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Seite 8. Nr. 152. üwrsen-ttusgsve. Leipziger Sageblatt. Mittwoch, 25. März 1914. Nil) Leipzig «ml Umgebung Leipzig, 21. März. wie groß ist -er Wagenverkehr auf -em Augustusplatz! Wer vermag sich heute wohl ein auch nur einigermassen zutreffendes Bild von dein Vcr- t'ehr zu machen, der tagtäglich auf dem Augustus- plntz unserer Etadt herrscht? Dieses Zentrum der Stadt ist durch seine natürliche Lage von selbst zu dem größten Berkehrsplade geworden, und selbst den Statistikern von Beruf l)at es schor» manches Kopfzerbrechen gemacht, diesen Verkehr an Wagen in einen zahlenmäßig ver wertbaren Begriff zu bringen, bisher jedoch ohne tLrsolg. (5s ist ganz unmöglich, die ein solches Berkehrszentrnm durchflutende Wagenmenge zu zählen, es würde so große kosten verursachen, daß daran allein schon die Aufgabe scheitern würde, denn wollte man sie lösen, so müßte die Zählung vielleicht monatelang fortgesetzt werden, nm auch nur ein einigermaßen zutreffendes Bild zn erhalten. Die Statistiker haben cs schon lange aufgegcbcn, derartige zeitraubende und mit großen Unkosten verknüpfte Zählungen vor- znnehmen nnd berechnen nach durch kurze Zeit spannen gemachte Zählungen den mutmaßlichen Verkehr. Solche Zählungen werden öfter ge macht, als man vielleicht allgemein annimmt, gelangen aber nie in die Oeffentlichkeit. Wir paben, angeregt durch den jüngst von dem Di rektor des Statistischen Amtes im Berkehrsvcr- ein gehaltenen Bortrag, einmal an verschiedenen Tagen und Stunden durch kurze Zeitspannen Zählungen des Wagenverkehrs vorgcnommen, der den Augustusplatz durchflutet. Selbstverständ lich können die hierbei gewonnenen Zahlen auch nur schätzungsweise Verwertung finden, geben aber doch wenigstens einigermaßen ein Bild von dem Niesenverkehr auf dem Angustusplatzc. Die Zählungen erstreckten sich jedesmal aus den Zeit raum von V4 Stunde zu ganz willkürlich gewähl ten Zeiten und auf vier Kategorien von Wagen, und zwar auf Straßenbahnen, Automobile, zu denen auch die Omnibusse gerechnet wurden, Droschken und Privatfuhrwerkc, und Geschäfts- ivagcn, zu denen auch durch Menschcnkraft fort bewegte Dreiräder gerechnet werden. Es inter essiert hier nur das errechnete Mittel aller Zäh lungen wiedcrzugeben, da es zu weit führen würde, alle einzelnen Zählungen auszuführcn. Das Mttel ergab bei den Straßenbahnen für >/< Stunde etwa 85 Wagen, wobei die Anhänge- wagen nicht gezählt wurden. Es kämen also auf die Stunde 850 Wagen, und wenn man die Zeit von 6 Uhr früh bis 12 Uhr nachts, also 18 Stunden Tagesdienst rechnet, käme man auf die respektable Zahl von 6300 Wagen. Nun kann inan rechnen, daß sich diese Zahl, da im Durchschnitt jeder zweite Wagen einen Anhänger führt, um 50 Prozent erhöht, also allein min destens rund 9000 elektrische Straßenbahnwagen den Augustusplatz nach allen Richtungen hin passieren, gewiß eine ganz horrende Zahl, die allerdings von anderen Gefährten nicht erreicht wird. Tie nächstgrößte Zahl stellen die Auto mobile mit den Omnibussen. Von diesen Ge fährten wurden im Durchschnitt auf die'/«Stunde etwa 40 errechnet, die Zahl würde also auf die Stunde 160 Automobile ergeben. Berechnen wir auch diese Zahl auf 18 Stunden pro Tag, so kommen wir auf 2880 Wagen. Bedeutend ge ringer ist die Zahl der Geschäftswagen und Dreiräder. Hiervon passierten im Mittel einer Stunde etwa 15 Wagen den Augustusplatz, also nur etwa 60 in der Stunde, und da man deren Tagesdienst nur aus etwa 12 Stunden berechnen kann, rund 700 Wagen pro Tag. An letzter Stelle stehen die Droschken und Privat fuhrwerke mit nur etwa 10 Wagen auf die V« Stunde, also 40 Wagen auf die Stunde. Bei diesen kann man auch wieder auf 18 Stunden Fahrzeit rechnen, cs kämen also auch hierbei ruud 500 Wagen pro Tag in Frage. Hiernach würde sich also eine Gesamtverkchrsziffcr von 13 700 Wagen täglich ergeben, die den Augustus platz passieren, es ist aber anzunchmen, daß dieser Verkehr tatsächlich doch noch höher ist, als ihn diese Schätzungen erscheinen lassen. Bom Reichsgericht. Der in der Bibliothek des Reichsgerichts beschäftigte Kanzleisekretär Paul Jahn feiert heute sein 40jähriges Dienstjubiläum. Der Jubilar ist seit langen Jahren Vorsitzender des Gohliser Militärvereins. L. Belohnter Mut. Dem Schutzmann Theo dor Hanke, der am 31. Januar d. 2. am Roß platze ein durchgegangenes Rollgeschirr mit Akut und Entichlosjenheit ausgebalten und dadurch großes Unglück verhütet hat, ist für diese mutige Tat vom Könige die F r i e d r i ch - A u g u st - M e d a i l l e in Bronze verliehen worden. Die Auszeichnung wurde rhm gestern durch den Polizeidirektor aus gehändigt. * In der 5. Realschule fand am 21. März, norm. 9 Uhr die Entlassungder34 Abiturienten statt. 2m Mittelpunkte der ernsten Feier, die durch den Gesang des Liedes: „Bis hierher bat mich Gott gebracht" eingeleitet wurde, stand die Ansprache des Direktors der Anstalt, des Herrn Prof. Dr. O. Michael Er empfahl den scheidenden Schülern mit eindring lichen Worten, auf ihrem ferneren Lebenswege scharf, hart und kalt gegen sich selbst zu sein. Wer sich ernst prüfe und mit scharfem Messer in seinem Seelen leben alles bloßlege, was nicht zum Glücke führen könne, wer hart werde, diamanthart, gegen alles Böse, Schändliche und Gemeine auf Erden, und wer sich gegen die versengende Hitze des Bösen mit Eises kälte wappne, der werde zu einem festen Charakter heranreisen, der Aussicht habe, den Kamps des Lebens siegreich zu bestehen. Ein solcher Menlch, der scharf, hart und kalt gegen sich selbst geworden sei, werde warm empfinden für andere und für alles 2deale auf Erden, werde ein rechter Sonnenschein sein, der überall Licht und Wärme um sich verbreite. — Nach dem einer der Abiturienten sich im Namen seiner Kameraden von den übrigen Schülern verabschiedet und ein Schüler der 2. Klasse den Scheibenden ein Lebewohl zugerufen hatte, schloß die Feier, die durch Chorgesänge und Geigenspiel verschönt wurde, mit dem gemeinsamen Gesänge des Liedes „Lobe den Herren, meine Seele". *Die 5. Bürgerschule am Schletterplatz veranstaltet Sonnabend nachmittag, den At.März, pünktlich 3'/, Uhr im Saale von „Stadt Nürnberg" aus Anlaß ihres 50jährigen Bestehens eine Familien unterhaltung. Eltern, frühere Schüler und Schülerinnen, sowie Freunde der Schule werden hierzu freundlichst eingeladen. Der Eintritt ist frei. * Bon der Sachverständigenkammer sür Werte der Literatur. 2n der Z u s a n» in e n s e tz u n g der sür das Königreich Sachsen bestehenden Sachverstän- digenkammer für Werke der Literatur in Leipzig sind folgende Veränderungen eingetreten: Die Verlagsbuchhändler Dr Eduard Brockhaus und Hofrat Dr. Sophron Heinrich Hermann Cred - ner, beide in Leipzig, haben ihre Aemter als ordentliche Kammermitglieder niedergelegt. An ihrer Stelle sind die bisher stellvertretenden Mitglieder, Verlagsbuchhändler Dr. Heinrich Hermann Wilhelm Emanuel Reinicke und Arthur Seemann, beide in Leipzig, zu ordentlichen Mitgliedern und an deren Stelle der Geheime Hofrat Professor Dr. Albert Köster und der Verlagsbuchhändler Dr. Alfred Giesecke, beide in Leipzig, zu stellvertretenden Mitgliedern der Kammer ernannt worden. * Die II. Krippenkonferenz, veranstaltet vom Deutschen Krippenverbaud in Leipzig in den Räumen der alten Handelsbörse am Naschmarkt, findet nicht, wie früher angegeben, am 22 und 23. Mai d. 2., sondern drei Tage früher, am 19. und 20. Mai 1914 statt. * Der Leipziger Krippen-Berein E. B. kann für seine beiden Krippen noch einige junge Mädchen für den Kursus zur Ausbildung in der Säuglingspflege, der am 1. April beginnt, aufnehmen. Eventuell werden auch ganze ooer halbe Freistellen bei Nach weis der Bedürftigkeit gewährt. Anmeldungen nehmen täglich entgegen Frau Edith Mendelssohn- Bartholdy, Elsterstrane 40. von 2—3 Uhr und Frau Sophie Dutour-Feronce, Wilhelm-Seyfferth-Straße 2, von 9—10 Uhr. * Im Naturkundlichen Heimatmuseum lTröndlin- ring 1) findet am nächsten Freitag, abends 8 Uhr eine öffentliche Führung statt. Der Leiter der zoologischen Abteilung spricht dabei über „Tier wohnungen". Eintritt frei. * Leipziger Adreßbuch. Der Nachtrag zum Adreß buch 1914 erscheint Mttte April und wird an alle Abnehmer der Hauptausgabe unentgeltlich verabfolgt. Zum Zwecke der Erreichung größter Genauigkeit und Vollständigkeit werden alle Beteiligten dringend ge beten, Anmeldungen für den Nachtrag möglichst um gehend, spätestens bis zum 4. April, der Redaktion des Adreßbuches, Königstraße 33, zugehen zu lassen. Insbesondere beliebe man, bis zu diesem Tage Mitteilung zu machen von Geschäfts-Eröffnungen und -Verlegungen, von Wohnungs- und Grundbesitz- Veränderungen, die seit Erscheinen des Buches statt gefunden haben und noch nicht berücksichtigt sind oder zu einem jetzt schon feststehenden Zeitpunkt im laufen den Jahre stattfinden werden. — Ein beschränkte An zahl von Exemplaren des Jahrganges 1914 zum Preise von 10 ./r pro Exemplar sind noch in der Expedition, Königstraße 33, zu haben. * Jubiläum. Heute begeht der Küfer, Herr Eduard Reyhe, das Jubiläum seiner 25jäh- r igen Tätigkeit in der heimischen Weinhand lung 2. F. Brems L Co., Hoflieferant, der er in verdienfivollem Wirken bisher gedient. * Die Schutzgemeinschaft der Handel- und Ge werbetreibenden Leipzig-Ost, j. B., die weit über 1000 Mitglieder zählt und der reichsdeutschen Mittel standsvereinigung angeschlossen ist, hat eine Eingabe an die Kommission für Hausierwesen und Wander- lager und an die 24er Kommission des Reichstages gerichtet. In der Eingabe unterbreitet die Schutz gemeinschaft den genannten Kommissionen ihre Wünsche und bittet um geneigteste Berücksichtigung derselben bei der Beratung des Gesetzes über das Hausiergewcrbe. Gewünscht wird in der Eingabe eine Gleichstellung des Hausiergewerbes mit dem seß- haften Handel und Gewerbe, soweit es die Ausübung der Geschäfte an Sonn- und Feiertagen betrifft. Insbesondere wird um eine Beschränkung der Aus stellung der Sonntagsverkaufs-Erlaubnisscheine durch die Ortsbehörden ersucht. Solche Sonntagsgewerbe- scheine würden sogar öfters fremden zugereisten Hausierern ausgestellt. Ferner wird erstrebt den Hausierhandel an Sonn- und Feiertagen nur während der Zeit zu gestatten, während welcher in Laden geschäften verkauft werden darf, mrt Ausnahme bei Veranstaltungen in abgeschloßenen oder in abge- grenzten Räumen oder Plätzen, die nur den Teil nehmern und Zuschauern zugängig sind. Die Sonn tagsruhe solle aber dabei nicht beschränkt werden. Nach dem gegenwärtigen Gesetz könne dem Hausier handel gegenüber dem seßhaften Handel von den Gemeindebehörden Vorrechte eingeräumt werden, wodurch der seßhafte Handel geschädigt werde. Des halb werde besonders gewünscht, daß die Verkaufs zeit im Hausierhandel reichsgesetzlich und nicht von den Gemeindebehörden sestgejetzt werde. — „Ter Humor in der Musik" wird als Thema eines, mit Erläuterungen am Klavier verbundenen Vortrages gelten, den Herr Dr. Otto Neitzel - Köln am kommenden Freitag im Kaufmännischen Verein zu halten gedenkt. Herr Neitzel ist Kom ponist der kürzlich hier aufgeführten Oper „Die Bar barin«" und der bekannte Musikkritiker der „Köl nischen Zeitung". * Ausgehobene Beschlagnahme. Die im verfloßenen Jahre von der Staatsanwaltschaft Berlin angeord nete Beschlagnahme der beiden Bilderkarten mit Nachbildungen der im Leipziger Museum der bil denden Künste vorhandenen Originalgemälde „Adam und Eva" von W. Müller-Schönefeld und „Odysseus und die Sirenen"vonO.Ereiner ist wieder aufgehoben und die Karten sind für den Verkauf wieder sreigegeben worden. Die Beschlag nahme erfolgte seinerzeit, weil die Karten als un züchtig im Sinne des 8 184 des Strafgesetzbuches betrachtet worden waren. 1'. Wo stammen die Bezüge her? Vor etwa Jahresfrist übergab eme ältere unbekannte Frau einer in der Aeußeren Bayrischen Strage wohn haften Schlossermeisterseheirau 2 außergewöhnlich große Paradekopfkissen mit zwei dazu gehörigen Deckbettüberzügen zum Aufsticken des Monogramms Ll. 1). Da die Wäschestücke sehr wertvolle Klöppel einsätze haben und aus ihnen ein Monogramm herausgetrennt worden ist, so muß nach Lage der ganzen Sache angenommen werden, daß sie von einem Diebstahl herrühren. Wer etwas über die Herkunft der Bezüge angeben kann, wolle der Kri- minal-Abteilung zu ll 798 Mitteilung machen. * Bon der Feuerwehr. Montag abend wurde die Hauptwache nach dem Grundstück Schuhmachergaffe 9 gerufen. Dort war am Schaltkasten die Isolierung in Brand geraten und der dadurch entstandene Rauch hatte Hausbewohner zur Alarmierung der Wehr veranlaßt. * Leutzsch, 24. März Die kirchlichen Be dürfnisse sür das laufende Verwaltungsjahr be ziffern sich auf 25 001,66 .6, darunter 9389 ./t zur Verzinsung und Tilgung ausgenommener Kapitalien, 2480 für Baukosten der Kirche und Friedhofs kapelle sowie Instandhaltung des Friedhofes, 6500 Beiträge zu Gehältern, 1050 .H zur Parochialkasse usw Als Deckungsmittel sind nur die Einnahmen beim Kirchcnärar. 5374,13 vorhanden, so daß ein Fehlbetrag in Höhe von 19 627,53 X verbleibt, der durch Steuern aufzubringen ist. * Lindenthul, 24. März. Zum dankbaren Ge dächtnisse der hochherzigen Stifter des Jänichschen Legates sang am Montag an deren Gräbern auf dem alten Friedhose der Schulchor unter Mit wirkung des Lehrerkollegiums, einer Anregung des Herrn Schuldirektors folgend, einige geistliche Lieder. — Der Allgemeine Turnverein hielt am ver gangenen Sonntage im Deutschen Hause einen bestens gelungenen und reich besuchten humoristischen Familienabend ab. Knautkleeberg, 24. März. Am Beginn des Schul jahres 1913/14 umfaßten die 14 Klassen der Volks schule 516, die zwei Klassen der Fortbildungsschule 41 Schüler. Am 10. März 1914 wurden 257 Knaben und 257 Mädchen und 43 Fortbildungsschule! gezählt. Ostern werden nach erfüllter Schulpflicht 31 Knaben und 23 Mädchen entlassen: zur Ausnahme angemeldet sind 41 Knaben und 21 Mädchen. Die bisher sieben- klassige Volksschule wird von Ostern 1914 eine acht stufige. Aus wirtschaftlichen Gründen macht sich aber di« Vereinigung der Knaben und Mädchen des 6. und 8. Schuljahres zu gemischten Klaffen nötig. — Die Osterprüfungen finden vom 30. März bis 1. April statt: die Konfirmanden werden am 2. April ent lassen. — Einer Anregung der obersten Schulbehörde folgend, hat der Schulvorstand beschlossen, das Turnen in der Fortbildungsschule einzuführen. Die Erteilung dieses Unterrichts ist dem Vorturner Robert Hauch übertragen worden. Sächsische Nachrichten * Colbitz, 23. März. Heute mittag wurde im Be triebe der Pappenfabrik von Chrislran Braun, der sogenannten Eule, der Schlosser Köhler von einer Transmission erfaßt. Dabei erlitt der Bedauerns werte so schwere innere und äußere Verletzungen, daß er sofort ins Krankenhaus überführt werden mußte. i v. Hartenstein, 24. März. Gestern eriolgte hier im Beisein des Stadtgemeinderates die Verpflichtung des neugewählten Bürgermeisters Möbius mittels Handschlages als Bürger, ferner die Verpflichtung durch Amtshauptmann Dr. Iani als Bürgermeister, an die sich die feierliche Einweisung in sein Amt an schloß. rv. Zwickau, 24. März. Zur Einweihung des König-Aldert-Museums, die am 23. April d. I. statt findet, hat der König sein Erscheinen in Aussicht gestellt. Der Monarch, der von den Ministern Graf Vitzthum von Eckstädt und Dr. Beck begleitet sein wird, gedenkt gegen 10 Uhr vormittags hier einzu treffen. Oberbürgermeister Keil wird die Festrede halten, dann wird ein Rundgang durch das Museum stattfinden, worauf der Köuig später noch das Taub stummenheim und die Heilanstalt des Sanitätsrats Dr. Eaupale besuchen wird. Dann wird der Monarch an einem von der Stadt gegebenen Festmahle in der „Grünen Tanne" teilnehmen, worauf nachmittags die Rückkehr nach Dresden erfolgt. i Geyer i. Erzgeb., 23. März. 2m nahen Tannen berg stürzte das 8 Jahre alte Söhnchen des Tischler- Meisters Wittig in die Zschopau und ertrank darin. i Niederzwönitz, 23, März. Die Oberbehörde ge nehmigte unserer Gemeinde die Aufnahme eines Darlehns in der Höhe von 110000 beim Land wirtschaftlichen Kreditoerein in Dresden für die neue Wasserleitung. lo§. Annaberg, 24. März. Der seit Michaelis v. 2- am hiesigen Lehrerseminar tätige Vikar. Herr Cand. theol. Leuner, erhielt für kommende Ostern eine Be rufung als Lehrer an das Leipziger Lehrerseminar. Dem hiesigen Lehrkörper wurde vom Ministerium Herr Cand. paed. Hermann Martin Philipp zuge wiesen. — Die Verstaatlichung der Automobillinie Chemnitz—Annaberg—Bärenstein dürste bereits am 1. Juli d. I. perfekt werden. In den dieser Tage in Chemnitz stattgefundenen Verhandlungen haben die beteiligten Gemeinden die geforderten Garantien übernommen. nv. Zittau, 24. März. Gestorben ist am Sonntag der Seniorches der hiesigen Textilfirma Nachod L Haebler, Fabrikbesitzer Rodert Haebler, im Alter von 73 Jahren. Mit einer kleinen Hand weberei begann im Jahre 1868 Haebler sein Unter nehmen. Heute zählt die Firma, der seit 1890 der Konsul Nachod angehört, über 800 Webstühle mit 600 Arbeitern. Sie gehört jetzt zu einer der ge- achtetsten Textilunternehmungen der ganzen Lausitz. Thüringen und Provinz Sachsen. * Halle a. S„ 24.'März. In der letzten Stadt verordnetenversammlung wurde beschlossen, der Kant gesellschaft zur Durchführung eines Preisausschreibens eine Unterstützung von 500 ./L zu gewähren. — Das Gesuch des Dampferbesitzers Demmer um Subven tionierung seines Saale - Dampfschiffahrtsunter- nehmens wurde dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen mit der Maßgabe, dem Eesuchsteller zu nächst auf ein Jahr eine Unterstützung zu gewähren. D. hat infolge Konkurrenz in seinen» Unternehmen große Summen eingebüßt. * Duderstadt, 24. März. Auf dem Ringwege vor dem Neuror, wo der Steinaufschlag gewalzt wird, stürzte der etwa 60 Jahre alte Magrstratsarbeiter Schwetschenau, der auf der von acht Pferden ge zogenen Straßenwalze Platz genommen hatte, von dem Wagen herab. Die Walze ging über ihn hinweg. Der Schwerverletzte wurde in das Krankenhaus geschafft, wo er bald darauf starb. * Epichnellen, 24. März. Bei Ankunft des Abend personenzuges aus Eisenach stürzte hier ein Reisender aus dem Zuge, weil er d»e Tür noch während der Fahrt geöffnet hatte. Er erlitt fchwere Ver letzungen und wurde in das Eisenacher Kranken haus eingelieiert. Kecvt unU Lrpicvl. Reichsgericht. Leipzig, 24. März. * Betrug und Diebstahl. Di« Betrugsangelogen- heit des Buchdruckereibesitzcrs Robert Guth«, die im Januar d. I. mehrere Tage hindurch das Landgericht Leipzig beschäftigt hat, sand heute vor dem Reichs gericht ihren Abschluß. Das Landgericht hat den An geklagten am 10. Januar d. I. nach mehrtägiger Ver handlung wegen Betrugs in 16 Fällen und Dieb stahls in einem Falle zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis und fünf Jah ren Ehrenrechtsvcrlust verurteilt. Als Mitangeklagte ist die Tochter des Angeklagten wegen Hinterziehung von Gegenständen bei einer drohenden Zwangsvoll streckung zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt wor den. Aus dem Sachverhalt sei kurz folgendes er wähnt: Der Angeklagte betrieb früher in Stollberg ein Papiergeschäft mit einer kleinen Druckerei. Nach dem er im Dezember 1899 in Konkurs geraten war und auch den Offenbarungseid geleistet hatte, kam er nach Leipzig, wo er zunächst in der Windnrühlenstraßc einen Geschäftsbetrieb anmeldctc, bis er auch in der Eliscnstraßc, und zwar hier unter dem Namen seiner Tochter, eine kleine Druckerei eröffnete. Die Ma schinen für den Betrieb hatte er auf Abzahlung ge nommen und den Kredit, sowie überhaupt das «rfor- Vorteil? des täglichen Wer die vielseitigen Vorzüge des Mondamin recht zu würdigen Weib, für den ist es eine Leich tigkeit, die täglichen Gerichte aufs schmackhafteste zuzubereiten. Er ist zudem noch imstande, zu jeder Mahlzeit nahrhafte und doch letchwerdaultche Zu speise»» zu reichen. Tomatcn-Suvpc Maccaroni-Käse Nelson-Pudding Uch-souffl« Mondamin-Omelette Karamel-Sauce >suppcnklößcheu Blumentohlaugratin Acigen-Pudding sind einige dieser leicht zuzubereitenden Gerichte. Jedes 60- und 30-Pfg.-Mondamtn-Paket enthält einen Zettel für Gratis-Rezepibuch. derlichc Betriebskapital durch Aufnahme von Dar lehn sich verschafft. Die Darlehn selbst wußte er sich dadurch zu verschaffen, daß er den Darlehnsgebern von einer bevorstehenden reichen Heirat erzählt« und ihnen auch verschwieg, daß die Einrichtung der Drucke rei nicht sein Eigentum war. Durch diese wissentlich falschen Angaben hatte er die Darlehnsgeber ge täuscht und in den ihn zur Last gelegten Fällen um die hergegebenen Summen betrogen. Auch mit dem neuen Geschäft geriet er schließlich wiederum in Kon kurs, und als da die Zwangsvollstreckung drohte, soll die Tochter einzelne Gegenstände heimlich beiseite ge schafft haben, um sie der Hand der Gläubiger zu ent ziehen. Während die Tochter sich bei dem gegen sic ergangenen Urteil beruhigt hat, hatte der Angeklagte gegen das Urteil Revision eingelegt, die trotz ihrer Ausführlichkeit nur vergeblich die tatsächlichen Feststellungen der Vorinstanz bekämpfte. Der An geklagte versuchte nämlich in der Revision, bei jedem einzelnen ihm zur Last gelegten Fälle darzutun, daß der ihm zur Last gelegte Betrug nicht erwiesen und er unschuldig verurteilt worden sei. Das Reichsgericht verwarf jedoch die Revision als unbegründet, da di« Ausführungen der Revision sich lediglich gegen die tatsächlichen Feststellungen der Vorinstanz richteten und diese die Verurteilung des Angeklagten vollauf rechtfertigten. (4 1). 262/14.) königliches Schwurgericht. Leipzig, 24. März. Z Der gewaltsamen Vornahme unzüchtiger Hand lungen war der Affährige Markthelfer Gustav Hugo Franz Koch aus Saaleck vor den Geschworenen an geklagt. Die Verhandlung wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt: als ärztlicher Sachver ständiger wohnte ihr Gerichtsassistenzarzt Professor Dr. Kockei bei. Der Angeklagte Koch ist ledig, gerichtlich noch nicht bestraft, seine zwei Polizer- strafen betreffen Delikte, die auf demselben Gebiete liegen wie dasjenige, was ihm jdtzt zur Last gelegt wird. Dem Wahrspruche der Geschworenen zufolge verurteilte das Gericht den Angeklagten Koch zu einer Gefängnisstrafe von sieben Mo naten, wovon ein Monat als durch die Unter suchungshaft verbüßt gilt. ! Unter der Anklage des Münzoerbrechens hatte sich der 49jährige Arbeiter Joseph Kopecki aus Lischnitz in Oesterreich vor dem Schwurgericht zu verantworten. Wegen Besorgnis der Gefährdung der öffentlichen Ordnung war die Oeffentlichkeit für' die ganze Dauer der Verhandlung ausgeschlossen. Der Angeklagte war früher Seidenweber, hat diesen Beruf aber schon seit Jahren auf gegeben und hat sich seinen Lebensunterhalt als Handarbeiter erworben. Im Dezember 1899 kam er nach Deutschland, er hielt sich in Bremen auf, dann war er in Braunschweig und seit 1907 in Leipzig, wo er bei einer Baugesell schaft in Arbeit stand. Es ist ihm das Zeugnis aus gestellt, daß er stets fleißig und brauchbar gewesen, aber auch ein starker Trinker sei. Die Anklage legt dem noch nicht bestraften Kopecki zur Last, daß er im Dezember v. I. falsche Zweimark stücke und falsche Fünfundzwanzig st ücke angefertiat und in den Verkehr gebracht habe. — Der Angeklagte wurde unter Anrechnung von zwei Monaten der erlittenen Untersuchungshaft zu einer Gefängnis st rafe von achr Monaten und zu dreijährigem Ehrenrechtsverluste verurteilt. Strafschärfend ist berücksichtigt worden, daß Kopecki kleine Geschäftsleute mit seinen Falsifikaten geschä digt hat. Die zu dem Münzverbrechen benutzten Formen und die noch vorhandenen Falschstücke wer den eingezogen. g. Stolp, 24. März. Ein falscher Kriminalbeamter. Vor der Straf kammer des hiesigen Landgerichts begann der Prozeß gegen den Privatdetektiv Paul Schwarz aus Berlin, der angeklagt ist, sich unbefugt ein öffent liches Amt angemaht zu haben. Mitangeklagt ist der Oberkellner Hinze aus einem hiesigen Hotel, der dem Huuptangeklagten Schwarz Beihilfe geleistet haben soll. Es handelt sich in dem Prozeß um den Tod des Charlottenburger Gymnasiasten Ernst Tiemann, der am 21. Oktober 1912 in der Wohnung seiner Eltern in Charlottenburg tot aufgefunden wurde. Die Ansichten über die Todesursache Ernst Tiemanns gingen auseinander. Während die Staatsanwaltschaft zu der Ueber- zeugung gelangte, daß Ernst Tiemann Selbstmord verübt hat, sind die Angehörigen Tiemanns der Ansicht, daß Ernst Tiemann ermordet worden ist. und zwar hatten sie das Dienstmädchen Elisabeth Heinrich im Verdacht der Täterschaft. Um Material gegen die Heinrich zu bekommen, beauftragten sie den Pri vatdetektiv Schwarz, sich nach Rummelsburg in Pommern zu begeben, wo die Heinrich nach ihrer Entlassung aus dem Dienst bei ihrem Vater Woh nung genommen hatte, Schwarz freundete sich zunächst mit dem Vater der Heinrich, einen» Rummelsburger Musikdirigenten an, wurde dadurch mit dessen Tochter bekannt und erreichte es schließlich, daß die Heinrich sich mit ihm verlobte. Er wolle sie nun durch fortgesetztes Drängen dazu bewogen haben, ihm ihre Wissenschaft von der Ermordung des Gymnasiasten Tiemann mit zuteilen und im weiteren Verlaus dieser Angelegen « I heit sbll er sich als Berliner Kriminalbeamter auf gespielt haben. Die Anklage gegen Schwarz lautet auch auf Beleidigung, die in der Verführung des Fräulein Heinrich erblickt wird, und auf Betrug, den die Anklagebehörde darin findet, daß Schwarz seine Auftraggeberin, die Familie Tiemann, über vorteilt hat. Der Prozeß beschäftigt heute zum zweiten Male das hiesige Gericht. Bereits am 9. Januar wurde in dieser Sache verhandelt. Der damalige Termin aber verfiel der Vertagung, einmal, weil der Angeklagte Schwarz krank wurde und dann, weil noch neue Zeugen geladen werden sollten. Bei der Fest stellung der Personalien des Angeklagten Schwarz ergibt sich heute, daß er mehrfach vorbestraft ist, darunter wegen Betruges, Diebstahls, Urkunden- fälschung und Unterschlc^ung. Der Angeklagte Hinze ist wegen Duldens von Glücksspiels mit einer kleinen Geldstrafe vorbestraft. — Wir werden das Urteil Mitteilen. ve Der S Sitzung l und es w auseinan! und erfris ordnung allerhand Dr. Jun Auslände stehe. 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