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»achs« —» lag r« Ta« »,d betrag« jetzt »0 00» Mann. Der Ueberfall au« dem Hinterhalt, der am Mon tag auf di« Italiener unternommen wurde, habe der. nah« zur Vernichtung der Italiener ge führt, di« sich nur mit größter Mühe und Tapferkeit geschlagen hätten. Der Aufstand in Tripoli« sei erst nach hitzigem Kampf« niedergeschlagen worden, in dem die Truppen Uber 180 Mann verloren hätten. Di« Nachforschung nach Waffen werd« fortgesetzt. Täglich würden 40 bi» 50 Araber erschossen. Diplomatenbesnch« in Konstantinopel. Konstantinopel, 28. Oktober. (Eig. Drahtmcld.) Der russische, deutsche und österreichische Botschafter halxrn heute dem Vernehmen nach dem Minister der Acußern einen Besuch ab gestattet. Der Botschafter von Oesterreich hatte eine Unterhaltung mit dem Großwesir. Obwohl über den Inhalt dieser Besprechung nichts verlautet, wollen hiesige Blätter erfahren Haden, daß cs sich um eine Anfrage des österreichischen Geschäftsträgers handele, unter welchen Bedingungen die Türkei bereit sei, in Friedens Verhandlungen cinzutreten. Die serbischen Mobilisationen. Belgrad, 28. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die „Politica" meldet aus Konstantinopel, das; der ser bisch« Gesandte in Konstantinopel, Dr. Mena- dowitsch, gestern dem Großwcsir Said Pascha einen Besuch abgestattct hat, und ibm bei dieser Ge legenheit die Gründe für die Mobili sierung der Drinadivision mitgcteilt haln:. Die Gründe seien in den militärischen Maßnahmen der österreichisch-ungarischen Negierung an der ser bischen Grenze zu suchen. Die Verantwortung für obige Nachricht muß dem genannten Blatt überlassen blerden. Ole privatveamtenversiHerung. In der Sitzung der 16. N e i ch s t a g s kom mt sj io n am Freitag wurden die 2und 3 des Versicherungsgesetz cs für Angestellte ohne wesentliche Aenderung genehmigt. Line De batte entspann sich erst bei H 4 der Vorlage, als ein Z e n t r u m s a b g e o r d n e t e r Bedenken gegen die darin ausgesprochene Befugnis des Lundesraics, die Dersicherungspflicht auch auf selbständige Kaufleute ausdehncn zu können, äußerte. Ministerialdirektor Caspar crUärtc demgegenüber unter Hinweis auf die dem Entwurf beigegebene Be gründung, daß nur solche Selbständige versicherungs pflichtig gemacht werden sollten, die das selbst wünsch ten, z. B. Krankenpfleger und -Pflegerinnen. Verschiedene Redner erklärten ihre Bereitwilligkeit, die Krankenpfleger der Versickerungspflicht zu unter werfen. jedoch nicht dem Bundesrat die in 8 1 aus- gesprocld-'ne Befugnis cinzuraumcn, deren Konsequcn- <zen gar nicht zu überleiten wären. Auf Antrag des Zentrums wurde 8 4 mit einem Zusatz angenommen, nach dem diejenigen der selbständigen Gewerbetrciben den nur der Vcrncherungspslicht unterliegen sollen, di« in ihren Betrieben keine Angestellten beschäftigen. Die 88 », 6, 7 und 8 wurden un- oerändert angenommen. 9 bestimmt den Personen- kreis, der v e r s i che r u n g s f r e i bleiben soll. Dazu lagen von den verschiedenen Parteien eine Reihe von Anträgen vor. Tie Versichcrungssreiheit soll nach diesen nur dann cuUreten, wenn die Gemeinden oder andere Körperschaften ihren Angestellren ein ent sprechendes Ruhegehalt gewähren, und zwar nicht nur ein solches nach der Eebaltsklasse des Entwurfes. Tic Gehaltshöhe des betreffenden Be amten soll berücksichtigt rverdcn. Ein Antrag der Nationalliberalen will, daß die Gehalts klasse, nach deren Sätzen eine Anwartschaft aus Ruhe geld »nd Hinterbliebenenrenten gewährleistet ist, vom Bundesrat fe st gesetzt wird. Geheimrat Beckmann sprach sich sür diesen Antrag au, und wandt« sich dann gegen die von der Fortschrittspartei und den Sozialdemokraten gestellten Anträge. Es ei unmöglich, jeden einzelnen nach Maßgabe seines behalte» w behandeln; das könne nur nach Gebalts- tufen g«sch«hen. Nach längerer Debatte wurde schlietz- ich 8 8 Mit der von den Nationalliberalen beantrag ten Abänderung angenommen. polltilche Nachrichten. Der diesiäkrige allgemeine Bertretertag der Rationalliberalen Partei. Der Ges chäftss ährende Ausschuß der Nationalliberalen Partei hat sich m Ab änderung eines näheren Beschlusses dahin entschie den, den diesjährigen allgemeinen Bertretertag der Partei auf Sonntag, den 18. November, nach Berlin zu berufen. Ter dein Bcrtretertage zur Genehmigung zu unterbreitende Wahlaufruf wird vom Zentraloorslande in seiner Sitzung am 18. No vember fcstgesiellt werden. Resultate der Volkszählung i« Böhmen. Prag, 28. Oktober. (Eig. Drahtmelduna.) Die Siarthalterei veröffentlicht die definitive Zahl der 2? o l k s z ä h l u n g in Böhmen. Danach betrug die Einwohnerzahl von Böhmen am 31. Dezember 1910 6 621 818 Personen. Hiervon sind 2467721 Deutsche und 4 241 000 reine Tschechen. General Moinier in Casablanca. Paris, 28. Oktober. fEig. Trahlmeld.l Hiesige Blätter berichten aus Tanger: General Moinier ist in Easablanca an Bord des Kreuzers „Lavoisicr" angekommen. Zur selben Zeit landete ein Trans portdampfer ein Bataillon des 4. Algerischen Schützenreaiments. Andere Bataillone des Rcgi- mentes befinden sich seit Anfang des Feldzuges in Marokko. General Moinier ist mit großen Ovationen empfangen worden. Die Untersuchung des Zwischenfalls in Udschda. Paris, 28. Oktober. sEig. Drahtmcld.s Nus Udschda wird gemeldet: Der aus Paris ein getroffene Untersuchungsausschuß vernahm Destailleur, Largeau und Pandor i, di« die Umstände ihrer Verhaftung darlegten und er klärten, daß sie gegen das willkürliche Vorgehen des Generals Toutee Einspruch erheben. Keine Hafensperre in Larrasch. Madrid, 28. Oktober. sEig. Drahtmeld.) „Diario Universal" dementiert Li« Nachricht, daß die Militärebhörde von Lar rasch den Hafen für Waren, die für die französischen Truppen in Mgrokko bestimmt sind, gesperrt hat. Der Kampf gegen den Ctahltnist. Walhingtou, 28. Oktober. sEig. Drahtmeldnng.s Ter Chef des Iustizdcpartemcnts, Wickersham, erklärte, er sei überzeugt, daß der Prozeß gegen den S t a h l t r u st und jeder Trustfall nach seinen eigene n hauptsächlichen Umständen entschieden wer den müsste, da die Entscheidungen gegen die Standard Oil Compani) und den Tabaktrust biltigerweise nicht als Vorbild für die Lösung der Trustsrage genommen werden dürften. New Park, 28. Oktober. sEig. Drahtmeldung.) In einer für den Stahltrust eintretenden Er klärung sagte dessen Präsident Gary, daß, falls sich ein Nachteil aus dem Vorgehen der Regierung er geben sollte, er die sehr zahlreichen Aktionäre treffen würde. — Präsident Taft hielt in Mil waukee eine Rede, in der er betonte, daß er das Gesetz gegen Hoch und Niedrig, gegen Trusts und Gewerk- istastcn aiiwcndcn werde, wenn ihnen irgendwelche Ungerechtigkeiten vorgcrvorfcn werden könnten. Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 28. Oktober. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 29. Oktober. Nordwestwind, wolkig, «twas kälter, zeitweise Niederschlag. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel. * Playmufik. Sonntag, den 29. d M., findet die militärische Platzmusik auf dem Lchmucrplatze an der MontbLstrasie vor dem Tienstwohngebäude des kommandierenden Generals durch das Musik korps des Jnsantcrie-RcgimentS Nr. 106 statt. Be ginn 11 Uhr 30 Minuten vormittags. Programm: Choral: „Ein feste Bnrg ist unser Gott". „Barba rossa rief", Festmarsch von Matthey. Ouvertüre zur Oper: „Tie Zauberflöte", von Mozart. Fantasie oram. a. d. Oper: „Tie Hugenotten", von Meyer- beer. Morgcnblättcr-Walzer von Strauß. Großer KriegSmarsm und Schlachtenhymne a. d. Oper: „Siienzi", von Wagner. Soldatengruh, Marsch von Jeisel. Millionen-Marsch aus der Operette „Biel- lieochen", von Engländer. * Feier am Resormatiousdeakmal. Wie alljähr lich, wird auch am diesjährigen Reformationsfeste Dienstag, den 31. Oktober, mittags 12 Uhr, vor dem Reforinationsdenkmal eine Feier, stattfinden, be stehend aus Niederlegung von Kränzen am Denkmal, gemeinsamem Gesang und Ansprache. Diese hat Herr Pastor Scherfsrg, Peterskirche, übernommen. Bei ungünstigem Wetter wird die Ansprache in der Ioyannistirche stattfindcn. * Zu einem Bierabend hatte Herr Oberbürger meister Dr. Dittrich am Freitag nach dem Saale des Hotel de Pologne eingeladen und etwa 200 Per sonen: Mitglieder des Rats- und Stadtverordneten- kolleguims, Spitzen der Reichs- und Staatsbehörden, Vertreter der Geistlichkeit und Schulen, der Kunst- und Wissenschaft, Les Handels und Gewerbes sowie der Presse, waren der Einladung gefolgt. Vom Gast geber begrüßt, besprachen die Erschienenen, in zwang losen Gruppen vereint, die Fragen des Tages, na mentlich aber die die Stadt angehenden Angelegen heiten und deren vorteilhafte Lösung, wie ja diese Abende überhaupt dem Zwecke dienen, eine Aus- spräche zwischen den Bürgern und ihren Vertretern im Rat und Cladiverordneten-Kollcgium über di« jeweils im Vordergrund stehenden und das allg«. meine Wohl der Stadt und ihrer Bewohner betreffenden Fragen herbeizuführen. In ange regtem Meinungsaustausch und ungezwungenem Verkehr verweilten die Gäste des Stadtober hauptes mehrere Stunden nud trennten sich schließlich in dem Bewußtsein» mancherlei Anregung und Aufklärung empfangen und gegeben zu haben. * Handelshochschulkurse sür Privatangestellt« werden auch in diesem Winter, wie schon mitgeteilt, wieder stattsiaden. Für die einzelnen Kurse sind gewonnen worden Herr Dr. Georg Obst, Direktor der Mitteldeutschen Privatbank, für eine Vortrags reihe über den „Geschäftsverkehr mit der Bank", Herr Professor Stern über „Der Handelsverkehr mit dem Auslande (seine Organisation und Technik)", Herr Professor Ferdinand Schmid über „Die Statistik und ihre Beziehungen zu den wichtigeren Geschäftszweigen". Teilnehmerkarten zu 3 ./t für je 6 Abende sind durch die beteiligten Verbände, sowie bei den Firmen Aug. Pölich, Carl A. Lauterbach, N«:chsstraße 4 6, H. Preßler, Grimmaische Straße 16, und der Geschäftsstelle des Verbundes Deutscher Handlungsgehilfen, Harkortstraße 3, zu beziehen, wo auch ausführliche Prospekte kostenlos abgegeben werden. — Ueber „alte und neue Ethik" sprach im Kauf- männiichen Verein Herr Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Nein aus Jena. Wie Goethe sagt, ist „der Mensch dem Menschen das Interessanteste", aber der Mensch, ein sehr kompliziertes Wesen, ist auch in seinen verschiedenen inneren Erscheinungen von bc- merkenswerter Bedeutung. Undurchdringlich stellen sich vor ihm die Fragen des Entstehens und des Ver gehens, aber nur die Strecke zwischen diesem Mysterium vom Anfang und vom Ende ist erhellt. Es ist nun die Ausgabe des Einzelnen, dieses Leben lebenswert zu machen, ihm einen Inhalt zu geben. Er stellt sich ein Ziel, aus dem der ganze Charakter der Lebens- aufaade besteht und erfüllt es als erkennendes und wollendes Wesen mit Sinn. Dabei spielt in dem Dasein jedes einzelnen Menschen, gleichwie in den großen philosophischen Systemen, die Ethik, die Hauptrolle. Trotz allen Hastens und Streiies ist die Ethik der Mitletpunit des Daseins; sie besorgt heute noch die Zeit.enossen, sie gibt sich in der Theologie, in der Naturwissenichaft, in der Natiouaiölononue und in der Pädagogik kund. Nur auf einem Gebiete des modernen Lebens, gegen die äußere Politik sträubt sie sich mit Hand und Fuß und schafft einen großen Gegensatz. Die äußere Politik Hal mit Moral, mit Ethik nichts zu tun. Währeno Engländer, Franzosen. Italiener in dieser Beziehung rücksichtslos vorgchen, lassen sich die Deutschen in diesem grofzen und schweren Problem von ethischen Interessen tragen, die in ihnen in der Tat lebend.g sind Wie der Vor tragende, der auf dem Boden der alten Ethik steht, ausiührte, ist eine neue Ethik inhaltlich ein Unsinn, höchstens in bezug auf die <form anzuenenncn. Es liegt doch das Erhaltungsgesetz der menschlichen Sozietät in den sittlichen Normen. Aus die.er ganzen Ent wickelung heraus haben sich die bestehenden mora lischen Grundanahauungeii gebildet, Haven sich die Fragen nach dem Sinne unseres Daseins ergeben. Drei Antworten lassen sich aus der Frage nach dem Llücklichsein des Menschen bilden, einmal das Ge nießen, dann die Anwendung der geistigen Kräfte innerhalb Wissenschaft, Kunst und Industrie und Technik, endlich der gegen.eilige Sinn für das Ge meinwohl, eine Anschauung, die, rin höchstes Glück bietend, die ethischen Normen fest zusammenfaßt. In Goethes „Faust ist ein Kronzeuge für diese Aus führungen vorhanden. * Bibelstunden in L.-Kleinzschscher. Montagabend 8 Uhr nehmen die Bibelstunden wieder ihren Anfang, und zwar im Beichtraume der Taborkrrche sNord- eingangf. Zur Behandlung gelangt zunächst der Jakobusbrief lL>. Schmidt). * Marienkirche zu Leipzig-Stötteritz. Am Nesor- mationsfest findet in hiesiger Parochie, wie dann alle Sonntage während des Winterhalbjahres, nachmit tags 6 Uhr Aoendgottesdienst statt. Ferner beginnen die Vormittagsgottesdienst« vom Sonntag nach dem Reformationssest an vormittags >j10 Uhr. o. Dl« Arbeit eingestellt hat das Personal der Buchbinderei-Abteilung in der Kunstanstalt von Emil Pinkau L To. in L.-Gutritzsch, nachdem di« wegen der Entlassung des Vertrauensmannes und einiger Arbeiterinnen entstandenen Differenzen zu einer Einigung nicht führten. 1c. Zur Lohnbewegung im graphischen Gewerbe. Am Stande der Bewegung hat sich im wesentlichen nichts geändert. Die Arbeitgeber sind nach wie vor gewillt, die allzuweit gehenden Forderungen der Ec- hilfenorganisation zuruckzuweisen. Insbesondere wer den dis Prinzipale aus der S3stündigen Arbeitszeit bestehen, nachdem kürzlich auch der Buchdruckertarlf mit einer wöchentlich 53stündiaen Arbeitszeit er neuert worden ist. Die mit der Gehilfenbewegung im Zusammenhänge stehend« Bewegung des in den Stein druckereien usw. beschäftigten Hilfspersonals ist dadurch in ein neues Stadium getreten, Laß nun mehr von dem Vertreter der Hilfsarbeiterorganisaikon in einer Gewerbegerichtsverhandlung zugegeben wer den mußte, daß rn einzelnen Fällen ein Kontrakt bruch vorliege. Der Gewerberichter bemerkt« in der Verhandlung, daß die vorgekommenen Entlassungen der Hilfsarbeiter berechtigt gewesen seien, weil die Firmeninhaber infolge der Arbeitseinstellung der Lithographen und Steindruckcr nicht mehr tn der Lage gewesen seien, ihr Hilfspersonal weiter zu be schäftigen. — Ueber di« von der Ortsverwaltung Leipzig des Hilfsarbeiteroerbandes über einig« Leip- Lrn Brief aus BLnylrali. Walter Sch., ein junger Leipziger Kaufmann, schreibt aus Benghasi uuterm 16. d. rn einem uns liebenswürdigst von seinen Angehörigen zur Ver fügung gestellten Briefe: .... Unser Haus oben in der Stadt haben wir verlassen, da es doch etwas gesährlich war. Wir be finden uns in E.'s Haus, das gleich neben dem österreichischen Konsulat liegt. Im Fall der Gefahr flüchteten wir uns dahin. Alle Europäer, hauptsächlich Itatiener, sind ab gereist und auch der italienische Konsul. Wir sind mit dem Banldircktor der Vanque Imperial Otto mane die einzigen Europäer, und die Araber lieben und ehren uns immer noch, sogar noch mehr, da wir B. nicht verlassen. Man beschützt uns hinten und vorn und trotzdem griffen mich, als ich neulich auf dem arabilchen Markte war, 4 Beduinen an. die ich mir aber dank meines Revolvers schnell vom Halse schaffte. Die Beduinen hat man eben hier zu fürchten, sie kennen uns nicht und vermuten in jedem einen Italiener, gegen welche Nation man kolossal aufgebracht ist, und cs wird noch manche heiße Kämpfe im Innern von hier geben, wenn Italien über alles Herr sein will. Mich griffen sie an, weil ich meinen Tropen helm trug, und daraufhin habe ich mit sofort einen roten Fez gekauft. Nun geht alles sehr gut, sorgt Euch nicht, ich bin sehr vorsichtig. Ueber die vergangenen Tage gebe ich Euch noch nachstehende kurze Nachrichten. Seit dem 27. September, wo die Sache, wie ich schon schrieb, hier begann, sind wir ohne Post. Der italienische Dampfer, der aus Stambul am 28. ein treffen sollte, kam nicht und ging, da ja Boykott, direkt nach Italien. Am 29. September kam der kleine italienische Dampfer „Roma", um alle Europäer, hauptsächlich Italiener auszunehmen und ging um Mitternacht ohne jegliches «ignal wieder in See. Uns, die wir da blieben, forderte der österrcickiüche Konsul auf, lieber in seine Nähe zu ziehen. Im Falle, daß sich doch etwas ereianete, «aran wir dann geschützt. So zogen wir am ^rptcmver, Sonnabends, und zwar, wie er wähnt, in C.s Haus. Am 1. Oktober früh gegen 9 Uhr erschienen zwei italienische Kriegsschiffe, und von da an stockte der ganze Handel. Die Schiffe nahmen die übrigen Italiener und den italienischen Konsul an Bord und gingen nachmittags 3 Uhr wieder in See. Wie wir später hörten, gingen die Schiffe nach Tobruck, um dort den Telegraphen zu zerstören. Am 2. Oktober, Montag, trifft hier die Nachricht von der Zerstörung des Marconi-Tetegraphen ein und die Kriegserklärung wird öffentlich an die Araber dekanntgegeben. Darauf erfolgte die Ein kleidung von 1500 Arabern und man hört Rufe „Vivat Sultan!", „Vivat Türkei!" Alles ist mit Herz und Heele Soldat und man will den Italienern ernst begegnen. Ain 3. Oktober, Dienstag, kommt ein Torpedoboot in Sicht, das den vor Benghasi liegenden Segler auf Waffen untersucht. Am Abend zerstört man den Leuchtturm. Am 4. Oktober, Mittwoch, treffen immer Tele gramme ein, die das Unmöglichste besagen, so z. B. drei Kriegsschiffe seien bei der Beschießung von Tri polis untergcgangen, die Forts von Tripolis forderten immer neu zum Kampfe auf und seien äußerst wider standsfähig. Am 5. Oiioder kommen aus Mißrata Nachrichten, daß man dort sogar den Kanonendonner höre usw. Gegen Abend verbreitet sich das Gerücht, daß die Italiener gelandet seien, was aber bald wider- rufen wurde. Man hört, daß eine kleine Re volution unter den Arabern selbst ausgedrochen sei, und das ist einer der wichtigsten Punkte sür die Türken und das Land. Halten die Araber unter sich zusammen, so schlagen sie sicher die Italiener, denn erstens kennen sie ihr Land, haben gute Waffen und viel Munition, können auch einige Tage voll- ständig ohne Wasser und Nahrung sein. Zer splittern sie sich aber, so ist bald alles verloren. Ich glaube jedoch, die Leute hier sind gut organisiert un?» Italien wird viel Schwierigkeiten haben, dies doch verhältnismäßig arme Land sich anzueignen. Am 6. Oktober. Freitag, will man den Sealcr, der auf der Reede lieat und Salz ladet, für Personen transport nach Malta vom englischen Konsulat chartern, was aber dann wieder fallen gelassen wird, da gegen Mittag ein italienisches Kriegsschiff in Sicht kommt. Von dem Schiff kommen ca. 40 Mann mit 2 Offizieren in einer Barke in den Hasen. Es wird ihnen verboten zu landen und daraufhin er kundigt man sich nur nach den zurückgebliebenen katholischen Geistlichen und dreht um. Das nennen die Leute einen Krieg! Kommen mit Kriegsschiff an. machen einen großartigen Besuch in einer Barke, erkundigen sich nach dem Befinden der Geistlichen und dampfen wieder ab. Das ist doch mehr als Komödie. In Derna soll man sogar ans Land gc- gangen sein und hat Brot. Eier und Fleisch gekaust. Das ist doch zum Schreien wenn sie nicht einmal genügend mit Proviant versehen sind. Am 7. Oktober. Sonnabend, ist die Stadt voll Beduinen, die nachts angekommen sind und deren Zuzug immer noch andaucrt. Alle bekommen Gewehre. Munition und die nötigen, flüchtigen In struktionen. Ls ist sehr interessant zu sehen, wie diese Beduinen für den Sultan durchs Feuer gehen wollen. Gegen Abend verläßt die größte Hälfte der Beduinen die Stadt und es herrscht vollständige Ruhe. Am 8. Oktober, Sonntag, kommt gegen 11', Uhr ein Dampfer in Sicht und alle meinen, ha ein „vaparv .ileman" und man freut sich auf eine Er lösung aus dieser mißlichen Lage, aber bald konnte ich mit Hilfe meines Fernrohres fe-tstellen und den Leuten sagen, daß es kein „vitporo .ilem-m' sei, son- Lern ein italieniichcr Vosldampfer. Sofort hieß cs. da geht keine einzige Barke hinaus. Nur den Pilot tonnte ich überreden hinauszuiahrcn. um den Kapitän zu nagen, was er jetzt bei Kriegszeiten hier wolle. Und ein Glück war es, daß mir das gelang, denn denkt Euch, als er zurückkam, brachte er Herrn S. mit. Ihr könnt Euch denken, wie groß meine Freude war. wieder jemanden zur Seite zu haben. Der Dampfer hatte für Benghasi 8 Postsäcke mit, aber man verweigerte deren Annahme. Auch S. konnte nur nach vielen Reden und Versprechungen im Boot mit an Land genommen werden. Ta nun dieAraber nicht für den Dampfer arbeiten wollten und ihn gar nicht vor Anker gehen ließen, dampfte dieser sofort nach Terna weiter, wo es ihm genau so erging. Frau S. und wir alle waren höchst erfreut, Herrn S. wieder hier zu haben, nur machte uns alle der Zustand von Lina ganz trübsinnig, denn es ging gar nicht gut und am 9. Oktober, Montag, früh 9 Uhr war auch für dieses arme Menschenkind alles Leio zu Ende. Es war schrecklich für uns. und am Nachmittag gaben wir ihr das letzte Geleit; unter Halömait der deutschen Flagge ließen wir sie in afrikanischen Boden hinunter. Ein Moment, den ich nie vergessen werde, und die Gedanken, die ernem dabei aufsteigcn, könnt Ihr Euch, geliebte Eltern, wohl denken. Auch sie zog hinaus, um etwas zu sehen und kennen zu lernen, und mußte nach V. Jahr schon ganz von hinnen gehen. Die armen Eltern, wie schwer und niederdrückend muß so eine Nachricht wirken. Möge es Euch, heißgeliebte Eltern, erspart bleiben und möge Gott Euch und mich behüten und beschützen, damit wir ein fröhliches Wiedersehen feiern können. So verging denn der traurige Tag. Vorher waren wir schon in die Katho lische Kirchschule umgezogen, um das Haus von C. ordentlich ausräuchern und desinfizieren zu lassen. Der 10. Oktober, Dienstag, verging ruhig, wir hielten uns immer zu Hause auf. Am Mittwoch früh, den 11. Oktober, liegt ein italienisches Kriegsschiff vor Benghasi, das aber nach ca. 5 Stunden Liegezeit in der Richtung Malta weiterdampft. Am 12. Oktober, Donnerstag, ziehen wir wieder in C.s Haus und richten uns da gemütlich ein, denn wir werden wohl noch einige Wochen in diesem Dunkel und Unsichern herumtappen. Gegen abend verbreitete sich die Nachricht, die Italiener hätten bei Homsk landen wollen, es sei ihnen aber nicht geglückt und man hätte 500 Mann ae- fangey genommen. Was wahr daran ist, läßt sich schwer beurteilen, möglich ist es aber, denn die Küste von Homsk ist klippenreich, zerklüftet und ge birgig und geht direkt in die Wüste über. Die nächsten 2 Taaen vergehen ruhig. Am Sonn tag, den 16. Oktober, kommt gegen Mittag wieder ein italienischer Postdampser in Sich:, aber diesmal wird der Boykott ganz durchgeführt, nicht einmal der Pilo: geht hinaus. Weiter gibts heute, wo ich an Euch schreibe nichts Neues, doch ja, soeben kommt ein Telegramm aus Derna, welches meldet, daß dort 2 Kriegsschiffe mit je 1000 Mann angelaufen seien. Man habe dem dortigen Stadtkommandanten 24 Stunden Bedenkzeit gegeben, sich zu ergeben, es sei aber die Antwort erfolgt wir ergeben uns nicht, wenn ihr Krieg wollt, steigt aus und nehmt es mit uns auf. Weiteres ist nicht zu berichten und da wir morgen Post haben, wenn der italienische Dampfer von Terna zurülkkommt. so wollen wir iehen, ob wir unsere Briese an Bord schmuggeln können. So lebt denn wohl, liebe Eltern.... Groyraptzie üer Revoluttonsproolnzen in Ohms. Die Scheidung des eigentlichen China in einen nördlichen und in einen südlichen Teil ist in jeder geographischen Beziehung außerordentlich scharf. Au» Innerasien erstreckt sich als eine einzelne Kette de in Tibet eine ungeheure Breite einnehmenden Kwenlunsystem» ein Gedirgsriegel quer nach China hinein und bildet bi» weit nach Osten hin, wo er gegen die Große Ebcne abbricht, eine Scheide zwischen Nord und Süd, die nicht nur für Bodenart und Klima, sondern auch für die Bevölkerung und ihre gesamte Betätigung in Landwirtschaft, Handel, Ver kehr usw. maßgebend ist. Es ist daher selbstverständ lich, daß diese Lebirgsgrenze des sogenannten Tsin- lingschan auch für den Verlauf der chinesischen Reichs geschichte vielfach bestimmend gewesen ist. Die ältesten chinesischen Kaiser, soweit sie diesen Namen überhaupt verdienen mögen, beherrschten nur das nördliche China, und erst dem gewaltigen Tstnschihwangti, dem Vollender des Riesenwerkes der großen Mauer an der Nordgrenze, gelang es, sein Machtbereich auch über die meisten Teile de« südlichen China auszudehnen. Später traten dann noch verschiedene Epochen «in, in denen die chinesische Herrschaft entweder auf den nördlichen oder auf den südlichen Teil beschränk! wurden. Aus dieser scharfen, durch die natürliche Bovengestaltung bedingten Scheidung ist es auch zu erklären, daß de: der Entwicklung der jüngsten chinesischen Aufstands bewegung von der Begründung eines südchinesischen StaatenLundes im Gegensatz zu Nordchina gesprochen worden ist. Schon ein solcher Erfolg wäre außer ordentlich groß gewesen und würde das alte chine sische Kaiserreich aus einen Raum zurückgewiesen Haden, wie er seit dem Altertum nicht kleiner gewesen ist. Nur der lockere und unsichere Besitz der Nachbar länder, also der Mandschurei, der Mongolei und der Gebiete von Ost-Turkestan und Tibet würden, falls sie sich halten liegen, eine größere Ausdehnung dieses Reiche» bedeuten. Innerhalb des eigentlichen China ist das südliche China weit größer als das nördliche. Das Verhältnis steht ungeiähr auf 2,6 zu 1,4 Millionen Quadratkilometern, vüdchina ist al,o fast doppelt so groß als Norüchina. Auf die Dauer würde sich aber eine solche Trennung überhaupt kaum aufrecht erhalten lassen, weil beide Gebiete in der Großen Ebene, dem ge meinschaftlichen Mündungsgebiet des Iangtsskiaug und des Gelben Flusses, in einander übergehen. Da nun diese Ebene trotz ihrer häufigen und großen Uebcrichweinmungsgefahren Len denkbar fruchtbarsten Boden besitzt, so würde sich gerade um diesen Teil des Landes bei einer Zersplitterung des Reiches ein Kampf fast mit Notwendigkeit ergeben. Weiter im Westen liegen sich das südliche und das nördliche China zu beiden Seiten des Tsinlinggebirges w:e zwei verschiedene Welten gegenüber. Deshalb ist es die wichtigste Frage in der Entwicklung der revo lutionären Bewegung, ob sie über diesen Gebirgswall nach Nordchina hinausgreift und ob sie weiter östlich ins Gebiet der Großen Ebene vordringt. Erst damit würde die Lebenssphäre der Mandjchudynastie in ihrer Kernzone bedroht werden. Das scheint nun nach den letzten Nachrichten in der Tat der Fall zu sein, wenn es sich bewahrheitet, daß die Aufständischen auch bereits die Hauptstädte der Provinzen Hon an und Schensi erobert haben. Jene, die Stadt Kaiföng liegt am Westrande der Großen Ebene in dieser selbst, während diese, die altehrwürdige Kaiserstadt Singan, >chon nördlich des Tsinlinggebiraes im Weizenlande des Hwaiflusses gelegen ist. Damit würde also ein Fortschritt ge geben sein, der sich mit der Begründung eines süd chinesischen Staatenoundes nicht mehr begnügen kann,