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flbcnd<flu8gabe Aonifianrfril»- ,Or und &•»•«*• durd» unftrc fraget und VKJU jjpp» Kl| f • eptöltturt 2 mal tttalid» Ina Rau« g*brad>f: «0 Bf. manatlld). 4.70 Ult. vltrUUäbrlid). Bei unftrn $iltaHu uni Rnnabme- fttlltn ab0*b»lti 75 pf. monatlich, ®-»3 mt- ol*rt»l|äbriid). Burd) Olt Ballt Inntrbalb Beutfd)laudo und dar Oautfd)tn «olonltn nlrrtcljäbrlid) 3.60 UH., monathd) 1.70 mt., auafd)UtSlld) PaflbtptUgtld. Bao Itipjlgtr f agrblatt crfdirlnt »mal täglich. Bonn« u.$titrtago nur 1 mal. Rcdattlon und eafdiäftofltUa: ^obannlogatfe Rr. 4. $»rufprcch>flnfd)tulj Rr. 14694, 14003 and 14004. 107. Jahrgang flnjtfgcnptelfe: oon auotoärt« 30 Pf., Ratlamrn 1.40 ült. Jnfrcatt non öshbrörn im amtlich™ «eil Ola Pctltaalla 50 Pf. eefdidftoan.Klocn mit pianoorfdirlft Im prallt arbObt. Rabatt nach (Tarif. Bcilagtgtbübr: Bafamtauflaga 5 Rlt. pro laufend aatl. poflgabübr. dtilbtilaga hiSbar. Rngeigtn« Rnnabmt: OohanniegaffaO. bei fäintt)<hen ftllalan und alltn Annoncen* tapedltion™ dao Jn- und Ruolandca. Berliner Redaftion. Jn den Jetten 9. $trnfprtd).Rnfd)lug: Amt üloablt Rr. 407. ilr. 226. Dienstag, den 6. Rial. 1913. Dae Widjtigfle. * 3” £ e i p 3 i g, [Reumarkt, »erfu^te ber Sdjneibct £> a u s M® AJitwc Äoßle ju erfeßießen unb tötete fteß bann felbft. (6. bef. Art.) * Die Skutarifrage wirb als gcIöft te= t raeßtet. Gin 2anbungskorps ber inter« nationalen Blodabcflotte wirb Slutari nad) Ab» jng ber 3Rontenegriner beferen. (6. bef. Art.) * Anläßlich bes Barifer Befudjs bes Äönigs t»cn Spanien joll bie Gntfdjeibung über ben fpanifcß = fran3Öfifc߀n Marokko»«!« trag erfolgen. Oer preuftifdje Canötaj uhü die neumaljlen. Q Berlin, 5. 3JJai. Tic preufjijdje 3 lDC ^ tc Stammet ßat ißren SlrcUdauf vollendet. ytrar ivirb, weil baö Herren haus gelcgentlid) mit befonberer ©enauigfeit ju arbeiten liebt, bciö 'Abgeordnetenhaus nod) ein* mal jufammentreten ntüffen. VorauSfidjtlidj am Mittmod) über adjt Sagen, um fid) mit ben BatrS wegen ber Blenderungen auScinanderjufe^en, bie von biefen an bent BlitögrabungSgefefj Vorgenont- men würben. 'Aber baS wirb ein fitrjeS unb fdjiucrfllofeö Verfahren werben, und bann wirb bie 'Auflöfung folgen. Sine Bluflöfung — wie nnS bie „[Rorbb. 2111g. 3kfl-" auSbrüdlidß be* leßrt, bamit ja nientanb auf ben fdjwarjen ®e- banken läute, ces tonnte jmifdjen ber prciißifdjen Regierung unb ihrem liebften Stiiibe nidfjt gans ftinunen — ohne Ara unb Qfalfcf), ohne Haß unb £eibenfdiaft. Sine Auflöfung fojufagen in ge- burtößelferifdjer Abfidjt, auf bafs bas neue 2lf>* georbnetenljaue» früher ans £td)t kommen fann. pU bem finb bic Neuwahlen nämlich fdjon auf ifteitgg, beu 16. Mai, ausgefdjriebcn. Die Ur* wählen heißt bas; bie eigentlichen Abgeordneten« wählen, bic hinterher freilid) nur noch eine For malität finb, finben erljeblid) fpäter ftatt. Somit tann man immerhin jagen: bas Abgeorbneten- haus oon 1908 ift tot. Unb darf ißnt einen Sdicibegruß jpenben. Vatürlidj feine von ben £aubationeS, Wie jie ■Der ftfisjiisfte Goethe. Da ift (jreiiDe. Man muß ihn freilich richtig lefen, ten „Fröhlichen Goetßc“, bas in Mittlers Verlag eijd/icnenc Bud) oon Udilßelm Bobc. Goethe jjitierte einmal em Aßiclanbifdj Ußort: „Man könnte bic 2cute woijl amüjieren, wenn jie amiijabel wären“ — unb fügte rei: „4)ct 4)eutfchc weiß wohl 3« berichte gen, aber n:d)t 3U |Upplieren.“ Unb Ißilhelm 23obe remertt non feinem „fröhlichen (5oethe“; „ißenn bie Ccjcc biejes ißuehes nicht einiges hinjutun, jo hoicn |ic nicht Ijeiaus, was barin ift." Tws ift jo 311 verftehen: Sie Jjreubigteit Socthcs, bie ihm ben IRuf eines (Eubämoniften, eines 2ieblings ber (Söttet 3U- gejogen hat, war in feinem 'Ißcfcn mit buntlen 2ei? benichaften unb Dielen Fähigkeiten bes Unglücks oer- bunbeu. Der größte Mcifter beutfdjer Dichtung war ein 33emei|terer feiner feloft, ein 23eh«rrid)er bes Sehens. Den ®'i)iner3 ichwar^er Sage, bas ärgerliche (öt-au bes Üliltags hab er empor, unb felbft in ober Serlajfenheit wußte er ben fonnräglichen IRer^ ber ötunbe 3U finben. „(öoethc", jagt Üßilhelm 'JBobe, „war ein ernftcr Mann, ber es mit bem 2eben unb ben Pflichten nicht leidjt nahm unb ber bie 2Belt hinlänglich kannte, um jie nid>t für rofenrot ßu er« Hären. Der Mcnjchheit ganfler 3 amme r ,D ’ r b in feinen Dichtungen unb Sefcnntniffen bloßgelegt. 3h» jclbit peinigten nicfyt feiten Unraft, Berbüfterung, '.Bezweiflung. SBenn wir trotjbem (Boethc non feiner fröhlich«" Seite betrachten, fo fteüen wir zugleich bie Frage: SBie fann ein folcher Mann jum Frohmut ge« langen unb ben Frohmut bewahren?“ — Das eine Clement in Soethes 2Befen. bas non Mütterchens Frohnatur oerertte, fchloß Ausgleich unb SBünbnis mit bem harten 2eben, unb bie Frucht biefes Bunbes war SBeisheit. Des Menfdjen _ höchste SBeisheit ift bie Jjeiterteit; fie, bie nicht bloß im tollen Sprunge jauchjt, bie noch lieber in ber Befcfjeibung unb (Ent« täufdjung wehmütig lächelt. Son ber merfwütbigen Mifthung in (ßoethes SBefen, aus ber ber große ßebenstünftler feine Harmonie machte, ahnte fchon bem jungen Stubenten etwas, ber, einunbjwanjig« jährig, fein liebes 2eipjig oerließ, im Jjerjen eine brennenbe 2iebeswunbe unb ben marternben ®eban« fen im Äopf, baß er einem nahen ffirabe oerfallen fei. (Soethc hatte in Beipsig einen fehweren Blut« fturj erlitten.) Sils er im ^oftroagen feinen keifen Uebermut fpiden ließ, fragte ihn em Mitrcifenber: „Sie finb fo luftig unb haben heute boef) 2eip,iig oer« laffen?“ „Unfer öerj", antwortete ber junge (ßoeth?, „me’R oft nichts non ber Munterfeit bes Blutes.“ Sßir fehen, wie in aßen buntlen Stunben feines fpäteren 2ebens Temperament unb Sinfid)t biefen oerf3bnli<h«n Frieben fchliefjen. Soethes Be= bürfnis näih b«m ibealen Gleichgewicht war groß. JBet biefem Bebürfnis bas 2eben &u unterwerfen nerntag, ber befiht heitere SBeisljeit. (Ein „Behrbucfj flum Glücflicbkin" nennt Bobe fein Buch Dom fröbli^e" ©oethe. 3ßcr Goethe glücklich? Gr bat uncnblicb Diel Schmer^, «erger unb Unglücf burcplitten. Doth er wat hartnonifth. er war weife, er war heiter. Sebrbmh? 3«. wenn cs genügte, auf bie fonferoatiü-agrarifdjen Organe berüben, bie, wa§ an fid) nicht ohne Junior ift, im Schweiße iljreö 2lngefid)ts nun nadjjuWcifen fidj mühen, baß in ber Sorge für bie ^nbuftrie bie Tage bes ^reußenparlaments oerrannen. Söir, bic wir baö prcußifdje 2lbgeorbnetenhauö als äußerft üer- befferungöbebürftig anfehen unb als bas Dor* nehtnfte ^nftrument, burd) baS bie §errfchaft ber öroßgrunbbefißerfafte über ben führenden Ginjelftaat unb bas iRcidj (bitte: audj baS s J?eidj) aufrechterhalten Wirb, üergeffen ihm Dor allem nicht, baß eS bie ohnehin nidjt gcrabe ftürmi* fdjen fReformpläne beö MinifteriumS Sethmann fo Derbog, baß wenigftenS biejer fHegicrung bie 2uft, baS 2Sahlrcd)t aufjufrijehen, ein für allemal Derging. Sludj bic Vereitelung beS ©efcßeS über bie ißflid)tfortbilbungSjd)ule in ben Orten mit mehr als jehntaufenb (Einwohnern Wirb ißm in fRedjnung 311 [teilen fein. Das fiel, weil bie Mehrheit Don StonferDatiDen unb .ßentruin ben 2ehrplan biefer Schulen, bie ganj ausfdjließlich ber Unterweifung für baS praftifdjc Berufsleben beftimmt jein füllten, burdjauS mit einem äußer* lidjen ^Religionsunterricht bepacken wollte. 2ln* bereS, wie bic [Reform ber preußifdjen (Einkom mens* unb VermögenSfteuer, an benen ber ge niale 2Burf, nidjt bie (Sinjelheiten ju loben bleiben, warb burd) ben Starrfinn ber [Regie rung Derhinbert. 2llS man in ben Sfugenbtagen beS nun jdjeibenben 2lbgeorbnetenhaufeS eine burdj bic allgemeine Teuerung notwenbig ge worbene (Erhöhung ber Beamtengehälter Dor- naßm, einigte man [ich, bie erforberlidjen Mittel Öauf bem Don ber finanjWifjenfdjaftlidjen nicht gerabe als feßr jein empfunbenen 2ßege ber Steueräufchlägc aufjubringen. Die waren aber auöbrüdflid) als Dorübergehenbe Maß regel gebadjt unb aud) nur fo bewilligt Worben. 3eßt, wo in^wifdjen bem SluSgleichfonbS an* fehnlicße Ueberfdjüjfe augcfloffen waren, fehlte ihnen nad) ihrer ganzen (EntftehungSaeid)id)te ber eigentliche iReditöboben. 2lber &err 2 e n ß e, ber fid) mit beachtlichem Talent in baS preußifche Miniftermilieu hineingefunben hat agierte ben rocher de bronze unb Derjidjtete lieber auf bie [Reform als auf bic (Ejtraeinnahme ber $u- fcßläge. So bleibt Don größeren gejeßgeberi- fdjen Unternehmungen als (Ertrag biefer fünf $ahre im ®runbe nur baS Bajjergefeß ju budjen (in manchen Stücken ein Standard work), baS Moorfdjußgefeß, bie im Brinjip befdjlofjene (Sieftrifierung ber Berliner Stabt* unb [Ring bahn, bie [Reuauffüllung beS oftmärkifchen 2ln- fieblungSfonbS unb ein erfter zaghafter Sdjritt auf ber Bahn innerer Solonifation: beim was finb fcfjließlid) 25 Millionen angcfichts bes ftol* 3en ÜBillenS ber [Regierung, auf foldje Söeifc bie Ouellen ber wachfenben unb periobifd) fid) erneuernben F'ldffhteuerung bauernb 311 Der* fdjüttcn! DaS Fibcifommißgefeß, bas man Don ßeii 3U 3eit, wenn ber [Ruf nad) ihm befonberS dringlich würbe, uns Derhieß, ift nicht gekommen. Unb burd) bie ©artenfehnfudjt beS hotjen Kaufes hat ber unangenehme Spürjinn ber [ReidjStagS- Bubgettommijjion bekanntlich einen biden Strid) gezogen, üßobei man noch immer Wirb fragen dürfen: ftft ein ©arten, beffen fid) bie ßanb* boten im heften Falle anderthalb bis ^wei Mo nate im $ahre erfreuen könnten, wirklich eine fo bringliche Angelegenheit, baß eine Biertelmillion — denn billiger wirb bie Sadje bod) wohl nid)t 3U machen fein — ben öffcntlidjen Sädeln barum entzogen werben muß? Aud) bie Sparfamkeit, fdjeint unS, füllte at home beginnen. So faß baS alte $auS auS. Unb Wie wirb baS neue auSfcßauen? Bermutlidj genau fo. (ES regt fid) ja — wennfd)on Don einer eigentlichen 2öal)lbewegung natürlich nidjt bie [Rebe fein fann — im einflelnen auf liberaler Seite Diel froher (Eifer, unb hier unb ba ftößt man fogar auf redjtfdjaffenen Optimismus. Dennod) ift nicht ganfl leicht flu fagen, worin biefer Optimismus feinen’ ®runb hat. (Es ift ja erfreulidj, baß in ben meiften Beflirtcn Aationaliiberale unb F° cl * fdjrittler flufammengehen; aber hoch ui.ljr unter allgemeinen politifcpen ©cfidjtSpuiitten: ijLOcu, bie in baS ©ebiet ber JReidjSpolitif Ijmübcr- leiten. An ber ©eftalt unb Struktur bes BreußenparlamentS wirb fid) folange nid)tS an- bem, als bic Soflialbemokraten bei bem Aarren- troß ißrer „reinen Theorie“ Der harren, bie jie erft wieber auf ihrer legten ftanuartaguitg ftabi* liertcn. Tiefen Dingen nüdjtcrn ins Auge ,',u feßen ift fdjon um beswillcn nüßlid), bamit wir nachher nid)t wieber baS 2ieb Don ber '.Rieber läge beS flum Siege auSgcflogcnen 2ibcrali3mus unb bem ißni durchaus abgekehrten Sßilleit bes preußiidjen Boltes flu hören bekommen. 22er Don Dornherein an Arm unb Bein geknebelt ift, kann natürlich nid)t fiegen. (Ebcnjo wie teilt Blcbifflit fluftanbe kommen kann, wenn man ^weibrittcl bes Volkes hindert, wirklich ißte Stimme abfliigebcn. [Rein, cs wirb int Sande Brcußen bleiben wie es war, unb cS ift an fid) gar nidjt einmal auSgefdjloffen, baß cS nod) Idjlimmer wirb; baß nämlidj bie [Rechte für fid) allein bic Mehrheit erhält. Die „©ermania“ hat freilid) am Sonntag Derljeißcn: für biefen Fall würbe bas 3 en © uni mit den liberalen tedjtelmcdjteln. Aber auch Don biefer Ver heißung kann man mit bem alten Berliner (Eou- pletberS Jagen: „^lüdlich Auguft macht bet nid)." Die Skutarifrage gelost! Die amtliche Mitteilung Don ber [Räumung SfutariS durch Montenegro hat bei ber 2on- boner Botfdjafterkonferenj bic ftärfftc Befriebi» gung auSgelöft. Sßenn eS nach ber erften Mit teilung beS [ReuterbureauS über bie neuen Be- fd)lüffe ber Botfdjafter junädjft aud) fdjien, als fei man in Äionbon über bie ^eftfteflung biefes ©efüßlS ber ©enugtuung kaum IjinauSgetotnmen unb habe Weitere (Entfärbungen nach & cm be liebten .unb bis ju einem gewiffen ©rabe woßl aud) bewährten [Rcjept hinauSgefdjoben, jo bringt eine ausführlichere Melbung ber „Agence §abaS“ bie erfreuliche ©ewißtjeit, baß man fid) aud) bereits über bie Mobalitäten ber Befiß- ergreifung SkutariS durch bie Mädjte Derftänbigt hat. (Ein internationales 2anbungSkorpS ber an ber montenegrinifchen Si'üfte Ireujenben Blodabc* flotte foll nad) ber [Räumung SkutariS burd) bic Montenegriner fofort bie Stabt befeßen unb für Aufrechterhaltung ber Ordnung forgen. 22ann bie Montenegriner auS Skutari abjieljcn wer ben, ift noch nidjt beftimmt. Vermutlid) will .(Vönig AikolauS erft nod) bie Billigung feiner Aadjgiebigfeit burd) bie am Donnerstag in Ge« tinje flufammentretenbe Skupfdjtina abwarten, ehe er feine Truppen aus ber heißbegehrten unb nun bodj Derlorencn Stabt abberuft. Troß biefer Verflögerüng kann jebod) bic S k u t a r i f r a g e als g e l ö ft bctradjtet werben. Ob fid) baS entfdjiebcn fdjwicrigcre alba* n i f d) e Problem ebenjo rafcf) wirb löfen laffen, ift flurfleit noch fl w e i f c 11) a f t. Auch hier ftel)t bie Mittel 3U achten, bie Soetbe anmanbte, fuß 3U erquicken unb aufflurießten! SBenn bas genügte, Goetßes Schüler in ber £ebenstunft 3u fein! Muß bodj jeber nur aus feinem eigenen 2eben lernen, was ißm bie perjönlidjen Fähigkeiten 3" lernen geftatten. Bobes „Frößlicßer Goethe“ folgt einem cßrono* logijcßen SBcg ber (Entwicklung. Doch ift bie Äennt« nis ber Goetße=Biographie Dorausgefeßt für £efer, bie 3um frößlirfjen ben ganten Goetße „fupplieren“ möcß« ten. Auch feßlt jebes Staket gelehrter Anmerkungen unb Fa& n °t« n - ®’ n « finnifi« unb erfeßöpfenbe Aus« lefe ift es aus oerbürgten Grlcbniffen, Daten, Aben« teuern, aus wahren Anekdoten, aus überlieferten SBorten, aus ben Dichtungen unb Briefen Goethes, aus foldjen Spuren feines Dafeins insgefamt, an benen Goethes ^umor leueßtet. Das Buch begleitet uns mm ben erften Änabenftreicßen bes Äinbes bis flu ben Tagen, in benen ber Greis mit feinen Gnkeln ipieltc unb ber alte Meifter mit ben Jßortcn bes Tür« mers oon ber Grfce Abfdßieb naljrn: 3ßr glüdlicßen Augen, Aßes je ißr gefeß'n: j Gs fei, wie es wolle, Gs wat boeß fn feßön." 2Ber bei öoetße baßeim ift, bem macht bas Bud) wenig neue Mitteilungen. Aber Bekanntes oertieft fid) burdj 3ujammenhänge unb manches Gebicßt er« hält in ber neuen Umgebung neue 3üge. Um aus ber Fülle ein weniges ßerausflugreifen: Als Goetße im 3 a hr« 1772 oon SBeßlut aus burdj bas lieblidje £aßntal gesogen war, ersäßlte er fpäter: „Solcße Sßanberunge machten mein größtes Glück, icß erfanb, oertnüpfte, arbeitete burd) unb war in ber Stille mit mir felbft ßeiter unb froß; icf> legte mir 3ured)t, was bie ewig wiberfpreeßenbe SBelt mit un« gefdjickt unb oerworren aufgebrängt ßatte!“ VieDfleßn Aaßre fpäter floß Goetße aus äßeimar nad) Ftalien. Sßas ißn wr Flwßt trieb, war auch nichts anderes als der übermächtig geworbene Drang, in ber Gin« famkeit bes Aßanberns au nertnüpfen unb flu oer« arbeiten, was bie fleßn Jaßre feiner £eibenfcßaft flu Gßarlotte o. Stein in ißm aufgefpeießert hatten, unb fieß ftill flurecßtlegen, was bie wiberfpreeßenbe 'Ißelt (ber §of su Sßeimar) ißm oerworren aufgebrängt ßatte. Gs war ber 3wang feiner Statur, nadj furchtbaren Stimmungen feines 3nnern unb ben [Reibungen ber Außenwelt su innerer Heiterkeit flu gelangen. ffier Goetßes Abfall oon Gßarlotte d. Stein, su Gßrijtiane B u l p i u s su Derfteßen trachtet, tann an ben kleinen Brief,seilen nießt oorübergeßen, bie er 1792 aus Breslau an Herber unb beffen Frau feßrieb; „2Benn 3ßt mich lieb beßaltet, wenige Gute mir ge» neigt bleiben, mein Mcüxßen treu ift, mein Äinb lebt, mein großer Ofen gut ßeigt — fo hab’ icß norerft nießts weiter su wünfeßen." Gs ßatte unter wedjfeln« ben 3°h r « 5r i n fl«n bie Heiterkeit Goetßes ißre Bcbütf« niffc oeränbert. Aber eine einteilige unb grunbfätj« ließe Belehrung nom tollen Uebermut unb dem über» mäßig»ibcaliitii(ßen Streben su ßäusliißcr Bcßag» lidjteit unb flu einer natürlichen £ebensart mit gc< regelten finnlicfien Freuden war es nießt. [Roch oft fprüßte neues Öicbesblut, unb ber Hett Geßeimrat trieb es, wenn bie Stunbe es wollte, im Äreife feiner Scßaujpieler unb anderer Ftoß(J«noffen fo arg, wie in ber fdjäumenben 3"0«nb3eit. . . . Bon Goetßes H«iteneit hat eine feiner bidjte« rifeßen Geftalten ben ßenjten 'Jßibetglans: fein (Eg« mont. „SBenn ißr bas 2eben gar su ernftßaft nehmt“’ jagt Ggmont, „was ift benn bran? SBenn uns ber Morgen nießt su neuen Freuten weckt, am Abcnb uns leine £uft su ßoffen übrig bleibt, ift’s woßl bes An» unb Aussießens wert?“ Hermann Äienfll, Berlin. fiunlt itnö WilUitldjali. * Amtliche [Racßridjten von ber Uniuerfität Seipsig. Das Äöniglidje Minifterium bes Äultus unb ößent« ließen Unterrichts in Dresden bat genehmigt, baß ber Geheime Hofrat Brof. Dr. £ c s t i e n mit Büd« ficht auf fein ungünftiges Befinben bic für bas laufenbe Semefter angetünbipten Borlefungen aus» fallen läßt, unb baß ber neußabilitierte Brinat* bosent Dr. S d) e u in biefem Semefter eine Bor« lefung über bie Geographie oon Frantreid) (prioatiin. Dienstag abenbs 6—7 Ußr) hält. * Die Magdeburger Tagung für Tenlmalsjdjuß. Aus Magdeburg fdneibt unfer bortiger Mit arbeiter: veute fanb im [Ratßaufe bie Tagung ber BroDinjialtommiffion sur G r f 0 r f rf) u n g unb xum Scßutc ber Denkmäler ber Bronin) Sacnfen ftatt. Die Äommiffion oerßanbelte sunächft über ben Blau einer SBieberherftellung ber Betritirche in (Erfurt, mit ber bie Beieitigung bes Andreas« turmes sufammenhängt. Der ganje Blan erfordert einen Äoftenaufwanb oon 250C00.Ä Die Äommiffion befeßioß, bas Btojelt su empfehlen, babei aber nach Möglichkeit auf Grßaltung bes Anbreasturmes ßin» uiwirten. — An bie Beendigung ber Äommiffions« fißung fdjloß fid) bie Tagung bes Vereins jur Gr« ßaltung ber Denkmäler ber Bronins Sachfen unter bem Borfitj bes Fürften Gßrijtian Gruft su Stolberg- UBernigerobe an. * Bom Fronlfurter Sängerfeft. Der 4. SBettftreit Deutfcßer Männergefangnereine um ben taiferlicßen UBanberpreis ßat, wie wir bereits meldeten, geftern abenb mit bem Begrüßungslonsert begonnen. Der Feftplatj hat fid) su einem entsüdenben Frühlings« garten gewandelt. Die Balkons unb Berauben ber Feftßalle seigen ebenfo reießften Blütenfcßmurf. Das Jnncre bes gewaltigen Baues, befien Galerien unb (Emporen fich bießt gefüllt hatten, wirkte in ber etwas S eänberten Geftalt unb bei ber feftlichcn abenblicßen (eleucßtung großartig. Faßnen, Beiarien unb Banner ßinaen oon ben gewölbten Decken unb ber riefigen Äuppel ßerab. Golbene Äränje sierten bie Brültungen. Ueber ber Äaiferloge, bem Sänger» pobium gegenüber, erhob fid) ein purpurner Bal dachin. 3u Seiten ber 2oge faß man bie Spißen ber Behörden, darunter ben Oberpräfibenten H«ngften- berg unb ben tommanbierenben General o. Sehend. Der Äaifer würbe am Bortal ber F«ftßalle, wo fid) auch Bring unb Bringeffin Friebrid) Äarl oon Heften eingefunben hatten, oom Hauptausjcßuß ber Orts» tommiffion mit Dberbürgermeifter Voigt an ber Spiße, oon ber mufikalifcßen xommiffion, an beten Spiße Generalintendant Graf Hülfen « Höfeler fteßt, unb ben Breisrichtern empfangen unb sur liaiferloge hinaurgeleitet. Ginige 20 Gßrenjungfrauen mit Aoienkränsen im Haar unb ebenfo oiele Bagen im Jtoftiim bes 1?. 3at)rhunberts fefjritten oorauf unb befeßten bann bie Freitreppen, bie oon bet £oge in ben Saal hinab« jühren. Auf bie Hochrufe ber laufenbe bantte ber Äaifer burd) Verneigen unb ßörte bann fteßenb bie Aationalhtjmne, bie oon Sängern unb Bublikum ge« funeen. non bem Orchefter begleite*, bonnernb oon ben AJölbungen wiberhallte. Das Begiüßungs» konjert würbe ausgcjüßrt oon bem Frankfurter Sängerbund (etwa taufenb Sängern) unb bem Vcr« ftärkten Orchefter bes Frankfurter Dpernßauies unter £eitung bes Brofefiors Maximilian öleifcf). Die trefflichen Darbietungen ber Frankfurter kamen bei ber oerbefjerten Akuftik bes [Riefenraumes su idjöner SBirtunq. Gröffnet würbe bas Äoniert mit ber ftaiferßnmnc, [Richard SBagnets aus bcni 3at)re 1844, mit einem neuen Text oon £eopolb Bahnen. Den Schluß mad)te bas UBcißelieb oon Grnft u. S cf) u eß für Baritonjolo, Gßor unb Drchefter. Als Solift wirkte Herr Adolf Müller. Gans beionberen Beifall fanden bic a eanell 1 mit innigem Gmpfinben oorgetragenen Voltslieber, unb unter biefen bejonbers Äarl Maria o. Sßebers Sdjwertlicb unb £üßows wilde 3agb. Der Äaifer »erließ unter Hochrufen bie Halle unb kehrte nad) 'JBiesbaben surüd. * Gin internationaler Ahifiktongreß in Baris. Die Snternationale Mufitgefellfchgit wirb ihren 4. Äongreß im Mai bes nächften Saßrcs in Baris abhalten. 3ur Vorbereitung bes Kongreßes, befien Gßrenpräfibent Henn) [Roujon fein wirb, hat fid) ein Komitee gebildet, bas jetjt bereits eine Sißung im llnterrid)tsminiftcrium unter bem Vorfiß oon £ouis Bartßou abgehalten ßat Das Äomitee. bas bic an« gefeßenften Vertreter ber frangöfifeßen Mufitwelt »er« einigt, hat als erfte Aufgabe bie Aufhellung einer Tagesordnung für bie Arbeiten bes Äongrefies, ber in »erfdjiebenen Scttioncn tagen wirb. Gine Aus« ftellung für fransöfiieße mufUalifcße Stonograpßie wirb gleichseitig mit bem Äongreß »eranftaltet werben. * Stüdteßr unb Grgebuie ber Täniftßen Grün« lanbexpebition. 'J(art) telegraphifchen Berichten aus Ihorfßaon (Faroer) ift bort ber bänifche Dampfer „Frans Ggebc“ mit ben bänifeßen Grönlanbsforfcßern Änub [Raßmuffen unb Beter Frenfien an Borb »on Grönland etngetroffen Die Forfcßer ? aben in breijäßriger Arbeit ihre Aufgaben »oU- ommen buidjgefüßrt unb bas 3nnere bes 2anbcs, bie Gisione, zweimal burd)quert. [Raßmuffen telegraphierte um 10Uhr »ormittags ausIhorfhaon: „Geplante Gxpebition burdjgeführt. würbe feftgeftellt, baß ber B c a r i) t a n a I, auch bas Verbindung s« land swifeßen Grönland unb Bearijlanb nießt exiftiert. Äartograpßifcßes Material aufgenommen. * Sine norwtgifiße Staatepenfion für Amunbfen. 2Bie aus Gßrijtiania gemeldet wirb, hat ber Stortßing )neben einftimmig als Vati 0 n a l c h ren« beloßnung für Voalb Amunbfen, ben Gnt« bedet bes Sübpols, ein 3aßrcsgcßalt »on 5000 Äronen bewilligt