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Borstande freie Hand gelassen; aller Wahrscheinlich- leit nach wird man nach Weimar geben. Den Abschluß der Verhandlungen bildeten zwei Anträge, die vom Landesverein der Krankenkassenbeamten Thüringens gestellt worden waren. Der eine Antrag wurde zurückgezogen; der andere, der auf Ergänzung des Kastenwesens hin- zielte, dem Vorstande zur wetteren Behandlung überwiesen. Nach Erledigung der Tagesordnung schloh Verwaltungsdirektor Kemvf die Hauptver sammlung, indem er den Anwesenden für ihre treue Pflichterfüllung in warmen Worten dankte. Am Nachmittag und am Abend vereinigten sich die Bundesmitglieder zu einem gemeinschaftlichen Ausflug. Deutsches Selch. Der Kaiser und die Schweizer Manöver. verliu, 4. August. Von militärischer, gut unter richteter Seite wird nunmehr der genaue Zeitpunkt der diesjährigen Schweizer Manöver mitge teilt, an denen der Deutsche Kaiser teilnehmen wird. Die Hebungen beginnen am 3. und schließen am 5. September. Die Leitung liegt in den Händen des Oberkorpsikommandanten Wille. Am 6. Sep tember wird der Chef der schweizerischen Militär departements die Manöverinspektion (Parade) ad- halten. Kaiser Wilhelm wohnt den Manövern am 4. und S. September bei. Erhöhung der Veteranenbeihilfen. Leipzig, 4. August. Von besonderer Seit« schreibt man uns: Der Reichstag hatte gegen Ende der vergangenen Legislaturperiode drei Gesetzentwürfe für eine vermehrte Deteranensürsorge angenommen, deren Berücksichtigung von der Reichsregierung zu gesagt war. Bei der Verabschiedung des Wertzu - ivachssteuergesetzes wurde dann ein Betrag von 5 Millionen für die Veteranen bereitgestellt. Außerdem erließ der Bundesrat an di« verbünde ten Regierungen «ineAusführungsverordnung, die dem (besetz eine weitgehende Auslegung gab und seine An wendung in wohlwollender Weise empfahl. Die wesentlichste Erleichterung, welche die Ausführungs bestimmungen bezweckten, lag darin, daß der Nach weis eines bestimmten Grades der Erwerbsunfähig keit nicht mehr gefordert würde. Der Schwerpunkt für die Entscheidung sollt« auf die Unterstützungsbe- diirstigkeit des Veteranen gelegt werden. Die Er höhung der Mittel um 5 Millionen ermöglichte es, Beihilfen an etwa, 50 060 Veteranen mehr zu zahlen als bisher. Die Reichsregierung hat nun ange nommen, daß mit diesen 5 Millionen und den Aus führungsbestimmungen des Bundesrats, die drei Ge setzentwürfe, die der Reichstag einstimmig angenom men hat, erledigt wären. Diese Auffassung wird jedoch vom gegenwärtigen Reichstag nicht geteilt. Der Reichstag hat sich vielmehr kurz vor seiner Vertagung einmütig dahin ausgesprochen, daß auch eine Erhöhung der den einzelnen Veteranen gegebenen Beihilfen wenigstens von 120 auf 130 Mark erreicht werden muß. Aus den Er klärungen, die der Schatzsekretär Kühn abgegeben hat. darf man entnehmen, daß die Reichsregierung im nächsten Winter aus eigenem Antrieb eine ver mehrte Fürsorge für die Veteranen in Vorschlag bringen wird. Der Schatzsekretär konnte naturgemäß kerne bindenden Erklärungen in dieser Beziehung abgebcn, solange nicht der Bundesrat seine Zustimmung erteilt hat. Die Persönlichkeit des Schatzsekretärs spricht aber für jeden, der ihn näher kennt, unbedingt dafür, daß er seine Zusage auch in die Tat umsetzen wird. Man darf sich in dieser Beziehung nur die Worte des Schatzsekretärs ins Gedächtnis rufen, die er aus diesem Anlaß sprach: ..Daß ich für die Teilnehmer der großen Kämvfe, insbesondere für die alten Kameraden von 1870/71, mit denen auch ich einst in den Krieg hinausgezogen bin, ein warmes Herz haben muß und habe, darf man ohne weiteres annehmen." Auslsnü. Oesterreich-Ungarn. Krise im österreichisch-ungarischen Reichs-Kriegs« Ministerium. Wien, 4. August. Zur gestrigen Audienz des Kriegsministers Ritter von Auffenberg beim Kaiser erfährt der Korrespondent der „Preßzen- trale" von einer vorzüglich unterrichteten Seite, daß Ritter von Auffenberg vom Kaiser zum Vortrag über jenes Memorandum befohlen worden ist, daß er nach Ablehnung seiner außer ordentlichen Forderung im gemeinsamen Ministerrat dem Kaiser unterbreitet hat. Der Kaiser hat den Vortrag des Kriegsministers zur Kenntnis genom men, den der Minister mit der Erklärung schloß, daß er bei Nichtbewilligung der außerordentlichen Heereskredite um seine Enthebung vom Amte Sitten müsse. Heber diesen Wunsch hat sich der Kaiser nicht geäußert. Es werden noch die beiden Minister präsidenten, allenfalls die beiden Finanzminister in Audienz empfangen werden, und dann erst wird die Entscheidung fallen, ob die Krise, die amit ausge brochen ist, auf das Kriegsministerium oder auf die beiderseitigen Regierungen sich erstrecken wird. Türkei. Die Forderungen der Albanesen bewilligt. Uesküb, 4. August. Die Verhandlungen von Prischtina haben mit einem vollen Siege der Albanesen geendet. Die Regierungskommifsion bewilligte heute, also 24 Stunden vor Ablauf der von den Albanesen festgesetzten Frist, die wichtigsten Forderungen des aufgestellten Programms, und zwar: 1) Rückgabe der Waffen; 2) Das Recht des Waffentragens; 3) Gewährung einer Entschädigung für die militärische Expedition: 4) Generalamnestie; 5) Einsetzung der albanesischen Sprache für Schulen und Aemter; 6) Einführung von albanischen Ver waltungsbeamten ; 7) gegen die Kabinette Hakki und Said Pascha wird di« Anklage erhoben. Nach diesen großen Erfolgen dürften die Alba nesen neu« unannehmbare Forderungen stellen. Die Zunahme serbischer und bulgarischer Banden tätigkeit wird konstatiert. Man befürchtet neue Ge walttätigkeiten mazedonischer Revolutionäre. SrmswirMaMches. Die Kartoffel gehört zu den pflanzlichen Rah- runasmittcln, ivelche durch ihre verschiedene Ver wendung im Haushalt eine allgemeine Verbreitung gefunden haben. Man hat biS in letzte Zeit die Kartoffel im Wert sehr unterschätzt, da man behauptete, der Nährwert wäre ein sehr geringer. Trotz ihres reichen Wassergehaltes kann sie doch zu den nahr haften Nahrungsmitteln gerechnet werden, und zwar ihres reimen Stärkemehlgehaltes lveaen. — Das «Stärkemehl ist ein wichtiger Nährstoss und wird mit dem fremden Namen Kohlehydrate bezeichnet. Da aber Stärkemehl in seiner ursprünglichen Form im menschlichen Körper nicht abgelagert wird, so erleidet dasselbe bei der Verdauung eine Umwaird- lung. Alles genossene Stärkemehl wird in Zucker verivandclt. Ein Teil davon wird schon beim benutz im Munde durch den Mundspeichel zerfetzt, der andere Teil durch die verschiedenen Säfte, die auf die Ver dauung einwirken. Das verdaute Stärkemehl wird vom Körper hauptsächlich zur Wärme- und Fett bildung verbraucht, ein sehr geringer Teil davon befindet sich in der Leber, Blut und Milch. Wenn auch die Kartoffel niemals als alleinige Nahrung des fast völlig fehlenden Eiweißes und Fettes wegen gelten kann, so eignet sie sich doch am allerbesten als Beigabe zu allen Fleisch und Fisch speisen, zu Gemüsen und vielem anderen. Sehr nahrhaft und dabei sehr billig ist die Kartoffel zu Quark, Käse, Butter und Hering zu Tisch zu geben. Aeußerst leicht verdaulich macht man die Kartoffel, wem, man sie zu Brei Focht, nahrhaft wird derselbe durch einen Zusatz von Milch, Salz und Fett. Die einfachste und vorteilhafteste Verwendung der Kartoffel ist das Kochen mit der Schale. Neue Kartoffeln sollte man niemals schälen, sondern immer auf diese Weise zu Tisch bringen, oder man ent ferne vor dem Kochen nur die dünne äußere Schale durch Abschaben. Tas Ansetzen mit warmem Wasser und ein Hinzufüaen von etwas Kümmel und Salz erhöht den Wohlgeschmack der Kartoffel. Alt« Kartoffeln dagegen schmecken besser, wenn man sie von der Schale befreit. Doch muß auch hier das Schälen mit Sorgfalt ausgesührt lvcrden. Durch ein zu dickes Schälen geht das wenige Eiweiß, daS di« Kartoffel enthält, verloren, da dasselbe dicht unter der schale sitzt. Alte Pellkartoffeln kann man verbessern, wenn man einen Ning um jede Kartoffel schält, sie mit kaltem Wasser ansetzt und ebenfalls mit Salz und Kümmel. Uebrig gebliebene Kartoffeln verwende man zu Suppen, Brat- und Röstkartoffeln, zu Klößen, Pud dings usw. Man wird die Beobachtung machen, daß di« meisten der Kartoffeln, welche »vir jetzt zu ,Tisch bringen, noch nicht sehr stärkemehlhaltig, dafür aber sehr wasserreich sind. Es ist dies ein Zeichen, daß di« Kartoffel noch nicht reif ist. Die völlige Reife erhält die Kartoffel, außer einigen Frühsorten, erst Ende September und Oktober. Es Ware deshalb sehr unvorteilhaft, sich jetzt schon einen größeren Vorrat an Kartoffeln anzuschaffen. Erstens würden di« zu früh eingebrachten Kartoffeln sich nicht gut halten, und zweitens ist auch der Preis ein viel zu hoher im Verhältnis zu den Kartoffeln, die in großen Mengen im Herbst geerntet werben. Beim Einkauf der Kartoffel ist zu beachten: fick nach vorheriger Kochprobe einen WiiUcrvorrat anzuschasfen oder die Kartoffel wenigstens auf ihren Stärkemehlgehalt hin zu vrüfen. Das kann auf folgende Weise geschehen: Zwei abgeschnittene Kar- toffelscheibcn müssen beim Aneinanderreiben schaumig werden, wodurch man den Gehalt an Stärkemehl feststellen kann. Die Kartoffeln dürfen nicht zuviel Augen, keine grünen und beschädigten Stellen haben. Sehr von Vorteil ist, wenn inan Raum zur Aufbewahrung für verschiedene Sorten von Kartoffeln hat. .Zu Pellkartoffeln z. B. kaufe man Reichskanzler oder kleine rote. Erstere Sorte ist sehr stärkemehlhaltig, zerfällt geschält beim Kochen sehr leicht und wird dadurch sehr unansehnlich. Au Salzkartoffeln wähle man die sehr beliebte Sorte Magnum bonum, ihrer glatten Schale und Form wegen. Zu Salatkartoffeln eignen sich die stärkemehlarmen Kartoffeln am besten z. B. Braunschweiger Mäuschen usw. Ain besten hebt man die Kartoffeln in einem frost freien, trockenen und dunklen Keller in Holzkisten auf. vermMtes. Z Der Schlasfchwimmer. Schlafwandler gibt es ja viele: aber, wer hätte je von einem Schlaf schwimmer gehört! Allerdings kann sich auch die alte Welt eines solchen Phänomens nicht rühmen: nur In Amerika konnte ein solch absonderliches Menschen exemplar geboren werden. Der Mann lebt in einer kleinen Stadt Kaliforniens und allnächtlich „schlaf- schwimmt" er in einem Flusse, der an seinem Hause vorbeifließt. Letzthin hat er sogar einen Rekord auf gestellt indem er Nicht weniger als fünf Kilometer im Schlafe geschwommen ist, und als man ihn auf fand, lag er, noch immer schlafend, am Ufer des Flusses. —?— Z Der Diktoaraph als Flugbegleiter. Im fran zösischen Militärfliegerkorps werden augenblicklich interessante Versuche über die Verwendbarkeit des Diktographen angestellt, der, wenn er sich bewähren wird, zweifellos auf dem Gebiete des Militärflug wesens eine Umwälzung hervorzurufen geeignet ist. Man will nämlich den Beobachtungsbegleiter durch den Diktographen in der Weise ersetzen, daß der Flieger selbst beobachtet und dann seine Beobachtun gen in einen hinter ihm befindlichen Diktographen hineinspricht, dessen Sprachrohr unter seinem Arm so hindurchführt, daß die Oeffnung nur in geringer Entfernung von seinem Munde sich befindet. Nach der Landung gibt dann der Diktograph die Beobach tungen wortgetreu wieder. Uebrigens kann der Flie ger unbeschränkt lange reden, da durch einen einfachen Mechanismus die Platte immer wieder ausgewcchselt werden kann. Die Reinheit der Pariser Straße. Die Verord nung des Polizeipräfekten, die im Interesse der Parr- ser Straßenreinlichkeit, das Wegwerfen von Papier, unter Straf« stellt, hat kürzlich eine drollige Anwen dung gefunden. Abordnungen der ausständigen Hafenarbeiter von Dünkirchen und Calais waren nach Paris gegangen, um hier die öffentliche Mei nung ihren Forderungen günstig zu stimmen. Ihre Absicht war. mit großen Kremsern über die Boule- vards zu fahren und Flugblätter auszuwer fen, in denen sie ihren Standpunkt verteidigen. Kaum hatten sie mit der Ausführung ihres Planes begonnen, als die Wagen von Schutzleuten aufge halten und ihre Insassen verhaftet wurden. Auf dem Revier teilte man den verblüfften Ausständigen mit. sie hätten sich durch das Ausroerfen ihrer Flug blätter einer Uebertretung schuldig gemacht und müßten in Haft behalten werden. Ain Ab«nd wurden sie entlasten und sie kehrten enttäuscht und unzufrieden in ihr« Hafenstadt zurück. Z Der elektrisch erleuchtet« Hut. Zn den Straßen Chicago» erregte vor einigen Tagen eine Dame großes Aufsehen, deren Hut im hellsten Glanze er strahlte. Zwischen einem sehr geschmackvollen Arran gement von künstlichen Blumen und Früchten waren kleine elektrische Birnen versteckt, deren Licht durch Gazoumhüllungen diskret durchschimmerte. Sie wur den von einer in der Kopfform befindlichen kleinen Batterie gespeist. Eine mit einem elektrischen Hut versehene Dame wird wohl niemals des Abends den Weg verfehlen können. cZ Beschuhte Pserd«. Schon längst hat ein« Be wegung eingesetzt, die nichts Geringeres bezweckt, als unsere Vierfüßler zu bekleiden, um sie vor Witte rungseinflüssen zu schützen. Kürzlich ist nun ein amerikanischer Farmer auf den Gedanken gekommen, eine Pferde mit „Schmutzschuhen" zu versehen, die er elbst »n höchst sinnreicher Weise angefertigt hat. Es ind einfache Holzplatten, die mittels eines Mecha nismus so an dem Hufe befestigt werden können, daß ste fest sitzen. Ganz abgesehen davon, daß die Hufe stets sauber bleiben, sollen auch die Schmutzschuhe den Pferden einen besseren Halt verleihen. Z Eine ganz abenteuerliche Katzeugeschichte weiß der Kapitän eines soeben von Australien in England angekommenen Pastagierdampfers zu berichten. Die schwarze Schiffskatze verschwand auf geheimnisvolle, unerklärliche Weise kurz nach der Abfahrt von Sydney. Erst 32 Tage später, als nämlich das Schiff auf der Höhe von Aden war, wurde das arme Kätz chen im — Kälteraum des Schiffes entdeckt. Und ach, es war nicht mehr schwarz: vor Angst und Gram hatte es weiße Haare bekommen. Aber in der Glut hitze des Roten Meeres gingen ihr die weißen Haare aus, und welch Wunder! sie bekam wieder schwarze. Also wußte der Kapitän zu erzählen, und Matrosen und Passagiere schworen tausend Eide, daß die Ge schichte wahr sei. — Die Katze wird aber doch wohl keine Ent« sein? Letzte Depeschen und FernsprechmrldirngM. Neichsanwalt Dr. Nagel sächsischer Justhminister. Dresden, 4. August. Der König hat zum Nachfolger des verstorbenen Iustizministers Dr. von Ottoden Reichsanwalt beim Reichsgericht in Leipzig Dr. Nagel ernannt. Dr. jur. Arthur Nagel bekleidet das Amt eines Reichsamvalts länger als ein Dezemrium. Er ist Ritter des Komturkreuzes 2. Klaffe des Albrechts- ordeirs. Die Berufung Dr. Nagels zum sächsischen Iustizminister ist insofern besonders interessant, als damit zum ersten Male ein Mitglied des höchsten deutschen Gerichtshofes die Leitung eines Ministe riums in unserem engeren Vaterlande übernimmt. Der Kaiser in Swinemünde. Swinemünde, 4. August. Der Kaiser hielt heute vormittag an Bord der „Hohenzollern" Gottesdienst ab und begab sich später mit den Herren seiner Umgebung an Bord des „Sleipner" auf die Rocke, wo S. M. S. „Oldenburg" ankert. Der Kaiser besichtigte mit seinen Gästen eingehend das Panzerschkff. Nach der Früh stück stafel an Bord der „Hohenzollern", verließen die Notkland- gäste di« Kaiserjacht. Der Kaiser sah gestern auf d«r Herfahrt von Bergen Reiseskizzen des Marine maars Professors Willy Stöwer und erteilte dem Künstler einige Aufträge. Das Gefolge des Kaisers für die bevorstehende Reise nach Wilhelms- Höhe und Hügel besteht aus Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg, Generaladjutant Generaloberst von Plesten, Flügeladjutanten Oberstleutnant von Mutius, Major v. Caprivi, Leibarzt Oberstabsarzt Dr. Niedner, dem Chef des Zivilkabinetts Wirklichen Geheimrat von Valentini, dem Chef des Militär kabinetts General der Infanterie Freiherr von Lyncker, dem Chef des Marinekabinetts Admiral von Müller und Vertreter des Auswärtigen Amts Ge sandter Freiherr von Jenisch. Am Nachmittag unternahm der Kaiser mit den Herren der Umgebung bei schönem Wetter einen Ausflug im Automobil nach Heringsdorf. K. Internationaler Marianischer Kongreß. Trier, 4. August. Heute früh 8 Uhr zelebrierte Bischof Dr. Korum-Trier im Dom ein feierliches Pontifikalamt, Bischof Ben zier hielt die Predigt über Maria, die Mutter Gottes und die Mutter der Menschen. Am Schluffe der Feier wurde der päpst liche Segen erteilt. Nachmittags 4 Uhr begann die Männorwallfahrk nach dem in der Sankt Mattbiaskirche befindlichem Grabe des Apostels Matthias, an der sich über 1000 Vereine aus Deutsch land, Frankreich, Belgien, Holland, Italien Spanien usw. beteiligten. Im ganzen befanden sich 17 000 Teilnehmer mit 320 Fahnen sowie 13 Bischöfen, Aebte, Prälaten in der Prozession, deren Vorbeizug zwei Stunden dauerte. Am Grabe des Apostels wurde eine Predwt gehalten. Am Abend wurden noch 10 religiöse Vorträge veranstaltet. Morgen beginnen die Sektionssitzunaen, in denen wissenschaftliche Referate über den Mariakult gehal ten werden. Deutschland und das russisch-französische Flotten, abkommen. Braunschweig, 4. August. Die „Braunschw. Landesztg." erfährt authentisch: Ueber das russisch französische Flottenabkommen erhielt die deutsche Regierung von Rußlano eine offizielle Er- klärung, die feststem, daß die Tendenz des Ab kommens nicht gegen Deutschland gerichtet ist. Die russische Note ist bereits Ende Juli an leitender deutscher Reichsstelle eingegangen. Zur französisch-russischen Militärkonvention. Rom, 4. August. Der russische Dotschaf- ter in Rom ist von einem Vertreter der „Tri buna" über die neue russisch-französische Militär konvention interviewt worden. Der Botschafter er klärte, daß seiner persönlichen Meinung nach diese Konvention ein einfacher formeller Akt sei, der den beiverseittgen Bündnisvertrag nur vervollständig«, ihn aber in keiner Weis« ändere. Er könne nur sagen, daß die Interessen Italiens durch diese Konventton in keiner Weise verletzt werden; die Freundschaft und die Symoathi«, die man in Rußland für Italien empfände, sei ganz beson ders groß. Besuch der Königin Mary in Deutschland. London, 4. August. Königin Mary wird am 1t. August zum Besuche der Großherzogin von Meck- lenburg-Strelitz in Neustrelitz nach Deutschland reisen. Wie es heißt, wird der Prinz von Wale» die Königin nicht begleiten, vielmehr wird an der Reise die Königin-Mutter teilnehmen. Auf der Rückfahrt beabsichtigt die Königin, sich auch auf «in oder zwei Tage in Berlin aufzuhalten. Einr gewaltsame Schließung der türkischen Kammer? Konstantinopel, 4. August. Die Regierung hat heute den Senat zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, der nach einer geheimen Sitzung »on II Stunden den Beschluß gefaßt hat, einige Artikel der Verfassung in der Weise auszu legen, daß die Legislaturperiode der Kammer als geschlossen anzusehen sei. Das Dekret über die Schließung der Kammer und die Vornahme der Neuwahlen wird morgen ver lesen werden. Die Abstimmung. Konstantinopel, 4. August. Der Beschluß des Senats über die Schließung der Legislaturperiode der Kammer wurde mit 28 gegen s Stimmen gefaßt. Dagegen summten die Senatoren Achmed Riza, der gewesene Scheick Aalam Mousa Kizim» der Wallache Bassaria, der Bulgare Tilcoof und General Husni. Der ehemalige Kriegsminister Mahmud Schenket Pascha enthielt sich der Abstimmung. Konstantinopel, 4. August. Der Beschluß des Senats, womit die Legislaturperiode der Kammer geschloffen wird, beruht hauptsächlich auf dem Ar- tikel 43 der Verfassung, der nach einem Antrag des Kabinetts Said in der Richtung abge- nndert werden sollte, daß infolge einer Auflösung di« neu« Kammer sich zu einer außerordent lichen Session zu versammeln habe, die zwei Monate dauern soll. Diese von der Kammer ange nommene Abänderung ist bisher vom Senat nicht er ledigt worden. Heute wurde si« in dringlichem Wege in die Verhandlung gezogen und der oben gemeldete Beschluß gefaßt. Zur Ermordung der beiden Deutschen in Mexiko. New Pork, 4. August. Wie aus Mexiko gemel det wird, ist auf Verlangen des deutschen Gesandten wegen der Ermordung der beiden deutschen Staats angehörigen Johann Hertling und Guido Schu bert, die in Monte Vista im Staat« Sonora er hängt aufgefundcn wurden, eine strenge Unter suchung eingeleitet worden. Die mexikanische Re gierung behauptet, wie stets in solchen Fällen, daß die Ermordung der Deutschen lediglich einen Will kürakt der Rebellen darstelle, in der Absicht, eine bewaffnete Intervention der Mächte herbeizu führen. Zur Finauznot in Persien. Teheran, 4. August. Auf englisches Drängen biir reist der neue Gouverneur von Farsistan, A)rok1ber-es-Sultaneh heute auf seinen Posten nach Schiras ab, um dem dringenden Geld mangel abzuhelfen. Auch die belgischen Fi nanzbeamten fast aller Provinzen sind avgereist. Die Eintreibung der Steuern begegnet Schwie rigkeiten. Auf die zu gewährende große Anleihe wurde eine weitere Million Vorschuß, gezahlt. England macht die Anleihe abhängig von der Genehmigung durch das Parlament. Die Re gierung hat naher eine Kommission von 12 Mit gliedern, meist ehemaligen Parlamentariern, er nannt, zwecks Ausarbeitung eines neuen Wahl gesetzes. Die Wahlen sollen wieder indirekt und Aach Ständen vor genommen werden. Für die Rückkehr des frül-eren Schachs Moha in m e d Ali wird stark agitiert. W Zugzusammeuftoß. Blumenthal (Ostpr.), 4. August. (Amtliche Meldung.) Zugs 110 ist hier gestern infolge falscher Einfahrtgebung auf Zug 8274 aufgefahren. Vier Reisende und der Lokomotivführer vom Zug 110 find leicht verletzt, fünf Wagen sind entgleist uns drei Wagen schwer beschädigt. Di« Strecke ist von 2 Uhr nachts wieder fahrbar. Die Reisenden vom Zug 110 wurden mit Sonderzug bis Insterburg befördert. Die verletzten Personen san den die erste Hilfe im Arztwagen. iVtttvrunr In ^»edsvn »m 4. iVttteruuxsverlnuk io 8avbseu vom 3. dls 4. August. Ltatia« Leedide lamovriol ! »eiiltx» Lkttt!,,- dzk« kl» Nlvnnn. l)r»»z«> . . Nt 21.S i r.2 L!0 1 IS — vidUe . 117 -4- 21.4 14.Z 8u 1 — S>oir«» . . 21)2 4- is.z 14 b A 1 SI —— 22a -t- 201 -t- I?.S li ' btteu . . . 2bS -i- 'S.« -t- IZ» u 1 b.g — Lasmmtr .. L2k 4- -i- 'b.1 LU 4 — LS9 — - — —— — — fceidere . . 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Sunstedt kilr Aontax, ckon 5. ^n^nst. 8VV-iVillck; öewöllcuogsrullnkm«; wiirmor; Keill or- bedliebsr ^ioäsrsoklLg. kenvoi-ragenckr» Lazzer feinen Zunoelerr kßnve. Vrosrken. Lollier» Shefredakteur: Johanne» Echnlz. Serantwortltchc Redakteure: Für Politik i. B. vr. P. veiknt, die Handelszeitung «. pirchrath, lokale und sächsische Angelegen, hettr» Dietrich Hank«, das Feuilleton, Lagcöchronik und Ver. mischte» Paul GchMmndnrg, Ptusik U. Gegnig, Lport und Vertchttlaal I. Hauset». Ai!, den Inseratenteil Ma» Ihlr Lämtltch in Letpztg. Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Redaktion oder die Seschöftsstelle de» Leipziger Tageblatt«» zu richten.