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h*t de« Schiff befindet, meldet, dich er die Net. i.. ngr>boote hera-gelassen habe; fie feien aber weggeschwemmt worden. Er könne daher lein« Hilfe leisten. In der ersten verstümmelten Depesche ist der Name des sinkenden Dampfers mit „Wasla- angegeben, doch findet sich in den Schiffslisten kein solches Schiff. * Zum Eisenbahnunglück bei Wotppy wird un» au» Metz, 5. Januar, gemeldet: Sämtliche bei dem Eisenbahnunglück in MoivPY getöteten Soldaten werden morgen nachmittag in die Heimat über geführt werden. * Ermordung eines Lehrer». Aus Queiders bach bei Landstuhl, 5. Januar, meldet uns ein Tele gramm: Gestern abend wurde der Lehrer Wasner auf dem Nachhausewege in der Nähe seiner Wohnung von zwei Männern hinterrücks erschossen. Wasner war 45 Jahre alt und Vater von 6 Kindern. * 4 Arbeiter verschüttet. Aus Paris, 5. Januar, meldetuns ein eigener Drahtbericht unseres ^-Mitarbeiters: Gestern nachmittag wurden in 15 m Tiefe 4 an der Untergrundbahn- strecke der Pariser Jnvaltden-Esplanade beschäftigte Arbeiter durch Sandgeröll verschüttet. Bis zum Abend waren alle Rettungsversuche erfolglos. ---- Unbegründete Furcht. Trohe Aufregung herrschte, wie au» Toulon gemeldet wird, am Sonntag an Bord des Panzers „Saarlouis". Ein dichter Rauch erfüllte plötzlich sämtliche Räume und man befürchtete, daß im Pulvermagazin ein Feuer ausgebrochen sei. Es wurde sofort Alarm gegeben. Man durchsuchte alle Räume und stellte schließlich fest, daß es sich glücklicherweise nur um den Brand alter Leinewandlappen handelte, die aus bis, her unbekannten Gründen in Brand geraten waren. * Verhaftete Anarchisten. Die Pariser Polizei verhaftete drei Anarchisten, di« Sonntag nacht vor einem Theater ein Automobil entführ ten, dessen Chauffeur sich für einen Augenblick ent fernt hatte. Man hat Anhaltspunkte dafür gefunden, daß die Anarchisten, die angeblich Beziehungen zu den vor Jahresfrist Hingerichteten Autobanditen unterhielten, die Absicht hatten, mit dem gestohle nen Automobil nach Belgien zu gelangen und dort vach Art ihres Vorbildes Bonnot Raubzüge zu unternehmen. Das Automobil konnte nicht ausfindig gemacht werden. * Flüchtiger Betrüger. Nach großen Betrügereien und Hinterlassung einer Schuldenlast von etwa 40 000 .L ist der 33jährtge Gold- und Juwelen- l>ändler L. Vonetein in Berlin, der namentlich zu den Kreisen der Lebewelt Beziehungen hatte, flüch - t^g geworden. * Zcchenunsall. Aus Langendreer wird ge meldet: Auf Zeche „Nollmo n d" wurden bei einem Sumpfbrande fünf Arbeiter von gifti gen Galen betäubt. Es gelang, vier ins Leben ziirückzurufen; einer ist gestorben. * Schneeschmelze in den Bergen nnd Hochwasser. Nach dem niedrigen Temperaturstande der letzten Tuge -cs vergangenen Jahres ist in der Rhein ebene und in den Vogesen milde Witte rung mrd Schneeschmelze eingetreten. Der Rhein sowie sämtliche Wasserläufe führen Hochwasser. * Raubmord. Aus Belgrad meldet ein Tele gramm: Hier wurde in einem einsamen Hause der sehr wohlhabende Tischler Obradewitsch und seine Mutter erdrosselt aufaefunden E» wird Raubmord angenommen, da viel Geld und Wert sachen fehlen. Kport nnd Spiel. Z-u/tzooz-t. Ein Flieger standrechtlich erschossen. Im Herbst vorigen Jahres kam aus Mexiko die Nachricht, daß der französische Flicgdr Didier-Masson dort tödlich verunglückt sei. Nlasson war der erste Flieger, der mit Erfolg mehrere Bomben aus seinem Appirat hcrabfchleuderte. Er war früher Mechaniker bei ^aulhan gewesen und war Anfang August v. I. bei den mexikanischen Rebellen als Erkundigungs flieger gegen ein Gehalt von 800 Dollar monatlich ctngetreten. Einmal gelang es ihm, durch Bomben nicht weniger als 50 Mann der Regierungstruppen zu töten Ende August, so meldet fetzt die „Berl. Mvvgenp.", unternahm er in der Nähe von Las Guemas im Staate Sonora wieder einen Erkundigungsflug gegen die Bundestruppen, und die Rebellen folgten mit größter Spannung seinen Flügen, da er wieder eine Anzahl Bomben gegen den Feind schleudern sollte. Zu ihrem Schrecken sahen jetdoch die Soldaten, wie der Flugapparat plötzlich langsam zu sinken begann. Dem Flieger war der Benzin ausgegangen, und gegen seinen Willen mußt« er bei der Ortschaft Emplin landen. Noch während des Fluges sah er, daß von einem mexikanischen Bundesschiffe, das im Hafen lag, Schüsse auf ihn abgegeben wurden. Er ritz sich ein Stück seines Hemdes vom Leibe und winkte dem Feinde zu, um anzudeuten, daß er sich ergeben olle, und man das Schießen einstellen möge. Nach feiner Landung wurde er sogleich festgenommen und vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn schon wenige Minuten soäter zum Tode verurteilte. Masson wurde darauf aus Befehl des Kommandanten der Regte- rungstruppen, des Generals Ojeda, standrechtlich er schossen. Hydroaeroplanflug Warnemünde—Kopenhagen— Ehristiania. Kopenhagen, 4. Januar. Aus Anlatz des ge- planten Hydroaeroplanflugcs Warnemünde—Ko- penhagen—-Christiania fand hier heute eine Be sprechung zwischen einem Vertreter des Deut schen Luftfahrtverbandcs und Vertretern der Dä nischen Aeronautischen Gesellschaft statt. (Ls wurde beschlossen, den Flug zwilchen dem 15. und 23. August zu veranstalten. Dlc Flugstrecke würde vou Warucmündc über Kopenhagen—Aar hus—Frcderitshavn oder Stagen mit Landung in einer südnorwegischen Stadt nach Christiania gehen, vorausgesetzt, daß die Aeroklubs der drei Länder 50 000 Mark für Prämien aufbringen. Sollte sich Schweden an dem Fluge beteilige«« wollen, so ist auch eine Landung in Malmö ge plant. * Ei»e letzte Ehrung. Aus Johannisthal wird un» gemeldet: Gestern nachmittag startete vier der Aviatiker Kießling mit Schweitzer al» Be- gletter a»f einem Agodoppeldecker, nm seinem Kölle- gmi Re « » », derhente in OberschSnmoetd« beigesetzt wurde, di« letzt« Ehre zu erweisen. E» wurden hier 10 bi» 12 Mter Windstärke gemessen. Trotz des schlech ten Wetter« hat Kießling ^en Flug ausgeführt und ist um 3,35 Uhr glatt wieder gelandet. Der Flug apparat war mit drei schwarzen Fähnchen ausgefchmückt. * Leistungen französischer Flieger. Wie aus Kairo gemeldet wird, hat der französische Flieger Po« rgre, der bi» u» den Nilguellen gelangen will, am Sonntag den Flug angetreten und ist nach Zurücklegung einer 500 Kilometer langen Strecke in Lohag gelandet. — Heute wird Bonnier seinen Flug nach T Hartum fortgesetzt. O/vm/o/LO/re Ho/e/e. * Da» Hallensportseft de» Sportklubs Charlotten- bürg »ahm gestern einen über Erwarten guten Ver lauf. E, hatten sich etwa 2000 Zuschauer in der Olympia-Halle eingefunden. Der Radfahrklub Panther-Tharlottenburg führte unter großem Beifall einen Achter-Reigen im Kunstfahren vor. Außerdem glänzten die Gebrüder Graf im Zweier-Kunstfahren. In den Rtnakampfvorführunaen des S.-K. Horos be siegte im Federgewicht Slowinfly in 6 Min. 30 Sek. Köhler, im Leichtgewicht Amelong in 8 Min. Mattern. Die bekannte Rollschuh-Kunstläuferin Frl. Langham mer (Berl. Rollschuh-Klub) trug ein gut zusammen gestelltes Programm vor. Die leichtathletischen Wett bewerbe hatten folgende Ergebnisse: Hochsprung: 1. Röhr 1,75 Meter, 2. Ball 1,65 Meter. 50-Meter- Mallaufen für Militär: 1. Einj.-Freiw. Bade (Koni- gin-Elisabeth-Garde-Grenadier-Reg.) 6,9 Sek., 2. Gr»- nadier Karwelis. 1500 - Meter - Vorgabelaufen: 1. Krupski 4 Min. 21,4 Sek., 2. Diergens (60 Meter zurück). 50-Meter-Jugendlaufen: 1. Georg 6Z Sek., 2. Kaiser. 60-Meter-Hürdenlaufen: 1. Nich-r 9 Sek., 2. Schmidt. 60-Meter-Laufen: 1. Rau 7 Sek., 2. Schölz. 1000-Meter-Mallaufen: 1. Mickler 2 Min. 42^ Sek., 2. Franczock 30 Meter zurück. Unter den Zuschauern befand sich auch der deutsch« Olympiatrainer Kränz lein. Z-t/LLbs/Z. * Englisch« Liaasntzballspi«!«. Di« Resultate der Südliga waren: Trvstal Palac« gegen Millwall 3:0. — Watford gegen Brighton 3:1. — Norwich City gegen Eouthenv United 8:0. — Gillingham gegen Northampton 1:1. — Coventry City gegen Ports- mouth 2:2. — Reading argen Exter City 2:2.— Southampton gegen Cardiff City 2:0. — West Ham United gegen Bristol Rover» 6:1. — Queen» Park Ranger» gegen Merthyr Toun 2:1. — Plymouth Argyle gegen Swindon 3:1. * Der gestrige Wintersportsonntag hatte leider durchweg unter der Ungunst der Witterung zu leiden. In den Höhenlagen trat infolge de» fallen den Barometerstandes ebenfalls Tauwetter ein, so daß vor allem der Skilauf sehr zu leiden hatte. Trotz starken Wachsen» war es nur schlecht möglich, über den pappigen Schnee zu fahren. Allerdings war eine prächtige Rauhretflandschaft auf den Berg kuppen entstanden, so daß wenigstens in landschaft- licher Hinsicht die Winterfreunde auf ihre Kosten kamen. Die Sonderzüg« waren nur schwach besetzt. Wetterbericht de» Sächsischen Berkehrsverbandes Leipzig, vom 5. Januar, morgen» 8 Uhr. »n ttltwu- m« ! I» cm r»oetg«l,g««b«ti »llt.woi bt»g«i>ö» 5cbi>»»- s>oäa -I-' 40 t»t»c>ü »lt.o»»»l>-> —I »0 »»> gol — tllpUtO'I tl »ü MSgl. dsäicU eoa slilleeobllo — — — — »r «il wägt. d«ä,etit pssüd,rg — — —- ,»t — — tiw»dmz sri^n «o d,6»ekt »l>.d«cbli 0d,kM«,»»ck»> ltiiltt rir — — sietnildew mz — — — k»Nrt«l<t »Willis -r Sd.Me«. cstie got s«tie g,t dsli«ckl »tl.bmod» M»l>az»oig»i>- »teil ttS-1040 o» > »otee »»be ,,t —- — tliogeotbet lisetw»! « -l « »otoe I»t «r« — — Gnft m Mikl M dm KkikWklW. vor dem Kriegsgerichtder30. Division, das im großen Schwurgerichtssaale des Straßburger JuftizgebäuLes tagt, begann heute vormittag die Verhandlung gegen den Obersten v. Reuter vom Infanterieregiment Nr. 99 in Zabern, der be schuldigt wird, sich in fortgesetzter Handlung die Exekutivgewalt in Zabern widerrecht lich angeeignet zu haben. Bet der Einsperrung von Zivilpersonen habe Oberst v. Reuter eine Tätig keit ausgeübt, di« ihm nur kraft eines öffentlichen Amtes zugestanden hätte. (Verstoß gegen 8 132 des Reichssttafgesetzbuches.) Die Anklage lautet ferner auf Freiheitsberaubung (Vergehen gegen 88 239, 240 RSEB. — darf nur mit Gefängnisstrafe geahndet werden), Nötigung (8 73 RSGB.); ferner aufAnstiftungzurFreiheitsberau- bung (Vergehen gegen 8 115 des Militärstrafgesetz buches.) Zur Aburteilung steht ferner in der gleichen Verl)andlung Leutnant Schadt von demselben Regiment, dem Nötigung, Freiheitsberau bung, Ak iß Handlung und Hausfriedens bruch (88 240, 223, 125, 74 des Reichsstrafgesetz buches) zur Last gelegt wird, letzterer begangen da durch, daß Leutnant Schadt am 28. November in «in Bürgerhaus bis zum zweiten Stockwerk mit Soldaten widerrechtlich eingedrungen ist. Die Verhandlung wird wahrscheinlich drei bis vier Tage dauern, da allein 115 Zeugen geladen sind, darunter die Vertreter der örtlichen Ztvilbohörden von Zabern. Gertchtsherr ist Generalleutnant von Eben. Kommandeur der 30. Division, Verhandlungs leiter Kriegsgerichtsrat vonIau, Vertreter der An klage Kriegsgerichtsrat Osiander. Die Angeklag ten werden durch Rechtsanwalt Grossart vertei digt. Das Gericht setzt sich zusammen aus dem Vor sitzenden Generalmajor von Pelet-Narbonne, Kommandeur der 30. Kavalleriebrigade, sowie Oberst Mengelbier vom Jnf.-Regt. Nr. 143, Oberst von Scherbe ning vom Jnf.-Negt. Nr. 136 und Oberst leutnant Hugo vom Husaren-Regiment Nr. 9 Die Verhandlung ist öffentlich. Vrr öeglnn -er verhan-lung. (Eig. Draht b. unseres R-Mitarbeiters.) Straßburg, 5. Januar. Die Verhandlung wurde heut« morgen kurz nach 9 Uhr eröffnet. Den Vorsitz führt Kriegsgerichtsrat von Jan, der bereits die Verhandlung gegen Leutnant von Forstner geleitet hatte. Der Saal ist dicht gefüllt mit Berichterstattern für elsässische, Berliner und Pariser Blätter. Für das übrige Publikum standen mir noch wenige Karten zur Ver fügung. Der Angeklagte Oberst von Reuter ist eine hagere Gestalt mit energischen Gesichtszüg«n und grauem Schnurrbart. Leutnant Schadt, der einen Anflug von Schnurrbart hat, sieht noch sehr jugendlich aus. Er ist am 23. März 1892 in Hanau geboren. Zu der Verhandlung sind als Zeugen das gesamte Offiz ierkorps des Infan terie-Regiments Nr. 99 sowie Dutzende Unteroffiziere und Mannschaften dieses Regiments geladen, ferner eine große Anzahl von Beamten aller Zivilbehörden von Za bern und alle Zivilpersonen, die bei den Unruhen in der elsässischen Stadt in dem „Pan dur« nkell er" der Kaserne eingesperrt waren. Nach d«r Feststellung der Personalien verliest Kriegs- gerichtsrat Osiander die Anklage. Oberst v. Neuter rechtfertigt sich. Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses erklärt der Angeklagte, Oberst v. Reuter, von vorherein ausdrücklich, daß alles, was seine Untergebenen — Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften — getan, lediglich auf seinen Befehl und auf seine Veranlassung geschehen sei, und daß er allein die Verantwortung dafür auf sich nehme. Der Angeklagte holt weiter aus, indem er erzählt, wie er 1912 das Regiment übernommen habe, wie er mit voller Sympathie für die Bevölke rung und mit großem Interesse hierher nach Westen gekommen sei. Zur Bevölkerung und auch zur Presse §ute Beziehungen zu unterhalten, sei sein festes Be streben gewesen. Bald aber habe der „Zaberner An zeiger" Gewiss« verko»«»iss« in der Kaserne. in unrichtiger Weisr besprochen. Run -ab« er au» den Akten ersehen, daß schon früher Treibereien und Schlägereien Mischen Militär und Zivil vorgetom- men seien. Er habe mit Rücksicht hierauf seine Unter offiziere und Mannschaften belehrt, daß sie in berechtigter Notwehr energisch, wenn nötig mit Waffengewalt, vorgehen sollten. Charakteristisch sei es ihm, daß er öfters in der Kaserne beobachtet habe, daß die Leute — be- wegliche, luftig« Rheinländer — nach Dienstschluß sich weigerten, in die Stadt zu gehen, um sich gewissen Neckereien oder gar Schlägereien nicht auszusetzen. Weiterhin betont der Angeklagte, daß seinerzeit, als Reibungen vorkamen, von feiten der Re gierung nichts geschah, um die Unruhen zu verhüten. Er selbst habe gleich bei den ersten Vorkommnissen an den Kreisdirektor und das Bürgermeisteramt geschrieben und um Unter stützung gebeten. Diese Zuschrift wird verlesen. Es heißt darin u. a.: Wenn die Offiziere nicht von der Zivilbehörde vor Beleidigung«» geschützt werden, dann müsse er selbst eingreifen, eventuell unter Erklärung des Belagerungszustandes. Wenn die Polizei nicht dafür sorge, daß die Be lästigungen der Offiziere auf der Straße nicht auf hörten, dann könne er für die Folgen nicht einstehen. Dann geht der Angeklagte zur eingehenden Schilderung der einzelnen durch die Presse seinerzeit bekannt gewordenen Zaberner Borkommnifle über, wckbei er ausdrücklich erklärt, daß nichts ver tuscht und nichts oerl^eimlicht worden sei. Dem Vorwurf gegenüber, daß Leutnant v. Forstner nicht sofort bestraft worden sei, erklärt Oberst v. Reuter, daß inan nur den bestrafen könne, von dessen Schuld man klar überzeugt sei. Eine Versetzung v. Forst ners sei schon deshalb ausgeschlossen ge wesen, weil die ganze Angelegenheit noch im Stadium der Untersuchung schwebte. Am 8. November habe er einen Oberleutnant zur Polizei geschickt mit dem Ersuchen, man möge dafür sorgen, daß Ausschreitungen recht zeitig begegnet und di« Offiziere vor Beleidigungen geschützt würden. Es sei je doch nur ein Mann zugegen gewesen, der erklärte, unabkömmlich zu sein. Dann habe am 9. November der „Zaberner Anzeiger" wieder einen aufreizenden Artikel gebracht, der gewiß auch auf den ruhigeren Teil der Bevölkerung eingewirkt habe. Auffällig sei z. B. am 9. November gewesen, daß ein Major auf die Frage an einen Gendarmen die Antwort er holten habe: „Wir wollen nicht scharf eingreisen, wir haben keinen Befehl dazu". Als dann am 10. November abends zunächst nur eine verhältnismäßig kleine Menge sich in Lärmen und Gebrüll erging, sei weit und breit kein Schutz mann zu sehen gewesen. Wenn Militär, so betont der Angeklagte, sofort als eingreifende Posizei zur Stelle gewesen wäre, und die Leute auseinandegetriehen hätte, dann wären die Weite rungen dieses Abends mit Leichtigkeit vermieden wor. den. Der Kreisdirektor habe di« Entfernung des aufreizenden Artikels des „Zaberner Anzeigers" vom Anschlagbrett viel zu spät angeordnet. Nach den Vorkommnissen am 10. November habe er eine Anzahl von beleidigenden Zu schriften gemeinsten Inhalts erhalten. Beschuldigungen gegen die Postbehörde. Daboi habe er die Beobachtung gemacht, daß die Posttehörde merkwürdigerweise z. B. Postfachen, in denen das Verhalten der Offiziere gebil ligt und gelobt wurde, -urü ^gehalten habe, während die beleidigenden Schmäh- karten ufw. expediert und zyge stellt wurden. Obcrst v. Reuter verliest unter Bewegung des Audi toriums einen Brief, in dem folgende Apostrophien vor kommen: „Elsaß-Lothringen den Elsoß-Lothringern. Erüß mit dem Schwobgesindel. Die Trikolore wird in Elsaß-Lothringen bald wiederkehren. Die Franzosen werden Euch und Euren Kaffer wegfegen. Biv « 1 a France! Nieder mit Deutschland!" Der Angeklagte bemerkt, er habe den Eindruck gehrbt, „daß wir seitens de, V*li^i zum Narre» g«Helte» wurden und daß es ihr nicht ernst mit dem Einschrei- tvu wy". Am 1 Uhr wird di« Verhandlung, nachdem noch Kreisdirektor Mahl in Zabern al» Zeuge vernommen worden ist, auf nachmittags 4 Ubr ver tagt. Die Verhandlung wird zweifellos vier Tage dauern. LehteNachrichteu Boni sächsischen Hofe. Dresden, 5. Januar. Der König, der gestern abend von Sigmaringen hier wieder eingetroffcn ist, nahm vormittags im Residenzschloß die Dorträge der Staatsminlster und des Kgl. Kavinettssekretärs entgegen. Von der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Dresden. Dresden, 5. Januar. Der bisher mit der Leitung der Geschäfte der österreichisch-ungaris^en Gesandt schaft betraute Legationssekretär Dr. Egger von Möllwald ist zur österreichisch-ungarischen Ge sandtschaft in Cetinje versetzt worden. Noch einmal das Kronprinzen-Teleqramm Berkin, 5. Januar. (Eig. Drahtbcricht.) Wie die „B. Z." hört, hat der Kronprin z zwar nicht an den General v. Deimling, wohl aber in dcr Tat ein Telegramm an Oberst o. Reuter ge schickt. tn dem er ihn zu seiner Haltung be glückwünscht. (?) Die Hetze -es Vreiverban-s gegen -ie -eutsche MilitärmWon geglückt r (Von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, 5. Januar Der „Temps" hatte dieser Tage gemeldet: Eine Verständigung zwischen Deutschland und Rußland über die Frage der deutschen Mili tärmifsion für die Türkei stünde bevor. Dieie Nachricht war vom „Berliner Tageblatt" dann über nommen und dahin erweitert worden: Men hoffe den Ausgleich aus der Grundlage zu finden, daß die deutschen Offiziere künftighin an „ge wissen" anderen Stellen verwendet werden würden. Insbesondere werde General von Lima» noch vorläufig an dem ihm zugewiesencn Posten belassen und dann in einen« anderen „wichtigen" Wirkungskreis verletzt wer den. Das wäre, wenn es sich bewahrheiten follie. die glatte Niederlage, der kaum verhehlte Ruckzug vor den russischen Ueberheblicbkeiten. Und cs scheint fast, als ob dlc Meldung, die das von >',errn v. Bethmann beteuerte Freundschaftsverhältnis Zwi schen Deutschland und Rußland eigentümlich beleuchren würde, sich bewahrheiten sollte. Wm«i?'tens stimmt es bedenklich, daß an hiesigen u n terrichte ten Stellen, wo wir uns um Auskunft be mühten, uns diese verweigert wurde. „Die Aniiettmq der Berliner." Berlin, 5. Januar. Trotz des überaus schlechten Wetters hatte sich gestern vor dem Kaiser-Fried rich-Mu sc um eine so gewaltige Menschenmenge eingefunden, um das neue van der Goes-Bild „Die Anbetung der heiligen drei Könige" zu sehen, daß die Polizei einen Absperrdienst einrichten mußte. Die Schaulustigen wurden nur truppweise in das Museum eingelassen. Kommerzienrat Gutekunst t. Stuttgart. 5. Januar. (Eig. Draht bericht unseres IV. - M i t a r b c i t e r s.) ' Kommerzien rat G u t e k u n st, dessen Kunsthandlung sich nanient lich durcb die al'iährlick hier verunstaltet«"« araßen Kunstauktlnnen Weltruf erworben hat. ist in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren hier gestorben. Ein Dementi des Dreibundes. Rom, 5. Januar. Nach einer Note der „Agenzia Stefani" entbehren di« Meldungen des Petersburger Korrespondenten des „Temps" über Absichten des Dreibundes auf eine Teilung des Ottomannischen Reiches jeder Begründung. Die Reformen in Anatolien. Konstantinopel, 5. Januar. Der russische Botschafter und der Großwesir setzten gestern die Besprechungen bezüglich der Reformen in Anatolien fort. Auch heute werden noch einige Punte erörtert werden. Eine Panik im Variete. Paris, 5. Januar. In einem kleinen Varicte- theater wurde der Darsteller der Haupt rolle, als er von der Bühne abtreten wollte, von einem Brett so unglücklich an der Schläfe getroffen, daß er tot zusammenbrach. Des Publikums be mächtigte sich eine Panik, da man glaubte, die Decke des Theaters stürz- ein. Tin« Reihe von Zu schauern erlitt in dein Gedränge schwere Ver letzungen. UlLbLStorsvdrlsii " »Is Vslenelttiivxüllörper » TkomasrinLr2, osb.ltoioi dbok. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 seilen. dauvtschrifllcitcr: Dr. V«r»b. West«»»ere«r Verantwortliche Schriftleiter: stir Volitik Er. «reo Gii»tb«r: sür die bandellzeitung Valther Lchindler; stir Leiptl-er und sächsisch« Angelegenheiten Wiltz ». Bettlar: sür tdunst und W>ssens-l>aft Er. ttknrl vlanck; sür Musik Snaen Lra»l>»: Sport und Sviel Alsre» Gert«: «perich« A. Haartet»: sür di. Reise-, Bäccr- und B«rke(r»»titung Ludwig Meyer. -- Für den Ameiaenteil Heime. Vetter. Verlag: Ltitzäieer Laeedlatt, Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Druck: ssisch», L tttlrstr». ELmNich tn Lew,lg. Zuschriften sind nicht versäniich »n adressieren, sondern an den Verlag, die Redaktion oder die «Aeschästsstell« de» Leivziger Lageblatte», «Velellichait mit beschränkter -ajtung. »u rutncn. U»»«rtM»,tan Manuslriptrn ist stet» da» Rtlck- »art» dckgufüg«. Für Aufbewahrung nnd Rttckgab« wird Irina ^4. ....