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BezugS-Prei- tür Letpzia und V»r»n« durch unser« Triiaer und Evedtteure 2mal täglich in, Pau, gebracht: SU Vt-monatl., L7V Mk. vierteliährl. Bet unsern Filialen u. An- nahmcltellen abaeholt: 7S PI. monatÜ. 2.rs Ml. vtertelsährl. Lurch di« Pest: innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vierteljätzrl. S.SV Mk., monatl. ILU Ml. aurichl. Postdesiellgeld. Ferner in Belgien Dänemark, den Donausiaaten, Italien, llurembura, Niederlande, Nor wegen. Oenerretch-Unaarn, Ruhland, Schweden und Schwei,. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschalt», stell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Lbonnements-iilnnahme. Iohanni»gals, 8, bet unseren Trägern. Filialen, Spediteure« und Lnnatzmrsrelle.l, sowie Postämtern und Briefträgern. Etnielverkautipret» 10 Pf. Abend Ausgabe. Mipttgcr TugMM l 14 692 lR-cht-nschluh) Lel.-Änschl. 14 6S3 114 894 Handelszeitung. Lankkonto: Slllgemein« Deutsch« Lrebit» Äustall Brühl 7S/77. 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Ishrysny Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. vss Mchtiglte. * Die Münchener Studentenschaft fordert in einer Resolution, die Zulassung russischer Studenten zu deutschen Uni versitäten auf 3 Prozent zu beschränken. (S. des. Art.) * In der italienischen Kammer sor- dcrt die Regierung die Bildung eines Kolo nialministeriums. (S. Ausl.) * Das Ministerium Canalejas in Spa nien scheint erschüttert zu sein. (S. Ausl.) * Der demokratische Kongreß in Balti more ergab noch immer kein Resultat. (S. Ausl.) * (Liu Wirbelsturm in Ottawa (Amerika) richtete ungeheuren Schaden an. Mehrere h u n d e r t P e r s o ne n wurden getötet und ver wundet. (S. Dageschr.) Der Sukltsnü. (Don unserem Konstantinopeler Mit arbeiter.) Konstantinopel, 29. Juni. Die Vorgänge im Kreise Monastir haben die Auf merksamkeit ganz Europas mit einem schlage aus oie inneren Zustände in der Türkei zurückgelenkt. Die Rebellen der Provinz Albanien schienen Lurch sie persönliche Vermittlung des Innenministers Adil Bei und durch das energische Vorgehen der Regierung schon der Unterwerfung nahe. Die Reformarbeiten waren im Gange. Da hörte man hier vor etwa 10 Tagen, es sei in Prizrend eine Gesellschaft entdeckt worden, die der Fahnenflucht christlicher Albanesen Vorschub leistete und die der Propaganda von Geistlichen und Lehrern ihre Gründung verdankte. Wer die Unruhen in Albanien verfolgt hatte, legte dieser Meldung wenig Gewicht bei. Auch die sich gerüchtweise verbreitende Nachricht, es seien bereits 1 Hauptmann, 11 Leut nants uns 59 Mann aus der Garnison Monastir desertiert, wurde sU sata gelegt, wie so viel« ähn liche Meldungen, die über Albanien zirkulierten, bis es plötzlich hieß, der Aufstand nehme rasch einen großen Umfang an und gehe von Monastir aus. Nun hieß es achtgeben! In Monastir, wo vor 4 Jahren die Bewegung zur Befreiung vom Schreckensregiment Abdul Hamids durch den Aufruf Enver Beis, Niasim Bois und des Obersten Saoik ihren Ursprung nahm, wo im Vor jahre derselbe Oberst Saoik die Opposition gegen das Komitee für Einheit und Fortschritt gründete, ist ein Beginn einer neuen Volkserhebung nachweisbar, der viele Anhänger des Konstitutionshelden Niasim an gehören. Die Mehrzahl der neuen Rebellen, die mit den bekanntgewordenen, von der Regierung unter drückten Meuterern in Nocdalbanien, Issa Bola- tinatz, Kiamil Bei und deren Genossen nichts zu tun haben, bestehl zwar aus Albanesen und verlangt di« Lösung der albanesischen Frage, in der allen Ver sprechungen zum Trotz seit der Begründung der Kon stitution nichts Erhebliches geschehen sei, aber die Regierung ist sich dessen bewugt, das; dieses Mal dec Name „Albanien" nur das Mittel zum Zweck für die Oppositionellen geworoen ist, um gegen das jungtürkische Komitee mit starkem Rüstzeug und neuer Parole zu Feloe ziehen zu können. Im Vorjahre wählte oie von Saoik Bei geleitete, zur Partei Entente libertö zusammcngeschwcHte Opposition die Abänderung des Ariilels 35 der Ver fassung als Kampfmittel, um den überhanonehmen- oen Einfluß des Komitees für Einheit und Fort schritt zu brechen. Die Opposition wurde durch den ihr anhaftenden Mangel an Organisation, durch die in ihr selbst herr schenden Meinungsverschiedenweiten uno die Ge schlossenheit und Zielsicherheit der Partei „Einheit und Fortschritt" ein Sprelball des Grogwesirs, »er mir der Auflösung der alten Kammer die Gefolg schaft der „Entente libertö" gesch-ckr zum Schweigen und zur Untätigkeit zwang. Bei den Neuwahlen siegte die Partei „Union et progres", die die Ab änderung des Artikels 35 zur Beoingung für die Mandatannahme ihrer Abgeordneten erhob, auf der ganzen Linie. Sie stärkte sich im neuen Parlament, gewann schließlich ihren ehemaligen Einfluß auf die Regierung zurück und brachte die Aenderung des Kampfartitels 35 der Verfassung, die dem Sultan das Recht der Kammerauflöiung ohne Zustimmung des Senats endlich einräumte, mit erdrückender Majorität durch. Aber die Opposition, deren Organisation zwar zusammengebrochen war, ruhte deshalb doch nicht. Sie hatte schon bei den Neuwahlen über Wahlbe hinderungen, Stimmc-ntziehungen und ähnliche Unterdrückungen durch die Gegner geklagt und be obachtete das Wiederanschwellen des Komiteeein- flusses scheelen Auges. Sie hätte, da ihre Mit glieder sich für gute Patrioten ausgaben, wohl bis zur Beendigung des italienisch-türkischen Krieges warten müssen, aber die albanesische Frage kam ihr zur Gewinnung von Anhängern zu gelegen. Auch besteht diese Opposition, die übrigens im osmani schen Reich überall und stets, unter welchen Namen und zu welchem Zweck es auch immer sei, anzu treffen sein wird, aus Türken, und der Türke ist ein Neider und Stellenjäger, dessen Mißgunst aus Egois mus sich gegen den Höhergestellten, Bessersituierten richtet. Solchen Männern ist jeder Zeitpunkt zum Angriff auf den Gegner recht. So kann «s denn auch nicht wundernehmen, daß mitten im Kriege, wo der Zusammenschluß aller Vaterlandsliebenden das beste Mittel zur Ueber- windung der Italiener wäre, die Opposition zum Widerstand gegen die Regierung aufruft und nichts mehr und nichts weniger als «ine völlige Neuord nung in der Türkei verlangt. Daß es sich nicht nur um „Albanien" handelt, geht schon daraus hervor, daß die Rebellen von Monastir den sofortigen Sturz des Komitees, die Abdankung des gesamten Ministeriums und die Auf lösung der Kammer verlangen und mit dem von der Regierung abgesandten Vermittler, dem General sekretär des Komitees, Sabri-Bei, nicht verhandeln wollen, daß die Bewegung auf die Armee überge gangen ist und sich unter den Offizieren und Mann schaften der Armeekorps Saloniki, Adrianopel und Smyrna ausbreitet, die mit der albanischen Frage nichts zu schaffen haben. Der Mali von Saloniki soll mit den Rebellen, deren Zahl verschieden ange geben wird, gemeinsame Sache machen. Aus fast allen großen Städten der Türkei laufen beun ruhigende Nachrichten ein, die von der Zensur unter drückt werden. Das Pressebureau der Presse mahnt zwar wieder zur Besonnenheit bei der Weitergabe von Nachrichten, aber diesmal ist seinen Versiche rungen nur bedingt zu glauben, denn es redet pro <lomc>. Der Anzeichen werden immer mehr, daß über kurz oder lang, wenn die Regierung auch Herr des Ausstandes bei Monastir wird, ein neuer ge waltiger Ausbruch des Volksunwillens gegen die bestehende Ordnung oder, wenn man will, Unord nung zu befürchten steht. Auch im Parlament macht sich bereits eine Spaltung bemerkbar. Die Oppo sition regt sich auch dort. Es bleibt sich gleich, welchen 'Namen sie annehmen wird, und welche Parole sie wählt. Ist sie erst in der Entwicklung unter den Türken, so werden die griechischen Abge ordneten zu ihr mit fliegenden Fahnen übergehen. Die Armenier sind Mitläufer. Sie haben sich bisher als dem Stärkeren willig erwiesen. Dio Regierung will, seitdem die Meuterer von Monastir dem jungtürkcschen Sendboten Ejub Sabri- Bei die Türe wiesen, mit den stärksten Mitteln gegen den Aufstand kämpfen. Unlängst sind mehrere Ba taillone ins bedrohte Gebiet abgegangen. Die ana- tolische Dahn muß seit einigen Tagen ein« große Anzahl von Wagen zur Verfügung des Kriegs ministers halten, den die Empörer in Monastir und deren Anhänger unter den verschiedenen Reichs garnisonen mit Vorwürfen, er sei schwach und schwankend in seinen Entschlüssen überhäufen. Monastir ist zum dritten Male der Geburtsort einer Volksbewegung geworden. Es läßt sich nicht voraussagen, ob die diesmalige, der ersten gleich, nicht die Verhältnisse verändern wird. Mag auch die Regierung durch rasche Maßnahmen siegen. Der Uneinigkeit ihrer Untertanen wird sie nicht mit den Waffen in der Hand, sondern nur durch die Parteien zufriedenstellende Kulturtaten Herr. Der Ausbau unlerer Flotte im zweiten Ssldjslir 1912. Man schreibt uns: Nachdem das Linienschiff „Oldenburg" am 1. Mai für „Elsaß" in Dienst gestellt hat und dem 1. Geschwader der Hochseeflotte zugeteilt wurde, das nunmehr aus 4 homogenen Schiffen der Nassau-Klasse (18 900 t) und 4 Schiffen der Ostfriesland - Klaffe (22 800 t) besteht, ist im Herbst d. I. die Ein reihung von 2 weiteren Dreadnoughts in unsere Hochseeflotte zu erwarten. Es find dies die Linienschiffe „Kaiser" und „Friedlich der Große", die ersten Turbinenlinienschiffe, die im Juni und März vorigen Jahres vom Stapel liefen und demnächst ihre Probefahrten absolvieren wer den. Beide Schiffe sind 24 500 t groß, sollen 21 Knoten Geschwindigkeit entwickeln und führen 10 30,5-^m-, 14 15-im- und 12 8,8-< m-Geschütze an Bord. Trotz des gegenüber der Ostfriesland-Klasse erhöhten Tonnengehalts ist eine Herabsetzung der Ar- mierung bei den neuen Schiffen eingetreten. Die Schiffe der Ostfriesland-Klasse sind mit 12 30,5-em- und 14 8,8-om-Geschiitzen armiert. Im übrigen wird an dem inneren Ausbau der bereits vom Stapel ge laufenen Linienschiffe „Kaiserin", ,,Prinzrcgent Luit pold" und „König Albert" gearbeitet, die im Herbst 1913 dienstbereit sein sollen. Die drei noch auf Stapel befindlichen Linienschiffe „Ersatz Weißen burg , „Ersatz Kursürst Friedrich Wilhelm" und „8", die auf der Weserwerft, der Vulkanwerft in Ham. von Frühling zu Frühling. 15) Roman von Erich Ebenstein. (Nachdruck verboten.) Meta, Fräulein Olga, Herr Remus und ein paar Beamte bildeten samt dem jungen Postfräulein das Publikum. Eine richtige deutsche Weihnachts tanne sollte der Tender noch bringen. Aber am zwanzigsten trat ein Unwetter von sel tener Heftigkeit ein. Sturmgepeitscht, in hohen Wellen donnerte das Meer brandend an die Ufer. Düstere, schneeschwere Wolken jagten am Himmel, die Küste Istriens war kaum zu erkennen. Postboot und Tender blieben aus. Nachmittags flüchteten italienische Fischer, di« auf dem Meer von dem Sturm überrascht worden waren, in den Hafen. Sie erzählten, daß der Tender, welcher täglich von Pola aus die Runde über alle Forts der Brioni schen Inseln machte, um den Mannschaftsverkehr auf recht zu erhalten uno Proviant zu bringen, morgens vergebens versucht halt«, sich dem Hafen zu nähern. Dann habe er sich gegen Fort Peneda an der Süd spitze gewendet, habe aber auch dort nicht landen können und sei anscheinend havariert nach Pola zu- rückaekehrt. Daß das Postboot von Fasana unter diesen Um ständen ausblieo war selbstverständlich. Und der Sturm wuchs. Donnernd brauste er un- aukhörlich über die Insel. Die Zypressen bogen sich wie Gerten zur Erde, di« Gebäude erzitterten in ihren Grundfesten, es war unmöglich, auch nur die paar Schritte bis zum Molo zu machen, ohne zu Boden geschleudert zu werden. Auch am nächsten Tag kam kein Tender. Von den beiden Forts Peneda und Tegetthoff schickt« man um Lebensmittel in das Hotel, das die ausaesandte Mannschaft nur mit Mühe erreichte. patte Frau Remus am ersten Tage nur über die ausgeblicbenen Noten und den Wcihnachtsbaum ge klagt. so ging Herr Remus am Tage vor dem heiligen Abend mit sorgenvollem Gesicht herum. Seine durck di« unerwartete Kunoschaft der Festungsmannschaft in Anspruch genommenen Vor räte schmolzen rasch zusammen. Besonders an Bier und frischem Fleisch trat Mangel ein. Und kein« Aussicht auf Besserung des Wetters! „Wenn es so weiter geht, wird cs ein netter Weih nachtsabend werden morgen!" klagte er zu Meta. „Nicht mal einen Festbraten kann ich garantieren." Meta lächelte. „Haben wir nicht Milch aus den Stallungen und Wein aus den Kellereien? Man muß sich eben be helfen, so gut es geht." Ihr machte di« Situation Spaß. Das war doch einmal ein Ereignis! Und in den wildtobenden Na- (Urgewalten, deren Großartigkeit jeder Beschreibung spottete, lag etwas Aufrüttelndes, Reinigendes. Am Morgen des 24. Dezember stand Meta am Fenster und blickte hinaus auf das Meer. Hei, wie der Sturm die Wasser aufpeitschte und an den Klippen brüllte! Sie hätte ihm beide Arme öffnen und zurufen mögen: „Nimm mich mit, du Gewaltiger, vor dem alles Irdische in nichts zu sammenschrumpft! Trage mich fort in die Unend lichkeit, vernichte mich! . . ." Meta machte plötzlich eine Bewegung und kam zu sich. Ihr Auge hatte weit draußen in den kämpfen den Wogen einen dunklen Punkt erkannt, der gegen die Insel zu hielt. „Der Tender! Der Tender! Herr Remus, sehen Sie, dort arbeitet er sich vorwärts!" Herr Remus, der im Speisesaal saß und über einem Verzeichnis seiner Vorräte brütete, stand auf und trat rasch ans Fenster. Aber sein Gesicht klärte sich nicht, wie Meta gehofft hatte. Im Gegenteil wurde es noch sorgen voller. „Es ist nicht der Tender, sondern ein Torpedo boot." „Aber es hält auf den Hafen zu!" „Ja. Es wird landen und die Offiziere werden zu uns kommen, um unsere letzten Reste zu ver zehren." „Vielleicht bringt es Proviant mit?" „Nein. Das ist den Torpedos streng verboten." In den schönen Jahreszeiten kam es sehr ost vor, daß Torpedos in Brioni anlcaten und die Offiziere ihr Mittagsmahl im Hotel einnahmen. Vielleicht wollten diese nun, da sie schon einmal Dienst hatten, den Weihnachtsabend lieber jm Hotel verbringen als draußen auf stürmischem Meer. Der längliche schwarze Punkt, der aussah wie eine Riesenzigarre, kam rasch näher. Bald hatten ihn auch die anderen bemerkt. Sämtliche Bewohner des Hotels versammelten sich an den Fenstern des Speisesaales. Dann sah man aus einem Nebengebäude den Finanzbeamten in seinen Uniformmantel gehüllt, sich durch den Sturm gegen den Molo hinkämpfrn. Ihm folgten ein paar Fischer. Auch Architekt Klein- Hans wurde sichtoar. Jetzt holte Herr Remus leinen Havelock, um hinauszugehen. Das Torpedoboot hatte den Molo glücklich erreicht. Meta zählte die Aussteiyenden. Es waren sechs Offiziere und ein Zivilist. Sieben Personen — o weh. womit würde man die bewirten? Sie dachte noch darüber nach, als sich hinter ihr die Tür öffnete und Menschen geräuschvoll ein traten. „Ah . . . .! O, da ist's behaglich! Famos! Brillante Idee, hier den Abend zu verbringen!" schwirrte es durcheinander. Und dann sagte plötzlich eine Stimme voll unter drückter Leidenschaft dicht neben Meta: „Fröhliche Weihnachten, gnädige Frau — und ErW aus der Heimat!" Mit einem Ruck fuhr sie herum. „Herr v. Montelli! Sie?" Es klang etwas wie Enttäuschung hinein in die Wiedersehensfreude. „Ja, wie kommen Sie denn nach Brioni?" „Per Torpedo. Es ist ein Glück, wenn man hie und da zu rechter Zeit auf einen alten Freund stößt. Diesmal hatte ich dies Glück! Aber ich glaube, ich wäre lieber durch dieses verdammte Meer geschwommen, als heute nicht gekommen. Haben Sie meinen Brief aus Triest erhalten?" „Wir sind seit vier Tagen ohne Post. Ueber- haupt von der Welt abgeschnitten." „O!" Eine ärgerliche Falte bildete sich auf seiner Stirn. „Dann wissen Sie auch nicht, weshalb ich kam: und ich muß nun mündlich von Anfang be ginnen." Er brach ab, ohne indes den Blick von ihr zu wenden. Meta wurde plötzlich rot bi, unter die Haarwurzeln. Sie brauchte nur zu lesen, was ihr aus seinen schwarzen Augen entgegenleuchtete, um zu wissen, was Montelli hergetrieben hatte. Sie erschrak Die Schuppen fiel es ihr von den Augen. bürg und auf der Wilhelmshavener Staatswerft in Angriff genommen sind, sollen ini Herbst 1914 zur Diensteinftellung gelangen. Im übrigen ist die Jn- daunahme des neuen Linienschiffs für 1912 „Ersatz Brandenburg" der Germanlawcrft in Gaarden übergeben worden. Der große Kreuzer „Gocben", der jetzt mit den Probefahrten begin.rl, tann demnächst als vierter Krermer zur Hochjeeflotre treten, nachdem der „Moitke" im April bereits in Dienst gestellt und die Bejuchsreüe in Amerika absolviert hat. „Goeben" ist der dritte große Panzerkreuzer mit Turbinenantrieb und faßr 23 <00 c mit einer Ar mierung von 10 28-cw-, 12 15-l-m- und 12 8,8-em-Ge- schützen. Im übrigen wird der im Mär; vom Stapel gelaufene große Kreuzer „Seydlitz" weiter auf der Werft von Blohm L Vos; ausgebaüt, um im Herbst 1913 dienstbereit zu jein. Ter für 1912 gesetzmäßig anzufordernde gro^e Kreuzer „Ersatz Kaiserin Augusta" wird auf der gleichen Werft gebaut. Der Stapel lauf von „Ersatz Geier" und „Ersatz See adler" ist zu erwarten. Nachdem der kleine Kreuzer „Breslau" am 10. Mai in Di-nst gestellt hat, haben lin zweiten Halbjahr 1912 noch di«, kleinen Kreuzer „Magde burg", „Stralsund" und „Straßburg" ihre Probefahrten abzuleisten. Es ist zu erwarten, daß die beiden ersteren noch im Sommer oder Herbst dienstbereit sein werden, während oies beim letzteren im Winter der Fall sein dürfte. Die gesetzmäßigen Erjatzbauten „Ersatz Irene" und „Ersatz Prinzeß Wilhelm" sind dem Vulkan und der Kieler Marinewerft übertragen worden. Es ist im zweiten Halbjahr von Torpedo booten die Abnahme von 3 V-Booten (4 bis 6) und von 4 O-Booten (9 bis 12) zu erwarten, da die übrigen (VI 3 und 7, 8) bereits abgenommen sind. Ihr Tonnengehalt beträgt 680 t. Die für 1917 zu ver gebenden Torpedoboote — 12 an der Zahl — sind diesmal allein der Schichauwerft übertragen worden. Schließlich sind im ganzen 18 Unterseeboote (U 1 bis 0 18) fertiggestellt, 2 weitere werden in diesem Halbjahr abgeliefert werden und mehrere sind im Bau auf der Danziger und Germaniawerft. Dss MotorMachtlchilk. Man schreibt uns: Der Ankauf des 7000 Tonnen fassenden Motorschiffes „F i o n i a", wodurch Deutschland als erste Großmacht soas Schwcsterschiff „Sclanoia" (10 200 Tonnen) gehört noch der dänischen Gesellschaft) in den Besitz eines großen Motorschiffes gelangt, er weckt das Interesse für die Verwendung derartiger Motoren auf großen Kriegsschiffen, was nach vieler Ansicht nur eine Frage der Zukunft sein tann. Bis jetzt sind nur Unterseeboote (auch unser«) uno Tor pedoboote, also Schiffe kleiner Typen, mit derartigen Motoren ausgerüstet, die bekanntlich als Hauproor- teil für größere Schiffe den Wegfall der Schornstein« mit sich bringen würden. Der bekannte englische Admiral Lord Fischer meint in einer Aus lassung im „Naval and military recocd", daß das System, sämtlich« Geschütze in der Mittel- linie oes Schiffes aufzustellen, erst zu einem idealen Armicrungsplan führen könne, wenn das durch Masut getriebene, schocnsteinlose Schlacht schiff in die Erscheinung getreten sei, da denn erst die Bestreichungswinkel der Kanonen durch nichts gehin dert, vollkommen, wären. Als weitere Vorteile werden genannt: enorme Platzersparnis im Maschinenraum und Ve r,d oppelung des Aktionsradius. Außerdem wurde bemerkt, Seine teilnehmende Freundschaft — die häufigen Briefe — das Interesse für Konradchen. Und heute war der erste Jahrestag ihrer Witwen schaft. All das fuhr ihr blitzartig durch den Kopf. Dann sagte sie etwas ungeschickt: „Wie wird sich Fräulein Olga freuen.... und Konradchen —" „Und Sie, Frau Meta?" Noch tiefer tauchte sein Blick in den ihren. „Auch . . . selbstverständlich. Aber Sie haben es recht ungünstig getroffen auf Brioni! Der Kurort ist erst im Werden — man hat nicht genügende Ver- bindungen und so setzt uns solch ein andauerndes Unwetter schon in Proviantverlegenheit. Ich fürchte, Sie werden nicht sehr zufrieden sein." Meta hatte hastig gesprochen. Montelli lächelte. „O. als ehemaliger Soldat bin ich an alles ge wöhnt. Wir wollen eine Bowle brauen und Weih- nacyt feiern, wenn Sie mich nur nicht fortschicken, dann ist alles gut!" „Ich will Olga rufen," murmelte Meta unsicher unter seinem forschenden Blick, „und das Kind. Sie werden staunen, wie es sich entwickelt hat! Seit acht Tagen kann es schon allein aufrecht flehen." Mährens sie langsam an Montellis Sette dem Ausgang zusmritt. folgten ihr die bewundernden Blicke von secys Augenpaaren. Die Offiziere hatten es sich an einem Ecktisch bequem gemacht und machten Herrn Remus mit ihren Wünschen bekannt. „Sapristi", murmelte Hauptmann Dunker. „Welche Schönheit? Nun begreife ich freilich, warum Mon telli durchaus mit nach Brioni wollte, nachdem er uns den Gedanken, Weihnacht hier zu feiern, förmlich suggeriert batte!" ,Zch hoffe nur, er macht uns mit der Dame be- könnt!" setzte Oberleutnant Salser hinzu, „und be hält sie nicht für sich allein!" Mit einem wahren Sturm von Fragen wurde Montelli bestürmt, als er eine halbe Stunde später den Saal allein wieder betrat. Er hüllte sich in geheimnisvolle Andeutungen, nannte bloß Mctas Namen und ließ durchblicken, daß sein Besuch bei ihr einen bestimmten Zweck habe, über den zu sprechen vorläufig verfrüht wäre. Die Herren verstanden und fragten nicht weiter. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)