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1914. 71SNN. ken »erm. eine Lpz. 63. Vrisi iti-sx !», Kraft- Art über- eauler, Ir.38.^i77 :Itt. -//, » «4^»- !»00»HM » 1«/»» IZGS. e»<ün»^cv v«e»L 1« ,Schön- aründl. rs, i brns !e», »täuze bilden» kn. II. 14 isl ezoien »4176 040 iLoäo- a^eo- »oxo, . voll '226« rill * s? chlS lara »>»7 ueu >«», ese-r i«» und hin r. er. in. es. »5. S. ». il. ^lbenö-Ausgabe kür r»>p;ia »»» v»r»rt» »Uk» m>s«6 NrNarr und Spedlkeur« rmat tdgtt» >»» yau» g»dra»tr m»»ati>ch >.IS M., vterleUührÜch r.7d M. Set der 0«tzhdft»g»U», unser» Mal« uad NusgadeNelle» ad-»holt: monatlich IM.. viertrhS-rUch Z M. durch dl» Post: tnarchald Vrutschtond» und ü»r drutschen Nolanl« maaatUch >^d m., vterteljdhrUch 4.Sd m., au»schU«-Uch postdesteUget». va» LetpztgerragedtuN »rschrlat Werktag« »mal. Sonn- u. Zrlrrtagolmal. du Leipzig, »rn Nachbarort»» und d»n Orten mit »>a»»»n Malen wir bt» Nb«ndau»gad« noch am fldenü d«s Erscheinen» i » Haus geliefert. 0erlIu«r kt«daktion:0nd»n Zelten t7. rrnlvrech- nt-«„n »»7 Nr. 37. Amtsblatt des Rotes und des pollzeuuntes der Stadt Lerpzls Nedaktlon und Sefchitttsktel«»: v«t>annl«goss» Nr. 6. o Zernsprech-Nuschlutz Nr. >4-4-, >4-61 uuü >4-44. ISS. Jahrgang kttr -«seratr aa» Leipzig UN» Umg»bu»g »t« /Anzeigenpreise. >spaltt,»pu«t,»tt»2dps..»>»n»riam»z»il»>m.. »au au»würt» Ad Pf., Nrklam»» >.rs m., Zamlll»»- ».Nein« Nnzeigeo di« petttzetl« nur« Pf., 1as«at» von S«h»rd«a im amtlichen Nell dl« pctttzett» d» Pf. Seschltftaaa,eigen mit plahoorschrif« >m Preis» erbdb». Nadatt »ach Tartf. Setlagegebiihr: Sesamtousl.-M. do» lausend ou»schl. poftgrdübr. Muzelgen-Nnaohm»: ^obanni.gassed, bet sämtlichen filtalen de» Leipzig» lagrdlattr» und allen tznnoncrn-eepeditloara de» In» »ad hueloaüea. S»schdft»st»U» für Verlin u. dt» pr. vra» «»bürg: virektloa Watte» Stleget. »erltn w. 1». Maraoretbrnllrafi» 6. Zerusprech-Nnschluft: Lllbo» 647t. Mittwoch, Len 2l. Isnnor. isi4. Vas wichtigste. * Der Vertreter des sächsi'chen Reichstagsw hl- kreises Borna. Generalleutnant v. Liebe rt, hat sein Mandat niedergelcgt. * Kronprinz Georg von Sachsen wurde am heutigen Mittwoch in die Erste Kammer ein geführt. (C. Bericht.) * Die sogenannte „T i ta n i c" - K o n fe r e n z hielt am Dienstag in London ihre Schlußsitzung ab. (S. Pol. Hebers.) * Dienstag abend starb in Berlin Geheimer Dergrat Prof. Dr. Felix Wahn sch affe. (S. Kunst u. Wissensch.) * Der griechische Ministerpräsident Venizelos ist am Dienstag abend in London eingetroffen. * Der Oberkommissar für Kanada. Lord Strathsons, ist am Dienstag in London im 91. Lebensjahr gestorben. * Der amerikanische Kreuzer „Nashville" hat Befehl erhalten, sich fahrtbereit zu machen, um nach Kap Haitien abgehen zu können. (S. Ausl.) IndermexikanischenProvinzSinalva ist eine furchtbare Hungersnot ausgebrochcn. (S. Ausl.) Vas Geleite -es Prinzen zu Me nsch Mbonien. Berlin, 21. Januar. (Draht meld.) Zwischen Berlin, Wien und Rom wurde dieser Tage wegen der Entsendung von Kriegsschiffen zum Empfang und zum Geleit des Prinzen zu Wied verhandelt und eine Einigung ev» zielt. In London ist man geneigt sich zu be teiligen, während Paris und Petersburg mit der Zustimmung zögern. Bon Wien aus wird dem Vernehmen nach auf das beschleu nigte Erscheinen des Prinzen auf albanesischem Boden besonder« gedrängt, da Gefahr im Verzüge sei. rst Es wird in der Tat Zeit, daß Prinz Wilhelm zu Wied seinen Posten antritt. An das Gerücht von einem Rücktritt vor dem Antritt glauben wir nicht. Ein solcher Verzicht auf den albanischen Thron würde ihm jetzt als Mut losigkeit ausgelegt werden, nnd diesen Vorwurf wird der Prinz, dem so manche gute Eigen schaft nachgerühmt wird, nicht auf sich nehmen. Auch hat er ja zu bedenken, daß die Zurück nahme seiner Zusage nicht nur die Mächte in hän-els »Mcis und Galatea". (Zur bevorstehenden Aufführung des Werkes durch die Leipziger Singakademie ) Das Pastorale „Acis und Galatea" von Georg Friedrich Händel ist ein Theokritijches Joyll. Bekannt genug ist sem Inhalt. Der Riese Polyphem stellt der schönen Nymphe Galatea nach und velästigt sie mit Liebesanträgen. Von ihr abgewiesen, schleudert er aut ihren Geliebten Acis einen Felsblock. Die Nymphe aber verwandelt den Leichnam des er mordeten Freunoes in eine Quelle, die noch heute bei Catania in Sizilien fließt und seinen Namen trägt 2m ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand in England eine Bewegung, die auf die Besserung der Operntexte und die Hebung des Singspiels hin auslief. Neben Einzelpersonen, z. B. Carey, Arue, Poung und Gates, nahmen auch Korporationen wie das Theater Ltncolns-2nn-Fields. die König liche Kapelle und die Akademie für alte Musik hieran teil. Schon während seines Aufenthalts in Neapel (1708) hatte Händel eine kleine Kantate „Acis" geschrieben, die er zwölf Jahre darauf in sein Pastorale aufnahm. Zugleich mit dem „Esther"-Oratorium entstand „Acis und Galatea" und ward in einem engeren Kreise zur Aufführung gebracht. Im Jahre 1731 erWien das Werk vor dem großen Publikum auf der Bühne des obengenannten Theaters in der Ausgabe des Buch händlers Walsh. Ouvertüre und Coorsätze fehlen darin, einige Chöre aus Häudelschen Werken waren »ingefügt und anderes auch entstellt. Jahrs darauf brachte auch das Haymarket Theater diese Pastoral oper mit großem Erfolge heraus; allerdings in einem wunderlichen Durcheinander von englischem und italienischem Text. Mit vollem Rechte betrachtete Händel diese Aufführungen als Eingriffe in seine Komponistenrechte und bot es im Juni 1732 den Hörern selbst dar. Sein Werk bewahrte sich den Beifall des Publikums und erfreute sich einer immer wachsenden Beliebtheit. Einige Nummern daraus wurden im Laufe der Zeit wirklich populär. Mit „Semele" und „Herakles" bildet „Acis und Galatea" die bekannte Trias der Händeljchen Neform- opern Der Komponist erweist sich darin als be rufenster Vertreter des idyllischen Genres wie auch at« Künstler der Charakterisierung. Neben dichte rischem Naturemvfinden fällt auch ein ungemein liebenswürdig berührender Humor mit ins Ge wicht. Schon in der etnsätzigen Ouvertüre macht sich ein leichtes südländisches Kolorit außerordentlich die größte Verlegenheit bringen, sondern auch den ohnehin bedenklichen Zustand in A banien verschlimmern würde. Der Prinz tann nicht länger mit seiner Reise warten, da er jetzt oder vielmehr bereits seit seiner Zusage für den Gang der Tinge mitverantwortlich ist. Es kann ihm freilich nicht ganz einerlei sein, mit welchem Geleite er an der albanischen Küste erscheinen wird, und wenn sich, wie cs den Anschein hat, auch jetzt wieder ein Gegensatz zwischen dem Verhalten des Dreibundes und der mit Ruß land verbündeten Mächte Herausstellen sollte, so wäre das lein guter Anfang. Aber was helfen solche Erwägungen? Der Prmz hat nun einmal mit allen möglichen Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten zu rechnen, er tritt ein Lebens werk an: „Aus der Fortuna ihrem Schiff Ist er zu segeln im Begriff." Auch ist es ja wohl ausgemachte Sache, daß ihm der Dreibund als starke Schutzmacht ge sichert ist, und wenn sich die anderen Mächte kühler verhalten oder gar unfreundlich, so wird man in Wien, Berlin und Rom desto mehr die Verpflichtung fühlen, ihm die Wege zu ebnen, so gut es eben geht. Nichtig ist, daß sich in den letzten Wochen in Albanien selbst ungünstige Vorzeichen be merkbar machten. Möglicherweise könnte die Flottenauffahrt sehr rasch zu dem Zwecke einer Landung von Truppen benötigt werden, um wenigstens für den Anfang dem neuen Fürsten sicheres Geleite zu geben und ihn vor Anschlägen oder bösen Zufälligkeiten zu schützen. Rach den letzten Vorgängen sind die Jungtürken hinrei chend verdächtig, durch einen Putschversuch auf eine „Aenderung der Lage" zu ihren Gunsten hingcarbeitet zu haben. Izzet Pascha wird Miar jetzt, wie aus einer heute eingegangenen Drahtmeldung über eine Unterredung eines Zei tungsmannes mit dem türkischen Krrcgsminister Enver Pascha hervorgeht, von diesem kräftig abgcschüttclt, aber so ganz harmlos war das Auftreten seiner Anhänger doch gewiß nicht. Die von den Mohammedanern in Valona ver anstaltete Erhebung war zum mindesten eine Probe auf die Möglichkeit eines Erfolges. Wichtiger freilich ist die Persönlichkeit des Al banerhäuptlings Essad Pascha, des „ge borenen Königs" von Albanien. Seit der Ueber- gabc von Skutari an die Montenegriner ist er für die Türken abgetan. Desto sicherer ist er aber seiner einheimischen Gefolgschaft, nnd es gibt sehr zu denken, daß er sich in so auffallen der Art als Oberschutzherr des Prinzen zu Al banien aufspielt. Rach einer kürzlich in die Presse gelangten Aeußerung soll der merkwür dige Mann seine Freundschaft für den tünftigen Herrscher mit einer sehr beachtenswerten Be dingung verknüpft haben. Wenn, meinte er, der Fürst die Hoffnungen der Albanesen erfülle, so werde er ihm treu ergeben bleiben; andernfalls werde er, Essad Pascha, der nächste Anwärter sein und sich des Landes annchmcn. Das würde also bedeuten: Nimm dich in acht! Aber nehmen wir an, der ehemalige albanische Bandenführer meine es zurzeit mit seiner Ergebenheit ehrlich, so ist es doch fraglich, ob der Fürst gur tun wird, ihm gewissermaßen die innere Negierung zu überlassen, wie einige österreichische Blätter im voraus raten. Hs wären doch nur zwei Möglichkeiten: entweder macht Essad Pascha gute Arbeit, und dann werden seine Ansprüche — an Bescheidenheit hat er ohnehin nie gelitten — ins Ungemessene wachsen; oder er macht schlechte Arbeit, und dann wird der Fürst dafür büßen müssen. Doch wie dem sei: das Notwendigste ist, daß der Fürst aus der rauhen Bildfläche Albaniens in Person erscheint und seine Pflichten übernimmt. Es wird deshalb allenthalben Genugtuung er regen, wenn jetzt gemeldet wird, die Abreise des Prinzen ser auf den 27. Januar festgesetzt. Hoffentlich bleibt es dabei. * * Es sind heute noch folgende Drahtmel dungen eingegangen: Wien, 21. Januar. (Meldung des Hirsch- fchen Bureaus.) Wie aus Paris hierher ge meldet wirb, verlautet in offiziellen Kreisen, daß die französische Regierung dahin benachrichtigt worden sei, Prinz Wilhelm zu Wied werde am 27. d. M. seine Reise nach Albanien antreten. Der Tag der Antunft in Durazzo sei aber noch nik^ festgesetzt und hänge von verschiedenen seitens der Machte züge ag ten Maßnahmen ab. Unter den Kabinetten der Groß machte findet darüber ein eifriger Meinungsaustausch statt. Frankreich werde im E.nvernehmrn mit Ruß land und England sich jenen Maßnahmen anschließen, die seitens der Dreibundmächtc für die Ankunft des Prinzen in Durazzo vorgeschlagen werden. Mit Be stimmtheit kann man schon damit rechnen, daß der Prinz zu Wied im Februar den Thron von Albanien besteigen wird. Wien, 21. Januar. (Meldung des Wölfi schen Bureaus.) Der Kcn'.aul nopo er Korre spondent der „Neuen Freien Presse" hatte eine Unter redung mit dem Kriegsminister Enver Pascha, de: auf die Frage, ob er an einen Krieg zwischen der Türkei und Griechenland wegen der Aegäischcn Inseln glaube, antwortete, er l>abe nur die Aufgabe, das türkische Heer zu reorganisieren. Bezüglich des angeblichen Anschlages Izzet Paschas rn Alba nien erklärte Enver, Izzet Pa'cha sei ein nicht aktiver türkischer General, wenn er wirklich Absichten auf Albanien hegte, hätte er da nicht schon längst in Albanien persönlich für seine Sache kämpfen müssm, anstatt in Konstantinopel zu bleiben?! Die türkischen Offiziere in Albanien seren keine türkischen Offi ziere mehr. Was sollte die Türkei in Albanien wollen? Es liege so weit ab, und wenn die Türkei beabsichtige, von den verlorenen Gebieten möglichst viel wieder zuriickmgewinncn, so habe sie derzeit viel näherliegendc Sorgen. Vie „preußenbün-ler" auf -em Rückzug. Den wackercn Unternehmern des „Preußentags" ist angesichts der Aufnahme ihrer Geschmack- und Taktlosigkeiten in der Oefientlichkeit über Nacht um Kopf und Busen bang geworden. Sie häufen Be richtigung auf Berichtigung, sie wollen das nicht ge- aat haben, was in den Berichten steht, — und doch ind gerade die empörenden Stellen in den Berichten ämtlicher konservativer Blätter enthalten —. ja Herr Dr. Rocke versendet eine sch-wüistige Erllä rung, worin er versichert „daß bislang nieman den im Preußenbunde der Gedanke ge kommen i st, ihn als Kampforganisation oder auch nur indirekt als Verkleinere! anderer Bun desstaaten und deren Angehörigen anzusehen". Das ist freilich nichts mehr und nichts weniger als eine höchst klägliche Preisgabe all der großsprecherischen Breitspurigkeiten, die sich der „Preußentag" geleistet hat. Was dort gesprochen worden ist, mußt« als Schlag gegen das Deutsche Reich aufgefaßt werden. Oder kommt nun nach Herrn v. Kracht und Herrn Dr. Rocke vielleicht auch noch Herr v. Wroch em und erklärt, es sei ein Mißverständnis, daß er den deutschen Reichstag, der die größte Webrvorlage be willigt hat. als „höchst gemischte Gesellschaft" und als „Rotte" bezeichnet hat? Es ist ja immerhin möglich: denn die Herren sind ja nun einmal im „Berichtigen" mitten drin. Jedenfalls beweisen aber die krampf haften Beschönigungsversuche der „altpreußischen" Männer und ihrer Blätter, wie ungemein peinlich ihnen ihre unglaublichen Voreiligkeiten sind, und wie sie sic gern ungeschehen machen würden. Die überaus törichte Tat bleibt aber bestehen, und diese Erkennt nis dämmert auch bei d«r „Kreuzztg.", die unter einem überreichlichen Gebrauch der Vokabeln „leider, zwar und allerdings" gar vieles preiszugeben sich ge nötigt sieht, was ihr erst als glänzend und hehr er schien, weil sie oben über ihrem echten Preußentum die Rücksicht auf das Reich ganz vergeßen hatte. Geradezu köstlich ist der Umfall der „Chem nitzer Allgemeinen Zeitun g". Nachdem sie zunächst brünstig für den Preuße nbundae- worben hat, ist ihr 24 Stunden später kein Wort scharf genug, denselben Preußenbund abzu- schütteln. Am 20. Januar schrieb dieses Blatt: „Bei den Gerüchten verschiedenster Art, die über den Preußenbund im Umlauf sind, sei hier gleich festgcsiellt, daß der Bund zurzeit nichts will als die peinliche Wahrung der Bismarck - schen Reichsoerfassung, jede Verschiebung nach der demokratischen oder unitarischen Seite hin will er bekämpfen. Es ist taher barer Un sinn, ihm reichsfeindliche Tendenzen unterzuschieöen, zumal da auch nationalliberale Männer und Nichtpreußen ihm anqehören. Es war natürlich zu erwarten, daß der Preuß?nbund sofort der Gegenstand heftigster Angriffe werden würde, worunter der der „reaktionären Gesinnung" noch der mildeste ist. Schon aus diesem Grunde wäre es zu wünschen, daß möglichst viel liberale Männer dem Bunde bei ¬ bezeichnend geltend. Wie der Tanzrhythmus in I feinster Stilisierung auftritt, so veranschaulichen einzelne große Jntervallsprünge Polyphems täppi- > sches Gebaren, schildert ein kleines Oboerezitativ die Klage der Nymphe. Bon besonderer Feierlich keit und Anmut sind Galateas Ee änge und ein rechter Schwärmer und Amante des Rokokos ist der junge Acis. Durchaus realistisch ist Polyphems Wesen gezeichnet. Chor und Orchester verraten dem Hörer bereits das Nahen des Unyolds, der sich mit einem tollen Rezitativ und einem unge'ügen Liebes sange einführt. Auf die durch die Moldszene er langte große dramatische Steigerung folgt der Ausklang des Ganzen mit der Klage des Chors, der ein chromatisch abwärtssteigendes Motiv zugrunde liegt. Ihm schließt sich Galateas rührender Abschiedsgesang an, der an steigendem Pathos von jenem folgenden überholt wird, darin die Nymphe den Zauber der Verwandlung des Leichnams Acis' in die Quelle bewirkt. Das Wunder vollzog sich, ein beruhigter Naturzustand ist erreicht und so darf denn auch der schöne Schluß chor innerlich beruhigte und warme Töne an- chlagen. Lugea Leguitr. Kunst un- Wissenschaft. * „Josef Baldini ist kein Damenimitator." Der Impresario hat recht. Denn das Unästhetische, vom Unkünstlerischen ganz zu schweigen, solcher Dar bietungen kam hier völlig in Wegfall. Der von der großen Materna ausgebildete Sänger besitzt einen frischen ausgiebigen Sopran, mit allem Schmelz der Frauenstimme und derer Timbre begabt: mühelos reihen sich die Koloraturen gleich Perlen an einander (der Sänger begann mit der berüchtigt schweren Pagen-Arie aus den „Hugenotten"), der Triller ist rein und warmquellend, die Stakkati find unfehlbar. Manch« Soubrette und Koloratursängerin mit ihren spitzen, gläsernen Tünchen könnte ihn be neiden. Ob die Stimme lang und viel aushält, läßt sich nach drei Arien nicht sagen, jedoch dürften vielleicht die starken Anschwellungen der Stirnabern auf irgendeine körperliche Anstrengung zurückzufuhren sein, dies wäre zu bedauern, kann aber auch in Nervosität ihren Grund haben. Tins steht fest: Josef Baldini» Kunst gehört nicht ins Barret- Einem Publikum das mit Ungeduld die folgende Tangonummer. den „Schlager" erwartet, fehlt das Verständnis für dergleichen feine und subtile Kunstbetätigung. die im Nahmen eines Varietüs (Krystall-Palast) ,,sehl am Ort". Es ist, als wenn man eine Watteau-Mmiakure oder ein Carriera- Pastell zwischen wandhohe Markarts oder Corinths hängt. Grundbedingung für den Hörer aber ist, daß er — der Sänger möge verzeihen — die Augen schließt; denn der Zwiespalt der Natur ist unüber brückbar und der Kampf zwischen Auge und Ohr zerstört bedauerlicherweise Illusion und ästhetischen Genuß. Wo dieser Sanger zu placieren sei, ist keine leichte Frage. In der Oper schwerlich. Und im intimen Konzertsaal, der ver dunkelt die beste Folie abgäbe, wird man vielleicht Zeter schreien und ihn wieder ins Variete verweisen, weil eben ein „Kuriosum" dorthin gehört. Die Zeiten, da ein Farinelli, Caffarelli, Salimbeni halb Europa entzückten, fürstliche Gagen einstrrchen und. ein Mann wie Händel sich in den Ruhm und in die Liebe des Publikums mit ihnen teilen mußte, sind unwiederbringlich dahin. «. 8. * Prof. Felix Wahnschaffe gestorben. Dienstag abend starb rn Berlin Geh. Bergrat Prof. Dr. Felix Wahn schaffe. Er hatte sich i» die Klinik begeben, um sich einer Gallensleinoperation zu unterziehen. Ein Herzschlag führte zu jähem Tod. Wahnschcttfe war 1851 in Kalten, darf geboren. Nach seiner Gymnasialzeit studierte er in Leipzig und Jena und war dann als Assistent wirksam. I88V zum Landesgeologcn er nannt, habilitierte er sich an der Berliner Uni versität. 1888 wurde er ordentlicher Lehrer an der Bergakademie. Trefflich verstand er es, die Ergebnisse der Forschung auch in weitere Kreiie zu tragen. Mustergültige Klarheit zeichnete seinen Vortrag aus. Seine Liede gehörte Norddeutschland. Er befaßte sich im besonderen mit den Eis zeiten in Deutschland, mit Oberflächengestal tung und Lagerungsverhältnissen der norddeut schen Tiefebene. Ueberzeugt trat er ein für die sogenannte Jnlandeistheorie. Mannigfache Bodenerscheinungen erklärte er aus dem allmählichen Zurückweichen der Gletscher. Bon seinen schritten seien erwähnt: die „Anleitung zur wissenschaftlichen Boden Untersuchung" (1887), die „Oberflächen gestaltung des norddeutschen Flach landes" sowie „Die Eiszeit in Norddeutschland". Die Wissenschaft verlor einen ihrer Besten. * Pariser „Parstfal" - Begeisterung. Der „Excel- fior" in Paris veröffentlicht interessante Angaben, nach denen die Kasse der Pariser Großen Oper für die ersten fünf Parsifal-Aufführungen nicht weniger al» 22287V Fr. eingenommen hat. Das bedeutet eine Summe, der keine der sonst erreichten Einnahmen dieser Bühne gleichkommt. — Bei den deutschen Bühnen, die den „Parsifal" bis jetzt herausgebracht habe», wird übrigens der finanzielle Erfolg gleich falls sehr glänzend sein, denn es ist zu be denken, daß seit dem 1. Januar d. I. kein Pfennig Tantieme für die Aufführung eines Wagnerwerks mehr zu zahlen ist. " „Parsifal" in Monte Carlo. Im Opernhaus zu Monte Carlo fand am Viens ag, wie uns ein Privattelegramm meldet, unter ungeheurem An- drang des Riviera-Publikums die Erstausführung des Waenerschen „P a r s i f a l" statt. Raoul Guns- bourgs Inszenierung des Weihcfestspiels wirkte lehr würdig und ergreifend. Den Parsifal sang Herr Roujseli-re, die Kundry mit starkem Erfolg Frau Litvinne. * „Simson" von Frank Wedekind. Im Lessing- Theater in Berlin wird in der am Sonnabend, 24. Januar, stattfindenden Uraufführung von „simson" die Rolle des Königs Og von Basan von Frank Wedekind dargestellt. Der Dichter hat gleichzeitig dieRegie des Stückes übernommen. * „Deutsche Bühne". 39 Parsifal-Aufführungen registrieren die beiden ersten Januarhefte der „Deutschen Bühne" (amtliche» Blatt des Deutschen Bühnenvereins), welche in den ersten 14 Tagen des Januar an größeren deutschen Bühnen stattfanden. Solche wichtigen und interessanten statistischen Tai- sachen aus der Theaterpraxis veröffentlicht die „Deut che Bühne", welche mit dem neuen V. Jahr gang wöchentlich erscheint, regelmäßig. Außerdem werden von jetzt ab ständig die Wochenrepcrtoirc der deutschen Bühnen veröffentlicht, welche über die in der kommenden Woche an allen namhaften Bühnen zur Ausführung gelangenden Stücke orientieren. In den jetzt ebenfalls regelmäßig erscheinenden Spiel- oerzelchnissen bringt dl« Zeitschrift genaue Angaben über die Spielleiter, Kapellmeister und Darsteller selbst der kleinen Rollen. Der literarische Teil der „Deutschen Bühne" enthält Aufsätze von Werner A. Hey de „Kinder auf der Bühne und auf dem Film", von Fritz Engel „Die Bilanz des Lichtspiels", W von Blumenthal „Eine wenig bekannte Gelegcnbeitsdichtung Schillers", Artur Wolff „Rechte und Pflichten der Schau spieler nach geltendem Recht", „Theateranekdoten" us». * Aus dee Selehrtenwelt. Der ordentliche Pro fessor der Mathematik Dr. Georg Hamel in Aachen hat einen Ruf als Nackffolger des in den Ruhestand tretenden Geheimen Rates Thomas an die llniversttSt Jena erhalten und angenommen.