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Nummer 282 38. Jahrgang Dienstag, 1. September 1831 -MM» -.^7°"7., r,utc«»»cu .Lt. Bcluo- .UuU-.b-Mmin mid W -WWU W^W^M W WM W W^W^W-WM^^ SI,>,et<,«npr- .: ^7"'f/'"/' ,7 N-Uü^ .vnne'w»-. .„--rUlto-or N-Un^e.-, .Da-' MN« WWW WWWWWW WW W^W '5'' ,^s,.ud dc« '"b^u-^ W>»-. Mmntltcher Ve.zlinSprelS .« "M, elnlckn. VetU-NneU». W W W W W W W W W W W W^^ u----l^0>< «g-Iacd t,»Z ImZ->lI. ,j„jel„,muntt 1<» ^.Com,abend. ,,S°nnU iiO Z. MM M W W M W W WW ^eleeSewn/.'e.Mch. >ede «e.pMch.nng au, vieles ,!wt. H->i>l>UchrtMktltt 1r. G. TeSczyt, TreSdkll. tilMnna . l'tutlrttgeii v. Lchadeneilatz, W W W »eschüiiilchek Teil: Sra», «Ungar». Drelden. o olkssettuns «elchättrftell«, Druck-i. N«ela«> ««»rm-rwL cl^S, lüi verlad und Drucker«!.-Ziltal« Vr«»din, Dresden.«.!, «»»ergrab« N. g«mru«2l0l2. Balt!4eck<aneo Dresden eiaz Nanttonlo Drudtbunk Dresden -Ir ->I7la Für christliche Politik und Kultur AW Der Abschluß -es Katholikentages Der Fest-Sonntag in Nürnberg Ueber die Bedeutung der katholischen Männervereine sprach in der gleichen Versammlung der bayerische Landtags abgeordnete Slang. Nürnberg, 31. August. Der Sonntag brachte den Abschluß der 70. Generalver sammlung der deutschen Katholik. » in Nürnberg. Nach einem Festgottcsdienst und Kundgebungen der Arbeiter- und Bauern vereine sowie einer Iugendkundgebung fand am Nachmittag im Stadion die große öffentliche Schlußversammlung statt. Oer Festgottesdienst im Stadion bildete den Höhepunkt des gesamten Katholikcn-Tages. Die zum Stadion führenden Straßen waren schon stundenlang vor dem Festgottesdienst dichtgedrängt voller Menschen. In der Kampfbahn des Stadions und auf den Terrassen sah man un zählige zum Teil mit kostbaren Stichereien versehene Fahnen, die einen überaus farbenprächtigen Anblick boten. In dem weitausholenden Stadion waren über 100 000 Menschen zusammengedrängt. Die große Tribüne war von Ehrengästen dis auf den letzten Platz gefüllt, unter ihnen die Neichsminister Wirth, Stegerwald und Schätzet, die Staatspräsidenten von Württemberg und Baden, der lzessische Staatsminister Kirnber- -er, Reichskanzler a D. Dr. Marx, der österreichische llnter- richtsminister Czermak, Vertreter der Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden und viele Geistliche. Bald nach S Uhr marschierte unter Vorantritt ihrer Musik kapelle die Landespolizei in die Kampfbahn ein. Ihr reihten sich studentische Korporationen im Wichs mit ihren Bannern an, sodann ein langer Zug katholisclxtr Schwestern und Mäd chen in weißen Festkleidern und Blumenkränzen im Haar. Hieraus erfolgte der Einzug der Geistlichkeit. Nach den Nürn berger Geistlichen folgten Domherren, Prälaten, Aebte, die Bi schöfe von Würzburg, Speyer. Augsburg. Meißen und Münster, der rumänische Bischof von Jassy, schließlich der Erzbischof von Bamberg. Von einer Militärableilung begleitet zog sodann der Apostolische Nuntius Vasallo di Torregrossa unter einem Trag himmel ein. Endlich folgte das Präsidium des Katholikentages. An dem Festgottesdienst wirkten die vereinigten Kirchen chöre, Iugendchöre und die katholisci>en Vereine der Städte Nürnberg und Fürth mit; insgesamt etwa 20 000 Teilnehmer. Der Erzbischof von Bamberg hielt die Festpredigt. Der Apo - statische Nuntius zelebrierte die P o n t i f i k a l m e s s e. Nach dem gemeinsamen Gesang „Großer Gott wir loben dich" erfolgte nach dem apostolischen Segen der Abmarsch in voller Rul>e und Ordnung. Die Feier Im Stadion wurde auf sämtliche deutscl)«» und österreichiscl>en Sender übertragen. Die Uebertragung war auch im mitteldeutschen Rundfunk ausgezeichnet zu hören. Oie Arbeiter- und Männer-Versammlung die um 12 Uhr im Stadion stattsand, brachte eine bemerkens werte Anspracl)« des Reichsarbeitsministers Ste ge riv al d. Er erklärte, es sei falsch, zu glauben, daß es bei der Lohn- und Sozialpolitik in der Haupisaciw bloß aus den Willen des Arbeitsministers ankäme. Der Neichsarbeitsminister hätte im letzten Jahre nicht danach handeln können, was er wolle und was er nicht wolle, sondern er hätte lediglich zu cnt- säx'iden gehabt, ob das, ivas unvermeidbar sei, jetzt erledigt iverde oder ob es verschoben werden solle. Die Stellung des Arbeiters in Staat und Wirtschaft sei ein Problem, an dem so lange nicht plan mäßig gearbeitet werden könne, als Europa noch nicht wahr haft befriedet sei. Ohne diese Befriedung Europas könne die Weltkrise nicht gemeistert und das Arbeitslosenproblem Deutschlands nicht bewältigt werden. Voraussetzung für ein be friedetes Europa aber sei die Anerkennung der Gleichberech tigung der europäischen Großstaaten. In den letzten Jahren, so fuhr der Minister fort, seien an die deutsche Wirtschaft Anfor derungen gestellt morden, die diese gar nicht habe erfüllen kön nen. Die Siegerstaaten stellten hohe Forderungen und suchten diese zu kommerzialisieren. Deutschland seien durch Krieg und Inflation 100 bis 150 Milliarden Reichsmark seines Vermögens vernichtet oder weggenommen worden. Die deutsche Wirtschaft sollte außer Reparationen anstän dige Löhne zahlen und außerdem hohe Beträge für Sozial versicherung ausbringen. Tas alles zusammengenommen sei eine Unmöglichkeit gcivesen. Aber es sei nicht alles düster in Deutschland Deutschland habe einen guten Produklionsapparat in Gewerbe. Industrie und Landwirtschaft und ein gutes Üterkehrsivesen. Das deutsche Volk zähle zu den intelligentesten rind arbeitsamsten Völkern der Welt, und ihm sei die Unfähigkeit gar nicht zuzutrauen, daß es sich nicht aus der gegenwärtigen Lage herauszuarbeitcn vermöchte. Die nächsten Monate könnten nur überstanden wer den, wenn das deutsch» Volk In allen Schichten sich als eine gegenseitige Opfergemelnschast fühle. Oie Kundgebung der katholischen Jugend am Nachmittag lockte wiederum eine gewaltige Zuschauermenge ins Stadion. Um 2)4 Uhr nachmittags traf der Festzug der Jugend im Stadion ein. Die Musikkapelle der Landespolizei eröffnete den Zug, sodann folgte- im strammen Marschschritt die katholische Jugend, die aus allen Teilen Deutschlands, aus dem Egerland und aus Südtirol nach Nürnberg gekommen war. Es dauerte eliva >4 Stunde, bis die männliche Jugend yorbeides'liert war. Alle Arten von Iugendvereinen. Verbän den, Kirchenvereinen, Sportlern. Wanderern usiv. waren ver treten. Um 3 Uhr 15 traf die Spitze der weiblichen Jugend ein. Von der Tribüne aus nahmen der Erzbischof von Bam berg und andere Führer der katholischen Verbände den Vorbei marsch entgegen. Nach einigen Ansprachen, in denen an die Jugend apm'lliert wurde, der katholischen Beu>egung die Treue auch weiterhin zu bewahren und sür die Iugendvereine zu werben, folgten Liedervorträge. — An die Iugendkundgebung schloß sich die große öffentliche Echlusrversammlung des Deutschen Katholikentages an, in deren Verlauf ein Tele gramm des K a r d i n a l st a a t s se k r e t ä r s Paccllt verlesen wurde es besagt, daß der Segen des Heiligen Vater« aus allein ruhe, was auf der Versammlung beschlossen wurde und mit Gottes Hilfe sich verwirklichen möge. Dr. Hipp- Regensburg hielt hierauf einen Vorirag über das Thema „Der Christ in den sozialen Nöten der Gegenwart". Er schloß seine Ausführungen: Möge das deutsche Volk als erstes im friedliche» Wettstreit mit den anderen Nationen die Grundsätze der sozialen Gerechtigkeit und christlichen Liebe im privaten wie im öfsentliclren Leben, in Staat rind Wirtschaft verwirklichen Die Rede klang aus in einem Treuegelabuis an den Papst und mit der Bitte um seinen besonderen Segen für das deutsche Volk Hierauf ergriff der österreichische Kultusminister Dr. Czermak das Wort und überbrachte die Grüße Oestevreiclw an die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. Dis Geschichte der katholisch» Organisationen sei dem Deutschen Reich und Oesterreich gemeinsam. Der Präsident der 70. Generalversammlung Reichstags abgeordneter Joos-Köln sagte in seiner Schlußrede Dankes- lvorte an die Stadt Nürnberg, die Katholiken Nürulx-rgs, di« hohen Gäste, an Ministerpräsident Dr Held, das Land Bayern, die Bischöfe. Aebte, Prälaten und den 'Nuntius. Sodann spen dete der Erzbischof von Bamberg der Versammlung den ober- hirtlichen Segen. .Oie katholischen Bauern veranstalteten unter Leitung des Bon--rischen . Christlichen Bauernvereins eine Kundgebung, in der Geheimrat H e i m prä sidierte. Nach Reden von Reichsminister a. D Hermes. Reichs- Iigsabg. Gerauer und Dr. Freiherr v. Lnrinck iPräsiüent des Rheinischen Bauernvereins) werden zwei C ii l l ch l i e ß u n - g e n angeuomineii, von denen die erste u. a. besagt: Die zu einer großen Slaudeskundgebung r>ersainmelteu katholischen Bauern Deutschlands lenken die Aufmerksamkeit der 70 Generalver sammlung der Katholiken Deutschlands aus die schwere ivirt- schastliche und seelische 'Not. die den deutschen Bauernstand bedroht. Die katholischen Bauern richten die dringende Mah nung an alle berufenen und verantwortlichen Kreise, der Ge fährdung des Bauernstandes mit allen geeigneten Mitteln zu steuern. Die katholischen Boltern sind entschlossen, zur lleler- windung der schwere» Rot ihre äußerste» Kruste einzusetzen. Ungeachtet der eigene» 'Not werden die katholischen Bauern in christlicher Opserbereitsehnst freudig und tätig miihelscn. um Mil lionen bedrängter Volksgenossen vor Hunger und Elend zu schützen. — Die zweite Entschließung spricht de» Wunsch nach einer engeren Verbindung mit der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands und dem katholische» Bauernstand aus Zu diesem Zwecke wo» de ein Ausschuß eingesetzt mit dem Auftrage, die erforderlich» Schritte zu tun. Vie Aeneralversammlmig des Bonifatius-Verems für das katholische Deutschland, die im Rahme» des Katho likentages stattsand, wurde Zu einem Erlebnis durch die Rede, die Bischof D r. Gröber von Meißen in dieser Ve>- sawmluug über die A u s g a bc » derDi a j p ora - K a Iho - ZiKe n hielt. Seine Rede war ein Ap;>ell der Diaspora an das gesamte katholische Tentschland. Bischos Gröber, der ja aus rein kalholikcl>er Gegend in unser« sächsiscl>e Diaspora gekommen ist. schilderte die Lage dec Diaspora in der harten Sprache der Tatsache». In vielen Bist der» zeigte er die Not, die seelische Not des Dialporakatholizis- muS, in erschütternde» Bilder» vom heiligen Opfer in Baracken und Tanzlokalcn, von der zermürbenden, an Enttäuschungen reiche» Arbeit im steinigen Acker vieler Diasporapfarreien mit Der Festgottesdienst im Nürnberger Stadion am Sonntag