Volltext Seite (XML)
Morgen »Ausgabe Sezugspr-Ye: meaatltch 1.4» m., vlerleyährNch Z.7L m. v»t »er »efthüstefteUe, unser» ZlUalea uaL NitsgabesteUen «dgrheUr mvaotllch 1M-,»terteyLhrtlchZ M. vorch »i, Pest: tnnerhalb veutschlan», oaü »er Srntsche« «ol-ntr» »wnotUch 1^4 M.. »»erteUSHrUch 4^4 M.. aueschUe-Uch p»std»st»lla»10. v», L^pzlg»» »agedlatt erscheint Werktag« »«al. Sona- «.) ei erlag. 1-nal. 2» Letpzia, den Nachbarort»» un» den Orten mit »tgr»rn Zillolea wirb öl» NdenSauagad» noch am stdenü üe» «rscheiaeno in, Hau« geUefert. Veriinrr kebakttonr^n»enzelten >7, Zerasprech-stawluft: Moabit Nr.447. ^cmdelsFeLtung /IrntsblcUl desRacke» und de» pokreuuntes der Stadt Leipzig «eSaktlon im» «eschSstestellei ^ohanal.gass« Nr.«. o Zernsprech-Maschlutz Nr. 14»«. ,»»«3 unü 14-44. ISS. Jahrgang stnzekaenpr-ls-: »an a«»»art» so Pf., «eklamen 1.1- M., Zamiiien» u. klein, Hn»»i,«n -i« p,ttt,,tle a»r»0pf.,3as«ta»» »on vehbr»«, im amtlichen lleil die petttzetl, 54ps7 cheschaftoan,eigen mit platzoorschrift im Preis» »rb»b«. Nada« nach »arif. »eiiogegedahr: »esamtausl.SM.Sa»kausen-au»schl.Postgebühr, finzeigeu-fianayme: lodaaniogaffe«, bei sämtlichen jilialen Leo »eipzig« kogedlotte« un» all»n stnnonc»n.<xpr-tttoa«a -es In. un» stu.lon-e», SeschüftosteU» für Verlin u. ->» pr. Sran' »nburg: virektion Walter Zliegel, Serliu w. 1», MargaretbenstraK» ». jernsprech-finschluA: Lüho» »471. Nr. 4S. MittmoH, -en 28. Januar. 1914. Vas wichtigste. * Kaisers Geburtstag wurde im ganzen Deutschen Reichs und im Auslande in der üblichen festlichen Weise begangen. (Weiteres darüber auf Seite 9 und unter Letzte Dep.) * König Friedrich August empfing am Dienstag in Berlin den Kolonialstaatssekretär Dr. Sols. (S. Dischs. Reich.) * Die Wahlen für die bulgarische Sobran je sind auf den 8. März festgesetzt worden. * Wie ans Lissabon gemeldet wird, hat dec gestürzte Nttnisterpräsident Costa bereits Schritte zur Bildung eines neuen Kabi netts unternommen. (S. Ausl ). * Zur Teilnahme an den chinesischen Wahlen sollen hinfort nur die intelligenten nnd wohlhabenden Klassen zugelassen werden. (S. Ausl.). * Die amerikanische Stadt Santa Bar bara ist durch eine schwere Sturmflut vom Lande völlig abgeschnitten worden. (S. Nachr. v. Tg.). Deutschland un- Rußland. Vom Kuiserl. Lcgationsrat Frhrn. v. Richt hofen, M. d. R. Auch demjenigen, der gern gewillt ist, unsere auswärtige Politik so optimistisch wie möglich zu betrachten, wird es in der letzten Zeit klar geworden sein, das; unser Verhältnis zu Ruß land wiederum recht starke Trübungen erfahren bat. Cs kann dabei ganz dahingestellt bleiben, ob der Reichskanzler in seiner letzten Rede im preußischen Abgeordnetenhause diese Verschlech terung unserer Beziehungen zu Rußland im Auge gehabt hat, als er von den ernsten Zeiten sprach, in denen wir uns befänden oder ob er damit mehr die innere Krisis gemeint hat. Denn durch die Ereignisse der letzten Zeit ist unzweifel- l-aft unsere auswärtige Lage ernster geworden, und es hat sieb herausgestellt, daß die Politik, die geglaubt hat, Rußland langsam, aber sicher mehr und mehr für uns gewinnen zu können, auf Illusionen aufgebaui war. So bedauerlich cs ist und so wenig rein konkrete Motive dafür vorhanden sind, man muß sich bei uns darüber klar sein, daß die Stimmung in Rußland bis in die leitenden Kreise hinein für Deutschland zum mindesten sehr wenig wohlwollend ist. Seitdem das enge Band, das der Fürst Bismarck zwischen beiden Staaten zu knüpfen verstanden hatte, zerrissen ist, hat der festeste Rückhalt für die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwi schen den beiden Nachbarreichcn immer beim Hofe des Zaren und in seiner eigenen Person geruht; und hiernach pflegten sich die zuständi gen Minister zu richten. Der übrige Teil der Bevölkerung, soweit er sich um Politik über haupt kümmert, wird Deutschland entweder in different gcgenüberstehen oder, wie dies namentlich bei den militärischen Kreisen der Fall ist, panslawistischen und somit antideutschen Emp findungen in hohem Maße zugänglich sein. Per sönliche Freundschaften sind aber immer gewissen Schwankungen unterworfen, bei Hofe vielleicht noch mehr als bei anderen Sterblichen; und so ist ein solches Frcundschaftsband naturgemäß ein etlvas unsicherer Grund für die Beziehun gen zweier großer Länder. Auch ist es gewiß kein Zufall, daß das Anschlußbedürinis an Deutschland beim russischen Hofe immer dann am größten gewesen ist, wenn die auswärtigen und vor allem die innerpolitiscl;en Verhältnisse Rußlands stark zu wünschen übrig gelassen haben, daß aber eine merkliche Abkühlung jedesmal ein tritt, wenn man glaubt, irgendwelche Komplika tionen weder im Auslände noch in der eignen Heimat befürchten zu müssen. Solange die bei den jetzigen Kaiser regieren, sind die Beziehun gen zwisckien den beiden Ländern niemals so gut gewesen wie während des Iapanisct)en Krieges nnd der Revolution 1905—1906, von der Zu sammenkunft von Björkoc bis zur endgültigen Beendigung der Revolution. Deutscherseits haben allerdings auch in der Folgezeit die Be mühungen, mit Rußland auf gutem Fuß zu bleiben, nicht nachgelassen. Peinlichst war man bestrebt, jeden Stein des Anstoßes aus der Welt zu schaffen. Das P o t s d a m c r A b k o m m e n, das uns unfern stark gewordenen Einfluß in Persien und damit die Möglichkeit einer Aus breitung unseres Handels in jenen Gegenden kostete, »var bestimmt, im Orient die entgegen- aesepten Interessen auf ein Mnimuin zu be schränken. Damals hat man diejenigen, die die gebrachten Opfer für zu groß hielten, tröstend auf die so wesentlich gebesserten deutsch-russi schen Beziehungen hinaewicsen, leider zu Un recht. Das schikanöse Verhalten der russischen Regierung ge^nübcr dem Postpatctverkchr mit Persien, auf den infolge des kauka sischen Transitzolles unser Handel in erster Linie mit angewiesen ist, zeigt deutlich, zu welchem gewaltsamen Vorgehen man in Petersburg entschlossen ist, um in dem zukunfts reichen Persien die deutsche Konkurrenz ein für allemal auszuschließen. Die Nachteile sind geblieben, von den Vor teilen, wenigstens soweit sie in einer Verbesse rung deutsch-russischer Beziehungen beruhen soll ten, hört inan nichts mehr. Mehr denn je haben sich vielmehr die Gegensätze zwischen deutscher und russischer Politik in der asiatischen Türkei zugespitzt. Bei dem Potsdamer Ab kommen mochten Hoffnungsfreudige glauben, daß Rußland sich, wenn die Frage der Bagdad bahn zur Entscheidung kommen würde, für be reits befriedigt erklären würde. Das liegt aber augenscheinlich den nach aktiver Politik drängen den russischen Staatsmännern, deren pansla wistische Anschauungen wohl in dem einfluß reichen Gesandten in Belgrad, Herrn v. Hart wig, ihren stärksten Ausdruck finden, voll kommen fern. Bei jeder sich darbietenden Ge legenheit läßt man die russischen Ansprüche auf Armenien mehr oder weniger unverhüllt her vortreten. Das Schicksal, das die deutsche Militär Mission in Konstantinopel gehabt hat, hat deutlich gezeigt, daß man in Rußland ohne die geringste Rücksicht auf Deutsch land jede Möglichkeit ergreift, um die eigenen Interessen in den Vordergrund zu schieben. Ge wiß hat man dieser Mission mit Recht bei uns keine große politische Bedeutung beigelegt, aber gleichwohl darf man sich doch trotz aller be schönigenden Darstellungen darüber nicht Hin wegtäuschen lassen, daß das von der russischen Regierung in diesem Falle beliebte Verfahren ein — um diplomatisch zu sprechen — sehr wenig freundschaftliches gewesen ist. Die be dauerliche Tatsache, daß unsere Offiziere in der Türkei nun künftig zu derselben Einflußlosig- keit verdammt fein werden, wie dies bei ihren Vorgängern vor den letzten Kriegen bereits der Fall gewesen ist, wiegt nicht so schwer, wie die Erkenntnis, daß wir uns russischerseits, wenn dies den gegenwärtigen, nach Aktivität drän genden russischen Staatsmännern erforderlich zu sein scheint, trotz der nach außen hin betonten freundlichen Beziehungen sogar auf offenkundige Rücksichtslosigkeiten gefaßt machen müssen. Das aber gibt zu denken. Und es steht zu hoffen, daß die deutsche Regierung bei den letzten Ver handlungen es den Vertretern der russischen auswärtigen Politik gegenüber nicht an einem deutlichen Hinweis hat fehlen lassen, daß auch die deutsche Geduld ihre ganz bestimmten und engen Grenzen habe. Allein hierdurch könnte einer Wiederholung derartiger unliebsamer und in hohem Maße gefährlicher Vorgänge vorzu beugen sein. Der ruhige Beurteiler deutscher und russi scher Interessen im Anstande wird gewiß nach wie vor davon durchdrungen sein, daß ein Ans gleich zwischen diesen nicht allzu schwer sein würde und an sich eigentlich sehr viel eher zu erreichen sein sollte, als der zwischen Deutschland und England, wo nun einmal unleugbare In teressengegensätze einschneidendster Art vorhan den sind. Weder iin nahen noch im fernen Orient brauchen wir mit Rußland anfeinandcr zu stoßen. Der nördliche Teil Kleinasiens und der nördliche Teil Edinas sind groß genug, um für uns und auch noch für andere Platz zu inten siver Tätigkeit neben Rußland zu gewähren. Wenn man allerdings den Willen hat, eine Schikancpolüit zu betreiben, so ist dazu natür lich überall in der Welt Raum genug vorhan den; nur sollte man in Petersburg nicht über setzen, daß es für uns noch sehr viel leichter sein würde, der russischen Politik in Ostasien Schwierigkeiten zu bereiten, als dies für Ruß land uns gegenüber in der Türkei der Fall ist. Eine auf positiven Interessen beruhende Not wendigkeit für eine solche, für den europäischen Frieden so außerordentlich gefährliche Politik vermag aber nur derjenige herauszufindcu, der die Dinge auf Grund irgendwelcher nationa listischen und chauvinistischen Gedanken beurteilt. Diese Gedanken scheinen aber leider in Rußland gegenwärtig außerordentlich die Oberhand zu haben, und gerade das ist es, was den Ernst der Lage ausmacht. Gewerbestan-un-Reichsge-anke Der Hansa-Bund schreibt uns: Die bekannten Ereignisse aus jüngster Zeit haben wiederum eine Erscheinung geweckt, deren Entfernung aus den öffentlichen Anschauungen des deutschen Volkes nach allen geschichtlichen Erfahrungen eine Notwendigkeit ist: den partikularen Sonder- seist. Gewiß ist das Fundament des Reichsgedankens in erster Linie dadurch so fest verankert, daß oer Ver schiedenheit deutscher Stammeseigenart gerade in der Struktur des Deutschen Reiches voll Rechnung ge tragen wird. Freudig und gern wird jeder Staats mann und Politiker mit Genugtuung auf die Regungen einzelstaatlichen Selbstgefühl» Rücksicht nehmen und diesen die Achtung nicht versagen. Sie gehören zu jenen imponderablen Quellen der Kraft, die dem Ganzen in der Stunde der Not erst Sieghaftigkeit verleihen Dem Sondergeist aber, Lehen Zurückdrängung seit Grün erten Befürchtungen und Uebertrei- chwaches Zucken veralteter » erwunde n e r Anschauungen e und öffentlichen Leben mit der poMelle UebeMelll venizelos in Serlin. . An den Besuch des griechischen Minister präsidenten Venizelos in Berlin und an die Tatsache, daß er nicht nur mit den leitenden Staatsmännern Besprechungen gehabt hat, son dern auch Tischgast des Kaisers gewesen ist, sind besonders von dcutschscutdlichcr Seite allerhand weitergehcnde Vermutungen geknüpft worden. Die Bedeutung dieses Besuchs aus ihr richtiges Maß zurllckzuführen, ist offenbar Zweck einer halbamtlichen Berliner Meldung der „Lcipz. Ztg ". Dort heißt cs: „Der griechische Ministerpräsident Venizelos hat in seinen Unterredungen mit dem Staats sekretär v. Iagow und mit dem Reichs dung des Deutschen Zollvereins im Jahre 1833 zu den bedeutungsvollsten Ereignissen großdeutscher Staatstunst gehörte, muß aber die Tatsache entgegen gestellt werden, dag Preußen die Lösung der deutschen Aufgabe vom Schicksal zugewieien wurde, und daß Preußen damit auch die große Mission zu erfüllen l at, das Deut che Kaiserreich und den deutschen Ge danken, zu dem sich Fürsten und Volt aus vollster Ueberzeugung stets bekannt haben, gegen Beein trächtigungen zu schützen und zu hegen. Nichts ist gerade in unseren Zeiten wichtiger, als die dem Reiche verliehene Obergewalt durch eine tatkräftige uud weitsichtige Politik zu stabilisieren und sie mit der in den letzten 40 Jahren erfolgten Fortentwicklung der deutnhen Idee auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet in Einklang zu bringen. Im Werdegang aller Staaten trat stets an deren Fürsten, Leiter und Staatsmänner die große Schicksalsfrage heran, an einem Punkte der Ent wicklung sich des rechten Weges wohl bewußt zu sein, wenn nicht schwerwiegende Erschütterungen des Ganzen oder gar Niedergang eintreten sollen. Vor allem zeigt der wirtschaftliche Fort gang des Reiches, daß wir uns in ähnlichen Zeiten befinden. Wir leben gleichsam in einer Epoche, in welcher das aufgewandte Kapital an Geist, Gut und Blut diejenigen Früchte tragen soll, welche dem Deutschen Reiche für Generationen den Charakter einer Weltmacht, eines Macht- und Kulturstaates verleihen werden. Gerade für Industrie, Handel und Gewerbe be deutet die Gründung des Deutschen Reiches eine neue Aera der Ausdehnung, wie ja überhaupt neben dem politischen Gedanken es der wirtschaftliche gewesen rst, der siegreich über alle Schwierigkeiten mit zur Reichsgründung führte. Die wirtschaftlichen Notwendigkeiten gingen den politischen voraus. Vom Jahre 1833 bis 1851 bildeten die meisten deutichen Staaten mit Ausnahme von Oesterreich und den nordischen Staaten unter Preußens Füh rung den Zollverein, und wiederum war es im Jahre 1867 die Zollvereinigungsabmachung, in welcher für die wirtschaftlichen Fragen ähnlich den Einrichtungen des Norddeutschen Bundes ein Zollbundeskat, Zollprästbium und Zollparlament eingeführt wurden. Aber schon dem Wiener Kongreß hatte der große Nationalökonom Friedrich List im Jahre 181rr in einer Denkschrift erne Ausstellung öko nomischer Erundforderungen überreicht, die im Grunde nichts anderes war, als eine magva cliurtu großdeutscher wirtschaftlicher Notwendigkeiten. Wie haben sich nun die Zeiten gerade für In- dustrie. Handel und Gewerbe gewandelt? Die zahl losen Zollschranken, welche die einzelnen Bundes staaten voneinander schieden, sind gefallen. Die Post- und Verkehrsnot ist, soweit es in dieser für die wirtschaftliche Entwicklung kurzen Zeit möglich war, beseitigt, Bank- und Geldwesen wurde verein heitlicht, die deutsche Rechtseinheit ist geschaffen worden, und eine Fülle wirtschaftlich notwendiger Ideale wurden in die Tat umgesetzt. Die Freizügigleit wurde gesichert, die Gewerbeordnung geschaffen, ein gewaltiges Heer, eine starte Flotte und hoffnungsreiche Kolonien sind die Frucht dieser gegenüber der Historie so kurzen Zeit seit dem Jahre 1871. Die Zahl der Deutschen wuchs von 40 Millionen auf 67 Millionen. Die Roheisenproduktion stieg seit 1879 von 2-/.. Millionen auf 19 Millionen Tonnen. Sie schlug die Großbriranniens und Irlands um das Doppelte Die chemische Industrie Deutschlands steht an erster Stelle in der Welt, die Leistungen unierer Elektrizitätsindustrie sind unerreicht. Das letzte Jahr schloß in Einfuhr und Ausfuhr mit 20 Mil liarden ab; zu Zeiten des alten Zollvereins war es eine Milliarde. Die Deutsche Landwirtschaft paßt sich immer mehr den steigenden Bedürfnissen an und adoptiert die Errungenschaf.en fortgeschrittener Kultur und Technik. Die Tatsachen zeigen in Verbindung mit der Stellung Deutschlands in der Weltpolitrk, daß es eine Ehrenpflicht aller Patrioten ist, den deutschen Gedanken zu schützen uud weiter zu stärken. Gegen diese Summe des Geleisteten nehmen sich die jüngst geäuß bungen wie ein undlängstü aus; diejenige Politik, welche die notwendige Auto rität im Staate und öffentlichen Leben mit der modernen Entwicklung vereint, ist die wahrhaft staatsfördernde, nicht aber die vergeblichen Versuche, das Deutsche Neich in die Eedantengänge des gebun denen Agrarstaates zurückzusübren. Ein nach dieser Richtung hin gehender Druck würde den Gegendruck weiter Kreise nur noch vermehren. In dieser Rich tung sollten sich die traditionellen Aufgaben eines richtig verstandenen Preußentums bewegen. Es interessiert aber in diesem Zusammenhänge ein Aus spruch unsers großen Bismarck über das Gleich gewicht zwischen Regierung und Parlament: 'Wir bedürfen in Deutschland eines angesehenen Reichstags zur Erhaltung und Fortbildung unserer Einheit und Stärke; wenn der Reichstag bas nicht selbst einsieht, sollte die Regierung es als ihre Auf gabe betrachten, die sinkende Bewegung der einen unserer beiden obersten Körperschaften zu hindern". kanzler alle Griechenland berührenden schwe benden Angelegenheiten dnrchgesprochen. Ueber den Inhalt dieser Unterredungen wird nichts veröffentlicht. Es erscheint aber ange zeigt, davor zu warnen, weitgehende Erwar tungen an den Besuch des griechischen Staats mannes in Berlin zu knüpfen. Nach der ganzen Stellung Deutschlands zu den Vorgängen im Orient war von Anfang an nicht anzunchmen, daß gerade in Berlin wichtige Entscheidungen fallen würden. Außerdem ist nicht zu über sehen, daß die Insel frage jetzt aus reichend geklärt ist, um kriegerische Zusa m m enstöße im Zusammenhang mit ihr unwahrscheinlich zu machen. Das besagt nicht, daß die Türkei nicht daran dächte, einmal in Zukunft die von ihr erlittenen Verluste wieder cinzubringcn. Ebensowenig hat augenscheinlich Bulgarien den Gedanken an einen Rachekricg aufgegeben. Das aber sind Zukunftsfra gen, die für absehbare Zeit keine be drohliche Wirkung auf die politische Lage ausüben dürften." An amtlicher Stelle wird unserem Berliner OMitarbeiter erklärt, es sei nicht richtig, daß die Internationalisierung der albanischen Anleihe eine Forderung der Tripelentente gewesen sei, der die Dreibundmächte erst jetzt zugestimmt hätten. Die Heranziehung -er Kraftwagen im Kriegsfälle. In der Fachpresse wird zur Genüge hervorgehoben, daß die französische Organisation der Heranziehung von Kraftwagen im Kriegsfälle eine besonders aus gedehnte und umfaßende sein soll. Daß wir in dieser Hinsicht keineswegs zurückstehen, sondern in gleicher Weise vorgesorgt haben und alle vorhandenen Bedürfnisse decken werden, geht aus den Bestim mungen der neuen Dienstvorschrift „Kraftfahr truppen im Felde" hervor. Es werden danach außer den Kraftfahrzeugen beim Heere selbst folgende besondere Kommandos und Formationen ausgestellt: a. Kommandeure der Krastfahrtruppen einer Armee, o. Etappen-Kraftwagenkolonnen, c. Kavallerie-Last wagenkolonnen, ü. Sanitäts-Kraftjahrformationen (Lastkrastwagenkolonne und Krankenkrastwagen- kolonne des Etappensanitätsdepots), e. Etappen- Kraftwagenparke, t.Lastkrastwaaenparke in Festungen. Hierzu sind auch die immobilen Krastfahrformationen zu rechnen, die im Lande selbst zu formieren sind. Als eine besonders wertvolle Einrichtung er scheinen die Kavallerie-Lastkraftwagenkolonnen, die für den Nachschub an Munition und Verpflegung für die Kavallerie-Divisionen organisiert werden und diese ganz wesentlich unabhängiger von den Rück sichten auf die rückwärtigen Verbindungen machen. Je nach Bedarf können sie aucv zum Transport für Sanitätsiwecke und zur Beförderung von Ver unglückten und Kranken benutzt werden. Die „leichten Lastkraftwagen" sollen zur Be förderung des Backmateriats an die Feldbäckerci- kolonnen dienen. Ten Etappenkolonnen wird eine leichte fahrbare Werkstatt zugeteilt, die alles Nölige zur Ausführung dec Reparaturen auswcist. Eine beiondere Bedeutung für die Gesamt organisation des Kraftiabrwejens dürsten dieEtappen- Kraftwagenparke besitzen, die bei den Erappen- Jnspektionen ausgestellt werden. Sie dienen als Sammelpunkte für das Material und Personal, das für die mobile Armee gebraucht wird. Zu diesem Zweck sollen die Parkführer die Parke nach Möglich keit ergänzen, was z. B. Lurch Einverleibung von Kraftfahrzeugen, die in Feindesland vorgefunden werden, geschehen kann. Das Material an Wagen muß für den Gebrauch beim Heere hergcrichtet wer- den, und außerdem sollen möglichst viele Kraftwagenführer herangebildet werden. Zu jedem Etappenpark gehören zwei Belriebssloffnachschübe in Eisenbahnwagen, von denen jeder den Armeebedarf nur für 8 Tage befriedigen soll, zu welchem Zweck er u. a. 97 t Benzin, 83 r Benzol ujw. enthalt. Zur Ergänzung der Vorräte in Betriebsstoffen werden solche, wo irgend möglich, requiriert. Weiter sind die vorgeseheneil „beweglichen" Tankstellen be sonders erwähnenswert, die von dem Kommandeur der Krastfahrtruppen bei den vordersten Etappen magazinen zur Versorgung für die Korps bereit gestellt werden. Eine solche „Tankstelle" führt den Bedarf eines Korv; für 3 Tage in Kraftwagen mit sich und soll allen Wagen, die Stofsmangel aufweisen, aushelfen. Neichsbeihilfen an private für versuche mit künstlichem Regen. Die Reichsregierung steht, wie man uns schreibt, den Versuchen, die Privat« mit Rücksicht auf die häufiger wiederkehrende Dürre mit Proben und Ver suchen mit künstlichem Rogen machen, durchaus för dernd gegenüber und will jetzt die Unterstützungs» gesuche im Einzelfall« einer wohlwollenden Prüfung unterziehen. Es hat sich gezeigt, daß die in letzter Zeit in der Praxis erzielten Erfolge mit künstlicher Bewässerung des Ackers sehr beachtenswerte und rentable Ertragssteigerungen her- oorgerufen haben, und es liegt im Jntereffe des Fort schritts auf diesem Gebiet, daß sich immer mehr Pri vat« mit derartigen Versuchen beschäftigen, um in jeder Hinsicht brauchbare Systeme entstehen zu lasten. Namentlich müßte es Sach« der Ingenieure fein, e i n billig arbeitendes System zu finden, durch das auch der jetzt unvermeidliche Flurschaden immer mehr ermäßigt wird. Trotz der Neuheit der Meliorationen beginnt die Einrichtung von Acker- bewästerungsanlagcn bereits jetzt einen größeren Um fang anzunehmen. Die jetzt bei Privaten zur An wendung gelangenden System« haben eine wesentliche Ertragssteigerung bei den Feldfrüchten hervorgcrufen