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Li c^uqS-Preis Anzeigen-Preis str Leipzig uab Lororre ourch »n)er« Iräyei und Gocdnrur« 2mol täglich in» ;>au-i nrbiaMl SUP). monalU. r.7UMl. vierlelivhil. P«i unlern HUiale» «. An. navmcüellen adarhott 75 Gl. monatU. L.2SÄ«. oienrUahrl- G»rc» oi« Pol:: mnrrhald 5/«u»lchluno» und de, vruttchen Kolonien oierrcliadrl. 5.8» Mk.. inonarl. I.LU2UI. uuslchl Ponbeltrllncld ferner »n Lclnren, Dänemark. Srn Donauilaaten. Italic,k!uzemkara. !>t»eüerlandr, Nor» weilen OelterictD-Ungarn. Ratzland. Schweden, Lchwel« n. Evanten. 2n allen Übrigen Ltaolei, nur direkt durch die tvelchatrsiiell« de» Blatte» «rbaltlich. Da» rtervttar, Tagedlan erichrr» »mal täglich. Sona- u. ireiertag» nur morgens. Abonnements-Annahme 7r»dannr»galle N. der unleren Tragern. Attralrn. Spediteuren und AnnaymellrUen. lowrr Boitanttera und BrieitrageNt. S«n,el»ertaoi»prei» s V. Abend-Ansgabe. U c ipM cr T llgMaü f 14«92 —s " «92 (K«chk°°Ichl»d> Ttl.-ÄNlchl.( IE Sel.-^Nschl.^ 14 893 Ämtsblatt des Aales und -es Volizeiamtcs der Stadt Leipzig. Rednktion and »elchiist»ft«a«: Iodanntsgasie L paaor-zrlrol» Dees»»«; Seenratz« < i tTelephon «Lil. tttt Jnlerau «e» U«1p»t» and Umgebung vt« 1spolNg«V»ttt»rtl« BPs-dleReName- »etl« l Mk., von au»wärt» Sll Ps. Reklamen UlLl Mk.. Jnlerale von Behörden im amt- ltchen Teil dl« Pettt,«U» SO Bk S«Ichüft»anj«igen ml« Bla»oorlchnn„ ». in der Ad«ndau,gab» im Breil« erhöht. Rabatt nach lortt Vetlogrgedükr Gelamr. auslag» L Mk o. Tausend erkl. Boltgedühr. Teilbeilag« Hoyer. iZesterreilr« Ansttaar können nich, »urück» aerogen werben Für da» Erscheinen a» besttmmlen Tagen und Blähen wird kein» Garantie übernommen An,ergen - Annahme. 2»ba»,i,,,g« bei sämtlichen Ailialen a. allen Annoncen» Lrpedittonea de» In» und Ausland««. r««t »ad »rrla, de» e«:,tl,«r r»«»» blatte» S. Pol». Inhaber: Baut ttüttte». Nr. 192 vonnersmki. üen 13. Tüll ISI I. 105. Zshrgsng. Tie vorlie^ensc Ausgabe umsaftt 6 Selten. Msrokko. Zwischen Spanien und Frankreich spitzt sich die Situation immer mehr zu. Das „Echo de Paris" mahnt Spanien, nicht zu vergessen, das; Frankreich am Ende seiner Geduld angelangt sei. Vom objek tiven standpunkt aus mag Spaniens Vorgehen be rechtigt sein: ob cs im Endeffekt praktisch war. wird die Zeit lehren. Frankreich bemüht sich nach wie vor, in Marokko festen Fuß zu belchlten. Trotzdem sich General Moinier mit der Begründung, im Innern Marokkos sei alles ruhig, aus Fez zurück gezogen hat, wurden die französischen Schutzwachen um F e z um 80 Mann verstärkt. Hoffentlich wird die Notwendigkeit dieser Massregel Kalo ordentlich begründet. Das konsequente Schweigen der deutschen und der französischen Regierung über ihre Verhand lungen ist sensationsfreudigen Leuten nicht an genehm, bietet aber leider auch professionellen Enten züchtern willkommene Gelegenheit, sich zu betätigen: Acht deutsche Kreuzer sollen in marokkanischen Ge wässern eingetroffen sein! Das Ganze stellte sich zwar bald als tüchtiger englischer Börsenbluff heraus, aber für die Stimmung bei den Westmächten sind gerade solche Meldungen bezeichnend. — Im einzelnen liegen folgende Depeschen vor: Paris, t3. Juli. (Eig. Drahtmld.) Das „Echo de Paris" schreibt über den Zwischenfall von Eltsar: Es wird höchste Zeit, daß die Madrider Regierung ihre Beamten an die Achtung vor den internationalen Bestimmungen er innert. sonst könnte sich demnächst in Elksar ode/ Um gegend ein ungewöhnlich ernstes Dor- k o m m n i s abspielen. Man darf nicht vergessen, das; in ocr Rühe von Elksar eine von französischen Offi zieren befehligten scherifische Mahalla lagert- Spanien muhte wissen, daß Frankreich am Ende seiner Geduld angelangt sei. Berlin, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Frankreich hr._ rnlibhäng'g vrn dem deutsch-französischen Separat abkommen, den Mächten angezeigt, daß es infolge Beunruhigung in der Umgebung von Fez die fran zösischen schutzwachen in Fez um achtzig Mann verstärken werde. Berlin, 13. Juli. (Wolffs Tel.-Bureau.) Wie wir aus Börsenkreisen erfahren, hat man an aus wärtigen Plätzen das Gerücht zu verbreiten gesucht, das- acht deutsche Kriegsschiffe vor Marokt o eingetroffen seien. Offenbar handelt es sich dabei um ein plumpes B ö r s e n m a n ö v e r. London, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus Teneriffa meldet der „Daily Telegraph": Das deutsche Kanonenboot „Panther" fuhr am Montag von Teneriffa 120 Meilen nach Norden, um mit der „Berlin" in Agadir drahtlos zu verkehren, und kehrte darauf nach Teneriffa zurück, um die in zwischen eingetroffene amtliche deutsche Briefpost an Bord zu nehmen. Paris, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) In e'.ner Ver sammlung der Friedensfreunde, an der ver schiedene Deputierte wie Colly, Lauche, Vaillant. Sembat und Thomas und der deutsche Sozialist Erumbach teilnahmcn, verhandelte man über den Vorschlag, eine Versamm lung abzuhalten, in der deutsche und französische Die schöne Exzellenz. 46f Roman von T. Tschiirnau. (Nachdruck verboten.) „Las; dir daran genügen, dafz er dich liebt", fuhr sie fort, „frage nicht nach dem, was hinter ihm liegt, seine Vergangenheit hat ihn oft durch düstere Nacht geführt. Du bist der Engel, der ihn zum Licht empor leitet. Hat cr dir von seiner trostlosen Kindheit er zählt?" „Nein — noch nie!" „So will ich es tun in kurzen Worten. Die Tat sachen sprechen für sich: sic werden dir beweisen, wie sehr er deiner zärtlichen Liebe bedarf, und welch ein neues, ihm völlig fremdes Glück du ihm geben wirst, wenn du ihn, den bisher Heimatlosen, den Zauber einer traulichen Häuslichkeit kennen lehrst. Erich ist die Pünktlichkeit selbst: wir haben also noch zwanzig Minuten Zeit: die will ich benützen. So höre denn! Erich entstammt einer sehr unglücklichen Ehe. Sein Vater war ein schöner, leichtfertiger, von den Frauen vergötterter Mann, seine Mutter kalt, streng, fromm bis zur Bigotterie. Sie lebten denn auch meist getrennt, Erich mit seiner Mutter auf Schloß Dammer, der Graf, der ein hohes Staatsamt bekleidete, hier in der Gülzowschcu Villa. Er starb jung und ganz plötzlich. Erich war damals etwa sechs Jahre alt. Von jener Zeit ab steigerte sich der kalte Ernst der Gräfin Gülzow nach und nach zum finstern Trübsinn. Erich ähnelte seinem Vater; gleich jhm war er heiter und lebenslustig. Das ängstigte die Gräfin; sie sah in dieser Aehnlichkeit den Keim zum künftigen Verderben ihres Sohnes and meinte, nur durch die strengste Erziehung seine Seele retten zu können. Erichs Kindheit war ent setzlich. Kein Gefangener in seinem Kerker, kein Mönch in seiner Zelle kann unfreier sein, als cr es war. Der Lehrer, den man ihm gab. war ein ent setzlicher Patron, ein willenloses Werkzeug der Gräfin und ein kleinlicher Tyrann seinem Zöglinge gegenüber. Jedes Aufflackcrn frohen Jugendamtes wurde dem Knaben als Verbrechen angerechnet; feder Ausbruch stürmischer Heftigkeit wurde mit Strafen belegt, die zu der Schuld in gar keinem Ver hältnis standen Er durfte mit niemand verkehren; cr war streng beobachtet zu jeder Tagesstunde, und wenn er des Nachts aufwachte, so sah er neben sich Redner ihre Ansichten über Agadir und Marokko austauschen sollen. Es gelangte eine Tagesordnung zur Annahme, worin die gegenwärtige Marokko politik verurteilt und der Wunsch ausgesprochen wird, dafz aus den letzten Zwischenfällen kein Konflikt ent stehen möge. politische Nachrichten. Die volksparteiliche Reichstagskandidatur in Döbeln ist, wie der „Zitt. Morg.-Ztg." von zuständiger Seite gemeldet wird, von Prof. Barge (Leipzig) ab gelehnt worden. Die Entscheidung über die Person des Kandidaten der Fortschrittlichen Volks partei im Wahlkreise Döbeln soll nach dem genannten Blatte in allernächster Zeit fallen. Fahrt deutsch-amerikanischer Lehrer nach Deutschland. Buffalo, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Auf dem 39. Lehrertage des Nationalen deutsch amerikanischen Lehrerbundes wurde der Bericht des Ausschusses über die Veranstaltung einer Fahrt der amerikanischen Lehrerschaft nach Deutsch land mit grosser Begeisterung aufgenommen. Der Tag der Abreise wurde auf den 2. Juli 1912 festgesetzt. L. F. T h o m a (New Park) wurde mit der Leitung der Fahrt unter Mitwirkung des bisherigen Reiseausschusscs betraut. Die Reise geht über Bremen. Folgende Städte werden dann besucht: Hamburg, Köln, Rüdcsheim (Niederwalddenkmal), Wiesbaden, Heidelberg, Mannheim, Stuttgart, München (Chiem see), Nürnberg, Frankfurt a. M., Kassel, Eisenach, Weimar, Jena, Dresden. Leipzig und Berlin. Das französische Budget angenommen. Paris, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Kammer undSenat nahmen nachts endgültig das Budget an. Di« Kammer stellte die Debatte über die Konzessionen in Tunis bis zur Wiederaufnahme der Verhandlungen im Oktober zurück. Finanzminister Klotz unterbreitete der Kammer das Budget für 1912. Darauf wurde die Sitzung geschlossen. Gegen die Haussuchungen in der französischen Arbeitsbörse. Paris, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der M uni- zipalrat von Paris lehnte nach langer Debatte mit 18 gegen 7 Stimmen die von dem So zialdemokraten Navarre eingebrachte Tages ordnung ab, in der gegen die kürzlich in der Arbeitsbörsc vorgenommenen Haussuchun gen Einspruch erhoben wird. Sabotage. Paris, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Beim Bahn hof Chartres wurden drei Leute dabei überrascht, wie sie eine Holz schwelle auf das Gleis legten. Einer der Uebcltätcr, ein Soldat des 102. Infanterieregiments, konnte fcstgenommen werden. Verhaftung eines portugiesischen Monarchisten. London. 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) „London News" meldet aus Lissabon: Kapitän Cuceiro, der gewesene Kommandani der „Republik", ist wegen Hochverrats verhaftet. Er war nach einem j mißlungenen monarchistischenAufstand unter den Truppen der Nordgrenze nach Spanien geflüchtet und vor drei Tagen heimlich nach Lissabon zurück gekehrt. Verräter denunzierten sein Asnl der Ne gierung, die darauf Cuceiro verhaften ließ. Mißhandlung von Chinesen. Cardiff, 13. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Menge mißhandelte einen Schleppschiffsbesitzer, dessen See leute einige chinesische Seeleute nach einem Dampfer auf die Reede gebracht hatten. Man versuchte, mit Gewalt in das Bureau des Schleppschiffsbesitzers cinzudringen. Die Polizei trieb die Menge zurück. Die Hafenarbeiter, die damit beschäftigt waren, einen Dampfer zu laden, weigerten sich, ihre Arbeit fortzusetzen, als einige chinesische Heizer an Bord kamen. Sie nahmen sic erst nach der Ent fernung der Chinesen auf. In Cardiff herrscht große Erregung gegen die Chinesen. Wo ist Castro? New Park, 13. Juli. lEig. Drahtmeld.) Der amerikanische Gesandte in Caracas meldet, er könne keine Spur von Castros Anwesen heit entdecken. Nus Leipzig unü llmgegenü. « Leipzig, 13. Juli. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 11. Juli. Nordwestwinde, wolkig, etwas kälter, zeitweise Regen. Pöblberg: Schwacher, anhaltender Tau, glän zender Sonnenunter- und -aufgang, Abend und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenuntcr- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Temperatur des Fluszwaffrrs. 12. 2ul> adds. 8 Uhr 13. Juli früh 5 Uhr 1?.. Juli mttgs.>2Uhr Eermaniabad (Pleiße) 21,0° 0 - j 22,0° c Schwimmanstalt (Elster) Leipziger Sport- 22,0° 1) 21,5° 6 23,0 " 0 platzbad (Luppe) Gemeindebad 23,0° 0 23,0° t.: 21,0" 0 Schönefeld (Parthe) 15,5° k 15,0 i r 15,5» N * Der sächsische Eewerbestand und di« Bezirks ausschüsse. Der gesamte Eewerbestand Sachsens ist in den letzten Jahren eifrig bemüht gewesen, beruf liche Vertreter in die sächsischen Bezirksausschüsse zu entsenden damit den Erwerbsständen volle Beachtung geschenkt werde. Die erneut zutage getretene Forde rung einer Aenderung des Gesetzes vom 21. April 1873, die Bildung von Bezirtsvcrbänden und deren Vertretung betreffend, hat die Verbandsleitung des Sächsischen Saalinhabervcrbandes veranlaßt, festzu stellen, aus welchen Kreisen der Bevölkerung sich die Bezirksausschüsse zusammensctzcn, ob das Verlangen das glatte, gelbe, bartlose Gesicht seines Peinigers. Ich bin als kleines Mädchen nur ein- oder zweimal auf Schloß Dammer gewesen: aber das abscheuliche Gesicht jenes Menschen ist mir fest im Gedächtnis ge blieben. Ich begriff vollkommen, daß Erich ibn haßte wie ein giftiges Reptil. Dieses schreckliche Leben mußte Erich ertragen bis zu seinem vierzehnten Jahre. Seine Mutter weigerte sich, ihn einer Er ziehungsanstalt anzuvertrauen, und der Vormund, einer jener bequemen Leute, die lieber jedes Unrecht dulden, als daß sie sich einer Szene aussetzen, er gab dem Willen der Gräfin nach, gab immer wieder nach, obwohl man in der ganzen Gegend wußte, welch eine trostlose Existenz mein armer Vetter auf Schloß Dammer führte. Zum Glück — es klingt herzlos, wenn ich so rede, aber so wie die Dinge lagen, kann ich nur sagen zum Glück — brach damals die Kata strophe aus, die man schon längst erwartet hatte. Die Gräfin Gülzow, die ihre Tage in Gebeten und Kasteiungen verbrachte, verfiel in Wahnsinn. Man brachte sie in eine Anstalt, in der sie wenige Wochen später gestorben ist. Ihr Tod bedeutete für Erich Erlösung. Er bezog die Rrtterakademie und hatte das Glück, sich seine Leutnantsepauletten zugleich mit dem Eisernen Kreuz im Französischen Kriege holen zu können. Unvcrwundet kehrte er heim aus dem Feindeslande, und wer will es ihm verdenken, daß er sich mit vollen Kräften in den Strom aller der Freuden stürzte, die ihm bisher ein Buch mit sieben Siegeln gewesen waren? Er kam in den Ruf eines „Mauvais sujet", und ich muß sagen, er hat ihn red lich verdient. Befriedigung hat er in diesem ruhe losen Leben nicht gefunden, und die Schatten, die seine entsetzliche Kindheit auf scinDasein warf, haben das Vergnügen nicht zu verwischen gewußt. Deiner Liebe bleibt es vorbehalten, diese Schatten zu bannen und ihm das Schloß seiner Väter, das ihm bisher nur eine Stätte trüber Erinnerungen war. zur Heimat im schönsten Sinne des Wortes zu machen. Und nun sei heiter, mein Liebling! Was braucht dich die Ver gangenheit zu kümmern? Du hast die Zukunft für dich, und diese Zukunft wird, so hoffe ich zu Gott, für dich ein einziger, langer. Heller Sonnentag sein!" „Mein armer, geliebter Freund!" Es klang eine Welt von Zärtlichkeit aus diesen Worten Saschas. . Lotti, meinst du wirklich, daß es mir gelingen wird, ihn ganz, ganz glücklich zu machen?" „Ist er es nicht schon?" „Jetzt wohl, aber wird er es denn immer sein?" „Wenn du ihn immer liebst — gewiß!" „O, dann ist sein Glück sicher, denn ich liebe ihn mehr, als ich sagen, mehr als ich auch nur ausdenken kann; cr ist meine Welt, mein Heil, mein Gott —" „Sascha!" „Ich weiß, es ist sündig, so zu lieben; aber ich kann nicht anders. Wenn ich des Abends bete, sehe ich seine geliebten Augen vor mir. und wenn ich er wache. gilt mein erster, bewußter Gedanke ihm. Kann ich es ändern? Nein, nein, ich kann cs nicht. Er hat Besitz genommen von meinem Denken und Fühlen, von jedem Pulsschlag meines Herzens. Ich bin nur noch sein Geschöpf, ein Teil von ihm. und ich müßte ster ben. wenn ich ihn nicht hätte!" Sie sprach mit einer Leidenschaft, die niemand in diesem zarten Kinde vermutet haben würde: ihre Augen flammten wie im Fieber, jeder Nerv an ihr bebte. Plötzlich sprang sie auf. „Da — das st er!" Er kommt!" Und im Nu war sie draußen. Frau Lotti sah ihr kopfschüttelnd nach. „Gott schütze dieses heiße Herz!" sagte sie leise und mit einer Regung der Furcht dachte sie des Dichter wortes „vom Stamm der Afra, welche sterben, wenn sie lieben". Eine Viertelstunde später ritt das Brautpaar durch die Promenadenanlagen nach der Chaussee, in die die Hauptallee cinmündcte. Das Wetter hatte bisher noch keine Reitpartie er laubt: Gülzow sah seine Braut heute zum ersten Male zu Pferde. Er fand sie entzückend. Die feine Gestalt in dem tiefblauen Rcitklcide, das rosige Antlitz, über dem die pclzverbrämte Polen mütze keck ein wenig nach der Seite saß. die leuchten den Augen und der kleine Mund, der zum Kusse lockte — das alles war ganz unwiderstehlich reizend. Gülzow fand cs beinahe unmöglich, dem locken den Zauber dieser holden Lippen zu widerstehen, und er sagte ihr das so leise, daß die Watte nur eben ihr Ohr erreichten. Sascha erglühte in holdester Verwirrung, und dann lachten sie beide im Uebermaß ihrer Seligkeit. der Wirte. Fleischer usw. bezüglich der Abänderung dieses Gesetzes als gerechtfertigt anzusehen ist oder nicht. Nach den angestcllteu interessanten Ermittelungen ist der gewerbliche Stand in den Bezirksausschüssen so aut als gar nicht vertreten, denn die Bezirksausschüsse Sachsens setzen sich aus folgenden Stünden zu- sammen: 1 Exzellenz, 1 Hofrat. 0 Königliche Kammer herren. 1 Geheimrat. 1 Geheimer Vergrat. 1 Ritt meister. 2 Sanilätsrätc, 1 Justizrat, 2 Kammsrräte, 1 Baron, 2 Grafen, 11 Oekonomierüte, 1 Geheimer Oekonomierat, 13 Rittergutsbesitzer. 2 Ritterguts pächter, 1 Amtsverwalter, 1 Oekonomie-Oberinspektor, 1 Erbgerichts-Besitzer, 7 Gutsbesitzer, 1 Mühlendesitzer, 1 Oberförster, 1 Forstmeister, io Kommerzienräte. -13 Bürgel meister, -18 Geiueindevorslände, 10 Stadt räte. 1 Standesbeamter, 40 Fabrikbesitzer, 7 Direk toren. 3 Baumeister, 1 Apotheker, 1 Kaufmann, 1 Hausbesitzer 2 Privatiers und 1 Brauereibesitzer. — Zu diesem Resultat seiner Ermittelungen bemerkt die Verbandsleitung des Sächsischen Saalinhaber- verbandes: „Bei den überaus wichtigen Fragen, mit welchen sich die Bezirksausschüsse bezüglich des Gast wirtsstandes zu beschäftigen haben, dürste es keines wegs als unbillig oder anmaßend bezeichnet werden, wenn der Staatsreaierung nahegelegt wird, eine recht baldige Aenderung des Gesetzes in die Wege zu leiten, um eine zeitgemäße Vertretung des Gewerbes in den Bezirksausschüssen zu verwirklichen." * Menschen- und Rindertuberkulose. Im Ve- tcrinärinstitut der Universität Leipzig ist im Früh jahr d. I. eine größere Reihe von Uebertragungs- versuchen zur Klärung der Beziehungen zwischen Menschen- und Rindertuberkulose zum Abschluß ge langt, über die Professor Dr. Eber im „Centralblatt für Bakteriologie", 1. Abt., Bd. 59, H. 3, eingehend berichtet. Diese Versuche beweisen in Ueberein- stimmung mit den früheren Versuchen, zu denen nunmehr neben zahlreichen kleinen Versuchstieren insgesamt über 80 Rinder verwendet wurden, daß es bei geeigneter Versuchsanordnung möglich ist, Menschentuberkelbazillen in verhältnismäßig kurzer Zeit in Rindertubcrtelbazillen umzuwandeln, wodurch die von Robert Koch auf dem Londoner Tuberkulosckongreß 1901 ausgestellte Behauptung: „daß die Menjchentuberkulose von der Rindertuber kulose verschieden sei", endgültig widerlegt sein dürfte. * Sommersest des Kreisoercins Leipzig im B. D. H. Am letzten Sonntag veranstaltete der Verein im „Eiskeller" zu L.-Connewitz sein dies jähriges Sommerfest. Nhaezu 2000 Personen waren anwesend. Der Kreisoerein hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Fest so reichhaltig als mög lich zu gestalten. Während des Konzerts, das vom Philharmonischen Orchester unter der Leitung des Kapellmeisters Hcrklotz nach einem gutgewählten Programm ausgeführt wurde, fanden auf der großen Wiese Spiele für Kinder, wie Vogel- und- Stern schießen, Tauziehen, Sackhüpfen, Topfschlagen u. a. statt, während Damen und Herren sich beim Preis kegeln und Serienschießcn, Ringwcrfcn, Baumelschub und anderen Spielen vergnügten. Eine Tombola brachte den Teilnehmern wertvolle Gewinne. Jedes Kind erhielt ein besonderes Geschenk. Abends wurde im Karten ein Lampionfestzug unter Vorantritt der Musikkapelle veranstaltet. Ein Sommcrnachtsball schloß das schön verlaufene Fest. f. Fahrkartenstempel. Nach den endgültigen Ein nahmeziffern für das Rechnungsjahr 1910 hat der Die schöne Exzellenz rollte in einem offenen Wagen an ihnen vorüber. Blaß, vornehin, jeder Zoll eine Fürstin, so lag sie in den seidenen Kissen des Wagens und antwortete mit einem herablassenden Lächeln auf den Gruß der beiden Glücklichen. Dennoch war ein böses Leuchten in ihren Augen, als sie weiterfuhr, und sie kam verstimmt daheim an. Dieses Mädchen war wirklich sinnverwirrend reizend, und Graf Gülzow — selbst die maßlose Eigen liebe der schönen Exzellenz mußte das zugestehen — schien auf dem besten Wege zu sein, sich im Besitz seiner holden Braut zu trösten über die Enttäuschung, die sie ihm selbst bereitet hatte. Aber vielleicht war es eben nur Schein. Sie hätte es sebr interessant gefunden, das zu erfahren. Eine Depesche, die die schöne Exzellenz daheim vorfand, gab ihren Gedanken sofort eine andere Richtung. Prinz Tertschakoff war bereits auf dem Rückwege; er kam noch heute an. Gott fei Dank! Nun hatte das Zweifeln und Bangen ein Ende, nun stand sie vor der Erfüllung ihres brennendsten Verlangens. „Bonjour Madame la Princcsse!" rief sic über mütig und nickte ihrem Spiegelbilde zu. Indessen waren Gülzow und Sascha hinaus ge langt in das offene Land, das weit und glänzend sich vor ihnen ausbreitete. Hier auf den Feldern lag noch d§r Schnee, und weit drüben am fernen Horizont mischte sich bläulicher Duft mit dem winterlichen Weiß der Erde. Der Reitknecht war in diskreter Entfernung zurückgeblieben, weithin war kein Mensch zu sehen; die beiden konnten sich einbilden, allein zu sein mit sich und ihrem Glück. Sie führten leise eines jener Gespräche, dessen Reiz eben nur Liebende zu empfinden wissen, und das allen andern sehr interesselos scheint. Die Pferde gingen Schritt und Gülzow konnte der Bewunderung kein Ende finden über die elegante Kunstfertigkeit, mit der Sascha den Schimmel zu re gieren wußte. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)