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Ekrederetbesttzer R. Brandenburg -Berlin be handelte die Frage vsm technischen Standpunkt an» und verwies glerckffall» daraus, daß Abgaben den eigentlichen Zrveck de» SchijsahrtStvege» illusorisch machen würden. In der Debatte führt« der Vorsitzende der Stettiner Kaufmannschaft, Stadtrat Lange, au», daß in der Frage der Abgaben bei der Regierung aus Entgegenkommen zu rechnen sei — von anderer Seite wurde betont, daß, wenn die in den Entwürfen vorgesehenen Abgaben erngcfuhrt würden, es mit den verkehrSauSffchten de» neuen SchijfahrtswcgeS schlecht bestellt sei. Nach weiterer Aussprache gelangte eine Re solution zur Annahme, in der der Zentralverein die Notwendigkeit anerkennt, den mit allen teck>- nischen Errungenschaften der Neuzeit hergestellten Arohschisfahrtsweg Berlin — Stettin gegen Schädigungen durch den Schifssbetried zu sichern. Zur Frage der Abgaben erklärt die Reso lutton eS im Interesse eine- durchgehenden beschleu nigten und verbilligten Verkehr« für dringend not wendig, daß die Abgabensäbe gegenüber dem Ent wurf ermäßigt werden. Tie Versammlung beschäftigte sich dann imiter mit der bevorstehenden Neuregelung des Verkehr» auf den Berliner Wasserstraßen. Hx. Der Krieg um Tripolis. Die Truppenmacht für die Dardanellen. Ueber djr Befestigungswerke der Dardanellen haben wir lüngst eingehende Mitteilungen gemacht. Jetzt sind nun auch Vic Truppenlinzentrationen in den Befestigungswerken der Dardanellen vollendet. Es sind insgesamt 30000 Mann dorthin geschafft worden, darunter befinden sich 12 000 Mann Artillerie und 14 000 Mann Infanterie. Die einzelnen Forts und mit 300 bis 3000 Mann belegt worden. Die Anzahl der Geschütze. die sich ans den Küstenforts jetzt befinden, hat eine höchste Höhe von 118 er halten. Unter den Ge chühen befinden sich 6 .Kruppsche 35-om-Ecschütze. die imstande sind, auch einen schar en Angriff zuruckzuweisen. In der Meerenge ist dce türkische Flotte konzentriert, die dort aus 1! Schiffen besteht. Das allgemeine Kommando über die Truppen macht der Dardanellen hat Turgut Mascha erhalten, der sich in Albanien auszeichnete und für diese schwere Aufgabe die nölige Begabung besitzen «oll. Es sind übrigen» bisher noch keinerlei Schiffe zur Unter bringung von Minen versenkt worden. Es werden allerdings 12 alte Schiffe bereit gehalten, um im Falle eines italienischen Angriffs zur Sperrung der Dardanellen verwendet zu werden. Jetzt rst auch die angekündigte Sperrung durch Minen durchgeführt worden. Die türki'che Hceresverwalrung hat übrigens die größte Rücksicht auf die Sicherheit der Schiffahrt ge nommen. Es wurde darum von der Berwendung der gewöhnlichen Streuminen abgesehen. Auch wurden die mechanischen und mechano-elektrischen Seeminen, die leise festgemacht weiden, nicht ver wendet, da sie sich bisher als zu gefährlich erwiesen haben. Es ist darum mit Freude zu begrüben, daß die Türkei sich dafür entschieden hat, nur Kontakt minen, die durch ein Kabel mit dem Festland ver bunden sind, zu verwenden. Diese Minen können nur bann zur Explosion kommen, wenn sie vom Fest lande aus durch Einschaltung des elektrischen Stromes «nizündet werden. Ueber die Bewegungen der italienischen Kriegs schiffe liegt folgendes Telegramm vor: Konstantinopel, 14. Dezember. (Wiener Korr> Bur.) Der Bali von Adrianopel meldet: Am 8. und S. Dezember beleuchteten italieniiche Kriegsschiffe iy der Nacht mit Scheinwerfern die Küste bei Guemu- erdtina. — Der Mutesjarif von Adalia tele graphiert. daß in der Nacht rum 9. Dezember drei unbekannte italienische Kriegsschiffe aus der Rich tung von Alexandrien kommend Fineka in einer Entfernung von zehn Meilen in der Richtung auf Rhodus passierten. Eine italienische Schlappe vor Benghasi. Der türkische Kriegsminister veröffentlicht nach der „Frkf. Ztg." folgendes Telegramm: Am 2. Dezember lieferten die türkischen Truppen vor Benghusi den Italienern, welche zwei Da- taillone, eine Eskadron, eine Gedirgsbatterie und zwei Mitrailleusen stark waren, ein Gefecht. Die Türken hatten einen vollen Erfolg. Unter den getöteten Italienern befand sich auch ein höherer Generalstäbler. Am 3. Dezember unternahmen die Türken eine neue Attacke. Die Italiener ließen wieder zahlreiche Tote auf dem Schlachtfeld und wurden gezwungen, ihre Stellungen gegen die Stadt zurückzuziehen. Keine vorzeitige Einberufung von Kontingente». Die „Agenzia Stesani" bezeichnet das von einigen Blättern verbreitete Gerücht, die Rekrutenlontingenie von 1892 und 1893 seien vorzeitig, nämlich für Ja nuar 1912 bzw. Dezember 1912, zu den Fahnen be- rusen worden, als entichieden unzutreffend. Vie Revolution in Lisins. Das chinesische revolutionär« Blatt „Ming Li Pao" veröffentlicht ein Interview, das ein Ver treter dieser Zeitung mit Puanschikat hatte. Puailschikai gab folgende interessante Erklärun gen ab: „Die revolutionäre Bewegung ist im Grunde ge nommen ein Protest gegen die augenblickliche schwache und unfähige Regierung, die in den Händen eines dekadenten und korrumpierten Herrscherhauses liegt. Ich habe große Bedenken wegen der Ereignisse, die sich bei einem plötzlichen Uoynirz der jetzigen Dynastie ereignen können. Eine vollständig« Monarchie wäre «ine Möglickckeit, die mir nicht ganz ausgeschlossen scheint. Di« Ansichten der Revolutionäre rn den verschiedenen Provinzen Chinas sind sehr geteilt. Eine vollständige Einigung wird nur unter großen Schwierigkeiten erzielt wer den können. Der Norden Chinas wird sich mit dem südlichen Reiche nicht ohne weiteres verständigen rönnen. Sieben Zehn'«! der chinesischen Bevölkerung sind streng konservativ. Dieser Teil würde sich mit der Errichtung einer Monarchie einverstanden erklären. Falls es den Revolutionären gelingen sollte, di« Dynastie zu stürzen und eine Republik zu grün den, würde möglicherweise eine Gegenrevolu tion der Konservativen die Folge sein, und das Land würde aufs neue von einem Bürgerkrieg ver wüstet werden." Ruffisch« Truppen aus dem Wege nach Peking. Die von uns bereits veröffentliche Nachricht, daß in Peking eine russische Truppcnabteilung erwartet wird, wird durch folgendes Londoner Telegramm bestätigt: Das Ncuterschc Bureau meldet aus Port Arthur, daß 350 Russen nach Peking abgegan- gcn sind. Ferner wird von dort gemeldet, daß neue Unruhen in Liaoyang ausgebrochen ssien. 600 Rebellen seien auf dem Wege nach Mulden, das sich im Belagerungszustand befände. Der geistig« Urheber der Revolution Dr. Sunyatsen schickte am 16. November an das revolutionäre Or gan „Ming Li Pao" aus Paris ein Telegramm folgenden Inhalts: „Ich befinde mich auf dem Wege nach China. Soeben komme ich aus Amerika, von wo ich über Europa die Rückreise angetreten hab«. Ich hab« Len Eindruck gewonnen, daß die Mächte zu der jetzigen Staatsumwälzung in China strengste Neutralität wahren werden, doch fehlt ' -meiner Meinung nach den fremden Staaten das volle Berständnis für unsere neue Idee. Ich freue mich, daß sich in Schanghai eine Versamm lung bilden wird, aus der sich die provisorische Zentralregierung zusammensetzen soll. Der Vor schlag. den General Li zum Vorsitzenden der Regierung zu wählen, findet meine volle Billigung. Die Bewegung hat bereits riesengroße Fortschritte gemacht, und ich bin überzeugt, daß sie ihr Ziel bald erreichen wird. Chinas Zukunft wird sich nur dann zu einer glücklichen entwickeln können, wenn alle Mandschus vertrieben sind. Das Volk muß von neuen Prinzipien aus gehend regiert werden. Die Mandschus waren auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ließen das Land darben. Wir werden das Gemeinwohl zum Ideal unserer Ctaatsleitung machen." Di« Friedeusverhandluuge«. Die Republikaner sehen den Friedensverhandlmr- gen d«s Kongreffes mit großem Mißtrauen zu, da sie glauben, daß alle ihr« Erfolg«, di« sie unter schweren Verlusten errungen haben, erfolglos sein werden. Im allgemeinen herrscht unter den Revolu tionären di« Ansicht, daß die Kaiserlichen aus dem Waffenstillstand Nutzen ziehen und ihre militärischen Vorbereitungen nach wie vor weiter fortführen. Wie verlautet, sind etwa 18 000 Mann kaiserlicher Truppen nach Wutschang zur Verstärkung der dortigen Streitkräfte abgegangen. Die Eisenbahnlinien, di« nach Hankau führen, sind neuerdings wieder von Regierungstruppen besetzt worden. Alle in Südchina stehenden Regimenter, die europäisch geschult sind, haben Befehl erhalten, sich bereitzuhalten, um nach Peking abgehen zu können. Weiter liegt dazu folgend« Meldung vor: Frankfurt a. M., 14. Dezember. (Eig. Draht meldung.) Die „Frkf. Ztg." meldet aus Hankau: Tangschaoji hatte hier «ine Unterredung mit dem Führer d«r Aufständischen, Liuenhung. Er wird morgen zu Friedcnsoerhandlungen nach Schanghai abreisen. Der Frieden auf Grund der monarchischen Verfassung scheint gesichert. rie wirren in perllen. Da das Medschliß Shusters Entlastung von vorn herein ablehnte, weigern sich, wie die „Frkf. Ztg." aus Teheran meldet, die persischen Minister jetzt überhaupt, ihr Amt anzunehmen. Persien ist also eigentlich seit Wochen ohne Regierung. DieRussen sollen von Kaswin nach Teheran unterwegs sein. Die Erregung des Volkes nimmt etwas zu, auch sind wieder alle Schulen geschlossen. Persien hat keinen einzigen Mann von Tatkraft und Fähigkeit, alles ist energielos und macht nur Worte. Allerdings ist für Rußland dieses passive Verhalten unangenehm, da es nun etwas tun und seine Karten aufdccken muß, was doch vielleicht England hellhörig macht. Die Perser selbst hoffen immer noch darauf. Der persische Exschah und Rußland. Petersburg 14. Dezember. (Eig. Drahtmeldung.) Als Antwort auf die Eröffnungen, di« d«r Exschah von Persien betr. seiner Rückkehr nach Tehe ran gemacht hat, hat ihn Rußland wissen lasten, daß es auf keinen Fall gestatten wird, daß er aus der gegenwärtigen Lag« in Persien Nutzen zieh« und seine Rückkehr nach Persien mit aller Macht ver hindern werd«. Sollt« Mohamed Ali dennoch den Versuch machen, sein Land zurückzuerobern, so wird ihn Rußland nicht als Herrscher an erkennen. Die Frag« der Rückkehr des ent thronten Schahs nach Persien wird noch eine be sondere Besprechung mit England notwendig machen. Ein Protest gegen da» Vorgehen Rußlands. Bern, 14. Dezember. sEig. Drahtmeld.) Das Internationale Friedensbureau wendet sich an alle Signatarmächte der Haager Konvention und fordert sie auf. umgehend gegen die russische Militär-Aktion in Persien zu protestieren. Weiter wird gemeldet: Paris, 14. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Der „Petit Parisien" will aus guter Quelle erfahren haben, daß der Regent von Persien beschlossen habe, das Parlament aufzulösen. politische Nachrichten. Ein neuer Spionageprozeß. Wie wir hören, soll jetzt der Reichsanwalt die Eröffnung de» Verfahrens wegen Spionageverdachts gegen den englischen Rechtsanwalt Bertram Stewart, der sich seit einiger Zeit in Untersuchungshaft befindet, vor dem ersten Senat des Reichsgericht» beantragt haben. Veränderung» in den höheren preußischen Militär stellen. Berlin, 14. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Das „Militärwochenblatt" meldet: v. Dulttz, General der Artillerie und Seneraltnspekteur der Fuß artillerie, wurde in Genehmigung seine» Abschieds gesuche» zurDisposttton gestellt. Lauter, Generalleutnant und Inspekteur der ersten Fuß artillerieinspektion wurde zum General der Artillerie befördert und zum Generalinspekteur der Fuß' arttlleri« ernannt. Der Standort für die nen« Krieg»schule. Für die neuelll.) Kriegs schule, die im nächsten Heeresetat aufgeforderl werden soll, ist der Stand- ort bereits bestimmt worden. Dem Vernehmen nach wird die Kriegsschule in Bromderg errichtet werden. Der Deutsche volkswirtschaftliche verband tritt am morgigen Freitag in Berlin im Saal» des Russischen Hofe» zu seiner 10. ordentlichen Hauptversammlung unter dem Vorsitz von Prof. Dr. H. Albrecht (Zentralstelle für Volkswohlfahrt) zuiammen Beginn der Verhandlungen um 6 Uhr nachmittags. Aus der Tagesordnung ist hervorzu heben ein Referat des Verbandssyndikus Dr. H. E. Krueger zur Sozialstatistik der praktischen Volkswirte. Ueber Rechtsschutzfragen im Be ruf der volkswirtschaftlichen Beamten referiert Syn- dikus Eugen Hager (Paplerinduurieoerein), während die Frage eines einheitlichen Privatdeamten- rechtes vom Standpunkte der praktischen Volkswirte aus vom Justitiar Rechtsanwalt W. Bittermann behandelt wird. Italienische Opposition im österreichischen Abgeordnetenhaus«. Das österreichische Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch mit 238 gegen 100 Stimmen be chlosten. rn die Spezialdebatte des Buvgetprooisoriums ein zutreten. DcrAbg. BuHatto, der als erster Redner der Opposi.ion m der «pezialdcbatte das Wort er griff, sprach um 3'/, Uyr bereiis 2', Stunden in italreniicher Sprache. Er verlangte um 4 Uyr eine Pause von zehn Minuten und segle nach dieser seine Rede fort. Die Italiener beabsichtigen infolge der Verschlepvung der Vorlage, betreffend die italie nische Rech tsfalul lät im Budgetaus chusse. die rasche parlamentarische Verabschiedung des Budget provisoriums mit allen durch die Geschäftsordnung erlaubten Mitteln zu bekämpfen. Es verlautet, daß innerhalb der Parteien Verhandlungen zur Bei legung der Angelegenheit stattfinden. Zu den spanisch-französischen Marokkoverhandlungen. Aus den bisherigen Veröffentlichungen über die spanisch-französischen Marokkoverhandlungen war zu entnehinen, daß das vermittelnde England die For derung aufstellt. Ceuta zu ent.estiaen. In diesem Falle wäre Gibraltar die einzige Festung am Ein gang des Mittelländischen Meeres geweicn. Diese Nachricht erfährt jedoch jetzt ein Dementi: Pari», 14. Dezember. (E. D.) Nach einer Madrider Havasmeldung erklärte Ministerpräsident Canalejas, daß die Meldung, nach der die Be festigung von Ceuta geschleift werden solle, um hierdurch England für seine guten Dienste bei den französisch-spanischen Verhandlungen zu belohnen, unrichtig sei. Diese Frage sei bereits seit langem zwischen Spanien und England geregelt. Tie Mängel des frauzösischen Arbeiterpenfionsgesetzes. Pari», 14. Dezember. (E. D.) Infolge der Ent scheidung des Kassationshofes, wonach der Arbeit geber nicht berechtigt ist, von dem Lohn des Arbeiters, der die Arbeiterpension nicht entrichten w,ll. den betreffenden Betrag abzuziehen und an die Pensionstaste abzultefern wird sich das Parla ment von neuem nnt dem Arbeiterpensionsgejetz zu beschäftigen haben, und Art. 23 abändern müssen, um den Arbeitgebern das ihnen von dem Kassations gericht bestrittene Recht zu geben. Die französischen Pulverarbeiter. Pari», 14. Dezember. (Eia. Drahtmeld.) Der Generalsekretär des Verbandes der Pulver- arbeiter, der gegenwärtig einen Kongreß in Paris adhült, erhob einem Mitarbeiter der „Action" gegen über entschieden Einspruch gegen den Verdacht, daß diese Arbeiter jemals irgendwelche Sabotage begangen hätten. Allerdings, wenn man Maßnah men ergreifen sollt«, durch die ihre Existenz bedroht werden könnt«, dann müßte man sich auf bedauerliche Vorkommnisse gefaßt machen. Es würde aber trotz dem keine Sabotage verübt werden, aber Nach lässigkeit könnt« dann immerhin vorkommen. Delhi. „Keine Stadt der Welt kann sich an Ruhm mit Delhi vergleichen Wie Nom der Brennpunkt der alten Welt Europas war. so thronte Delhi als die Metropole Asiens. Gerade wie die ewige Stadt in den Wandlungen und Wirrungen der Zeitalter mehr denn einmal dem Ansturm der Barbaren er lag. so ward auch die lästerliche Hochburg an den Usern des Dschamma die Beute ecner Reihe einander folgende: Eroberer. Denn war nicht Delhi lange Zeit das stolze Palladium, mit besten Geschick das Schick,al der Halbinsel unauflöslich verknüpft war?" Diese Worte des deutschen Indrenkenners Grafen Kpnigsmarck kennzeichnen schla end die Bedeutung der „Kaiserin unter Indiens Städten", die jetzt der Schauplatz der Krönu ngsfeierlichleit ist und in diesem lestlichen Augenblick von König Georg wieder in ihre alten Rechte als Hauptstadt des Landes und Mittelpunkt der Regierung eingesetzt worden ist Die Stürme der Jahrtausende sind hingefegt über diesen Ort, haben ihn viele Mal verwüstet und dem Erdboden gleich gemacht, aber immer wieder hat sich Delhi aus Trümmern und Asche erhoben und stehr heute da als eine moderne Stadt, die euro päischste und modernste unter Indien» Städten, die selbst den Geist der Gegenwart in sich ausgenommen hat und die Denkmäler uralter Vergangenheit nur noch in einem einzigartiaen grandiosen Nahmen um sich vereinigt. „Eine Wilduis verlassener Städte und zerstörter Gräber", hat Lord Curzon die Um gebung von Delhi genannt Ein Wald von Ruinen, von Ueberresten gewaltiger Bauwerke, von Denk mälern für Krieger und Heilige breitet sich hier aus, das wundersamste archäologische Freiluft museum Indien», das eine Fläche von 126 gkm bedeckt und die schönsten Beupiele der verschiedenen Stile indischer Baukunst umfaßt. Wer in dieser vergangenen Welt des Tode», di« eingebettet liegt in die üppige Fülle einer ewig schaffenden Natur, umherwandelt, kann hier die Ge schichte Delhi» und ganz Indiens ablesen und erfährt nicht nur die Schick ale einer Stadt und eines Volte«, sondern vieler Nationen und ferner wundersamer Kulturen. Bon einem Nadlckah DUu, dem letzten Fürsten der Majura-Dynastie, soll die Stadt ur sprünglich gegründet sein. In dem alten Helden lied der Mahadarat« leuchtet die märchenhafte Pracht des alten Delhi, das unter dem Namen In» drapiastha dir Residenz der Pandawa oder Sonnen kinder war. Mit Gold gepflastert waren die Straßen, wurden anläßlich mit töstlicben Essenzen benetzt: »oll Kostbarkeiten prangten die Baiare, mit Diamanten Anb Edelsteinen waren bi« Paläste geschmückt. Die Herrlichkeit der Pandawas versank in Nich's. Indische Könige und türkische Sultane schlugen in Delhi ihren Sitz aus und herrschten von hier aus über Indien. Dann kam der orimme Timur, eroberte 1398 die Stadt, plünderte sie und machte sie dem Erdboden gleich. Neue Dynastien folgten einander, die Sajjid, die Afghanen, bis 1526 em Nachkomme Timurs, Sultan Vabar, als erster Großmogul in Delhi den indischen Thron bestieg. Die heu tige Stadt ist unter der Herrschaft der Perser entstanden und noch nicht 300 Jahre alt. Der berühmte Schah Iah an legte die regelmäßigen, verhältnißmäßig breiten Straßen an und ichuf die starten Befestigungen, die noch heute Schutz und Schirm verheißend emporragen. Er hat auch den kaiserltchen Palast, der heute die Burg genannt wird, erbaut mit ihren prächtigen Toren, riesigen Höfen und herrlichen Hallen, unter denen besonders die öffentliche und die private Audienzhalle hervor ragen. In der öffentlichen Audienzhallc stand der märchenhafte Pfauenthron, ganz au» Juwelen zu- sammengesügt, an dem 1( 8 große Rubinen. 116 Sma ragden und zahllose Perlen ein so berückendes Lichter spiel entfesselten, daß die dem Throne sich Nahenden geblendet zurückwichen. Ein französischer Juwelier, Taoernier, der den Thron 1665 sad, schätzt« seinen Wert auf 120 Millionen Mark. Von diesem unver gleichlichen Wunderwerk ist. wie die Nachforschungen Lord Curzon» erwiesen, nichts mehr übrig geblieben. In der privaicn Audienzhalle steht in persischen Buchstaben die berühmte Inschrift: „Wenn es ein Paradies gibt auf dem Antlitz der Erde, jo ist es hier." Die Eroberung Delhis durch Lord Lake 1803 be deutet den Markstein in ter britischen Besitzergreifung Indien». Die Uederzeugung, daß mit Delhi auch die Herrschaft über das Land verloren sei, ließ den Widerstand erlakmen, und ebenso bewog 1857 diese Uederzeugung die Engländer zu der heldenhaften Belagerung der Stadt. Hier fanden die heftigsten Kämpfe statt, und die Bestürmung nach heftigem Bom bardement. di« mit der Vertreibung der Aufständischen endiote, brachte auch zugleich wieder ganz Indien in englische Gewalt. So ist Delhi stets der Schlüffe! gewesen, der den Zugang zum Besitz Indiens auf schloß. Hier Haden auch immer die großen Festlich, ketten stattgefunden, in denen englische Machtentfal tung die Augen der staunenden Inder blendete. 1858 fand der große Durdar zwar in Allahabad fielt, durch den die neue Unterwerfung des Landes besüutgl wurde, aber die Krönungsjesttichkcilcn von 1877, da die Königin Viktoria den Titel „Kaiserin von Indien" erhielt, und von 1908 wurden in Delhi gefeiert. Delhi, da» vor zehn Jahren über M MO Ein wohner zahlte, wird zu etwa ein Drittel von Mo hammedanern und zwei Dritteln von Hindus be wohnt. Der Stadtteil, in dem die Europäer ihre stattlichen Häuser, Kirchen, Arsenale und Kasernen aufgesührt haben, liegt abgesondert und durch einen Kanal von der übrigen Stadt getrennt. Doch sind auch die Hindu- und die Mohammeoanerstadt streng geichieden. Während die ehemals großartigen und glänzenden Paläste der Vornehmen in Delhi selbst stark verfallen sind unddieHindutempelkeinearchitektoniiche Bedeutung besitzen, liegen die wichtigsten archäo logischen Denkmäler aus jenem großen Trümmer- felde, so das grandiose Erabyebäude des Großmoguls Humajun, das Mauioleum Scndar-Dschangs und der berühmte Kutab-Minar, die größte Säule der Erde, 265 Fuß hoch die 1193 als Triumphsäule des Mo- hammedismus über das Brahmanentum von dem Zertrümmerer der indischen Herrschait in Delhi, lötbeddin Fibök, erbaut wurde und mit ihrer chlanken, eigenartigen Silhouette überall sichtbar st, Las phantastische Wahrzeichen Delhis, der indi- chen Kaiserstadt. Rings um Lchönherr. von vr. Juki«» El. Wentzel-Leipzig. (Nachdruck verboten.) Wieder einmal regt es sich gegen den Autor von „Glaube und Heimat", und man könnte im Sinne des Dichters ruhig darüber hinweggchcn, wenn nicht doch das alte Sprichwort: „sempvr »liquid stseret" („etwas bleibt doch immer bangen") zuweilen Recht behielte und auch die Feststellung von TatsactM ihr Recht forderte. Ter Streitfall mit Enrica von Handel-Mazzetti ist für die Einsichtigen endgültig geschlichtet. Keiner behauptet mehr, Älwnsterr habe den Roman „Tie arme Margaret" plagiiert. Besonders wichtig er scheint, nochmals auf einen Wesensunterschieb hinzu weisen: Tie Katholikin steigert mit virtuoser, fast raffinierter Kunst die Tuldesszenen der Haupthelden und die Ausmalung, wie der Leutnant Albrecht von Herliderg zur Todesstrafe dafür, daß er eine Ketzerin „begewcuttgen" wollte, Spießruten laufen muß, er innert fast an hysterische, schmerzentzückte Unter werfung. Bei Schönherr ist altes aufrechte Lebens bejahung. Wohl verlieren hier die einen ihre Hei mat, aber sie erobern sich die Fremde al» Land ihrer Zukunft. In der „armen Margaret" spielt bas sexuelle Motiv eine schwüle Hauptrolle, „Glaube und Heimat" streift daS LiebeSvroblem nur in dem lustigen Vagantenpaar. Schönyerr, der bodenstän dige» Pauernblut «nd intellektuell« Gegenwarts bildung zu einer Synthese in sich vereint, verdichtete aus Grund seiner früheren Lntwickelungsphasen ein spezielles menschlick)«s Problem zu allgemeiner Be deutung. Jetzt kommt Lion Feuchtwanger in Mün chen und sagt in seiner Borrede zur Originalausgabe von „Ein' feste Burg ist unser Gott" «verfaßt von Arthur v. Müller um 1860 und neu aufgesührt in der Bühnenbearbeitung von Feuchtwanger am Münchener BolkStheater): „ES liegt mir ferne, hier auf alle die Aestnlicst- keiten hinzuweiscn, die zwischen „Glaube und Hei mat" u cd „Lin' feste Burg ist unser Gott" bestehen. Ter Doktor Schönherr hat mir geschrieben, er habe erst durch die Lektüre meines Aussatzes über Arthur Müller in der „Schaubühne" (VII, 37) von der Existenz deS Müllerschen Stückes Kenntnis erhalten Schönhcrr ist ein ehrenwerter Mann: warum sollte man seinen Worten nicht glauben? Psychologisch um so interessanter ist es, daß schon 50 Jahre vor ihm ein deutscher Dramatiker dem nämlichen Stofs genau die nämliche Handlung gbgervann. Ganz neu bei Schünherr ist eigentlich nur der Tod des Bube«, und der Tod deS Erstgeborenen ist ein nie versagen der Effekt, der in fast allen Stücken SchönherrS wiederkehrt. Bleibt al» literarhistorisches Fazit: da» dich terisch Wertvolle in SchönherrS Tragödie, die Dik tion, die Verlebendigung des archaistischen Dialektes, hat Enrica von Handel-Mazzetti, daS theatralisch Wertvolle, den straffen Ausbau, die effektvollen Situationen hat Arthur Müller dem Schönhcrr vor gebildet: neu bei Schönster! bleibt nur die Erd gebundenheit seiner Bauern, und die hat er selber in früheren Werken schon kräftiger gestaltet." Abgesehen davon, daß die Stelle „ein ehren werter Mann" in Shakespeares Cäsar eine stciml'ci)« aufreizende Absicht zeigt, ist Feuchtwanger den Be weis für diese Behauptungen schuldig geblieben. Der Dialekt bei der Handel-Mazzctli ist archaistisch, „alter- tümelnd", bei Schönherr lebensneu. Ter straffe Auf- bau ist bei Müller ebenfalls nicht vorhanden; mußte doch selbst der Bearbeiter Feuchtwanger einen Akt kürzen; aber daS Ausschlaggebende ist: Müller» Schauspiel ist ein rein dialogisiertes Stück Zeit geschichte und wendet sich gegen den Erzbischof von -ulzburg und an den König Friedrich Wilhelm I., der die vertriebenen Salzburger Protestanten auf- nahm. ES findet sich aum niciu die leiseste Spur von Wesensästnlicstkcir zwischen Mütter und Schön herr. In seiner Bübnenbearbeltung des Müllerschen Stücke» sagt Feuchtwanger ferner: z,Bon mir etn-