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Nr. 122. 105. Iayryrnry. Leipziger Tsgevian. MWwoch, 3. Mai 1911. * Neustadt bei Kodura, 2. Mai. (Städtisches.) Die Staotverordnelen haben die Aushebung des Schulgeldes beschlossen. Dagegen vermochten sie sich zu der von den Lünten gesorderten Aushebung der -chankge werbe steuer, die einen jährlichen Er« trag von etwa 18 000^1 bringt, nicht zu entschließen, da icder Ersatz sür diesen Einnahmeposten fehlt. ; Eisenach, 2. Mai. (Das evangelisch» lutherische Diakonissen-Mutterhaus s ü r T h ü r i n g e n i n E i s e n a ch), das sich aus den Zinsen des Stistungskapitals, aus den Erträgen der ihm bewilligten Kollekten und aus Liebesgaben er halt, blickt auf eine umfangreiche Jahresarbeit zu rück. Die Schwesternzahl beträgt 129: davon waren 66 Diakonissen, 18 Novizen und 13 Probeschwestern. Im Jahre 1910 traten 9 Schwestern ein und 3 aus. Aus Außenfiationeu arbeiten 90 Schwestern, nämlich öl Diakonissen, 9 Novizen und 19 Probcschwestern. Außenstationen sind tü vorhanden mit 36 Arbeits feldern, von denen -10 die Gemeindepflege, 13 An stalten und die übrigen .Kinderschulen betreffen. Das Mutterhaus hat die Pflege an 6 Krankenl-äusern, 1 Waisenhaus, 1 Altersheim, 1 Kinderheim, 1 Kinder hospital, 2 Kriippclanstalten, 1 Krippe. Hinzu gekommen sind 1910 die Gemcindepflcgen zu Schlot- heim, Wollershausen und Masserberg: aufgegcben wurde die Waldheilhinte in Sachsen Altenburg und *>ie Kindericbule hröden. Sachsen-Weimar zahlt 2 One, 3 A .eiisseld-er. 27 Schwestern: Koburg-Gotha '! Orte, 3 Arbeitsfelder, 8 Schwestern: Schwarzburg- Sonder. hauien 7 Orte, 11 Arbeitsfelder, 10 Schwestern; ^chrvnrzöurg Nudolstadt !! Orte, 10 Arbeitsfelder, 18 Schwestern: Sachsen Meiningen 1 Ort, 13 Ar beitsfelder, 18 Sänvestern: Sachsen-Altenburg 9 Orte, 12 Arbeitsfelder, 21 Schwestern und Reuß j. L. 3 Orte. 3 Arbeitsfelder und 11 Schwestern. Außer ihrem eigentlichen Uterus arbeiten die Schwestern in über .9) Iungsraucnvcreinen, zahlreichen Näh-, Fraiicn- und Großmiitrerchensereinem sowie in der Kon- firmandennflege. Das Kinderheim zu Eisenach, über das die Großherzogin Feodora das Protektorat über nommen har. lebt sich immer mehr für eine Anstalt für ganz Thüringen ein. * Magdeburg, 30. April. (Schweres Unglück.) In einer Waschanstalt geriet ein dreijähriges Mädchen unter eine rotierende Welle, die das Kind völlig skalpierte und tödlich verletzte. * Prag, 2. Mai. (Tschechische Plakateder Dresdner Hygiene-Aus st ellung.) In den Straßen Prags sieht man gegenwärtig Plakate der Hygiene-Ausstellung in Dresden, die in tschechischer Sprache deren Eröffnung ankündigen. Diese „Höflichkeit" der Deutschen berührt um so eigen tümlicher, als die Tschechen zu ihren Ausstellungen nur tschechisch-französische Plakate selbst nach Deutsch- land verschickten und in Prag, obwohl der Verkehr doppelfprachig ist und insbesondere die besseren Kreise zur Hälfte deutscher Nationalität sind, nur tschechische Ankündigungen plakatieren. * Eger, 2. Mai. lEin Auge ausgefchofsen) wurde am Sonntagnachmittag von einigen jungen Burschen, die sich mit Pistolenschießen vergnügten, einer des Weges kommenden Lehramtskandidatin. Sie hatte dem Treiben der Knaben eine Weile zu gesehen, als sie plötzlich ins Auge getroffen zusammen stürzte. Die Burschen ergriffen die Flucht. Die Bedauernswerte mußte im Krankenhaus sich einer Operation unterziehen, da das Geschoß in den Kopf gedrungen war. Der ungeschickte Schütze wurde in dem Bürgerschüler Franz Kramer ermittelt. Gerichtslasl. Reichsgericht. re. Leipzig, 2. Mai. Hajtpslicht des Hippodrombesitzers. Mit einem Unfall, der sich in einem Hippodrom in Dresden zu getragen hat, hatte sich das Reichsgericht zu befassen. Die Kellnerin S, die schon mehrere Stunden an den Reitbelusriguugen in dem Hippodrom teilgenommen hatte, wollte auch bei der letzten Runde morgens gegen 3 Uhr nicht fehlen. Gleich zu Beginn des Reitens schlug der Stallmeister stark mit der Peitsche auf das Pferd der Reiterin ein, um den Schaulustigen zum Lachen Anlaß zu geben. Das Pferd ging plötzlich mit den Hinterbeinen in die Höhe, die Klägerin fiel seit lich vom Pferde herab und wurde verletzt. Sic hat deshalb gegen den Besitzer B. Ansprüche auf Zahlung von 16b üt Heilungskosten und 1000 M jährlicher Rente wegen Verminderung der Erwerbsfähigkeit er hoben. Das Landgericht Dresden hat die Klage abgewiefen. Es verneint ein Verschulden des rrtallmeisters beim Anfeuern des Pferdes, weil ein solcbes Lwfeuern der Pferd« im Hippodrom üblich sei. Auch treffe, wie das Landgericht weiter ausführt, die Klägerin ein eigenes Verschulden, weil sie sich nicht ordentlich sestgehalten und nach dem Publikum zu ge winkt habe. Das Oberlandesgericht Dresden hat jedoch adändernd erkannt und den Schadenersatz anspruch der Klägerin dem Grunde nach für ge rechtfertigt erklärt. Das Oberlandesgericht legt dar, daß das Hochoehen des Pferdes auf ein Ver schulden des Stallmeisters zurückzuführen ,ei und daß der beklagte Besitzer des Hippodroms nach 278 des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Verschul den seiner Angestellten in Ausführung des Vertrages in gleichem Sinne hafte, wie für eigenes Verschulden. Das Verschulden des Stallmeisters liege darin, daß er das Tier mit dem Peitschenstiel geschlagen habe, obwohl er sich habe sagen müssen, daß das Pferd bei schmerzhafter Berührung beunruhigt werde und Sprünge machen werde. Daß die Klägerin, die die in üblicher Weise zur Verfügung gestellten Pferde zum Reiten benutzt hat, ein Verschulden dabei treff«, verneint das Oberlandesgericht. Das Reichsge richt hat jetzt die vom Beklagten gegen das Urteil de« Oberlandcsgerichles Dresden eingelegte Re vision »urückgewiesen und damit das Urteil des Oberlandesgerichtes Dresden bestätigt. Wegen unlauteren Wettbewerbes ist am 1. Fe bruar vom Landgericht Hamburg der Zahntech niker Karl P. zu 200 Geldstrafe verurteilt wor den, weil er in öffentlichen Anzeigen schmerz loses Zahnziehen angepriesen hatte. Völlig schmerzloses Zahnziehen ist nicht in allen Fällen möglich. — Die Revision des Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen. Wegen Jagdvergehens und Widerstande» ist am 9. Januar vom Landgerichte Trier der Kaufmann Ludwig N. zu 220 ^lt, wegen Begünstigung sein Sohn zu 10 Geldstrafe verurteilt worden. N. sen. hatte sür die Fahre 1909 bis 1921 eine Jggd gepachtet. Da er die Pacht nicht pünktlich bezahlte, wurde der Ver trag sür den 1. Juli 1909 ausgelöst. Der Verpächter nahm zwar, da N. zahlte, die Kündigung zurück, aber der Landrat verbot dem Angeklagten die Ausübung der Jagd unter Strafandrohung. Verwaltungs gericht und auch das Zivilgerrcht verneinten die Jagd berechtigung des Angeklagten. Spätestens am 1. Mai 1910 hat er hiervon Kenntnis erhalten. Er hat dann aber noch am 25. September 1910, ohne einen Jagd schein zu besitzen, einen Hirsch geschossen. Nachdem er dies seinem Sohn« gesagt hatte, hat dieser den Hirsch herbeigeschafft und in einem Busche versteckt. Der Vater weidete hier das Tier aus und schaffte es am Abend mit Hilfe eines andern nach Hause. Hier wurden Teile des Hirsches vorgefunden. Der Gendarm W. wollte N. sen. verhaften, weil er sich von R., seinem Wohnorte, abgemeldet hatte und ihm fluchtverdächiig erschien. Hierbei leistet« ihm der Angeklagte Widerstand. W. verzichtete schließlich auf die Verhaftung, als sein Verdacht geschwunden war. — In der Revision der beiden Angeklagten, die vor dem Reichsgericht zur Verhandlung kam, wurde bestritten, daß der Sohn sich durch seine Handlungs- rocise der Begünstigung seines Vaters schuldig ge macht habe. Ferner wurde behauptet, daß die Ver urteilung des Vaters wegen Widerstandes zu Unrecht erfolgt sei, da der Gendarm sich nicht in rechtmäßiger Ausübung seines Amtes befunden habe. Der Ange klagte sei nicht sluchtverdächtig gewesen: er habe sich nur für einen Tag abgemeldet und wohne noch heute in N. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Sohnes und die des Vaters, soweit er wegen Jagd vergehens verurteilt worden ist. Dagegen h o b es das Urteil gegen den Vater auf, soweit dieser wegen Widerstandes verurteilt worden ist, und verwies die Sache an das Landgericht S a a r b r ü ck e n. Der G>endarm hat selbst Zweifel gehabt, ob Fluchtverdacht vorlag. Er lag tatsächlich nicht vor, da der Ange klagte Vater von acht Kindern ist und sich nur für eine Nacht abgemeldet hatte. Wegen Totschlags, begangenen am 2. Novem ber 1908 zu Brambauer an seiner Ehefrau, ist am 16. März vom Schwurgericht Dortmund der Flaschcnbierhänüler Paul Johann George zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er war schon damals in Untersuchung, aber das Verfahren mußte wegen Mangels an Beweisen eingestellt werden. In zwischen wurde ein Stelett aufgesunden, das als das der erwürgten Frau ertannt wurde. — Die Re vision des Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen. — Gleichfalls verworfen wurde die Revision des Gelegenheitsarbeiters Klemens Schreiber, der am 17. Mürz vom Schwurgericht Dortmund wegen Straßenraubes zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist, weil er in Dortmund am 7. Januar L. I. einem Arbeiter gewaltsam auf der Straße 5 .« weggenommen hat. Ter Krach der Niederdeutschen Bant in Dortmund bildete den Hintergrund einer Verhandlung, die am 6. Dezember vor dem Landgericht Dortmund statt sand. Der Schmied August Höchst rate und der Mitangeklagte Ernst Scholl wurden wegen Be- trugsversnches zu 6 ozw. 2 Monaten Gefängnis ver urteilt. Als im Sommer 1910 der Direktor der Niederdeutschen Bank, Ohm, verhaftet worden war, haben die Angeklagten der Frau Ohm vorgespiegelt, sie könnten mit Hilfe eines Gcfängnisbeamten ihren Mann befreien. Dazu sei aber (sield nötig, und dieses sollte Frau Ohm beschaffen. Diese ließ sich aber nicht täuschen. Die Revision der beiden Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen. . Oberkrieosoericht. al>. Leipzig, 2. Mai. Wegen Beleidigung seiner Vorgesetzten war der aus !(lm gebürtige Bäckergeselle Max Wilhelm "Wieland kürzlich vom Gericht der 2. Division Nr.-10 in Leipzig zu sechs Monaten Gefängnis ver urteilt worden. Er legte gegen dieses Urteil Be rufung ein, die jetzt vor dem Obcrkriegsgericht verhandelt wurde. 2m Februar 1906 war W. als unsicherer Heerespflichtiger beim 107. Regiment ein- gesiellt worden. Er wurde später mit in der Küche beschäftigt. Einige Wochen nach seiner im Herbst erfolgten Dienstentlassung richtete W. an ver schiedene Vorgesetzte Briefe beleidigenden Inhalts. Vor Gericht versuchte der Briefschreiber zwar durch eine Reihe von ihm benannter Zeugen den Wahr heitsbeweis für seine Behauptungen zu erbringen, doch wurden seine Angaben nicht bestätigt. Dem Angeklagten war in seinem Militärpaß die Be merkung: „Als unsicherer Heerespflichtiger eingestellt" geschrieben worden. Dieses hatte ihn so erbittert, daß er aus Rache die Briefe schrieb. Die Berufung des Angeklagten hatte insofern Erfolg, als das Ober kriegsgericht die Strafe aus vier Monate zwei Woche rc herabsetzte. Auf diese Strafe wurden W. zwei Wochen der Untersuchungshaft angerechnet. Königliches Landgericht. > » Leipzig, 2. Mai. Gewerbsmäßige Spieler. Der 26jährige Bäckergeselle Robert Richard Schnabel aus Neugersdorf und der 30jährige Bäckergeselle Hermann Hugo Müller aus Kössern. beide in Haft, haben das Kartenspielei seit 1907 gewerbsmäßig betrieben, und zwar iy der hiesigen Bäckerherbcrge, wo sie ihre Opfer in, „Pokern", „Tippen" und „Meine Tante, deine Tante" rupften. Sie standen heute unter Anklage vor der vierten Strafkammer des Landgerichts: mit ihnen harte sich der 28jährige Büfettier Earl Otto Remis aus Dresden wegen Duldens dieser Glücksspiele zu verantworten. Das Urteil lautete gegen Schnabel auf sechs Wochen Gefängnis st rafe, wovon vier Wochen als verbüßt gelten, gegen Müller auf drei Wochen Gefängnis, verbüßt durch die Untersuchungshaft, *und gegen Remis auf 50 Geldstrafe. Um Wechsel über 45 090 drehte sich eine Ver handlung wegen versuchten Betrugs, die vor der dritten Strastammer des Landgerichts gegen den 48jähriaen Tiefbau- und Steinsetzmeister Heinrich Karl Paul Wüstner geführt wurde, der beschuldigt wird, es unternommen zu haben, zwei am 7. Dezember 1906 und am 7. Juli 1907 vom Gutsbesitzer Albert Brömme in Paunsdorf akzeptierte Wechsel über 22000 und 23 000 .6 sich von dessen Erben auszahlen zu lasten, zu welchem Zwecke er diese Wechsel', die schon getilgt gewesen sein sollen, dem Gericht vorlegte. — Der Angeklagte erklärte die Wechsel für sein recht mäßiges Eigentum: er habe dem Akzeptanten die Valuta dafür gegeben. Sein Geschäft habe er im Jahre 1887 gegründet, und zwar mit geringen eigenen Mitteln. Sein Vater war Polier beim städtischen Tiefbauamte, wo auch der Angeklagte für einige Jahre Anstellung gefunden hatte, c-eine eigenen Unternehmungen sind von Erfolg begleitet gewesen, sein jetziges Vermögen gibt er mit etwa 380 000 „L in Liegenschaften und Wertpapieren an. Die Familie Brömme hatWüstner seit seinen Knabenjabren gekannt und in derselben verkehrt. Später, als er selb ständig geworden sei, habe Wüstner für Brömme Wege bauten ausgefiihrt, wie er sagt, mit seinem eigenen Gelds. Rur in» Jahre 1897 habe er ein einziges Mal Brömme petuniär in Anspruch genommen. Brömme habe sich im Oktober 1905 von seiner Frau getrennt und Paunsdorf verlassen. Seine Frau sei im Eule geblieben. Brömme sollte nach der Angabe des Angeklagten zwangsweise in eine Anstalt ge bracht werden, das habe die Familie betrieben. Die Angehörigen hätten behauptet, Brömme sei gemein gefährlich und mäste in Hubertusburg interniert werden. Aus Furcht vor diesen Maßregeln sei Brömme nach Leipzig übergesiedclt. Eines Abends habe man Brömme aus dem Panorama, wo er Skat spielte, abholen wollen: er sei aber durch eine Hin tertür geflüchtet und habe sich auf Anraten seines Rechtsanwalts am anderen Morgen auf der Polizei gestellt und sei auf sechs Wochen in die Nervenheil anstalt des Professors Geheimrats Dr. Flechsig ge gangen, dann sei er entlassen worden. Geheimrat Flechsig habe Herrn Brömme für vollkommen ge- schäftssähig erklärt, während der Stadtbezirlsarzt Medizinalrat Dr. Siegel ihn für unzurechnungs fähig und gemeingefährlich angesehen habe. Das sei im Januar 1906 gewesen. Brömme habe dann zu seiner Erholung eine Reise nach Italien gemacht. Justizrat Broda fügt hier ein, daß es von Wichtig keit sei die betreffenden Akten von der Kreisbaupt- mannschast zu erhalten, die die Entmündigung Brömmes betreffen, denn man tappe hier ganz im dunklen. Er, der Anwalt, habe sich wegen der Akten an die Kreishauptmannschast und auch an das Justizministerium gewandt, aber ohne Er folg. — Der Staatsanwalt ist bereit, die Akten herbeischasfen zu lasten, auch werde die Vernehmung des Pastors Krickau zur Klärung beitragen. Justizrat Broda und Rechtsanwalt Dr. Neugebauer stellen den Antrag, die fraglichen Akten herbeiziehen zu lasten. De: Gerichtshof behält sich die Entscheidung darüber vor. Zur Sprache kommen dann eine Reihe Privatklagen, die von den Be teiligten gegeneinander geführt worden sind. Die Verhandlung wendet sich sodann der Ent stehung der beiden Wechsel aus schon vorhergehenden Wechseln zu, die Wüstner am 21. September 1908 dem Rechtsanwälte der Brömmeschen Erven und am 9. März 1909 der Kammer sür Handelssachen des Landgerichts vorgelegt hat. Der Angeklagte sagt, daß diese „Pumpgcschäfte". wie er sich ausdrückt, nicht durch seine Bücher gehen, denn er sei doch kein Voll- kausmann, die 22 000 und die 23000 habe er aus seiner Privatkaste aeaeben, er habe schon damals über gegen 70000 liquide Mittel. Wertpapiere und Bargeld verfügen können. Eine Quittung habe er sich nicht geben lassen, denn die durch die Bank gehenden Wechsel seien ihm sicherer gewesen wie Quittungen. Der 22 000-^-Wechsel wurde bei der Deutschen Bank, de» 23 000-.-«-Wechsel bei der Creditbank diskontiert. Mit der letzteren Diskontsumme wurde von Brömme der erste Wechsel eingelüst und nun hat der Angeklagte nach seiner Behauptung an Brömme frische 23 000 ./L bar gegeben, die er aus seinem Eeldschranke ge nommen habe. Brömme habe ihn gebeten, von diesen Geldgeschäften niemand etwas zu sagen, damit seine Leute nichts davon erführen. Wozu Brömme das Geld gebraucht habe, wisse er nicht, auch nicht, ob er verschwenderisch gelebt habe. In der Bröm meschen Wechselreihe sei von den Anzeigeerstattern beim Zivilgericht ein Wechsel über 15000 weggelassen worden. weil dieser Wechsel ihnen nicht in den Kram gepaßt habe, worauf der Vorsitzende dem Angeklagten entgeaenhält, daß er eine große Feindschaft gegen die Angehörigen der Familie Brömme an den Tag lege, was der Ange klagte bestreitet. Ende 1907 sei Brömme ihm ins gesamt 68000 schuldig gewesen, er selbst habe an Brömmes Kredit teuren Zweifel gehabt, die Bank aber sei schwankend geworoen. 2m Januar 1908 ist der über die „frischen" 23000 ./L gemachte Wechsel von Brömme eingeiöst worden; damit war die Reihe dieser Wechsel aeichlossen, den nachträglichen 15 000 Mark-Wechsel Brömmes sollte Wüstner dann ein lösen, er hat es aber abgelehnt. Brömme soll im Januar zu den Eheleuten Morenz, indem er mit einem Wechselformular in der Luft herumfuchtelte, gesagt haben: „Das ist nun aber der letzte Schmetter ling, den sie von mir gezogen haben." Der An geklagte erklärt das damit, daß der 22 000-Mart- Wechiel und der 23 000-Mark-Wechsel nur in seinem Geldschrank gelegen hätten und aus dem Verkehre heraus gewesen seien. Es seien weiter nichts mehr gewesen wie Schuldscheine, die Brömme mit 5 Prozent zu verzinsen hatte; er habe die Zinsen auch im Juni und im September 1908 bezahlt, dann sei er gestorben. Quittungen über die Zinszahlungen seien nicht gegeben worden. In seiner Steuerreklamation hat Brömme von der Verpflichtung, diese Zinsen zu zahlen, nichts erwähnt, wohl aber hat er andere Zinszahlungen aufgesührt, ein Umstand, den der Vorsitzende auffällig findet. Auch in seiner eigenen Steuerreklamation hat der Angeklagte von diesen Schuldverhältnissen nichts verlauten lasten. Die Verhandlung, zu der über dreißig Zeugen geladen waren, wurde auf Mittwoch vertagt. * Berlin, 2. Mai. lPrivattelegramm.l Erpressungsvrsoche. Der Schriftsteller Georg Geißel, der in den Besitz eines Zettels gelangt war, dessen Inhalt er für kompromittierend für die Darmstädter Bank hielt und mittels dessen er gegen den ehemaligen Borstand der Bank, den Stadt ältesten und früheren Vizepräsidenten des Reichs tags. Kämpf, hartnäckige Erpressungsversuche unter nommen hatte, wurde zu zwei Jahren Gesäng nis und drei Jahren Ehrenrechtsoerlust verurteil!. Zus üer Schschwett. Zwischen den Schachklubs zu Riga und Moskau kamen zwei Korrespondenzpartien zum Austrag, von denen die eine remis, die andere von Riga in glän zender Weise gewonnen wurde. Abgelehntes Damengambit. Zlostzuv Zloslcuo 1ii2U 1 cl2—cl-l cI7—65 19. 1Sxx3 3'b8xd2! 2. 8j>1—13 c7—e6 20. 8c-3-c.2 l-66 —eör.' 3. c2—c-4 <7—c5 21. 'I'elxcö Tb2xe2! 1. o4xcl5 cüxäü 22. 1T3^e2 5. Lb1-e3 dc8xo6 23. I<u1—ttt Xe8-c7 6. a2—cc3 8q8—kü 24. I-e2—!,5! Oc>3—bl!' 7. 1-d—g5 c5xd4 25. ivlN-al 1)64—5-f 8. 8t3xä4 Tt8—cö! 26. L°1—12 2>8--b2i 9. L<l4xc6 d7xc6 27. Doö—e2 e6—eü! 10. e2—c3 Ii7—b6 28. >c2xd2 1-67X34 11. 1-L5xt6 O68^:t6 29. Tb5—13 l >o5—l<>7 12. lckl-c2 Tci8-b8 30. '1'b2—d7f Le7—66 13. 0-0 . I>6—bS! 31. , 4x65 <.> —e4! 14. Trcl—el l.c-5—66 32 '111-et 016-64' lö. llctt-a4 Tc-8-67 33. X12-1I c4—c3 16 l'cl—e2 l46—»6 31. 1'el-e4 064—c-3 17. .3-e42 b5—K4 35. '1'67x17 I-u4—l>5p 18. lle2—13 b4x»3 Ausgegeben Spanische Partie, gespielt im Turnier zu San Remo 1911. i'rrepiorlcu 1. e2—e4 Kott e7—oü Lrroplorlcs 14. 061—62 lleti 068-64 2. 8^1—13 8d8—e6 15. 8o3—<tt 806—ob 3. Eli—d5 828—16 16. c2^-e4? 8c5—63!! 4 0-0 67-66 17. 062x63 O64xel 5. 8dl—c3 IN8—e7 18. 861—e3 Del-64 6. äo—<14 Tc8-67 19. c4—cü 1-67—e6 7. Tkl—ei oöxäl 20. 8c2—64 I-»7—e5 8. 8k3xä4 0-0 21. 82-83 I-e5x23!! 9. l-2—l>3 'l'18—eS 22. 62X83 O64Xü3r 1 >. I.el—b2 1.07—18 23. 1-11—22 1>83xo2f 11. t2—l3 12. Tb5—lt «7—L6 1.18-a? 24. llg1x»2 25. X82-L3 865—l4f 814x63 l3. 8ä4—02 816—bb Aufgegeben. 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