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ISN «rer. m»oo. rsudenha«. . valqu». Mrchrrr. Settermmn». «uoaa. ««»7 ekuStind — UDr: Bor. Tie kleine Ad Syrier. 1 tUc. Lchaei« . Lckaxrdr. . Laden. . Lorant, tiödl«. Ford«. !. «rotz. Hüdsch. lat-ftadl. 3. Akt. hr. Br aul von Donnertlaa Abichiedsvor- Zranck. Zum lercn Aulen. Ter Sklave. billig lhte vahN itrümpfe, rikotagcn Neform- ftwachsene. gsquelle. uoxeo. » heenslr.it »elie fe v 8erx. möge ihres rstelluna u. end weißen auf ä Stück m weiften »ostgs cadig lchhorster Zod-Eisen- ! die besten nnbeftnden etit wurde Innigsten -Sprudel Bin sehr 4 Wochen üble mich ger, habe assenSlust emvk. Fl. »potbel-e, instr. 9 u. 12, bei kV. L,vS- k. Stueli kreeher, :ll, Wind- Berliner iv.Str 10, >, ketri- 0. 1V«U, t: liriw* >e Str. 35, I >ekk.. Bezug-.Preis ftzr Lewtta ,«v v»r»rt« dnrch »ister» IrSger und Spediteur« 2«al tialtch in» v«» gebracht: MW- monatl..r.7vMk. oierteliadrl. Bet unlern fftltalen u. An. nahmeltellrn abaehoü: 7S Vl. «ouatl., »S Ml. oierteljLhrl. 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Wie verlautet, ist diese Erklärung abgegeben worden, nach dem die Angelegenheit im Staatsministerium be sprochen worden war. Es handelt sich also um eine Absage des gesamten staatsmi niste- riums an den Ostmarkenverein, dessen Verdienste um die deutsche Politik in den Ostmarken bisher von der Regierung stets anerkannt worden sind. Man erklärt sich die Absage damit, daß das fort gesetzte Verlangen des Ostmarkenvereins, die Ent eignung im Interesse des Deutschtums vorzunehmen, die Staatsregierung nervös gemacht hat. Die Er klärung des Landwirtschaftsministers wird in parla mentarischen Kreisen allgemein als ein Wende punkt der deutschen Ansiedlungs politik ausgefaßt und die Stellung des Staats ministeriums aus der Rechten und bei den National liberalen lebhaft bedauert. Es scheint festzustehen, daß das Enteignungsgesetz niemals zur Anwendung kommen wird, daß der Kamm des Eroß- polentums nunmehr noch mehr schwellen wird, und daß das Deutschtum in den Ost marken vor einer schweren Krisis steht. Da aus den Kreisen der Ansiedlllngskommlssion wiederholt betont worden ist. daß die Arbeiten dieser Kommission unter dem fortgesetzten Landmangel leiden, daß polnisches Land nur noch zu fabelhaften Preisen zu erlangen ist. so muß man nach der Erklärung des Landwirtschaftsministers annehmen, -aß die Staatsregierung beabsichtigt, das Ansiedlungsmerk in der Ostmark bedeuten- einzu schränken. Ein großer Teil der Millionen, die bisher für diese Zwecke ausgegeben worden sind, werden da mit verloren gehen. In den deutschen Kreisen der Ostmark wird man den 5. Mai 1911 als ein zweites Tannenberg onsehen. Den Debatten im Plenum des Abgeordnetenhauses über die Ansiedlungs denkschrift wird mit größtem Interesse entgegen gesehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese De batten für den jetzigen Landwirtschaftsminister un angenehme Folgen zeitigen können. Die Stimmung im preußischen Landtage ist augenblicklich für ihn sehr ungünstig. Gin konservativer vorltotz nach üem Welten Die neu gegründete konservative Vereinigung in Köln hielt am Sonntag im Vercinsgebäude der Zcntrumspartei unter dem Vorsitz des Oberlandcs- gcrichtsrats Stiehl eine politische Versammlung ab, die von etwa 1590 Personen aller Parteien besucht war. Der Präsident des Abgeordnetenhauses. Reichs tagsabgeordneter v. Kröcher sprach über die poli tische Lage. Er bestritt nach dem „L. L." entschieden daß Fürst Bülow ein Opfer des schwarz-blauen Blocks geworden sei. Bülow sei ein verdienter statsmann gewesen- nachdem aber sein. Inter view mit dem „Hamb. Korr." bekannt geworden sei, würde niemand mehr seine Rückkehr wünschen. Wie ein genialer Schauspieler habe er sich einen effektvollen Abgang verschafft, aber auch für Bülow werde das Wort Geltung haben: Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze. Ein Bünd nis der Konservativen mit dem Zentrum bestehe nicht. Konservative und Zentrum hätten allerdings Zusammenarbeiten können, weil das Zentrum die Einsicht bewiesen habe, die die Nationalliberalen nicht hätten. Die konservative Partei sei nicht exklusiv. Einer der Gründer der konservativen Partei sei ter bekannte Philosoph Julius Stahl gewesen, ein Hamburger Jude, der, nachdem er zu Verstand gekommen sei, zum Christen tum übergetreten sei. Der einzige treue Bun desgenosse der Konservativen sei der Bund der Landwirte. Gegen die Sozialdemokratie müsse sich der Kamps richten. In Rcgierungsjreisen scheine Angst vor der Sozialdemokratie zu herrschen. (Bei gewissen politischen Parteien aber noch viel mehr. D. Red.) Im Parlament werde die Sozial demokratie falsch behandelt. Man müßte ihre Reden vollständig ignorieren. (Im preußischen Abgeord netenhaus widmet aber gerade Herr v. Kröcher der Sozialdemokratie die größte Aufmerksamkeit. D. Red.) Bei den Nationalliberalen nnterscheidet er zwischen Alt-Nationalliberalen und der Baffermann- schen Richtung. Die Nationalliberalen in Westfalen und im Rheinland seien im Grunde ihres Herzens konservativ wie die ostelbischen Junker. Die Natio nalliberalen hätten einen großen Fehler gemacht, in dem sie gegen di« Schaffung des Postens eines Gouverneurs von Berlin gestimmt hätten. Der beste preußische Offizier sei eben gut genug als Gouverneur für Berlin, der der Sozialdemokratie das Knie auf das Auge setzen müsse. Bei Erlaß de: Borrom äus-Enzyklika habe sich der heilige Vater „verhaue n", was den gläubi gen Katholiken selbst unangenehm sei. Die National liberalen hätten gegen die Enzyklika gehetzt, ledig lich um den Konserativen zu schaden. (Wenn die Konservativen das Zentrum verteidigen, dürfen sie sich nicht wundern, daß sie mit ihnen zusammen be kämpft werden. D Red.) Er warnt vor Pessimis mus und schließt mit den Worten: „Auf Wiedersehen bei Philippi!" — Der zweite Redner ist der General sekretär der Düsseldorfer Mittelstandsvereinigung Derlien. Er trägt die bekannten Forderungen des Mittelstandes vor. Reichstags- und Landtags abgeordneter Dr. Hahn bedauert in seinen Aus führungen den Linksabmarsch der Nationalliberalen. Bei der Reichsfinanzreform sei man von dem Ge danken ausgegangen, daß die ungeheuren Ausgaben, die im Interesse des Reiches gemacht worden seien, zum größten Teile dem Großkapital zugute kämen. Infolgedessen hätte auch dieses einen wesentlichen Teil der neuen Steuern tragen sollen. Juden, Bankiers, jüdischen Zeitungen und jüdischen Redak teuren sei es gelungen, durch den Hansabund die Großindustrie in ein Schlepptau zu nehmen. Der Redner kommt hier zu antisemitischen Bemerkungen, die großen Tu m u l t veranlassen. Er schließt mit einem Appell an das patriotische Gefühl. Der Generalsekretär der nationalliberalen Partei Peter bezweifelt, daß das Bündnis zwischen Kon servativen und Zentrum ein Herzensbündnis sei, wie man das jetzt demonstrieren wolle. Er erinnerte daran, daß vor nicht langer Zeit ein evangelischer Pfarrer, der Mitglied der konservativen Partei sei, den Ausspruch gelan habe, er werde nicht eher ruhen, als bis das Lutherlicd von den Türmen des Kölner Domes gesungen würde. Bei diesen Worten erhebt sich ein furchtbarer Lärm. Der Red ner weist auf den am Vorstandstisch sitzenden evange lischen Pfarrer und Abgeordneten Dr. Heckenrot h, der weitere Auskunft erteilen könne. Pfarrer Hecken- roth schweigt. In vorgerückter Zeit wird die Redner liste geschloffen. politilche Nachrichten. Aus dem Reichstagswahlkreise Dresden-Altstadt. Dresden, 8. Mai. Der Gesamtvorstand des Kon servativen Vereins zu Dresden hat gestern c i n- st i in m i g beschlossen, im fünften Reichstagswahl kreise (Dresden-Altstadt) eine eigene konser vative Kandidatur auszustellen. Die Nomi nierung des Kandidaten sott demnächst erfolgen. — Der Wahlkreis wird gegenwärtig durch den natio nalliberalen Abgeordneten Dr. Heinze ver treten, der auch bereits seit längerer Zeit wieder auf gestellt ist. Zwischenfall bei der Denkmalsenthüllung in Straßburg. Straßburg, 7. Mai. (Tel.) Bei der gestrigen Denkmalsenthüllung waren die Vertreter sämtlicher Studenten korporativ n en der Universität geschlossen anmarschiert und hatten sich zu beiden Leiten Les Denkmals mit ihren Fahnen hinter den Fahnen der Garnison gruppiert. Auf An ordnung des kommandierenden C-enerals sollten sic diesen Platz räumen und mit einem weniger günstigen, rückwärts und tiefer gelegenen ver tauschen. Als ihnen diese Anordnung des kom mandierenden Generals überbracht wurde, beschloß die Studentenschaft, den Platz überhaupt zu verlassen, und zog kurz vor Eintreffen Seiner Majestät des Kaisers nach der Universität zurück. Ter Rektor und verschiedene höhere Persönlichkeiten machten den Versuch, die Studenten zur Rückkehr zu bewegen, was aber mißlang. In der Universität wurde nach kurzer Ansprache von den Studenten ein Huldi- gungstclegramm an den Kaiser mit 'Bezugnahme aus den Vorfall abgesandt. Später, nachdem die offizielle Feier am Denkmal zu Ende war. begab sich die Stu dentenschaft in geschloffenem Zuge mit ihren Fahnen wieder zum Denkmal und legte unter Ansprachen ihrer derzeitigen Vorsitzenden einen Lorbeerkranz am Denkmal nieder. — Nach einer Meldung des „B. T." beabsichtigen die Straßburger Studenten einen Demonstration szug zum Kaiserpalast. Wie verlautet, soll sich der Kaiser bereit erklärt haben, die Studenten zu empfangen. Die unparteiische Regierung im Reiche. Aus Wiesbaden wird uns geschrieben: „Durch die Zeitungen geht die Mitteilung, daß im Wahlkreise Wiesbaden der dortige Regierungs präsident von Meister als f r e i k o n se r v a t i ver Kandidat aufgestellt worden sei. Bei dieser Ge legenheit empfiehlt sich die sreikonscrvative Partei als die geeignete Mittelpartei unter den heutigen Verhältnissen. Es ist anzunehmen, daß die national liberale Partei, die in Wiesbaden mehrere tausend organisierte Mitglieder zählt, gegenüber Herrn von Meister eine eigene Kandidatur ausstellen wird. Außerdem sei noch erwähnt, daß Herr von Meister, wie in Wiesbaden allgemein bekannt ist, zunächst nichi abgeneigt war, als Nation «illiberaler Kan didat auszutretcn. Auf Grund einer entsprechenden Anfrage bei dem Ministerium wurde ihm aber de deutet, daß man grgcn seine Kandidatur ols frei konservativer Kandidat nichts «inzuwenden hätte, daß dagegen eine nationalliberale Kandidatur des Regierungspräsidenten nicht opportun sei. Man sieht hieraus, wie übrigens auch aus verschie denen anderen Kundgebungen höchster Regicrungs stellen, was es mit der über den Parteien stehenden Regierung des Herrn von Bethmann Hollweg für eine Bewandtnis hat." Kündigung in der Textilindustrie. Dtünster, 8. Mai. (Telegramm.) Der Verband der T e x t i l i n d u st r i e l l e n des Münsterlandcs har am Sonnabend allen organisierten Arbeitern und Arbeiterinnen gekündigt. Es kommen 12- bis 15 000 Personen in Betracht. Lohnkampf in der Berliner Metallindustrie. Berlin, 8. Mai. (Telegramm.) In der Metall industrie Groß-Berlin droht ein Lohnkampf auszubrechen. In Betracht kommen mehr als 2000 Arbeiter. Die Lag« der Deutschen in Fez. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nach hier ein gegangenen amtlichen Nachrichten aus Fez, die bis zum 1 Mai reichen, sind alle Deutschen in Fez gesund und in völliger Sicherheit. Von einer Hungersnot ist keine Rede. Internationale Shgiene-Aus stellung in Dresden. Empfang im Rathaus. (:) Dresden, 7. Mai. Aus Anlaß der Eröffnung der Internationalen Hygiene Ausstellung veranstaltete die Stadt Dresden Sonnt ig abend in den Festräumen des Neuen Rat hauses einen großen Empfang, der in glän zender und der Bedeutung des Ausstellungsunrer- nehmens entsprechender Weise verlief. Die pracht vollen Festräume und besonders der große Hauptsaal des Rathauses erstrahlten bei Eintritt der Dunkelheit in märchenhafter Lichtfülle, und von 8 Uhr an stellten sich die geladenen Gäste, etwa d Damen und Herren, ein. Dre Honneurs hatten die Herren Oberbürger meister Geh. Rat Dr. Beutler. Bürgermeister Dr. Kretzschmar, Bürgermeister Dr. May, Stadt verordnetenoorsteher Iustizrat Dr. Stöckel und die Vizevorsteher Präsident Dr. Vogel und Buchbinder obermeister Unrasch mit ihren Damen über nommen. In der hochinteressanten Festversammlung bemerkte man die Herren Staatsminister l>l>i-. B c ct, Graf Vitzthum v. Eckstädt und v. Scydc- witz, die am hiesigen Hofe beglaubigten Ge sandten, mit dem Prinzen zu Hohenlohe- Oe h r i n g e n an der Spitze, ferner die vielen fremd ländischen Vertreter und Kommissare, deren Regie rungen an der Ausstellung beteiligt sind, die Vor sitzenden des Direktoriums der Ausstellung, der wissenschaftlichen Gruppen und die Mitglieder der Organisationsausschüsse, die Vertreter Les Landes Medizinalkollegiums, den Vorsitzenden -cs Dresdner Aerztevereins und die Spitzen, sowie zahlreiche Per treter derjenigen Behörden, die mit der Hyygienc Ausstellung in Beziehungen getreten sind. Ebenso waren noch zahlreiche auswärtige Gäste und die 7, Oie große Liebe. Roman von Louise Schulze-Brück. «zNachöruct verboten.) Sie harte das letzte hcrausgestoßen und hielt nun ein wenig verwirrt inne, und sah mit einem raschen Blick in das Gesicht ihres neuen Mieters. Aber er verzog keine Miene. „Ach. ich sollte ja wohl gor nicht mit Ihnen darüber sprechen", jagte sic naiv, „aber mit wem soll man denn reden'? Und wenn ich den andern sage, was ich werde, dann machen sie ja alle ganz entsetzte Augen und tun so, als ob ich eine verlorene Tochter wäre." Doktor Fahrenholz lächelte belustigt. „Darf man vielleicht wissen, was Sie werden wollen'?" fragte er erwartungsvoll. „Natürlich darf man es wissen", rief Minnie, „Schneiderin will ich werden." „Schneiderin?" „Sehen Sie, nun sind Sie auch schon so", sagte sie ärgerlich. „Natürlich nicht eine Schneiderin, die ins Haus geht zu zwei Mark den Tag, gutes Essen und gut« Behandlung ausbedungen: ich will eine der neuen Schneiderinnen.werden, wissen Sie, für künst lerische Frauenkleidung." Sie zeichnete mit der Hand die Umriffe eines fließenden Gewandes in die Luft. „Ach so", sagte Doktor Fahrenholz aufmerksam. „Wissen Sie, Fräu. lein Gebhardt, sprechen Sic einmal mit meiner Mutter darüber, die wird Ihnen da guten Rat geben können. Ich begreife nicht, warum Ihr Herr Schwager dagegen sein sollte. Viele junge Damen, die ich kenne, sind selbständig, haben einen Beruf, und wenn sie bei ihren Eltern nicht wohnen können, wohnen sie in einer Familie oder in einer Pension für junge Damen. Darin findet gewiß kein Mensch etwas." „Gott sei Dank!" rief Minnie triumphierend. „Ich wußte es ja. Onkel Apotheker ist mein Vormund, und ich habe ihm die Einwilligung dazu abgeschmeichelt. Aber nun kommt Paul und redet dagegen. Und ich tue es doch!" letzte sie leiser hinzu. Eine besondere Vorliebe für ih"n zukünftigen Sil waqer hat sie nicht, konstatierte Doktor Fahrrnkclz bei sich. „Er weiß olles an: besten", murrte Minnie ärger ¬ lich, „und Ianna gibt ihm auch noch in allen Stücken nach." Sie schwieg wieder erschrocken, dann lachte sie ein wenig verlegen. „Und ich rede und rede lauter Dinge, die Sie gar nicht interessieren. Hier ist übrigens der Kirchhofsweg." Sic reichte ihm flüchtig die Hand und ging, nach dem sie versprochen hatte, zu seiner Mutter herauf zukommen. Er dachte über sie nach, während er den Weg hinanschlendertc. Das war ja ein ganz tapferes Mädchen. Es gefiel ihm, daß sie nicht untätig bei ihren Verwandten sitzen wollte, obgleich sie es ja im Grunde nicht nötig hatte, wie man das zu nennen pflegt. Und der Herr Schwager schien ja noch rückständige Ideen zu haben. Doktor Fahrenholz konstatierte, daß er übrigens auch so aussah, besserwisserig und eigensinnig. Dabei hatte der Mann Glück, wahrhaftig Glück! Ein so eigen tümlich aussehendes Mädchen wie diese Marianne Gebhardt gab ihm also in allem nach, das hafte die Kleine ja eben ausgeplaudert. Er war an einem kleinen Aussichtstempel an gelangt und sah nun auf das Städtchen nieder, das dicht zu seinen Füßen lag. Gerade unter ihm dehnte sich der Gebhardtsche Garten. Er konnte sehr deutlich die beiden Gestalten erkennen, die da noch immer auf und ab wandelten. Es war ein scheinbar sehr friedliches Bild, wie die beiden zwischen den Rabatten langsam hin und her gingen. Und doch wurde da unten jetzt wohl ein Kampf ausgefochten, wenn er auch mit Nachgeben endete. Ein kleines Romankapitelchen spielte sich da ab. Doktor Fahrenholz sah über die Dächer des freund lich daliegenden, kleinen Nestes hinweg. Blauer Rauch kräuselte sich aus den Schornsteinen. Da wurde jetzt der Nachmittagskaffee auf allen Herden gekocht. Und doch wie viele verschiedene Romankapitel mochten sich wohl unter den blauen und grauen Dächern ab spielen! Er mußte über sich selber lächeln, als er seiner Ge danken inne wurde. Solche Spintisierereien waren sonst gar nicht sein« Art. Die kleine Stadt wirkt« wohl schon auf ihn. das Frühjahr und die Unterhaltung mit dem jungen Mädchen, alles zusammen. Aber das sah er nun schon, auch hier floß das Leben nicht so fried lich und eintönig, wie es von außen den Anschein hatte. Nur die Umwelt war friedlich. Er bückte sich und pflückte hinter den Schneedornhecken einen Strauß Schneeglöckchen, die in Massen aus der Laubdecke her vorsproßten. Und gedankenvoll trat er seinen Weg nach Hause an. Sechstes Kapitel. Als er am andern Tage vom Gericht kam. empfing ihn seine Mutter mit heiterm Gesicht „Ein famoses Mädchen ist das dach, die Minnie Gebhardt! Und sie hat recht mit dem, was sie will. Sie hat mir ihre Sachen gezeigt, die sie sich alle selber macht, ihre Kleider und Hüte, und mir erzählt, wie sie sich das später denke, sich dann auch von mir voll heißer Wißbcgicrde erzählen lassen, wie es ft« Berlin sei, und was sie da für Aussichten habe. Ein ganzer Kindskopf ist sie ja freilich, und so naiv, wie sie sich alles vorstellt. Aber in dem Mädel steckt was! Die wird schon ihren Weg machen, wenn sie auch manchmal tüchtig anrennen wird. Uebrigens für ihren Herrn Schwager hat sie eine ziemlich ge lingc Begeisterung gezeigt, und nach dem, was >ie vorbrachte, kann man ihr das nicht weiter übelnehmc,,. An ihrer Schwester hängt sic mit rührender Zärtlich keit, und einmal verplapperte sie sich und sagte: „Ich gönn' doch dem Paul unsre Ianna nicht." Uebrigens habe ich mir die ältere Gebhardt heute auch einmal ordentlich angesehen. Ich war im Garten unten bei ihr. Sie ist doch ein auffallend schönes Mädchen oder, besser gesagt, ein eigentümlich anziehendes Mädchen. Wenn sie frischer wäre, blühender, käme das noch mehr zur Geltung. Jetzt sieht sie recht gedrückt und blaß aus. Der Bräutigam scheint ja ein rechter Tyrann zu sein. Es wundert mich nur. daß die Braut diese Tyrannei so ruhig erträgt, sic muß ihn doch wohl sehr lieben. Ja. es ist etwas Merkwürdiges nm solch eine echte Liebe! Uebrigens habe ich Minnie versprochen, in ihrem Interesse einmal an meine Schwester nach Berlin zu schreiben. Sie soll sich nach den Verhältnissen und allem Notwendigen erkun digen." „Nun", sagte der Sohn lachend, ..das ist ja Tanje Idas Passion. Erkundigungen einzuzichen und sich kür andere aufzuopsern. Das versteht sie ja aus dem Effeff heraus." „Vielleicht könnte Minnie Gebhardt bei ihr in Berlin wohnen", sagte Frau Fahrenholz gedanken ¬ voll. „Die Wohnung ist ja groß genug, das Mädchen ist so nett, daß man sic, glaube ich, Tante Ida un bedingt empfehlen könnte Und da wäre sic gut aus gehoben. Na, vorläufig ist ja noch nicht daran zu denken. Der Schwager in ;pc weigert sich einst weilen noch durchaus, dem Plan zuzustimmen. Ich glaube, es wird ihm nicht viel nützen, die Kleine wird nicht locker lassen, das ist ein energisches Persönchen " Doktor Fahrenholz nickte zustimmend. Ja, ein energisches Persönchen war die „Kleine" Warum man sie nur immer die „Kleine" nannte ' Sie war ja fast so groß wie ihre Schwester, die man schon groß nennen mußte. Eine auffallend schönv Figur hatte sie. diese Ianna Gebhardt. Jetzt ging sie freilich langsam und wie müde umher, aber wenn sie erst wieder elastisch schreiten würde, dann kam das Natürliche viel mehr zur Geltung. Seine Mutter hatte recht, wenn Ianna Gebhardt erst einmal wieder Farbe hatte und glänzende Augen, dann würde sie ein prachtvolles Geschöpf sein. Man mußte ein solches Mädchen lieben, und Doktor Fahren holz versank in Nachdenken darüber, wie wohl das Verhältnis zwischen Fräulein Ianna Gebhardt und Herrn Doktor Paul Köster sei. In der kleinen Stadt hatte man soviel Zeit zum Nachdenken. Man konnte ordentlich zum Grübler werden, zum Psychologen: und während er gedanken los einen seiner neuen blauen Aktendenkel mit aller band Zeichnungen verunzierte, die für dieses amtliche Material durchaus unoeeignet waren, kam es ihm vor, als ob Fräulein Mmnie Gebhardts Abneigung gegen Doktor Paul Köster aar nicht io grundlos sei. Als er am andern Tag Minnie Gebhardt wied'7 auf seinem Spaziergang traf, da bestärkte er sie ganz energisch in ihren Plänen. Diesmal hatte Minnie es eilig. Es war der Tag des Abituriums, und sie lick nach dem Gymnasium, um vielleicht zu hören, wie die Sachen für Hermann standen. Er war ja ein ganz guter Schüler, mit Ausnahme der Mathematik, für die er, wie Minnie halb lachend, halb betrübt sagte, gar kein Gemüt hatte. Paul hatte ja freilich gesagt, er würde nun nach den Nachhilfestunden schon mit durchkommen. Wie hatte er sich geplagt damit. Minnie erzählte es ganz entrüstet. „Uno nun braucht er es doch sicherlich sein ganze« Leben lang nicht. Was braucht denn ein Apotheker Mathematik?"