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< veuayr. sonntay, 1. Mörz 1914. Leipziger Tageblatt. Nr. 109. Sonntags-Ausgabe. Sette 17. U kleine JubilLumg-ZerLe 2um VerlLLgen 8ie meine IudiläumL-6ul5ckeine! ** Interellnnter Jubiläum»Katalog portofrei! !s V l-M? 7/ I4U0KI l^lOL 0VL11L - kLKNKVk 7748 wedder sich in ächzten Meere nscb suswort» portotrei keltlclalllge» jacquarcl liorkett beloncler» lange, eleg. kono creme^blau crerne^llla erernexrola genau vte Ollä mit Ltrumpsbolter t-tk. 8» Ivir freuen uns, diesmal unseren Lesern ein Werk aus der Feder des bestbekannie» charakter. vollen Dichters von „Hann Klüth" und letztens „Vie vier Könige", von dem markigen und markanten Georg Engel bieten zu können. Und es ist um so reizvoller, sich in diesen Roman der meisterhaften Schilderers zu vertiefen, als es sich um eine seiner Jugendarbeiten handelt» di« ooll>»ändig umgearbeitet, hier in neuer Form vorliegt. Das „boddenständige" Volk der Dstsee, Adel, Bürger und Schiffer lebt- und wirkt in Blutkraft vor unseren Augen. Der schicksalsreiche Held, Herr von Holstein, kehrt aus weiter Welt heim und ringt mit den alten. Vorurteilen und feindlichen Mächten im Vater land«, leidet und erliegt fast um der Liebe willen und geht zuletzt steroend als Sieger über sich und alle hervor. So steht das Ganze vor uns als ein packendes und fesselndes Lebensbild von einem bitteren Kämpfen um die Ehre und ums Erde. krÜlclakllge» Ltrapar-Korlett prima Latin mit Qurtkalter natur blau lila Üldergrau vetb genau vie vllci inti Ourtbalter t4k.6^ la Latin >nlt vogenlcante belonclcr» drelte Lctillcbe natur blau lila Üldergrau leäer vets 6enau vte vllci mit Ltrumpsdalter ttlc.L" drÜlclosslge» Ltropar-Korlett angenehme. lange kann natur blau Ma rola lecier Üldergrau veib genau vle Vll6 mit Ltrumpsdalter dllc.4» auf und ließ plötzlich die ganze Luftladung in folgende inhaltsschwere Worte ausströmen: „Hier sitzt der Zimmermcister Nörs." Er wies mit der Hand nach dem Zunächstsitzenden, der seine Zufriedenheit mit dieser politischen Namhaftmachung durch ein leises Brummen bc- kündete, „hier is der Polier Märtens." „Ja woll," nickte Märtens zustimmend. „Un neben mich sitzt der alte Kickhäwcl von de Schneide mühle, un noch andere Kollegien sitzen hier un lsaben sich alle was versucht im Leben, un — un —" Der plätschernde Redefluß versiegte in der Trockenheit der Kehle, und der alte Kickhäwcl zwinkerte mit den Augen nach Eulers Glas und befahl verständnisinnig: „Möller, 'n Snaps." „Jawoll," stotterte Euler ungemein erleich tert, „Möller, 'n Suaps — un die Berlinerin scheu sollen mich überhaupt vom Leibe bleiben, die sind mich zu windig — un, un wenn ver alte Euler seinen Namen untergeschrieben hat, dann wird der Herr Kommerzienrat sagen: „Da muß was dran sein — Euler iS auch maug, un - - _ un in mit 6urt Ltrumpsdalter beige natur velb genau vte vtlci mit Ltrumpsdalter iäkrißen velteken 1864-1914 Euler hat mich zwanzig Jahre treu gedient, Euler muß's wissen, un denn is die Sache Ordnung. Punktum." „Punktum," schrie» Nörs, MärteuS und Kickhäwcl, welche gar nicht begriffen, wie dieser Gracchus so viele Jahre unentdeckt unter ihnen hatte wandeln können, „Punktum!" „Jawoll," triumphierte der Gefeierte und blies die Backen erstaunlich weit auf, „Punktum! Un morgen schreiben wir die Adresse nochmal, un Kickhäwel muß sich in seinen Snipel smei- ßen un muß se übergeben, denn dafür is er un's Senjohr." „Jawoll." wiederholte Kickhäwcl, dem schon in der Vorahnung seiner erhabenen Mission der Angstschweiß auf der Stirn stand, „denn dafür bün ick der Senjohr." „Un nu wollen wir zu Haus," schloß Euler gemütlich, „mein Mutting is hölleschen hinter her." Er erhob sich und humpelte durch die nie drige Tür in den strömenden Regen hinaus; hinter ihm her wandelten seine Bewunderer, Nörs, Märtens mrd Kickhäwcl, als wollten sie ihren Tribunen nicht ohne würdige Leibwache lassen. Vor dem Krug hing eine alte Eisenlaterne, die der Wind kreischend in ihren Angeln hin und her warf und jeden Augenblick auszulöschen drohte. Schmutzige Wasserlachen überzogen die Straße mit ihrem Schlamm, und die mächtigen Pappeln zu beiden Seiten des Weges und stöhnten, sobald es heftiger vom herüberstürmtc. „Na, wenn man de Fischers erst rin sind," brummte Euler und verkroch seine Flausjacke, „so'n srecklichen Sturm." „Jawoll," bejahten pflichtgemäß Nörs und Kickhäwel. Da dröhnte etwas vom Meere her- - über, dumpf und kurz, und zwischen den Bäu Der gute Name. 11 Roman von Georg Engel. IS13 6rvtUviu L 0o. 6. m. b. U. t-eiprig.) Erstes Buch. men blitzte es auf mit kurzem, bläulichen Leuchten. Die drei Männer machten trotz des strömen den Regens e»alt und blickten einander ver dutzt an. „DaS ivar 'n Kauouenslag," stellte endlich der alte Euler etwas unsicher fest — „ob dort draußen ein Schiff — — — ?" „Bum, bum," donnerte es von neuem her? über und rollte verhallend über die öde Fläche. „Oho," prustete Euler und fuhr sich über den triefenden Kinnbart, „'s is richtig was auf die Sandbank gelaufen." „Sic haben woll wieder den Fanal nich ge sehen?" meinte Kickhäwcl mißbilligend. „Da lassen sc all die Leuchtkugeln los," und in demselben Augenblick durchzuckte den dicken Nebel ein kurzer bläulicher Schein. Noch standen die drei Ergebenen um ihren Tribunen und warteten darauf, wie dieser sich zu dem seltsamen Ereignis stellen würde, da tönte dumpfes Nollen die Straße herauf, ein paar blitzende Lampen schimmerten durch den Regen, Peitschenknall, das Gctrabe von Pferden wurde hörbar, und bald hielt ein über und über mit Kot bespritztes Eoupö vor den Werft arbeitern. „Den Landrat seine Rappen," murmelte Euler mit Kennerblick und rückte an seiner Mütze. Sofort machten auch die andern dem Eoups ihre Reverenz. Aus dem Innern der Equipage hörte man ein dumpfes Fluchen, und an dem Schlage wurde wütend gerüttelt: „Kreuzdonncrwetter — Fried rich! — na — endlich!" Der alte Schiffszimmermann Eoupötür geöffnet, und nun fuhr Kopf in den Regen hinaus. Ein Augen funkelten über die draußen „Bum, bum," dröhnte cs vom 1 IMOTIkttäUZ krlticlalüg« Ltrapor-Korlett moäegerecbte. lange korm natur blau lila Üldergrau velb genau vte klick In allen tlrSben dUc.Z°° WWMWWWWWWM«!^ ^boinargaüe 4 - petErrtteinweg 9 StraHe U - 8trshe 29 Alleinverkauf: k^anuiaclures kodier 6e Lobtet» I*. v. - krü/tel - ^l. S.75 dir 200 - / Original American Corlels Warner» Kurt Kroot - ^lc^vVork. ^l.7.50 dir 7S.- Eiskalte Regenschauer jagten über den Föh- rener Bodden. Zischend fuhren die Schlößen in das Wasser, und über der grauen Fläche wogten bleierne Nebel, die Land und Himmel mit ihren dumpfen Schleiern verhüllten. Leise trieb der Wind die aufsteigenden Dünste zu sammen, formte sie mit schöpfender Hand und ballte riesenhafte, unheimliche Gestalten. Wie ein gespenstisches Meervolk jagten sie dahin, ge waltige Rosse mit dampfendem Atem, häßliche Riesen mit unförmigen Köpfen und fabelhaftes Getier mit gräßlichen Leibern; alles troch aus der zischenden Flut hervor, reckte sich geg^rr den Himmel und verschwamm wieder in dem kochenden Brodem. Weit her vom südlichen Festlandc glitzerten ein paar leuchtende Punkte herüber und ver rieten nahenden Schiffen die Küste. Hier liegt auf der äußersten Landzunge das Fischerdorf Föhren mit seinen kleinen schindelgedeckten Hüt ten, mit seinen langgestreckten Raucherhäuseru und der mächtigen Worseschen Werft, die be rühmt ist bei allen seefahrenden Völkern. Wie ausgestorben schien heute die kleine An siedlung. Die Fischer waren fast alle hinausgefahren, des drohenden Sturmes wegen die Netze lMim- zuholen, und die Zimmerleute und Werftarbeiter waren teils in die nahegelegene Stadt Weltin zurückgekehrt, teils saßen sie im Föhrencr Krug und hielten eipe stürmische Versammlung ab. v* > j' X * Draußen klirrte der Regen an die Scheiben, und drinnen fuhren wilde Worte zwischen den Zechern hin und her — die Schnapsslasche wan derte von Hand zu Hand, undeutlich erleuchtete die grüne Hängelampe die erhitzten Gesichter, und der Tabaksqualm mischte sich mit dem Dunst durchnäßter Kleider. Am lautesten ging es am oberen Ende des langgestreckten Tisches zu, wo die Vorarbeiter und Wcrkiührer Platz genommen hatten. Hier saß ein schmächtiger, junger Mensch mit blas sem, hageren Gesicht, das über und über nnt Sommersprossen? bedeckt war, und hatte seinen rotbuschigen Kopff auf einen Bogen Papier hin abgebeugt, den alle anderen mit größtem Inter esse betrachteten. Jetzt lachte er kurz auf, schleu derte den Bogen auf die Tischplatte und ries herablassend: „Kinder, das ist ja der reine Liebesbrief! Was sind das alles für Worte? Hochgeehrter Herr Kommerzienrat — Verehrung — Anhäng lichkeit — Treue — ergebene Bitte — Berück sichtigung — Lohnverhältnissc ein wenig auf bessern — mäßige Arbeitszeit — na, ich sage euch, über so etwas würden wir in Berlin ein fach lachen, Unsinn, nicht einmal „vom Kampf ums Dasein" habt ihr in dem Dings da ge sprochen, oder von Lassalle, der immer in so was vorkommen muß. Na, Kinder, wenn ich der alte Worse wäre, den der Satan übrigens mit Extra post holen soll, dann würde ich auf diesen Wisch hin sehr freundlich sagen: Ich danke euch für eure Ergebeuheitsadrcsse, meine lieben Leute, und da ihr so viel Zeit zum Schreiben habt, so könnt ihr Hon jetzt an noch eine Stunde länger arbeiten!" „Dünner un Doria," schrie der alte Euler, welcher der Schmiede der Werst Vorstand, „Dün ner und Doria," schrie er, „das wär' ein biß chen slechter Spaß! — Möller, 'n Snaps! — Darauf gehen wir nich in!" Der rothaarige Wortführer zuckte die Ach seln und zerknitterte das Papier in der Faust. „Fort mit dein Wisch!" meinte er hochmütig und warf den Bogen unter den Tisch. „Hurra," schrien die Jüngeren vom unteren Ende "und schwangen die Gläser, „der Berliner soll leben." Der Gefeierte nickte nachlässig mit dem Kopfe, aber d^r alte Euler, der sich schmählich in seiner Würde als Verfasser der Adresse ge kränkt fühlte, erhob sich schwerfällig und prustete kurzatmig die längste Rede, die er jemals ge halten: „Wenn der Kommerzienrat null, denn will er, un wenn er nich will, denn will er ebend nich, un — un — Möller 'n Snaps!" „Richtig," erklärten einige graue Häupter und nickten bcjfallsschwer mit dem Kopfe, „Euler hedd recht!" Unzweifelhaft fühlte der alte Schiffszimmer mann durck diesen Beifall den Redner noch mehr in sich angeregt — er steckte deshalb die Hand in die, Brustfalte, blähte die roten Backen - . . . - s^..' V ' - ' 'l> hatte die ein weißer paar große Stehenden. Meere her über, und um die Ecke fuhr ein Windstoß, daß die Wagenlichter hoch und tief flackerten. In Eulers welterfahrenem Kopfe begann cs aufzudämmern, daß er den Laudral anreden müsse, aber bevor er noch dazu kam, wurde er von einer weißen Hand an der Brust gepackt und ohne weiteres mit dem halben Oberkörper in den Wagen gezerrt. „Heißen — Euler — was?" brummte eine barsche Stimme. „Jawoll — aber —" „Dann bitte, steigen Sie ein." „Aber wo werde ich mich denn erlauben, neben dem Herrn Landrat —" „Rein!" wiederholte die Stimme grob, und dann erfolgte ein Ruck der weißen Hand, der den alten Schmied völlig in die Equipage be förderte. Die Pferde zogen an, dem vermumm ten Kutscher wurde von innen eine Weisung ge geben, und die Equipage flog die dunkle Straße hinab, bevor sich Nörs, Märtens und Kickhäwel darüber klar werden konnten, ob ihr Tribun nicht plötzlich vom Satan gctzvlt worden sei. lFortsetzung in der Morgenausgabe.)