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Morgen-Ausgabe Bezugt-Prei» KtMer Tageblatt Handelszeitung M. ISl Sonnsdenü, üen 53. M8n 1912. t 14 892 Lek-Enschs. l14 »93 114894 Amtsblatt des Aales und des Aolizeiamtes der Stadt Leipzig l 14 »92 Lel.-Anschl.k 14 893 114 894 'N» Lrtvzia »nd V»r»n« durch «ulr« Irüarr und 6p«dN»»i« L»ol It, ltch in» vau» urdrachi » Vt. mnnott. Lw ML »t«n»Uadrr V«i »»>«,« NNio!,» ». An» naj>«kell<n «ducdoU » Vt. mnnatt» rL Mt. ol«tt«I>atzrL Lurch »tu V»U: kmerhald Druttchiand» au» der drullchun cholouiru »»«rirliodrl. 5.UU niunaü. ILll Mk auutthe PottdeUrllarld ilrrnrr tu «rlaira, Doniinull. vrn Donauftaatru. 2tat««a. Lu^rmduiu. lOrdriland,. *»>» »««»«. r>«)1<«i»iL Unuoin. iNudlund. Echwedrn vchw,U» 6pua>»u. 0n aUrn udr>a»n kiaolrn NUI N,I,N duild dt« chr>chaii»n«U« dr» Ulan«» «rhalltich. Da» e«l»,ia«r Taa»dla«t rr>ch»»u« Smal Uiglrch. S»nn» a ri«»««»»» n,i u «ra,n». Ldonn»m«nt»->nnadm« A»da»ui»a«a» d<» «ui«i»n t,««««». NlNaiin.churdilruru« «*» «nnahmrUrllei». >»wl« LuUttmlrm und «rrrslraarri». cht»»«l»»,I«o>»pr»t» ll> UL Anzeigen PreiS f>r Snlerat» au» S«l»Nll und Um,,du», dt» Npalttg« V«ntt«U« sP>,dr»N«rlam«» »«»l« I Ltt. von au»«aN» L) P>. N«klamen LÄ> ML Jutrrar» von lhedürd«, »m amt- Nch«n r«tl vl« P«tUt«U« M Pt ch«Ichät«»auj,taen mit Platoorlchrifte« im «rdüdt Nada« »ach Larll B,'Iaa«a«dllhr chetamd» autlagr L Ät o Laul,nv «rkt. Pullgedühr. leildrilua, voder- ^«ft«N«M, «uiiraa« können nicht,uril<- a,»og,n weiden !tür da» tkrlchetnen an beuinimlen lagen und Plö»»u «trd kein« lbaranN« üdernommrn. Änirtgen - Ännadm, I,d»uui»»ug« d«t lamtltchen HMal.n o allen Annoncen» Elpedttlonen de» In» und Au»lande». Druck mrd vertu» u»u Hl Ich«, ch VUftM Inhabern Paul NIlkti««. NeduMu» uu» ch«Ichitt»It»ll«: Iodanni»aoste «r »a«pl»-,Il,I« Lee»»»,: Seeftias« 4, t ileleptzou «VL los. Ishrgsnz. H) An einem Datum, das einst jedem Schul kind durch den Ausfall des Unterrichts vertraut war, und hoffentlich auch neuerdings nicht in Vergessenheit geraten ist, am 22. März, dem Geburtstage Kaiser Wilhelms I., sind die Wehrvorlagen veröffentlicht worden. Genau vor einem Monat teilte die „Nordd. Allg. Ztg." mit, daß die ausgearbeiteten Vorschläge der Kriegsverwaltung am Tage vorher in die Hände des Reichskanzlers gelangt seien. Durch die Thronrede vom 7. Februar war dem deutschen Volke von der geplanten Rüstungsverstärlung Kunde geworden. Die Thronrede hatte die Ankündigung nicht zu den außerpolitischen Ver hältnissen oder zu den Vorgängen des letzten Jahres in Beziehung gebracht. Sie hatte viel mehr schlicht und klar gesagt: „Das Gedeihen unserer Werke des Friedens daheim und über See hängt davon ab, das; das Reich mächtig genug bleibt, um seine nationale Ehre, seinen Besitz und seine berechtigten In teressen in der Welt jederzeit zu wahren und zu vertreten. Deshalb ist meine (des Kaisers) beständige Pflicht und Sorge, die Wehrkraft des deutschen Volkes, dem es an waffenfähiger junger Mannschaft nicht gebricht, zu Lande und zu Wasser zu erhalten und zu stärken. Die Entwürfe, die diesen Zweck verfolgen, sind in Vorbereitung und werden Ihnen mit Vor schlägen über Deckung der Mehrkosten zugehen." Auch heute ist es nicht nötig, Vergangenes in die Erinnerung zurückzurufen; es bedarf dessen nicht. Die wichtigste Entscheidung, die die Sachverständigen der Landesverteidigung zu fällen hatten, war wohl das Verhältnis zwischen Heeres- und Flottenverstär kung. Man hat sich zugunsten des Heeres entschlossen. Zu Anfang, im Jahre 1912, fällt von den Gesamtunkosten nur etwa ein Sechstel auf die Flotte, während die übrigen fünf Sechstel dem Heere zugute kommen. Die Anforderungen bleiben hinter den von unverantwortlicher Seite erfolgten Veröffentlichungen, die die Kosten aus etwa 170 Millionen Mark jährlich bemaßen, weit zurück; sie bleiben auch hinter den Wünschen des Wehrvereins und der begeisterten Flotten freunde zurück. Die Einzelheiten müssen künftiger eingehender Würdigung Vor behalten bleiben. Grundlage ist nach wie vor das Quinquennat, das demnächst in das zweite Jahr seiner Wirksamkeit tritt, und der vom Reichstag gebilligte Flottenplan. Was die Vorlagen wollen, ist die Er füllung der schädlichsten Lücken, die die beiden genannten Gesetze noch gelassen haben. Leider ist nicht daran zu denken, daß die allgemeine Wehrpflicht auch nur an nähernd durchgeführt wird. Eine Vermehrung der Friedensstärke des Heeres um rund 29 000 Mann kann das nicht erreichen. Ein anderer Gedanke, der sich aufdrängt, ist die Behandlung der Luftslottenfrage. Die halbamtliche Veröffentlichung spricht von der Aufstellung einer Fliegertruppe. Daraus kann man nur wenig entnehmen. Auf diesem Gebiete zurückzubleiben, wäre aber aus technischen und aus Gründen der Völkerpsycho logie ein schwerer Fehler. Wir möchten die Gewohnheiten des britischen Seelords Churchill weder billigen noch nachahmen, aber dem Beispiel der Offenheit, das er ge geben, kann man bis zu einer gewissen Grenze folgen. Man kann ruhig in diesem Zusammen hang Frankreich nennen, wie es ja bisher auch schon geschehen ist. Frankreich durfte in dem den Menschen neu eroberten Luftreiche nicht den Vorsprung gewinnen, es durfte sich nicht in den Köpfen der Franzosen das Feuer entzünden, das noch heute brennt. Die deutsche Heeresverwaltung kann der Zustimmung der weitesten Volkskreise sicher sein, wenn sie alles tut, den Vorsprung einzu holen; den Staatsleistungen werden sich frei willige helfend an die Seite stellen. Auf die Gestaltung der Flottennooelle haben die jüngsten Aeußerungen Chur chill» eine Einwirkung nicht zu üben vermocht. Das ost angekündigte dritte aktive Geschwader kommt. Al» Neubauten zu diesem Die Wehevorlagen. Zwecke werden nur drei Linienschiffe und zwei kleine Kreuzer angefordert. Der Neubau soll „allmählich" erfolgen. An anderer Stelle wird gejagt, je ein Linienschiff solle in den Jahren 1913 und 1916 in Angriff genommen werden. (Hier fehlt anscheinend die Bezeichnung eines dritten Jahres.) Verteilt man die drei Schiffe schematisch gleichmäßig auf 6 Jahre bis 1917, io erhält man die mehrfach erwähnte „Halb dreadnought" fürs Jahr. Am Tage der Veröffentlichung der Grundzügc der Wehrvorlagen ist der Kaiser nach Wien abgereist. Das ist an sich eine Friedenskundgebung von nicht zu unter schätzender Bedeutung. Nicht gern hätte der Kaiser die Heimat verlassen, wenn im Ruhrgebiet nicht der Arbeitsfriede wieder eingekehrt wäre. Die Reise bedeutet eine friedliche Beurteilung der weltpolitischen Lage, und die bevorstehende Zusammenkunft mit den beiden anderen Herr schern des Dreibundes, dessen friedlicher Cha rakter gewahrt ist, vermehrt so die Friedens bürgschaften. Der deutsche Reichstag würde eine Friedensdemonstration hinzufügen, wenn er die Wehrvorlagen ohne allzu lange Erörterungen annähme. Je einiger und fester die deutsche Volksver tretung den Willen bezeigt, das Erforderliche zur Sicherung des Vaterlandes zu tun, desto höher wird von jeder anderen Macht die Widerstandskraft Deutschlands bewertet werden und desto größer wird das Risiko eines An griffs erscheinen. Mir Recht schloß die Thron rede vom 7. Februar den Abschnitt über die Wehrvorlagen mit der Aufforderung an die Reichsboten: „Helfen Sie diese hohe Auf gabe erfüllen, Sie werden so dem Vaterland einen großen Dienst er weisen." * Der Inhalt üer Eehrüvrlsyen. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet m ihrer Freitag-Abendausgabe über die Wchrvorlagen: Die Wehrvorlagcn nebst den Vorschlägen sür die Deckung ihrer Kosten werden, wrc wir er fahren, heute vom Reichskanzler dem Bundesrat vorgelegt. Die folgenden zuverlässigen Angaben über ihren Inhalt können n u r in i t Vorbehalt gemacht werden, da die Entwürfe ihre endgültige Gestalt für den Reichstag erst durch die Beschlüsse des Bundesrats erhalten. Ole vorsHlsbe üer Leeresvermsltung bewegen sich iu zwei Richtungen. Sie brin gen eineVerstärkung.nichtalleinnach der Zahl der im Frieden auszubildenden und unter den Waffen zu haltenden Mannschaften, sondern auch eine Verstärkung durch Ver vollkommnung in der Organisation. In erster Linie handelt es sich um eine schnel lere Durchführung des Friedcnsprä- senzgesctzes von 1911. Nach den ursprüng lichen Plänen, die sich auf einen Zeitraum von 5 Jahren verteilten, sollten wesentliche Verstär kungen erst für 1914 und 1915'bewirkt werden, so zum Beispiel die Aufstellung der bei der 37. und 39. Division noch fehlenden zweiten Feldartillerieregimcnter. Alle diese Formationen sollen nunmehr am 1. Oktober 1912 die Lücken füllen, deren Ausfüllung das Gesetz von 1911 Vorsicht. Hierzu gehören netzenden erwähn ten zwei Feldartillerieregimentern Neubildungen der Fußarlillerie und die Aufstellung eines Telegraphen- tzaraillons. Alsdann handelt es sich darum, das Friedenspräsenzgesetz von 1911 zu ergänzen und durch stärkere Herzuziehung der zum Waffendienst Fälligen und durch Vervollkommnung unserer Organisation die Kriegsbereitschaft des Heeres zu steigern. Zu diesem Zweck sollen rwri neue preußische Armeekorps unter Verwendung der im Osten und Westen (bei dem l. und XVl. Armeekorps) vorhandenen dritten Divisionen gebildet werden. Es werden also zwei Generalkommandos und zwei Divisionsstäbe neu ausgestellt werden müssen. In die neuen Divisionen werden Brigaden eingereiht werden, die hierfür verfüg bar sind. Die Neubeschaffung von Korpsver bänden und die Regelung der Bcfehlsvcrhälluissc an der Westgrcnze erfordern die Errichtung einer neuen 7. Armee inspektion. lieber die Z a h l der a n f z u st e l l e n d e u drit ten Bataillone bei den sogenannten kleinen Insanterieregilnentern ist dahin Entscheidung ge troffen, daß so viele Bataillone angefordert wer den, als für die normale Stärke des Armee korps und für einige besondere Zwecke notwendig sind. Es handelt sich nm 14 Bataillone. Außerdem soll Sachsen ein Infai terieregiment aufstellen u»rd wird so bei jedem seiner beiden Armeekorps die Zahl von 8 erreichen. Für die neuen Divisionen sind die erforder lichen Feldartillerieformationen, bei jeder Division eine Brigade, und für die bei den Korps je ein Pionierbataillon und je ein Trainbaraillon vorgesehen. Dar über hinaus rechnet der Entwurf mit einem weiteren Pionierbataillon, mit Er gänzungen unserer Verkehrstrup pen, mit Aufstellung einer Fliegertruppe und mit Erhöhungen des Etats bei einer großen Zahl von Jnfanteriebataillowm und Feldartillcrieab- teilungen. An Kavallerie soll in Preußen als Folge der Bildung zweier neuer Armeekorps ein Kavallerieregiment zu 5 Schwadro nen ausgestellt werden. Auch in Bayern ist Verstärkung der Kavallerie in Aus sicht genommen. Bei jedem Jnkantericregi- ment soll eine Maschinengewehrkom panie eingerichtet werden. Nach alledstn wird das Reich gegenüber dem Präsenzg- setz von 1911 die Friedensstärke um rund 29000 Mann ausschließlich Unteroffizieren vermehren. Ncben dieser Vermehrung der Z: hl d r Aus gebildeten ist gleichzeitig die Verbesserung der Offiziers st ellenbesetzung in: Kriege in Aussicht genommen, durch weitere Schaffung von Stellen, welche im Frieden den Truppenoffizier von allzuhäufiger Verwendung außerhalb seines Dienstes entlasten und im Kriege zur Besetzung der Neusormationcn verfügbar sind. Endlich besteht die Absicht, gleichzeitig mit der Heercsvorlage eine Erhöhung der Mannl'chäftslöhne vorzuschlagen. Die vorlchlsye üer Marmevermsltung suchen zwei schweren Mißständen in der Organisation der Flotte ab zu helfen. Der eine Mißstand besteht darin, daß im Herbst jedes Jahres auf allen Schiffen der Schlacht flotte die Reservisten, d. h. fast ein Drittel der Besatzung, entlassen und im wesentlichen durch Rekruten der Landbevölkerung ersetzt wer den. Dadurch wird die Kriegsbereitschaft der Schlachtflotte 'irr längere Zeit erheblich her abgesetzt. Der zweite Mißstand besteht darin, daß zurzeit bei einer Etatsstärte von 58 großen Schiffen zunächst nur 21 große Schiffe zur Verfügung stehen, wenn die Re ser v e f 1 o t t e nicht rechtzeitig bercirgcstellt wer den kann. Letzteres ist seit der Aufstellung des Flottengesctzes immer unwahrscheinlicher g wor den, weil der Zeitpunkt, zu dem die Reserve flotte kriegsbereit sein kann, sich mehr und mehr hinausschiebt. Dies ist eine Folge der immer komplizierter iverdenden modernen Schiffe und der ständig wachsenden Schwierigkeit der Aus bildung großer geschlossener Verbünde. Die Re serve flotte lsat ihre große Bedeutung bei unserm starken Beurlaubtenstandc heute erst als zweite Kampslinie. Beide Mißstände sollen durch allmähliche Bildung eines dritten ak tiven Geschwaders beseitigt oder doch erheblich eingeschränkt werden. Die für dieses aktive dritte Geschwader erforderlichen Schiffe sollen gewonnen werden ») durch Verzicht auf das Reserveflotten, flaggschiff, b) durch Verzicht auf die zurzeit Vorhände- nen Materialreserven, e) durch allmählichen Neubau von drei Linienschiffen und zwei kleinen Lreusern. Da die Indiensthaltungen bei der Reserve- flotte infolge Vermehrung der aktiven Verbände um die Hälfte reduziert weiden tonnen, macht die Bildung eines dritten aktiven Geschwaders gegen über den bereits im Flottcngesetz vorgesehenen Indicnsthaltungcn nur die Mchrindienst- Haltung von drei L i n i e n s ch i s fe n, drei großen und drei kleinen Kreuzer n er forderlich. Dies bedingt eine entsprechende Vermehrung des Versonals. Eine weitere Pcrjonaloernn hrung ist e forderlich, weil in den letzten Fahren sie Besatzung aller L cb i f f s k l a s s e n einschließlich der Torpedoboote verstärkt werden mußte. Ferner ist eine Vermehrung der Unterseeboote und die Beschaffung einiger LuNschiffe in Aussicht genommen. Die Unterseeboote, welche zurzeit noch ohne Organisation sind, sollen bezüglich der Per- sonalbeseyung nach Art der Torpedoboote organi siert werden. Die M a r i n e v o r l a g e hat die Form einer Novelle zum Flottenge setz, die in drei Artikeln Bestnnniungcn trifft über den Schisfsbestand, die Fndicnsrhaltungen und den Perfonalbestand der Flotte. Der Novelle ist der Schisfsbauplan für die nächsten sechs Jahre beigefügt. Danach sollen von den erfor derlichen Neubauten je ein Linienschiff in den Jahren 1913 und 1916 in Angriff ge- nommen werden. Der Mehrbedarf an Per» sonal macht eine Verstärkung der jährlichen P e r s o n a l v e r m c h r u n g des Flo.tengesetze» bis zum Jahre 1920 um durchschnittlich 75 Offiziere, Martneingenieure, Aeizre und Zahlmeister und 1600 Mann notwendig Der Grsamtmrhrdrdars für diese Verhärtungen des Heeres und der Flotte stellt sich 1912 aufrund 97 M illio - nen Mark, 1913, ui welchem Jahre der höchste Kostenbetrag erreicht wird, aufrund 127 M i l - 1 io nen Mark und 1914 auf rund 114 Mil lionen Mark. Der Anteil der Flotte beträgt 1912 rund 15 Millionen, 1913 rund 28 Millionen, 1914 rund 38 Millionen und erreicht im Jahre 1916 seine Höchst- s u m in e mit 13 Millionen M a r k. Zur Deckung der neuen Ausgaben soll unter Wahrung der Grundsätze für die Schuldentilgung nach den Vorschlägen des Rcichsschatzamrcs ein Teil der lieber schlisse des Fabres 1911 verwendet werden, während der R e ft aus die lausenden E i n- n a hmen und die M chreinnahmcn aus der beabsichtigten Acndcrung der Brannt wein st e u e r g c s e tz g e b u n g verwiesen wird. Die Ssberreile. Bei der diesjährigen Frühlings-Mutel- meerfabrt des Deutschen Kaisers tritt die politische Bedeutsamkeit stärker in den Vorder grund, als es sonst der Fall zu sein braucht. Wenn seine Berater eine mehrwöchige Ab wesenheit des Reichslciters sür zulässig anschcn, dann kann die internationale Lage nicht den Grad der Spannung angenommen haben, den der gerade in diesen Tagen so geschäftige Pessi- mismus ihr beilegen will. Hatte doch gerade die plötzliche Verschiebung der Reise zu den wilden Gerüchten Veranlassung gegeben, welche am Dienstage die politische Welt durcbzitierten! Und mehr noch: Daß der Besitzer des AchilleionS auch dieses Mal die Gewässer von Europas Süd meer kreuzen will, obwohl an ihren Gestaden ein K r i e g s z u st a n d besteht, enthält doch eine gewisse Gewähr dafür, daß die so lange schon angekündigte Erweiterung des Kampfsrldcs mit ihren unabsehbaren Gefahren für den allge meinen Frieden doch nicht kür nahe bevor stehend angenommen wird. Haste sich auch die angrifssweisc kriegführende Macht für eine Ver schonung des Adriatischcn und des Ionischen Meeres, in dem Korfu liegt, von vornherein verbürgt, so könnte doch ein Unternehmen gegen die Dardanellen oder gegen Saloniki, auf die die Bürgscktaft sich nicht mehr erstreckt, schwere Störungen der Oricntruhe zeitigen: insbesondere auch eine Aufrollung der Kreta frage, bei welcher die Insel Kwrfu Bestandteil eines in den Krieg verwickelten Staates wäre. Neben di sein negativ bemerkenswerten Cha rakter der Kaijerreise, der Beruhigung, welcti« sie für den Gottessriedcn der Osterwoche verheißt, treten aber ihre positiven Tendenzen noch