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Bezugs-Prei- iür »!«lp,ia ua» Vorort» durch »u^r, lrtaer und Spedurure 2««l ttalich iu« Hau« grdrachi: 20 ivnatl., 2-IO^U ««NÄjtdrl »et u»!rr» FiluUe» u. »ir. -ehmeftellen »d«eb«lu 7» ch «eaaU.. 2.22 viertrllLdrl. Durch dir chuk: «»»rlMlb Deuttchland« und der d«ttich«n »eloaie» vierteliLdrt. 2.22 ^U, monutl. U-i» -uelcdl. «oftdefteLaeld .Zerner m ivelgien, Dtaemurk. den Donauli-iate». Italien. Uuremdurg, «iederlaade, N«. wearn, Oeslerreich^ Ungarn, ttutzlaud, Schweden, Schwerz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di» ch«ichcht»1i«lle oe« Blatte» erdtittich. la« Leipziger lagedlatt erlchernt 2 »ul itglich. Sonn- u. Aeirriage »u> mvrgen«. vvdun« »»«»chnnadme > Uugnttudplatz 8, de, unirren lrtgrrn, Ailmlen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Bostümlrru und BnettrLgeru itra,»l»«rta»>«pre>» »er Morgw». inllg-be 1V d« »brudindgade Ach» «edaktton u»b «rschäftdstellrr Zohannisgalje n. üeruwrecher! 140VL (400^ (4004. Abend-Ansgabe. riWgerTagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Nalizeiamtcs der Stadt Leipzig. »«-ei--» Preis «t «la-dorichriirr» and Garaatt» übernoaune». tut st» kl ich« AUiate» a »lle» Aaaanee». Haapt-All late vretdrur beeitr >p« 4. l (Leteptzaa 4ü21l. Nr. 38 vienstsg, ürn 7. /rdruar >SlI. los. Jahrgang. Oer Kurs -er positiven Arbeit. „Wolffs Sächsischer Landesdienst" schreibt offiziös: „Wenn in Zeiten, wo das öffentliche Leben durch größere Aufgaben nicht in Anspruch genommen ist, illustrierte Zeitungen ihre Leser über das politische Glaubensbekenntnis leitender Persönlichkeiten unter halten, so ist diesem Vorgänge keine politische Be deutung beizumessen. Ernster ist jedoch die Erschei nung aufzufassen, wenn Zeitungen, die sonst darauf hinarbeiten, durch den Hinweis auf die ernsten positiven Aufgaben unserer Zeit die öffentliche Mei nung aus der Hypnose politischer Schlagworte zu be freien, sich schließlich selbst von dem Fehler nicht ganz freihalten, die taktische Stellung der Regierung zu den Parteien einer unfrucht baren Analyse zu unterziehen, um damit die öffentliche Meinung von der Behandlung sachlicher Fragen abzulenken. Derartige Erörterungen über die Plicht der Regierung zu dem oder jenem takti schen Verhalten sind nur zu geeignet, als Apfel der Eris zu wirken und dem Sammlung», bestreben der Regierung entgegen zu wirken. Die sächsische Regierung wird sich daher wohl kaum veranlaßt sehen auf die von der außer sächsischen konservativen Presse ausgehende Er örterung über die Stellung des sächsischen Ministers des Innern mit programmatischen Erklärungen über ihre taktische Stellung zu den politischen Parteien an die Öffentlichkeit zu treten, und zwar um so weniger, als sich in der Stellung des genannten Ministers seit dem letzten Landtage nicht das gering sie ver- ändert hat. Unter geheimnisvollen Andeutungen spricht man von einem neuen „Kurs rn Sachsen", von „Bodmanismus" und dergleichen, und wirft der Re gierung die Neigung vor, mit der Sozialdemokratie zu paktieren. Was aber wird dafür angeführt? Die Aufhebung des Schächtverbots, das neue Tanzregulativ und die Zulassung französischen Schlachtviehs. Was das Schächtverbot mit der Stellung der Regierung zu den volitilchen Parteien zu tun hat, ist schlechter dings unerfindlich. Das Landes-Tanzregu lativ entsprang einem von allen Amtshauptm rnn- schäften empfundenen Bedürfnisse, dessen Befrie digung drängte, sollte nicht auf dem Gebiete des Tanzwesens eine allgemeine Rechtsunsicherheit Platz greifen. Bekanntlich hatte das Oberlandesgcricht in wiederholten Entscheidungen ausgesprochen, daß Ver eine als solche nur denjenigen Beschränkungen ihrer Vereinstäligkeit unterworfen werden dürften, welche sich aus dem Vereinsgesetz selbst ergäben. Damit war die Gültigkeit fast aller Tanzregulative in Frage gestellt und der Regierung blieb nicht anderes übrig, als entweder den Amtshauptmannschaften sehr ein gehende Grundsätze für den Erlaß neuer Regulative an die Hand zu geben oder selbst ein Landesregulativ zu erlassen. Sie hat sich nach reiflicher Erwägung für die letztere Alternative entschieden und das Regu lativ mit sämtlichen Amtshauptleuten des Landes eingehend beraten. So bleibt nur die Zulassung französi schen Schlachtviehes, als eine Maßregel, von der man einigermaßen verstehen könnte, baß sie bei nicht genügend unterrichteten Land wirten Beunruhigung Hervorrufen könnte. Daß ein Grund zu solcher Beunruhigung aber tatsächlich nicht vorliegt, ergab sich schon aus der Veröffent lichung über den Verlauf der seinerzeit von dem Ministerium des Innern veranstalteten Besprechung, in welcher der Vertreter des Landeskultur rates die Einfuhr französischen Rindviehes unter gewisser Bedingung für annehmbar erklärte. Die sächsische Regierung hat keinen Zweifel daran ge- ' lassen, daß sie an dem notwendigen Schutze der sächsi schen Landwirtschaft vor Viehseuchen festhalten will und daß sie in der Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit der deutschen Viehzucht das wirk samste Mittel erblickt, die Fleischversorgung der deut schen Bevölkerung sicherzustellen. Wenn aber Frank reich zurzeit seuchenfrei ist und wenn die Einfuhr von französischem Rindvieh für Baden, Hessen, Württem berg und Bayern keine Seuchengefahr in sich schließt so hatte die sächsische Regierung keinen Grund,ihrer Bevölkerung das zu ver sagen, was die süddeutschen Regierun- gen der ihrigen gewährt hatten. Man kann einwenden, daß die Einfuhr sich als zwecklos erwiesen hat. Dem ist entgegenzuhalten, daß auch dann, wenn man diesen Nachweis für erbracht an sehen könnte, die Frage der Volksernäh rung immerhin eine so ernste ist, daß sich die Re gierung von der Ungewißheit des Er folges nicht abschrecken lassen durste. Die sächsische Regierung hat sich sachlicher Kritik gegenüber niemals als unzugänglich erwiesen. Es darf aber der Wunsch ausgesprochen werden, daß sich diese Kritik nicht inEespensterseherei ver liert, und daß die Parteien, welche mit der Regierung an der gleichmäßigen Förderung der Wohlfahrt aller Erwerbsstände mitzuarberten bereit sind, der Regie rung helfen, den alten Kurs positiver Arbeit ein zuhalten." Es ist ja vielleicht ganz zweckmäßig, daß die sonderbaren Expektorationen der „Deutschen T.^e- zeitung", die sich übrigens heute wiederholen (ach, der arme Leser!), auch noch offiziös zurückgewiesen werden. Wichtiger und notwendiger ist aber die von uns erst am Sonntag wieder nachdrück lich verlangte Aufklärung über den Stand der Angelegenheit des Herrn M a t t h i e s. Wie lange soll das sächsische Volk darauf noch warten? Die ersten Sitzungen -es englischen Parlaments. Im Oberhause erklärte am Montag in der Sitzung, die der Eröffnung des englischen Parlaments durch den König folgte, Lord Lansdowne unter Bezugnahme auf die jüngsten beunruhigenden Berichte aus Mazedo nien über die bei der Entwaffnung angewendeten Mittel: Ich weiß nicht, ob die britische Regierung von diesen Vorgängen unterrichtet ist. aber ich hoffe, wir werden hören, daß sie mit wachsamem Auge beobachtet werden. Wir können nicht überrascht sein, wenn die Kommentare darauf hinauslaufen, daß das Vertrauen in das neue konstitutionelle System in der Türkei ernstlich erschüttert ist. Ich bin überrascht, daß in der Thronrede nichts über die Londoner Deklaration gesagt ist, die meisten von uns würden es gern gesehen haben, wenn ein internationales Prisengericht an die Stelle der nationalen Prisengerichte gesetzt worden wäre, auf die wir uns jetzt verlassen müssen. Aber unsere Zustimmung war abhängig von zwei Dingen, nämlich von einer befriedigenden Zusammen setzung des Gerichtshofes selbst und von einer be friedigenden Fassung der Bestimmungen, nach denen der Gerichtshof sich zu richten habe. Die Stellung Großbritanniens ist verschieden von der jeder andern Macht, und aus diesem Grunde ist es entschuldbar, wenn wir diese Angelegenheit mit kritischerem Auge betrachten als andere Mächte. In einer ausführlichen Besprechung der konsti tutionellen Frage erklärte der Redner weiter, die Regierung sei noch abhängig sowohl von der irischen als auch der Arbeiterpartei. Er empfahl dringend, daß man die Beratungen der Veto konferenz nicht ungenützt lassen sollte, und daß eine hinreichende Zeit für die volle Erörterung der Vetobill gewährt werden müsse. Lord Crewe versprach dies bereitwillig und er klärte dann weiter, er hoffe, daß die Bezugnahme der Thronrede auf die auswärtigen Beziehungen da hin aufgefaßt werde, daß sie wenig mehr bedeute als eine allgemeine Form, und daß, wo Schwierigkeiten bestanden hätten, jetzt der lebendige Wunsch vor- herrsche, diese Schwierigkeiten zu vermindern, wenn möglich zu beseitigen. Heber Persien sagte Crewe sodann, die Frage der Straßen Süd persiens verursachte der Regierung große Sorge. Die Regierung habe sich vor Augen halten müssen, daß in einem Lande wie Persien der Zustand politischer Unruhe auf den Handelsverkehr in einer Weise ein wirke. wie dies in andern mehr geordneten Ländern nicht der Fall zu sein brauche. — Im Verlaufe seiner langen Rede erklärte Crewe: Ich möchte der Be friedigung Ausdruck geben, die wir über die er folgreiche und, wie ich hoffe, genußreiche Reise tour empfunden haben, die der deutsche Kronprinz in diesen Tagen in Indien unternommen hat. (Beifall.) Er schloß die Bemerkungen über Persien mit folgenden Worten: Wir werden nur mit nicht ge- ringem Widerwillen die Aufgabe über nehmen, Offiziere für die Reorganisation der persi schen Polizei zu stellen, denn wir wünschen sobald als möglich Persien aus eigener Kraft, nach eigenem Gelingen und durch das eigene Volk fortschreiten zu sehen. Es kann aber freilich eine Zeit kommen, wo es für uns nötig werden mag, zu erklären, und wo auch Persien dem voll zustimmen mag, daß irgendeine Hilfe von außerhalb für das Land erforder lich sei. Der Minister sagte weiter, es sei gewiß der Wunsch der Regierung, daß die Vetobill in beiden Häusern in ausreichender Weise erörtert werde. Die Regierung habe bei den letzten Wahlen das Ver trauensvotum vom Volk« erhalten. Die Adresse wurde sodann angenommen. Das Unterhaus versammelte sich am Montag um 4?- Uhr nachmit tags, um über die Adresse zur Beantwortung der Thronrede zu beraten. Verschiedene Förmlichkeiten verzögerten jedoch den Beginn der Debatte, so daß Balfour sie erst um 6^ Uhr eröffnete. Da Sir Edward Grey wegen des Todes seines Bruders ab wesend war, berührte Balfour die äußere Politik nicyt, er kritisierte Winston Churchill wegen der Ruhestörungen in Süd-Wales und bezeichnete die Affäre in Sidney Street als eine Vereinigung dunkelster Tragödie mit etwas, was man fast eine Farce nennen könnte. Balfour hieß die Andeutung willkommen, daß der Marineetat eine Erhöhung zeigen werde. Er bedauerte den Ab schluß des Reziprozitätsabkommens zwi schen Amerika und Kanada und erklärte, daß das Abkommen ein großes Unglück für das Reich sein werde, wenn es ratifiziert werden würde. Premierminister Asquith sagte über Balfours Aeußerung, daß er eine starke Vermehrung der Aus gaben für die Verteidigungskräfte annehme, er könne Balfour nur raten, eine Haltung geduldigen Ab wartens anzunehmen. „Obschon ich mich jeder eingehenden Bezugnahme auf die auswärtigen An gelegenheiten bei der Abwesenheit von Sir Edward Grey enthalten möchte", fuhr der Premierminister fort, „so kann ich doch die konventionelle Wendung der Thronrede erweitern und sagen, daß sich unsere internationalen Freundschaften, die. wie das Haus und das Land wissen, keine aus schließlichen sind und keine feindseligen Folgerungen der Tendenzen in sich schließen, im Laufe der Jahre vertieft und verstärkt haben. Im Namen der Regierung und ich glaube unter voller Zustimmung der Mitglieder aller Parteien des Hauses erweitere ich auf das herzlichste die herzlichen und freundlichen Ausdrücke, welche der hervorragende Minister der auswärtigen Angelegenheiten Frankreichs mit Bezug auf Großbritannien vor einigen Tagen ge braucht hat." (Beifall.) Ich will auch die Gelegenheit ergreifen und nur auf die Tatsache Hinweisen, daß in das Jahr 1911 die Feier des 5«. Jahrestages der Begründung der Einheit Italiens fällt. Die Einheit wurde erstritten und errungen unter der Sympathie einer großen Mehrheit der Be völkerung Italiens. Seitdem die Einheit erreicht ist. bestand eine unerschütterte Herzlichkeit zwischen den beiden Königreichen und ist eine dauernde auf wechselseitigem Verstehen und Wohl wollen begründete Freundschaft errichtet. — Darauf kam der Premierminister auf die Beziehungen zwi schen den beiden Häusern des Parlaments zu sprechen. Die Regierung habe bei den letzten Wahlen die Zustimmung des Volkes zu ihrem Plane einer konstitutionellen Reform erhalten und eine Mehrheit erlangt, die jeder englische Minister als völlig hinreichend angesehen habe, um die größten konstitutionellen und sozialen Aenderungcn zu recht fertigen. (Beifall.) Er nehme an. nach dem Verdikt der beiden letzten Wahlen, daß die Vorschläge der Regierung ohne lange und mühsame Verhand lungen Gesetz werden würden. Die Regierung würde reichliche Gelegenheit zur Diskussion geben, aber sie hoffe und glaube, daß die Vorschläge nach der Annahme durch das Unterhaus rechtzeitig an das Oberhaus gelangen würden, um dort noch vor der Krönung beraten zu werden. politische Nachrichten. Parlamentarischer Abend beim Reichskanzler. Berlin, 7. Februar. (Tel.) Reichkanzler v. Beth mann Hollweg hatte gestern abend 80 Ein ladungen zu einem zweiten parlamenta rischen Abend ergehen lasten. Von neun Uhr Lein eigener Sohn. Roman von R. Ottolengui. (Nachdruck derbsten.) Achtzehntes Kapitel. Barnes näherte sich nunmehr Will Everly, als dieser sich eben zum Fortgehen anschickte, und sagte: „Kennen Sie mich noch, Herr Everly?" „Gewiß: Sie sind Herr Barnes. Fräulein Lewis sagte mir, daß Sie jetzt die Sache des Herrn Marvel vertreten. Ist das wabr?" „Gewiß, und ich möchte Ihnen jetzt eine Aufgabe anoertrauen, die ihm von Nutzen lein wird. Wollen Sie sie auf sich nehmen?" „Gern. Sprechen Sie, bitte!" „Besitzen Sie ein gutes Pferd?" „Gewiß, und ich kann noch ein besseres bekommen, wenn es nötig ist." „Was ich wünsche, ist sehr einfach: aber es muß auf der Stelle geschehen, da ich heute abend Antwort haben sollte, weil ich morgen von hier weg muß." „Ich kann sofort aufbrechen." „Fahren Sie nach Dover und suchen Sie den Ge richtsschreiber auf! Er herßt Ainsley —" „Ich kenne ihn sehr gut und weiß, wo ich ihn treffen kann." „Um so besser. Sagen Sie ihm, daß Sie das Me daillon zu sehen wünschen, das in dieser Sache eine so große Rolle gespielt bat. Wenn er es nicht in Ver wahrung hat, kann er Sie zu dem führen, der es hat. Das muß, wenn möglich, heute abend geschehen. Sehen Sie nach, wie die Inschrift heißt: „W. M." oder „W. s. M." Der Buchstabe „s", falls er aus dem Me daillon steht, wird Ihrem Freund das Leven retten. Verlieren Sie kein« Zeit!" Everly ließ sich das nicht zweimal sagen; er lief auf der Stelle davon. Barne» war befriedigt und kehrte in das Hau» zurück. Hier fand er Lukas und begann «in Gespräch mit ihm. „Eine traurige Geschichte, Herr Lukas", sagte er. „Jawohl", bemerkte Lukas. „Ich würde gern für den Gefangenen sitzen, seiner Schwester, wenn nicht ihm selbst zuliebe." „Fräulein Marvel hat ein schreckliches Verhör be stehen müssen. Wie geht es ihr jetzt?" „Sie ist sebr krank. Natürlich war sie über den Verlauf der Untersuchung niedergeschlagen, schon wegen der Rolle, die sie selbst darin spielte: wir haben es gar nicht gewagt, ihr mitzuteilen, daß Fräulein Lewis angeklagt wurde. Aber Lurch ein dummes Dienstmädchen hat sie heute erfahren, daß ihr Bruder jetzt beschuldigt wird: seither weiß sie nicht mehr, was sie spricht. Ich habe auf die andern warten wollen, um dies Fräulein Lewis mitzutcilen; aber jetzt bin ich in Angst um Fräulein Marvel und will Sie verlassen. Ich hoffe, Sie werden in Ihrer Vert-idigung Marvels Erfolg haben. Ich kann nicht glauben, daß er wirklich schuldig ist!" „Wenn es mir nicht gelingen sollte, liegt der Fehler gewiß nicht an einem Mangel in meinen Be mühungen." Mit diesen Worten verbeugte sich Barnes höflich, und Lukas eilte davon. Einen Augenblick später erschien Fräulein Lewis. „Es freut mich", rief sie ihm zu, „daß ich Sie hier treffe, Herr Barnes, da wir keine Zeit verlieren sollten." „Gut. Ich möchte einige Fragen an Sie stellen. Was war der Name Ihrer Mutter?" „Matilda; ihren Familiennamen kenne ich nicht. Jedermann weiß, daß „Lewis" nur der Name ist, den mir mein Adoptivvater gab. Das war sein Name, und, da ich das Kind seiner Schwester bin, muß sie den ihrigen natürlich gewechselt haben, als sie sich verheiratete: aber den Namen meines Vaters hat mir mein Onkel nie mitgeteilt. So wurde ich eben von jeher Virginia Lewis genannt." „Aber vielleicht wissen Sie den Vornamen Ihres Vaters?" „Nein. So oft ich ihn darüber befragte, jagte mein Onkel stets: „Du hast nie einen Vater gehabt!" „Gut! Ihre Mutter hieß Matilda, das heißt, ihr Name hatte als Anfangsbuchstaben ein M. Und es genügt mir, anzunehmen, daß der Ihres Vaters mit W anfing!" „Ist dieser Umstand wichtig?" „Vielleicht. Der Ring, den Ihr Onkel trug, hat di« Inschrift: „W. s. M". Zcb habe Everly nach Dover gesandt, um nachzusehen, ob auf dem Medaillon dasselbe steht. Ich kann den Buchstaben „s" — er be deutet wohl „seiner" — übersehen haben, als ich es in der Hand hatte, und wenn er darauf steht, beweist es, daß zwei solche Medaillons vorhanden sind." „Und das wäre ein Beweis, daß Walter unschuldig ist, nicht wahr?" „Gewiß, denn e» würde daraus heroorgeben. daß das Medaillon, das Sie in der Hand des Toten sanden, nicht identisch ist mit dem, das sich im Besitz des Herrn Marvel befand." „Wollte Gott, es wäre so! Ich könnte mir sonst nie verzeihen, dieses Beweisstück gegen ihn geliefert zu haben. Aber was halten Sie von den Kleidern, die er in den Fluß geworfen hat, wie er sagt? Der Richter hat mir mitgeteilt, daß er mit meinem Vetter, Herrn Lewis, den Fluß abgesucht hat, ohne irg.-nd etwas zu finden." „Ich glaube, ich muß selbst danach sehen. Jetzt muß ich eine andere Spur verfolgen und bitte Sie um Entschuldigung, wenn ich Sie jetzt verlassen muß." „Wollen Sie nicht zum Abendessen zurückkeqren? Sarah ist bei mir und bleibt, so lange ich will. Daher können Sie hier übernachten, wenn Sie wollen." „Ich danke Ihnen bestens. Verlieren Sie den Mut nicht, Fräulein Lewis; wenn es in meiner Macht liegt, werd« ich Ihren Geliebten reinwaschen!" Mit diesen Worten verließ der Detektiv die Farm und begab sich zu Doktor Snow, den er glücklicherweise zu Hause antraf. Er kam eben von einem Besuche bei Fräulein Marvel zurück, deren Befinden, wie er sagte, sich etwas gebessert hatte. Barnes stellte einige Fragen über die Personen, die in das Verbrechen ver wickelt waren und sagte schließlich: „Ich möchte Ihnen noch eine Frage vorlegen, Herr Doktor. Schwellen die Finger des Menschen nach dem Tode an oder schrumpfen sie ein?" „Das hängt von den Umständen ab, unter denen der Tod erfolgte. Wenn die Todesursache Wassersucht oder eine Vergiftung ist, so schwellen sie an; gewöhn lich aber ist das Gegenteil der Fall. Allerdings spielt die Zeit eine Rolle hierbei, die unter Umständen nicht unbedeutend ist." „Da verschiedene Fälle möglich find, muß ich Ihnen einen einzelnen Fall zur Beurteilung oorleaen. Würden Sie z. B. im Falle des Herrn Lewis ein An schwellen der Finger erwarten?" „Nein, im Gegenteil, wenn sie auch in den wenigen Tagen, die seit dem Tod« verflossen sind, nicht sehr eingeschrumpft sein können." „Sie würden also nicht angeschwollen sein?" „Nein, davon knn ich fest üoerzeugt." „Danke. H«rr Doktor. Sie haben «ine für mich sehr wichtige Frage beantwortet. Wenn die Verhand lung stattfindet, bitte ich Sie. sich dieser Unterredung zu erinnern, falls Cie deshalb als Zeuge aufgerufcn werden sollten." „Natürlich werde ich es bezeugen, wenn ich bis jetzt auch noch nicht einsehcn kann, was Sie damit beweisen wollen!" „Verzeihen Sic. bitte, wenn ich jetzt nichts Näheres über diesen Punkt sagen kann. Ich darf nur an meine Aufgabe denken und halte es zunächst fürs beste, in aller Stille zu verfahren. Ich möchte Sie um Ihre Verschwiegenheit in dieser Sache ersuchen!" „Gewiß, Sie können darauf zählen, da Sie glauben, daß es von Wichtigkeit ist." Nunmehr begab sich Barnes zu der Brücke, von der Marvel das Kleiderbündel hinuntergeworfen haben wollte. Er blickte in das Wasser hinab und kam zu dem Schlüsse, daß das Bündel, auf welcher Seite der Brücke es auch in den Fluß geworfen worden war. durch die Strömung gegen das Wehr getrieben worden sein müßte; andernfalls hätte man es auf den Sand bänken gefunden, die das südliche Ufer begrenzt.'». Hierauf wandte er sich zum Ufer auf der anderen Seite des Wehres und untersuchte von hier aus die näheren Verhältnisse. „Na", dachte er. „wenn Marvel sich einen Platz ausgesucht hätte, um etwas mit Sicherheit nicht wiederzufinden, hätte er nrcht besser wählen können." Ein« große Menge von Felsblöcken blickten aus dem Flusse, der hier ziemlich seicht war. und teilten ihn in eine Anzahl kleinere Läufe. Ein Kleiderbllndel konnte sich mit Leichtigkeit hier irgend, wo festhängen und lange Zeit zwischen den Steinen verborgen liegen, wenigsten» so lange, als es für Walter Marvel tatsächlich noch von Wert sein konnte. Der Detektiv sah ein. daß es eine schier unlösbare Aufgabe war. dem Fluß sein Geheimnis zu entreißen, wenn er tatsächlich ein solches barg. Er war inde» nicht der Mann, vor Hindernissen zurückzuschrecken, und er beschloß, in der kommenden Nacht einen Ver such zu machen. Er wählte die Nacbt, da er die Be dingung«» möglichst den«n ähnlich treffen wollte, unter welchen der Angeklagte gehandelt hatte. Er dachte, daß der Wasserstand oder die Läufe zwischen den Felsen bei Stacht verschieden sein könnten, iveil dann die Mühlen nicht arbeiteten. Während jedoch Barnes sich das Wehr näher ansah. fuhr ihm eine neue Idee durch den Kopf. Er bemerkte, daß es in der Mitte niedriger war al» an den beiden Seiten, gegen die es anstieq. Daher mußte, wenn die Schleuse des Kanals zur Sägemühle. die jetzt geöffnet war. ge schlossen würde, die Hauptmeng« de» Wassers in der Mitte htnunterstürzen und daher dort die Strömung