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* Paunsdorf, 31. Dezember. Bei der Sparkasse wurden im Jahr« ISIS in 17 533 Posten 2468 000,08 Mark eingezahlt und in 8504 Posten 1885 667,27 erhoben. Das Einlegerguthaben beträgt 11 Millio nen Mark. Die Sparkasse verzinst vom 1. Januar an die Einlagen vom Tage nach der Einzahlung an. die Rückzahlungen bis zum vorhergehenden Tage (täg liche Vernniung). Im abgelaufencn Jahre wurden 50 Stahlschließfächer gemietet; die Jahresmiete be trägt nur 2,40 ckt für das Fach. LSjährige Jubelfeier -es Kirchen chores zu St. Johannis. " Leipzig, 2. Januar. Der Kirchenchor zu St. Johannis, der, wie wir schon mitteilten, am 1. Januar auf ein 25jähriges Bestehen unter der Leitung seines Begründers Musikdirektor Röthig zurückblicken konnte, beging diesen Tag in feierlicher Weise durch einen Festakt, der gestern morgen in der Aula der M. Bürgerschule am Johannisplatze stattsand. Der festliche Tag wurde mit dem Gottesdienst in der Johanniskirche eingcleitet, wo der Chor aus Anlaß des Jubiläums den Chorgesang „Freue dich, erlöste Schar" non I. S. Bach mit Orchester begleitung zum Vortrag brachte, woran sich dann der Abendmahlsgesang schloß. Der Feier in der Aula der lil. Bürgerschule wohnten eine Anzahl Ehrengäste bei. darunter der aesamte Kirchenvorstand und die drei Geistlichen der Johanniskirchs. Sie wurde durch das Lied „Freuden klänge" von Gluck eingsleitet, dann hielt Musikdirek tor Röthig die Festansprache, in der er zunächst allen Ehrengästen und den sonstigen Erschienenen einen herzlichen Willtonnnengrug entbot und hierauf seinen und des Chores Dank aus- sprach, den Geistlichen der Johanniskirche, die stets das Zusammenarbeiten des Chores mit ihnen erfreu- Uch zu gestalten gewußt hätten, dem Kirchenvorstand, der immer sich des Chores liebreich angenommen und ihm die Mittel zu seiner Existenz zur Verfügung gestellt habe, dem Rate der Stadt Leipzig, der dem Chor seit nunmehr 25 Jahren die Aula der III. Bür gerschule unentgeldlich überlasten habe, und allen Künstlern und anderen Personen, die den Chor in dieser Zeit unterstützt haben. Nicht immer sei der Kirchengesang so erbaulich gewesen wie jetzt, denn nach der Zerstreuung des Mischen Psalmes, gab es nur eine ganz primitive, in immer wiederkehrendem Tonfall sich ergebende Musik, die erst durch Ambrosius einen melodischeren Charakter annahm. Aber auch auf diesem Gebiete hat dann die Reformationszeit bahnbrechend gewirkt, sie wandelte viele weltliche Musiken in geistliche um, und schuf ebensoviel neue geistliche Lieder. Was wir heute als evangelischen Kirchengesang kennen, ist das Beste, was je geschaffen wurde. An der Erhaltung dieses Melodienschatzes sind die hohen Aufgaben des Chores zu St. Johannis gewachsen. Er weise heute 110 Mitglieder auf, dre an 120 Abenden den Hebungen oblagen, in 60 Gottesdiensten mitwirkten und allmonatlich noch in den Abendmotetten sangen. Bekam vor 25 Jahren jeder Chorknabe Mr den Gottesdienst 10 »z, so sind die Ausgaben heute um das Zehnfache gestiegen, erhält doch jetzt jedes Mitglied 5 vierteljährlich, eine Summe, die gerade hinreichte um die Begeisterung wach zu erhalten. Darin habe der Thor stets Großes geleistet, so oft er auch an ihn oder dre einzelnen Mitglieder herangetreten sei, niemals habe er eine Absage erhalten. Seit 10 Jahren singe der Chor auch bei Begräbnissen. Der Redner streifte dann noch die Stellung des Thores zur Gemeinde, die aufeinander angewiesen seien, und pries die Opfer freudigkeit der Gemeindemitglieder. Hierauf ergriff der erste Pfarrer der Johannis- kirche Liz. Dr. Rühling das Wort und drückte im Namen des Kirchenvorstandes dessen Anteil an dem Jubiläum des Kirchenchores aus, den er stolz den seinen nenne. Tatsache sei es, daß die Gottesdienste ohne den Kirchenchor einen großen Teil ihrer Feier lichkeit entbehren müßten und man sie sich gar nicht mehr ohne den Thor denken könne. Besonders die drei Geistlichen haben dies in den langen Jahren des Zu jammenarbeitens empfunden. Der Redner »eierteinsbe- sondere den unermüdlichen Musikdirektor Röthig und gedachte weiter der Mitglieder Gustav Brauer und Hans Hille, die dem Chor seit seiner Grün dung angehören. Der Kirchenvorstand habe ihn be auftragt, aus Anlaß der Jubiläums dem Musik direktor Röthig einen Betrag von 300 zur freien Verfügung zu überreichen und ferner bekannt zugeben, daß er dem Chor eine jährliche Zulage von 300.6 bewilligt habe. Beide Gaben sollen zum Aus- druck bringen, wie hoch der Kirchenvorstand den Thor einschätze. Im Namen der Thormitalieder sprach dann Kunstmaler Marquardt dem Musikdirektor Röthig deren Glückwünsche und Dank an ihn aus und über- reichte eine von dem Leipziger Bildhauer Felix Pfeifer modellierte Bronce. Musikdirektor Röthig dankte tiefbewegt den beiden Vorrednern und verteilte dann an die Herren Gustav Brauer, Hans Hille und Fritz Baum- gärtel, sowie an seine Gattin im Namen des Chores wertvolle Geschenke, ferner erhielten sämtliche Chormitglieder zum Andenken an die Feier eine Nadel mit den Initialen des Thores. Mit dem „Loblied", nach Neander, von Röthig schloß die er hebende Feier, die die Verehrung und Liebe, deren sich der Chor und sein Leiter zu erfreuen haben, voll zum Ausdruck brachte. Am Nachmittag hatte der Thor die Gesangs-Aufführung im Dölkerschlachtdenkmal übernommen, zu der sich eine große Zuhörerschar ein gefunden hatte. Die trefflichen Leistungen des Chores im o cspella Gesang kamen hierbei zu er greifendem Ausdruck und gipfelten in dem meister haften Vortrage des Liedes: „Ich bete an die Macht der Liebe". Ferner wurden „Ich lag in tiefer Todesnacht" von Dr. M. Luther, ein alt Lob- und Freudenlied aus -em 12. Jahrhundert „Christ ist erstanden von der Marter alle", „Jesus .tulois memoria'' van Dr. Walter Niemann und zwei Abendlieder „Mit Frieden fährt der Tag dahin" von Otto Taubert und „Bleibe bei uns" von Luise Reichardt vorgetragen. Später vereinte eine Fest tafel die Mitglieder im Buchhändlerhause. KunstkalenSrr. Theater. Städtische Theater. Im Neuen Theater heute Freitag „Das Glöckchen des Eremiten", hierauf Amtliche KkkamltWchMgtN. Hparkalle Dehsch. Sparverlehr vom 1. Januar bis 31. Dezember ISIlk 11780 Einzahlungen im Betrage von 183«, 074,50 7028 Rückzahlungen - - - 1611743,74 ^. Kassenumsatz 6075 721 -ck! 70 1236 neue Bücher. »«<27 Eiulegerauthaben: 6 966 558 ./< 47 .4. Zinsfuß Tägliche Verzinsung- Kontrollmarken. SemeinüeWrkMe GetzSch. Gemeindeamt: Nähe Staats- und Straßenbahn. Geschäftszeit 8—1 und 3—5, Sonnabends 8—2 Uhr. Ziusfutz: Postscheckkonto 1^9!)9 Leipzig. IÄM8 VLAdüvr, Lalserl. unck liäaixl. ilol-llinnokortei»brill»u1, ,i> IN ttitei ttsti-l !i 8rÜ886l 1910 mit ckvm „Oranä t?rix" I-vlprlx 1913 llnteruat. Uankaebausstelluux) liönixl. 8S«ti8. 8ttst8pr«8 Kirchliche Nachrichten. Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig. Sabbat- gottesdienst: Freitag abend 4'4 Uhr; Sonnabend vormittag 9 Uhr. Die vollieneude Ausgabe umfaßt 8 Leiten. Laupll.Zrittteiter: Dr. Beruh. eScftrnbrrgee. Verantwortliche Lchriktlriier: sür Politik Lr. Aruo Niinthrr: für die LandelSieitun) SSaltdre 2ch:nr»ler; sür Leip-iger und sächsische Angele,enheiten IlSilk. v. Buttlar: für Kunst und Wissenschaft Lr. »art Blanck: jür Mubk »uac« Leoni»: Sport nnd Spiel Mfred Perti»: C<ri<t': I. Haarfeld; sür di- Reise«, Südrr« und YcrketzrLjeit:» e Lnvmis Meyer. -- Jür den 2l:r;eisentnl Hei.r. Balser. Berta,: Selpiiaer Tageblatt,0. -Ns.!.. . -1/ >chr?.n7!erdastnn,. Trncl: I-ischer L Kürfnir. Sämtlich in Leipiia- da» Ballett .^Vergißmeinnicht", morgen Bmeldicus komische Oper „Die weiße Dame". — Im Alten Theater heut« nachmittag zu ermäßigten Preisen „Der gestiefelte Kater", aidends „Professor Bern hardt", morgen nachmittag (zu ermäßigten Preisen) „Der gestiefelte Kater", abends da» neue Schauspiel David Copperfield". — Im Operettentheater heute ,Die -deal« Gattm", morgen „Das Farmer mädchen". Echaaspteld«»». Freitag „Der ungetreue Scketzart". — Denn Bernstein» Schauspiel „Dar Äeheimni»". — Sonntag in Anwesenheit von Serrnissimut „Die deutschen Kleinstädter". — — DirnSkag, den 6. Januar, Shaw« Lustspiel „Pvgmalion". —- Da» Weihnachtsmärchen „Aschenbrödel" wird bi» inkl. S. Januar täglich nachmittags 3Vr Uhr zu halben Preisen gegeben. Vattenhera-Theater. Freitag nachmittags: „Brüverchen und Schwesterchen" oder „Schön-Ilse und das (Mckrmünnlein." Weihnachtsmärchen von Wendt, Musik von Wenger. AbendS: „Mag auch die Ltebe «seinen." Schauspiel nach dem Lehne schen Roman von Ritterseldt. — Sonnabend und folgende Tage nachmittags: „Brüverchen nnd Schwesterchen." MendS: „Ma, auch die Liebe weinen." Vergnügungen. Kristallpalast-Theater. Sämtliche neuen,agierten Kllnstlerfvczialitütcn haue» bei dem gestrigen Debüt einen große» ttrsol, »u verzeichnen. — Im Weinrestaurant konzertiert bis n Uhr nachtb eine erstklassige Künftlerkapeli«. — Im feristallt-alast- (5ase finden täglich zwei Konzerte des Wiener Salonorchester« MiSko Feder stakt, und zwar nachmittag» von ','-5—7 Uhr und obnch- von S—2 Uhr nacht». Varietee Battenberg. Tas neue Svczialitälen- progrcmm hat bei seinem gestrigen Debüt volle Anerkennung gesunden. Die Zusammenstellung ist so vorzüglich, das; Nummer sür Nummer über einen vollen Erfolg quittier:» konnte. Grüne Schenke, L. - A u g e r. Inhaber Irz. Schultz: Deute Freitag abend von § Uhr an Krysrallralast-Längrr und grotzer Tlitedall. Neueste Tänze. Bekannt gute Speisen und Getränke. Hotel Schlag DrochrnsrlS. Deute Jceaag abend 8 Uhr «rotze Reunion. Neues!« Tänze. Sonntag: Erirakonrert und Bill. Kehle Depeschen und Feritsprechnreldrmgen. Bom sächsischen Hose. Dresden, 1. Januar. Der König hat heute den zum Kaiser!, und Königl. Oestereichisch-Ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königl. Hofe ernannten Freiherrn von Braun behufs Entgegennahme seines Be glaubigungsschreibens im Königs. Residenzschlosse in feierlicher Audienz empfangen. Der Nachfolger des Freiherrn v. Schefscr-Boyadrl. Kassel, 1. Januar. sEig. Draht bericht unseres A. - Mitarbeiters.) Generalleut nant v. Plüskow ist mit der Führung des XI. Armeekorps beauftragt worden. Graf Maximilian von nnd zn Lerchenseld st. St. Gilla (Oberpfalz), 1. Januar. In der ver gangenen Nacht ist hier der Königlich Bayrische Käm merer Graf Maximilian von und zu Lerchen- feld im Älter von 67 Jahren gestorben. Zur Genesung des Oberstleutnants v. Winterfeldt. Paris, 1. Januar. Der Bataillonschef Lova- nier aus dem Gefolge des Kriegsministers Noulens hat sich nach Grisolles begeben, um dem deutschen Militärattache Oberstleutnant v. Winter feldt die Wünsche des Ministers und der fran zösischen Armee auszusprechen. Diplomatischer Neujahrsempfang bei PoincarS. Part-, 1. Januar. Präsident Poincars hielt aus Anlaß des Neujahrsfestes im Elysöe einen diplomatischen Empfang ab. Ms Doyen des diplomatischen Korps brachte der Botschafter von Großbritannien Sir F. L. Bertie die Glückwünsche seiner Kollegen sür Frankreich und dessen Präsidenten dar. Bertie führte auS, daß das Jahr 1913 die Wiederherstellung des Frie dens gebracht habe, und daß alle Umstände zu der Annahme berechtigen, daß daS Jahr 1914 keine Unruhen bringen werd«. Präsident Poincarö erwiderte, daß die Wünsche nach Erhaltung des Friedens dem beständigen Ge danken der französischen Regierung entsprächen. Er erinnerte daran, daß Frankreich seit lan gen Monaten unaufhörlich mit den anderen Mächten tätig cm der Erhaltung beziehungsweise der Wiederherstellung des Frieden» mitwirke in der Hoffnung, daß alle Nationen endlich die Sicherheit und die Freiheit erlange« möchten, an der Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen und dem Fortschritt der Zivilisa tion zu crrdeitcn. Reujahrstag in Rom. Rom, 1. Januar. AuS Anlaß de» Neujahrs- tageS empfingen der König und die Köni gin heute nachmittag im Quirinal die Ritter des AnnunziatenordenS, Abordnungen des Se nats und der Kammer, die Minister und Unter staatssekretäre, Abordnungen des Heeres und der Marine, der öffentlichen Einrichtungen, der Be hörden sowie der Notabilitätcn, unter denen sich der Vorsteher der Bürgerschaft von Tripolis Hassuna Pascha und der Kaid von Tripolis Scheik Buschiri befanden. Sämtliche Persönlichkeiten begaben sich sodann in den Pa lazzo Margherita, um der Königin-Witwe ihre Glückwünsche darzubringcn. Frankreich und Italien. Rom, l. Januar. Bei dem heutigen Emp fang der französischen Kolonie in der Botschaft hielt der französische Botschafter Barre re eine Ansprache, in der er dein Wunsche Ausdruck gab, daß die Beziehung eil zwischen Frank reich nnd Italien immer von gegenseiti gem Vertrauen getragen sein möchten, ver gangene Jahr habe so manche Kämpfe und Gegensätze in den Interessen der Länder ge bracht, die den Weltfrieden Hütten gefährden können. DaS habe unvermeidlich auch unter sehr befreundeten Nationen zn vorübergehenden Meinungsverschiedenheiten führen müssen. Lowohl kein Gegensatz Franireich und Italien getrennt habe, so habe inan doch zu gewissen Zeiten glauben können, daß ihre tra ditionelle Freundschaft etwa- ge litten habe. Glücklicherweise sei das nicht der Fall gewesen. Beziehungen, die auf ernste Realitäten gegründet feien, könnten weder in einem Monat, noch in einem Jahre durch Miß verständnisse Ln Frage gestellt werden, die zn lösen Aufgabe der Diplomatie sei. Depeschenwechsel zwischen den verantwortlichen Drei bundministern. Rom, 1. Januar. Aus Anlaß des Jahreswechsels hat zwischen d-m Reichskanzler v. Bethmann Holt weg, dem Grafen Berchtold und dem Marquis di San Giuliano ein herzlicher Depeichenwechsel stattgefunden. Die Eröffnung der bulgarischen Sobranje. Sofia, 1. Januar. Die mit großer Span nung erwartete Eröffn ungderSobranje verlief, von einigen tteinen Zwischenfällen ab gesehen, völlig ruhig. Al? der König im Sitzungssaale erschien, rief ein sozialistischer Ab geordneter : „N i e d e r m i l d er M o u ar ch ie!" Diese Kundgebung wurde jedoch vou dem größ ten Teil der Abgeordneten der anderen Parteien und der Galerie durch Hochrufe auf den König erwidert. Tie Sozialisten verließen darauf den Saal, und König Ferdinand verlas darauf folgende Thronrede: „Nachvsm im letzten Jahre das bulgaris.:,« Volk der Welt da» Schauspiel «cner militärischen Krastanstrengung, wie man si- bisher noch »ich: gesehen hatte, geboten, und vurch seine Waffen den unterjochten Völkern die Freiheit erworben hatte, wurde unser Vaterland den neuen und schrecklichen Prüfungen eines von den Armeen der fünf Nachbarstaaten gemeinsam unternommenen Angriffs unterworfen. Seine Söhne mußten kämpfen nicht für Eroberungen uns Erwerbungen, sondern sür die Erhaltung unseres eigenen Landes. Aber wenn das bulgarische Volk im Laufe des Krieges sich durch Taren ohnegleichen mit Rubin bedeckte, so zeigte es sich noch größer im Unglück und in den ihm auserlegten Prüiungen. Gezwun gen, wider verbündete Gegner, deren Armeen sogar dis zu den Toren der Haupt stadt vorgedrungen waren, zu kämpfen, ohne Verbindungen, verlassen von allen, focht der bulgarische Soldat bis zum letzten Tage, bis zur letzten Stunde und unterbrach den Krieg, ohne besiegt worden zu sein. Im Namen Bulga riens verneige ich mich vor der Asche derer, die für das Vaterland gefallen sind, und ich entbiete den unbesigten Kämpfern meinen Gruß. Spater, als unsere Feinde sich aus den Ausbruch von Unruhen gefaßt machten, wie sie unter minder tragischen Verhältnissen eingetrelene Umwälzungen in anderen «taaten herbeigeführt haben, ertrug das Volk alle Prüfungen mit Kaltblütigkeit und Festigceit, Eigenschaften, welche wertvolle bürger liche Tugenden bilden. Die Beziehungen Bulgariens zu den Großmächten sind güt, und die Regierung macht alle Anstrengungen, sie noch freundlicher zu gestalten. Die Beziehungen zu Rumänien sind mit dem gleichen guten Millen auf beiden Seiten wieder ausgenommen worden Angesichts des neuen Standes der Dinge, der Mißverständnisse mit der Türkei ausschließt, und in der festen Hoffnung, daß die vielseitigen wirtschaft, lcchen Interessen, welche Bulgarien und das benachbarte Reich verbinden, in gut nachbarlichen und freundschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten ihre Lösung finden werden, ist der Ver kehr mit der Hohen Pcorte durch die diplomati schen Vertretungen wieder ausgenommen worden. Auch mit Serbien sind die diplomatischen Be ziehungen auf demWegcwtederhergestellt zu werden". Die Thronrede schließt mit dem Ausdruck der Ueberzeuguna. daß das bulgarische Volk nach seinen glorreichen Waffentaten und nach den überstandenen Prüfungen entschlossen ist, seine Kräfte in dauernder friedlicher Arbeit wicdcrherzustellen und daß es nur daran denkt, auf dem Gebiete der friedlichen Entwicklung und des Fortschritts Siege davon zutragen, die geeignet sind, ihm den ihm zukommen- den Ehrenplatz unter den Balkanvölkern zu sichern. Beim Verlassen des Hauses wurde der Zar von der vor dem Gebäude der Svbranje zahlreich versammelten Volksmenge lebhaft begrüßt. Soft«, 1. Januar. (Meldung der „Agenee Bul- -ave".) In politischen und diplomatischen Kreisen mißt man dem Zwischenfall, der bei der Er öffnung der Sobranje durch den König von So- zicrlisten yervvrgerufen wurde, keinerlei De- deutung bei. Alan hebt dagegen die ruhige und würdige Haltung der Gruppe der Agrarier hervor. Sofia, 1. Januar. Die Sobranje wählte nach 2 Wahlgängen Watscheff (Regierungspartei) mit 88 Stimmen zum Präsidenten. Die Opposition gab leere Stimmzettel ab. Schlacht zwischen mexikanischen Insurgenten nnd Bundestrnppen. New York, 1. Januar. Ans Laredo wird ge- grmeldet: Die J»k urgenten unternahmen heute morgen eine« furchtbaren Sturm auf Nuevo La. redo. 206 von ihnen wurden g e t ö t e t. Auf beiden Seite» traten Maschinengewehre in Tätigkeit. Auch di« Bundestruppen hatten schwere Verluste. Eine Kompanie wurde durch Artillrriefeuer der In surgenten vollständig aufgeneben. Um 0 Uhr zogen sich die Angreifer zurück. Es wird eine Wieder aufnahme des Sturmes erwartet. Unwetter unö Schneefälle. (Fortsetzung von Seite 5.) Küsten, 1. Januar. Seit gestern abend 10-^ Uhr stockt auf dem hiesi gen Bahnhof in der Richtung nach Sangerhausen jeder Verkehr. Der um 10 Uhr 35 Min. von hier nack Frankfurt abfahrende Eilzug kam nur bis Sandersleben und fuhr dann nach der hiesigen Sta tion zurück. Don heute vormittag 9 Uhr wurde mit Schneepflügen gearbeitet, und gegen 11 Uhr ist ein Eilgüterzug mit wenigen Wagen nach Sangerhausen gefahren, der bis 12 Uhr noch nicht Mlückgc.'ommcn ist. Don Dessau, Cöthen und Bernburg ist hier noch kein Zu geinyefahren, Don Staßfurt traf um Uhr eine Masch.no mir zwei Güterwagen hier ein, die stedoch nicht bis an den hiesigen Bahnhof gelangen konnten, sondern bei Schacht 6 die Passagiere aussteige» ließen. Nnr nach Aschersleben wurde der Verkehr unter großen Schwierigkeiten ausrecht erhalten. Der Triedwagenverkehr ft>xrt vollständig. Di: Bahnmeisterei stellt fortwährend Leute ein, nm d e Betriebsstörungen zu heben. Straks»»d, 1. Januar. Amtlich« Meldung. Dia Betriebsstörungen durch Schneeverwehung auf der Bahnstrecke Stralsund — Rostock sind seit Mitt, woch, den 31. Dezember, nachmittags, beseitigt. Kolberg, 1. Januar. Amtliche Meldung. Dis Uirterbrechung des Bahnbetriebes infolge der Schneeverwehungen dauert voraussichtlich auf den Strecken 'Greifenberg (Bommern)—Kolberg und Kolberg—Köslin bis zum 2. Januar mittags, auf der Strecke Cammin lPommern)- Treptow a. d. Rcga bis 3. Jamcar mittags. An der d7stscc5risto l.al der Scurm zwar dum- nachgelassen, aber weite Strecken Landes sind verwüstet. Von drn Hiobs- posten, die uns drahtlich übermittelt werden, geben wir die folgenden wicdcc' Rostock, 1. Januar. In Heiligendamm ist die große See- drücke fast fortgeri fsen: es steht nnr noch öer äußerste Brück, nkopf. Die Strandvrome- nade ist in ihrer ganzen Ausdehnung fort- geschweinmt. In de>' Nähe der Privarbadeanstalt des (Sroßherzogs ist ein großes Stück Land mir dem daraufskebcnden Hochwald weggerissen worden: die Bäume sä wimmen im Wasser umher. D e Badcansta't selbst ist. obgleich sie aus massiven Grund mauern besteht, zum größten Teil zerstört. In Brunshaupten ist die kleine Drucke völlig fort gerissen. Die im Frühjahr angelegte neue Prome nade ist zum grägien Teil vernichtet. In Arend-' fee ist nur der Brückenkopf sortgerissen worden. Der Wasserstau.) in Rostock betrug zwischen 12 und 2 Ühr nachts 1,80 Meter über Normalnull, ist aber setzt bis auf 1,50 Meter zurückgegangen. Roch in später Rächt mußten die Bewohner aus de» Betten geholt und das Vieh in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden ist sehr aroß: allein der auf die Stadt Rostock entfallende Verlust wird mit 100 000 .<l. nicht zu hock) bemessen fein. Der private Schaden ist vor läufig noch gar nickst festzikstellen. Lissa, 1. Januar. Ein orkanartiger Lchneesturm richtete in den Kreisen Strelno und Witkowa großen Schaden an. Zahlreiche Dächer wurden beschädigt, Tore und Zäune zertrümmert und Bäume entwurzelt. In Gay stürzte die Deck« eines Wohnhauses ein nnd tötete die Woh nungsinhaberin.