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Be^nq» Drei» ikr keiptta »n, »,iL »I«« unn Ep»di>»»»« H»«I It,I>ch k>» t>»u» ««diochl «>pi mo»e«i.«.7i<Ot^ «ttrlettedtt V«> »»»«» » >» notzmeilrü«» al>u-d,l« » V«. r^L Lik. -ikttelladrl. D,r» P,»r tnner-al» De-Iichlan», „o der »e»tl<he« P-Ienie» vieneliadti Sit„ «o-ati. 1.S> »l« l>oI«d«ft»Uü,id in V»l«xn, T^anemail d<» ^»nauN«olei«, Ilailriv Lu^rmduig. -<i»d»>Ia»d» ^<»r- we^e» testriiei» - Unuok». Ruftland, L<vwkd«n, S»M<>« u Loxniei». 2» all«« üdi>g»i> Siuoirn «ui viietl »und dl» lL«><datt»li»U« de» Blatt», »ihattttch. La, Veipoaei Taaedlan «ttcheiitt rmal togliül kann- » ^eieiiaa, nai mai-ea». Adonnement.-lllanodm« A»d»,»>,»«Ii« d«> »»>«>»» 1 iaa»<^ üittalen. Lpedlkr»««» »»» lllnnatzmelieUen. lowl« PvilaottekN iu»d Bnetllaaem. S>»z«i»,,raai,»r«t» tt> Vt Abend-Sludaabe. MipIger Tageblaü s « «92 M«cht«,ql>v s1<Vr M«cht«Nl»v «el.-A»schl.!>E ^NNVelS^kllUIIg. «el.-2»schl Ämtsvlatt ves Nates «nd des Nokizeiamtes der Stadt Leipzig. An;eiqe«.Preit M Sai^at» «» „» U«««d»«« ll, lidalkka» Venu«"« SVt-»«,Sl»aaM— »«U» i Vll. »»- a,,w»n, » tzi. N»N«M«« UV VN. Ixttillt» «etzöev«, t« »»d- ttch« r«»I »1« VettlteU, » Pt G»tchLN»a»»«>,«» «kl Va»»*r1chrift» im Prell« »rdötzt. Rabatt na» Tattl V«ilaa»,«d»dr»«!««». e»N»»e i VN a ^aalend »rN. voligedtthL Leiidetlao« dober. Feltettellt« Butlraa, tonne» «ttcktt prrLL» a,e,a«a »erden. »Si da» lkrtchetne» an belttmmlen Tone» und Piöxen wird trtn» Sar.ntt» tbernomnien. Sn,»t,«n - Ännohm« Iedeem^eH« 8, det lämtllche» ltzlttale» ». aüe» Annonce*» Lcoedlttonea de» I» »nd Aaelande». Dr»ck »nd Verla« »a» gliche» L Rtrste* Jntzader. V«U «Art»»*. HtedaMo» »»» »elchdtt^tel«: 2odan»t»«ag« 8, -an»«.Mai« Lre,»«,: Leenraß« < 1 (lelephon ALL Nr. 338. tos. Jahrgang MinwoA, »en e. veremder isil. Tie vorliegende Ausgabe nmiaßt 8 Leucn. Ler Reichskanzler ist während seiner gestrigen Rede oft von Kunogebungen der Zustimmung unter brochen worden und hat zum Schluß leb basten Beifall geerntet. 28er seine Aus, führungen unbefangen beurteilt, wird sich dieser Zustimmung anjchltes;en. Denn die Kanzler rede, zum kleineren Teil eine Antwort auf inländische Kritik, zum größeren Teil eilte Ent gegnung aus die Rede Sir E. Greys, stand trotz ihrer Kürze auf der Höhe der diploma tischen Aufgabe. Bei der Antwort, die Herr von Bethmann Hollweg den inländischen Kritikern er» teilte, beschränkte er sich daraus, den Vor wurf mangelnder Information der öffentlichen Meinung zurückzuweiien. Nach der jetzigen Darlegung des Reichskanzlers wird man nun hoffentlich allenthalben seinen Standpunkt, deshalb geschwiegen zu haben, weil sonst die öffentliche Meinung Frankreichs für das geplante Abkommen schwerlich hätte gewonnen werden können, für begründet ballen. Mutmaßlich ging die ursprüngliche Absicht de» Lon doner Kabinetts dahin, mittels der Lloyd- George-Rede gerade die Wirkung herbeizu führen, die unlere Regierung durch vorläufiges Schweigen vor der Öffentlichkeit vermeiden wollte: die Erhaltung oder gar die Ver- schärfungdesMarokkogegensa tzeszwischen Deutichland und Frankreich. Wäre dem Lon doner Kabinett die Erreichung eines derartigen Zieles gelungen, so hätte die überlieferte Politik Großbritanniens, die festländischen Nebenbuhler mileinander zu veruneinigen, einen neuen Er folg davongetragen. Auch die Zurückhaltung des Reichskanzlers am 9. November hat diplomatisch gute Früchte getragen. Denn die Enthüllungen im Hausyaltsaus- schuß des Reichstages, die für das Londoner Kabinett einen „Schlag ins Kontor" bedeuteten, sind nach den voraufgegangenen englischen Ent, Hüllungen und ihrer Rückwirkung auf das deutsche Volk von Grey als berechtigt anerkannt worden, obwohl betreffs ihrer Bekanntgabe die übliche Anfrage in London nicht gestellt wurde. Ob es Sir E. Grey leicht fiel, sich mit dieser Abweichung von den diplomatischen Gepflogen heiten abzufinden, kann dahingestellt bleioen. Zweifellos aber erscheint es, daß Sir E. Grey die überlegene Art, wie der Re ickskanzler die Grundlosigkeit seines Mißtrauens nachwies, sehr schmerzlich empfinden wird. Grey hatte nicht ohne Erfolg den größten Nachdruck auf die Erweckung des Anscheins ge legt, als wäre fein Argwohn gegen Deutschlands Marokkopolitik berechtigt und das Schweigen der deutschen Regierung auf seine angeblichen Anfragen verdächtig und verletzend gewesen. Damit kann nach den heutigen Eröffnungen des Kanzlers nicht mehr gekrebst werden. Formal diplomatisch hat Grey keine entsprechende An frage vor dem 12. Juli gestellt; sachlich aber hatte er zum Mißtrauen nicht den geringsten Grund. Daß er in ersterer Beziehung aus die Schritte, die er wirtlich getan, sofort den genügenden Aufschluß erhielt, hat der Kanzler ebenso einwandfrei gezeigt, wie er die sachliche Haltlosigkeit des Mißtrauens nachwies. Wenn weder Frankreich selbst noch sein russischer Verbündeter uns mißtrauten, wenn Frankreich England stets unterrichtete, wenn Sir E. Grey den Abbruch der Verhandlungen niemals für wahrscheinlich hielt, dann fiel jeder sachliche Grund zum Mißtrauen für England fort. Ohne es unmittelbar auszusprechen, hat der Reichskanzler vor aller Welt sestgeftellt, daß Sir E. Greys Mißtrauen lediglich vorgespiegelt war. Besonders wirksam gestaltete der Reichskanzler seine Entkräftung des bri tischen Mißtrauens, indem er die Ergeb nisse des Marokkovertrages mit den Zielen der englischen Marokkopolitik verglich. Und er beleuchtete die Uebereinstimmung jener mit diesen durch den schlagenden Hinweis, daß England amtlich seine Befriedigung über den Abschluß der Verhandlungen ausgesprochen hat. Wenn unter solchen Umständen die Droh rede des Schatzsekretärs gehalten werden konnte, dann ist der Reichskanzler vollauf be- rechtigt, die Verantwortung für die ge fährliche Wirkung eines solchen Vorgehens allein der englischen Regierung aufs Konto zu setzen. Auch diese nüchterne Fest stellung bezeugt nicht minder die energische Haltung des leitenden Staatsmannes gegenüber England, als die Bestimmtheit, mit der die britische Praxis von 1904, ohne Befragung Deutschlands über Marokko zu disponieren, zurückgewiejen wurde. Der Reichskanzler zog nur den letzten Schluß, als er mit dürren Worten eine Besserung der deutsch-englischen Beziehungen von positiven Taten der britischen Politik abhängig machte. Befindet sich die Regierung hiermit ganz im Einklänge mit dem deutschen Volke, so gilt das Gleiche von der Erklärung des Reichs kanzlers, daß es ein aggressives Deutschland nicht gebe, daß jedoch mit der Vorwärtsent- Wickelung Deutschlands die anderen Nationen rechnen müßten. Von dem Standpunkte dieses ruhigen Selbstbewußtseins aus richtete der Reichs kanzler schließlich einen Appell an unser Volk, ohne Niedergeschlagenheit und ohne heraus- fordernden Hochmut in großen nationalen Fragen einig zu sein. Diesem Appell wird das deutsche Volk um so williger Folge leisten, je deutlicher die Taten der Regierung, namentlich auf dem Gebiet unserer Seerüstung, ihren ent schiedenen Worten entsprechen. O Vss Echo ln üer prelle. Wesentlich günstiger wird diesmal di« Rede d«s Reichskanzlers in der Presse beurteilt, und mancher, der nach dem 9. November tapfer schmälen zu müssen glaubte, hat sich inzwischen, wenn auch widerstrebend, bekehrt. Fan allgemein wird di« Haltung der Re gierung in der ganzen Marokko-Angelegenheit und besonders das feste, selbßbewußte und doch keineswegs aufreizende Auftreten der deutschen Regierung England gegenüber sach lich einwandfreier beurteilt und mehr und mehr an erkannt. So lesen wir in der „Deutschen Tageszeitung": „Die zweite Marokkodebatte im Deutschen Reichs tage hat im allgemeinen einen würdigen und befrie digenden Verlauf genommen. Mit Genugtuung wird man feststellen können, daß der Reichskanzler gestern den Ton gefunden hat, der dem Ernste der Sachlage und dem berechtigten Empfinden Les deutschen Volkes entsprach. . . . Wenn Herr o. Lethmann Hollweg die ungewöhnlichen englischen Informotionsanspriiche zuriickwies, wenn er gleichsam im Namen Dent'ch- lands die Verantwortung für den „politischen Al- koholismus" ablehnte, von dem Grey am vorigen Montag gesprochen hatte: wenn er von der englischen Politik forderte, daß sie den Wunsch nach guten Be ziehungen mit Deutschland „in positiver Weiie" zum Ausdrucke bringen müßte: wenn er schließlich ohne Einschränkung den Willen des deutschen Volkes zur Durchsetzung in der Weltpolitik als E.und- ton der leidenschaftlichen Stimmung der Nation an erkannte, hat er damit selbst in hohem Maß« zu dem Ziel« beigetragen, das er mit vollem Recht als not wendig hinstellte: Dies« nationale Stimmung frei zu machen und den Grundakkord zubewahre n." Das „Berliner Tageblatt" schreibt: „Es darf erfreulicherweise konstatiert werden, daß die Antwort, di« Herr v. Bechmann Hollweg dem englischen Minister gab, sich bei aller Bestimmtheit doch fern von überflüssiger Schärfe hielt, daß sie vor „herausforderndem Hochmut" warnte und nirgends aus dem berechtigt Nationalen ins hochtrabend Natio nalistische glitt. Sie war gemeßen, aber nicht ab weisend kalt, sie wahrte den eigenen Standpunkt, aber verletz.« keine fremde Empfindlichleit. Sie war keine große staatsmännische Leistung, brachte nichts, was nicht die deutsche Press« schon hundertmal gesagt — aber er genügte, daß ,re so der Ausdruck des allge meinen Emnsindens war. Die ,_Boss. Ztg." führt aus: „Herr v Berhmann Hollweg ist ost als Philosoph, als Denker, als Grübler bezeichnet worden. Man hat ihm vorgcworfen, er sei kein Mann der Tat. Er ist auch gewiß kein impulsiver Draufgänger, der sich von seinem Temperament, von der Stimmung des Augenblicks hinreißen läßt. Eben darum und eben weil er noch gestern lang und breit zu recht fertigen suchte, daß er lange Monat« mit Aufklärun gen zurückgehalten habe, um die Erregung nicht noch zu steigern: eben deshalb wird man seiner gestrigen tiefernsten Rede gebührendes Gewicht beimcssen. Am Ende hätte dieses Mal auch der Kronprinz, hätte er den Redner gesehen und gehört, Beifall geklatscht." Der „Berliner Börsenkurier" meint: „Ueberaus wohltuend wirkte der ruhige, abge messene, doch feste Ton den englischen Kriegsstim mungen und offiziellen ministeriellen Fricdensver- sicherungen Englands gegenüber, die in der bestimm» ten Forderung gipfelten, daß man von feiten Eng lands di« Tafeln, auf denen die Friedensliebe aus gezeichnet wird, nicht immer wieder durch kriegerische und politisch mißtrauische Kundgebungen verwischen darf und daß nach den vielen Friedensworten endlich Friedenstaten Deutschland gegenüber am Platz seien. Diese deutlichen Aufforderungen, wenn auch einge wickelt in diplomatisch korrekte Formen, werden Hof- fentlich in England verstanden werden!" Sogar der „vorwärts" hält es für angebracht, eine freundlichere Haltung der Kanzlerrede gegen über einzunehmen, wenn er schreibt: „Ton und Inhalt seiner (des Kanzler») Rede hoben sich in bemerkenswerter Weise von seinen Dar- legunaen vom 9. und 10. November ab, und zwar nach zwei Richtungen hin Er milderte erheblich den Gegensatz ab, in den er damals zu Herrn v. Heyde- brand getreten war. Anderseits verschärfte sich seine Sprache gegen England obgleich er sich natürlich be mühte. seine Ausführungen in Versicherungen des Wohlwollens und der Friedfertigkeit gegen England ausklingen zu lassen." Der türkilch-itaiienilche Krieg. Zn ganz Italien herrscht ob der letzten vom Kriegsschauplatz in Nokdafrika einaelaufenen guten Nachrichten allgemeiner Zudel. und man glaubt sich so ziemlich am gewünschrcn Ende zu befinden. Wie freudig erregt die Stimmung in Italien zurzeit ist, geht aus nachstehendem Telegramm hervor: Die entscheidende Wendung in Tripolis. x>r. Rom, 6. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Die hier im Laufe des Tages aus Tripolis eingelaufenen amtlichen Nachrichten lassen erkennen, daß die gestrige Niederlage der türkischen Truppen di« Besitzergreifung von Tri- politanien dem kait uocompsi nah« bringen. Die türkischen Truppen sind Lurch Einnahme der Oase Ain Zara nicht nur der natürlichen Zufahrt- st ragen für di« Verproviantierung be raub t, sie haben auch L«nZugangzum Meer« verloren. Damit ist eine Phase der Besitz ergreifung von Tripolitanien beendet. In den Kabinetten wird die jetzt geschaffene Situation, wie man in Rom meint, viel dazu beitragen, in Konstantinopel die Meinung zu vertreten, daß der türkische Hauptwiderstand durch die Kämpfe der letzten zehn Tage gebrochen ist, daß Italien also den Standpunkt erreicht hat, der von Len Mächten er wartet wurde, bevor man sich zu einer Inter vention bereitfinden wollte. Wir lasten zunächst die ergänzenden Siegesmeldurr-. gen der Italiener folgen: Zu den Kämpfen um Ain Zara. Rom, Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Heber d«n großen Sieg der Italiener vom Montag wird noch weiter gemeldet: Der Vorstoß erfolgte in drei Kolonnen. Die zur Rechten, die gegen Ain Zara vorrücken sollte, wurde von General Pecori Eivaldi kommandiert. Die mittlere Kolonne unter General Rainaldi Luigi sollte di« Operationen der ersten unterstützen, indem sie die feindlichen Streit kräfte zwischen Ain Zara und der Oase angriff. Die zur Linken hatte die Aufgabe, dem so angegriffenen Feind vom Fort Mesri her in die Flanke und den Rück«n zu fallen. Der Vormarsch erfolgte unter furchtbarem Sturm und Regen, so Laß der Drachenballon nicht in Tätigkeit treten konnte. Die Haltung derTruppen war ausgezeichnet. Ihre Wider st andskraft gegenüber den durch di« Un gunst der Jahreszeit besonders erschwerten Strapazen des Tages war bewundernswert. Im Süden Mokka». Konstantinopel. 6. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Nach Nachrichten aus Kreisen der Pfort« bombar dierten di« Italiener auch die Ortschaft Buschil im Süden Mokkas und sollen versucht haben, in Mokka zu landen, woran sie ab«r von den Truppen und der Bevölkerung verhindert wurden. ver Glttmilcher. Krtminalgeschicht« von Han» Hyan. U lAachdruck »rrSote») Erste» Kapitel. In der Fensternische der kleinen Konditorei spielten die Sonnenkrmgel auf der Tapetenwand. Das junge Mädchen zeigte mit ihren weißen Fingern darauf hin und lachte hell auf. „Siehst du, so bin ich auch! . . . Immer da, wo man mich nickt erwartet! Du wirst eS al» Ehemann mal nicht leicht haben. Heinz!" Der iunge Mann streckte seinen schwarzen Kopf spähend vor, dann, als er sich vergewis sert hatte, daß sie von niemand beobachtet wur den, nahm er sein Mädchen um die Schultern und küßte sie innig. Für Augenblicke ruhten die beiden Köpfe, der ganz hellgoldblonde de» Mädchen», aus dem ein mit Rosen garnierter, brauner Strohhut saß, und der unbedeckte, blankschwarze Männerkopf dicht aneinander. Da ging vorn in der Konditorei die Laden klingel, die Liebenden setzten sich mit einem Ruck gerade und wie ein Echo de» Klingeltone» klang Grete Mirbachs Helles Lachen, die es töricht sand, sich so erschrecken zu lassen. „ES »st ja dunlm, soviel Rücksicht auf die andern zu nehmen!" sagte sie, „wer nimmt denn auf uns welche!" . . . Heinz BoleSku seufzte und sah mach der Uhr. „Wir müssen eben, Liebling, wir müssen! . . . Ja, wenn wir Geld hätten!" „Du immer mit decnem dummen Geld! Wir haben unS doch beide! . . . Da» ist doch die Haupt sache!" . . . Er sah ihr lächelnd In das schöne Gesicht. daS rein und klar, wie ein BliUenblatt, noch den ganzen Zauber ihrer achtzehnjährigen Ju gend zeigte. Dann sagte er nachdenklich: „Wir glauben, daß wir uns eines Tage haben werden, Gret'l! Aber wenn wir nicht das unsrige dazu tun, dann wird'» nicht»! . Na hoffentlich! ... ich denke, e» soll nun nicht mehr so lange dauern!" . . . Sie sah sehr lieb, aber dach ein bißchen zwei felnd zu ihm, der größer war, empor. „DaS ist der Unterschied »wischen un» beiden, Heinz, ich freu' mich immer, so wie'» ist, und du, du hoffst immer, daß eS ander- werden wird! — Du kannst es mir dock sagen, waS du oor- hast!" . . . Er schüttelte den hochstirnigen, intelligenten Kopf, der dem überhaupt eleganten Menschen mit seinem schwarzen wohlgepflegten Haar und dem flotten Spitzbart ein ganz weltmännisches Ansehen gab. „Ich rede nicht gern über meine Aussichten, Liebling, du weißt ja! . . . erst tun, dann sagen! . . . wenn's nachher nichts wird, ist man blamoren!". . . „Aber das ist doch zwischen un» beiden wa» ganz anderes! ... Ick habe doch sogar ein ge wisses Recht darauf, zu erfahren, waS du vor hast! ... Ich sag' dir doch auch alleS!" . . . Man sah, die hübsche Blonde konnte, wie alle Frauen, auch ernst werden, wenn es ihr nötig schien. Aber ihr Liebster ließ sich nicht bestimmen. — Jetzt lachte er und sagte: „Sei doch nicht so neugierig, Gret'l l. . . Du wiest e» schon nock erfahren! ... Du weißt doch, der mir verbindet sich da» mit einem Aber glauben: wenn man vorher davon redet, dann wird'S nachher nicht»! . . . Und". . . feine Miene verfinsterte sich, die starken, schwarzen Augen brauen rückten über der Nasenwurzel dicht zu sammen, „diesmal muß wa- drau» werden! . . . Ick halte e» einfach nicht länger au-, diese schmach volle Abhängigkeit! ... Ich bin nicht dazu ge schaffen, ewig wie ein Dienstbote behandelt zu werden!" „Na, handelt e» sich denn wieder um deinen Onkel?" Er antwortete nicht gleich, starrte finster vor sich hin, bis er abgebrochen und in einem Tone, als sei er gar nicht bei der Sache oder als spräche er nicht die volle Wahrheit, ervxiderte» „Mein Onkel? ... ach bewahre! ... um den . . . um den handelt es sich dabei gar nicht!" „Na aber, Heinz, das ist doch der einzige Mensch, von dem du so abhängig bist! . . . Sonst im Geschäft. . . Du sagst mir doch immer, dein Ches hält große Stücke auf dich! Er läßt dir alle Freiheit?" „Ja, ja, daS tut er auch! . . . Natürlich!. . . Soweit daS eben geht! Mer schließlich bin ich doch bloß der junge Mann, der für zweihundert fünfzig Mark von früh bis spät im Geschäft sein muß und der alles, was er etwa erfindet oder selbst raus bringt, vertragsmäßig seinem Chef zur Verfügung stellen muß!" „Gegen angemessene Entschädigung!" half Grete Mirbach ein, „nicht wahr, Heinz, du willst dock nicht ungerecht sein! Sonst hättest du da mals, wie du die neue Leimfarbe erfunden hast, mir nicht d'en hübschen Smaragdring schenken können!" Ihre blauen, fröhlichen Augen liebäugelten dabei mit dem geschmackvollen Goldreif, der mit seinem tiefgrünen, brillantenumgebenen Stein ihrem weißen Händchen ein reizender Schmuck war. „Ja, ja," sagte er, nicht froher als vorhin, „aber ich bin dock nun mal anders, wie die andern! ... Ich möchte allein in meiner Stu dierstube sitzen und arbeiten! Ich sage dir, Gret'l, ick würde in ganz kurzer Zeit ein reicher Mann sein! . . . Geld verdienen ist fa so leicht, be sonders in meinem Beruf als Chemiker! . . . Man muß nur Zeit haben!" . . . Und dann ganz ab gesehen davon... ick weiß nicht, ob mir daS von meinen Vorfahren her im Blute steckt! . . . Jedenfalls habe ich noch dasselbe Gefühl, wa» meine Väter, die Söhne der schwarzen Berge, von jeher gehabt haben, einen unbändigen Frei heitsdrang! . . . Ich kann und will nicht »nein ganze- Leben lang ander Leuten» Knecht fein!" DaS Mädchen suchte ihrem Liebsten, dessen dunkle Augen blitzten, und der sich immer mehr in seine Empörung und Erbitterung hineinredete, klar zu machen, wie wenig Grund gerade er an ¬ habe, so zu denken... Er wäre doch so klug und würde sicher eine bedeutende Karriere machen, so jung wie er nock wäre! . . . Und schließlich hätte er doch auch seinen Onkel, von dem man gar nicht wüßte, wieviel ec habe!" . . . Aber damit goß die schöne Blonde erst recht Oel ins Feuer! . . . Der L.ckcl? . . . Dieser trau rige Geizkragen, der ihm das Leben verbitterte, wo er könnte? . . . Der? . . . Auf den sollte er rechnen? . . . Der wäre so zähe und kernge sund, daß er sie nock alle beide überleben könnte!! „Aber, Heinz, du wirst doch einem Menschen den Tod nicht wünschen! Und obendrein einem Verwandten! Denn wenn er dir auch noch nicht viel Gutes getan hat, er ist doch immerhin dein Onkel!" . . . „Nein, mein Großonkel! . . . Ein jüngerer Bruder meines Großvaters von mütterlicher Seite ist er! . . . Und daS mit dem Gelbe, ja, daS stimmt! . . . Freilich, woher er'S hat, da- ist 'ne andre Sache! ... Ich weiß nur soviel, daß meine beiden Eltern, dce sehr gute, brave und ehrenhafte Menschen gewesen sind Zeit ihres Le bens, daß die sich jedesmal ganz verzweifelt sahen, wenn eS hieß: Onkel Eduard kommt" Heinz BoleSku dämpfte seine ohnehin ver haltene Stimme zum Flüstern: „Er soll Wucher getrieben haben, der gute Onkel, und zwar so, daß er selbst den Armen das letzte Stück wegnabm! . . . Na, und sein jetzige» Benehmen entspricht dem fa auch vollkommen!... Sieh mal, ich bin sein einziger Verwandter, er hat keinen Menschen außer mir auf der Welt! Da soll solch' alter Knabe, der ja gar nicht weiß, was er ansangen soll mit dem vielen Gelde — der soll nicht mal zu feinem Neffen sagen: ^Hier, mein Junge, hier hast du 'n paar tausend Mark! Nu geh und heirate und mach dich selbst ständig!!" — Wo ich so alle» für ihn tue! Ihm seine Papiere besorge und sogar in der Wirtschaft arbeite wie «in Dienstmädchen!" (Fortsetzuna in der Morgenausgabe.)