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regimes Es erscheint wie ein Widerspruch, der zwar nur äußerlich ist, aber doch große Verwirrung an. gerichtet hat, datz di« Propaganda sür die Wahtresorm von den Vertretern der verschiedensten Parteien ge macht wird. Wenn wir d«n Statusquo aufrecht- erhalten, verlängern wir diese Verständigung zwijä>en den Anhängern der verschiedensten Parteien, die die Wahlrejorm über ihre politische Gesinnung gestellt haben. Mit diesem zwar gcreckstzerligten, aber unnatürlichen Bündnis muß ein Ende gemacht, die Reform durchgeführt werden. Das neue Wahlsystem mutz klar sein und Stich wahlen unnötig machen. Keine Partei soll mehr sagen dürfen, datz sic um ihren legitimen Anteil an der Landesoertretuiig gebracht wurde. Auch den Minderheiten mutz ein Platz entsprechend ihrer numerischen Bedeutung reserviert werden, anderseits wäre cs aber unklug, um zü einer ganz strengen Anwendung der proportionellen Vertretung zu gelangen, sehr grotze Wahlbezirke einzuführen. Zwischen den benachbarten Departements besteht eine zu glotze Interessenverschiedenheit, um viel von der politischen Klarheit einer gemeinsamen Abstimmung erhoffen zu können. Wenn wir an Stelle der jetzigen Wahlkreise (Arrondissements) die Wahl nach Pro vinzen (Departements) setzen, ist das eine genügende Veränderung, über die hinauszugehen gefährlich wäre. Die arithmetische Formel darf schließlich nicht ganz über die Rechte der Majorität triumphieren: das Land har zu tapfer gekämpft, um die Rechte der Mehrheit nicht durchzusetzen: es würde nicht begreifen, wenn man das Bestreben, den Minoritäten ihren entsprechenden Platz anzuweisen, so weit ausdehnen wollte, datz die absolute Mehrheit der Wähler nicht auch die absolute Mehrheit im Parlament hätte. Die Regierung glaubt, datz alle wünschenswerten Vor bedingungen sür die Wahlresorm im Projekt der Kammerkominission enthalten sind. Ueber die ein zelnen Bestimmungen wird sie sich noch äutzern. Die H a u p t p u n k l e des Projekts sind: Einführung der Listenwahl mit Departements- eintcilung. gerechte Vertretung der Minoritäten durch Angliederung der Listen (Listen von Parteien, die ein Wahlbündnis abschlossen, um nach der ersten Pro portionellen Verteilung etwa restierend« Deputierten, sitze sich gegenseitig zuzuerkenncn), die Stichwahlen unterdrückt, und Garantien für das nötige Ueber- gewicht der Mehrheit. Diesen Prinzipien schliesst sich die Negierung an." Die Vertreter der Rechten, des Zentrums und der Sozialisten, die mit einer Reihe von Radikalen für die Wahlreform eintretcn, bilden die Mehrheit im Hause und dürften nach der Zustimmung des Mini steriums jetzt die berühmte „R. P." unter Dach und Fach bringen. Die Mehrheit der Radikalen klammert sich verzweifelt an das alte Wahlsystem, bildet aber hier nicht die Majorität im Parlament. So erlebt man das seltsame Schauspiel, datz eine Regierung mit der Koalition der Reaktion und der Revolution und gegen das Gros der ministeriellen Hauptpartei mar schieren mutz! n. veutlcher Lrsuertsg. (Unber. Nachdr. verb.) llr.-. Dresden, 21. Juni. (Telegraphischer Bericht.) Der 11. Deutsche Brauertag wurde heute in Dresden mit einer Vegrützungsansprache des Kom merzienrats Käntse-Dresden namens des Lokal ausschusses Dresden eröffnet. Die Tagung war von ungefähr :iOO Teilnehmern besucht. Der Redner schlotz seinen Willkommengrutz mit einem Hoch auf den König von Sachsen und den Kaiser. Dann sprach Kommerzienrat Henrich-Frantiurt a. M. als Präsident des Brauertages. Er dankte dem Lokal- ausjchuß und begrüßte bic Ehrengäste. Es waren erschienen für den Minister des Innern Regierungs rat Iani, für den Finanzminister Oberfinanzrat Dr. Hoch, für den Kreishauptmann Oderiegierungs- rat Freiherr von Färber, ferner der Oberbürger meister der Stadt Dresden Geheimrat Dr. Beutler, für den Stadtkommandanten Platzmajor Eys, ferner der Präsident der Handelskammer Dresden Geh. Kommerzienrat Tollenbusch, ferner waren vertreten der Rat uno das Stadtverordnelenkollegium der Stadt Dresden durch mehrere Herren. In seiner Eröffnungsansprache führte Kommerzienrat Henrich aus, datz nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Oesterreich, Holland, der Schweiz, Dänemark, ja auch aus Costarica Teilnehmer erschienen sind. Dieser zahlreiche Besuch ist um so erfreulicher, weil es gilt, die finannellcn Lasten, die dem Bier auf erlegt wurden, erträglicher zu gestalten. Namens dec Stadt bezrüßte Oberbürgermeister Dr. Beutler die Versammlung. Unter den Beruss- organiiationen, die Heuer in Dresden tagen, nehmen die Brauer eine der ersten Stellungen ein. Ihr Vorsitzender hat ichon ausgeführt. mit welchen Schwierigkeiten sie zu lampsen haben. Es ist die leidige Alkohotirage und die, wenn auch mit zarten Strichen angebeutete Steuersrage. Schon aus der zahlreichen Anwesenheit von Behördenvertretern können Sie ergehen, welche Bedeutung man Ihren Bestrebungen beilegt. Namens der stüdrnchen Be hörden kann'ich versichern, datz wir in der Allohol- frage strengste Neutralität wahren werden. Und was die Steuersrage anlangt, io werden Sie schon über sie Hinwegkommen, falls Sie nicht schon hin- weggetommen sind. Jedenfalls haben die Eingriffe in Ihr Gewerbe nur den Erfolg gehabt, datz sich Ihr Gewerbe nach innen und nach der wissen- jchastlichen Richtung befestigt har. In diesem Sinne wünsche ich Ihren weiteren Verhandlungen den besten Erfolg. Kommerzienrat Henrich dankte dem Ober bürgermeister und erstattete hieraus den Tätigkeitsbericht. Der Referent führte aus: Wenn ich einen Rückblick auf die Lage urueres Gewerbes werfe, mutz ich sagen, datz in den letzten 6 Jahren unsere Industrie schwer geschädigt worden ist, so datz sich, ohne einen zu pessimistischen Ton anzuschlagen, die Frage aufdrüngt: Wird sich das Gewerbe von den Schlägen überhaupt erholen können? Wird das Braugewerbe die Stel lung beibehalten können, die es als nationale In dustrie bis 1905 inne hatte? Wenn ich versuche, ein Resümee über die Wirkung der erhöhten Brausteuer zu geben, jo must man zugeben, datz wir mit einer enorm erhöhten Gewerbesteuer belastet sind. Wenn es den Aktienbrauereien trotzdem gelungen ist. die gleiche Dividende auszuschütten, so war dies nur möglich, weil die Gerste billig war und durch Heran anziehung von Reserven. Was den Rückstand im Konsum anbetrifft, so trägt hierzu neben der Ver teuerung namentlich die Antialloholbewegung und die Verkleinerung der Schankgeiätze bei. Die Pro duktion ist 1909/10 um 4 759 000 bk gegen 1907/08 zurückgegangen. . Es folgten nun die Wahlen. Geh. Kommerzienrat Henrich-Frantsurt hatte ge beten, unter Berücksichtigung seines hohen Alters von einer Wiederwahl abzusehen. Es wurden zwei gleich berechtigte Präsidenten, und zwar als Vertreter der norddeutschen Vrausteuergemeinschast Herr Rudolf Funcke, Direktor der Schultheitzbrauerei Berlin, und für Sübdeutschland Geheimrat Mildner, Direktor der Löwenbrauerei München, gewählt. Die Wahl des Ortes der nächsten Versammlung wurde den Ausschüssen überlassen. * (:) Tresden, 22. Juni. Die Teilnehmer des 11. Deutschen Brauertzges vereinigten sich gestern nachmittag zu einem Fest bankett, an dem über 500 Damen und Herren teil nahmen. Den ersten Trinkspruch brachte Geh. Kom- meizienrat Henrich-Franksurt aus. Er gedachte der Internationalen Hygiene-Ausstellung als eines grossen Werkes der Nächstenliebe, an dem sich fast alle zivilisierten Nationen der Erde, selbst Frankreich zum ersten Male leit dem großen Kriege, beteiligt hätten. An zweiter Stelle sprach Kommerzienrat Knoblauch-Berlin, um zunächst der Verdienste des Geh. Kommerzienrats Henrich um das deutsche Brau gewerbe zu gedenken. Er hoffe, datz er dem deutschen Brauerbunde noch recht lange als Ehrenpräsident erhallen bleibe. Tas deutsche Braugewerbe befinde sich gegenwärtig im Stadium der Rekonvaleszenz und bedürfe infolgedessen kräftiger Nahrung, lowie des Wohlwollens der Behörden. Der Reoner fchlotz mit einem dreifachen Hoch auf die anwesenden Ver treter der Behörden und die Ehrengäste. Direktor Funke-Berlin dankte Herrn Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler lür feinen liebenswürdigen Will- tommengrutz. Ter Redner schloss mit einem brausend aufgcnommenen Hoch aus die herrliche Stadl Dresden. In, Namen derielben dankte Stadtrat Dietz und hob hervor, Last auch die städtische Verwaltung die Bedeutung des Brauerqewerbes voll zu würdigen wisse. Geh. Kommerzienrat Gabriel Sedlmayer- München gedachte nochmals mit anerkennenden Worten der erfolgreichen Tätigkeit des Geh. Kom merzienrats Henrich, worauf dieser den Mitgliedern des Ortsausschusses mit Kommerzienrat Kämpfe an der spitze für die großen Opier an Zeit und Mühe dankre, welche die Vorbereitung der Tagung in Anspruch genommen habe. Direktor Schwenke gedachte der Damen, Just» rat Dr. Graf erhob sein Glas auf das weitere Btühen des deutfchen Brauer bundes und Brauereibesitzer Rutjchmann-Köfen feierte zum Schluffe uufer deutsches Vaterland. 12. verdkniüstLg üLS OeuilÄNkULonLlen ÜLHülungs- getiilfen-verdkmües önmvurg. Ain Montag vormittag 0 Uhr eröffnete der stell vertretende Verbandsvorsteher Hans Bechly die Verhandlungen. In seiner Eröffnungsansprache ge dachte er des Ausscheidens des früheren Verbands vorstehers Wilhelm Schack. Die Abjchiedsworte wurden von den Versammelten stehend angehört. Eine Reihe Anträge von einzelnen Ortsgruppen, die zur Gefchästsordnung gestellt worden waren, fanden nach eingehender Ausfprache ihre Erledigung. Zu Beginn der Beratungen gab das Mitglied der Verwaltung, Herr Ehr. Winter-Hamburg, folgende Erklärung ab: „Der Handelsstanv", das Organ des Vereins für Handlungskomnns von 1858, Ham burg. hat Berechnungen über unsere Bilanzen auf gestellt, die tatsächlich jeder Grundlage entbehren. Wir haben ihm sofort in acht Berichtigungen die Unhaltbarkeit seiner Behauptungen nachgewiesen. Der „Handelsstand" hat die Berichtigungen nicht gebracht, dafür aber in zwei weiteren Nummern die alten Behauptungen wiederholt. Wir sahen uns deshalb veranlaßt, Anzeige bei der Staatsanwalt schaft zu erstatten. Man wagt es, zu behaupten, datz wir 40 Proz. der uns anvertrauten Sparkassen gelder unserer Mitglieder sür Verbandszwecke aus gegeben hätten, infolge der hohen Unkosten und der matzlosen Agitation. Dagegen weist die der Oeffentlichkeit übergebene Bilanz des D. H. V. für Senry Suülvn. Von Dr. Richard Hennig (Berlin). (Nachdruck verboten.) Im Monat Juni 1911 jährt sich zum 500. Male der Tag, an dem sich eins der erschütterndsten Ereigniße der an Tragödien so reichen Nordpolarsor- s ch u n g zutrug' der Tod eines der erfolgreichsten und kühnsten Nordpolarsahrer aller Zeiten, des großen Engländers Henry Hudjvn, des Be gründers der Stadt N ew Port und Entdeckers des Hudson-Flusses, der Hudson-Bai und der Hudson-Straße. der im Juni 1611 an einem nicht bekannten Datum in der nach ihm be nannten riesigen Meercsbai von meuternden Ma trosen einem jammervollen Tode preisgegeben wurde. Henry Hudson, dem wir die Entdeckung der wich tigsten Gebiete der nordamerikanischen Küste, ja Amerikas überhaupt verdanken, war nichts weniger als ein Forschungsreisender nach unseren heutigen Begriffen: er war ein abenteucrfroher, kühner und ungemein erfolgreicher Seemann, dessen Streben, wie bei allen Polarfahrcrn seiner Zeit, lediglich aus das praktische Ziel der Auffindung eines brauchbaren See weges nach den Wunderländern Ostasiens über di nördliche Halbkugel hinweg gerichtet war. Die Gestalt Henry Hudsons nimmt in der Ge schichte der Erdkunde eine eigenartige Stel lung ein. Wie ein Meteor taucht er im Jahre 1607 aus völlig unbekannter Vergangenheit auf, macht dann in vier Jahren vier großartige und ungewöhn lich erfolgreiche Polarreisen nach den verschiedensten Richtungen des arktischen Nordens, um dann ebenso geheimnisvoll, wie er gekommen, zu verschwinden und eines unbekannten, erschütternd tragischen Todes zu sterben. Wir kennen von Henry Hudson nichts anderes, als die Leistungen, die er in den Sommer monaten der Jahre 1607 bis 1611 verbrachte: kein Bild ist uns von seinem Aussehen überliefert: von seiner Person und seinem Charakter wissen wir nicht mehr, als man aus den äußeren Umständen mit Hilie logischer Schlüsse folgern kann, wir wissen nicht, auch nicht ungefähr, wann und wo er geboren warben ist, und ebenso ist die Art und der genaue Zeitpunkt seines Todes in Dunkel gehüllt: alle», was von seinen persönlichen Verhältnissen bekannt ist, be schränkt sich darauf, baß ihn auf seiner letzten Reise 1610/11 ein junger Sohn begleitete. Wir hören von Hudson zuerst im April des Jahres 1607: damals lief er als „Master", d. h. al» Schiffsführer, im Dienst der Moskowitischen Handelskompanie von London aus, um in nördlicher Fahrt, womöglich über den Nordpol selbst hinweg, mit bellen klimatischen Verhältnissen man damals nach keineswegs vertraut war, einen Seeweg nach Astasien und Indien auszufinden. Am 28. April er folgte die Ausreise: die Fahrt ging über die Shet- lanbs-Inseln und an der Ostküste Gröndlands ent lang nach Spitzbergen Hier wurde gerastet, dann erfolgte ein weiterer Vorstoß nach Norden, der jedoch unter 80 Grad 28 Min. nördlicher Breite durch Pack eis zum Stehen gebracht wurde. Unverrichteter Sache mutzte Hudson nach London zurückkehren, wo er im September 1607 wieder eintraf. Im nächsten Jahre wurde jedoch ein neuer Versuch unternommen. Diesmal ging die Fahrt, die wieder Ende April angetreten wurde, nach dem Nordosten, in der Hoffnung, die Mündung des Ob erreichen zu können, der nach Sigismund von Hcrber- steins phantastischer Annahme dem inneren China entströmen und eine brauchbare Wasserstraße dort hin darbieten sollte. Hudson gelangte ins Karische Meer zwischen Nowaja Semlja und der sibirischen Küste, doch gelang es ihm ebensowenig, wie allen andern Schiffen, die im Frühsommcr dort den Eis gürtel zu durchbrechen suchten, durch den berüchtigten „Eiskeller" dieses Meeres hindurch zu gelangen, trotz immer erneuter Versuche. Ende August langte er abermals in London an. Diese beiden Fahrten hatten, außer einer Er reichung der höchsten bis dahin bezwungenen Nord breite, kein wesentliches Resultat gebracht. Um so bedeutungsvoller wurde dann aber Hudsons dritte Reise im Jahre 1609, die er, jetzt in Diensten der Holländischen Ostindien-Kompanie, mit einer aus Engländern und Holländern gemischten Be satzung unternahm. Hudson gelangte in jenem Früh jahr 1609 im Norden Europas wiederum, wie im Vorjahr, nach Nowaja Semlja und wollte im Süden dieses Landes einen abermaligen Vorstoß ins Karische Meer unternehmen, wurde jedoch wieder durch die Unmöglichkeit, die Eismasscn zu bezwingen, unver richteter Sache zur Umkehr gezwungen: zumal da auch unter seinen Matrosen eine Meuterei ausbrach, weil sie nicht länger in diesen gefährlichen Gegenden sich aufzuhaltcn wagten. Es war jedoch noch zeitig im Jahr, und Hudson wollte nicht ohne jegliches Er gebnis heimkehren. So beschloß er denn, nach Amerika hinübcrzustcuern. um dort nach der „nord westlichen Durchfahrt" in den Stillen Ozean zu suchen, die bisher zwar noch niemand nachgewiesen batte, deren sicheres Vorhandensein man aoer auf Grund einiger unvollkommener Feststellungen früherer For- schungsfahrten ohne weiteres als erwiesen annahm. Merkwürdigerweise war die amerikanische Ostküste zwischen Neufundland und Florida damals noch ausfallend wenig bekannt. Zwar war schon 1523 der Florentiner Verrazano in französischen Diensten an dieser Küste rntlanggefahren und ebenso der Spanier Gomez im nächsten Jahr. Doch war damals die Erkundung der Küste nur sehr oberflächlich gewesen, und ebenso gut, wie der breite Hudsonklutz den Seefahrern von Hudson entgangen war, hätte auch eine Meeresstraße, die wirklich eine Verbindung mit dem Stillen Ozean in diesen Breiten darstellte, von ihnen nnentdcckt bleiben können. Hud son lief nun etwas unterhalb des 36. Breitengrades auf die amerikanische Küste zu und segelte dann lang sam nordwärts. Unter 41 Grad Nordbreite fand er am 8. September eine in» Land hineinfllhrende, breite Wasserstraße und folgte ihr, in der frohen Hoff nung, hier die Durchfahrt in Len westlichen Ozean zu finden, der ia nach den im Mittelamerika und auch an der Südspitze von Südamerika gemachten Er fahrungen offenbar nicht weit vom Atlantischen Ozean entfernt sein tonnte. Natürlich täuschte ihn die Hoffnung: bald verengten sich die Ufer, und die vermeintliche Meeresstratze erwies sich schließlich als ein Fluß mit sehr breiter Mündupg. Es war eben jener Fluß, der seither seines Entdeckers Namen trägt und an dessen Mündung, aus Grund von Hud sons Berichten, nicht viel später (1612) durch Hudsons holländische Auftraggeber eine Kolonie Neu-Amster dam gegründet wurde, in der mehrere Jahrzehnte nachher (1664) die Engländer sich festsetzten und die seither den Namen New Pork trägt Die Fahrt die ses Sommers 1609 sührte dann Hudson noch weiter nordwärts bis in die schon früher entdeckte Davis- Straße und zur Frobisher-Vai, die man für eine Durchfahrtsstratze in den Stillen Ozean hielt. Wegen der schon stark vorgerückten Jahreszeit konnte Hudson jedoch seine Entdeckungen zunächst nicht weiter fort setzen, glaubte aber für das nächste Jahr ein ver heißungsvolles Arbeitsfeld gefunden zu haben und kehrte in dieser Hoffnung in die Heimat zurück. Der bedeutende Erfolg Hudsons auf seiner dritten Reise veranlaßte drei englische Kaufleute, Smith, Wolstcnholine und Diggs, den vortrefflichen Seefah rer in ihre Dienste zu nehmen, damit er nunmehr im Norden von Amerika die heißersehnte Durchfahrt in den Stillen Ozean suche. Am 17. April 1610 fuhr Hudson zum vierten Male aus: es sollte seine Todesfahrt werden! Ueber die Färöer und Island ging die Reise nach Labrador und dann hinauf zur Davis-See, wo im Vorjahr die Fahrt hatte abgebro chen werden muffen. Am 24. Juni wurde die Frobi- shcr-Bai aufs neue erreicht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frobisher, der 1576 mit der bloßen Sich tung der großen Wasserstraße nach dem Westen seine Ausgabe, eine Durchfahrt zu finden, für gelöst hielt, lief Hudson in die breite Wasserstraße ein, die seither nach ihm ihren Namen führt, und gelangte schließlich auf eine riesige Wasserfläche, die heutige Hudson-Bai. Hudson aber hielt dies unbekannte Meer natürlich für den Großen Ozean, dessen Erreichung er sich vor genommen hatte, und konnte somit das stolze Gefühl hegen, daß er als Erster Amerika im Norden umfah ren und die langgesucht« „nordwestliche Durchfahrt" endgülrig für die Kulturwelt gewonnen habe. In diesem begiückenden Glauben ist Henry Hudson denn auch gestorben: erst 20 Jahre später, als alles wei tere Suchen nach einem östlichen Ausweg vergeblich blieb, erkannte man, datz man nicht die offene Süd see vor sich hatte, sondern nur eine ungeheuer große Meeresbucht der Ostküste Amerikas. Nachdem Hudson um das nördliche Kap von La brador, das er nach seinem Auftraggeber Kap Wol- stenholme nannte, in den vermeintlichen Stillen Ozean eingelaufen war, fuhr er längs der Küste von Labra dor, so weit er konnte, nach Süden, in der Hoffnung, bald weiter in südlichere wärmere Gegenden ge- 1910 allein nach, daß aus laufenden Mitteln (ohne Stellenlosenkasse) ein Ueberschuß von über 145 000 erzielt worden ist und daß das Verbandsvermögen weit über 1 Million beträgt." Der Verbandstag nahm die Erklärung mit lebhafter Zustimmung ent gegen und spricht der Verwaltung das unbedingte Vertrauen aus. Der Jahresbericht des Verbandes umfaßt das Geschäftsjahr 1910. Er liegt gedruckt vor. Aus ihm geht hervor, daß der Verband 121012 Mitglieder zählt. Davon gehören 12 227 der Lehrlingsadteilung an, 113 sind lebenslängliche Mitglieder. Die Zahl der Ortsgruppen des Verbandes beträgt 1371. Sein Vermögen beträgt 1063 558 es vermehrte sich im Jahre 1910 insgesamt um 165 763 In der Spar kasse des Verbandes befanden sich am Ende des Ge schäftsjahres 1686 918 ./« Spareinlagen, während seine Versicherung an stellenlose Handlungsgehilfen 114 428 Renten im letzten Jahre zur Auszahlung brachte. Jin Verlage des Verbandes erscheinen sechs Zeitschriften, die seinen Zwecken dienen. Nach ein gehender Beratung wurde der Jahresbericht und die Abrechnung einstimmig genehmigt. Alsdann wurde die Wahl Les Verbands Vor stehers vorgenommen. Gemäß der Satzung schlägt de: Aufsichtsrat Hans Bechly-Hamburg als 1. Ver bandsvorsteher vor. Die Wahl erfolgte einstimmig unter begeistertem Bestall der Versammelten. Ebenso löste die Mitteilung des Vorsitzenden des Aussichts rates, daß als 2. Verbandsvorsteher Richard Döring gewählt sei, jubelnde-Zustimmuug aus. Nach Vornahme der erforderlichen Wahlen zur Verwaltung und zum Aussichtsrat wurde als Tagungsort des nächsten-Vcrbandstages, der im Jahre 1913 sratifinden soll, Frankfurt am Main bestimmt. Nach Erledigung des letzten Punktes der Tages ordnung, „Anträge", wurde die ergebnisreiche, ein drucksvolle Tagunr mit einem begeisterten Schluß worte des Herrn Alfred Noth-Hamdurg geschlossen Deutscher Runüftug !9N. Kiel, 22. Juni. Der gestrige vorletzte Tag des Flstgertreffens brachte wieöer sehr gute Leistungen, denen Prin zessin Heinrich und Prinz Adalbert bei wohnten. Leider ereigneten sich auch einige Unfälle, die aber glücklicherweise ohne schweren Schaden für die betroffenen Piloten abliefen. Am Vormittage stürzte Nölle auf Grade und beschädigte sein Flug zeug schwer, während Schall, gleichfalls auf Grade, der sich den Frühpreis für den Nachmittag gesichert hatte, bei einem nochmaligen Flug ebenfalls stürzte, wobei seine Maschine vollständig in Trümmer ging. Weniger glücklich kam Leutnant Jahnow davon, dejseu Harlan-Flugzeug von einer heftigen Böe er faß: und in die Bäume des benachbarten Schützen hauses getrieben wurde. Beim Sturze wurden di« Flügel und die Schraube zerbrochen und auch der Rumpf stark besck)ädigt. Leutnant I a h n o w hat sich denn Sturze eine Verrenkung der Schulter und einen Armbruch zugezogen. Außerdem erhielt er einen Nervenchok und wurde in das Krankenhaus über geführt. Er scheidet somit für die weitere Teilnahme am Deutschen Nundflug aus. Leutnant I a h n o w ist auf Wright ausgebildet und ging Anfang dieses Jahres zum Harlan-Eindecker über, auf dem er im April sein Flugzeugführerzeugnis erwarb als e r st e r D e u t s ch e r, der die neuen Bedingungen — die u. a. einen Stundenflug vorschneben — für Ein- und Zweidecker erfüllte. Für die weiteren Etappen kommen in Kiel an den Start: Lindpaintner, Büchner, Schauenburg, langen zu müssen. In dieser festen Ueberzeugung verabsäumte er es, rechtzeitig nach Europa zurück zukehren, und der Irrtum wurde ihm somit mittel bar zum Berhängnis. Im südlichsten Teil der Hud son-Bai, in der sogenannten James-Bai, unter 52 Grad nördlicher Breite, wurde er vom Winter überrascht und zum Ueberwintern genötigt, was duchaus nicht seine Absicht gewesen war und wofür er sich auch nicht mit hinreichenden Lebensmitteln ver sehen hatte. Er war gezwungen, unter dem murren den, in des Winters langer Tatenlosigkeit zur Wider setzlichkeit neigenden Schifssvolk strenge Disziplin zu halten und die knapp werdenden Lebensmittel ängst lich zu hüten, da die unwirtliche Küsten wenig bot. Daher bildete sich eine Verschwörung unter den Leuten, bei der ein gewißer Green, ein Liebling Hudsons, den er als Findling in England zu sich und später mit aufs Schiff genommen hatte, und der Schiffszimmermann die Rädelsführer waren, der letztere aus dem lächerlichen Grunde, weil Hudson ihm befohlen hatte, ein Winterhaus am Land zu bauen, wozu er seiner Ansicht nach nicht verpflichtet war, da er fa nur als Schiffszimmermann angewor ben war. Im Juni 1611 brach endlich das Eis auf, un) nun kam es zur offenen Meuterei. Der Grund ist nicht bekannt: vielleicht war es die Knappheit der Lebensmittel, die den Wunsch erweckte, die Zahl der Esser zu beschränken: vielleicht lag der Erunv auch darin, datz die Empörer nach Haus verlangten, wäh rend Hudson weiter nach Westen zu steuern wünschte, um seiner scheinbaren Auffindung der nordwestlichen Durchfahrt die Krone aufzusetzen und nach Ostasieu zu gelangen. Die Meuterer bemächtigten sich Hud sons, seines jungen Sohnes und sieben treugebliebe ner Seeleute, setzten sie mit geringen Lebensmitteln und einer Flinte in ein Boot und fuhren dann selbst mit dem Expeditionsschiff nach England zurück. Plan hat nie wieder etwas von Hudson und seinen unglücklichen Begleitern gehört: wahrscheinlich sind sie Hungers gestorben: aber wo sie ihr Ende gefunden haben und wie lange sie sich noch quälen mutzten, bis sie der Tod erlöste, das ist ein unlös bares Geheimnes geblieben. Die Meuterer wurden ihrer Tat wenig froh: sie hatten eine fürchterliche Reise zu bestehen. Einige starben aus Hunger wäh rend der Fahrt, andere fanden im Kampf mit rauv- gierigen Eskimos ein blutiges Ende: der Rest ge langte zwar nach schweren Nöten nnd Entbehrungen am 6. September 1611 in den Londoner Hafen, avcr als bekannt wurde, was geschehen war, wurden sie verhaftet und hart bestraft. Sogleich wurde eine Hilfserpedition unter Sir Thomas Button nach der Hudson-Dai gesandt, um den großen Forscher und seine Begleiter, wenn möglich, zu retten — aber das ausgeschickte Schiff mußte schließlich Heimkehren, ohne eine Spur von den Vermißten entdeckt zu haben! So endete vor nunmehr genau 300 Jahren der große Henry Hudson, der einer der erfolgreichsten Pioniere der beginnenden Norpolarforschung ge wesen war! MF/^H^IV>U MF MUHL - .sssin'ß ' 8. Pessl-Lsl»- 6. L.LV