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polilisch- Umschau. Sozlslüemokrstilche Agenten Enylsnüs Wenn nach der Red« SirE. Greys irgend etwas unzweifelhaft erscheint, dann ist es die feind selige Imperatorenrolle, die Großbritan- nien uns gegenüber während der deutsch-französischen Marottoverhandlungen hat spielen wollen. Aus so zialdemokratischer Leite brüllt man aber krampshaft Leide Augen zu, um nicht zu sehen, was Har am Tage liegt. Und nicht genug damit. Man greift gierig die paar glatten Worte auf, die Grey uns in der Berechnung gönnte, das deutsche Bolt nach Mög lichkeit einzujchläsern. So schreibt z. B. das Organ des Abgeordneten von Bollmar, die „Mün- chener Post": „Es genügt zu wissen, Lag England die feindliche Holle nicht gespielt hat, die die zu Wahlzwccken er fundene alldeutsche Legende ihm zuschreibt. Es ge nügt zu wissen, daß England bereit ist, mit Deutsch- lam> in Frieden zu leben, unter Bedingungen, die für beide Staaten ehrenvoll und nützlich (!) sind. Es besteht kein von Englanb geleitetes antideutsches Offensiobündnis. Cs besteht auch nichts (!) von den Scegcspenstern, die der politische Alkoholismus des staatserhaltenden Brauers und Hauptmanns a. D. M. Faber ... im Nordjeenebel entdeckt haben will. Keines der beiden Völker will das dauernde Schwan ken zwischen Krieg und Frieden, keines will den Krieg! Drum heißt's, wenn die Zeit für ein Bünd nis noch nicht reis ist, sich einstweilen wenigstens za verständigen und vertragen. Um aber dieses vor läufige Ziel zu erreichen, ist vor allem eins notwen dig: Das Deuts cheReichmußweitereFlot« tenrüstungen vermeiden, die jenseits der Nordsee den Eindruck Hervorrufen, als rüste man zum Kriege gegen England . . . Nach den Vorgängen der letzten Zeit kann man es den Engländern auch gar nicht Übelnehmen, wenn sie alle neuen Rüstun gen Deutschlands als gegen ihr Land gcrrichtet be trachten. Zn früheren Zeiten hat man stets großes Gewicht darauf gelegt, zu versichern, Deutschlands maritime Vorbereitungen richteten sich gegen keine bestimmte Macht, sie seien ausschließlich zu Zwecken der Verteidigung bestimmt. Nach den Ereignissen der letzten Monate und Jahre ist es unmöglich, solche Vorspiegelung noch länger aufrecht zu er halten." Eine besser« Wirkung durste sich Sir E. Grey von seiner Rede in Deutschland wahrlich nicht versprechen! Selbst nach seinem Witz über den „politischen Allo holismus", womit «r die Aufmerksamkeit von der kriegerischen Haltung der britischen Flotte ablenken wollte, hascht das Münchener Tozialistenblatt, das in wirklickjer oder vorgejpiegelter Leichtgläubigkeit sich rückhaltlos auf den britischen Standpunkt stellt. Dafür ist nichts so bezeichnend, wie di« kategorische Forderung, daß Deutschland weitere Flottenrüstungen vermeiden müsse, und die Unterstellung, daß unsere maritimen Vorbereitungen nicht zur Verteidigung gegen England, sondern zum Angriff auf England be stimmt seren. Die Berufung auf di« Ereignisse der letzten Monate bedeutet in diesem Zusammenhänge eine der kecksten Umkehrungen des wahren Sach verhalts, die überhaupt erdacht werden können. Denn die Friedfertigkeit der deutschen Politik ist gerade für die letzten Monate mit urkundlicher Unwiderleg- barkeit föstgestellt worden. Aus welchen Gründen aber das Münchner Sozialistenblatt hierüber und über die entgegengesetzte Haltung Englands hinweg geht, erhellt aus der Nutzanwendung, mit der es seine Würdigung der Rede Greys «-schließt. Diese Nutz anwendung besteht in dem Appell einen sozial demokratischen Stimmzettel abzugeben, damit der Weg zu dauernder Verständigung mit Großbri tannien beschritten und das „gefährliche" Wettrüsten vermieden werde. Daß die „Münchener Post" auf diese Weise dazu beiträgt, Gefahren herauf zubeschwören, deren Ernst nach den Ent hüllungen der letzten Tage nur dem verblendet- sten Parteifanatismus verborgen bleiben können, hierüber sollte sich die Arbeiterschaft um so weniger täuschen, je schwerer gerade sie unter einer gewaltsamen Einschränkung des deutschen Aus fuhrhandels zu leiden hätte. Die Länge ürr neuen Grenzen von Kamerun. Bei dem Abschluß des Kongooertrages ist, wie uns von kolonialer Seite geschrieben wird, mehrfach darauf hiugewiesen worden, daß das neue Abkommen und der lüebietszuwachs schon aus dem Grunde für Deutschland sehr ungünstig sei, weil die Gren?«n von „Neu-Kamerun" durch die beiden Zipfel eine un geheure Länge haben. Dadurch werde eine große Verstärkung der Truppenmacht in Kame run zum Schutz der Grenzen notwendig. Es ist nun die Frage, wie lang die neuen Grenzen sind, und um wieviel di« neue Grenze die alte Grenzlinie an Länge übertrifft. Tatsächlich kann man jetzt überhaupt noch kein festes Urteil über die Länge der Grenzen fällen, da cs von der Abgrenzungskommission, die bisher noch nicht in Tätigkeit getreten ist, abhängcn wird, wie die b-iden Zipfel ausfallcn werden. Es läßt sich also nur ein allgemeiner UeLerblick über di« Unter- schied« anstellen. Die bisherige Grenze im Osten und Südosten harte eine Länge von rund 2550 Kilometern. Auch die jetzige Grenze hatte durch den Entcnschnabel eine ungünstige Beschaffenheit. Di« neue Grenze hat eine Länge von rund 3200 Kilometern. Nun hat die Kolonie aber um 230 000 Quadratkilometer an Größe gewonnen. Die Ver längerung der Grenze ist demnach nicht so ungünstig, wie es den Anschein Hal, wenn man bedenkt, Laß «in Neuland von so bedeutendem Umfange doch an sich «ine viel größer« Grenz« erfordert. W«nn aber tat sächlich nur die Grenze um rund 700 Kilometer länger geworden rst, während die Bodenfläche um mehr als des ganzen Landes zugenommen hat, dann muß man festsiellen. daß tatsächlich eine relative Verlänge rung der Grenzen überhauvt nicht erfolgt ist. Im Anschluß daran lei mitg«teilt, daß auch die Größe des abgetretenen Entenschnabels noch nicht bestimmt ist. Der Entenschnabel hat «ine Bevölkerung von rund 300 000 Menschen. Falls der gerade Strich dort ge zogen würde, wo er aus den bisherigen Karten zu sehen ist, dann würde sich der «iaenartige Fall er eignen. daß eine einheitliche Bevölkerung von 300 000 Menschen teils deutsch bleibt, teils französisch wird. Diesem Umstand« muß im Interesse der Bevölkerung selbst vorgebeuat werden. Es ist zu erwarten, daß die durch die Grenzkommission vorzunehmend« Fest stellung der Grenzen in der Meis« erfolgen wird, daß die Bevölkerung in einheitlicher Verwaltung bleibt. Deutsches Reich. Leipzig, 2. Dezember. * Der Statthalter von Elsaß-Lothringen tritt nicht zurück! Die Nachricht Berliner Blätter, der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Graf Wedel, ge denk«! Anfang des nächsten Jahres sein Rücktritts gesuch einzureichen, erweist sich nach Erkundigung an maßgebender Stelle als erfunden. * Dem Nnterstaatssekretür im Reichspostamt Franck ist die nackgesucht« Versetzung in den Ruhestand be willigt und der Charakter als Wirklicher Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen worden. An seine Stell« tritt der Direktor im Reichspostamt Gran- zow. Eranzow ist 1871 in den höheren Postdienst «ingetreten. * Aus dem Bundesrat. Der Bundesrat überwies die Entwürfe der kaiserlichen Verordnungen, betr. 1) den Geschäftsgang und das Verfahren des Reichs versicherungsamts, 2) die Gebühren der Rechtsanwälte im Verfahren vor den Sicher heitsbehörden den zuständigen Ausschüssen. Der Vorlage betr. Aenderung der Anlage k zur Eisen bahnverkehrsordnung wurde zugestimmt. Dem Kriegerverein in Windhuk und dem Männerturn verein in Swakopmund wurde Rechtsfähigkeit ver liehen. " Die letzten Tage des Reichstags. Der Vorstand des Reichstags setzte den Arbeitsplan für die nächsten Tage folgender maßen fest: Vorausgesetzt, daß die Privatbeamtenversicherungsvorlage morgen erledigt wird, würde auf die Tagesordnung am Montag die dritte Lesung der Nechnungssachen gesetzt werden. Die Marokkofrage würde Dienstag zur Ver handlung kommen. Der Schluß des Reichstags dürste Mittwoch spätestens zu erwarten sein. * Die Petitionskommission des Reichstags hat eine Petition der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer beisitzer des Zentralschiedsgerichts für dasBaugewerbe, die Kosten dieses Schieds gerichts auf Reichsfonds zu übernehmen, dem Reichs kanzler zur Berücksichtigung überwiesen, obgleich re gierungsseitig eine Erfüllung dieser Bitte nicht in Aussicht gestellt werden konnte. Eine Reihe von Petitionen aus Innungskreisen, die Vorschläge für ein« Neuregelung des Submissions wesens machen, wurden dem Reichskanzler zu: Er wägung überwiesen. In diesen Petitionen wird vor allem verlangt, den Grundsatz des Mindestpreises zu verlassen und an seine Stelle das Mittelpreis verfahren zu fetzen, das allerdings auch seine Fehler hak«. Der Zuschlag müsse auf das angemessenste An gebot erteilt werden. * Zollbeschwerde und Streitoersahren. Im Reichs amt des Innern ist ein« Zusammenstellung der Be stimmungen über Las Zollbeschwerd«- und Streitoer fahren der meisten europäischen Ländern bearbeitet und im Septemberheft des „Deutschen Handels archivs" veröffentlicht worden. Sorrderabdrücke hier von sind im Buchlfandel zu beziehen. Neben den ge setzlichen Bestimmungen werden bei einzelnen Län dern „praktische Winke für das Zollschwierigkeiten einzuhaltende Verfahren und für die etwa in Frage kommende amtlich« Unterstützung" mttgeteilt. Da» Reichsamt d«s Innern beabsichtigt, die Zusammen stellung durch die Angaben für die fehlenden euro päischen Länder (Großbritannien, Montenegro, Nor wegen. Rumänien, Türkei) demnächst zu ergänz«», auch ist ein« Zusamenstellung der für di« wichtigeren außereuropäischen Länder in Betracht kommenden Be stimmungen in Aussicht genommen. * r«ueru«,»r»laae in Berlin. Der Magistrat hat beschlossen, allen verheirateten im Dienste Leutlcher kolonlsltavak. Wenn man von Tabak aus den deutschen Schutz gebieten spricht, so erweckt dies nicht überall Wohl gefallen. Die in den ersten Jahren unserer kolonialen Betätigung unternommenen Versuch«, das duftend« Kraut für den deutschen Raucher auch in eigenen Kolonien zu erzeugen, sind Lurchw«g Mißerfolg« ge wesen. Die Aelteren erinnern sich der dürftigen Er gebnisse der Bibundi-Gesellschaft und wissen, daß auch die vorsichtig arbeitend« und fest gegründet« Neu guinea-Kompanie die Kultur des Tabaks wieder auf- gegeben hat. In d«n letzten Jahren hörten wcr nur von südwestafrrkanijch«m Tabak, wobei stillschweigend angenommen wurde, daß es sich hierbei um ein für eingeborene farbige Arbeiter bestimmtes Erzeugnis zum Ersatz des amerikanischen Plattentabaks handle. Und Loch sind di« Böden unserer Kolonien nicht ungeeignet für dies« Kultur; nur muß man die rich- tige Auswahl treffen und die Vorbedingungen sorg sam studieren. Das beweist «in Erfolg, den der Kameruner Pflanzer Racthke aus Esvsung soeben er zielt hat. Herr Racthke hat vor einigen Wochen, wie wir schon kurz mitteilen konnten, 56 Ballen auf seiner genannten Pflanzung in Kamerun gewachsenen Tabaks auf den Bremer Markt geliefert, der der den Fachleuten und Kennern die allergrößte Ueber- raschung nach der erfreulichen Seite hervorgerusen hat. Wie di« „Weser-Zeitung" schreibt, gehören diese fast 100 Zentner wiegenden Tabakballen zu den aller- oesten Tabakjorten der ganzen llVelt. Aroma und Geschmack sind sehr milde und sehr fein, so daß selbst die dunkleren Blätter von den empfindlichsten Rauchern mrt gleichem Genuß und gleiä)«r Bekömm lichkeit geraucht werden können wie di« hellfarbigen Blätter. Außerdem ist der Brand des Krautes sehr gut und nicht zu übertreffen. So hat denn diese .Kameruner Ware auf dem Bremer Markt «inen Preis erzielt, der die schon hoch gespannten Erwartungen noch erheblich übertroffen hat; sie wurd« angekauft von einer süddeutschen Firma, und dabei wurde ein Durchschnittspreis von 4,50 -4t für das Mund erzielt. Einzelne Partien des Tabaks erbrachten sogar für das Pfund 12 -4t bis 15 .tl. Herr Racthke hat damit außer anderem klingen den Erfolg auch den Preis ü«s Herrn E. A. Olde- meyer, Bremen, errungen. Der bekannte Kolonial freund der Hansastadt hat, wie man sich erinnern wird, vor zwei Jahren für ein Mindestquantum von 100 Zentnern auf einer Pflanzung in den deutschen Schutzgebieten gewachsenen Tabaks, der in Bremen für brauckchares Deckmaterial anerkannt wird und am Bremer Markt einen ausreichenden Preis er zielt, um eine genügend« Rentabilität für di« dauernde Fortsetzung Les Anbaues zu versprechen, einen Preis von 3000 -4t ausgesetzt und in diesem Jahr« anläßlich d«r Tagung d«r Deutschen Kolonialgeiellschaft in Stuttgart die Summ« verdoppelt. Sowohl die Bremer Handelskammer als auch unser wirtschftlicher Ausschuß, das Kolonial-Wirtschaftliche Könnt««, sind der Ansicht, daß die Bedingungen des Preisaus- schreibens erfüllt lind, obwohl ein ganz geringes Quan tum an der obenerwähnten Menge fehlt. Das ganz« scheint uns «in zwingendes Beispiel für die alte Erfahrung zu sein, daß in der Kolonial wirtschaft ein vorübergehender Mißerfolg in irgend einer Kultur noch nicht zu bedeuten braucht, daß dl« fragliche Kultur für eine Koolnie ungeeignet ist. Die Migenolge früherer Jahre im kolonialen Tabakbau sind eben auf das Konto „Lehrgeld" zu buchen. st'benden Personen, deren Verdienst 2000 im Jahre nr.ist uberlchreitet, eine einmalige Teuerungsdeihitfe von 40 zu gewähren. Es kommen rund 12500 Personen in Betracht, jo daß etwa Million Mark erforderlich ist. Der Stadtverordnetenversammlung wird unverzüglich eine entsprechende Vorlage zugehen. * Fester Termin für Ostern. Das Osterfest will, nach Meldungen aus Kreoen der Münchner Nun tiatur, der Papst unter die jeststehenden Feste ein reihen, und zwar >o, daß es immer am ersten Sonntag im April gefeiert wird. * Für Blumenau. In feiner Sitzung vom 21. November hat der Vorstand der Deutschen K o lo nia l g e s e llscha ft für die durch Hoch wasser geschädigten Schulgemeinden in Blumenau (Südbrasilien) 1000 .4t bewilligt und ebensoviel bat der Herzog Johann Albrecht zu Meck lenburg, der Präsident der Gesellschaft, aus seinem Dispositionsfonds zur Verfügung gestellt, so daß auf telegraphischem Wege den Notleidenden die Summe von 2000 .4k übermittelt werden konnte. * Neichstagswahlvorbereitungen. Professor van Calker ist von der nattonalliberalen Partei des Wahlkreises Neustadt-Landau als Reichstaaskandidat aufgestellt worden. — Im Wahl- kreis Glogau, wo für die Fortschrittliche Volks pari ei Professor v. Liszt kandidiert, haben die Konservativen den Regierungs assessor a. D. Joachim v. Jordan auf Schönau aufgestellt. — Im Wahlkreise Neuß ä. L. hat die Fortschrittliche Volkspartei den Chefredakteur Mattheus in Erfurt als Kandidaten ausgestellt. Der Kandidat der übrigen bürgerlichen Parteien ist, wie früher mitgeteilt wurde, Professor Purchard in Greiz. — Der von den Konser vativen und dem Bund der Landwirte für Halle proklamierte Reichstagskandidat Berg rat Schrader, der frühere Generaldirektor der Mansfelder Gewerkschaft, erklärte seinen Austritt aus dem Hansabund. Dieser beschloß nunmehr, den von den Freisinnigen und den National- liberalen ausgestellten Fortschrittler Pfautsch zu unterstützen. — Im pfälzischen Reichstagswahl- kreise Germersheim-Bergzabern haben die Vertrauensmänner des Zentrums den Stcuer- oberkontrolleur Richter in Landau einstimmig als Kandidaten ausgestellt. Von besonderem Interesse an dieser Kandidatur ist die Tatsache, daß der Kan didat evangelisch ist. — In Wormser national liberalen Kreisen ist die Nachricht verbreitet, daß Reichstagsabgeordneter Freiherr von Hcyl eine Kandidatur für -en Reichstag nicht wieder annehmen werde, weil seine gesundheitlichen Verhältnisse ihm eine Wahlagitation nicht erlaubten. Äuslsnü. Oeflrrrcich-Ungarn. O. Der österreichische Thronfolger und der Rück tritt des Eeneralstabschefs. Die Militärkanzlei des Thronfolgers Franz Ferdinand ver öffentlicht nach dem „Berl. Tgbl." ein Schrift stück, in dem es heißt: „Es ist schon lange ein öffentliches Geheimnis, daß zwischen Graf Aehren- thal und dem Thef des General st abs Mei- nungsverschiedenheiten bestehen. Sie lägen in der Natur der beiderseitigen Ressorts be gründet. Der Minister des Acußern benötigt die Armee, um im Bedarfsfälle sein« Politik mit Ge walt durchzuletzen. Der Chef des Generalstabes kann anderseits seinem Amte nicht gerecht werden, wenn er nicht die Erscheinungen -er äußeren Politik aufmerksam verfolgt und sie Maßnahmen der poli tischen Konstellation anpaßt. In den letzten Jahren haben die Gegensätze zwischen dem Graf Aehrenthal und Baron von Hötzendorf derart zu genommen, daß das Verhältnis unhalt bar wurde. Da ein Wechsel in der Person des Ministers des Aeußern dem Kaiser mit Rücksicht aus die allgemeine Lage nicht am Platze schien, mußte der Chef des Generalstabs zurücktreten. Diese Tatsache ist un gemein bedauerlich. Wer das Verhältnis zwischen dem berufenen Oberkom mandierenden der Armee und Conrad von Hötzendorf kennt, wird begreifen, wie schwer der Erzherzog- Thronfolger den Generalftabschef scheiden sieht. Als gehorsamer Soldat mußte sich aber der Thronfolger der allerhöchsten Entscheidung fügen. Baron von Höhendorf scheidet aber nicht in Ungnade; im Gegen teil, der Kaiser bestimmte ihn zum Armeeinspekteur. Der verdienstvolle Mann wird also seine reichen Er fahrungen, sein anerkanntes militärisches Wissen und Können auch weiterhin zum Wohle der Armee zu ver wenden in der Lage sein. Der Thronfolger versicherte dem scheidenden Chef des Ge neral st abs in einer besonderen Audienz seine unveränderte Wertschätzung und Zunei gung für alle Zukunft. England. * Keine Flottenanleihe. Das von der „Pall Mall Gazette" verbreitete Gerücht von einer Flotten anleihe von mindestens 000 Millionen Mark wird von der „Daily News" für völlig unbegründet erklärt. Frankreich. * Skilauf in der fran ösischen Armee. In Bri. an?on wirb in diesem Jahre eine Skcschule eröffnet, deren ausgebildete Offiziere als Leiter der Sli- schulen verwendet werden sollen, die in den Tal postierungen der Alpengruppen und in den Gebirgs standorten einzelner Regimenter einaerichtet werden. Zum Vorsteher der Schule, der 30 Offiziere zucrteilt sind, in Kapitän Lardant vom 159. Infanterie regiment. zu seinem Assistenten Leutnant Aloix vom 30. Alpenjägerbata'llon ernannt worden, Neben dieser Schule in Brian on ist eine zweite bei Görardmer in den Vogesen eingerichtet, die für Offi ziere des 6.. 7. und 20. Armeekorps bestimmt ist. Zu allen einzelnen Schulen werden jährlich aus dem 14. Armeekorps von jeder Kompanie drei, von jeder Eebirgsbatterie ein Mann zu einem 1'/,monatigen Uebungskurse kommandiert. Die Skivereine der Zivil bevölkerung sollen im Kriegsfälle zur Unterstützung der militärischen Skier herangezogen werden. * Der Udjda-Skandal. Der Pariser Abgeordnete Josef Denais kündigte an. daß er von der Regie rung über Las Udjoa-Aergernis Rechenschaft ver langen werde. Er sieht einen unlösbaren Wider spruch zwischen den unanfechtbar feststehenden Tat sachen und der Maßregelung des zur Verfügung gestellten Generals Toutöe. Allerdings läßt man in demselben Augenblick, wo der General zur Verfügung gestellt wird, ankündigen, daß er in Bälde eine Di vision. vielleicht sogar ein Armeekorps in Frank reich bekommen werde. Das scheint indes nur ein Kniff zu sein, um den General zu bestimmen, daß er sich gegen die über ihn verbängte Maßregel nicht verteidigt. Genau so hat man mit dem General Lyautev gehandelt, der gleichfalls von seinem afrikanischen Posten abbermen wurde, jedoch ein höheres Kommando in Frankreich erhielt, weil man befürchtete, daß er dieselben Gruppen blosstellen könnte, die auch jetzt an den Vorgängen in Udjda Schuld tragen. Abgeordneter Denais erklärte, er sei genügend gewappnet, um die Regierung zu zwingen. auf leine Anfragen zu antworten, falls sie sich etwa in Schweigen hüllen oder hinter Ausflüchten ver schanzen wolle. Griechenland. * Die Kretafragc. Die der kretischen Regierung übergebene Noce der Schutzmächte, in der ausgefühn wird, oaß leine Aenderung des Ltatusquo in Kreta geslattec werden würde, und der Besuch der tretiicyen Abgeordneten am Athener Parlament teil zunehmen, sowohl für Kreta als auch für Griechen land sehr schädlich jein würde, wird voraussichtlich ohne Erfolg bleiben. König Georg billigt voll ständig die Politik des Premierministers Deni- z e l o s. Bulgarien. * Bulgarisch-rumänische Verständigung. Wie in Bukarester diplomatischen Kreijen gerüchtweise ver- lautet, ist es zwilchen Rumänien und Bulgarien zu einem vollständigen Einvernehmen ge kommen bezüglich der Erhaltung des rsicttu- guo aus dem Balkan. Tie Unterhandlungen wurden seit einigen Monaten in Sofia zwischen dem bulgarischen Ministerpräsidenten Gojchow und dem rumänischen Gesandten Diamandi geführt. Der glückliche Abschluß wurde durch ein Bankett gefeiert. Deutscher Reichstag. 214. Sitzung. Berlin, 1. Dezember. (Telegr.) (Der Anfang des Berichts befindet sich im gestrigen Abendblatte.) Abg. Oeser fortfahrend: Der Ausschluß der pri vativen Ströme sir so bedenklich, daß die Mehrheit meiner Freunde schon deshalb der Vorlage nicht zu stimmen kann. Es würde zwecklos sein, auf die Ein zelheiten einzugehen. Wir werden in unserer Mehr heit gegen die Vorlage im ganzen stimmen. (Bei fall links.) Damit schließt die Generaldiskussion. In der SpezialLebatte wird ein Antrag Sommer (Fort schrittliche Vpt.), die Regulreruna der Saale bis Weißenfels fortzusttzen. abgelehnt und das Gesetz fast ohne Debatte angenommen. Ebenso wird die Vorlage in der S ch l u ß a b st i m m u n g definiio angenommen. Sodann wird Vie zweite Lesung des Privatbeainten-Versicherungsgesetzes fortgesetzt. Die Beratung beginnt bei H 10. der die jenigen Angestelltenkategorien aufzählt, die v«rsiche- rungsfrci bleiben sollen. Abg. Schultz-Bromberg (Rpt.) beantragt, außer Aerzte und Tierärzte in ihrer beruflicl)cn Tätigkeit auch Rechtsanwälte als versicherungsfrei aufzuzählen. Abg. Roth (Wirtjch. Vgg.j: Ich bitte, den Antrag Schultz anzunehmen. Ministerialdirektor Caspar: Die bei Rechtsanwäl te:: angestellten Juristen gelten nicht als Angestellte im Sinne dieses Gesetzes, fallen daher auch nicht unter das Gesetz. Abg. Hausmann (Fortschr. Vpt.): Die Erklärung des Herrn Ministerialdirektors Caspar überhebt mich der Mühe, im Sinne Les Antrags Schultz für die Rechtsanwälte einzutreten. Abg Schultz-Bromberg (Rpt.): Auf Grund der Erklärung des Herrn Ministerialdirektors Caspar ziehe ich meinen Antrag zurück. Abg. Molkenbuhr (Soz.): Wir beantragen, daß die Dersicherungsfreiheit von Beamten nicht von -er ..Aussicht auf Uebernahme in das Beamtcnoerhält- nis" abhängig gemacht wird. Abg. Dr. Potthosf (Fortschr. Vpt.): Der sozial demokratische Antrag ist für uns unannehmbar, weil dadurch eine Unklarheit in den Wortlaut der Vor lage gebracht würde. Ministerialdirektor Caspar: Bezüglich der Be urteilung Les sozialdemokratischen Antrags stimme ich dem Abg. Dr. P o t t h o f f zu. Abg. Dr. Thala (Ztr.) begrüßt die Erklärung des Ministerialdirektors Caspar bezüglich der Rechts anwälte. , Abg. Hormann (Fortschr. Vpt.) spricht sich gegen den sozialdemokratischen Antrag aus. Abg. Dr. Stresemann (Natl.): Die Bestimmungen, auk di« sich der zweite Antrag Molkenbuhr be zieht. bedürfen allerdings einer anderen Formulie rung. denn der Ausdruck ..Aussicht auf Uebernahme in das Bcamtenverhältnis" gibt der weitesten Ai s- lassung Spielraum. Aussicht ist keine Gewährleistung. Die Leute sind einerseits nicht Beamte geworden u >d anderseits nicht in di« Privatversicherung eutge-om men. Die Erklärung des Ministerialdirektors stimmt zwar der Mitteilung zu. daß die Leute versich.'runqs- frer sind; aber seine weiteren Worte machen das wie der zweifelhaft. Wir müssen die Bestimmung näher präzisieren. Der Staat muß vorbildlich in der Für sorge sein und sich nicht ausschließen. Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Molken buhr wird der sozialdemokratische Antrag abgelehnt I-elpLix en eroa l^eredo L Oo. dloruvrstr. 48; »orrs« O. Lotke, 8v>keukLuckIuog, llatbausgevvlbs 3; l.ob. Rusek. Drogerie, O ottken eckst rasse; Otto 1-eliarckt, Orogerie, Lodütrenstr. 15; )lax Xaumann, Drogerie, >Vinümublenar. 46; armiv lsiau, l rogerie, Layersebe 8tr. 40; 2wil Lck^arxe, 8eilenkauckl., auerdaeka ttok; Oarl 8tuck >8 , l'rogeris, ?etersstcin«eg 7; b>aronia-- rogorie Haus Wiesede, '1 auobaer Ltr. 13; lbelprix-I^lirgir.: l-. O. Kaspar ^sedockerscde Ltr. 3H I^eip/.lg-l,eut.L!>ek: liatdaus-Oror-erio. llauptstr. 43; l.elprlg-t.illckvnau: llerok. 8tiodl daebt.. vemlueriugstr.. -^ekleusslrr: Ouickol.tlttner,l.>rogerie,l^ülloeritrsrr.48' Vertr.i Iloratkeenpl 2. O'el. 15N89s Zukli cler Ii<irtnriek>!k8lv Iliistk» kält ckeu erprobten ^Vxberk- i abletten nickt s auck, to stebt in einem cker radlreicken Zeugnisse ober ckio« » ausgvremkoele Littet ru lv-ien. >Ver cruenck ru Lr- kaliung nc.gt, viel r.u sprecken bat »«'nen Hals »ckouen muss, lit st «io viv »usg. den uock nimmt »io regelmässig, wobei er immer von neuem ikro erfrsedoackv »nck vokl- tueucke Wirkung verspärt. Dio 3ebaobtel ko»!et in allen apotkeaen 1 ,»»>,» eMML ^'onn ch« tV i'kung «io« bilder -«uvt-ten Glitte!» nackrnlasseo beginnt, kriegt Lmockell» Wegen «einer genau dosierten /.usammens t/.ung ck«n gensilnsckten Lr- !olg, ebne cken k'ann irgenckrrie z.u reireo. 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