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Vnrch -t» Post! lanrrhaid vnitfchiaaS« und »,r S«»tsch«n stolonirn amoatlich ,.»» M., virrtrljährUch 4^0 M., au«schli«SIich p»std,st,Ug,lS. Va»Lchp,lg,rrag«dlalt«schrlnt»«k»ag» rmol,Sonn»a.),I»rtag«tmal. 3a Leipzig, üen Nachbarorten unü Sen Ortrn mit eigenen Ziltalen «Irä »l, stbenSauogad, noch am stdenS »,« «rscheinen» l». Hau» geliefert. Serltner NeSeittt»«« ^»Sen Zelten 17, ;ernlpr«ch.stnstt>luS: Moabit Ur. 441. HcmDelsFeituns /irntsbiortt desRates und despolireuuntes der Stadt Leipzig NeüaMv« uoä ch,fchäft»strU«: )«hannl»gass« Nr.». » Zerasprech-stuschluZ Nr. 14»«, 14b« »nü 14S44. ISS. Jahrgang —«»»ke». für Inserat, au» teipzig UN» Umgebung »l« /lUAelArnprrifr. ,spalt>g»p«ttNeU«r? Pf-, Sie Nrklnme.eN» 1 m., vonau.märt»3» Pf., Neklamen i.-sM-, FamUten» ».kleine flnzeigen Stä petttzeil« nur iS Pf, Inserat« oon VrbSrSen >n> omrl>chenäetl Sie petitzelle SS Pf. cheschäftoan,eigen mit ploNvorschrifl >m Preise rrküht. Nabatt nach äartf. oeilagegrdühr: Sesamtauslagc 3M.proLausen» «eki.Postgebühr. Muzelgea-stnaabme: lobannisgasse«, bet sämtlliben iilialen Sr» Lelp-iger lkagedlatte» uns allen stnnonren-exprStttonen Se» Ja» un» >1uel nSe». cheschäftsslell» <ür veriin u. Sir pr. Vron" rndurg: virrkt'onWalter Zliegel, VerUn w. 1», MargarethenstraA« «. Z«rnspr«ch»stnschiust: Lüho« »471. Nr. 13. Donnerstag, Sen 8. Januar. 1914. Das wichtigste. * Der preußische Landtag ist heute mittag tm Weißen Saale des Berliner Schlosses durch den Ministerpräsidenten von Bethmann Hollweg mit Verlesung der Thronrede eröffnet worden. * Im Prozeß gegen den Oberst von Reuter wurde auch heute mit der Zeugenvernehmung fortgefahren. (S. Bericht.) * In der reichsländischen Zweiten Kammer soll die Interpellation über die Vorgänge in Zabern in der kommenden Woche auf die Tagesordnung gesetzt werden. (S. Pol. Hebers.) * Das neue Budget des türkischenKriegs- mi niste riums weist gegen das laufende Jahr eine Ersparnis von drei Millionen Pfund auf. (S. Ausl.) * In Konstantinopel und Paris geht das Gerücht, der vereitelte Putschversuch Izzet Paschas sei das Werk Essad Paschas. (S. bes. Art.) * Der Eisenbahnerstreik in Südafrika ist auf heute (Donnerstag) früh 7 Uhr festgesetzt. lS. Ausl.) * Die Bank von England hat den Diskont von 5 Prozent auf 4)4 Prozent ermäßigt. (S. Handelsteil.) Vas Zentrum auf -er Lauer. Oft genug ist dem Zentrum politische Ge- schäftemacherei vorgeworfen worden. Es fehlt in der Tat in seiner Geschichte hierfür nicht an bösen Beispielen. Besonders Windihorst war ein Meister auf dem Gebiete oes Kuhhandels. Ein gut Teil seiner Erfolge beruhte auf seiner Ge schicklichkeit, eine Notlage der Regierung aus zunutzen nach dem Grundsatz: Hand wird nur von .vand gewaschen. So kam das Zentrum in den Ruf der Käuflichkeit. Es galt als aus gemachte Sache, daß es immer zu haben sei, wenn ihm das entsprechende Entgelt, zum min desten ein Vorschuß auf spätere Forderungen ge boten werde Wir erinnern nur au das Auf treten des Herrn Gröber bei der sog. „Um sturzvorlage". , Seit einigen Jahren schien dieses Spiel dem Zentrum selbst etwas verleidet zu sein. Bei der letzten Militärvorlage und bei der Steuer gesetzgebung machte die Partei keinen auffallen den Versuch, eine Nötigungspolitik zu eigenem Vorteil durchzusetzen, und das trug ihr nicht wenig Lob ein. Aber jene Politik liegt ihm doch wohl stark im Blute. Alte Gewohnheiten sind eben schwer abzulegen. Wie es scheint, ist in diesen Tagen der Hang zum Geschäftemachen wieder lebendig geworden, und diesmal nimmt sich das Spiel besonders übel aus. Die Zentrunrsblätter Bayerns bringen jetzt spaltenlange Auslassungen über die innerpoli tische Lage des Reiches, wobei sie an den letzten Neujahvsartikel der Staatszcitung anknüpfen und eingehend die Stellung des Reichskanzlers gegenüber den Reichstagsparteien kritisieren, wie sic durch das letzte Mißtrauensvotum geschaffen worden ist. Allgemein wird die baldige Erledi gung der Jesuitenfrage als entschei dend für die weitere Haltung der Zentrumspartei zum Kanzler bezeich net und die führende Passauer „Donauzeitung" schreibt wörtlich: „Der Kanzler kann sich in seinen! schweren Kampf die Hilfe des Zentrums sichern, wenn er wenigstens einige Trümmer des Jesuitengesetzes mit derselben Tatkraft weg räumt, mit der er auch die braunschweigische Thronfrage gegen die Alldeutschen (!) durchgesetzt hat." Es gibt zu denken, daß diese „Anregungen" vom bayrischen Zentrum so stark be trieben werden. Man fühlt sich dort offenbar unter der Führung des Grafen Henling gut geborgen und hofft, daß es ihm ein Kleines sein werde, Herrn v. Beth- matt n auf den rechten Weg zu bringen. Wie wir glauben, täuscht man sich. Der Reichskanzler ist gewiß in der denkbar übelsten Verlegenheit. Alle Brücken sind gebrochen, und die eine, die zu Hofe führt, schwankt bedenklich. Es ist kein Zweifel, daß gerade von dieser Seite her die nächste Gefahr droht. Der Svruch des Kriegs gerichts über den Obersten v. Reuter kann ihm verhängnisvoll werden. Bei der höfischen Mi litärpartei hat er es verschüttet, wie es über haupt sein Unglück war, bei dieser unglückseligen Zaberner Sache mitten in die Nesseln geraten zu sein. Er vermochte den Reichstag nicht zu be friedigen, und wenn er durch die unwirsche Ab- schüttelnng der Mißtrauenserklärung den Beifall der Rechten errang — ihr Herz gewann er nicht! Sie schätzen ihn nicht, und ihn zu halten, werden sie ihren Einfluß kaum aufbreten. Je mehr sich die Zaberner Geschichte ausspinnt, und an Anzeichen für eine weitere schlimme Ent wicklung fehlt cs ja leider nicht, um so be drohlicher wird für ihn die Woge der Unzu friedenheit, die ans allen Seiten emporschlägt. Und doch: der Reichskanzler kann noch im rechten Augenblick, sollten wir denken, die Wen dung herbeiführen, die alle vernünftig Denkenden wünschen. Einerlei wie das Urteil in Straß burg ansfällt — die Verfehlungen, die auf bei den Seiten, bei dem Militär wie bei der Zivil verwaltung, vorliegen, sind schon jetzt greifbar deutlich. Was braucht es für den Reichskanzler mehr als den Entschluß, mit voller Offenheit und ohne Rückhalt das letzte abschließende Wort zu sprechen, einfach das zu sagen, was im Namen des Rechtes und der Vernunft gesagt werden muß! ES müßte für ihn eine lohnende Aufgabe sein, aus all dem Gcivirre des Nebels Kern herauszuschälen und daran die Versichernng zu knüpfen, daß die Beachtung der Lehren, die sich ja förmlich aufdrängen, künftig erzwungen werden wird. Einfachste Formel: DaS darf nicht mehr Vorkommen! Wenn das aber die Absicht des Herrn von Bethmann sein sollte, hätte er da nötig, die Hilfe des Zentrums zu erkaufen?! Wir trauen ihm doch zu, daß er in dem Augenblick, wo es gilt, reinen Tisch zu machen, nicht so töricht sein wird, einen alten Streitgegenstand, das Jesuitengesetz, zwischen sich und die Par teien aufzupflanzen. Das würde außer dem Zentrum niemand verstehen. Uebrigcns: klug handeln die bayrischen Zentrumslcutc von ihrem Standpunkte aus nicht, wenn sie jetzt schon ihre Karten so offen ansspielen. Ganz abgesehen davon, daß die Dinge nicht so einfach liegen, wie sie annchmen, gibt es doch so etwas, was man politischen Anstand nennt. Mag man über Herrn v. Bethmann denken wie man will, mag man ihm die Hauptschuld an der allgemeinen Wirrnis beilegen oder nicht — diese Speku lation aus seine Notlage steht einer großen Partei, die sich obendrein bei jeder Gelegenheit auf ihre christlichen Tugenden beruft, sehr schlecht zu Gesicht. Auch die politische Erpressung verstößt gegen die guten Sitten. Eröffnung -es preußischen Lan-tags. Am heutigen Donnerstag wurde im Weißen Saale des Berliner Schloßes der preußische Landtag durch den Ministerpräsidenten von Bethmann Hollweg eröffnet. Der Ministerpräsident verlas die Thronrede, wonach die Staa tsfin anze n sich auf dem Wege völliger Gesundung befinden und trotz des neuerdings spürbaren Nachlassens der Staatserträg nisse die erwünschte Stärkung Les Industrie- und Ar- beitsmarktcs durchStaatsaufträge ermöglichen werden. Für geringer besoldete Ilnterbeamte sowie für die Assistenten sind Gehaltserhöhungen vor gesehen. Di« Thronrede kündigt ferner eine um fangreiche Eisenbahnvorlage, ein Woh- nungsgesetz zur nachhaltigen Verbesserung der Wohnungsverhältnissc der minderbemittelten Schichten, eine Erhöhung der Mittel für die Jugendpflege, eine Novelle zum Landesver waltungsgesetz, Verbesserung des Abgabenwesens der Gemeinden und Kommunalverbände, Regelung der Zuständigkeiten im Volks- und Privatschulwesen, Neuordnung des Rechtes der Familienfidei kommisse und Familienstiftungen sowie den Ent wurf eines Erundteilungsgesetzes an, das der unwirtschaftlichen Zerschlagung ländlicher Grund stücke entgegentreten, anderseits die innere Koloni sation erleichtern soll. Am Schluß weist die Thron rede darauf hin, daß durch gemeinsame Bemühungen der Großmächte der Weltfriede, dessen Störung auch unserer nationalen Wohlfahrt die schwersten Wunden schlagen würde, erhalten und ge sichert ist. Um Epirus un- -ie /lrgäischen Inseln. Da die Antwort des Dreibundes auf den eng lischen Vorschlag zur Regelung der Jnselfrage Sir Edward Grey noch nicht überreicht ist. wird an zu ständiger Stelle über ihren Inhalt Stillschweigen beobachtet. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich die Meldungen bestätigen, daß der Dreibund dem eng lischen Vorschläge im wesentlichen zugestimmt habe. Die praktische Durchführung des Greyschen Vor schlages wird sich allerdings nicht ganz leicht ge stalten. Wie uns ein eigener Drahtbericht meldet, ist die Türkei emschlossen, ihre Ansprüche dis aufs Aeußerste zu verteidigen: Wien, 8. Ianuur. Aus gut unterrichteter Quelle verlautet, daß die Türkei keineswegs die Zuweisung der Aegäischen Inseln an Griechenland hin nehmen und nicht davor zurückschrecken werde, sie mit Waffengewalt sich wieder anzueignen. Griechenland selbst trifft inzwischen, wie uns unser Athener Mitarbeiter drahtet, nach be rühmtem Muster umfassende Vorbereitungen: Athen, 8. Januar. Das 1. und 3. griechische Armeekorps haben in den letzten Tagen die Ersatzreserven der beiden letzten Jahrgänge zu „militärischen Hebungen" einberufen. Ob die griechischen „militärischen Hebungen" allerdinns nur im Hinblick auf die Aufteilung des Dodekanesos geschehen, erscheint einigermaßen zweifel haft. Denn noch ist im Epirus das neueste Rätsel Izzet Pascha nicht gelöst. Allerdings stoßen, wie wir erfahren, die verschiedenen Nachrichten, denen zufolge Izzet Pascha als Thron- prätendent in Albanien auftreten wolle, in diplomatischen Kreisen auf Zweifel. Möglich ist es immerhin, daß ein Teil der Mohammedaner Alba niens ihren Landsmann und Glaubensgenossen Izzet Pascha gern auf dem albanischen Thron sähen, und daß von dieser Seite ein zeit weiliger Widerstand gegen die Thronkandidatur des Prinzen zu Wied geltend gemacht wird. Aber auf Zwischenspiele solcher Art mußte Raoul pugno über -as Konzertpublikum. Der so jäh aus dem Leben gerissene vor treffliche französische Klavierkünstlcr Raoul Pugno hat vor einer Reihe von Jahren sich in einem belgischen Blatte in interessanter Weise über die Erfahrungen geäußert, die er auf sei nen weiten Künstlerfahrten mit dem Konzert publikum der verschiedenen Länder gemacht hat. Seine Ueberzeugung geht dahin, daß für die Virtuosen des Konzertsaales das Publikum in den Ländern des Nordens das beste sei. „En thusiasmus und Sonnenglut gehören durchaus nicht immer zusammen. Das italienische Publi kum hat für den Zauber der große» Meister werke der Musik weit weniger Verständnis, als das Publikum in Rußland, Finnland und Schweden. Diese Erfahrung habe ich sehr oft machen können. Die musikalische Erziehung ist lange nicht so vollendet in den Ländern der Sonne, wie in den Eis- und Schnceländern. Die schönsten Erinnerungen meiner Vir- tuoscnlaufbahn knüpfen sich an Helsingfors. Hier umringten einmal nach einem Konzerr 700 bis 800 Personen meinen Wagen, so daß die Pferde nicht einen Schritt tun konnten: jeder wollte mir die Hand drücken, und ganze Scharen von jungen Leuten riefen mir in einem exoti schen Französisch: „Auf Wiedersehen!" zu. Ebenso begeisterungsfähig ist das Publikum in Petersburg. Bei einer Generalprobe kletterten einmal zahllose Studenten aus die Estrade und umgaben das Klavier wie eine Mauer. Freien Abzug erhielt ich erst, nachdem ich eine Sonate von Beethoven zugegeben hatte. In Deutschland ist man viel zu wohlerzogen, als daß man sich derartigen Ucbcrschwenglichkeiten hingcben würde. Aber das deutsche Publikum ist ein Publikum von bewundernswerter Aufnahme fähigkeit. Es liebt bei den ausländischen Vir tuosen besonders die Eigenschaften, die die deut schen Künstler nicht besitzen. Es ist vielleicht nor etwas zu exkltckiv und schätzt aufrichtig nur bte musikalischen Werke, die in seinem Lande, der Wiege der größten musikalischen Genies, entstanden sind . . . Die angenehmsten aller Zuhörer sind vielleicht die Wiener. Das Wiener Kunst UN- Wissenschaft. * „Parsisal"in Freiburg. „Parsifal"wurde nunmehr auch im Freiburger Stadttoeater gegeben. Die Be- deuluna der Ausführung lag mehr in der dekora tiven Behandlung. Die gesanglichen Leistungen waren nicht gleichwertig. * Der Kaiser und die Darsteller des „Parfifal". Der Generalintendant Graf Hülsen hat Frau Leffler» Burckardt uno den Herren Knüpfer, Kirchhoff und Forsell in einem Telegramm die Anerkennung des Kaisers für die Darstellung im „Parsifal" ausgesprochen. * Verleihung des Professortitels an Dr. Friedrich Stade. Der König hat dem Sekretär der Gewand- hauskopzertdirektion uuo Organisten der Petcrskirche Dr. phil. Friedrich Stade in Leipzig den Titel Pro fessor der Musik verliehen. Die Verleihung dieses Titels wurde Herrn Dr. Stade heute an seinem 70. Geburtstage in Gegenwart des Vorsitzenden der Gewandhauskonzertdirektion Stadtrat Wirk!. Geh Rea.-Rat Dr. Göhring durch Bürgermeister Roth bei Ueverreichung der Verleihungsurkunde eröffnet. * Die Pfitznerkrise am Straßburger Theater. Das „Berl. Tagebl." berichtet: Nach den zahlreichen An griffen, die in letzter Zeit gegen den Operndirektor Dr. Pfitzner in der einheimischen und auswärtigen Preße erhoben worden sind, ist jetzt eine große Kund gebung für Pfitzner eingeleitet worden, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Es wurde an die Kunstireunde in der Stadt ein Rundschreiben gesandt, mit der Aufforderung, ein Schreiben an den Bürgermeister zu unterzeichnen, in dem feitgestellt wird, daß mit Pfitzner ein neuer Geist in das Theater eingezogen sei, der im Gegensatz zu der an den meisten Provinzbühnen herrschenden Konvention den wahren Gehalt des Kunst werkes aus dein Geiste seines Schöpfers heraus in einheitlicher Gestaltung auf die Bühne bringe. Das Rundschreiben findet zahlreiche Unterschriften, doch wird cs von einem Teil der hiesigen Presse sehr ab fällig kritisiert. Die Kritik an Pfitzner habe sich nie gegen seine Kunst gewandt, sondern allein gegen den Generalmusikdirektor, den Beamten und Theatermann Pfitzner. von dem man sich eine Diktatur nicht ge sotten lassen dürfe. Das stete Drohen mit der Demission mache keinen guten Eindruck Wer nicht hier bleiben will, mag gehen Der Konflikt mit Pfitzner ist anscheinend auf dem Höhepunkt angelangt, und man erwartet seine baldige Lösung, möglicher weise durch das Eingreifen des Bürgermcisteks. Der Fortgang Pfitzners würde freilich für das hiesige Kunstleben einen schweren Verlust bedeuten. Publikum verbindet mit der Kenntnis und dem Verständnis der Deutschen den übcrschänmenden Enthusiasmus der lateinischen Völker. Es „vibriert" wunderbar, und nirgends scheint man das Genie Mozarts, Beethovens, Schuberts und Schumanns so zu erfassen, wie in Wien. Am schwersten zu behandeln ist das holländische Pu blikum; es gibt allerdings Ausnahmen von der Regel, und eine solche Ausnahme war der Vater der jetzt regierenden Königin, der den Zauber der klassischen Musik voll zu empfinden schien." Die Erwähnung des Königs von Holland brachte Pugno auf die königlichen Zuhörer, die seinen Konzerten beigcwohnt hatten und mit denen er allerlei hübsche Dinge erlebt hatte. Die merkwürdigsten gewiß mit dem Sultan. Da von erzählte der Künstler: „Als ich mich ans Klavier setzte, sagte man mir, daß ich spielen müßte, bis der Großherr das Zeichen zum Auf hören gäbe. Ich spielte also länger als eine Stunde, ohne auszuhören. Der Sultan drückte mir die Hand, um mir seine Zufriedenheit aus zudrücken, machte mich zum Komtur irgendeines Ordens und gab mir schließlich einen Beutel voll Gold; mich erinnerte das alles an „Aladin" oder „Die Wunderlampc". Um mich ganz be sonders zu beglücken, ließ mir der Padischah zuletzt einen Akt aus der unvermeidlichen „Nacht- nxrndlerin" Vorspielen. Schon wollte ich mich zurückziehcn, als der Sultan mich bat, irgend etwas zu improvisieren. Leise seufzend setzte ich mich wieder ans Klavier. Bevor ich anfing, bekam der Kapellmeister der kaiserlichen Kapelle den Befehl, meine Improvisation zu notieren und zu transskribicren, damit daraus ein . . . Militärmarsch werde! Wahrscheinlich spielt man jetzt dort unten in der Türkei unter meinem Namen einen kriegerischen Marsch. Diese geniale Idee hatte ein Sohn des Sultans gehabt . . . Im übrigen ist der Sultan der freigebigste aller Könige: er .zahlt und dekoriert? Anderswo, in Holland z. B, hatte mir ein Kammcrherr gesagt: „Cie tönnen verlangen, was Sic wol len, aber Orden gibt es nicht . . ." Als ich Jildiz-Kiosk verließ, kamen Leute aus dem Volke, um mir die Hand zu küssen: sie hatten nämlicb gehört, daß der Sultan mir die rechte Hand gedrückt hatte . . ." * Große Gefahr sür den Mainzer Dom. Die ein gehenden Untersuchungen über die Bedrohung des Mainzer Domes haben jetzt ergeben, daß die bauliche Gefährdung größer, ist als bisher angenommen wurde. Infolge des neu angelegeten Mainzer Längskanals haben sich die Grundwasscrverhältnisse völlig geändert, so daß das Erdreich unter dem Dom sich beträchtlich gesenkt hat. Außerdem ist der alte Pfahlrost, auf dem der Ostturm ruht, zerbröckelt und verwittert, infolgedessen sind hier die Grundmauern ohne jeden Halt. Schnellste Hilfe tut daher not. Der Mainzer Dom wurde 978—1009 zum ersten Male erbaut, dann dreimal durch Feuersbrunst zerstört. Er ist in seiner jetzigen Form im 13. und 14. Jahr hundert aufgeführt, ein imposantes, kunsthistorisch sehr interessantes Gebäude mit sechs Türmen, deren höchster 82 Meter hoch ist. * Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Stralsund. Wie gemeldet wird, hat dos Komitee zur Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals in Stralsund (das seinerzeit zu dem bekannten Denkmatstreit Anlaß ge geben ha l die Ausführung des Denkmals nunmehr denr Berliner Bildhauer Haus Dammann (Grüne wald» übertragen, den die Akademie, deren Rat eingeholt worden war, warm empfohlen hat. Dammann hat binnen zweier Monate zwei Entwürfe einzureichen, die dann von der Akademie begutachtet werden »ollen und deren einer, nach der Wahl des Komitees, vor behaltlich der Genehmigung des Kaisers, durch den Künstler zur Ausführung kommen soll. Die Liefer» zeit wurde bis 1. Mai 1915 festgesetzt, da das Denk mal zur Jahrhundertfeier der Vereinigung Reu vorpommerns und Rüoens fertiggestellt sein soll. Dammann hat diese Bedingungen akzeptiert. * Wilhelm Bernoulli ch. Im Alter von 75 Jahren ist in Basel, wie uns telegraphisch gemeldet wird, der Arzt Wilhelm Bernoulli gestorben, dessen Herbarium die ganze europäische und besonders die alpine Flora umfaßt und schon vor längerer Zeit dem botanischen Institut der Universität überwiesen wurde. * Prof. Dr. Pfalz-Düsseldorf f. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch verschied, wie die .,V. Ztg." meldet, unerwartet infolae eines Herz schlages Professor Dr. Gustav Pfalz, Direktor der Klinik sür Augenheilkunde an den Düsseldorfer Krankenanstalten und Dozent für Augenheilkunde an der Akademie sür praktische Medizin. * Drahtlose Telrphoaie über MB Kilometer. Amerika kommt oie interessante-Nachricht, daß e« gelungen ist, mittels drahtloser Telephons« ein Ge spräch von der Glacrbay in Amerika vis Lifden in Irland zu führen. Die Entfernung zwischen diesen beiden Punkten beträgt 3500 Kilometer.