf der „Dresden".... Eine andere Gelegenheit, rasch dem Grohstadttrubel zu entsltehen, bieten die „D-Züge der Landstraße", die überraschend ruhig fahrenden und vortrefflich eingerichteten Eil wagen der Staatlichen Kraft wagenlinicn und der Re ichspost Fast alle diese nach dem Südostcn und Süden verkehrenden Wagen entsühren den Dresdner in die schönsten Ausslugsgebiete der Sächsischen Schweiz und des östliche» Erz gebirges. Sie olle zu beschreiben, würde zu ivcit sichren, deshalb soll hier nur von zwei Linien die Rede sein, die verhältnismäßig viel zu wenig bekannt sind. Ich habe sie dieser Tage befahren und konnte feststellen, daß nicht nur ihre Ziele, sonder» auch die Fahr-Routen selbst aus landschaftlicl)« Schönheiten Rück sicht nehmey und bereits die Fahrt zum erlesene» Genuß machen. Da ist zunächst die Eillinie der Staatlichen Kraftwagen verwaltung Dresden — Pirna — Rosenthal-Sch w«i. zermllhle —Schneeberg (Böhmen), die im vorigen Som mer eröffnet wurde und jetzt besonders aktuell wird, weil vom heutigen Sonntag ab eine von der Aussiger Straßenbahn betrie bene Anschlußlinte von Schneeberg iiber T e t l n i tz n a ch A u s - sigin Betrieb genommen wird. Man wird dann von Dresden aus in etwa dreistündiger, in landschaftlicher Hinsicht überwäl tigend schöner Fahrt über den höchsten Kamm des Elbsandstein- gebirges in die deutfch böhmische Industrie Zentrale gelangen können. Die Fahrzeiten sind so gelegt, dah sie die Pausen zwi schen den Schnellzügen aus der Elbstrecke abkürzen. In Pirna durchfährt man di« schönsten Straßen mit den alten Bürgerhäu sern, begrüßt von halber Höh« den Turm von St. Marien und erreicht die Berghöhe am Schloß Sonnenst«in. Dann fährt man iiber dem Elbtal dahin an dem fast greifbar nahen Königstein und Liltenstcin vorbei, durch di« Sommersrisckien Langenhen nersdorf und Hermsdorf ins Bielatal, nach der Schwelzermühle und in scharfer Steigung über die Grenze nach dem t!Ot Meter hoch gelegenen Dorfe Schneeberg. Kein Fabrikschlot stört das Idyll dieser malcrisck)cn Nester, Immer wieder sährt man teils in breiteren, teils in schluchtartigrn Tälern an den charak- teristisck)«n Sandsteinformationen vorbei, di« dem Elbsandstein- gcbirge seinen romantisci-en Reiz verleihen. In einer halben Stunde erreicht man von der Endstation d«n Hohen Schneeberg,