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* Zu» Ei»tr»ch i» der Sevmestraße erfahren wir in Verfolg unserer Meldung in der gestrigen Abendausgabe noch folgendes: In den letzten Tagen ist es der Kriminalpolizei gelungen, fünf Männer und eine Frauensperson in Haft zu nehmen, die man mit den in der letzten Zeit verübten zahl reichen Einbruchsdiebstählen in Zusammen hang bringt. Es sind sämtlich schon vielfach, zum Teil sogar mit Zuchthaus vorbestrafte Individuen im Alter von 22—28 Jahren, die alle dringend verdächtig sind, an den Einbrüchen in Schleußig, in der Kurprinzstraße und der Tauchaer Strohe beteiligt zu sein. Die Polizei hat durch ihre Recherchen großes Belastungs material zusämmengebracht, doch hat keiner der Verhafteten bisher ein Geständnis ab gelegt, und so ist man von seiten der Behörde gezwungen, zur Ueberführung der Verbrecher noch mehr Material zu sammeln. So hat man inzwischen den Leuten schon nachweisen können, daß sie An züge tragen, die aus den Einbrüchen in der Kur prinz- und Tauchaer Straße stammen, die sie natür lich alle von dem großen „Unbekannten" gekauft haben wollen. Darauf, daß die Einbrecher mit dem Diebstahl in der Seumestraße in Zusammenhang stehen können, ist man dadruch gekommen, daß man bei ihnen 20-Markstücke mit dem Bildnis Kaiser Friedrichs gefunden hat, die ja dorr auch gestohlen waren. Aber auch das genügte nicht, um die Verhafteten zu einem Ge ständnis zu bewegen. Die verhaftete Frauensperson ist als der Hehlerei dringend verdächtig in Haft genommen worden. Die Kriminalpolizei fahndet noch auf weitere Komplicen der Verbrecher und hat umfangreiche Recherchen eingeleitet. * Sächsischer Schulverein zur Reform des Re ligionsunterrichtes. Die Ortsgruppe Leipzig des Sächsischen Schulvereins zur Reform des Religions unterrichtes veranstaltet Sonnabend, den 6. Mar 1911, abends '«9 Ubr im Theatersaale des Kristallpalastes eine öffentliche Versammlung. Der bekannte lideraleTheologePfarrerLiz.T raub-Dortmund wird über das Thema sprechen: „Wie macht man den Kindern die Religion verhaßt!" Rach dem Vortrage findet eine freie Aussprache statt. Bei dem leb haften Interesse, das gerade der Reform des Religionsunterrichtes entgegengebracht wird, steht ein zahlreicher Besuch der Versammlung zu erwarten. * Berhastung. Der in die Schweiz geflüchtete Vertreter einer Leipziger Firma namens Paul Schulze ist in Zürich verhaftet worden. Er hatte 1200 ./L Geschäftsgelder unterschlagen. * Leutzsch, 2. Mai. (Verkehr mit Kraft fahrzeugen. Die verlängerte Hohe Straße in Leutzsch auf dem freien Platze an der Zusammen mündung der West-, Haupt-, Kirch-, Barnecker und Hohen Straße ist für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in der Richtung von der Weststraße nach der Barneckcr Straße verboten worden. Zuwiderhandlungen werden gesetzlich bestraft. * Oetzsch, 2. Mai. (Bei der hiesigen Ge- meindesparkasse) wurden im Monat April in 934 Poften 201 082,64 Spareinlagen bewirkt. Rück zahlungen erfolgten in 414 Posten 100 048,98 -1t. Neue Bücher wurden 154 Stück ausgefertigt. * Wiederitzsch, 2. Mai. (Bautätigkeit.) Auch im laufenden Jahre wird sich in hiesigem Orte rege Bautätigkeit zeigen. Auf dem Herrn Architekt Stentzler, Mockau, gehörigen Terrain werden wiederum Zwei- und Dreifamilienhäuser errichtet. Auch sonst kommen voraussichtlich noch andere Bau ten zur Ausführung. ' Sommerfeld, 2. Mai. (Einbrecher) versuchten in der Nacht zum Montag in das Wohnhaus des Rentiers Ewald Brösel hier einzudringen. Durch das Hilfegeschrei der Tochter ward Herr Dr. med. Seifert-Engelsdorf auf die Gefahr aufmerksam und holte Hilfe aus dem nahen Gasthofe herbei. Der Eindringling wurde verscheucht, später aber durch den Ortsschutzmann festgenommen und an das Amtsgericht Taucha abgeliefert. * Großdeuben, 2. Mai. (Ortsrichter.) Der bisherige Ortsrichter, Herr Karl Mißlitz, hat wegen Krankheit sein Amt niedergelegt. Der Ge meinderat wählte an seiner Stelle Herrn Gemeinde vorstand Scheithauer. — Das Gehalt des wieder gewählten Eemeindeoorstandes wurde auf 2500 ./8 erhöht, einschließlich 600 /Z für etwaige Hilfskräfte, Entschädigung für Expeditionsräume, Reinigen und Heizen. * Gaschwitz, 2. Mai. (Haushaltplan.) Der Bedarf der hiesigen Gemeindekasse auf das laufende Jahr stellt sich nach dem Voranschläge auf 17 954 ./L Davon sind ein Viertel durch Eemeindegrundsteuern zu erheben, und zwar 17 300 Steuereinheiten zu je 26 H und drei Viertel durch Gemeindeeinkommen- sreuern nach dem katastermäßig festgesetzten Steuersatz von 16 812 ./Z nach 80 Prozent. Zwenkau,2. Mai. (Abschiedsfest fürBürger- meister Ahnert.) Am Sonntag fand im Hotel ,.Zum Ratskeller" zu Ehren des nach 38jähriger Dienstzeit aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters Ahnert ein Festmahl statt, an dem etwa 70 Personen teilnahmen. Kreishauptmannschaft, die Amtshaupt- mannjchaft, Bezirksausschuß und Schulinspektion hatten ihre Vertreter entsandt. Alle Redner ge dachten der verdienstvollen Tätigkeit des scheidenden Bürgermeisters um das Wohl der Stadt. Die Stadt Zwenkau hat ihr in den Ruhestand tretendes Ober haupt noch besonders geehrt, indem sie ihm das Ehrenbürgerrecht verlieh, dessen Diplom durch Stadtrat Kranz überreicht wurde. — Montag vor mittag nahm Herr Amtshauptmann Kammerherr v. Nostitz-Wallwitz im Rathause die Einweisung des neuen Bürgermeisters, des bisherigen Rats assessors Dr. Wilhelm Bruno Ullmann aus Plauen, vor. bei der die städtischen Kollegien, Ver treter der Behörden, Kirche und Schule zugegen waren. Nach der Verpflichtung richtete Bürgermeister Ullmann eine Ansprache an die Versammelten, in der er die Richtlinien zeichnete, die er sich für sein neues Amt gestellt habe. Vas neue Programm im krMsUpslsli. Im Kristallpalast-Theater erneut den Varietefreund ein ausgezeichnetes neues Programm. Gleich die erste Nummer, ein Musikstück der Haus kapelle, verdient Beachtung, denn der Komponist ist kein anderer als Gustav Curth, seit 25 Jahren Dirigent. Sein Ehrenabend, der auf den 12. Mai als sogenannter rauchfreier Abend anyesetzt ist, wird dem beliebten Jubilar ein volles Haus bringen. Jenseits der Rampen machen ihm ietzt drei sehr ge wandte Tonkünstler klangvolle Konkurrenz, das „Haarlem-Trio", zwei Herren und eine Dame, die dem Banjo schmelzende Lieder und dem Xylophon schmetternde, schneidige Märsche kunstreich entlocken. Der nächste Künstler, Paul Corrir, läßt, nach dem guten alten Spruch vuriutio cteleetat!. zur Abwech selung seine enormen Kräfte spielen, trägt Riesen gewichte mit den Zähnen umher und führt seinen Diener samt Stuhl, Tisch und Lampe spielend wie einen Federball hoch durch die Lüfte über die Bretter. Für Gerichtsvollzieher, Gläubiger und andere ungebetene Gäste dürfte es nicht immer an genehm sein, solche Klienten zu besuchen. Ihnen dürfte Elly Jrvrng schon lieber sein, die ihren Besucher fefl um die Taille faßt, um mit ihm im wirbelnden Walzer über Tische. Stühle, durchs Fenster hinaus und wieder zur Tür hereinzufliegen. Der gelenkige, beschwipste Fred Irving ist ihr ein willkommener Partner, an dessen Stelle wohl mancher den Hals und das Tanzbein riskieren möchte. Zwar gehen alle Vasen, Büsten, Bilder bei diesem Tanze drauf, man riskiert auch ein paar Beinbrüche, doch was schadet's, denn ein Walzer, so ein Walzer muß sein! Lieber noch auf der festen Erde ein Glied zerbrechen, als in steiler Höhe Hals und Rumpf verrenkt mit dem „goldenen Mephisto" Juno Salmo. Das ist ein r^ter Teufel, wie ihn Max Reinhardt in seinem neuen „Faust" wohl mit Jubel begrüßte, ein Kerl, der die eigenen Beine unter die eigenen Arme nimmt, den Kopf auf den Rücken dreht und so zum Klumpen geballt auf steiler Stange hockt. Dieser Mephisto ist der reine Gummimann, von dem de: Zuschauer eigentlich nicht recht weiß, ob es die Arme oder die Beine, der Bauch oder der Rücken, was er sieht, das geht alles durch einander wie eine kranke Bregel. Lachend und staunend sieht man das rote Gewürm der Hölle und hat den frommen Wunsch, ihm nicht zur Nachtzeit am Blocksberg zu begegnen: er drehte einem wohl alle Knochen im Leibe herum. — Auf den Mephisto folgt das Gretchen, Lotte Sarrow mit ihrem Mimodrama „Die Ehebrecherin." Hier hat die Technik der Pantomime, die Routine des stummen Spiels ihren Höhepunkt erreicht. Haben wir in Berenyis bekannter , l-u mwa", die seine Gattin Charlotte Wiehl> so vollendet tanzt, noch Momente des Ausruhens, der Erholung von allen Schrecken, so drängt uns hier binnen zehn Minuten ein Schauer in den andern. Die von Dr. St. Vacano überaus geschickt inszenierte und in einer der drei stummen Nollen selbst ge spielte Skizze ist überall von einer ungemein plastischen Wirkung. Das verführerische Weib tritt ein, umgirrt den Geliebten, reißt sich die Kleider vom Leibe, stürzt in die Kammer, sich ganz zu enthüllen. Der Gälte steht an der Tür. den Pistolentasten im Arm. Ihn trifft die Kugel. Wieder erscheint die Circe, taumelt über den Teppich, der die Leiche des Gemahls verbirgt. Der gräßliche Anblick stürzt die holde Rasende aus der Ekstase in wilden Wahnsinn. Sie reißt ein brennendes Scheit aus dem Kamin und stirbt für ihre Schuld den Flammentod. Jeder wird ohne Prüderie, mit tiefer Bewegung dieses erschütternde Drama miterleben. Die Schönheit des Weibes, die in diesem raffiniert technischen, jeder künstlerischen Betrachtung natürlich entlegenen Akte natürlich alles bedeutet, ist so herb und streng, so keusch und gebändigt durch die klug! gewahrte Ausdrucksform, daß man dem Mimodrama einen ethischen Wert keinesfalls absprechen kann. Verschiebt auch der ins Reich der Loie Fuller spielende Schluß den Eindruck nicht unerheblich, jo kann man sich doch nur freuen, solchen Darbietungen wie der „Ehebrecherin" jetzt im Variete zu begegnen. Lotte Sarrow spielt ihren Teil mit der erfahrenen Routine, die eine gewohnte Rolle gewährt. Wer hätte das der ehemaligen Sentimentalen an einem königlichen Schauspielhause je zugetraut, dieses Spielen und Beherrschen der Bewegungen in einem stummen Stück von dieser Art. Ist hier der Körper auch fast allein die Äusdrucksform der grausigen Tragödie. Lotte Sarrow verfehlt mit ihrem Mienen- und Gedärdenspiel nicht eine einzige Nuance. Der kurze, stumme Akt fand Staunen und stürmischen Beifall. Der Humorist Robert Nesemann, der Verwandlnngstänzer Max Waldon und das Ambrö-Trio bemühen sich zum Schluß mit bestem Erfolg, das Publikum vom lähmenden Entsetzen zur Lustigkeit zu bekehren, die des fröhlichen Hauses altbewährte Devise ist. Sus Sschlen. Dresden. 2. Mai. * Kleine Chronik. Gut abgelaufen ist ein Unfall, der sich im Hause Zwickauer Straße 132 zu trug. Dort hatte sich im zweiten Stock ein Schlosser gehilfe so wei( zum Fenster hinausgelehnt, daß er das Uebergewicht verlor und hinabstürzte. Es erfolgte seine Ueberführung im Unfallwagen nach dem Krankenhause, von wo er aber schon gestern als gesund entlassen werden konnte. — Auf Grund eines ano nymen Briefes wurde am Sonntag ein in Vorstadt Cotta verstorbenes Kind eines Gewerbs gehilfen polizeilich beschlagnahmt und zur Sektion nach dem Gerichtsgebäude gebracht. (:> Der Landesverein für innere Mission der evan gelisch-lutherischen Kirche im Königreiche Sachsen hielt heute seine 45. Gene ralversammlung unter dem Vorsitze des Wirkt. Geheimen Rates Grafen Vitzthum von Eckstädt ab. Die Versammlung war nicht öffentlich und erledigte die internen An gelegenheiten des Landesvereins. Vormittags fand dann eine stark besuchte öffentliche Versamm lung statt, der u. a. auch die Staatsminisier Dr. Beck und Graf Vitzthum von Eckstädt, ferner der Präsident des evangelisch-lutherischen Landeskonsi storiums, Geh. Rat Dr. Böhme, Oderhofprediger DDr. Dibelius, Kreishauptmann Dr. von Oppen, sowie zahlreiche Geistliche beiwohnten. Nach dem Jahresberichte hielt Superintendent Reimer einen Vortrag über das Thema: „Mehr Großzügigkeit in der Arbeit an der männlichen Jugend. — Die Verteilung der Bußtagskollekte 1911 wurde gleichfalls in der Versammlung bekannt gegeben. Der zur Verfügung stehende Betrag belief sich auf 23 000 wovon der Landesverein für innere Mission ein Drittel erhielt. Außerdem wurden noch an zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten und Vereine. Krankenhäuser usw. Beträge von 750 bis 100 ./t verteilt. Gleichfalls wurden ansehnliche Summen zur Errichtung von Gemeindediakonien und ländlichen Gemeindekrankenpflegen bestimmt, während zur Veranstaltung eines Ausbildungs kursus für Jugendpfleger in Dresden 1000 bewilligt wurden. Nachmittags 4 llhr fand die kirchliche Jahresfeier statl, für welche Oberhofprediger DDr. Dibelius die Festpredigt übernommen hatte. Am Abend erfolgte noch eine öffentliche Versamm lung, in der drei Vorträge über die Tätigkeit der inneren und äußeren Mission gehalten wurden. * Kleine Chronik. (Selbstmord.) Von der Marienbrücke aus ist gestern abend eine unbekannte Frauensperson, etwa 18 Jahre alt, bekleidet mit langem schwanen Jackett und weißer Schürze, in die Elbe gesprungen und ertrunken. Tic von der Mannschaft eines vorüberfahrenden Danipsers unter nommenen Rettungsversuche waren erfolglos. — «Uebcrsahren.) Auf der Ranlestraße versuchte ein Knabe auf einen landwärts fahrenden, beladenen zweispännigcn Lastwagen zu springen, stürzte dabei zu Boden und wurde überfahren. * Heber die Leichenausfindung Les ermordeten Rentenempfängers Todt berichtet der amtliche Polizeibericht folgendes: Die Leiche des Renten empfängers Friedrich August Todt, der seit dem 3. Osterfeicrtage vermißt wurde, ist Montag, den 1. Mai, nachmittags in dem Garten des Maurers und Grünwarenhändlers Göhlert vergraben auf gesunden worden Göhlert hatte einen Mietgarten, in dem er zwei Holzschuppen stehen hat. In diesen Schuppen bewahrte Göhlert sein Manrerhandwerks- zeug und andere Gegenstände auf. Bewohner der Fritz-Reuter-Straße hatten nun gesehen, daß Todt in dem Garten Göhlerts an einem der Osterfeiertage gewesen war. Dieser Umstand und die Tatsache, daß Göhlert einen im Innern seines Gartens befindlichen Schuppen mit Karbolineum und Oelanstrich und in den letzten Tagen diesen Schuppen mit einem Schloß versehen hatte, ließen vermuten, daß Göhlert den Rentenempfänger Todt im Garten ermordet und dessen Leichnam dort vergraben hatte. Nachdem der in Frage kommende Schuppen am Montag geräumt worden war, wurde der Erdboden umgegraben. An der nach der Fritz-Reuter-Straße zu gelegenen Schuppenseite standen im Innern ein Schrank und weiter ein Regal, das mit Hunderten von Farben töpfen und Flaschen gefüllt war. Als man diese Gegenstände entfernt hatte und den Boden ausgrub, fand man in der Tiefe von 6 cm Bretter, die ziem lich neu aussahen und deren chemische Untersuchung ergab, daß an ihnen Blut haftete. Bei weiterem Graben stieß man auf Erdreich, das ebenfalls mit Blut getränkt war. 2n der Tiefe von 1 Meter sand man auch einen Fuß des erwähnten Schrankes, und zwar so gut in der Bruchstelle erhalten, daß er nur kurze Zeit in dem Erdboden ge legen haben tonnte. Nun kamen wieder blutdurch setzte Sackleinwandfetzen, Bretter und blutdurch tränktes Stroh und endlich in der Tiefe von 1?/i »> stieß man auf den Leichnam von Todt, der in einer breiten Grube lag. Am Hinterkopse zeigte sich eine klaffende Wunde, die ihm der Mörder vermutlich mit einem spitzen Gegenstand beigebracht hatte. Ohne Zweifel hat Göhlert den Todt am Tage er mordet und den Leichnam Les Nachts vergraben. An der Stelle der Wand, wo sich das Grab befand, waren die Bretter mit starken Matten verhangen und die Ecke war mit Stroh ausgestopft. Es sand sich auch ein Leuchter mir Licht, an dem sich noch Blutflecke befanden. Eine Spitzhacke zeigte auch Blutspuren, und somit liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß sie Göhlert als Mordinstrument benutzt hak. Chemnitz, 2. Mai. (Vereinsgründung. — Studienrat Prof. Zöllner -f.j Ein Be zirksverein Chemnitz im Landesverband sächsischer Redakteure und Berufsschriftsteller wurde am Sonn tag in Chemnitz nach einem einleitenden Vortrag des Vorsitzenden Les Landesverbandes Herrn v. Puttkamer lDresden) gegründet. Der Bezirksverein, dem als bald 16 Herren beitratcn und dem eine größere Zahl von Anmeldungen in sicherer Aussicht steht, verfolgt di-e gleichen Zwecke wie der Landesverband: Pflege der Kollegialität, Zusammenschluß in Organisations fragen, Wahrung der Standesinteressen, Scl>affung einer Untcrstützungs- und Sterbekasse usw. In den Vorstand wurden gewählt die Herren Kaschle („Chemnitzer Tageblatt") als Vorsitzender, Hofrat Prof. Ohorn, stellvertretender Vorsitzender, Wolf („Chemnitzer Neueste Nachrichten"), Schriftführer, Pröhl („Mittweidaer Tageblatt"), stellvertretender Schriftführer, Grunau (Chemnitzer Allgemeine Zeitung"), Kassierer, Handtke („Obererzgebirgischer Anzeiger", Buchholz) und Kirschner („Glauchauer Zeitung") als Beisitzer. Auf der Dresdner Mai tagung wird der Chemnitzer Bezirksverein bereits vertreten sein. — Am Sonntag ist nach längerer Leideuszeit Studienrat Prof. Kurt Wilhelm Zöllner verstorben. Er war am 10. Juli 1853 in Schandau geboren, übernahm 1882 sein erster Lehr amt an der Realschule in Schneeberg, wurde in dem selben Jahre provisorischer. 1884 ständiger Oberlehrer am Realgymnasium in Chemnitz und erhielt im Jahre 1893 bei der Neugründung der Realschule, jetzt Oberrealschule, das Amt des stellvertretenden Direktors übertragen. Im Jahre 1902 wurde er als erster Lehrer an der Anstalt zum Professor ernannt. Leider wurde Zöllner nicht allzulange danach von schwerem Leiden befallen, so daß er genötigt war, 1910 vorzeitig in den Ruhestand überzutreten. Bei dieser Gelegenheit erhielt er den Titel ..Studienrat". Zöllner ist besonders bekannt geworden durch seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Ortsgeschichte. Sein Hauptwerk ist die „Geschichte der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart". Sodann verfaßte Zöllner den Text zu dem Buche „Chemnitz am Ende des 19. Jahr hunderts". * Meißen, 2. Mai. (Einweihung.) Unter großer Anteilnahme der hiesigen Einwohnerschaft ging gestern die Weihe des neuen Licht-, Luft- und Sonnenbades vor sich. Die Kosten dieser neuen Ver einsschöpfung belaufen sich mit Einschluß des Grund und Bodens auf etwa 50 000 .11. * Borstendorf, 1. Mai. (Schwerer Unfall.) Heute nachmittag scheuten die Pferde des Forst meisters Rehschuß und warfen den Wagen um. Der Kutscher, ein junger Mann, hat eine schwere Kopf verletzung und innere Verletzungen davongetragen. ZVI,. Nossen, 1. Mai. (Ein Raubanfall) wurde am Sonntag früh in der 3. Stunde auf der Straße zwischen Nossen und Siedenlehn an dem Sieben- lehner Cchuhmachermeister Westphal verübt. Der Täter ist ein in Nossen in Stellung befindlicher 24 Jahre alter Kupferschmied. Letzterer hatte mit dem Schuhmachermeister W. in einem hiesigen Restaurant gesessen und dabei beobachtet, daß W. viel Geld bei sich hatte. Der Kupferschmied verließ bald, nachdem sich W. entfernt hatte, das Lokal, holte schnell den Schuhmachermeister ein und bot ihm seine Begleitung an. Kurz vor Siebenlehn überfiel der Kupferschmied den W., würgte ihn am Halse und warf ihn in den Straßengraben. Hierauf raubte er ihm gegen 100.Der Täter begab sich darauf zurück nach Nossen, wo er von der benachrichtigten Polizei beim Verlaßen eines Ladens auf dem Markte im Laufe des Vormittags verhaftet wurde. Nach längerem Leugnen gestand der Täter die Tat ein und wurde sodann an das Amtsgericht abgeliefert. " Grünhainichen, 1. Mai. (Wiederaufgenom mene Arbeit.) Die am Donnerstag in den Aus stand getretenen Holzarbeiter der Firma Louis Richter. Jalousie- und Rolladenfabrik, hier, haben heute die Arbeit wieder ausgenommen. * Kirchberg i. S., 2. Mai. (Städtisches.) Die hiesige Sladtgemeindc Hal beschloßen, die jetzt einer Aktiengesellschaft gehörige Gasanstalt, deren Kon Zession in diesem Jahre abläuft, vom 1. Juli ab mit Vermögen und Schulden käuflich zu übernehmen. Als Kaufpreis sind 210 000 .8 vereinbart worden, wovon auf die Stadt als Hauptaktionärin 75 000 entfallen. — Die Aufstellung einer neuen Ortsschulordnung habe» die hiesigen städtischen Kollegien beschloßen und im Entwürfe bereits genehmigt. Die neue Ordnung sieht höhere Abteilungen sür Knaben und Mädchen vor. Ferner wird hier eine dem Ministerium des Innern unterstehende <5ewerbcschnlc mit erhöhten Zielen errichtet, die alsbald mit 150 Schülern, die bisher der erweiterten Abteilung der jetzigen Fort bildungsschule angehörten, ins Leben tritt. Der Lehr plan enthält u. a. auch Unterricht im Englischen. * Lengenfeld, 2. Mai. (Ernennung.) Der bisherige Polizciexpedient und Sportclkaßierer Herr Willibald Schaarschmidt ist zum Polizeiregistrator ernannt worden. * Reichenbach, 2. Mai. (Beim Fenster- putzen schwer verunglückt) ist die im Re staurant „Zu den drei Raben" bedienstete Elsa Möckel aus Reinsdorf. Das junge Mädchen, das schon länger dort in Diensten ist, wurde, auf der Brüstung im Obergeschoß stehend, durch einen kräftigen Wind stoß aus ihrer Stellung gebracht und stürzte auf die Straße ab. wo es besinnungslos liegen blieb. Nach ihrer Ueberführung ins Stadtkrankenhaus wurde außer Nippenbrüchen auch Schädelbruch festgestellt. * Cbmath, 2. Mai. (F a b r i k e r w e i t e r u n g.) Die Erste Vogtländische Mctaltgespinstsabrik, die von der Firma C. B. Müller L Co. in Roßbach hier er richtet wurde, erweitert jetzt durch einen Anbau ihren Betrieb wesentlich. Die Maschinenanlage wird durch einen Naphthalinmotor in Betrieb gesetzt — eine neue Einrichtung, deren es erst zwei oder drei im ganzen Deutschen Reicize gibt. Vergangene Woche nahm Amtshauptmann v. Bose aus Oelsnitz ein gehend von dem Betriebe Kenntnis. * Cunewalde, 2. Mai. (Einen bedauerlichen Unfall) erlitt derDachdcckcrmeister Kutschke. Beim Holzhacken sprang ihm ein Holzsplitter jo unglücklich ins Ange, daß dieses sofort auslief. ^VI,. Bautzen, 1. Mai. (Zur Walpurgisfeisr) am gestrigen Abend flammten in den Lausitzer Bergen Hunderte von Hexenfcuern auf. Auch hier und da wurden Hcxentänze mit brennenden Besen auf geführt. Besonders große Feuer brannten auf dem Ccorneboh, dem Bieleboh und dem Mönchswalder Berge. Wahre Völkerwanderungen fanden ins Freie statt, um das Treiben zu beobachten. * Obergittersee, 2. Mai. (Zugzusam men stoß.) Heute mittag 11'/« Uh: stieß auf dem hiesigen Bahn hofe der Personenzng 2874 von Dresden infolge Mischer Weichenstcltung mit einem Güterzuge zu sammen. Dadurch entgleisten drei Güterwagen, von denen einer zertrümmert wurde. Personen wurden nicht verletzt. Aus Lschlens Umgebung. -s- Halle a. S„ 1. Mai. (Stadtverord net e n s i tz u n g.) Die Verlegung des Schulgartens nach dem Galgenberge wurde genehmigt, das viel besprochene Projekt der Einrichtung eines Cafe- Restaurants im Roten Turm auf dem Marktplatz (das Wahrzeichen Halles) nach langer Diskussion ab gelehnt. ---Altenburg, 1. Mai. (Armenspeisung.) Auf Kosten Les regierenden Herzogs wurden wiederum 126 alte, arme Männer und Frauen im hiesigen Schiitzenhauje gespeist. Die alljährlich sich wieder holende Festlichkeit, woran auch die Spitzen der städtischen Behörden teilnehmen, bezweckt, in der Bevölkerung das Gedächtnis an den Herzog Friedrich wachzuerhalten. ll. Delitzsch, 1. Mai. (Tödlicher Unfall.) Der 71jährige Arbeiter Julius Gradehand in Selben stürzte m unglücklich von seinem Wagen, daß er sich einige Rippen brach. Der alte Mann erlag bald den erhaltenen Verletzungen. * Meuselwitz, 2, Mai. (Schrecklicher Selb st ur ord.) Hier geriet ein alter Invalid und Kriegs Veteran namens Häußner nach einem Streite mit seiner Frau in eine derartige Erregung, daß er die Kleider, die er am Leibe trug, mit Petroleum begoß und anzündete. Der Mann glich sofort einer Feuersäule, doch konnten die Flammen durch Nach barn erstickt werden. An dem Auskommen des schwer verbrannten Mannes wird gezweifelt. /X Weimar, 2. Mai. (Vom Hofe.) Die Ober hofmeisterin am großherzoglichen Hofe, Gräfin von der Kanitz, ist gestern, nachdem sie noch während der Tauffeierlichkeiten am Sonntag ihres Amtes ge waltet. aus ihrer Stellung ausgeschieden. An ihre Stelle ist Gräfin Clementine o. Pückler zur Oberhof meisterin ernannt worden. — Die Großherzogin Feo dora wird sich in den nächsten Tagen zu längerem Aufenthalt nach Schloß Heinrichau in Schlesien be geben, wo auch der Großherzog, nachdem er einige Tage auf Heiner Posenschen Besitzung Racot der Jagd obgelegen, eintrifft. sieMdekg'! 8lWtllng-8eilIm «NI« naturfarben, einfarbig, bedruckt, Diagonal, gestreift, karriert rr werden auch noch für nächste Saison eine VE kevvnLugte kolle ivielrn, da sie chic, dabei praktisch und unoerwünliw im Tragen find. Wune stets das Neueste in schwarzer, weißer und farbiger „Hennebcrg-seide" non Mi. l.lo bis Mk. 28.5) p. Meier. Franko und schon verzollt ins Hau». Muner umgebend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. ES. ZU«»»«ii»»rs, Lürtod. Hofl. I. M. der Deutsche» Kaiserin.