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Nr. >5O. 125. fi ttin ana. der Stämme an den Ufern Les Kertflusses beschloß die Regierung auf Verlangen de» Generalkapitänr von Melilla, diesem 3000 Mann frifche Truppen zur Verfügung zu stellen, di« heut« von Spanien abgehen solle», um die ausgedienlen Mannschaften zu ersetzen und um einen Vorstoß nach Albucemas zu machen, der der Bewegung der Eingeboren«« am Kertfluß ein Ende machen soll. Der Vorstoß soll durch drei Kriegsschiffe unterstützt werden. Lanalejas erklärte, Laß die Besetzung von Jfnt noch vor EnLe dieses Monat» erfolgen werd«. Madrid, 9. September. (Eig. Drahtmeld.) Der Marineminister erhielt aus Melilla ein Tele gramm, wonach eine feindliche Harka bet Tagesanbruch die svanische Vorhut an gegriffen hat. Der Kampf dauerte den ganzen Tag. Schließlich wurde der Feind mit grossen Verlusten zurückgeschlagen. Die Verluste der Spanier sind gering. Gegen Ende Les Kampfes wurden zwei Dörfer bei Alhucemas, worin die Stämme wohnen, die die Harla gebildet haben, bombardiert. Lünüeskutturrst unü Miecnot. Der Ständige Ausschuß des Landeskultur rates für das Königreich Sachsen hat sich in den letzten Wochen eingehend mit der Trockenheit und der hierdurch hervorgerusenen Futternot beschäftigt. Als Ergebnis seiner Beratungen hat er u. a. nach- , stehende Anträge an das Ministerium des Jn- ' nern gerichtet, die zum Teil schon zum Erlaß ent sprechender Verordnungen geführt haben: 1. Antrag auf Einführung eines Notstandta- riies für Futtermittel, und zwar derart, daß die Differenzierung zwischen Normal- und Notstandstarif dem empfangenden Landwirt b>w. der empfangenden landwirtschaftlichen Genossenschaft zugute kommt, 2. Antrag auf Uebernahme des Risikos durch die Staatsregierung, das der Landwirtschaft, lichen Zentralgenossenschajt durch den Ankauf großer Mengen von Saatgut solcher Futterpflanzen, die ,m Frühjahr 1912 den fehlenden Klee ersetzen sollen, entstehen wird. 9. Antrag auf Unterstützung der Landesge- nossenschaftskasse durch die Staatsrcgieruna mit flüssigen Geldmitteln als verzinsliches Darlehen, damit der Ansturm nach Geld zum Anlauf von Futtermitteln befriedigt werden kann und die Land wirte nicht gezwungen sind, das Vieh wegen Geld mangels zu verkaufen und das Getreide in großen Mengen sofort auf den Markt zu bringen. Die Landesgenossenschaftstasse hätte dem Staate gegen über das Risiko zu übernehmen. 4. Antrag mn Veröffentlichung von drei be lehrenden und ermahnenden Artikeln, die »om Landeskulturrate ausgcarbeitet worden sind, im „Dresdner Journal" und den übrigen Amts blättern Sachsens. Anträge 1 und 4 sind bereits im erbetenen Sinne erledigt worden. Das Direktorium des Landwirt schaftlichen Kreisvereins Dresden bat außerdem noch bei der Staatsregierung beantragt, daß zur Be seitigung des Mangels an Lmstreumaterialien Waldstreu aus den Staatvforsten zur Verfügung gestellt werden möge. Auch dieser Antrag hat so fortige Berücksichtigung im erbetenen Sinne gesunden. Die Oberjorsimeistereien und die Forstrevierver waltungen sind vom Finanzministerium angewiesen worden, auf Ansuchen Waldstreu zu mäßigen Preisen, an mittellose, kleine Landleute unter Umständen auch unentgeltlich, zum Zwecke der Verwendung in der eigenen Wirtschaft avzugeben. MlttEanüs-konyretz ües Hsnla-Lunürs. Anfang November d. I wird der Hansabund in Berlin einen Mittelstandskonareß abhalten, zu dem Vertreter der Ortsgruppen und Zweigorganifat tonen des Hansabundes sowie der dem Hanjabuiü) an geschlossenen Mittelstandsverbändc geladen sind. Gegenstände der Beratung Les Kongreßes werden sein: 1) Die Hebung des kleingewerblichen Kredits. iBorgunweien, Einziehungsämter, Diskontierung von Buchforderungen, Förderung der Kreditgenossen schaften.) 2> Konsumvereine und Beamtenkonfumvercine. 3> Fragen des Detailhandels. (Unlauterer Wctt- oewerv, Wandcrlagcr, Sonderrabatte ujw.s 4s Fragen des Handwerks. (Stellung der Hand werkskammer, Gesängnisardett, Ausführung des 2. Teiles des Gesetzes über Bauforderungen ustv.) Manöver im Wsnüel üer Zeiten Von Wilhelm Schütze. (Nachdruck verboten.) Ein altes Sprichwort behauptet: «Was nit seine stete Uebung hat, das in die Länge nit bektat." Ja, Uebung macht den Meister. Das gilt auch in bezug auf den leidigen Krieg, der, obgleich ihn Schiller noch als „roh, gewaltsam Handwerk bezeichnet, heute zur förmlichen „Kunst" geworden ist. Hebungen, Paraden und Manöver sind darum erforderlich für den echten Vaterlandsverteidiger, wenn er, ausgestattet mit den sonstigen soldatischen Tugenden, im Ernstfälle seiner heiligen Pflicht genügen will. Von dieser Ueber- zeugung ist man aber keineswegs zu allen Zeiten beseelt gewesen. Ursprünglich bestanden die kriege rischen Unternehmungen eigentlich nur in mehr oder weniger umfangreichen Raubzügen, verbunden mit Metzelei und Blutvergießen. „Em Schlachten war's, nicht eine Schlacht zu nennen. Erst mit der beginnenden Völkcrkultur erhielt die tierische Kampsesweile einen mehr menschlichen An strich. Angriff und Abwehr wurden auch weit mehr als bisher ^um Gegenstände bedächtiger Erwägung. Im alten Nillande bestand bereits eine abgeschlossene Kricgcrkaste, deren Glieder auch schon verpflichtet waren, sich im Gebrauch der Waffen zu üben, doch dürfte es sich wohl dabei ausschließlich um Einzel ausbildung gehandelt haben. Ja. selbst diese wird nicht von Belang gewesen sein, da Aegyptens Streiter in Friedenszeiten zu allerhand volks- und landwirt schaftlichen Arbeiten herangezogen wurden. Wenn wir lesen, daß Kleopatra, die letzte Königin des Pharaoncnlandes aus dem Hause der Ptolemäer, im Jahre 47 v. Ehr. zu Ehren des römischen Diktators Cäsar ein Flottenmanöver veranstaltet bade, so darf man dabei wohl füglich nur an eine militärische Spielerei zu Wasser denken. Immer noch gestaltete sich die morgenländische Kriegskunst höchst einfach. Man kämpfte, wie auch aus biblischen Berichten her vorgeht. Mann gegen Mann, sobald die ungeordneten gegnerischen Heereshaufen zum „Massenangriff" auf- einander losgegangcn waren: von einer etwaigen Taktik war nichts zu verspüren, umsoweniger, als man kein stehendes Heer tonnte. Selbst die unter Saul vorhandene ständige Miliz von dreitausend Mann war, ebenso wie die jeden König Spätägyptens täglich umgebende Leibwache, nichts weiter als eine Art Polizei, am Nil „Gefolgsmänner des Herrschers" genannt. Erst auf europäischem Boden treffen wir den zeit weiligen «Krieg im Frieden" an. So ist erwiesen, LewMer Tsaedlan. Sonnadenü, 9. Septemder l9U. 5) Submissionswesen. 6) Gewerbliches Brldungswesen. 7) Die Zukunft des deutschen Mittelstandes. Tag, Versammlungsort des Kongresse» und die Namen der Herren Referenten werden noch bekannt gegeben werden. An di« Ortsgruppen und die dem Hanfrbund angeschlossenen Verbände ergeht die Bitte, für ihre Vertretung durch Mitglieder au» dem Kreise de» Mittelstandes rechtzeitig Sorge zu trogen. Vle Teuervngsunrupen nehmen trotz der angekündigten Maßregeln der fran zösischen Regierung ihren Fortgang. Aus verschie denen Orten Frankreichs und auch Belgiens liegen auch heute wieder Nachrichten über arge Exzesse vor: Pari», 9. September. (Eig. Drahtmeld.) Die Kundgebungen in der Provinz gegen die Lebensmittelteuerung dauern in Denain an. Im Departement Nord beschlossen die Berg arbeiter, für 24 Stunden die Arbeit einzustellen und am Montag wieder aufzunehmen. In B r e st wurde eine von dem Syndikat der Arsenalarbetter veran staltete Protestversammlung durch Gendarmerie und Pslizeä auseinandergetrieben. Einzelne Haufen durchzogen die Straßen und zertrümmerten viele Fensterscheiben von Prioathäusern. Stvubaix. 9. September. (Eia. Drahtmeld.) Gestern abend durchzogen große Dolkshaufen die Straßen und demolierten verschiedene Geschäfts auslagen, um gegen die Teuerung der Lebens» mittel zu demonstrieren. Als Gendarmerie und berittene Trnpven einschritten, errichteten die Mani festanten eine Barrikade, von der aus die Sol daten und die Gendarmen mit Steinen beworfen wurden. Mehrere Soldaten und Sicherheitsbcamte wurden verletzt. Von den Unruhestiftern wurden sechs verhaftet. Paris, 9. September. (Eig. Drahtmeld.) In Charleroi kam es gestern zu außerordentlich heftigen Manifestationen gegen die Lebensmittel teuerung. Etwa 20 090 Personen zogen auf den Marktplatz und ergingen sich in wüsten Aus- schreitungcn. Polizei und Gendarmerie mußte einschreiten' fünfzehn Personen wurden verhaftet. Zahlreiche Personen wurden bei Len Tumulten ver letzt, darunter ein 15jähriger Knabe, der durch einen Säbelhieb so schwer verletzt wurde, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. In Denain fand gestern abend eine stark besuchte Arbeiterversamm- lung statt, in der der Anarchistenführer Broutchoux eine Rede hielt, in der er sich insbesondere gegen die Lebensmittelteuerung wandte. Nach der Versamm lung zogen etwa 1000 Arbeiter durch die Straßen und sangen revolutionäre Lieder. Auch in Dün kirchen kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei, wobei viele Per sonen verletzt wurden. Roubaix, 9. September. (Eig. Drahtmeld.) Die Unruhen däuerten bis Mitternacht. Zehn Soldaten wurden verwundet. Vierzehn Per sonen sind in Haft genommen. verkauf üer ltiümsnülchurjlHen Lllenvahn. Petersburg, 8. Sept. (E. D.) Der Zar hat dem Projekt, das ihm von dem Minister vorgelegt wurde, zugestimmt, nach dcmdie Bahn von Port Arthur nach Kwang-tschöng-tsu an die Japaner für 80903660 Rbl. abgetreten werden soll. Dieser Verkauf war schon im Friedensvertrag von Ports mouth vorgesehen. Die südmandschurifche Eisenbahn, die jetzt durch die Zustimmung des Zaren vollständig in den Besitz der Japaner übergegangen ist. wurde bereits seit dem November 1906 wieder von den Japanern be trieben. Die japanische Regierung hatte mit Hilfe von privaten Mitteln eine Gesellschaft mit einem Grundkapital von 200 Millionen Pen konstituiert, der sie eine Zinsgarantie gewährte. Die südman dschurische Eisenbahn, die im Anschluß an die transsibirische Bahn gebaut ist, ist 715 tzm lang. Sie dient hauptsächlich dem Anschluß an das asiatisch-europäische Netz und dem Lokalver- kehr. Besonders kommt sie dem Pentaikohlenberg- werk zu nutze, um das im russisch - rapanischen Krieg >o hart gekämpft wurde. Während die Liautung- Halbinsel im Besitze der Russen war, bildete Port Arthur den Haupthafen und Haupthandelsplatz. Jetzt ist es Dai ran, von wo aus die japanischen Dampferlinien nach Osaka und Shanghai,verkehren. Die südmandschurifche Eisenbahn war ursprünglich schmalspurig gebaut, ist jedoch im Laufe der letzten Jahre dem breiten Schienenstrang der russischen Bahnen angepaßt worden. 9. orüentttche evangelisch »luth. Lsnüeslgnoüe. Die auf den 20. September d. I. einberufenc neunte ordentliche evangelisch-lutherische Landes synode wird, vorbehältlich der Wahlprüfungen durch die Synode, aus nachgenannten Mitgliedern bestehen: I. i, den 29 Wahlbezirken gewählte Abgeordnete. Wahlbezirk I: 1. Pfarrer Reichel in Dresden, 2. Privatus Dr. pH Vogel in Dresden, 3. Schuldirektor Philipp in Dresden. Wahlbezirk H: 4. Oberhofprediger, Vizepräsident Les Evangelisch lutherischen Landeskonsistoriums Dr. th. et pH. Dibelius, Magnifizenz in Dresden, 5. Bürgermeister a. D. Leupold in Dresden. Wahlbezirk m: 6. Diakonus I». Ludwig in Potschappel, 7. Oberjustizrat Beck in Zittau. Wahlbezirk IV: 8. Superintendent KrLber in Pirna, 9. Rechtsanwalt Dr. jur. Böhme in Großröhrs dorf b. Burkhardswalde. 'Wahlbezirk V: 10. Pfarrer Fraustadt in Schrebitz, II. Oekonomierat Steiger in Löthain, 12. Seminardirektor a. D., Oberschulrat Rietschel in Dresden-Striesen. Wahlbezirk VI: 19. Pfarrer John in Langenau, 14. Schneidermeister Stadtrat Braun in Freiberg. Wahlbezirk VII: 15. Superintendent Hempel in Dippoldiswalde, 16 Rittergutsbesitzer Oberst z. D. S e n f f t v. P i l - fach auf Reinhardtsgrimma. Wahlbezirk VHI: 17. Oberpfarrer Dr. pH. Klemm in Strehla, 18. Amtsrichter Dr. jur. Iauck in Riesa. Wahlbezirk IX 4: 19. Superintendent Geh. Kirchenrat Dr. th. Pank in Leipzig, 20. Seminardrektor Schulrat Dr. pH. Frenzel in Leipzig, 21. Kaufmann Arenhold in Leipzig-Schleußig. Wahlbezirk IX v: 22. Pfarrer Müller in Leipzig-Neustadt-Neu- schönefeld, 23. Direktor der Textil-Berufsgenossenschaft Hofrat Dr. jur. Löbner in Leipzig. Wahlbezirk X: 24. Pfarrer Dr. pH. Schnedermann in Leutzsch, 25. Amtshauptmann v. Nostitz-Wallwitz in Leipzig. Wahlbezirk XI: 26. Superintendent Richter in Bon 27. Bürgermeister Kammerrat Fabian in Lausigk. Wahlbezirk XU: 28. Pfarrer Püschmann in Hainichen, 29. Oekonomierat Däweritz in Leisnig. Wahlbezirk XIH: 30. Pfarrer Böhringer in Nemt, 31. Bürgermeister Dr. jur. Scetzen in Wurzen, 32. Privatus Würgau in Grimma. Wahlbezirk XIV: 33. Pfarrer Ende in Planitz, 34. Baumeister Frey in Zwickau. Wahlbezirk XV: 35. Superintendent Dr. pH. Frotscher in Werdau, 36. Oberamtsrichter Karing in Annaberg. Wahlbezirk XVI: 37. Pfarrer Siebenhaar in Dreitenborn, 38. Rittergutsbesitzer Kopp in Prießnitz (Amtsh. Borna). Wahlbezirk XVH 39. Superintendent Geh. Kirchenrat Dr. phil. Hoffmann in Chemnitz, 40. Rentner Moritz Meister in Cchemnitz, 41. Werkmeister Stein in Chemnitz. Wahlbezirk XVH L: 42. Pfarrer Dinter in Grüna, 43. Kommerzienrat Schieck in Frankenberg. Wahlbezirk XVHI: 44. Pfarrer Gräfe in Arnsfeld, 45. Bürgermeister Carl in Marienberg. Wahlbezirk XIX: 46. Superintendent Kirchenrat Lic. theol. et Dr. pH. Schmidt in Annaberg, 47. Stadtrat Slesina in Buchholz. Wahlbezirk XX: 48. Pfarrer Löscher in Zwönitz, 49. Gemeindcvorstand Weinhold in Burkhardts dorf. Wahlbezirk XXI: 50. Superintendent Neumann in Glauchau, 51. Büraerschuldirektor Dtetze in Hohenstein. Ernstthal, 52. Reattchuldtrektor, Studienrat, Professor Bauer in Meerane. Wahlbezirk XXH: 53. Pfarrer Dr. pH. Kretzschmar in Lauter, 54. Oberamtsrichter Dr. jur. Gilbert in Schneeberg. Wahlbezirk XXHI: 55. Pfarrer Bacc. th. Tiebe-Wiegand rn Treuen, . 56. Realschuldirektor Professor Dr. pH. Claus in Oelsnitz. Wahlbezirk XXIV: 57. Superintendent Kirchenrat Lieschke in Plauen, 58. Landgerichtspräsident a. D. Dr. jur. Hart- mann in Plauen. Wahlbezirk XXV: 59. Pfarrer Lange in Putzkau, 60. Regierungsrat a. D. Hanovsky auf Klein» häynchen. Wahlbezirk XXVI: 61. Pfarrer Mrosack in Gröditz, 62. Fabrikbesitzer Kommerzienrat Oswald Hoff mann in Neugersdorf, 63. Oekonomierat Zschucke in Wurschen. Wahlbezirk XXVII: 64. Pfarrer Dr. pH. Kühn in Weigsdorf, 65. Kaufmann Karl Hermann Schneider in Zittau, Markt. ü. von der theologischen Fakultät der Universität Leipzig gewählt. 66. Professor, Geh. Kirchenrat Dr. th. Jhmels in Leipzig. 0. von der juristischen Fakultät der Universität Leipzig gewählt. 67. Professor, Geh. Hofrat Dr. jur. Otto Mayer m Leipzig. . , I). von den in Lvnnplnliais beauftragten Herren Staatoministern berufen. 68. Superintendent, Oberkonsistorialrat Dr. th. Benz in Dresden, 69. Professor. Geh. Kirchenrat Dr. th. et pH Heinrici in Leipzig, 70. Superintendent, Oberkirchenrat Dr. th. et pH. Nobbe in Leisnig, 71. Superintendent, Geh. Kirchenrat Dr. th. Hartung in Leipzig, 72. Oberkirchenrat Rosenkranz in Bautzen, 73. Wirk!. Geh. Rat Dr. th. Otto Graf Vitzthum von Eckstädt, Exzellenz in Dresden, 74. Rittergutsbesitzer, Geh. Hofrat Opitz auf Treuen o. T., 75. Landesältestcr Graf und Edler Herr zur Lippe - Biesterfeld-Weißenfeld in Bautzen, 76. Oberschloßhauptmann, Wirkl. Geh. Rat von Larlowitz-Hartitzsch, Exzellenz, auf Schloß Heyda, 77. Geh. Rat Lotichius in Dresden. palltllche Nachrichten. Oktroyieruug des böhmische» Ausgleichs? Prag, 9t September. (Eig. Drahtmeldyng.) Tschechische Blätter melden, daß eine Oktroyie- rung der A u s g l e i ch s ge s e tz e erfolgen wird, wenn keine Einigung zwischen Deutschen und Tschechen stattfindet. Die Verlängerung der holländischen Manöver. Die „Frkf. Ztg." hatte sich an die holländische Regierung mit der Anfrage gewandt, ob es wahr sei, daß die holländische Reserve nicht ent lassen werde und ob diese Maßnahme mit den deutsch - französischen Marokkoverhandlungen zu- sammenbänge. Sie erhielt darauf die Antwort von der Regierung, daß die Manöver um 23 Tage verlängert worden seien. Einen Grund hier für anzugeben, weigerte sich jedoch die Regierung. Vertagung des portugiesischen Parlaments. Lissabon, 9. September. (Eig. Drahtmeld.) Die Kammer ist bis zum 15. November vertagt worden. Nach bei den Ministerien des Krieges und des Innern eingelaufenen Depeschen herrscht an der Grenze völlige Ruhe. Die Lage ist überall normal. daß die spartanischen Männer ohne Ausnahme — Schwächlinge und Krüppel wurden sofort nach der Geburt ausgesetzt — von Kindesbeinen an eine förm liche Kriegsschule durchmachen mußten, wobei es an regelmäßigen Massenübungen nicht fehlte. Ja, die alten Griechen sollen überhaupt die Kriegführung zum Gegenstände wissenschaftlicher Erörterungen ge» »nacht haben. Nach Aristophancs waren Athens wehrfähige Bürger nicht gerade erbaut über die perio disch stattfindende Heranziehung zu militärischen Hebungen während der friedlichen Zeiten. Es gab im alten Hellas „Musterungen des ganzen Korps, die verbunden waren mit Ueburwcn im Speerwerfen, im Gcgeneinanderreiten beim Scheingefecht und im Reiten im Gelände". Philipp von Mazedonien zog seine Truppen in Friedenszeitcn oft zu regelmäßigen Manövern ein, und Perikles soll alljährlich ein ganzes llebungsgeschwader von sechzig Schiffen haben in See gehen lagen. Und doch reichten die militäri schen Vorführungen der Griechen keineswegs an die ihrer römischen Zeitgenossen heran. In den ältesten Zeiten rückte das latinische Heer ja auch nur dann aus, wenn es galt, einen Feind im offenen Felde zu bekämpfen. Später aber „ging alles nach Kriegs sitt". Da mußten nicht nur tägliche Märsche aus geführt — unter Belastung des einzelnen Soldaten mit 60 und mehr Pfund Gepäck — und Exerzitien veranstaltet werden, sondern jeder dienstpflichtige Mann („Legionär") wurde überhaupt „auf eine Weise in Beschäftigung erhalten, die ihm für seine Ausbildung nützlich, in Beziehung auf etwaige Aus schweifungen hinderlich und dem Bestehen des Staate-, förderlich sein mußte". Alles war im römischen Lager genau nach Vorschriften geregelt. Wirkliche Manöver, wobei die ganze Mannschaft in zwei Par teien gesondert war und großzügig angelegte Schein gefechte aufführen mußte, soll es auf ältitalienischem Boden schon verhältnismäßig früh gegeben haben, wie Livius berichtet. Auf sie bezieht sich auch, was der bekannte jüdische Geschichtsschreiber Josephus sagt, nämlich, daß das Blutvergießen der einzige Umstanb sei, wodurch sich das Schlachtfeld vom Exerzierplätze unterscheidet. In der späteren Kaiserzelt Roms, als man sich nach langen Friedcnszeiten sicher fühlte, nahmen jedoch die militärischen Uebungcn an Zahl und Umfang ab. so daß schließlich die bisherige Schlag fertigkeit des Heere» erlahmte Betrachten wir nun die einschlägigen Verhältnisse unserer germanischen Altvordern, so ist bekannt, vag diese rauhen „Barbaren" zwar von Jugend auf ab gehärtet und im Gebrauche der Waffen geübt, doch „nicht nach römischer Weise zu allerhand Kriegs künsten abgerichtet wurden, wie lacitus berichtet. Kam cs zum ernsten Kampfe, so stieß das urkraftige „Volk in Waffen" mit ungeheurer Wucht in keil förmiger Schlachtordnung aus den feindlichen Gegner ein, um ihn so schnell als möglich zu besiegen. Man wendete alle Kraft auf einen ersten Stoß, der oft schnell und glücklich entschied, oft aber verhängnis voll wurde, sobald der Feind tatkräftigen Widerstand leistete: es mangelte an der nötigen Uebung zur erfolgreichen Verteidigung. Organisiert und nUti- viert wurde die frühdeutsche Streitmacht und deren Heerfahrten erst durch das Lehnswesen. Aus den karolingischen Tagen wird uns schon über fröhliche Kricgsspiele berichtet, die als Vorläufer der mittel alterlichen Turniere angesehen werden. Als im Jahre 841 zu Straßburg tue gegenseitige Eidesleistung Karls des Kahlen und Ludwigs des Deutschen statt fand, wiesen die festlichen Veranstaltungen auch einen vergnüglichen Scheuzkamvf auf. Man höre: „Auf geeignetem Plane, umgeben von einer großen Zuschauermenae, stürzten erst kleine Scharen von Sachsen, Basken, Austriern und Bretagnern auf ge spornten Rossen gegeneinander. Ein Teil, den Rücken mit dem Schilde deckend, stellte sich, als fliehe er zu den Seinen, und so wechselten Fllkcht und Sieg, bis zuletzt beide Könige mit den Auserlesenen unter ungeheurem Geschrei, die Lanze schwingend, da zwischen sprengten und bald dem einen, bald dem anderen Teil der Fliehenden nachjagten. Ungeachtet der Menge hat keiner den anderen verletzt oder ihm Schimpfliches erwiesen." Zur Zeit der höfischen Ritter, deren Lebensauf gabe geradezu in Fehde und Krieg bestand, geschah die „zünftige" Ausbildung dieser berittenen Mannen in den sog. Turnieren — ungefähr um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Frankreich entlehnt —, deren eigentliche Grundlage die altdeutschen Schwerttänze bilden dürften. Im ernsten Kampfe war natürlich ein taktischer Zusammenhang geschlossener Reiterab teilungen unbedingt erforderlich. Als man nun im Jahre 1386 die tapferen Schweizer allgemein be wunderte, die als freiheitliebendes Fußvolk bei Sempach jene unbehilflichen Panzer- und Lanzen mauern durchbrachen, da sah man bald nur noch einen geringen Teil der bewaffneten Macht hoch zu Roß: es bildete sich das bekannte Söldnerwesen her aus. Auch die später so berüchtigten Landsknechte kämpften vorwiegend zu Fuß. um so mehr, als die nun gedräurblicheu Schußwaffen eine neue Kriegs kunst hervorriefen und die bisherige Tüchtigkeit im Einzelkampfe entbehrlich machten. Bei dieser sich entwickelnden Infanterie" war wieder ein Manöve- rieren in Masse unerläßlich, und in den blutigen I Hugenottenkriegen (1562 bis 1598) wurde es auch I gleichsam im neuen Stil beobachtet, ebenso wie man in jenen Tagen die Reiterei dem Begriffe des modernen Soldaten näherbrachte. Die städtische Wehrkraft beruhte im Mittelalter auf den tatkräftigen Zünften und Schützengilden, deren urdeutsche Waffenfreude in Verbindung mit der harmlosen Sucht, sich feierlich und glanzvoll vor zustellen, auch so manches „Manöver" zeitigte, und dabei meist humorvoll wirkte. Mit den zunehmen den Fortschritten der Waffentechnik — Schützen und Zünftler konnten sich als eckte „Stadtsoldaten" nicht vom liebgewordenen „Stahl" (Armbrust) trennen — wurde jegliche Verwendung ungeübter Mannschaften immer mißlicher, weshalb eine ganze Reihe von deutschen Fürsten des 16. und 17. Jahrhunderts dem bisher von Fall zu Fall erfolgten Aufgebote der Lehndienste und Landfolgen schon im Frieden ein militärisches Gepräge zu geben sich bemühten und das sogenannte „Defensionswesen" schufen, das bis zum entscheidenden Siege der stehenden Heere be standen hat. Von wirklichen Manövern hören wir in der Heeresaeschichte erst wieder von dem Zeitpunkte an, wo sich tnls größere, teils kleinere Armeen nach dem Muster der türkischen Janitscharen und der fran zösischen Ordonnanzkompanien Karls VII. in fast allen Ländern Europas zu bilden begannen. Indes nur in den eigentlichen Großstädten gab es ordentlich gedrillte und möglichst gut disziplinierte Heere. WA», rcnd Ludwig XIV. von Frankreich einmal ein fast sprichwörtlich gewordenes „Damenmanöver" veran staltete, um seinem höfischen Gefolge, besonders den holden Schönen, fünfzehn Tage hindurch eine ange nehme Unterhaltung und Zerstreuung zu bieten — auf die soldatische Tüchtigkeit der unter Führung des Marechal de Bouffiers „kämpfenden 80 000 Mann wurde weniger gesehen —, so plagte sich sein ernsterer Zeitgenosse, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, mit der Einfük- runa eines gleichmäßigen Exerzitiums redlich ab. Exaktheit der Bewegung und gewandte Benutzung des Geländes, sowie auch die geeignete Verwendung der noch jungen Artillerie aalten ihm ost noch mehr als persönliche Tapferkeit bei den häufigen Massen übungen seiner landseiaenen Linientruopen. Selbst der preußische „Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. war verhältnismäßig noch sehr klein- zügig bei den öfteren „Manoeuvres" seiner blauen Jungen — gleichzeitige Abgabe der Salve war seine nachdrücklichste Federung — und ließ bet großen Uebungen sogar vorher bestimmen, welche der beiden feindlichen Parteien gewinnen sollte. Jene umfang reichen Manöver, die Kaiser Josef H. wenige Jahr« nach dem Siebenjährige» Kriege auf böhmische»