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Prinz Heinrich über -en Aweck seiner ^merika-Reije. Prinz .Heinrich von Preußen hat bei dem Aufenthalt des Dampfers „Kap Trafalgar" in Southampton die Vertreter der Presse, die sich zu seiner Begrüßung an der Anlegestelle des Dampfers eingefundeu l-atten, empfangen und sich ihnen gegenüber in scherzhafter Form über Zweck und Ziel seiner Reise nach ^lld- tnnerika ausgesprochen. Schon vor Antritt der Prinzenreise wußte mau bereits, daß die Süd-- amerikafahrt des Bruders des Deutschen Kaisers keinerlei politische Hintergründe habe Allgemein war als Zweck der Fahrt lediglich die Erholung und Zerstreuung des prinzlichen Paares ange geben. Wer aber die gründliche, durchaus nicht ani Oberflächlichen haftende Art des Prinzen Heinrich kannte, war sich von vornherein darüber klar, daß es nicht seinen Gepflogenheiten ent spräche, eine solche große Reise ohne tiefere Bc- weggründe zu unternehmen. Und wie den Prin zen bei seiner ersten Ameritareise nach den Ber einigten Staaten letzten Endes das Bestreben leitete, zum Außen des deutschen Handels und der Interessen des Reiches mit offenen Augen zu sehen und zu lernen, so dar^ man auch jetzt als gennß annehmeu, daß die Südamerikareisc des Prinzen Heinrich nicht zuletzt von dem Wunsche diktiert war, durch eigenen Augenschein sich von den Fortschritten der lateinischen Republiken zn überzeugen nnd durch das (Gewicht seiner Per sönlichkeit die Bande zwischen der deutschen und südamcrikanischen Handelswelt enger zu gestal ten. Ganz klar geht dies aus der humoristiscl-en Äußerung des Prinzen in Southampton hervor, in der er sich als „Commis Voyageur" bezeich nete und erklärte, alles zn tun, was in seinen Kräften stände, nm die deutschen Handelsinter- essen in Südamerika zu fördern. Prinz Heinrich als „Commis Bo >) agcitr" der deutschen Handels Welt! Das Angenehme wird mit dem Nüßliclfen verbunden, neben der Erholung nnd Zerstreuung fordert die Belehrung, die Er weiterung der Kenntnisse ihr Recht. Gerade dar um ist man berechtigt, dem Ausgang dieser Prinzenreije mit besonderen Erwartungen ent- gcgcnzusehen, kann sich doch der deutsche Handel leinen tatlräftigeren Förderer seiner Interessen in dem für uns als Absatzgebiet außerordent lich zukunftsreichen Südamerika wünschen, als den Großadmiral unserer Flotte, den Bruder des Dentfchen Kaisers. ver Nochette-fiusschuß. Aus Paris wird gemeldet: Ein richterlicher Beamter, namens Negnault, sagte aus, daß mit dem Augenblick, wo Röchelt« die Gren,zc überschritt, die ganze Angelegenheit erledigt gewesen sei. Auf Befragen erklärte er, daß der vom Oberstaatsanwalt Fabre erlangte Aufschub im Justizpalast groß« Üeberraschung erregt habe. Niemand zweifelte daran, daß die Zeitung „Rappel" für Röchelte war, der als stiller Gesellschafter des Blattes galt. Der Diretror des „Rappel", Dumesnil, erhob Einspruch gegen die Aussage Barthous und bestritt vor allein den Feldzug von Beleidigungen, Len der „Rappel" geaen Barthous geführt haben solle. Er habe sich sogar von dem Mitarbeiter des „Rappel", dem Ab geordneten Ceccaldi, losgesagt, als ihm dieser einen Artikel brockte, der die Umgebung Darchaus treffen kannte. Bachez, Liquidator des Erüdit Minier, gab ausführliche Erklärungen über den Stand der Ge schäfte Rochettes im Augenblick des Aufschubes, und erklärte, daß besonders die Führung der Bücher des Cn'-Lit Minier sich in einer unbeschreiblichen Unordnung befunden habe. Er habe keine Spur dec den Zeitungen bezahlten Subventionen finden können. — Der Gehilfe des Staatanwaltes Scheid ling gab Erklärungen über die finanziellen Opera tionen Rochettes ab und sagte, der Oberstaatsanwalt habe ihm ein Schriftstück vorgelegt, mit einem Datum, das dem Datum des Aufschubes nahe gewesen sei. Er habe damals eine aufrichtige Erregung Fabres bemerkt Daraus wurde die Sitzung auf gehoben. Heute wird die Kommission Monis, Taillaux und Bernard über die Frage der Daten vernehmen. ver gute Name. -lös Roman von Georg Engel. « »^vrixtn INI, o-, - i-ftikl.i z v « . in >! l.nipri.'. So fest und durrbdringend, so feindselig und verachtungsvoll gruben sich diese Augen in die des anderen, daß Holstein unwillkürlich stehen blieb und erwartete, cs würde sich irgend etwas Anßcrordentliches begeben. Aber nichts gesmali. Der Wagen fuhr vor über und verschwand, ohne daß Svlvia fiel, auch nur einmal umzuwenden gewagt hätte. Holstein zuckte die Achseln nnd ging mii starken Schritten weiter. „Sie dars nicht anders, die solgsame Be- aintentochter," murmelte er wie entschuldigend, aber plötzlich brach er in ein Helles Gelächter aus, so daß ihn die Borübergebenden erstaunt musterten. Holstein arbeitete lv'nte rastlos. Mit einer Genauigkeit, die man sonst nicht an ihm kannte, drang er in die kleinsten Details ein Er sah alle Rechnungen durch, nahm den Barbetraa auf und verlangte schließlich eine Art provisorischen Jn- venturabschlnsseS. In die Bureaus kam das regste Leben. Die sonderbare Hast des sonst so kühlen jungen Chefs steckte die anderen an. Mehr als ein Dutzend Federn flog rastlos über die großen Bogen, man hörte nichts als das Knistern und Kritzeln und das leise Murmeln der Kom mis, die die großen Zahlenreihen der Waren bücher zuiammenzogen. Unterdes saß der Kapitän in seinem Privat kontor, unk ließ sich von seinem weißhaarigen Geschäftsführer berichten. Auch hier gab cs heute allerlei Unangenehmes. Der Bau der Kanonen boote forderte bedeutend größere Summen, als zuerst veranschlagt waren, so daß an einen Per- dienst nicht mehr gedacht werden sonnig Außer dem hatte der Kapitän darauf bestanden, alles Material bar zn bezahlen, so daß bereits ein Ber- mögcn in den Schiffsgeripven steckte nnd das Geld rar wurde. „Beschleunigen Sic den Abschluß," befahl der Kapitän. > Deutsches Reich. * Eine neue Partei in Deutschland will — Herr Ahlwardt gründen, und ausgerechnet Leipzig soll Sitz des Zentralvorstandes dieser neuen Partei werden! Die „Rationale Dolkspartei" strebt ein „freies Germanien" an. Zur Erreichung dieses Zweckes ist — so sagt Herr Ahlwardt — die Grün dung eines Spar- und Kreditinstituts notwendig, wo der Reichste wie der Aermste sein Geld ohne Sorgen anlegen kann. Auf diesem Wege sollen dann auch die Trusts und die Jesuiten besiegt werden. * * Der Gesetzentwurf zur Regelung der Haftpflicht der Eisenbahnen, der bereits seit einigen Monaten dem preußischen Staatsministerium zur Beschluß fassung unterliegt, wird jedenfalls noch vor Ostern an den Bundesrat gelangen. Mtt einer Einbringung im Reichstag während der gegenwärtigen Tagung ist aber nicht zu rechnen, weil an eine Durchberatung der Borlage bei der Fülle des vorliegenden Mate rials dock nicht zu denken ist. Der Gesetzentwurf wird mithin erst im Beginn der nächsten Tagung an den Reichstag gelangen. * Unrichtige Meldung. Bon verschiedenen Seilen war gemeldet worden, Staatssekretär v. J a gow werde t«emnächst deutscher Botschafter in Paris wer den und der jetzige Pariser Botschafter Freiherr von Schön werde den Botschafterposten in Petersburg übernehmen. Diese Meldung ist, wie das „B. T." erfährt, unrichtig. Freiherr von Schön war bereits Botschafter in Petersburg, und eine Niickversetzung auf einen früheren Posten ist natürlich nicht üblich. * Die Wahlprüsungskommisston des Reichstag« hat über die Prüfung der lkvahl des Abg. Hoesch sKons.s im Wahlkreise Osterburg-Stendal Bericht erstattet. In der Sticknvahl am 22. Januar 1912 er hielt Hoesch 13 288 Stimmen, der Gegenkandidat Generalsekretär Fuhrmann (Natl.) 10 995 Stimmen. In zwei Wahlprotesten von sozialdemokratischer und nationalliberaler Seite wurde behauptet, daß zu gunsten des Kandidaten Hoesch amtliche Wahl beeinflussungen der Eisenbohndirektion Hannover und einiger Amtsvorsteher stattgefunden hätten. Als er heblich betrachtete die Kommission namentlich die Wahlbeeinflussung durch die Amts- und Gemeinde vorsteher. Ohne Beweiserhebungen veranstalten zu lassen, zog die Kommission dem Gewählten in einer Reihe von Amtsbezirken die aus ihn gefallenen Stim men ab und berief sich zur Begründung dieses Bor gehens auf einen Beschluß der Wahlprüfungskommis- sion anläßlich der Prüfung der Wahl des Abg. von Kröcher. Dem Gewählten wurden auf diese Weise 2329 Stimmen abgezogen, so daß er nach dieser Rech nung 36 Stimmen weniger hat als der nattonallibe- rale Gegenkandidat. Hauptsächlich aus diesem Grunde erklärte die Kommission mit 8 gegen 6 Stimmen die Wahl für ungültig. Das Plenum des Reichstags wird sich mit dieser Wahlprüfung am Donnerstag dieser Woche beschäftigen. Es wird namentliche Ab stimmung beantragt werden, da man in konservativen Kreisen der Ansicht ist, daß das Plenum den Beschluß der Wahlprüfungskommission nicht gutheißen wird. * Zur Frage der Freifahrkarten und Diäten in Preußen wird uns geschrieben: Der Antrag des Zentrums, den Mitgliedern des preußischen Ab geordnetenhauses für die Dauer der Legislatur periode Freifahrkarten für den Bereich der preußisch- hessischen Staatseisenbahnen zu bewilligen, wird in diesem Jahre ebensowenig Erfolg haben, von der Regierung gutgehcißen zu werden, wie in Sen letzten Jahren. Die Regierung steht nach wie vor auf dem Standpunkte, daß die Gewährung von Freifahrkarten für ganz Preußen nur in Erwägung gezogen werden könne, wenn das jetzige Diätcnsystem abgeändert wird. Ob Anwesenheitsgelder nach dem Muster des Reichstags gezahlt werden sollen, oder ob eine andere Form der Diätcnzahlung eingeführt werden soll, bleibt sich gleich. Ob sich in diesem Jahre die Parteien mit der Regierung einigen werden, erscheint vor läufig noch zweifelhaft. Für die Hohenzollernschen Abgeordneten ist seitens des Eisenbahn-Ministers durchgesetzt worden, daß die bayrischen und württem- bergischen Staatsbahncn, die diese Abgeordneten be nutzen müssen, den Abgeordneten das Fahrgeld stunden. Die Abgeordneten erhalten eine Anzahl von Ausweisen, so daß sie auf den nichtpreußischen Strecken ohne besondere Fahrkarte durchfahren können. Am Ende der Session müssen sie angeben, wie ost sie diese Strecke benutzt haben, und sind ver pflichtet, diese Strecken zu bezahlen. Es ist nicht ge lungen, die preußische Eiscnbahnverwaltung zu ver anlassen, diese Reisekosten zu ersetzen. Bemerkens wert ist. daß der Eiscnbahnminister der Ausdehnung der Freikarten für die Abgeordneten nicht als Gegner gegcnübersteht. Der Widerstand ist vielmehr im Finanzministerium zu suchen. * Zu den Pocksnerkrankungen in Bayern wirs amtlich gemeldet, daß zwei weitere Fälle an Pockcncrkrankungen zur behördlichen Anzeige gelangt sind. Auch in Kaufbeuren ist ein neuer Pocken fall festgestellt Die Regierung nimmt nunmehr an, daß die Ansteckungen durch überseeische Baumwolle geschehen sind. * Zur Angelegenheit Abrefch wird uns aus München von unserm «-Mitarbeiter tele graphiert: Die „Nordbayrische Zeitung" meldet zur Scnsationsaffäre des verhafteten Lanv- tagsabgeordneten Abresch, daß auch der Mün chener Staatsanwaltschaft zwei Straf anzeigen zugegangen sind. Weiter meldet der Draht: In der heutigen Mittwochssitzung der bayrischen Abgeordnetenkammer richtete der Präsident Dr. v. Orterer über die Verhaftung des fraktionslosen Abgeordneten Abresch in Mann heim eine Ansprache an das Haus und teilte mit, daß auf die Anfrage bei der Polizeidirektion Mannheim telegraphiert worden ist, daß Abresch wegen Be trugs verhaftet worden ist. Nach dem Dafürhalten des Präsidenten ist für das Haus jede Möglichkeit abgeschnitten, in der Sache etwas Weiteres zu tun. Es sei nicht einmal bekannt, ob der Abgeordnete Abresch auf frischer Tat ergriffen worden ist «Her ob die badische Justizverwaltung der Ansicht ist, daß die bayrische Abgeordnetenimmunität außerhalb Bayerns keine Geltung habe. Wenn er eine Mög lichkeit gesehen hätte, m der Angelegenheit Schritte tun zu können, hätte er diese im Interesse des A n - sehens des Hauses gern getan. Im übriaen gibt der PrÄsidertt seinem Befremden darüber Ausdruck, dah es von der Mannheimer Staatsamoalt schaft nicht für notwendig erachtet worden ist, das bayrische Abgeordnetenhaus von der An gelegenheit zu verständigen. * Jesuitenvorträge in München. In der Zeit vom 22. bis 31. März sind in München und Nürnberg 8 Dorträge von Jesuitenpaters über religiöse Fragen anberaumt. Die nichtkatholischen Zeitungen heben hervor, daß der Bundesrat zwar wissenschaftliche Borträge, die die Religion berühren, den Jesuiten nicht gestattet, daß jedoch die bayrische Regierung die angekündlgten Vorträge über religiöse Fragen für nickt unter das Verbot fallend ansehe. Unter den Vortragsthemen befinden sich „Die Frau und das Christentums", „Parsifal" u. a. mehr. * Im Metzer Duellprozeß hat Leutnant von La Valette-Saint George gegen oas Urteil des Kriegs gerichts Berufung eingelegt. Ausland. Frankreich. * Der Pro,eß gegen Frau Eaillaux. Aus Pans meldet der Telegraph: In ihrem letzten Verhör er klärte Frau Taillaux nochmals, daß sie nickt die Absicht gehabt habe, Talmette zu töten. Sie habe ganz tief gezielt, aber Talmette habe sich gebückt und sei so von den Kugeln getroffen worden. — Einem Blatte zufolge lautete der Brief, in dem Frau Caillaux ihrem Gatten ihren Entschluß angekündigt hatte, folgendermaßen: Du hast mir gesagt, daß Du Lalmette den Schädel einhauen willst. Ick will nicht, daß Du Dich opferst. Frankreich und vre Republik bedürfen Deiner. Ich werde es für Dich tun. — Der Dramatiker Henry Bernstein hat den Untersuchungsrichter Boucard gebeten, ihn als Zeugen zu vernehmen, da er in der Lage sei, die Aussage der Frau Estradäre, wonach Talmette 30 000 Fr. für die Vermittelung einer Zusammen kunft mit der geschiedenen Frau Taillaux' angeboten habe, in wenigen Minuten zu entkräften. — Der In dustrielle Barracq, der vielfach als der geheimnis volle Unbekannte des Rochelle-Ausschußes bezeichnet worden war, erklärt in den Blättern, daß er den Advokaten Bernard, den Verteidiger Rochettes, nicht kenne und niemals gesehen habe. — Die „Action Franeaise" deutet an, daß dieser Unbekannte der Bankier Lecachaux sei, der mit Rockette und Ber nard befreundet war. Der Rockctte-Aussckuß solle Lecachaux vorladen. * Die französischen Wahlen. Nach einer Pariser Drahtmeldung bleibt als Datum für die Neu wahlen der 26. April bestehen. Das Dekret über die Zusammenberufung der Wähler wird demnächst erscheinen. * Die drei französischen Dreadnoughts „Nor mandie", „Gascogne" und „Fl-andre" werden, wie aus Marineireisen in Paris verlautet, im September Cs war Spätnachmittag geworden, und Hol stein arbeitete noch immer in seinem Kontor, als endlich der Geschäftsführer wieder in die Däm merung herciutrat und eine Lampe entzündete. „Hier ist der provisorische Abschluß," sagte der alte Mann gedehnt. Der Kapitän griff nach dem großen Bogen und überflog ihn hastig. Lein Vermögen hatte sich nach diesem Aus weis sogar vermehrt, aber es lag in den ver schiedensten Unternehmungen versteckt, so daß es schwer flüssig gemacht werden konnte. „Das schadet nichts," rief der junge Ches aufatmeud, „viele Rinnen machen den Fluß. Was hatten Die von diesem Ergebnis, Schmidt?" Der greise Geschäftsführer sali starr vor sich hin nnd faltete den großen Bogen wortlos zu sammen. „Nun?" forschte Holstein ärgerlich. Der Alte schraubte an dec Lampe. „Ich kannte schon Ihren Herrn Vater," sprach er schleppend. „Auch er wurde wegen der Ver schiedenartigkeit seiner Unternehmungen bewun dert, nnd gerade diese Verschiedenartigkeit war es, die ihn zugrunde richtete. Ich warne —" Der Kapitän fuhr herum „Lind Die toll, Schmidt?" flüsterte er gedämpft, obwohl ihm die Adern an den Schläfen zu schwellen begannen. „I-ch hoffe doch, daß Die Ihrer Dtellnng nickt überdrüssig sind, Herr?" Der Geschäftsführer blieb unbeweglich „Der Herr Baron können befehlen." entgegnete er achselzuckend. „Hch befehle nur, daß Die tem Rarr sind," rief Holstein hochfahrend, und sich bezwingend, setzte er hinzu: „Hier, auf meinem Schreibtisch liegen eine ganze Reihe von Anweisungen für Die, die Die zu befolgen haben, wenn ich morgen, wie es möglich ist, eine größere Reise antreten müßt'' - und nun, gute Rackt!" „Gute Rackt," wünschte der andere monoton nnd icklo -. geränscklo - die Tür. Kanin war der Kapttän allein, so sprang er auf und warf seinen Dtnhl in einem Ausbruch der Witt zur Erde. „Immer dieser Dclhttten," stöhnte er heiser, „vor mir, hinter mir, ich kann springen, wie ich will, der Alte wirft seinen Schatten." Er stockte nnd blieb mitten in dem kleinen Raume stehen. Denn plötzlich fiel ihm ein, daß morgen schon eine kleine Pistolenkngel alles ge endet haben könnte, und daß dann nur uoch ein Wesen nm Leben sei, das der herabgetömmene, verfallene Mann durch seine Zugehörigkeit ängstigen könne. Die Erinnerung an die blasse Fran, die ihm innerlich unbegreiflich war, und für deren Ehre er dennoch durch eine merkwür dige Verkettung mit den Waffen eintreten sollte, gab seinen Gedanken eine andere Richtung. Und plötzlich trat er an seinen Schreibtisch und warf ein paar Worte auf einen Streifen Papier nieder. „Rein," murmelte er, während er cs in die Tascke schob, „ganz unversucht soll die Rettung nicht bleiben." Er ergriff Mantel und Hut und eilte auf die dunkle, nur von wenigen Laternen erleuchtete Straße hinaus. Rasch schritt er vorwärts, nnd so unaufhörlich beschäftigte ihn sein Vorhaben, daß er gar nicht bemerkte, wie eine tiesvcrhüllte Dame, die vor seinen Geschäftsräumen bereits gewartet zu haben schien, ihm nun zögernd und von Weitem folgte. Erst als den Kapitän die tiefste Dunkelheit umgab, nnd er über seinem Haupte das un heimliche Rauschen der alten Kastanien des ehe maligen Festungsgrabcns vernahm, schreckte er aus seinem Hinbrüten aus und bemerkte mit Er staunen, daß er schon einen weiten Umweg ge muckt hatte. „Teufel," murmelte er unwillig, „das ist mir das erstemal widerfahren Sollte diese schöne Sentimentalität noch weiter um sich greisen, so wäre cs besser, wenn morgen der Oberst einen unbrauchbaren Gesellen aus der Welt schaffte." Er wandte sich kurz nnd ging mil starken Schritten zurück Da legte sich eine Hand auf seine Schulter, ein weicher Franenarm hängte sich in den seinen. „.Halt," rief Holstein, im höchsten Grade j d. I. anläßlich der Reise Poinearäs nach St. Lazare, Loricnt und Brest vom Stapel gelassen werden. Dies« Schlachtschiffe, die am 1. Juli 1916 übernommen werden sollen, werden eine Wasserver drängung von 23 230 Tonnen und eine Geschwindig keit von 21 Knoten besitzen. England. * Die Ulster-Krise, tsieneral Gough und Oberst Mac Evan wurden, wie aus London, 25. März, gemeldet wird, bei ihrer Rückkehr nach Curragh begeistert empfangen. Die Truppen begleiteten sie in die Quartiere und brachten drei Hurras auf sie aus. General Gough dankte für den Will komm engruß und gab den Truppen di« Ver sicherung, daß sie nicht nach Ulster gesandt werden würden. Darauf brachen die Truppen von neuem in Hochrufe ans. — Die „Times" meldet aus Dublin: Die Verhandlungen zwischen den Offizieren und dem Kriegs minister verliefen sehr stürmisch. Sir John French kritisierte die Handlungsweise der Offiziere, welche die schärfste Strafe verdiene. Erst das Dazwischen treten von Roberts schuf eine bessere Stimmung. Zum Schluß unterschrieb Sir John Fleuch ein Schrift stück, das die Offiziere aufgesetzt hatten, in dem er bestätigt, daß die Offiziere keinen Befehl erhalten würden, gegen Ulster zu kämpfen oder die Homerule-Bill mit Gewalt durchzusetzen und daß sie dieses den anderen Offizieren mitteilen dürften. — Wie aus London telegraphiert wird, kam es am Dienstag abend in Belfast zwischen Unionisten und Nationalisten zu einem Zusammenstoß. Die Menge warf mit Steinen, und Revolverschüss« wurden abgefeuert. Die Polizei schritt ein und trieb die Menge auseinander. Italien. * Zum Besuche des Deutschen Kaisers. Wie aus Rom, 24. März, gemeldet wird, widmet die fran zösische Zeitung „Italic" der Zusammenkunft in Venedig einen Artikel, der die vollkommene Solidarität des Dreibundes betont. Der Besuch des Deutschen Kaisers gebe außerdem Gelegen heit zu einer Flottenkundgebung der Dreibundmächle in der Adria. Das Blatt schreibt weiter, daß die Balkankrise die Bande des Dreibundes noch enger ge knüpft habe und daß Deutschland, wenn gleich es sich in der albanischen Frage weniger interessiert zeigte, sich doch in vollkommener Uebereinstimmung mit Oesterreich und Italien befinde, und ebenfalls mit den beiden Verbündeten in den Wünschen hinsichtlich ihrer ökonomischen Ausdehnung in Kleinasien und im östlichen Mittelmeere einer Meinung sei. Der Artikel schließt mit dem Satze, daß die herzliche Intimität der Herrscher des Dreibundes die beste Friedensgarantie biete. Rußland. * Ein Rundschreiben des russischen Finanzmini ster«. Aus Petersburg wird telegraphiert: Fi nanzminister Bark veröffentlicht ein Runo- schr eiben über die Frage der Verwirklichung der dem Finanzressort Lurch Las kaiserliche Hand schreiben vom 13. Februar gestellten Aufgaben. Finanzministcr Bark weist darauf hin, daß die Ver breitung der Nüchternheit unter der Bevölkerung di« Hauptaufgabe des Ressorts bilde. Doch brauche man deshalb nicht eine Verringerung der Einnah men der Krone zu befürchten. Bark spricht die feste lleberzeugung aus, daß die durch Enthaltung von geistigen Getränken ersparten Nolksmittel neue voll kommen zuverlässige Geldquellen zur Deckung der anwachsenben Staatsausgaben eröffnen werden. Bark fordert dazu auf, alle gesetzmäßigen Petitionen der Dorfgemeinden nach Abschaffung oder Nichtzulassung des Branntweinverkaufes wohlwollend zu berücksichtigen. Albanien. * Aus Albanien. Aus Paris, 25. März, meldet der Draht: In hiesigen politischen Kreisen erklärt man, von einer Zusammenkunft des Fürsten von Albanien mit dem Königvon Montenegro nichts zu wißen. — Wie weiter als Dura.zzo ge meldet wird, hat der Führer der Meriditen das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten in dem neuen albanischen Kabinett abgelehnt. SvilukvLreokLvs'S"" 8per Ii<»iiNrinr»n«Ion8lI«s«k. 1'ol. 11189 t» überrascht, „das dürfte wohl eine Täuschung sein," und er wollte den schwarzen Schleier er forschen, aber eine ihm wohlbekannte Stimme flüsterte dringend: „Komm von diesen Häusern fort, und mehr auf den Wall; ich folge dir schon seit einer halben Stunde." „Sylvia?" stieß er hervor, und teilnahms voll setzte er hinzu: „und in diesem Wetter, mein Kind?" Sic schmiegte sich inniger au ihn, und ihm war es, als wenn sie ein Frösteln überwinde. „Ja, in diesem Wetter," sagte sie eigentüm lich, „mußte ich meinem wilden Kapitän nicht abbitten?" „Abbitten?" wiederholte Holstein, indem ihm eine Ahnung ausstieg, aber er machte zugleich seine Hand von der des Mädchens frei. Einen Augenblick schwiegen beide, dann aber fühlte sich der Kapitän plötzlich umschlungen, ihre Augen sahen dicht in die seinen, und er fühlte die Wärme ihres Mundes, als sie leiden- »chaftlich fragte: „Also du zürnst mir, weil ich vorsichtig ivar, und unser Geheimnis nicht von meinem Vater durchschauen lassen wollte? Weißt du aber auch, was mein Los iväre, wenn er es unver söhnt erführe?" Sic streckte wild ihren Arm aus. „Dort drü ben in dem adligen Fräulcinstift der Insel würde' ich ineiue Jugend vertrauern, denn mein Vater haßt dich, wie — Sie beendete nicht, sah wortlos zu Boden uird schien auf eine Antwort ihres Begleiters zu warten. AlS dieser jedoch unbeweglich blieb, ließ sie seine Hand fahren und sagte mit auf flammendem Zorn: „Du liebst m'ck nicht mehr Es ist auch gleich gültig, aber die Tochter des Landrats von Par chim braucht leinen Mann der Welt in Nacht nnd Nebel um seine Gunst anzubetteln." Damit löste sic sich los und lief unter den dunklen Bäumen hin. Der Kapitän eilte ihr nach und ergriff unwillig ihren Arm. (Forr,ctzung in der Morgenausgabe.)