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Nr. 206. los. Ishryany- Ei» D»«ag«bSud<. Petersburg. 27. Juli. (Erg. Druhtinekd.) Das ständige Verwaltungskomitee der Reichsduma hat bei Gelegenheit von R^xrrattrren die völlige Baufälllg- keit des Taurffchen Paloft«, festgeftellt rrmd beschlossen, dem Plenum vorzrffchlagen, die Errichtung eine, neuen Gebäudes für die Reichsduma t» Erwägung M ziehen. Zusammenstoß zwischen Royalisten nnd Republikaner» i» Portugal. Lissabon. 27. Juli. (Eig. Drahtm.) In der Kir che von Lobricgo kam es zu einem ernsten Z u - sammenstoß zwischen Royalisten und Republika nern. Der Führer der Republikaner Costa wurde von hinten erstochen. Es kam zu einem Gefecht, bei dem Revolver und Messer gebraucht wurden. Trup pen mußten die Ordnung wtcderberstellen. Nach dem „Secolo" sind vier Personen gelötet, 14 schwer und .'10 leicht verletzt worden. Die Gegenseitigkeit zwischen Kanada »nd der Union. Washington, 27. Juli. (Eig. Drcchtmeld.) Präsi dent Taft unterzeichnete das Gegen seitigkeitsabkommen mit Kanada. Mit dem Gegenseitigkeitsabkommen zwischen den beiden Nachbarstaaten, das am Sonnabend im ameri kanischen Senat Annahme gefunden hat, ist dem Präsidenten Tast ein starker persönlicher Erfolg gegen den Hochschutzzoll geworden, der die Popularität des Präsidenten außerordentlich kräftigen dürste. An der Annahme des Pertrages durch das kanadische Parlament in Ottawa ist nicht zn zweifeln. Obligatorischer Militärdienst in Australien. Melbourne, 27. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) 150 000 junge Leute im Altor von 14 bis 17 Jahren sind in die Listen für die obligatorische mili tärische Ausbildung eingetragen worden, die am 1. Juli gesetzlich in Kraft getreten ist. Kus Leipzig unü llmgegenü. * Leipzig. 27. Juli. Wetterbericht der Köinal. Sachs. Lanveswettenoarte zu Dresden. Voraussage für den 28. Juli. Keine Witterungsänderung, Gewitterneigung hält an. Pöhl berg: Ferne Gewitter, nicht sehr weit nach Nord bis Ost, schwaches Wetterleuchten aus Nord bis Ost. Fichtelberg: Matter Sonnenunter- nnd -aus- gang, Abendrot bzw. Himmelsfärbung gelb. Ternperalur des Fluhwaffers. 27. Juli mttgs.lLUHr UL. 2uli abds. k> Uhr 27. Juli sriih 5> !lkr Germaniabad «Pleik»» 25,0° 0 23.0° 0 24,0° 0 Schwimmanslalt(Elitkr> 25,5" 6 24,5" 0 25,0 " 0 Gemeindedad Schönefeld iParthe) 25,0° 0 23,5 c 24,0° 6 * * Temperaturmessungell. In den letzten Tagen haben wohl viele Leute die Erfahrung gemacht, daß die Angabe» in den Temperatnrmessungen meistens glotze Unterschiede ausweisen. Professor Dr. a g v r s k i - Naumburg beschäftigt sich nun in einer Zuschrift an das „Berliner Tageblatt" mit dieser sonderbaren Tatsache, in der er folgende interessanten Angaben macht: „Wenn man die Zei tungsberichte über die höchste Temperatur im Schatten an» letzten Sonntag liest, mutz man sich über die stark differierenden Angaben wundern. Und doch mag jeder der Beobachter an und für sich ganz richtig beobachtet haben. Ich will dieses an einem Beispiel erklären. An meiner im Freien bei Naum burg an der Saale gelegenen Billa sand ich als höchste Temperatur im Schatten am vorigen Sonntag 32 Grad Celsius, das „Naumburger Kreisblarr' gibt als höchste Temperatur 80 Grad Celsius an, ich selbst sah in der Michaclisgasse ein richtig gehen des Thermometer gegen 4 Uhr im Schatten auf 12 Grab Celsius stehen. Hier liegt also eine Differenz von 1<> Grad bei zwei an und für sich richtigen Beobachtungen vor. Diese Erscheinung erklärt sich einfach aus folgende Art: Die TemperaturdesThcr- momcters in der Michaelisgasse war stark beeinflußt von Ausstrahlungen, die von dem erhitzten Pflaster, den Dächern und Wänden der Häuser aus gingen. wenn cs auch selbst völlig im Scharten stand, während das Thermometer an meiner Billa keinem derartigen Einfluß unterworfen war. Man kann daraus erkennen, wie wertlos Temperaturangaben sind, die von Laien gemacht werden. Wissenschaftlich richtig ist eine Temperaturmessung nur dann, wenn sic an einem Thermometer vorgenommen wird, das völlig frei von Einflüssen der obengenannten Art ist." Lrimisrr Tayrdlan. vounrrsw-, 27. Jull lSN. * Da, «estrige ttmgersehnte Gewitter, dessen Wirkung doch nicht so war, wie man sie allgemein gewünscht hat, — denn heute scheint die Sonne yeißer wie je — hat in der Umgegend einigen Schaden angerichtet. — In Holz hausen schlug ein Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Danneberg und zündete. Bon den Feuerwehren war die Zuckelhausener als erste an der Brandstelle; ihr folgten Engelsdorf, Liebert wolkwitz, Zweinaundorf und Mölkau. Bon den Weh ren konnten nur mit Anstrengung aller Kräfte die hart angrenzenden älteren Gebäude, die durch den ungünstigen Wind stark gefährdet waren, erhalten werden. Die Holzhausener Pflichtfeuermehr stellte die Brandwache, die noch mehrere Male Waßer geben mußte. Das Vieh konnte sämtlich gerettet wer den, doch sind viel Heu, Roggen und landwirtschaft liche Maschinen vernichtet worden. — Weiter schlug der Blitz gegen 9^ Uhr in eine Scheune des Gutsbesitzers Herrmanns in Cröbern. Da das Feuer reichliche Nahrung sand, wurde die Scheune völlig eingeäschert. Das Feuer sprang auch auf einen benachbarten Biehstall über, an dem als bald der Giebel Feuer fing. Den zu Hilfe herbei geeilten Fenermenrcn gelang es jedoch, dies Feuer einzudämmen, so daß kein größerer Schaden entstand. — In Leipzig bat das Gewitter keinen Schaden angcrichtet. In der Rudolf - Colditz - Straße in L.-Stötteritz wurden von dem Sturm ein Dutzend Straßenbüume entwurzelt und umgelegt; ebenso wurden am Stückenwegc in L.-Sellerhaufcn zwei Pappeln umgeworsen. * König Friedrich August — Protektor der III^ lieber die Internationale Baufach-Ausstcllung mit Sonderausstellungen Leipzig 1918 hat König Friedrich August von Sachsen das Protektorat über nommen. * Postausweiskarten. Nach Vereinbarung mit der spanischen Postverwaltung worden die in Deutschland ausgestellten Postausweiskarten fortan auch in S P a - nien als vollgültige Auswtzispapiere angesehen. j-f- Seinen schweren Verletzungen erlegen ist im Krankenhaus« der in L.-Plagwitz, Zschochersche Straße 82 beim Bruder beschäftigte Bäckerlehrling Ernst Müller, der in der Frankfurter Straße mit seinem Rade hinter einem Straßenbahnwagen her gefahren und in dem Moment, als er zur Seite ab biegen wollte, von einem in entgegengesetzter Rich tung in voller Fahrt kommenden Straßenbahnwagen umgerisicn worden war. -ff- Schwerer Straßenbahnunsall. Im Straßen bahndepot in L.-Probstheida stieß dem dort in der Grimmaischen Straße 25 wohnhaften Schaffner Paul Paatz ein schwerer Unglücksfall zu. Er rückte allein zwei Wagen zusammen, um diese zu verkoppeln. Hierbei wurde der Mann zwischen die Puffer gedrückt und erlitt dadurch außer einer schweren Handver- letznng einen Oberschenkelbruch. * Die Leiche in der Elster. Mittwochnachmittag wurde von ernem Reisenden vom Zuge aus in der Elster an der Brücke der Thüringer Eisenbahn ein Leichnam bemerkt. 2n dem Toten erkannte man einen in der Wahrener Straße in Gohlis wahnhaft gewesenen 55jährigen Zimmermann. Ob Selbstmord oder llnglücksfall vorliegt, ist nicht bekannt. * Der gefährliche Kinderwagen. Ein Droschken pferd scheure in der Gerberstraße vor einem Kinder wagen, zerbrach die Gabelbäume und sprang auf den Fußweg, wobei es die große Schaufensterscheibe eines Hutgeschäftes im Werte von 3M zertrümmerte. Das Pferd zog sich dabei Berletzungen am Kopfe zu. * Streit ums Wasser. Beim Wasserholen ge rieten in einer Gartenkolonie in Dölitz vier Garten besitzer mit einem Arbeiter in Streit, wöbe, letzterer derart mißhandelt wurde, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mutzte. Hitzschläge. Die auf dem Klostergut in L.» Connewitz wohnende 44 Jahre alte Arbeitersehefrau Josefine Philippowska wurde Mittwoch nachmittag auf dem Felde vom Hitzschlag betroffen. — Beim Teeren des Daches eines Grundstückes der Wächter straße wurde ein 22jähriger Dachdecker vom Hitzschlag betroffen. — Ebenso erfolgte die Ueberführung eines 41jährigen Rohrlegers ins Krankenhaus, der einen linksseitigen Schlaganfall erlitten hatte. * Gestohlene Sachen. Im Besitz kürzlich hier fest genommener Einbrecker wurden nachstehende Gcgen- itände gesunden, die wahrscheinlich von Diebstählen herrühren und deren Eigentümer sich bei der Kriminalpolizei melden können: Ein grauer Damen umhang, drei weiße Damcnnachtjacken, ein weißes Tischtuch, ein Taschentuch, gez. M. K., ein creme farbener Barchentunterrock gez. E. H., ein weitzleinener Unterrock mit durchbrochenem Volant, drei weiß- und blaugestreifte Oberhemden, eine Brosche in Tennis schlägerform mit bunten Steinchen besetzt,ein Portemon naie mit Perlmutterschalen, eine Stehlampe mit grünem Schirm, ein neuer Treibriemen, 90 ein lang, 30 em breit. * Vermißt wird seit dem 25. d. M. aus seiner Wohnung Täubchenweg 90 der Korrespondent Eduard Franz Knopf, geboren den 8. Juli 1853 in Weißen dorf. Er ist nervenleidend und seine Angehörigen vermuten, daß ihm ein Unfall zugestoßen ist, oder daß er planlos umherirrt. Der Vermißte ist mittel groß, schmächtig, hat graumeliertes Haar und Boll bart, trug grauen Iackettanzug, Helle Weste und weißen Stroyhut mit schwarzem Band. * Unehrliche Angestellte. Um mehr als 1000 schädigten zwei Handlungsgehilfen im Alter von 24 und 19 Jahren ihren Ches, den Inhaber einer Eisen warenhandlung im Ostoiertel, dadurch, daß sie bei Verkäufen geringere Beträge in der Kontrollkasse notierten, als sie wirklich eingenommen hatten. Die Ueberschüssc ließen sie in ihre Tasche verschwinden. Die Unehrlichen mußten sich polizeilich verantworten. Lts. Grasbrand. Am Bahndamm der Thüringer Bahn in der Lindenthaler Straße fand ein Gras brand statt, den die Feuerwehr der Hauptfeuerwache ablöschte. * Festgenommen wurden eine 20 Jahre alte Näherin aus Magdeburg, die einem Herrn ein Portemonnaie mit 80 und einen goldenen Ring im Werte von 120 gestohlen hatte; das Geld hatte sie bereits vertan; ein vorbestrafter 28 Jahre alter Steindrucker aus Stötteritz und ein 26 Jahre alter Maurer aus Halle; ersterer ist ver dächtig, Gegenstände, die von Einbruchsdiebstählen herrühren, aufgekauft zu haben, letzterer soll sich der Leichenfledderei schuldig gemacht haben; ein von der Gerichtsbehörde in Königsberg wegen Betrugs verfolgter 27 Jahre alter Geschäftsreisender. * Gestohlen wurde aus Wohnungen in der Pestalozzi- und Weststraßc eine goldene Damcnuhr mit der Gravierung „Meiner lieben Braut, Weih nachten 1890" mit langer Uhrkette und ein goldener Damcnring mit hochgefaßtem Brillant. ff Großdalzig. Die in der Leipziger Straße 7 wohnhafte 42 Jahre alte Maurersehesrau Auguste Weiske verunglückte beim Heu abladen. Sie rutschte in der Scheune von der Banse auf die Tenne herab. Hierbei stieß sie sich den Stiel der am Heu wagen angelegten HeugabeltiefindenLeib. ff Markkleeberg. Ein auf dem Rittergut be schäftigter 58 Jahre alter Arbeiter fiel beim Heu abladen cntw adrei Meter hoch von einer Leiter herab und erlitt einen Oberschenkelbruch. * Wahren. Bei der am Sonntag, den 23. Juli, zu Wurzen stattgefundenen Regatta des Sächsischen Ruder-Verbandes gelang cs dem Ruder-Verein „Wettin" zu Wahren, drei Siege an seine Farben zu yeften; und zwar den Junior-Achter gegen Ruder verein „Saxonia"-Wurzcn mit 3 Bootslüngen; den Junior-Vierer mit 1L. Bootslänge gegen Ruder verein „Triton"-Leipzig und Leipziger Ruderklub „Möve v. 07"; den Großen Achter mit einer Boots länge gegen Ruderverein „Saxonia"-Wurzen. Obgleich es dem Ruderverein „Saxonca" gestattet war, im Junior-Achter 4 Senioren einzusctzen, war es ihm doch nicht möglich, den Ruderverein „Wettin" zu schlagen. * Knauthain. In dem Grundstück Mühlenstr. 16 fand man in der oberen Etage den 76 Jahre alten Privatmann G. Sperling tot auf. Sperling mußte vor etwa drei Wochen gestorben sein. Seine Ehefrau, die seit dieser Zeit fast gar nicht gesehen wurde, war in der Wohnung; sie war offenbar irrsinnig geworden und konnte keine Antwort über den Tod ihres Mannes geben. Schon seit längerer Zeit hatten die Eheleute Sperling sehr zurückgezogen gelebt. * Borsdorf. Voraussichtlich am 1. August wird der Betrieb des verlängerten Bahnsteigtunnels eröffnet und damit ein Wendepunkt für die Entwick ln», unseres Ortes eintretcn Als vor Jahren die jetzige Bahnhofsanlage geschaffen und durch sie der Ort in zwei Hälften geteilt worden war, entstand ein Zustand, der für die Entwick lung Borsdorfs sehr nachteilig war. Die Ver bindung zwischen den Ortstcilen wurde durch einen abseits vom Bahnhof gelegenen, rn der Anlage ver fehlten und mangelhaft hergestellten Tunnel unter den Gleisen notdürftig hergesterlt. Erst den energi schen Bemühungen des im September 1909 gegrün deten Berlehrsvereins ist cs gelungen, die General direktion der Staatseiseilbahnen in Dresden zu ver anlaßen, durch Verlängerung des Bahnsteigtunnels nach dem Süden nicht nur eine bequeme und ange nehme Verbindung zwischen dem nördlichen und süd lichen Teile des Orts zu schaffen, sondern gleich zeitig auch den Zugang zum Bahnhof und den Ab gang für einen großen Teil der Einwohner und der Besucher Borsdorfs bequem und angenehm zu ge stalten. Die Ausführung der Verlängerug, die im März in Angriff genommen worden ist, war mit Schwierigkeiten und mit nicht unerheblichen Kosten verknüpft. Die Kosten sind etwa zu einem Drittel durch freiwillige Beiträge und durch Bewil ligungen der Gemeinden Vorsdorf, Zweenfurth und Hirschfeld aufgebracht wor den. Bon der Ausbringung des Berrages hatte der Staat die Ausführung für seine Rechnung abhängig gemacht. Das Areal, das aus dem neuen Tunnel nach dem Süden einmündend in die Marienstraße führt, hat ei» Bürger Borsdorf«, der Baumeister Carl Wilhelm, der Gemeinde geschenkt. Die Ver besserung der Bahnhofsverhältniffe durch die Fort führung des Bahnsteigtunnels bedeutet einen erheb lichen Fortschritt in der Entwickelung Borsdorss als Wohn- und Landhausvorort von Groß-Leipzig. Des- halb wird die bevorstehende Betriebseröffnung in Borsdorf mit großer Freude begrüßt. * Böhlitz-Ehrenberg. Infolge der anhaltenden Trockenheit ist der hiesige Schulbrunnen, der das notwendige Wasser für die Straßenbesprengung und den Betrieb des Schul- und Volksbades liefert, in der Wasserabgabe io weit zurückgegangen, daß es un möglich ist, zurzeit die Straßenbesprengung fortzu setzen und den Betrieb des Bades aufrechtzuer halten. Weil es unmöglich ist, anderwärts Wasser zu diesen Zwecken zu erhalten, hat die Gemeinde am heutigen Tage die Straßenbesprengung eingestellt und auch bis auf weiteres das Bad geschlossen. Der Gemeindevorstand empfiehlt mit Rücksicht auf das Versiegen verschiedener Privatbrunnen den Verbrauch des Wassers wesentlich einzuschränten. — Zu der Notiz über die schulärztliche Untersuchung der Schul kinder ist zu bemerken, daß es nicht richtig ist, wenn es heißt, es fände eine fortwährende Kontrolle des Befindens des Kindes statt, weil die ausgestellte Personalkarte von Klaffe zu Klaffe mit wandern und weil besonders diese ärztlichen Untersuchungen alljährlich wiederholt würden. Nach dem zwischen der Schulgemeinde und Dr. Vogel als Schularzt ab geschlossenen Vertrage findet eine schulärztliche Unter suchung des Kindes nur beim .Eintritt in die Schule zwischen Pfingsten und den großen Ferien statt. Sus Sschlen. * Plauen i. V„ 27. Juli. (Verschiedenes.) Der Bezirksausschuß hat beschlossen, die Polizeistunde für den Bezirk allgemein auf nachts 1 Uhr. für Schantwirtschaften mit weiblicher Bedienung jedoch auf abends 11 Uhr festzusetzen. — Selbst der Polizei gestellt hat sich der 20 jährige Dienstknecht Joses Krey aus Langenau bei Danzig, der wegen versuchten Mordes gesucht wurde. Der Bursche hatte im nahen Mohlsdorf (Neuß) auf den mit ihm verfeindeten Großknecht des v. Schmidtschen Gutes drei Revolver schüsse abgegeben, die sämtlich trafen und dem Mann gefährliche Verletzungen zufügten. Nach dem Rache akt war Krey geflohen, bis er sich, von Gewissens bissen gepeinigt, selbst der Behörde stellte. — Ein Schavenfeuer brach am Mittwoch, vermutlich durch Selbstentzündung, in einem Nebengebäude auf dem Grundstück des Baumeisters Louis Stüber aus. Der Dachstuhl mit größeren Hausvorräten ist aus gebrannt, ferner sind Holzvorräte und Tischlerwerk zeug, sowie eine Häckselmaschine vernichtet worden. * Olbernhau, 25. Juli. (Der Verband säch sischer Erwerbs- und Wirtschaftsgenossen schaften) hielt hier in Gegenwart der Verireter der königlichen und städtischen Behörden seine 48. Haupt versammlung ab. Aus der Tagesordnung standen eine Anzahl von Fachvvrträgen, und zwar sprach Justizrat Liebe-Chemnitz über: Fragen aus dem sächsischen Stempelrechtc, Justizrat Dr. Alberti- Wiesbuden über das Thema: Wie sollen wir Ge nossenschafter uns zu der Zwangsversicherung stellen und über das Thema: Eintrittsgeld und Dividende. Die eigentliche Hauptversammlung wurde von Bürgermeister Dr. Loys e-Otdernhau mit begrüßen den Worte» eröffnet, worauf Justizrat Dr. Alberti »och ergänzende Mitteilungen zu Vern vorliegenden Jahresberichte gab und ein Aufblühen des Genossen schaftswesens konstatierte. Der nächste Verbaudstag soll in Dresden stattfinden. ü) Schneeberg, 26. Juli. (Ausgelieserter Be trüger.) lWassernot.) Vor einigen Wochen ver schwand mit Frau und Kind der Kaufmann Heidel, der Besitzer eines Spitzen- und Stickereigeschäfts, nachdem er eine ganze Anzahl hiesiger Einwohner, darunter auch Wenigbemittelte, um größere Summen betrogen hatte. Jetzt ist er in wt. Gallen festgenommen worden und wird an das Landgericht Zwickau, von dem er wegen betrügerischen Bankerotts verfolgt wird, ausgeliefert. — Wie viele Orte der Umgegend leidet auch Schneeberg unter anhaltendem Wasser mangel, trotzdem die Stadt im vorigen und diesem Jahre große Summe» zum Ausbau der Wasserleitung verausgabte. Wasscrwagen fahren durch die Straßen und geben den Haushaltungen die nöligen Waßer mengen ab. Das Schwimmbassin im Stadtbavc ist schon lange geschlossen. * Annaberg, 26. Juli. (Der sächsische Be zirk des Verbandes für Handlungs kommis von 1858) hat beschlossen, ein eigenes Ferienheim für Sachsen und Mitteldeutschland im oberen Erzgebirge zu errichten. Die vorbereitenoen Schritte zum Kauf oder Bau eines geeigneten Hauses sind dem Bezirk Annaberg-Buchhotz übertragen wor den, von dem die Idee eines eigenen Ferienheims ausgeht. * Schandau, 26. Juli. (Der Streik in der Papier- und Cellulosefabrit Gebrüder Noeßler), Porschdorf bei Schandau, der am 4. März General Pau. Aus dem Leben des neuen französischen Generalissimus. Als vor wenigen Wochen der französische Kriegs- m,nisler im Parlament erklärte, daß ver Oberbefehl über Frankreichs Soldaten im Falle eines Krieges nicht in die Hände eines einzelnen Feldherrn gelegt werden solle und damit das Schreckgesppcnst einer Kriegssührung vom grünen Tische aus auitauchte, war Vic Erregung in Frankreich so groß, daß die Regie rung sich sofort zu einer Reform des Ober befehls entschließen mußte. Noch Ende dieser Woche wird diese Veränderung in Kraft treten, die Ernennungsdekrete sind bereits in Vorbereitung. Zum Oberbefehlshaber der französischen Armee, zum Ge neralissimus wird der altcGeneralPau erhoben, der bisher Mitglied des höchsten Kriegs rats war. General Pau ist am 29. Noveml>er 1848 geboren und wird also nach etwa 2^ Jahren die gesetzlich« Altersgrenze erreichen. Aber der Mann, der während dieser Zeit den Oberbefehl über Frankreichs Heere führt, zählt zu den interessanteste» Persönlichkeiten der französischen Generalität, verkörpert sich doch in ihm der ungewöhnliche Fall, daß ein in seiner körper lichen Freiheit immerhin beschränkter Mann im aktiven Kriegsdienste verblieben ist. Der General Pau hat rm siebziger Kriege seine rechte Hand verloren, und er ist infolgedessen nur auf die linke Hand angewiesen. Aber seine außerordentlichen Fähigkeiten und vor allem die Bravour, die er als junger Leutnant im Kriege von 1870 bewiesen hatte, haben Pau davor geschützt, mit dem Verlusie seiner Hand auch den Dienst quittieren zu müssen, und er ist seitdem von Staffel zu Staffel cmporgestieyen, bis ihm nun endlich der Oberbefehl über Frankreichs gesamte Kriegsmacht zufällt. lieber di« zähe Tapferkeit und den Patriotismus dieses verdienten Offiziers erzählt das Tagebuch sei ner jungverstorbenen Schwester Marie-Edmec Pa u allerlei interessante Einzelheiten, die ein charak teristisches Licht auf das persönlich« Wesen und das Temperament dieses französischen Offiziers werfen. Als der siebziger Krieg ausbrach, war Pau erst fett kurzem aus der Militärschule von Saint-Cyr ent laßen, und als jugendlicher Unterleutnant nahm er an dem Feldzuge teil. Aber Las Glück ist ihm nicht günstig: rn Le: ersten großen Schlacht, bei Wörth, wird er gleich schwer verwundet. Ein Soldat seines Regiments berichtet darüber: ,^ver junge Unterleut nant wird ziemlich schwer am Sck)enkel verwundet, und im selben Augenblicke verliert er auch die reckte Hand. Sofort eilten wir herbei unü umringten ihn, aber der Leutnant Pau antwortete nur: „Bah, es ist nichts . . Trotzdem eilte die Schwester sofort zum Kriegsschauplatz, um Len geliebten Bruder zu pflegen. Noch auf dem Schlachtfeld«: hat man Sem tapferen jungen Offizier vom Unterleutnant zum Leutnant befördert: nun liegt er verwundet in Nancy. Sein ganzes Sinnen und Trachten gipfelt in dem Wunsche einer schnellen Genesung, denn er will möglichst bald wieder hinaus und kämpfen. Und keine Mahnungen vermögen dies leidenschaftliche Ungestüm des jungen Kriegers zu dämpfen. Schon am 19. Oktober — die Wunden sind kaum geheilt — bricht er wieder auf, um wieder seine Stelle in der Armee einzunehmen. Die Mutter ist traurig, die Schwester will den Bruder abhalten, und als ihr das nicht gelingt, ihn begleiten; aber Eürald Pau schüttelt den Kopf. Bei seinem Regiment erhebt man den jungen Offizier sofort zum Haupt mann, er schlägt sich bei Montbc-liard und kämpft bei Villersekel mit, und als die Armee Bourbakis schließ lich über die Schweizer Grenze gedrängt wird, will der Hauptmann Pau diese zweite Lahmlegung seines Soldateneifers nicht ertragen, er will weiter kämpfen und nicht die Waffen ablicfcrn. Und während Bourbaki über die Grenze geht, versammelt Pau seine Kompanie um sich, keiner will ihn verlaßen. „Ich bin schon einmal gefangen gewesen", so ruft der Hauptmann in Erinnerung an den Tag von Reichs hofen seinen Leuten zu, „ich werde mich nicht ergeben, auch nicht unseren Schweizer Freunden. Laßt uns vcrsucken, Lyon zu erreichen." Und durch Schnee und Winterkälie marschierte er mit feiner kleinen Truppe Tag und Nacht eine Blocke hindurch, hier und da schließen sich Nachzügler und Versprengte der kleinen Schar an, es gelingt dem Hauptmann Pau wirklich, der Armee Manteuffels zn entgehen, und nach tausend Gefahren erreicht er mit seinen Getreuen glücklich Saint-Julien in Savoyen. Seine Schwester ist inzwischen ebenfalls auf den Kriegsschauplatz geeilt, als Pflegerin erquickt sie Kranke und Vcrwuicdete, zieht auf der Suche nach dem Bruder von Dors zu Dorf bis in die Schweiz, wo sie endlich erfährt, daß Eäralü Pau die Waffen nicht gestreckt hat. In freudiger Hast eilt sie heim nach Nancy, um der Mutter die frohe Kunde zu bringen, aber schon wirkt in ihrem zarten Körper die schleichende Krankheit, die sie bei der Pflege von Kranken im Lazarett sich zugezogen hat. und wenige Tage später erliegt das junge Mädchen der An steckung, indes der junge Hauptmann nach seinem abenteuerlichen Rückzüge schon wieder im Begriff steht, ins Feld zu ziehen. Kunst unü Mllenlchatt. * Vom Leipziger Stadttheater. Direktor Volkner hat einen jüngst in Hamburg mit durchschlagendem Erfolge zur Aufführung gelangten Schwank „Wie Minister fallen" von A. Hansen für das Leip ziger Stadttheater erworben. Das inzwischen von vielen ersten Bühnen bereits gespielre lustige Stück wird schon in allernächster Zeit auf dem Spielplane erscheinen. Vorgeschichtliche Ausgrabungen in Thüringen. Man schreibt uns-. Die Forschungsarbeiten auf der vorgeschichtlichen Steins bürg bei Römhild sind durch Professor G oe tze, den bekannten Paläontologen, neuerdings wieder in ein lebhafteres Tempo ge kommen, indem der künftige Landesherr von Sachfen-Meiningen, Erbprinz Bernhard — selbst ein tüchtiger Archäologe —sich kürzlich einen instruktiven Vortrag von dem genannten Gelehrten an Ort und Stelle über den bisherigen Erfolg und den Gang der Arbeiten halten ließ. Die Steinsburg, deren Befestigungen keltischen Ursprungs sind — viertes bis erstes Jahrhundert vor Christus — hat einen dreifachen Basaltwall, der den umliegenden Ansiede lungen im Falle der Not eine sichere Zufluchtsstätte bot. Vor Jahren bereits wurden vorgeschichtliche Mauerreste, Wohn- und Grabstätten bloßgelegt. * Die Einweihung des Ernst Abbe-Denkmals in Jena findet nächsten Sonntag 11 Uhr statt. Die Teilnehmer versammeln sich um 1l?/. Uhr auf dem Teichgraben und begeben sich nach dem Carl Zciß- Platz; dort ist der von Henry van de Velde ge schaffene, mit den Reliefs Constantin Menniers ge schmückte Denkmalsbau errichtet, in dem die Marmor herme Ernst Abbes von der Hand Max Klingers ihren Platz gefunden hat. An die Einweihung knüpft sich unmittelbar eine musikalische Schlugfeier rm Bolkshause, zu der die Carl Zeiß-Stiftung besondere Einladung ergehen lassen wird. Bei ungünstiger Witterung wird auch die Einweihungsfeier selbst im Volkshause abgehalten werden. * Rostand Kommandeur der Ehrenlegion. In der nächsten Ernennungsliste der Ehrenlegion wird Edmond Rostand, der Dichter von „L'Aiglon" und „Chantecler", als neuer Kommandeur dieses Orden-« aufgeführt sein. Wie aus Paris berichtet wird, hat Rostand, der bereits seit langem Ritter der Legion ist, dieses Avancement einem merkwürdigen Umstand zu verdanken. Der Minister Steeg hatte nur ein ein. ziges Kommandeurkreuz zu vergeben, und dieses war Anatole France zugedacht. Dieser lehnte ab, weil Victor Hugo nur Offizier nnd Lamartine nur Ritter der Legion gewesen seien! Rostand ließ sich durch so pietätvolle Gründe nicht abschrecken und tritt nun das Erbe des edelmütigen Anatole an * Der Papstpalaft als Theatergebäude. Groß« Entrüstung in Künstlcrkreisen erregt die bekannt- gewordene Entschließung der Stadtverwaltung von Avignon, den ruhmreichen Palast der Päpste, eines der großartigsten frühmittelalterlichen Baudenkmäler Europas, einem Unternehmer für 1500 Fr. jährlich zu Theatervorstellungen zu vermieten. Ein Aus schuß ist im Begriff, hier zufammenzutreten, um bei der Regierung die Aufhebung dieses Pachtvertrages zu betreiben. * Theaterchronik. Herbert Eulenbergs neueste« Stück „Alles um Geld" wurde für das K. K. Hof burgtheater Wien von Baron von Berger zur Auf führung erworben. —