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Vonnerstss, 2l. vyemvrr lSll. Lrtpzt-rr ra-rtrum. Nr. SS3. los. IstzrvLnr. beirr 3. MU» behindert. Wa, da» Verhältnt» »u Ungarn in der Fleischfrage betreffe, werde Ungarn mtt fich reden lassen, da di« Fleischnot dort auch empfunden werde. Der Antrag wurde darauf einer Volkswirtschaft- lichen Kommission Überwiesen. Der Stand der spanisch-französische» Marokko» Verhandlungen. Pari», 21. Dezember. Die spanischen Ge- genoorschläge sind bisher noch nicht in Pari» angelangt. Man ist in maßgebenden Kreisen davon überzeugt, daß die meisten französischen Forderungen von der spanischen Regierung glatt abgelehnt wer« den. Spanien soll sich auf leinen Fall zu territorialenKonzessioneninMgrokro geneigt zeigen. Nach dem Stand der bisherigen Derhaiüuungen ist Spanien bereit, einen Teil des Hinterlandes von Ifni an Frankreich abzutreten. Was die Eisenbahnlinie Tanper—Fez anbetrifft, ist Spanien mit einer Internationalisierung derselben eventuell einverstanden, allerdings nur unter der Be dingung, daß Spanien ein Vorrecht auf diese wichtige Bahnstrecke erhalt. Der persisch.russische Konflikt. Teheran, 21. Dezember. (Reuterbureau.) Da» Kabinett, von dem man allgemein annimmt, das? es für ein Nachgeben gegenüber den russischen For derungen ist, trug einen großen Sieg über den Gegner davon. Die Sitzung des Mcdschliß währte von 8 Uhr abends bis Mitternacht. Endlich wurde ein Vorschlag Vosulh ed Daulehs, eine Kom mission von 5 Deputierten zu wählen, die sich mit dem russischen Ultimatum befassen, angenommen. Es scheint wenig zweifelhaft, das? die persische Regierung jetzt die russische Forderung, Shuster zu entlassen, er füllt, wenn nicht die öffentliche Meinung sich als zustark erweist. Zur Revision der amerikanische« WollMe. v. Washington, 21. Dezember. In der Botschaft des Präsidenten Taft an den Kongress, in der er er sucht, di« Zölle für Wolle unverzüglich «iner Revision zu unterziehen, wird erklärt, aus einem bei gegebenen Bericht gehe zur Genüg« hervor, das? eine Herabsetzung der Zolle berechtigt sei, und zwar eine Herabsetzung im Einklang mit dem Schutzzollprinzip und den gegenwärtigen Herstellungskosten und Preisziffern. Nach diesen Ge sichtspunkten möge bestimmt werden, welche Zollsätze in angemessener Weise den Unterschied zwilchen d«n Kosten der heimischen und der ausländischen Pro duktion ausgleichen. Im ungarischen Abgeordnetenhaus führte der M i n i st e r p r L s i d e n t in der gestrigen Sitzung bei Beantwortuna der Interpellation des Grafen Apponyi betreffend dis Demission des Eeneralstabschefs von Hötzendorf ans: Die Demission erfolgte aus rein militäri schen Gründen, nicht weil sich in gewissen militäri- scheu Kreisen Bestrebungen zeigten, die bas Bünd nis mit Italien ausheben wollten. Die Erund- prinz'nien unserer auswärtigen Politik bestehen un verändert fort. Wir vertrauen, dass das Bundes verhältnis, das den Frieden so lange Zeit gesichert hat, auch künftighin ungetrübt bestehen werde, und zwar derart, dass es das jetzt aufrechterhaltene Ver hältnis zu den übrigen Staaten nicht hindere. (Lebhafte Zustimmung.) Graf Apponyi erwiderte, es erfülle allgemein mit Beruhigung, dass die auswärtige Politik an dem Bündnis mit Deutschland und Ita lien fcsthatte und mit den übrigen Nationen ein aus gerechter Grundlage beruhendes Verhältnis zu wahren entschlossen sei. Das Haus nahm einstimmig Kenntnis von der Antwort des Ministerpräsidenten. Tsyeschronlk. Wassermangel in Thüringen. Der Wassermangel in vielen Orten Thüringens fängt an, geradezu beängstigend m werden. Wenn die hochgelegenen Orte des Erchsfeldes über Wasser not klaren, so ist di«» in dteser an und für sich wasserarmen Gegend erklärlich. Wenn aber in zahl» reichen Orten de» Eisenacher Oder» und Unter» landez in der Felda^ Hörsel» und Werra,egend und in größeren Städten Gesamtthürinaen». die meist über vorzügliche Wasserleitungen und Quellengebiete »er» fügen und in normalen Jahren Wasser im lleberfluß hatten, jetzt trotz der erfolgten Niederschläge fort gesetzt über zunehmende Wasserknappheit geklagt wird, so gibt die» zu ernster Besorgnis Anlass In Kaltennordheim im Eisenacher Oberland und in Stedtfeld bei Eisenach können die Ein wohner nur täglich eine Stunde der Wasserleitung das für den Haushalt nötige Wasser entnehmen. Auch in Ereuzburg a. d. Werra wird die Wasser kalamität von Tag zu Tag schlimmer. So gibt die erst 1901 mit einem Kostenaufwand von 76»X)0 erbaute Leitung fast kein Waiser mehr: nur '/» Stunde kann täglich aus ihr Wasser abgegeben werden, und die zur Ncr.ügung stehende Menge reicht kaum noch kür Koch- und Trinkzwecke. Besonders schlimm ist der Wassermangel in der Mühlhäuser Gegend. In Jena wuroen wegen Wasserknappheit die Schulbäder geschlossen, und in Apolda nötigt die anhaltende Massernot zu der Maßnahme, dass den Häusern, in denen Wasser »er» geudet wird, die Wasierzufubr gejperr. werden «oll. Hunderte von Orten tönnten noch genannt werden, welche unter der Wassernot zu leiden haben. Kapitän Ärotts Lüdpolar-Expedition. Kapitän Scott» Schiss „Terra nova" hat, wie aus Christchurch auf Neu-Seeland aemelder wird, den Hafen von Lyttleton (42 Grad südlicher Breite) verlassen, um sich in Lae antarttische Eismeer zu begeben. Tas Schiff wird dann im Winterquartier die Rückkehr des britischen Forschers aus dem Süden erwarten, die voraussichtlich Mitte Mär; nächsten Jahres erfolgen dürfte. Planmäßig sollte Kapitän Scott Anfang November mit seinem Vorstoß nach dem Süoen beginnen, und der wackere Forscher erklärte, bevor er England ver ließ, bag er den Pol vermutlich am 22. Dezember erreichen würde. Bekanntlich hat außer Kapitän Scott auch der Norweger Am und! en eine Südpolar- Expebition unternommen, während die deutsche Sudpolar-Expeoition die südlichen Breiten noch nicht erreicht haben dürfte. Es besteht nun eine Rivalität zwischen dem britischen und dem norwegischen For scher, deren Ausgang man besonders rn England lebhaftes Jnreresse entgegenbringt. Die Aussichten Scotts werden schon um deswillen für die besseren gehalten, weil seine Expedition besser ausgerüstet ist als diejenige Amundiens. Ferner soll auch die „Terra nova" eine größere Schnelligkeit entwickeln, als Ämund ens Schiff „Fram". Im Verlaufe seines Amenthalts im Südpolar- Eebiet hofft Kapitän Scott auch wichtige Minera l- funde zu machen, sein Hauptziel ist jedoch darauf gerichtet, Goldminen zu entdecken, die, wie man an nimmt, auf dem antarktischen Kontinent in großer Anzahl vorhanden sind. Dir Herrogin von Aosta als Krankrn- pstrgrrin. Die Herzogin von Aosta hat sich in den Dienst ihres Vaterlandes gestellt und ist als Kranken. Pflegerin nach Tripolis hinausgewgen. Auf dem vor Tripolis verankerten Hospitalschiffe „Königin Margherita" waltet sie nach italienischen Blätier- meldungen ihrer aufopfernden Tätigkeit. Wie ernst sie es mit ihrer Aufgabe nimmt, und wie sie es ver steht, die Herzen ihrer Pfleglinge zu gewinnen, geht aus einem Briese hervor, den ein verwundeter Eotdar an einen Freund in Bologna geschickt har. Dreier Soldat, namens Sinlbaldi, war der Sciarasciat in einem der blutigsten Gefechte des Feldruges schwer verwundet worden, wurde auf das Hospitalschiff ge bracht und hatte dort das Glück in dre Obhut der Her'oain zu kommen. „Ich habe das Glück gehabt", so schrerbt er. „von der Herzogin von Aosta gepflegt zu werden, aber ich erfuhr erst nach einigen Tagen, wer die „b'onde Dame" war, die sich meiner mit solcher Liede an- nahm. Sie war für mich ein Engel der Barm herzigkeit. Bei der geringsten Bewegung, die ich machte, war sie an meinem Lager. Wünschte ich zu trinken, so stützte sie mir meinen Kopf, hielt mir das Gla» und netzte meine Lippen. T«ilnahm»voll erkundigte sie sich nach meiner Familie, mit «tner sa milden und zu Herz«» gehenden Stimm«, daß ich unbedingt zu ihr vertrauen Haden mußt«. Füllten sich meine Lugen mtt Tränen, dann setzte sich di« Herzogin neben mein Bett, plauderte mit mir von der Zukunft, erzählte mir von dem schönen Vater lande und machte mich meinen Schmerz vergrssen. Sie eilte von einem Bett zum ander», behandelte jeden verwundeten mit der gleichen Zärtlichkeit. Einmal bemerkte sie, wie ich an meine arme, alt« Mutter schreiben wollte. Aber mein Arm war zu schwach, schon nach wenigen Zeilen mußte ich den Versuch aufgeben. Da nahm sie mrr die Feder au» der Hand, vollendete mein Schreiben und unter zeichnete e» mit ihrem Namen." * Berkin. 21. Dez. (Der Kaiser) sowie Prinz und Prinzessin August Wilhelm wohnten der gestrigen Vorstellung im Königlichen Opernhaus« bei. Gegeben wurde der „Rosenkaoalier" in der be kannten Besetzung. Generalmusioirrktor Dr. Muck dirigierte. Berlin, 21. Dez. (In der Medizinischen Ge» seil sch ast) machte gestern Professor v. Wassermann Mitteilung über seine neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Geschwulstheilung. Ls handelt sich zunächst nur um Besuche an Tieren, doch besteht die Hoffnung, daß die zahlreichen Experimente Ausblicke auf die Krebsbehandlung beim Menschen eröffnen werden. «. Zörbig, 21. Dez. (Fund.) Ein Kontorbote und ein Zimmerlebrling fanden auf der Stumrdorker Chaussee eine Ledcrtasche, in der sie 2500 in Silber, Gold und Papier entdeckten. Nachforschungen ergaben, daß die Tasche vom Chauffeur der Ostrauer Steininduftri« verloren worden war. «. Ilberstedt, 21. Dez. (Eine ungemein starke Erschütterung), ähnlich der von einem gewaltigen Sprcngschuß, erfüllte gestern nachmittag gegen 3 Uhr die Luft. In den Brüchen wurde ein Erbeben der Erde beobachtet und in einzelnen Häu sern ein Klirren der Fensterscheiben. Vermutlich rührt die Erscheinung von einem Vorgänge in den Staßfurter Schächten her. Köln, 21. Dez. (Zum plötzlichen Tode zweier Pionieroffiziere,) der Adjutanten des Pionierbataillons Nr. 24, bittet di« General- Inspektion des Ingenieur- und Pionierkorps um folgende Mitteilung: „Die Todesursache bei dem Oberleutnant Fischer und dem Leutnant Tietgens, den beiden kurz nacheinander verstorbenen Adjutanten des 2. Westfälischen Pionierbataillon» Nr. 24 in Köln, ist vollkommen einwandfrei aufgeklärt. Die Untersuchung hat zu einer Anklage wegen fahr lässiger Tötung gegen den Installateur ge führt, Ler die Gasleitung unter dem Raum verlegt hatte, in dem Oberleutnant Fischer durch Einatmen des Gases seinen Tod fand. Der am 14. Dezember verstorbene Leutnant Tietgens erlag nach vorheriger, anscheinend leichter Erkrankung einer am 12. De zember einsetzenden Gehirnbantentzündung mit starken Krampfanfällen." München, 21. Dez. (Speisevergiftungen tnderHofgesellschaft.) Prinzessin Klara von Bayern leidet an den Folgen einer Cpeiscvergiftung, die sie sowie andere Personen des Hofes nach einer Hoftafel befallen hat. Man glaubt, daß es Grün spanvergiftung gewesen ist. Die Prinzessin wurde am heftigsten von allen davon ergriffen. Es geht ihr jedoch wieder besser, so daß sie in den letzten Tagen wiederholt längere Zeit das Bett verlassen konnte. Prinzessin Klara ist die Nichte des Prinzregenten. Wien, 21. Dez. (Weihnachtsvorberei- tungenamHofe.) Wie schon seit einiger Zeit be stimmt war, ist Erzherzogin Valerie mit ihrem Ge- mahl und vier der neun Kinder gestern mittag in Schönbrunn eingetroffen und hat die nach ihr be nannten Appartements im ersten Stock bezogen. Im Nosazimmer steht schon ein mächtiger Weih nachtsbaum bereit, eine Blantanne, die Erzherzog Franz Salvator aus Konopischt kommen ließ. Sie reicht vom Parkett bis zur Decke und ist mit den vom Stamm aus befestigte» drei Reifen versehen, auf denen die Lichter in drei strahlenden Kränzen ver schiedener Größe den Daum umgeben. Rings um den Baum ist auf Moos die Krippe ausgestellt, die aus meisterhaft geschnitzten Menschen, und Tierfiguren zu sammengesetzt ist. Im Saal stehen an den Wänden die Tisch« für die Geschenke der einzelnen Mitglieder der engsten Familie de» Kaisers, in einem anstoßen den Zimmer die Tisch« für die zu beschenkenden Per sönlichkeiten des Hofstaates. Jetzt wird gemeldet, daß auch Prinzessin Gisela und Prinz Leopold von Bayern zur Ehristbaumfeier nach Wien kommen werden: die übrigen Kinder der Erzherzogin Valerie kommen am Sonnabend von Wallsee nach Wien. Prag, 21. Dez. (Eine neue Kohlensäure quelle.) In Podiebrad in Böhmen stieß mair bei Dohrvcrsuchen heute morgen auf eine äußerst er giebige Kohkensäurequelle. Das Wasser ist sehr wohlschmeckend. Ein Prager Professor wurde mit der Analyse -es Wassers betraut. Pest, 2l. Dez. iDie größte Dampfmühl« Ungarns eingeäschert.) Heute nachr wurde die größte Dampfmühle Ungarns, die ..Belooar"- Dampfmühl«, durch eine Feuersbrunst vollslänviq «in- geäschert. Der Schadt, beträgt über zwei Millionen Kronen. Pest, 2l. Dez. (Herabgestürzter Balkon.) Dom vierten Stock eines Neubaues fiel ein großer Balkon nieder. Er erschlug den von Weihnacht», einkäufen beimkehrenden Staatsanwalt Etter und verwundete zwei Personen schwer. Paris, 2l. Dez. (Ein Unwetter) richtete große Srurmbcschäviqungcc an. Ein großer Teil der Telephonleikungen ist zerstört. Ein Neubau erlitt groß« Beschädigungen. Dav Dachgerüst stürzre herab und begrub fünf Arbeiter unter sich. Einer von ihnen wurde schwerverletzt unter den Trümmern herooraezogen; er starb auf dem LLeg« zum Hospital. Auw die ander» vier Arbeiter erlitten schwere Verletzungen. — Die Kirch« St. Sulpice wurde von dem Sturm arg mitgenommen. Einer von den Türmen erlitt Beschädigung«« am Turm- kranz, aus -em sich einige Steine lösten, durch die zwei Passanten schwer verletzt wurden. Pari», 21. Dez. lIn der Klage der Frau Langevin) --egen ihren Gatten wurde oestern das Urteil verkündet, demzufolge die beiden Knaben bi» zu ihrem 15. Lebensjahr, die beiden Töchter bis zu ihrer Volljährigkeit bei der Mutter bleiben. Die geistige Ausbildung der Knaben zu überwachen, fällt dem Vater zu. Die Klage gegen Professor Lange vin und Frau Curie wegen Ehebrüche» wprde von ihr zurückgezogen, da Prof. Langevin sich erboten batte, ihr dauernd 800 Fr. monatlich zu ihrem und ihrer Kinder Unterhalt zu zahlen. Paris, 21. Dez. (In dem Arsenal) zu Tarbes kamen seit längerer Zeit große Diebstähle vor, ohne daß man der Täter habhaft werden konnte. Heute stellte nun die Polizei fest, duß sich ein großer Teil der gestohlenen Objekte in dem Lagerraum eines dortigen Kaufmanns befand. Der Händler wurde verhaftet. Es scheint, daß die Diebstähle von einer organisierten Bande, die den Festgenommenen als Hehler benutze, ausgeführt wurden. New Pork, 21. Dez. (Die Witwe des Eisen- bahnkönigs Harryman) hat einen verzweifel ten Brief an die Polizeibehörde gesandt, in dem sie um Schutz vor den sich täglich bei ihr einstellen- den, sie auf Schritt und Tritt verfolgenden Bitt stellern fordert. Die „arme" Reiche hat allein in der letzten Zeit über 6000 Briefe mit Bittgesuchen in mehr oder weniger drohendem Ton erhalten. Die Summe der ge orderten Darlehen beträgt ca. 700 Millionen Mark, also nm die Hälfte mehr als das tatsächliche Vermögen der Millionärin beträgt. Uhefredakteur: Johanne« Schatz. Verantwortliche Redakteur«: Kür Politik «. Kirchroth, lokrle u. sächsische Angelegenheiten, Tageschronik u- Vermischtes W. ». Vattlar, das Feuilleton Paal Schaumburg, Musik S. Seguiy, Sport und tperichtssaal I. Haarjeld. Kür di« HanLelSzeitung N. Kirchrath. Für den Inseratenteil Maz Jhl«. Sämtlich tu Leipzig. Zuschrift«» sind «tcht persönlich zu adreiüeren, sondern an den Verlag, die Redaktion oder die lpeichästSslelle de- Leipziger Tageblattes zu richten. Unverlangten Manuskripten ist stets das Rück porto betzusügen. Für Aufbewahrung und Rückgabe wir» keine Gewähr übernommen. Das letzte Opfer üer königmtroker SanülchrM. Die Meldung von dem tragischen Tod des Prager Professor Josef Ladislaus Pic, der sich erschossen hat, weil seine Behauptung der Echtheit der Königinhofer Handschrift aufs Schärfste zurück, gewielen wurde, bringt die Geschichte dieser wich, tigslen literarischen Fälschung wieder in die Erinne rung. Nachdem der Kampf um die Handschrift ein halbes Jahrtmndet lang das ganze literarische und öffentliche Leben in Böhmen verwirrt und die Kluft zwischen Tschechen und Deutschen verhängnisvoll er- weitert hatte, ist nun in diesem letzten Kämpfer auf einem verlorenen Posten wohl auch das letzte Opfer der Königinhofer Pergamente gefallen. Die Romantik, die eine leidenschaftliche Liebe zu der mittelalterlichen Vergangenheit entfesselte, hat zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine ganze Fäljchungsepidemie heroorgerufen, die sich auch der für ihre nationale Kultur begeisterten Tschechen bemächtigte. So kam denn Vaclaw Hanka, der et ne ganze Reihe von Fälschungen machte und den Tschechen sogar zu alten Göttern verhalf, dazu, m einem Gewölbe des Kirchturms in -em kleinen nordböhmischen Städtchen Königin, Hof zwölf Pergamentblätter aufzufinden, die einen ungeahnten Reichtum der alttschechischen Poesie bis in das 10. Jahrhundert hinab enthüllten und einen fabelhaften Glanz vergangener Geisteskultur malten. Helle Begeisterung reale sich in der ganzen Welt üoer diesen Fund: Goethe lernte um dieser Lieder willen Tschechisch und Lich tete ein Lied, das „Sträußchens, um. In alle Sprachen wurden diese heiligen Denkmäler übersetzt und bildeten das Palladium alttschechischer Wissen schaft. Mit inniger Verehrung hing der gebildete Böhme an diesen Pergamenten, dem geweihten Erbe der Liter, dem nationalen Evangelium, und der Zorn des ganzen Volkes mußte den treffen, der es wagte, die Echtheit der Handschriften anzuzweifeln' Die ersten, die die Pergamente für gefälscht er klärten. Ler bedeutende Philologe Kopitar, der ge niale Feiralik wurden verleumdet und totgeichwiepen: je stärkere Angriffe die erstarkte philologische Wissenschaft gegen diese Lieder richtete, die ganz im Geist des modernen tschechischen Nationalgetühls und einer romantischen Naturstimmung gedichtet waren, desto fester hielt das Volk an seinem teuren Schatz der alten Kultur fest. Als in den achtziger Jahren die Professoren Gebauer, Maioryk und Gol in schlaiender Beweis, süyrung feststellten, daß die Köntglnhoier Handschrift im 19. Jahrhundert verfaßt worden sei. da hielten immer noch begeisterte Patrioten an dem unechten nationalen Idol feit, und daß mancher Gelehrte dies selbst bis zu.n Tc-oe tat. hat der Selbstmord des Professor Pic bewiesen, der auf die Angriffe des Professor Masarqk nur antwortete, indem er die Pistole gegen sich selbst richtete. /rsuenleven in Grünlsnü. lleber das Leben der Eskimofrauen in Grönland macht Frau Anna Bistrup, die Gattin des gegen- wärtigen Gouverneurs von Grönland, fesselnde Mit teilungen. Das neugeborene Eskimomädchen wird in manchen Fällen behandelt, als gehöre es dem anderen Geschlecht an. Eskimoeltern begrüßen Zwar die Geburt eines Eskimomädchens gewöhnlich ebenso freudig, wie die eines Eskimoknaben, aber wenn «ine Estimomutter nacheinander fünf Töchter zur Welt gebracht hat, wird die Sache dem Eskrmovater gewöhnlich zu bunt, und das nächste Kind wikd zu einem Knaben ernannt, und wenn es zufällig ein Mädchen ist, wird es vorläufig als Knabe behandelt, bis wirklich ein jüngerer Bruder da ist. Die ersten Lebensjahre bringt das junge Eskimo fräulein in einer Art Sack zu, den die Mutter bequem tragen kann: erst mir vier Jahren wird es in die landesübliche Kinderkleidung gesteckt. Bereits mit fünf Jahren muß das Eskimomädchen die Schulbank drücken, aber diese ist nicht besonders hart, denn der ganze Unterricht beschränkt sich auf ein wenig biblische Geschickte und die Grundbegriff« von Rechnen. Schreioen und Lesen. Daneben wird das junge Mädchen durch sein« Mutter ein wenig in der Kunst des Haushaltens unterwiesen, und so erfreut es sich in der Jugend einer ziemlich uneingeschränk- ten Freiheit. Niemand nimmt es ihr übel, wenn sie tagelang von Haus« fernbleibt und sich mir ihvem Kajak auf dem Wasser hcrumtretbt. Etwa mit dem 18. Lebensjahre wird aus dem Eskimomädchen eine Eskimofrau, denn nun wir- sie verheiratet. Man fragt dabei nicht nach ihren Neigungen, sondern ihre Familie wählt einfach einen Gatten für sie aus. Don nun an beginnt ein Leben voller Arbeit, denn Arbeit ist bei Len Eskimos ein Ding, das die Frauen allein zu verrichten haben. Beinahe das ganze Hausgerät un- alle Dinar, die sonst zum Eskimoleben gehören, sind aus Hrauenhand hervor gegangen. Das Haus, ein ziemlich roher Sleinbau, dessen Ritzen mit Torf verstopft sind, wird von Len Frauen hergestellt, und gleiches gilt von seiner gan zen Einrichtung. Allerdings ist der Hausrat nicht gerade üppig. Jedes Haus bat nur wenige Ge mächer, und das Hauptstück in jedem ist das Bett, ein sehr großes gemeinsames Lager für die ganze Familie, Las aus Stroh und Fellen besteht. Federn verwenden die Eskimos für ihr« Betten auch, jedoch der Gebrauch von Leinen ist ihnen unbekannt. Tags über dient der Schlasraum als Spe'se- und Emp fangszimmer. Als solckes macht es jedoch auch wenig Arbeit, denn die Reinigung der Wohnung nimmt höchstens iss Minuten in Ampruck, uno die Reinigung der Eßgeschirre ist eine EinrickMng, die bis zu den Eskimos noch uicht vorgeLrungen ist. Wer nun glaubt, daß di« Esktmofra» Zett zmn Müßiggänge hätte, irrt sich sehr. , Ihre Arbeit ist richtige Heimarbeit. Wäh rend des ganzen Winters werden die Seehund- und Renntierfelle, die die Männer von der Jagd heim gebracht haben, zubcreitet und zu Kleidungsstücken verarbeitet: manche davon werden auch zu Kajaks oder zum Ausbessern dieser Fahrzeuge verwendet. Sobald die wärmere Jahreszeit kommt, verlassen die grönländischen Eskimos ihre Winterwohrrungen und ziehen an das Meer, wo sie in Zelten wohnen. Die Hische, die die Männer erbeuten, werden Len Frauen und Kindern zur weiteren Verarbeitung übergeben. Auf der Heimwanderung nach der Winterwohnung müssen sie Torf und ähnliche Stoffe sammeln, und während die Männer auf der Renntierjagd find, fischen di« Frauen in den Flüssen nach Lachsen. Im September ist auch dieser Teil des Sommerlebens beendet, und nun wird die Reise nach dem Winter dorfe fortgesetzt. Viele Häuser sind von den Stürmen und dem Regen arg mitgenommen, und es ist Sache der Frauen, sie wieder wohnlich einzurichten. Sich zu putzen haben die Eskimofrauen alio wirklich wenig Zeit. Eine „Mode" gibt es bei ihnen auch nicht, denn die Kleidung rür beide Geschlechter, die die Frauen Herstellen, ist oeinahe gleich. Als einzigen Schmuck t:ägt die Eskimofrau angenähbe bunte Länder, an Festtagen ein gleichfalls bändergeschmücktes Barrett, und schließlich trägt sie um den Hals eine Kette von Glasperlen. Sobald ein« Eskimofrau ihr erstes Kind bekommt, legt sie -iekn Perlenschmuck ab, und nun bekommt ihn das Kind zum Tragen. Line Lltmungsvorrtchtung lür Bergleute Bei so schweren Katastrophen, wie deren eine jetzt wieder ein amerikanisches Bergwerk betroffen hat. sind in der Regel alle Mittel zur Rettung der ein geschlossenen Leute machtlos. Dennoch ffr es nicht vergeblich, an der Verbesserung von Rettunosappa- raten unablässig zu arbeiten, da durch sie manche» Menschenleben erhalten werden kann. Eine der wich tigsten Vorkehrungen >u dreiem Zweck ist ein Rettungs apparat, der den Aufenthalt auch in einer durch gtitige Gae stark verseuchten Luft gestattet, und gerade jetzt veröffentlicht ein amerikanischer Ingenieur im Journal des Franklin-Instituts eine wertvolle zuiammenfassende Mitteilung über die in dieser Rich tung bisher erreichten Erfolge. Ein idealer Atmungsapparar inuß vor allen Dingen jo leicht sein, wie es irgend mit der Betriebs ftcherheit zu vereinbaren ist. Namentlich wenn er von der Rettungsmannschaft benutzt wird, so muß darauf Bedacht genommen werden, dass dic^e bereits die größten körperliche» Anstrengungen uno Geicrhr^ungen zu üoerneyineil qat uno keine schwere Belastung ver trägt. Der Apparat muh auch jo deiestigt werden können, daß er den Träger nicht behindert. Was seine Wirksamkeit selbst betrifft, s» ist vor allen Dingen die Fernhaltung größerer Mengen von * Mnstrchrsnik. Eddy Delling, eine junge Leipzigerin, wirkt seit Anfang der Saison als jugendlich dramatische Sängerin am Stadttheater in Graz und ist Schülerin von Gerhartz-Leipzig. — Der Kapellmeister und Berliner Komponist Julius Einödshofer arbeitet gegenwärtig an einem größeren Werke. Es ist dies die Partitur zu einem musikalisch reich iliustriknen, historischen Schauspiele für das deutsche Volk, dessen Handlung das ruhm reiche Krieasjahr 1813 umfaßt, in der auch der Fretheitsdichter Theodor Körner sowie Marschall Llücker un--» andere geschichtliche Größe» den Mittel» punkt bilde». Kohlensäure zu fordern, die in keinem Fall mehr als 2 vom Hundert betragen darf. Zu diesem Zweck bedient man sich gewöhnlich alkalischer Stoffe, die sich aber durch die Bindung des Gases stark erhitzen, so daß die Luft, nachdem sie durch diese Stoffe hin durchgegangen ist, nock einigermaßen abgetühlt werden muß. Außerdem ist der Apparat mit kom primiertem Sauerstoff zu versehen, der auch dahin wirkt, die Luft den Lungen zuzuführen, ohne daß eine besondere Anstrengung beim Atmen erforderlich ist. Ferner ist eine Vorrichtung zu wünschen, an der sich leicht und Zuverlässig erkennen läßt, wie lange der Apparat seine Dienste noch tun wird, und dann mug dieser auch leicht und schnell wieder geladen werben können. Sein Betrieb muß vollkommen selbsttätig erfolgen, damit der Träger darauf keine Aufmerksamkeit zu verwenden braucht. Wenn der Träger sich ausruhen will und dann nur einer geringen Menge an AtemUut bedarf, so muß ein Ventil den vorhandenen Ueberdruck beseitigen. da durch Liesen sonst eine Ansteckungsgefahr herbei geführt werden kann. Selbstverständlich muß der ganze Apparat durchaus dicht gegen die Außenluft abschließen, auch die Augen des Trägers gegen Rauch oder reizende Gase schützen. Man sieht, da sind recht viele Bedingungen zu erfüllen, damit ein solcher Apparat als einigermaßen vollkommen betrachtet werden kann. Die bisherigen Konstruktionen führen die Luft entweder durch ein Mundstück zu, indem die Nasenlöcher gleichzeitig durch einen Klemmer fest verschlossen werden, oder der Kopf wird durch einen Helm nach Art eines Taucher- anruges eingesa lassen. Ä«ide Vorrichtungen haben bisher ihre eigenen Vorteile und Nachteile und sollten wechselweise benutzt werden, je nachdem die Vorzüge am meisten zur Geltung kommen. Zu wenig ist bisher die Hautatmung berücksichtigt worden, die ständig dem Blut Sauerstoff zusuhrt. Ist nun die umgebende Lust sehr sauerstoffarm, so macht sich durch die unvollkommene Hautatmung ein Unbehagen fühlbar. Namenuich wenn viel Kohlen oxyd in der Luft ist. sa sollte die Haut dagegen wenigstens in besonderer Weise geschützt werden. Da das aber nur schwer geschehen kann, so darf eine Rettungsmannswatt sogar mit den besten Atmungsapparaten nicht zu lange ohne Unter brechung in einer solchen Atmosphäre belassen werden.