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u. a.: Die Rückschrittler, die von der immer näher rückenden Einkommensteuer mit schwerer Sorge er füllt werden, tragen jetzt allen Skandal zusammen. Als Obmann des Nochettc-Skandals rufe ich den Gegnern zu: „Wenn Ihr, wie man in den Wandel gängen der Kammer und in den Redaktionsstuben erzählt, entscheidende Dokumente besitzt, dann zeigt sie. Gebt uns die Mittel an die Hand, in genauer Kenntnis der Sachlage zu entscheiden." — Die radi kale „Lantcrne" schreibt u. a.: Wir streben einen Sieg gegen die Nücllchrittler an. Caillaux selbst ist für uns nur das notivendige Werkzeug der Demo kratie, und gerade die masslosen AKirte der Konser vativen beweisen uns, dass die Politik der Regierung den Wünschen unserer Partei möglichst entspricht. Deutscher Reich. * Frühjahrstagung des Rationalliberalen Landes vereins für da» Königreich Sachsen. Der Ver- tretertag findet am Sonntag, den 22. März, mittags 12 Uhr im Trösten Saale des Gesellschafts hauses „Zentralhalle" in Plauen sVogtl.) statt. Auf der Tagesordnung stehen der Jahresbericht. Kassenbericht, Bericht über die Vorbereitungen zu den Landtagswahlen, Referent: Landtagsabgeord- neter Dr. jur. Georg Zöphel - Leipzig und General sekretär Dr. jur. Johannes B r ü st - Leipzig, Vortrag des Landtagsabgeordneten Dr. jur. Fritz Kaiser- Dresden über: „Die politische Lage und die L a n d t a g s w a h l e n 1915". — Der Ge- schäftssührende Ausichust und der Eesamtvorstand halten am 21. März abends ebenfalls im Gesell- schaftshaus „Zentralhalle" in Plauen Sitzungen ab. * Deutscher Jnduftrieschutzverband. Bei der Er örterung der Frage, wie den Arbeitgebern in der Baumaterialicnindustrie gegen die organisierte Arbeiterschaft ein fester moralischer und materieller Rückhalt geschaffen werden könne, entschlaf; sich der „Zentralverband deutscher Zementwaren- und Kunst- steinfabritanlen" (Sitz Leipzig), dem Deutschen In- dustrieichutzverband (sitz Dresden) korporativ beizu treten, von der Erwägung ausgehend, dast von den bestehenden Arbeitgeberverbänden diese zentrale Organiiation den besonderen Bedürfnissen der Bau materialienindustrie entspricht. * Im Inngnationalliberalen Verein sprach am Freitag abend an Stelle des durch Krankheit ver hinderten Referenten Ingenieur Goercki über das Thema: „Die anderen Parteien und wir. wobei er in der Hauptsache von dem Widerspiel der Kräfte im preustisck»en Abgeordnetenhaus berichtete. An das mit Beifall ausgenommen«: Referat schlost sich eine Debatte, an der sich auher dem Referenten Direktor Pielert und Lehrer Hörich beteiligten. — Als Ver treter des Iungnationalliberalen Vereins zum sächsischen Vertrctertag der nationalliberalen Partei wurde Lehrer Hörich wiedergewählt. * Der Verein der Fortschrittlichen Volkspartei in Leipzig mid Umgegend veranstaltet Diensiag, den 17. März, im Saale des Börsenrestaurants am Blücher- platz seine diesjährige Hauptversammlung. "Reben dem geschäftlichen Teile siebt ein Vortrag des Generaliekretürs Ehrich über „Die Landtagsersatzwahl in Erostschönau-Ebcrsbach und die kommenden Land- tagswahlcn" auf der Tagesordnung. * * Der Wassengcbrauch des Militärs in Friedens zeiten. Die Verhandlungen zwischen den Bundes regierungen über die Regelung des Wafsengcbrauchs , des Militärs in Friedenszeiten sind, wie der „Lokal anzeiger" erfährt, noch nicht zu einem endgültigen Abschlust gelangt. Aber es gilt nahezu als ausge schlossen, dast es zu einer einheitlichen Regelung für das ganze Reich kommen wird. Voraussichtlich wird die Frage einerseits für die in Elsass-Lothringen stehenden verschiedenen Kontingente des deutschen Heeres geregelt werden, andrerseits dürften neue Dienstvorschriften für das preussische Heer erlassen werden, während es in den süddeutschen Staaten wohl im allgemeinen bei den bestehenden Bestimmungen sein Bewenden haben wird. Es ist anzunehmcn, dast es auch aus diesem Wege gelingt, die etwaigen Unter schiede zwischen Prcusten und Süddcutschland tunlichst zu beseitigen. * Ein dritter Rachtragsetat für das Jahr 1913 wird dem Reichstage in den nächsten Tagen zugehen. Die Vorlage wird dem Reichstage Vorschlägen den im Vorjahre vielbesprochenen Grundstücksaustausch zwischen dem Kriegsminifterium und dem Finanz- Ministerium endlich vorzunehmen, und zwar in der Weise, dast das in der Vikloriastraste gelegene Grund stück, auf dem die Bank für Handel und Grundbesitz lm Auftrage des Kriogsmiiristeriums den Neubau des Militärkabinetts errichtet hatte, der vom Reichs tage aber nicht bewilligt worden war, nunmehr vom Miliürfiskus übernommen werden soll. In einem jüngst ergangenen Schiedsgerichtsurteil tst bestimmt worden, dast der Reichsfiskus im Fall der Nichlüber- nahmc einen Schadenersatz zu leisten habe, der sort- sallcn soll, wenn das Grundstück nachträglich erworben wird. Die Vorlage schlägt nunmehr vor, die erste Rate für den Erwerb de» Grundstücks zu bewilligen. Die Summe soll dadurch gedeckt werden, dast das Grundstück an der Königgrätzer und Prinz-Albrecht- Straste seitens des Finanzministeriums dem Kriegs ministerium abgekaust wird. * Ein Gesetzentwurf zur Abänderung der deutsch russischen Landesgrenze vom Memclstrom bis zum Pissekflust wird dem Reichstage demnächst zugehen. Ein gleicher Entwurf ist bereits vom preustischen Landtage verabschiedet worden, er regelt betanntlich die neue Landcsgrenze auf Grund des kürzlich ab geschlossenen Uebereinkommens. Da es sich hier um ore Regelung der ^!eichsgre>ize lzandelt, must auch der Reichstag zu der neuen Grenzregulierung seine Zu stimmung geben. * Der „Titanic"-Vertrag. Der „internationale Vertrag zum Schutz menschuchen Lebens" auf See, der in einer Konferenz zu London zwilchen Deutsch land, England, Oesterreich, Belgien, Dänemark, Amerika, Frantteich, Italien, Norwegen, Nieder lande, Russland, Schweden vereinbart worden ist, wird in« „Reichsanzeiger" veröffentlicht. Der Ver trag nebst Schlustprotokoll umsastt 1l Leiten des „Reichsan-eigers". * Die Gegner. Die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Welthandel ist darair ge scheitert, dast der Deutsch amerikairische Wirtschafts verband sich ihr nicht als Unterabteilung angliodern wollte. Als Gegner eines solchen Anschlusses traten, wie die „Franks. Ztg." berichtet, namentlich der nationalliberale Neichstagsabgeordnete Roland- Lücke, der Geschäftsführer des Handelsvertrags oereins Dr. Borgins, der Grostexporteur Hecht und einige Herren der sächsischen Spitzen- und Textilindustrie auf. Andere Herren, wie der Reichs tagsabgeordnete Paasche und Dr. Schlostmacher lFranksurt a. M.), nahmen mehr einen vermitteln den Standpunkt ein. * Die Dcsoldungsvorlagc in der Zweiten hessischen Kammer angenommen. Die Zweite Kammer hat mit 12 gegen 13 Stimmen die Besoldungs- vor läge nach dem Ausschustantrage angenommen, auf den sich die Regierung und die Kammern ge einigt hatten und dessen Annahme Staatsminister v. Ewald empfohlen hatte. Wenn die am 17. März zusammentretendc Erste Kammer den Beschlüssen beistimmt, ist die Besoldungsoorlage endgültig an genommen. Ausland. Zrankreich. * Beratungen in der französischen Kammer. Aus Paris meldet der Telegraph: Die Kammer nahm mit 500 gegen 30 Stimmen einen Zusatz - antrag zum Heeres budg et an, der dafür eintritt, dast 2 Millionen Franken bewilligt werden ,zum Ersatz des Schadens, der den Familien durch den Tod ihrer Kinder, Oberhäupter und Ernährer ver ursacht worden ist, die beim Militär infolge der Epidemien oder anderer Krankheiten gestorben sind. Dieser von dem Sozialdemokraten Ghesquiere eingebrachte Antrag war von der Kommission und der Regierung bekämpft worden. Ministerpräsident Doumergue wandte sich gegen die von dem Royalisten Delahayc vorgescylagene Resolution, die ein rein politisches Vorgehen darstelle, das sich gegen die den demokratischen Reformen günstig ge sinnten Minister richte. Iaurös warf Delahayc vor, dast seine Handlung mehr von der Politik als von der Gerechtigkeit ausgehe, war aber immerhin der Ansicht, dast cs richtig wäre, den Ministern die Mitgliedschaft als Aufsichtsrat von Finanzgcsellschaf- ten zu untersagen. Freycinet brachte dahin lautende Anträge ein. Ministerpräsident Doumergue nahm die einfache Tagesordnung an und stellte die Vertrauensfrage. Diese Tagesordnung wurde mit ."60 gegen 135 Stimmen angenommen. Die Abstim mung über den Antrag Freycinet findet später statt. Darauf wurde die Sitzung aufgehoben. England. * Besuch de» Prinzen von Wales in Norwegen. Wie aus London verlautet, reist der Prtnzvon Wales am Montag zu einem Besuch nach Nor wegen. Der Aufenthalt bei dem Königspaar dauert voraussichtlich drei Wochen. Italien. * Rücktritt Giulianos? Wie aus Turin, 11. März, drahtlich gemeldet wird, trägt sich, nach einer Mel dung der „Stampa", der italienische Minister des Aeustern Marquis di San Giuliano mit der Absicht, zurückzutreten, falls Giolitti nicht wieder die Leitung des Ministeriums übernehmen sollte. Spanien. * Angriff auf eine spanische Truppenabteilung. Telegraphisch wird aus Madrid, 11. März, ge meldet: Nach einer Meldung aus Tetuan ist eine spanische Truppenabteilung von Rebellen aus dem Hinterhalt angegriffen worden. Ein spanischer Offizier wurde getötet, ein Oberstleutnant und ein Soldat verwundet. * Aus dem spanischen Ministerrate meldet ein Telegramm aus Madrid: Nach einem unter Vorsitz des König; abzehacienen M r n i st e r r a t e erklärte der Ministerpräsident, er hab- im Ministerrat Mitteilung über die Unterredungen zwischen dem franzö sischen Generalresidenten in Marokko Lyautey und dem spanischen Eeneralrestdenten Marina und über die Unterredungen Lyauteys mit dem Kabinett in Madrid gemacht. Diese Unterredungen würden sicherlich dazu beitragen, die BeziehunAen zwischen Frankreich undSpanien fe >ier zu verknüpfen und den beiden Ländern chre zivilifntorifche Aufgabe in Marokko zu erleichtern. Die Ucbereinstimmuna in den Ansichten und den loyalen Beziehungen der beiden Länder würden ge statten. bedauerliche Zwijchcn'älle zu vermeiden, ohne dast damit irgendwelche Verpflichtungen eingegangen wurden. NußlanS. * Die Kolonisation der Golodnaia-Steppe. Wie ein Telegramm aus Petersburg meldet, begann der Rcichsrat am Freitag die Verhandlungen über den Gesetzentwurf betreffend die Kolonisation der Steppe Golodnaia in der Provinz Samarkand. Es stellt dies den ersten Schritt eines grossen Unternehmens des Ackerbaumimsteriums in Mittelasien dar. Jetzt sind bereits 20 000 Dessja- tinen bewässerten Gebiets erschlossen, und man will in den Bewässerungsarbeiten ohne Verzug fortfahren, die bis zu drei Millionen Dessjatinen Staatsgebiet umfassen und sich auf verschiedene Gebiete Turkestans ausdehnen sollen. Die gleichzeitig erforderten Aus gaben betragen über 700 Millionen Rubel. Der Gesetzentwurf sieht vor, eine kräftige russische Bevölkerung dort anzusiedein und will die Baumwollpflanzungen in Turkestan ausdehnen. In der Sitzung wurde Artikel 1 des Entwurfes an genommen, in dem diejenigen Bevölkerungskreise aufgezählt werden, die zur Ansiedlung in den mit Wasser versorgten Gebieten zugelassen werden sollen. Entgegen der Absicht der Kommission, das Recht der Kolonisierung nur orthodoxen oder altorthodoxen Bauern und Kleinbürgern vörzubehalten, nahm der Reichsrat die Fassung der Duma an, durch welche das Recht der Kolonisierung allen russischen Untertanen jeder chri st lichen Konfession zugestanden wird. Japan. * Aus dem japanischen Parlament. Aus Tokio meldet der Draht: Nachdem das Marine budget mit dem Abänderungsantrag vom 9. März vom Oberhaus verabschiedet worden ist, geht es wieder an das Unterhaus, das sich wahr scheinlich weigern wird, den Abänderungsantrag an zunehmen. Daher wird es zu einer gemeinsamen Sitzung beider Häuser kommen. — Eutunterrichtete Kreise glauben, dass eine Stockung cintreten wird, sofern nicht eine Verständigung mit der Regierung durch die Annahme des Gesamtabstriches in Höhe von 70 Millionen Pen erzielt wird. — Im Verlaufe der ausgedehnten Debatte richtete Murata einen aufsehenerregenden Angriff gegen den Premierminister, den er der Bestechlichkeit be schuldigt« und dessen Abdankung er als einzige Vor bedingung für die Annahme des Marincbudgets forderte. Sport nnd Spiel. Nnsere Voraussagen. Dortmund am 18. März. Eröffnungsrennen: Rax—Tambour. Frühiahrs-Iagdrennen: Fabian Way—Amsel. Jockey-Hürdenrennen: Qua Vadis-Fatum. Kronenburg-Haiidicap: Latja -Flibustier. Verkaufs-Jagdrennen: Pelzmaus—Beaufort. Landgrafen-Iagdrennen: Beau Manoir-Arboretum. Nizza, am 15. März. Prix des Violettes: lSeorgie—Gentilly. Prix de la Socn tö: Eendarme—Anemique. Grand Prix de Nice: Fidelio—Grand d'Espaane II. Prix de Bellaniare: Mist Raffle» Gamine Vl>. Prix des Lilas: L'Impetueux—Kola. Auteuil am 15. März. Prir Melbee: Zillah-Barbarossa. Prix des Pins: Statt de Waldner-Le Quart d'Heure. Prix d'Auteuil: Stall Hennessy—Calcndal. Prix Juiane: Tripabero—Les Braux Akts. Prix Amadou: Stall Descazeaux—La Bittetertre. PrcxVentriloque: Lambridgeshire-SaintAvertin * Nachrichtenübcrmittelung aus Flugzeugen. Durch eine Erfindung, die am Freitag in Johannisthal vorgeführt wurde, ist es ge lungen, die Nachrichtenübermittlung aus dem Flugzeuge zu vereinfachen. Es handelt sich um einen von Professor Donath erfundenen elek trischen Signalspiegel, der mittels einer Glühlampe von 10 000 Kerzen Lichtstärke in einer Entfernung bis 8 Kilometer eine Verständigung zwischen dem Flieger und dem Beobachtungsposten ermöglicht. * Ein Apparat für einen Ozeanflug. Aus New Port wird berichtet: In den Curtiss-Aero planwerken in Hammondsport ist man augenblicklich mit dem Bau eines besonderen Flug- apparates beschäftigt, der zu dem geplanten Flug über den Atlantischen Ozean Verwendung finden soll. Man beschäftigt sich gegenwärtig besonders mit dem Einbau einiper Neuerungen, die für den Flug sehr nützlich sein sollen. * Glücklicher Absturz. Der dritte türkische Militärflieger Salim.der in Konstantinopel zu einem Fluge nach Kairo aufgestiegen war, stürzte am Freitag vormittag bei Edremid ab. Der Apparat wurde zertrümmert. Salim und sein Passagier blieben nuverletzt. * Von der Riviera nach Korsika. Ein Draht- bericht meldet aus Ajaccio: Die beiden Flieger offiziere Schiffsleutnants Lescaille und Destrem, die auf zwei Eindeckern in Saint Raphael auf gestiegen waren, landeten nach einem Flug von zwei Stunden und 45 Minuten in Ajaccio. Ein dritter Offizier, der auf einem Doppeldecker auf gestiegen war, musste, da sein Flug durch den Wind beeinträchtigt wurde, die Fahrt aufgeben und landete chliesslich wegen Mangels an Benzin in Ealvi. * Weltmeister Heinrich Weber als Olympia trainer. Der Deutsche Reichsverband für Schwer athletik verpflichtete soeben, wie uns ein Privat telegramm meldet, den bekannten Weltmeisterringer Heinrich Weber rum Trainer der deutschen Ringer mannschaft für 1916. Weber errang vor 15 Jahren die deutsche Amateurmeisterschaft im Ringkampf und später zweimal als Professional die Weltmeisterschaft in Paris. Gegenwärtig nimmt Weber an den Kraenzleinkursus im Stadion teil und wird dann später sein Amt am 1. Mai antreten. * Leipziger Spielgruppe (Leipziger Schlachtfeld, gau und Leipziger Turnerschaft) Sonntag, den 15. März, find folgende Spiele angesetzt M.-Tv. Möckern—Tv Plagwitz 3 Uhr Planitzstrasse, Möckern. A.-Tv. Leipzig—Tv SUdvorstadt "/«II Uhr Bauern wiesen. Tv. Lindenau — A. Tv. Mockau '/«II Uhr Schafwiese. A. Tv. Connewitz — A. Tv. Schöneield '/-II Uhr Selneckerstraste. Connewitz. A. Tv. Seller hausen - Turngemeinde '/«II Uhr Wurzner Strasse. A. Tv. Knautkleeberg-Turnverein Connewitz 3 Uhr Knautkleeberg. A. Tv. Leipzig II — A. Tv. Eross- zschocher 9 Uhr Bauernwiesen. Tv. Stötteritz — Ä. Tv. Paunsdorf 9 Uhr Lange Reihe, Stötteritz. A. Tv. Gautzsch—Tv. Leutzsch 3 Uhr Gautzsch. A. Tv. Anger-Crottendorf —A. Tv. Möckern I 3 Uhr Lorck- ver gute Name. 25s Roman von Georg Engel. «Loi'xrixxdc löt; 0)' cirsrdlsiil L: uu b. II. I.»iprt^.> Die junge Gräfin schob ihren weißen Kopf wieder unter dein Schirm hervor und starrte die Laudratstochter verwundert an. „Kennen Sie ihn denn persönlich, Sylvia?" rief sie ueu- gieria. Das Mädchen zögerte einen Augenblick, dann warf es hochmütig den Kops in den Nacken und schlug ein abweisendes Lachen au. „Wo denken Sie hin, Frau Klotilde, mein Interesse ist ein ganz platonisches, denn ich er weitere meine Bekanntschaften ungern in dieser Art." „Schade," meinte der Oberst, und sah nach denklich über das graue Meer. „Er war eine kräftige Natur, die alles aus den Angeln heben wollte, dann aber kam ein einziger, unbedachter Moment, und die Gemeinheit des BaterS gab ihm den Nest: schade, es waren bedeutende An lagen da." „Nun, die Anlagen sind heule hoffentlich poch die gleichen," lachte Sylvia ärgerlich. „Hören Sie, Kind, wenn dieser Kapitän ein anständiger Mensch wäre, könnte er Ihnen fast gefährlich werden," drohte die Gräfin und lauschte mit der Hausdame einen verständnis innigen Blick, dann aber wandte sie sich, und stieß einen halblauten Schreckcnsruf aus. „Mein Gott, wo sollen wir hier denn aus steigen?" Das Boot knirschte auf den Sand und schwankte hin und her, einen Steg gab es weit und breit nicht. „Bon hier aus," erklärte der Oberst, „pfle gen die Schiffer ihre Insassen an den Strand zu tragen. Sehen Sie, meine Damen," lachte ec leise, „der junge Ferge beginnt eben seinen galanten Dienst." Zn der Lat hatte Holstein sich die Kappe noch tiefer ins Gesicht gezogen und umschlang, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die dürre Hausdame, um sie wie einen Federball hoch in die Luft zu heben. „Warte, du reizendes Meerwunder," mur melte der Kapitän grimmig vor sich hin, „dir will ich zeigen, ivas „solch ein Mensch" kann." „Hilfe," schrie das Fräulein, „er zerbricht mich!" Aber ehe sic eS noch ausgerufcn hatte, setzte sie der Ferge bereits unsanft auf dcu Strand nieder. „Sie sieht aus wie eine blaugefrorenc Benns," dachte der Kapitän ziemlich laut. Und dann watete er mit seinen Wasser stiefeln wieder an das Boot und hob Sylvia ans kräftigen Armen heraus. Die Kappe sank dabei etwas zurück, und das Mädchen unterdrückte einen leisen Nuf. Nasch hob sic den Arm, um sich dem jungen Mann zu entwinden nnd noch einmal in sein Gesicht zu sehen, aber der Kapitän hielt seine reizende Last fest umschlungen und schritt so langsam als möglich dem Strande zu. Er fühlte, daß der weiche Arm, der seinen Nacken umschlang, leise zitterte, nnd der präch tige Leib, der sich in seinen Armen wiegte, dnrchströmte ihn förmlich mit Glut und Lebens lust. „Ein prächtiges Weib, diese Sylvia," dachte er vergnügt, „etwas junkerstolz, aber nicht ohne Nasse. Mein Zentaurendienst belohnt sich." Er ließ sie vorsichtig auf den weichen Sand niederaleiten nnd trug auch die Gräfin hinzu. Als letzter folgte der Oberst, und als der junge Schiffer den schweren Mann durch das Wasser schleppte, klopfte ihm der Soldat gütig auf die Schultern und fragte tordial: „ES ist wohl ein bißchen zu viel, mein Sohn?" Der Schiffer zuckte die Achseln und stieg mit seiner Last auf das Land. „Durchaus nicht, Graf BurgbauS," rief er hier laut und zog seine Kappe, während Syl via einen lauten Schrei ausstieß, „die Anlagen sind immer noch bedeutend, darin hatte das gnädige Fräulein ganz recht." .Einen Augenblick herrschte peinliche Stille, dann trat Graf Burghaus an den Kapitän her an und legte mit einer Verbeugung die Finger an die Mütze. „Die Acußerungen, welche über Sie ge fallen, Herr Baron," sagte er mit der Sicher heit eines großen Herrn, „kann ich jetzt nicht rückgängig machen, obwohl sie ohne diesen Mum menschanz nicht zu Ihren Ohren gedrungen wären. Ich stehe natürlich für jede einzelne zu Ihrer Verfügung." Holstein nickte mit dem Kopf. „Darüber später," meinte er lässig. „Im übrigen haben Sie uns eine große Aufmerksamkeit erwiesen, für die ich im Augen blick keinen passenden Dank weiß." „Sie würden den Dank voll gegen mich ab tragen," versetzte Holstein nun mit einer leich ten Verbeugung, die jedoch bereits an die starr dastehenden Damen gerichtet war, „wenn Sic mir gestatten würden, Ihre Damen sowohl als auch Sie aus dieser melancholischen Bindfaden symphonie heraus und in das Schloß des Guts herrn zu führen. Ich kenne ihn zu genau, um nicht zu wissen, daß er seine Gäste mit wirk licher Freude aufuehmen wird." Der Oberst blickte zum Himmel hinaus und schien dort oben nichts Tröstliches zu finden. „Ick) nehme auch diesen Vorschlag mit gro ßem Dank an," sagte er endlich mit eimger Unruhe, „gestatten Sie aber, daß ich Sic zu vörderst dcu Damen bekannt mache." In größter Unbefangenheit machte der Ka pitän die Vorstellung durch, ja, um seinen sprechenden Mund flog ein ironisches Zucken, als ihm auch Sylvias Name in aller Form genannt wurde. „Sie kennt mich nicht, die hübsche Schlange," dachte er, sich an das erlauschte Gespräch er innernd, „nun, sie soll mich rennen lernen." Damit reichte er der Gräfin gewandt den Arm, während er das schöne Mädchen absicht lich dem Oberst übertteß, und, gefolgt von der gänzlich überrumpelten Hausdame, langte dec Zug endlich in aller Befangenheit im Schloß an. Der Raum, in den sie zuerst kamen, er preßte allen einen Ausdruck der Bewunderung. Es war eine große längliche Vorhalle, welche von oben ein bläulich schimmerndes Oberlicht erhielt. Bon rot und braun geädertem Mar mor glänzten die Wände, und die Damen sahen mit Erstaunen, daß die zierlich vergoldeten Rokokostühle, Fauteuils und äos-L-äos mit den verschiedensten seidenen Mustern überzogen waren, vom brennendsten Rot bis zum ver- schwimmenden Meerton hinab. Daneben glich das Ganze einem kleinen Museum. Alle zwei Schritte ragten wunderbare, plastische Marmor gestalten zur Höhe, die, von dem herabfallen den Schein übergossen, eben einem blauen Licht meer entstiegen zu sein schienen. An den Wän den hingen kostbare Oelgemälde. „Wem gehört diese wunderbare Halle?" rief die Gräfin, ganz hingerissen von dem mächtigen Eindruck, und Sylvia setzte hinzu: „Wird Ihr Freund auch nicht zürnen, Herr- Baron, daß Sic so profane Menschenkinder in sein Heiligstes führten?" Der Kapitän warf der Fragcrin einen her ausfordernden Blick zu, und während die Schöne den ihren unsicher über ihn fortgleitcn ließ, antwortete er gedehnt: „Sic kennen meinen Freund nicht, meine Gnädigste." Nnd sich wieder zu der Gräfin wendend, fuhr er im Tone aufrichtigster Bewunderung „Mein Freund ist ein Mäzen, er wird ent zückt sein, daß auch ich verstehe, Schönheiten zu s-mmeln." Die Gräfin errötete und geriet in eine an mutige Verlegenheit. Dieser schöne junge Mann in der schmutzigen Matrosenjoppe gefiel ihr außerordentlich. „Wie heißt denn der Besitzer dieses Hau ses?" fragte der Oberst. Holstein sah steif in die Luft und log mil großer Bestimmtheit: „Mein Freund helßl Horst, ich bitte um die Erlaubnis, ihm seinen Besuch melden zu dürfen." Fortsetzung tu der Morgenausgabe.)