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BeiugS-PreiS iur r.'«ip»t« und Po^ort« Lnrch «nie« Traaer und Eoedtlem« 2mal tiigllch in, Kau, gebraql: SV Pt. m»natl„ L7v Dir. v crleiiädrl. Lei un>ee« Filialen u. Ln» nahmeslellen abaedolt: 7S PI. enanail., r.IS Dik. »erteljährl. Lurch »>, P«ft: innerkald Leuilckland, und der destlchen Kolonien vierteljahrl. S.SV Mk., monatl. l.Lü Mk. au,Ich! Polibelcellaeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaullaaren. ^lalien. r?uremburg. Niederlande. Nor wegen, iLenerreich-Ungarn, Rutzland. Schweden. Schwei» u Spanien. In allen uliiigen Liaaien nur diretr durch dr» ibeichättskrell« de» Blau«, «rhalrlich. Ta» Lelv,tg«r Tageblatt «rlchetnt Lmal lazlich, Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Ädonnements-Annahme' 2«honni»gall« 8. lei unieren Trägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, iuwi« Poiiämtern und Briejträgern. Nr. 229. Moraen-Ausaabe. N ip.nger TMblall r°>.Änichl«!'.»Hanvelszeitung. ) »V Ämlsblatt des Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis Nlr Inserat« an, L«i»»ia und Umgednn, di« lspaliig«P»tit»«il« L Ps, dieNeklame- »eil« l Mk. von au»wär«, M Ps, NeNamen LA) Mk.' Inserat« von ««Hörde» im amt- ltche» T«tl di« P«ttti«ile SV Pi. Geichästran,eigen mit Platzoorichrift«» ». in der itldendaurgad« tm Preise erhöht Rabatt nach Taris, «eilagegebühr Ersamt- auslage Mk. p Tausend erkl. Postgebühr. Teilbetlag« höher. Festerteilt« Austraae können nicht »urü<t- gerogeii werden Für da» Erscheinen an beirimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: I,ha,ni»,ass» 8, bei ^amtlichen Filialen u. allen Annoneen- Ejpcditionen de» In- und Au»lande». Lruck und Verla, »«» Fische» ck Mllrste» Inhaber: Paul Xttrste». Pedaktioa und Eeschäst.itetl«: Iohannirgajs« 8. -auut - Filiale Dre.de»: Eeeitrage t. I lTelephon «8211. Sonnsbenü, üen IS. Uugukt ISll. 105. ZstllMNg. Die vorliegende Au'oabe nmsaßt 16 Leiten. Dss Diüstlglle. * Der Botschafter Cambon begibt sich nach Paris, um seiner Regierung mündlich Be richt über den Stand der Marokkoverhandlungen zu erstatten. * Ter Generalstreik in London hat am Freitag noch keinen bedeutenden Umfang angenommen. (S. d. bes. Art.) * Der „R e i ch s a n z e i g e r" veröffentlicht das Ausführungsgesetz zum Biehseuchen- gesetz vom 25. Juli 1911. * In Japan droht eine M i ni st e r k r i s i s. sS. Ausl.) — * Die portugiesisch« Nationalver- s a in m l u n g hat das Gesetz, betreffend den Unter halt der Geistlichkeit, angenommen. * Bei einer Gasexplosion auf dem Pots- damerVahnhofzuBerlin wurden heute früh sieben Personen durch herausgeschlcuderte Mauer stücke leicht verletzt. ZsfiMenwkrstie unü Krieg. Es soll da und dort im Auslande — in Frankreich, namentlich aber auch in England — Lrute geben, die für den Fall einer kriegerischen Verwicklung mit Deutschland auf die Hilfe unserer Sozialdemokratie rechnen. Die würde, wenn alle auszögen, nicht mit ausziehen oder in offener Feldschlacht Sabotage treiben. Ab und zu kann man ähnlichen Auffassungen auch nn eigenen Lande begegnen. Nur daß, was dort lüsterne Hoffnung ist, sich bei uns als düstere Befürchtung äußert. Und doch sind es, deucht uns, nur Gebilde, die — je nachdem — die froh oder schmerzlich bewegte Phantasie er zeugte, und gerade der Marokkohandel ist ge eignet, in d e r Beziehung Klarheit auszubreiten. Wir lesen ja nun wieder alle Tage diese blut- rünstigenRcsolutionen gegen den „brudermörderi- schcn üulturschänderischen Krieg", gegen „kolo niale Raub- und Beutepolitik", deren zucht lose Sprache uns empören müßte, wenn nicht zu gleich der verstiegene Schwulst uns unwillkür lich lächeln machte. Es ist, wie wenn einem mitten in zornvoller Rede die Stimme umschlägt. Eben wäre man um ein Haar noch vor dem wilden Mann erzittert. Nun hat man Neigung, die Sache von der humoristischen Seite zu nehmen. Mit gutem Recht: denn wer steht hinter dem Phrasengeklingel? Die Gewerk schaftler nicht, denn ihnen ist dieser auch nicht um einen einzigen neuen Gedanken be reicherte altersgraue Schwatz längst lästig. Die Revisionisten, zumal die im Süden, erst recht nicht, und der realpolitisch gewordene, zwischen Szylla und Charybdis lavierende Parteivorstand hat sich — wie männiglich bekannt — von den rabiaten Schreiern erst wider seinen Willen ins Schlepptau nehmen lassen. Es ist also immer wieder die gleiche Sekte der Unentwegten, die Ketzerrichter und Vaalspriester des allesseligmachenden Marxismus, die wir auch auf jedem Parteitag ihr unerfreuliches Gewerbe ausllben sehen. Die Zugereisten aus dem Osten, die Parvus und Rosa Luxemburg, der radikale Pöbel der norddeutschen Großstädte und jene im Grunde doch seltenen Ueberläufer aus den bürgerlichen Schichten, die, um ihre Herkunft vergeßen zu machen, als vollendete Demagogen ein ganz besonders ausgeprägtes „proletarisches Bewußtsein" zur Schau zu tragen pflegen. Nun sind wir keineswegs geneigt, diese Kräfte, wenn sie erst sinnlos zu walten be ginnen, einfach zu unterschätzen. Wer sie auf Parteitagen beobachtet hat, wenn der Sturm sie durchraste, wird über das Maß des Hasses und der blinden Leidenschaften, dessen die Menge fähig ist, sich keiner optimistischen Täuschung hingeben mögen. Aber auf diesen Par- teikonvcntikeln ist man doch unter sich und hat die lockende Aussicht, die zu allen Zeilen und in allen Ländern die Gemüter in die an genehmste Wallung versetzt hat, die Neuerungs süchtigen, die Revoluzer und Hetzer ans Kreuz zu schlagen. Wenn draußen vor den Grenzen der Landfeind steht, würden — gewollt oder ungewollt — doch noch ganz andere Empfin dungsreihen ausgelöst werden und allerlei Hemmungserscheinungen sich melden. Eduard Bernstein hat in seiner nüchternen, gelehrten Art, hinter der doch auch vielleicht ein wenig überlegene Ironie sich barg, den souverän über Krieg und Frieden sich resol- vierenden Genossen erst dieser Tage ausein andergesetzt, warum sie, selbst wenn sie es wollten, gar nicht imstande wären, einen Krieg zu verhindern. Wir möchten weiter gehen (ganz abgesehen davon, daß das Standrecht eine sehr ernste Sache ist) und behaupten, sie werden es gar nicht einmal wollen. Wie war es denn Anno 1870? Auch damals gab es in deutschen Landen ja schon Sozialdemokraten. Nicht so zahlreich wie heute; dafür aber, sinte malen der junge Most sich immer am absur desten gebärdet, um so rabiatere. Zwar die von Johann Baptist von Schweitzer geführten Lassallianer blieben ja noch immer von einem Hauch nationalen Empfindens gestreift; aber in den „Eisenacher Ehrlichen" lebte, von Liebknecht geschürt, dem die Londoner Flüchtlings-Existenz auch sein ursprüngliches Großdeutschtum zerstört und verfälscht hatte, die Gesinnung der Inter nationale in der ungebrochenen Kraft der ersten Jugend. Und doch wagte selbst dieser fanatische Phantasiemensch nicht gegen die Kriegsanleihe zu stimmen und enthielt sich — freilich erst auf dessen Betreiben — zusammen mit Bebel der Abstimmung. Der dritte von den Eisenachern aber, der zu jener Frist dem Norddeutschen Reichstage angchörtc, der Leipziger Fritsche, votierte mit Schweitzer und Hasenclever für die Kredite. Ein paar Tage darauf erließ der Ausschuß der sozialdemokratischen Arbeiter partei, der etwa dem heutigen Parteivorstand entsprach, eine Proklamation, die in dem in Anbetracht der Umstände immerhin würdigen Satze gipfelte: „So gewiß wir nicht die leiseste Schuld tragen an diesem unseligen Kriege, so gewiß haben wir als Deutsche für Deutschland einzutreten." Biel anders würden, wenn es wirklich hart auf hart geht, auch heute die Dinge nicht aus laufen. Was wir in diesen Wochen an der deutschen Sozialdemokratie erleben, sind, so ab stoßend das alles auf uns wirken muß, im Grunde doch nur Perbeugungen vor der ab göttisch verehrten überlieferten Doktrin. Eine neue Bestätigung der ätzenden Sentenzen, in die Lily Braun in dem neulich erschienenen zweiten Bande ihrer Memoiren ihre Erfahrun gen mit der Sozialdemokratie zusammenfaßt: „Alles Neue gilt ihnen zunächst als etwas Feindliches; diese Revolutionäre haben schon eine Tradition und sind darum vielfach Reak tionäre." Oder wie noch schärfer, noch beißender in einem Gespräch mit derselben Frau Braun das einmal Bernhard Shaw ausgedrückt hat: „Die deutsche Partei ist von nichts freier als von — Freiheit. Sie ist die konservativste, die respektabelste, die moralischste und die bürger lichste Partei Europas. Sie ist keine rohe Partei der Tat, sondern eine Kanzel, von der herab Männer mit alten Ideen eindrucksvolle Moralpredigten halten. Mit Millionen von Stimmen zu ihrer Ver fügung, widersteht sie den Lockungen des Ehr geizes und denen realer Vorteile, die ein öffentliches Amt mit sich bringt, und bezeichnet denjenigen, der sich von den Freuden tugend hafter Entrüstung zu den Arbeiten praktischer Verwaltung wendet oder auch nur an einer allgemeinen Veranstaltung in öffentlichem In teresse teilnimmt, als einen Abtrünnigen und Verräter. Freiheit vom Dogmenglauben ist eines der Grundprinzipien des echten Sozialis mus, die Deutschen sind dogmatischer als die Kirchenväter. Der Wille zur Macht ist ein anderes — die Deutschen machen den Willen zur Phrase daraus. Die Herrschaft des Geistes ist ein letztes, im Gegensatz zur Herrschaft des Kapitals — die Deutschen stellen das auf den Kopf und verlangen die Unterwerfung unter die Herrschaft der Masse." . Die Nationalitäten an üen üeutlchen UniverMsten. Seit Jahrzehnten kommt die Jugend des näheren und ferneren Auslands in größerer Zahl an die Universitäten des Reichs, um deutsche Geistesbildung in sich aufzunehmen. Ist ihre absolute Ziffer im Laufe der letzten zwanzig Jahre auch um etwa 110 Proz., nämlich von IWO im Jahr 1891 auf 1519 in diesem Sommer gestiegen, so bleibt der relative Anteil des Auslandes am deutschen Uni- oersitätsuntcrricht doch in sehr besck>eidenen Grenzen: er beträgt derzeit bei einer Gesamtstudentenzahl von 57 230 7,8 Proz. gegenüber 5,7 Proz. um 1891 und 6,1 Proz. von 1870—71. Interessant sind die Ab- Weichlingen, die sich innerhalb der letzten zwei Jahr zehnte im Zufluß der einzelnen Nationalitäten zu den höchsten deutschen Bildungsstätten ergeben haben. Auffallend ist dabei, daß die relative Steigerung auf einem höheren Zustrom aus Europa selbst beruht und daß es fast ausschließlich die slawischen Länder sind, die ibn verursachen. Geringe oder keine Auf wärtsentwicklung zeigen insbesondere dic^ franzö sischen Studenten, »erner die Niederländer, Italiener, die Schweizer und die Engländer, während neben den Slawen aus Europa allein die Spanier und die Luxemburger vermehrt den deutschen Universitäten zuströmen. Bon den anderen Erdteilen kommen nur Amerika und Asien in Betracht und hier ist auffällig, daß die Amerikaner von tl6 im Jahre 1891 neuestens auf 292 zurückgingen, wogegen die Asiaten (überwiegend japanische Mediziner) von 81 auf 176 stiegen. Aus Afrika stammen diesen Som mer 20 Studierende gegen 11, aus Australien 6 gegen 8 und aus Europa insgesamt 1025 gegen 1133. Bon den letzteren stammen aus. Rußland 2010 (gegen 107 vor 20 Jahren), Oesterreich-Ungarn gehören bezw. gehörten an 710 (258), der Schweiz 310 (267), Eng land 157 (137), Bulgarien 115 (31), Rumänien 113 (27), Griechenland 87 (56). Serbien 81 (23), Luxem burg 51 (25), der Türkei 55 (33), den Niederlanden 52 (17), Frankreich 37 (31), Italien 35 (31), Schwe den und Norwegen 28 (19), Spanien 29 (5), Belgien 15 (20), Dänemark 10 (6), Portugal 5 (2) unü Montenegro 2 (0). Hinsichtlich des Studienortcs der Ausländer er gibt sich eine starke Bevorzugung der Großstaot- universitäten Berlin, Leipzig und Mün chen, an denen sich diesen Sommer zusammen 2612 fremd« Studierende befinden, gleich 57,7 Proz. An den zehn preußischen Universitäten befinden sich 2113 Ausländer, an den drei bayrischen 811, an den zwei badischen 126 und an den übrigen sechs einzelstaat lichen 988. Bon Interesse ist cs noch, wie sich di« fremden Studierenden aus die einzelnen Universitäten des Reiches absolut im Verhältnis zur Gesamt Stu- dentenzahl der einzelnen Hochschulen verteilen. In letzter Richtung stand Heidelberg viele Jahre an der Spitze der Hochschulen, jetzt ist es mit 11,5 Proz. (absolute Zahl 281) an di« vierte Stelle gerückt und von Berlin mit 15,8 Proz. (1232), Leipzig mit 13,0 (631) und Königsberg mit 12,1 (181) überholt wor den; dann folgen Halle mit 10,3 (275), München mit 10.1 (716), Göttingen Mit 6,1 (159), Jena mit 6,3 (120), Straßburg mit 6,3 (121), Erlangen mit 5,3 (59), Breslau mit 1,7 (122), Gießen mit 1,6 (60), Marburg mit 3,6 (81), Bonn mit 3,0 (127), Würzburg mit 2,7 (39), Greifswald mit 2,5 (29), Rostock mit 2.1 (22), Tübingen mit 1,3 (28) und zuletzt Münster mit 0,5 (10). Auch in der Verteilung der Ausländer auf die einzelnen Fäckser des akademischen Studiums haben sich im Lause der Jahre bemerkenswerte Aendcrungen ergeben. Ganz wesentlich stieg der Besuch der me d i- zinrjchen und philosophischen Fakultäten, während die juristischen und die katholisch theologi schen so ziemlich gleichen und die evangelisch-theolo gischen allein geringeren Zufluß haben. Di' ncn Zahlen sind: Mediziner 1822, Philosoph-n, Philologen und Historiker 913, Kameralisten und Landwirte 511. Juristen 110, Mathem'!ik i turwissenschaftler 556, evangelische Theologen 156, katholische Theologen 27, Zahnärzte 21, Pharma zeuten 10 und Forstwirte 30. Bon den 182 ausländischen Fruuen, die an den preußischen Universitäten eingeschrieben sind (die an üen süü- und mitteldeutschen sind nickt zu ermitteln, da nur Tübingen und Gießen die Nationalität ihrer Studentinnen veröffentlichen), entstammen: Rußland 81, Amerika 37, Oesterreich- Ungarn 23, England 13, Rumänien 6, der Schweiz 5, Len Niederlanden 4, Asien (Japan), Bulgarien, Ser bien und Italien je 2 und Frankreich, Spanien, Nor wegen und Australien je 1. Davon studieren: Philosophie, Philologie usw. 87, Medizin 73, Mathe matik und Naturwissenschaften 10. Chemie 7, Rechis- wissenschaft 2 unü evangelische Theologie 1. Futterernte unü Viehhaltung. Dieser Tage ist ein R u n d er l a ß d e s p r e u ß i- schen L a u d w ir t s ch a f t s m i n i st.e r s betreffens Futtercrnte und Viehhaltung an sämtliche Landwirt schaftskammern gegangen. Die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" teilt den Wortlaut dieses Erlasses mit. Der Minister beruft sich zunächst auf einen früheren Erlaß vom 27. Juli v. I., worin er auf die Notwendigkeit der Verstärkung der Aufzucht von Jungvieh und Schweinen zur Sicherstellung der Fleischversorgung der Bevölkerung hingewiesen habe. Seine Vorstellungen und die spater gepflogenen Ver handlungen schienen bezüglich der Vermehrung der Schweinehaltung auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, denn, so heißt es in dem Erlaß, die nächste, am 1. Dezember 1910 veranstaltete Vieh zählung ergab die außerordentlich hohe Zunahme des Schweinebestandes um etwa ein Sechstel im kurzen Zeitraum eines Jahres. Hieran waren sämt liche Provinzen und Regierungsbezirke beteiligt. Auch war die Zunahme der jüngsten Altersklasse, der unter (,2 Jahr alten Tiere, verhältnismäßig am größten. Eröffnete dies bereits günstige Aussichten auf eine Dauer der Aufwärtsbewegung, so sprechen dafür auch manche Anzeichen, die nach der Vieh zählung von 1910 hervorgetreten sind. Die ge werblichen Schweineschlachtungen haben, so fährt der Erlaß fort, in Preußen in der Zeit vom 1. Oktober 1910 bis 30. Juni 1911, also in dreiviertel Jahren, eine Vermehrung um 837 581 Stück — 11 bis 12 Prozent gegenüber dem vorhergegangenen gleichen Zeitraum erfahren. Die Vermehrung der inländischen Schweinehaltung macht sich auch in einer Zu nahme der Schwcineausfuhr bemerkbar. Während sich früher eine solche Ausfuhr meist in den bescheiden sten Grenzen hielt, hat sie in den beiden ersten Vierteljahren 1911 31 800 Stück (gegen 1100 im gleichen Zeitraum des Vorjahres) betragen und dürfte nach hier vorliegenden Nachrichten noch an dauern. In dem Erlaß wird sodann betont, daß der Mi nister die 'Notwendigkeit der Aufrechterhaltung und möglichsten Ausdehnung der Schweinezucht und -Hal tung deshalb besonders betont habe, weil die Ent wicklung der Rind Viehzucht immer noch und neuerdings wieder mehr mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Schließlich wird auf die Hauptkalamität, nämlich auf die herrschende Dürre und deren Folgen für die Vieh haltung, wie folgt Bezug ge nommen: Nicht minder haben die bereits allerorten laut gewordenen Befürchtungen, daß durch die lang anhaltende Dürre die Ernährung der Viehbestände erschwert werden könnte, ihre Berechtigung. Denn nach den vorliegenden Saatenstandsberichten sind fast alle Provinzen von der Dürre hart mitgenommen. Klee, Luzerne und Wicscnheu scheinen mit wenigen Ausnahmen im zweiten Schnitt kaum noch nennens werte Erträge zu versprechen, selbst dann nicht, wenn der langersehnte Regen demnächst einsctzen sollte. Hier und da wird auch schon über Notvcrküufe non Vieh berichtet. Immerhin kann doch die Lage nicht als hoffnungslos angesehen werden. Der erste Futterschnitt ist fast überall gut gewesen. Wintergetreide und Gerste haben an scheinend angemessene Stroherträge geliefert. Die Rüben- unü Kartoffelernte kann bei entsprechender Witterung noch im allgemeinen befriedigend aus- fallen. Um einen Ausgleich zwischen den in der Futterernte noch einigermaßen begünstigten und üen schwerer heimgesuchten Landesteilen möglichst die Wege zu ebnen, ist die S t a a t s r e g i e r u n g in Erwägung über eine vorübergehende Herabsetzung der Eisenbahntarife für Futter- und Streu mittel eingctreten. Die Hauptsache aber ist, daß die Landwirte nicht den Mut verlieren, vielmehr ihren Viehbestand selbst unter zeitweiligen Opfern zu halten versuchen, wozu die, abgesehen von den Futtermitteln, zum Teil befriedigende Ernte sic vielleicht in den Stand setzen wird. Es wird sich im wesentlichen darum handeln, oahin zu wirken, daß die noch aus früheren Jahren vorhandenen Rauhsutterbestände tunlichst ausschließ lich als Viehfutter nutzbar gemacht und daß zur Ein streu andere geeignete Ersatzstoffe verwendet "werben. Sofern sich ein dringendes Bedürfnis für den Be zug von Waldstreu aus staatlichen Forsten Herausstellen sollt«, würde ich eine wohl wollende Prüfung der eingehenden Anträge ein treten lassen, wie es auch bisher in Notzeiten jtcts der Fall gewesen ist. Ein möglichst weitverzweigtes Nachrichtennetz würde unter Zuhilfnahme bcsteh.n der oder schleunigst ins Leben zu rufender Bezugs organisationen die Vermittelung der Futterm-.ttel wesentlich erleichtern und verbilligen. Soweit inner halb der einzelnen Provinzen ein Ausgleich nicht ge schaffen werden kann, wird es Aufgabe der Landwirt schaftskammern und Genossenschaftsoerbändc sein, in anderen Provinzen oder Bundesstaaten, die nur in geringem Maße an der Futterknappheit be teiligt sind. Ersatz zu erlangen Für den äußersten Notfall würde auch das Ausland zur Lieferung von Futter in Betracht kommen. Beispielsweise har die landwirtschaftliche Vertretung des österreichischen Kronlandes Steiermark vor kurzem angezeigl, daß dort in diesem Jahre eine an Beschaffenheit und Menge außerordentlich günstige Ernte zu verzeichnen sei, und daß durch Vermittelung des Verbandes land wirtschaftlicher Genossenschaften für Steiermark (n Graz (Franzensplatz 2) ansehnliche Mengen Heu in gepreßtem Zustande zu günstigen Preisen unter Aus schluß des Zwischenhandels abgegeben werden könn ten. Erhebliche veterinärpolizeiliche Bedenken würden dem Bezug« von Heu dorther zurzeit nicht entgegen stehen, da die Maul- und Klauenseuche nur in wenigen Ge meinden Steiermarks herrscht. Es wird ferner er forderlich werden, die viehhaltenden Landwirte durch Aufstellung und möglichste Verbreitung geeigneter Futterrationen darüber zu belehren, welche Futter mittel sich zum Ersatz fehlenden Rauhfutters be sonders eignen und nach der Marktlage zur Er gänzung des Ausfalls an Rauhfutter und Rüben zweckmüßigerweise herangezogen werden können Endlich wird den Landwirten mit Ratschlag an die Hand zu gehen sein, wie die Einbuße im Futteretat durch nachträgliche Aussaat von Grünsutterpflanzen möglichst ausgeglichen werden kann, sofern eintretende Niederschläge noch einen Erfolg erwarten lassen. Der Erlaß schließt mit folgender Aufforderung: „Ich ersuche die Landwirtschaftskammcrn dringend, im Einvernehmen mit den Verwaltungsbehörden, insbesondere den Landräten, diesen Aufgaben ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden und durch ihre Vertrauensmänner, durch die Bereinc, durch Ge nossenschaften, Wanderlehrer und Tierzuchtbeamten mittels persönlicher Einwirkung und durch Flug schriften ausklärend, beratend, helfend und fördernd zu wirken und damit zur Abwendung einer Gefahr bcizutragen, deren Bedeutung für die deutsche Land wirtschaft nicht hoch genug cingeschätzt werden kann. Den Provinzialverbänden landwirtschaftlicher Ge nossenschaften in Preußen sind Abdrucke diese» Er- lasses zur Kenntisnahme und dem Ersuchen um Mit wirkung bei dem darin erörterten Vorgehen über, sandt worden."