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oienslsg, 24. Msr; !9l4. Lelpzigec LageilalT Nr. lSl. Üvena-Nusysde. vktlr 3. Englan-. Die Ulfterkrisis. Wie aus London, 24. März, in später Abcnb- jlunde gemeldet wird, hcil der Brigadesenernl Gough seine Demission, sic er am letzten Frei tag «ingereicht i,at. zurückgezogen uiii- sich t-ereit erklärt, das Kommando der Kavalleriebrigadc in Eurragh zu übernehmen. Man versichert neuerdings, Satz eine grotze Erregung im Militärlager von Aldershot l>crrich1, wo 7'» Prozent der Offiziere ihre Absicht kundgegcben haben, gegen die Ulster leute nicht vorzugehen, selbst wenn das Kriegsministerium die strengsten Be- sehle hierzu erteilen sollte. Autzerdem hat die Unionistenpartei die Ansicht kundaegebcn, keine nationale Sammlung für diejenigen Offiziere zu veranstalten, die vom Krieysministerium ge zwungen werden würden, wegen ihrer Haltung in der Ulstcrfrage ihre Demission zurückzuziehcn. Am Montag abend sind die vom Kriegsmini sterium nach London gerufenen Offiziere des Irischen Korps, der Oberkommandierende der irischen Streit kräfte General Paget, Brigadegeneral Gough, Oberst Ewen und Oberst Parker, die wegen des Massenabschieds der ihnen untergebenen Offiziere der Regierung Aufklärung zu geben hatten, nach Irland zurückgekehrt, um dort ihren Dienst wieder aufzu nehmen. In einer Unterredung erklärte Tarson, der Führer der irischen Ulsterpartei: »Unser Vorgehen wird von der Haltung der Re gierung abhängen. Werden wir in Ruhe gelassen, dann gut; zwingt uns aber di« Regierung das irische Parlament auf, dann werden wir kämpfen. Indessen ist es möglich, datz es noch vor der Annahme des Homerule zu blutigen Zu- sam men st ätzen kommt; di« Negierung hat ihre Truppen konzentriert und wir werden nicht warten, sondern ihr zuoortommen. Trotz alledem sehe ich jedoch blutige Zwischenfälle in absehbarer Zeit nicht voraus." Spanien. * Die spanischen Senatswahlen. Wie ans Madrid gemeldet wird, sind nach dem endgültigen amtlichen Wahlergebnis bei den gestrigen Senats wahlen gewählt worden: 98Konservative, 40Liberale, 9 Demokraten, 3 Republikaner, 3 Reformparteiler, 4 Unabhängige, 6 Regionalsten, 3 Tarlisten, 1 Jn- tegrist, 1 Katholik, 1 Agrarier. Mexiko. * Zum Tode de« Farmers Beaton. Wie aus New Pork berichtet wird, besagt der Bericht des britischen Konsuls in Ealveston, Perceval, über den Tod des englischen Farmers Benton, datz in dem Kampfe, der mit dem Tode Bentons endete, keine Pistolenschüsse abgegeben worden waren. Dies legt die Vermutung nahe, datz Benton durch Stiche getötet worden ist. Der Bericht macht keine weiteren Angaben über die Todesart, autzer der Feststellung, datz der Farmer nicht erschossen worden sei. Damit ist die Erzählung des Generals Villa, datz die Hinrichtung auf Grund des kriegs gerichtlichen Urteils durch Erschießen von einer Ab teilung Soldaten vollstreckt worden sei, hinfällig. Kewl una ttericvt. königliches «pberlan-esgericht. Dresden, 23. März. —n. Verkehrsstörung. Am 30. September v. I. er hielt der Töpfermeister F. in Leipzig eine große Warensendung mittels Lastnxrgens. Der große Wagen war bis an die Bortschwelle des F.schon Geschäfts hauses gefahren worden und die Entladung erfolgte dergestalt, datz die Töpferwaren von dem Lastwagen auf einen kleinen Handwagen geladen und dann ins Haus gefahren wurden. Dabei war der Handwagen quer zum Bürgersteig gestellt worden, und hatte den Lkrkehr nicht unerheblich beschränkt. Die Passanten waren gezwungen, einen Bogen zu machen, um an den beiden Wagen oorbeizukommen. Di« Behörde er blickte in diesem Warentransport einen Verstoß gegen 8 89 der Leipziger Verkehrsordnung, wonach das Be laden und Wladon von Waren aus der Straße derart zu geschehen hat, datz der Verkehr so wenig wie mög lich gestört wird. Schöffen- sowohl als auch Land gericht verurteilten F. antragsgemäß mit der Moti vierung, datz tatsächlich ein Verstoß gegen die Ver kehrsordnung vorliege. Die Passanten wären bedeu tend weniger behindert worden, wenn der Handwagen parallel statt quer zum Bürgersteig gestanden hätte. F. war mit seiner Verurteilung nicht zufrieden mrd wendete sich mit einer Revision an das Oberlandes gericht, und erklärte, datz der 8 89 der Leipziger Ver- kohrsordnung mit Unrecht angewandt worden sei, da das Aufstellen von kleinen Handwagen nicht unter Strafe gestellt würde. Das Rechtsmittel wurde als unbegründet verworfen. Die Entladung habe derartig ,zu geschehen, daß der Verkehr so wenig wie möglich behindert würde. Wenn man einen Hand wagen quer zuan Bürgersteig stelle, so würde dadurch oer Verkehr erheblich beschränkt. Das stehe einwand frei fest, und aus diesem Grunde sei die Verurteilung zu Recht erfolgt. königliches Schwurgericht. Leipzig, 24. März, ! Wegen versuchter Notzucht wurde in der ersten heutigen Sitzung gegen den 30 jährigen Arbeiter Vitalis Iarzemoski aus Guzew in Rußland ver handelt. Zur Verhandlung waren drei Zeugen ae- laden, als ärztlicher Sachverständiger war Ee- richtsorzt Professor Dr. Kockel anwesend. Da der Angeklagte nur mangelhaft deutsch spricht, so war der Sprachlehrer Arm Haus als Dolmelicher zugezogen. Der Angeklagte Jarzembski ist im Jahre 1911 nach Deutschland gekommen, in den letzten zwei Jahren ist er hier in Leipzig wohn haft und in einem Zementgeschäft tätig gewesen, seit vier Iabren ist er verheiratet. Wepen Be sorgnis der Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit fand die Verhandlun' hinter verschlossenen Türen statt. Auf Grund des Wahrspruck« der Geschworenen erkannt« der Gerichtshof auf fünf Monate Gefängnis und zwei Jahre Ehrenrech sverlust Zehn Wochen der Straf« gelten als durch die Unter suchungshaft verbüßt. Königliche» Lan-gericht. Leipzig, 23 März. ** Wegen passiver Bestechung hatte sich vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts zu verant worten der beim Städtischen Bauamte angestellte Bauamtsassistent Karl Leschk«, dem zum Vorwurf« gemacht »«rda, daß «r in dar Zett von 1906 bis 191 > Geldgeschenke für in sein Amt einschlogende. an sich nicht pflichtwidrige Handlungen von dem Bau meister B.angenommen l at, der städtischeAusträge aus- tuführen hatte. Durch die Beweieausnahme hat das Gericht es >ür erwiesen angesehen, daß der Angeklagte mindestens in vier Einzeltällen von den, Baumeister B. Betrage von '>0 bis zu löt» ./^, zusammen 250 Mark, gescheakircise bekommen hat. wie er sagt, nicht iür amtliche Leistungen, sondern sür private Aus- lünftc und Nachweisungen. Indessen sind tiesc pri raten Beratungen nicht das gewesen, wofür er die Geschenke erhalten hat: «r und der Baumeister B. waren von früher her gute Freunde und für solche Gefälligkeiten, wie der Angeklagte sie behauptet, pflegt man kein Geld zu nehmen, man gewährt sie umwnfl Der Angeklagte hat auch zuerst das Gefühl gelebt, da» er keine Vorteile annehmen dürfe, denn er rat das Geld ab- gewie en. Die Geschenke sind dafür gegeben worden, datz L den Baumeister B bei beschränkten Sub missionen ,ür städtische Arbeiten besonders empfahl und d,e Prüfungen schnell erledigte. Zu seinen Gunsten mutzte berücksichtigt werden, datz der An- geilagte list,er noch nicht vestrait ist, dagegen kam zu seinen Ungunsten in Betracht, daß er ein Bamter in gehobener Stellung ist, der das Amt auch nach au en hin »u repräsentieren hat, auch hatte er ein gewissermaßen ausschlaggel endes Wort bei den Sub missionen zu sprechen Demgemäß lautete das Urteil gegen den Anpeklagten auf eine Geldstrafe von 150 Mark oder lünftehn Taae Gefängnisstrafe. Die als Geschenk erhaltenen 250 Mark werden für die Staatskasse beschlagnahmt. * Metz, 24. März. (Drahtnachricht.1 Des Totschlag» angeklagt. Heute begann vor dem O b e r k r i e a s g e ri ch t die auf mehrere Tage be rechnete Berufungsverhandlung gegen den frü heren Leutnant T i e g s vom Futzariillerieregiment Nr. 10 in Diecenhofen, der am 28 November v. I wegen Totschlag«, verübt an dem Fannenjunter Förster von dem gleichen Regiment, vom Kriegs gericht zu zehn Jahren Zuchthaus und Aussto ung aus dem Heere verurteilt worden war. Nach dieier Verurteilung tauchte die Vermutung auf. daß Tiegs nicht ganz zurechnungsfähig sein tönnte, weshalb er inzwischen auf seinen Geisteszustand beobachtet war- den ist. — Zu der Verhandlung sind mehrere Sach, verständige geladen. * Luxemburg, 24. März Prozeß gegen d«n Bischof Koppe». Bor dem Zucbtpolrzeigericht begann heute vormittag die Verhandlung gegen den BifchofKoppes wegen seiner bekannten Rede auf dem Metzer Katho likentage, derentwegen eine Anzahl linksgelichteter luxemburgischer Abgeordneter Verleumounas- klagen qegen den Bischof angestrengt haben. Eine Reihe Journalisten aus Deutschland, die der da- maligen Versammlung de» Katholikentage« bei wohnten, sind al» Zeugen geladen worden. preußisches Hbgeorönetenkaus. Sitzungsbericht. Berlin, 2l. März. Präsident Graf v. Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 11,15 Uhr. Die zweite Beratung des Etels wird beim Etat der Ansiedkungskommission für Westpreußen und Pesen fortgesetzt. Abg. v. Krir» (Kons.s referiert über die Ver handlungen der Kommission und weist daraus hin, daß die Ansiedlunaskommission 1913 für 34 Millio nen Mark 18 841 Hektar erworben hat. Die Durch schnittspreise für den Hektar betrugen 1100 .X im Jahre 1912 und 1800 im Jahre 1913. Abg. v. Kessel (Kons.l: Die Ansiedlungen er freuen sich guten Gedeihens, werden aber bei den steigenden Giiterpreisen nicht mehr ertragreich fein. Wir wünschen daher, daß bei der Ansiedlungstätig keit ein etwas langsameres Tempo eingeschlagen wird. Abg. v. Kardorfs (Freikons.): Es ist irreführend, wenn von einem Stillstand der Ansied lungstätigkeit gesprochen wird. Auch wir wünschen, daß etwas langsamer, aber gut angesetzt wird. Der Minister hat in der Budgetkomnnssion erklärt, daß die Frage der Ansiedlung von Arbeitern noch nicht gelöst sei. Wir wünschen, datz die Do- mänenverwaltunq in dieser Richtung vorgeht, dann folgt auch der Großgrundbesitz. Die Mittelstands kaffe und die Baucrnbank in Pofen haben sich große Verdienste um die Bauernansiedlung erworben. (Die Sitzung dauert fort.) Zur Krise -es Kaisers nach Korfu. (Eigener Drahtbericht.) Wien, 24. März. Zu der durch Kaiser Wilhelm persönlich er folgten lleberreichung des Graßkreuzes des Roten Adlerordens an den deutschen Botschafter in Wien v. Tschirfchky und Bögendorff bemerkt das „Fremdenblatt", es sei dies als ein Zeichen ganz be sonderer Anerkennung dafür anzusehen daß der Bot schafter der Ausgestaltung und Pfleg« der oesten und innigsten Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn stets mit unermüdlicher Fürsorge und Hingebung seine verdienstliche Tätigkeit ge widmet habe. Triest, 24. März Während seines Hierseins wird der Kaiser den österreichisch-ungarischen Dreadnought „Viribus unitis" besuchen. Auf der Fahrt nach Korfu wird eine österreichische Flottenabteilung Kaiser Wilhelm das Ehrengeleit nach Kattaro geben. Venedig, 24. März. Der Kaiser ist mit Gefolge im Sonderzuge um 9,40 Uhr hier eingetroffen ohne den Fürsten zuFür- stenberg. Generaloberst v. Kessel ist zum Ge» folge hinzugetreten. Beim Einlaufen des Zuges spielte die Stadtkapelle die deutsche Hymne. Auf dem Bahnhof« hatten sich eingefunden der deutsche Bot schafter o. Flotow, der Militärattache Major v. Kleist, der Marineattachv Korvettenkapi tän Freiherr o. Senarclens-Erancy, die Kommandanten der deutschen Kriegsschiffe, der deutsche Konsul Rech st einer sowie die Spitzem der italienischen Behörden und Mitglieder des venetiani- jchen Adels. Der Kaiser, der klein« Admirals uniform trug, begrüßte di« Versammelten auf das freundlichste und begab sich mit dom di« Standarte führenden Boot durch den Tanal« Grande auf die „Hohenzollern", überall vom Publikum herz lichst begrüßt. An Bord konferierten der Kaiser und der Botschafter. Der Kaiser übergab dem Sindaco (Bürger meister) 3000 für die Hinterbliebenen der mit dem Hafendampfer Verunglückten. Zur Frtthstückstafel auf der „Hohenzollern" waren geladen der Botschafter mit den Herren der Botschaft, die Kommandanten der deutschen Schiffe und Konsul Rechsteiner. Das Wetter ist seit gestern schön. Athen, 24. März. Zum Empfange Kaiser Wilhelms begibt sich am Donnerstag di« ganze griechische Königssamilie nach Korfu. Bei dieser Ge legenheit wird Köng Konstantin den Deutschen Kaiser zu einem Bcjuchein Athen einladen. Der griechische Ministerpräsident Venizelos uich der Minister des Aeußcrn Dr. S t r c i t begeben sich eben falls nach Korfu, wo sie vom Kaiser empfangen wer den sollen. Die Regierung hat vierhundert griechische Soldaten nach Korfu beordert, die während des Aufenthaltes Kaiser Wilhelms dort Wachdienst versehen sollen. Ein Teil der griechi schen Flotte wird während des Kaiserbesuchcs im Hafen von Korfu stationiert sein. Berlin, 24. März. Das Kaiserpaar wird auf »er Rückreise von Korfu den Gesandten Mumm von Schwarzenstein in Portofino besuchen. — Die Ankunft in Genua ist für den 6. Mai in Aus sicht genommen. Hierauf begibt sich das Kaiserpaar aus zwei Tage nach Karlsruhe und trifft am g. Mai in Tolmar im Elsaß ein, wo eine Gebirgs übung abqehalten wird. Nach einem Besuch der -ohkönigsburg am gleichen Tage fährt das Kaiserpaar nach Straßburg. Von dort erfolgt die Weiterreise am 11. Mai noch Metz, wo am 12. Mai eine militärische llebung akqesta.tcn wird Am 13. Moi begeben sich der Kaiser und die Kaiserin nach Wiesbaden. Die alljährlichen Festspiele er reichen ihr End« mit der Abfahrt des Kaiserpaare* am IS. Mai »ach Birlim. Aus -en NeichstagskommWonen. (Von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, 24. März. Die Budgetkommission. Die Kommission bescl)äiti^te sich am heutigen Dienstag nur mit Einzelheiten des Etats des Auswärtigen Amtes, da sie die Erörterung der allgemeinen Lage ihrem früheren Beschlüsse ge mäß erst nach Ostern vornehmen will. Der Staats sekretär des Auswärtig«»» Amtes von Jagow äußerte sich kurz über die Grundsätze der neuen Be- soldungsordnung. Di« vom Reichstag gewünschte Denkschrift üb«r die Gründung einer Ausland- Hochschule konnte noch nicht fertiggestellt werden. Es sind dazu eingehend« Verhandlungen mit ver schiedenen Ressorts erforderlich die noch nicht abge schlossen werden konnten. Man hat daher zu dieser Frage noch nicht endgültig Stellung nehmen können. Es sind aber manche Bedenken von vornherein ver handelt. Der nationalliberale Antrag forderte die Gründung einer Auslandhochschule, eine durch greifende volkswirtschaftliche Ausbildung der Beam ten und eine besondere Prüfung vor dem Kollegium der neuen Hochschule. Die Reform soll erst nach der Durchführung dieser Forderung bewilligt werden. Staatssekretär o. ^iagow erwiderte: Es ist nicht die Schuld des Auswärtigen Amtes, wenn über die Auslanvshochschule noch keine Denkschrift vorliegt. Die Aufgabe der Botschafter liegt doch mehr auf po litischem als auf wirtschaftlichem Gebiete. Ein Zentrumsmttglied erklärte die Kla gen über den diplomatischen Dienst im wesentlichen ,ür berechtigt. Geringer sei die Zahl der Klagen über den Konsulatsdienst. Die älteren Be amten des Auswärtigen Amtes seien der Aufgabe, die die moderne wirtschaftliche Entwickelung mit sich gebracht habe, nicht gewachsen. Der Staatssekretär führte aus, die deut schen Diplomaten seien weder senil noch volksnnri- schaftlich schlecht vorgebildet. Gin Fortschrittler hielt die Klagen über den auswäriigen Dienst doch für berechtigter, als es nach den Regierungserklärungen erscheint. Das be weise unter anderem die Ueberraschung unserer Diplomatie durch den Balkankrieg. Der Unter st aatssekretär legte dar, datz das seit einigen Jahren eingeführte neue Reglement für die Vorbildung der auswärtigen Beamten unter Mitwirkung erster rechtswissensck-aftlicher und volks wirtschaftlicher Autoritäten sestgestellt worden sei. Für hohe diplomatische Posten, di« wirtschaftliche Sonderkenntnissc beanspruchten, würden gerade Be amten aus dem konsularischen Dienste mit hervor ragenden Kenntnissen gewählt. Ein Fortschrittler hob hervor, datz von 122 höheren Diplomaten nur 11 von bürgerlicher Abkunft seien. Die deutsche Diplomatie habe die Entwicklung von einer reinen Zunft zu einer mo dernen Einrichtung noch nicht durchgemacht. Fortsetzung Mittwoch. Die Wahlpriifungskommisfion. Die Kommission hat tn ihrer heutigen Dienstags sitzung die Wahl des deutschkonseroativen Abgeord neten Grafen vonTarmer aufZieserwitz (VIII. Wahlkreis Breslau) für gültig erklärt. Die Sonntagsruhekommiffion. Die Kommission nahm am heutigen Dienstag zu nächst die Bestimmung an, daß durch die Beschäfti gung an Sonn- und Feiertagen der Angestellte nicht am Besuche des öffentlichen Gottesdienstes behindert werden darf. Ein nationalliberaler Antrag fordert den 2-Uhr-Ladenschluß bei zweistündiger und den 3-Uhr-Lädenscklutz bei dreistündiger Beschäftigung, außerdem verlangt der Antrag, daß den Angestellten bei einer Beschäftigung über zwei Stunden hinaus eine angemessene Mittagspause zu gewähren sei. Der nationalliberale Antrag wurde angenommen. Ohne Erörterung angenommen wurde ein Ausglcichsantrag der bürgerlichen Parteien, der nach Ablauf der zulässigen Bejchäftiaungsdauer in den offenen Verkaufsstellen die Bedienung der im Laden anwesenden Kunden noch für eine Viertelstunde frei gibt. Ein Regierungsoertreter warnte vor zu weit gehenden gesetzlichen Maßnahmen. Die Medizinal verwaltung tue alles, um die Apotheker und ihre Gehilfen nach Möglichkeit zu entlasten, aber den Pflichten gegen das Publikum dürften sie sich nicht entziehen. Ein Zentrumsantrag forderte für die Ge hilfen, die Sonntags beschäftigt sind, die Entschädi gung durch einen freien Wochentag. Dieser Antrag wurde noch dahin erweitert, daß an Stelle des freien Wochentags auch zwei freie Nachmittage treten können. Die sozialdemokratischen Anträge wur den abgelchnt, die Zentrumsanträgc ein stimmig angenommen. Die Reichstagskommisfion sür die Neuregelung der Zeugen- und Sachverständigengebühren. Die Kommission beendete heute ihre zweite Lesung. Die Beschlüsse der ersten Lesung wurden zumeist aufrechterhalten: nur die Zeugengebührcn wurden auf 20 Vf. l is 1,.'O M bemessen, und gegen die Fort jchrittlcr wurde beschlossen, oaß für miindliches, nur zum Termin crslattetes Gutachten lediglich eine Ver gütung nach der Stundenzahl zu gewähren sei. Da» Gesetz soll am 1. Oktober ISIS in Kraft tret«. Letzte Mch richten Wilhekm-Opel-Etistunq zur Förderung der Lustschissahrt. Darmstadt, 24. AUirz. Kommerzienrat Wilhelm Opel hat der Abteilung für Maschinenbau der Tech nischen Hochschule in Darmstadt 20 000 «t zur Errich tung einer „W i l h e l >n - O p e l - 2 t i f t u n g" überwiesen, deren Zinserträguis zur Forderung txr L u f t j chi f f a h r t, insbesondere zur Vornahme von Versuchen auf diesem Gebiete, Verwendung fin den soll. Die fernere politische Tätigkeit Eaillaux'. Pari«, 24. März. Eine vom Vollzugsausschuß de, radikalen und sozialistisch-radikalen Partei veröffent lichte Mitteilung be agt, datz Eaillaux keines wegs bereits dem politischen Leben entsagt habe. Eaillaux, der gegenwärtig allzu schwer von seinem Schmerz und den häuslichen Sorgen erfüllt sei, habe noch keinen endgültigen Ent schluß gefaßt. Die Beleidigungen deutscher Ossizirre in Luxemburg . finden Sühne. Luxemburg, 24. März. Auf Veranlassung d s Staatsministers hat die luremburgisck>e Staats anwaltschaft ein E r m i t t e l u n g s v e r s a h r e u gegen mehrere polizeilich festgestellie Personen ein geleitet wegen Beleidigung der zum letzten Hofkonzert eingeladenen deutschen Offiziere. Die Beleidigung wird in den Zurusen „Zabern- wackes" und „Scytetzpreutzen", mit denen die deutschen Offiziere insultiert worden waren, erblickt. Iahrevjagdscheine im Elsaß. Bern, 24. März. Im Gesck>ästvbericht des poli- tiscben Departements der schweizerisclzcn Eidgenossen schaft wird van der Bundesregierung bekannt, gegeben, datz die fernere Ausstellung von Jahres- jagdscheinen im Elsaß an Schweizer von den reicksländisck>en Behörden verweigert wird. Amt liche Erkundigungen über die Gründ« für die Bor- Weigerung der Jagdscheine ergaben, daß es sich für die deutschen Behörden um militärische Vor sichtsmaßregeln handelt. Gemeinsam« Auslandvertretung Serbiens und Montenegro». Nom, 24. März. „Secolo" meldet au» Tetinze: Die montenegrinische Skupschtina beschloß mit allen gegen 2 Stimmen die Errichtung gemein samer diplomatischer montenegri nisch - serbischer Au»lan d »vertre- tun g e n. Unruhen in Peru. Lim«, 24. März. In Peru kam es in verschiedenen Städten zu Schlägereien infolge politischer Parteiungen. Eine Person wurde getötet, mehrere verletzt. Es werden größere Unruhen befürchtet, da die Regie rung fast außerstande ist, die Lag« zu beherrschen. Die Handelskreise sind durch einen Generalaus- sta n d sehr beunruhigt. Lima, 24. März. Hier ist der Generalstreik erklärt worden; Handel und Verkehr ruhen. -l- Di« Wiüterfindung der Verschwundenen. (Eigener Drahtbericht unseres Dresdner ckm.-Mitarbeiters.) Dresden, 24. März. Die Offizierstochter aus Kemnitz bei Dresden, über deren rätselhaftes Verschwinden wir tm Montag-Abendblatte berich teten, bat sich wieder eingefunden. Spaziergänger fanden sie am Montag vormittag tm Tannrchtgrunde bei Oberwartha. Dort lag sie bewußtlos. Sie wurde in ein nahegelegenes Haus getragen, wo sie sich wieder erholte. Abends wurde sie wieder zu ihren Eltern heimgebracht. Die Ursache der merk würdigen Bewußtlosigkeit ist noch vollkommen un aufgeklärt. Förderung des Kleinwohnungsbaue«. Aue, 24. März. Zur Förderung des Baues kleiner Wohnungen hat der Staidtvat zu Aue ein Kapital von 300000 «t zur Verfügung gestellt. Die Woh nungen sollen vorwiegend aus Stube, Schlafkammer und Küche bestechen. Die Darlehen werden bereit» am 1. April ausgeliehen werden. Selbstmord in religiösem Wahnsinn. Steglitz, 24 März. In religiösem Wahn- sinn schnitt sich gestern «in 35jähriger Bank- beamtrr mit einem Rasiermesser di« Kehle durch. Auf dem Tische aufgeschlagen lag eine Bibel. Verhaftung eines Mutterwörder». Hagen (Westfalen), 24. März. Der vorbestrafte 20jährige Arbeiter Dietrich, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden war, stahl am Sonntag seinen Eltern einige Schmucksachen. Für die Wiederbeschaffung mußte di« Polizei in An spruch genommen werden. Wütend Larüb«r verletzte Dietrich durch Schüsse s«in« Mutter tödlich und feine Schwägerin und einen jüngeren Bruder erheblich. Er wurde von d«r Pölizei kampfunfähig gemacht und dann verhaftet. Damwrutsch. Landsberg a. d. W., 24. März. Zwischen den Stationen Weylitz und Neuendorf der Strecke Lands berg—Soldin erfolgte ein Dammrutsch. Der Verkehr wird durch Ümsteigen aufrechterhalten. vom Sroekerr, -en 23. März. »Noch umncr »eist die allgemein- Letterta^. datz am den, Brocken kein Frühlingrwetter herrscht. Seit 10 Tagen ssl der Winter wieder in voller Strenge tm ganzen Brock-n-ebier rin- gekehrt, und man kann nicht einmal sagen, er sei demusti, sich von seiner angenehmsten Sein zu zeigen Am 20 und 21. Mär, hatten wir 4.0 bis 5.0 Grad Kälte, schweren Südwest» bis 'Weststurm. Windstärke 8, und häutig trat mäßiger Schneefall ein. Znsolgedessen sind der Brocken und da» ganze Brockengebiet sowie die umliegende» Berg« mit einer leichten Schneedecke bedeckt Durch den Nebel und 3rost wurde di« Rauhreifbildung von neuem begünstigt, die an einzelnen Ltelleu schon wieder «ine beträchtlich« Stärke angenommen hat Am 22. März schwankte die Temperatur »wischen — 3.0 und — 4.0 Grad Telsiut. In der letzten Nacht halten wir einen »rächt» vollen klaren Sintersn-rnenbimmel. dabei waren die Lichter »vu Halberstadt. Kloutztal und Aols-nbükirl sichtbar. Heut« ist der Brocken nedelsrei, der Himmel mit Schueewolken ganz bedeckt, die Arrnsicht durch starke Lunstichik'!«» sehr beschränkt — Augenblicklich scheint «ine erhebliche Zunahm.» der Temperatur zunächst nicht bevorzusteben: di« Witterung dürst« »war ver» ind«rlich bleiben, babei aber im Gebirge immer wieder zu Frost neige«. in socksr preislriire. — Tkomn-rinq 2, nv!>en lisirdukof. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 8 Seiten.