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Nr.4S. 105. Istzrysny. ausftoade, scheinen für die Herren Syndikalisten in Italien nicht vorhanden zu sein. Vs« russisch«ii Studeittenstreik. Petersburg, 14. Februar. (Tel.) Die gestrigen Vorlesungen der Universität waren s p L r l» ch besucht und standen unter polizeilicher Bewachung. Mittags gossen Studenten in den Korridoren übel riechende chemische Stoss« aus. Etwa 1500 Stu denten wurden von der Polizei abaesverrt und 380 davon verhaftet; nach Feststellung ihrer Personalien wurden sie, bis auf einige Rädels führer, wieder freigelassen. — Auch die höheren Frauenkurse waren wenig besucht und wurden, wie die fünf anderen hiesigen Hochschulen, tagsüber von der Polizei überwacht. In anderen Städten schlugen die Versuche fehl, die Hochschulvor lesungen zu stören. Die Lage in Jemen. Konstantinopel, 14. Februar. (Tel.) Zn Militär kreisen wird die Lage in Jemen für ge bessert gehalten. Ein Teil der Aufständischen, die Sana belagern, ist ab gezogen. Di« Be lagerer von Ierim wurden nach mehreren verlustreichen Zusammenstößen zurückgeworsen. Bei Zemmer wird fortwährend gekämpft. Der panamerikanische Handelskongreß. Washington, l4. Februar. sTel.) Präsident Taft eröffnete gestern den oanamerikanischen Handelskongreß, der zur Beratung der kommerziellen Vorbereitungen für die Eröffnung des Panama kanals zujammengetreten ist. Es nehmen etwa 1000 Vertreter der Handelswelt des gesamten amerika niicben Kontinents und Divlomaten sämtlicher latei- irischen Republiken Amerikas teil. Tast hielt eine Ansprache, in der er erklärte, der Panamatanal solle nicht politischen Zwecken, sondern der Förderung des Handels dienen. Des weiteren sprach sich der Präsident für ein Gegenseitigkeitsüber- einkommen mit allen Ländern der Welt ans. Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 14. Februar. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Boraussage für den 1b. Februar: Ostwinde, heiter, sehr kalt, trocken. Pöhlberg: Ununterbrochen starker Nebel, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaberg, Bäume stark mit Rauhfrost behangen, Schneetiefc 60 Zentimeter. Fichtelberg: Berg nebelfrei, Ncbel in den Tälern, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker, anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost, glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot; Schneetiefe 230 Zentimeter. * Ordensverleihung. Der König hat dem 1. Vor sicher des Deutschen Buchgewcrdevereins zu Leipzig, Dr. Ludwig Volkmann in Leipzig, das Offt- zierskreuz des Albrechtsordens verliehen. Die Aus zeichnung wurde ihm heute durch Oberbürgermeister Dr. Dittrich an Ratsstelle überreicht. * Jahrevfest de» Vereins für Innere Mission. Sein tl. Iahresfest begeht kommenden Sonntag, den 19. Februar, der hiesige Verein für Innere Mission, und zwar durch einen Festgottesdienst abends 6 Uhr in der Thomaskirche mit der Fe st predigt des Herrn Seh. Kirchenrats Prof. I). Jhmels. Montag, den 20. Februar, abends 8 Uhr, findet die öffentliche Nachversammlung im Großen Saale des Evangel. Vereinshauses, Roßstr. 14. statt mit einem Vortrag des Herrn Hofpredigers Ohly aus Berlin über das Thema: „Humanitäre und christ liche Liebestätigkeit". Auch wird der übliche Bericht über die Jahresarbeit gegeben werden. Der Verein lädt zu dieser Fcstfeier Mitglieder und Freunde von Herzen ein. — Rheinisches Maskenfest im Zeatraltheater. Der Geist des Frohsinns und eines ergötzlichen Humors-beherrschte gestern den zu Lust und Scherz aufgelegten Kreis des Rheinländervereins zu Leipzig, als er sein traditionelles Maskenfest mit gleichgesinnten Gästen beging und es mit tempera mcntvoller Fröhlichkeit durchtränkte. Es liegt eiv be sonderer, behaglicher Zug in seinen Veranstaltungen, crtntoer eine freiere, ungebundenere Bewegung, als bet den mehr ernsthafteren Festen der rein norddeutschen Ver ein«. Daher begann schon der Ball in dem sich ein« bunte Welt begegnete, mit dem lustigen Spiel der Gruppen. In ihm wirbelten in raschem Zug« die Vermummten dahin, bald zu langen Schlangen sich gruppierend, bald in breiten Reiben die wette Parkettsläche durchmessend, oder in kleineren Abtei lungen st«b drehend, alles bunt durcheinander, Laub frösche, Eyauffeur«, barfuß« Mönche und zierliche Pterretten, Bauern im Kittel und Geishas in reich ge mustertem Gewand, dazwischen Ritter und Edel knaben, Kavaliere und Empiredamen. Dies gab ein anmutiges Maskcnbild, in dem alle diese charakte ristischen Typen ineinander verschmolzen und zu einem phantastischen Allerlei durchetnandergerührt wurden. „Uns ist's immer gut gegangen", klang es vom Orchester her, und erneut zog der Maskenball strudel sein« farbigen Ringe über da» Parkett und riß die lebenslustig« Welt zu vergnügtem Bewegen hin. Fast alles blieb aus den Beinen, erst al» die Demaskierung begann, füllten sich nach und nach die Abteilungen unter den weißvcrgitterten Pergolen in dein mit den Faschingssarben geschmückten glänzenden Fcstsaal, begann der Klingklang der Gläser tn den zechenden Scharen. Dann rief aber wieder das Orchester die tanzlustigen Kreise zu frohem Tanz bis zum kommenden neuen Tag. Erst hatte man sich „unter Ausschluß der Ocffentlichkeit", Maske gegen Maske, kennen gelernt, jetzt tanzte man, Auge gegen Aua«, mit offenem Visier. Das erhöhte die Festfreude an dem wohlgelungenen Mummenschanz. — Sektion Leipzig de» Deutschen und Oesterrei- chischen Alpenvereins. Die unter Vorsitz des Herrn Oberpostdirektor Geh. Oberpostrat Domizlasf im Blauen Saale des Kristallpalastes abgehaltene Hauptversammlung beschäftigte sich, nachdem sie zunächst von einigen Einladungen und Eingängen Kenntnis genommen, mit der vorliegenden Jahres rechnung für 1910. Sie ergab eine Einnahme von 38 119,83 «4l und ein« Ausgabe von 31 308,12 so daß sie über ein Vermögen von 7511,71 «4t in Effekten und Kasse verfügte. Die Mitgliederbeiträge brachten 23 574 .<t und die Hütten sSchwarzensteinhütt«, Vajolethütte, Grasleitenhütte, Lenkjöchlhütte, Man- dkonhütte) einen Ertrag von 4164,52 ^t, während die Beiträge an den Hauptausschuß 11114 «tl und der Grasleitenhütte - Neubau einen Aufwand von 10 710,25 ^l erheischten. Nach dem festgestellten Haushaltplan für 1911, der gleich der Iahresrechnung einstimmig genehmigt wurde, sind 33 275 Ein nahmen vorgesehen und unter den Ausgaben eine Subvention für den Friedrich-August-Weg von 425 ^l und 25 000 4l als Baurat« für den Neubau der Vajolethütte. Als Jahresbeitrag wurde wiederum der Betrag von 15 festgesetzt. * Deutscher Araueubuud. Mittwoch, den 15. Fe bruar, abend» pünchtlich 8 Uhr, findet im Feurichsaal, Schulstraße 1, em Vortrag des Herrn Reichsgerichts rat Galli-Leipzig über: „Vater- und Mutterrecht" statt. * Nach Unterschlagungen flüchtig geworden. Nach einer Mitteilung von Düsseldorf ist am 10. Fe bruar d. I. von dort aus flüchtig der 16 Jahre alte Kaufmannslehrling Max Mingels, nachdem er auf einer dortigen Bank durch ge fälschten Scheck 10000 ,4l erlangt hat^e. In seiner Begleitung befindet sich der ältere Bruder Paul Mingels. Ersterer ist von kleiner, untersetzter Gestalt, hat blonde» gelocktes Haar, blaue Augen, Anflug von Schnurrbart. Sein Bruder ist 19 Jahre alt, ca, 1,75 Meter groß, hat dunkelblondes Haar, Anflug von Schnurrbart. — Von Knautkleeberg ist am 8. Februar flüchtig ge worden der Geschäftsreisende Otto Earl Göllner, geboren am 22. Februar 1877 in Was- leben, der bei einem dortigen Mühlenbesitzer 1000 Eeschäftsgelder unterschlagen hatte. Der Flüchtling ist 1,70 Meter groß, von untersetzter Gestalt, hat auffallend gerötetes Gesicht, blondes Haar, rötlichblonden Schnurrbart und war bekleidet mit dunkelblau kariertem Jackettanzug, schwarzem Ueberzieher und schwarzem steifen Filzhut. Der- Lsgrdlstt. mutlich ist in besten Begleitung eine hier in Stel lung gewesene Kellnerin H. * Paletotmarder stahlen aus einem öffentlichen Gebäude in der Talstraß « einen braun- und grau karierten Winterüberrieher mit Etoffkragen, der außerdem noch große Karos bat. In dem Henkel be findet sich die Firmenbezeichnung „F. F. Jacoby, Düsseldorf; ferner aus einem Lokal am Roß platz einen dunkeln Winterüberzteber mit buntkariertem Futter, in besten Taschen sich ein Paar Glacehand schuh« u. v. a. befanden; aus einem Vergnügungs lokale in der Dresdner Straße einen grauen Winterüberzieher — Ulster —, im Futter das Mono gramm «s. ti., sowie einen weichen grauen Filzhut. Wetter wurden entwendet aus einem öffentlichen Ge bäude am Augustusplatze ein Spazierstock aus Ebenholz, mit silberner gebogener Krücke; au» einem Lokal am Brühl ein dunkler, mattgestreifter Winterüberzieher. * Erpressung uud Sittlichkeitsverbreche«. Ver haftet wurde ein 45 Jahre alter Bäcker aus Zejch- witz, der bereits mit Zuchthaus vorbestraft ist. Er hatte an einen hier wohnhaften Markthelfer Briefe geschrieben, in denen er ersuchte, ihm 500 -N Schweigegeld zu senden, andernfalls er ihn wegen Sittlichkertsverbrechens zur Anzeige bringen würde. Wie daraufhin fcstgestellt wurde, hatte sich der Be treffende vor Jahresfrist tatsächlich an den noch schul pflichtigen Kindern des Erpressers Sittlichkeitsver brechen schwerster Art zuschulden kommen lasten. Trotzdem ersterer sofort nach dem Verbrechen Kennt nis erhalten hatte, hatte er es unterlasten, Anzeige zu erstatten, sondern benutzte dies jetzt, um (Gelder ,zu erpressen. Der 27 Jahre alte Markthelfer aus Kleinpötzschau wurde ebenfalls sofort in Hast ge nommen. * Seiner 8V. Bestrafung sieht ein 63 Jahre alter Arbeiter von hier entgegen, der gestern in Haft ge nommen wurde. Er hatte am 8. d. M. ein Porte monnaie, worin sich ein Pfandschein befand, ge funden. Das Portemonnaie hatte er von sich ge worfen. Als er den Pfandschein cinlöscn wollte, er folgte seine Festnahme. Er muß sich wegen Fund unterschlagung verantworten. * Bestrafte Vertrauensseligkeit. Eine vorüber gehend hier aufhältliche Arbeiterin aus Colditz machte am Sonntag nachmittag in den Straßen der inneren Stadt die Bekanntschaft eines Mannes. Der liebenswürdige Begleiter nahm sogar seiner Dame die Handtasche ab, angeblich um sie zu tragen. Nach dem sie beide verschiedene Schanklokale besucht hatten, erklärte der Begleiter, er wolle einen Freund aus einem Lokal rufen, das Mädchen solle einen Augen blick warten. Das Lokal hatte aber zwei Ausgänge, und der „Begleiter" vergaß, mit der Tasche, worin sich u. a. ein Portemonnaie mit Inhalt befand, das Wiederkommen. Der Gauner wird beschrieben als 30 Jahre alt, von mittlerer, kräftiger Gestalt, mit vollem blassen Gesicht, rötlich gestutztem Schnurrbart und blondem Haar; bekleidet war er mit dunklem Jackettanzug, schwarzem Winterüberzicher und schwarzem steifen Filzhut. * verhaftet wurde gestern ein 26 Jahre alter Reisender aus Roßleben in Thüringen, der zum Nachteile einer Firma im Nordoiertel zirka 1000 «<t unterschlagen hatte. Das Geld hatte der Leichtsinnige vertan. — Zur Verantwortung gezogen wurde ein 17 Jahre altes Dienstmädchen aus Lindenau, die in einer Wohnung in der Frank furter Straße ihrer Schlafkollegin einen größeren Geldbetrag gestohlen hatte. Das Geld konnte wieder herbeigeschafft werden. — Weiter wurde zur Verant wortung gezogen ein 31 Jahre alter Fabrikar beiter aus Kemnath in Bayern, der sich in einer Anzahl Fällen, hauptsächlich in den westlichen Vororten, schulpflichtigen Kindern gegenüber in un sittlicher Weise verging. * Gelegentlich eine» kurzen Aufenthalts in einer Wohnung der Sternwarten st raße stahl eine unbekannte Frauensperson einem Herrn ein Porte monnaie mit über 80 -4l Inhalt. Die „Schöne" wird beschrieben als 23 bis 24 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß, schlank, blasses Gesicht mit jüdischem Typus; bekleidet mit schwarzem Kostümrock, hellblauer Bluse, auffällig großem schwarzen Hut mit weißer Feder. * Unhold. In einem Grundstück der Wcststraße trat ein Unbekannter auf, der durch sein unsittliches vtrnstsg, 14 Frhrrmr ISN. Gebaren öffentliches Aergerni» erregte. Der Un hold ist etwa 30 bis 35 Jahre alt, hat schwarzen Schnurrbart und war bekleidet mit dunklem Jackett anzug und schwarzem Hut. * Einbrüche und Diebftöhl«. Unter erschwerenden Umständen wurden aus einer Wohnung in der LößntgerEtraße gestohlen: «in photographischer Apparat, „Klapptaschen-Kodak", Modell 3, tn braunem Futtereal, darin der Name „Voigtländer"; ein schwarzer Gehrock mit seidenen Spiegeln, ein brauner kleinkarierter Jackettanzug mit brauner Samtweste, ein Touristenanzug aus grauem Stoff — Kniehose — und eine weißwollene Bettdecke. Die Gegenstände haben einen Wert von ca. 400 ./k. — Aus einem Ge schäft in der Beethoven st raße wurde ein Fahr rad. Marke ,JV. L. 6." — Straßenrenner — ge stohlen. — Gestohlen wurde ferner aus einer Haus flur am Königsplatz ein mittelgroßer Kon- fettionskarton, enthalteird ca. 50 Stück verschieden farbige Damen- und Kinderschürzen im Werte von 100 ,4t. — Zur Nachtzeit wurden unter erschwerenden Umständen aus einem Kellerabteil der Bayrischen Straße gestohlen: 10 Flaschen Sekt, Marke „Rot kopf", 6 Flaschen St. Julien, 10 Flaschen Forster Riesling, 10 Flaschen Kemptncrberg, 10 Flaschen Bur gunder, 5 Flaschen Lies, 4 Büchsen Hummern, Stangensimrgel, Schnittbohnen, Gemüse, Melange, Ananas, Champignons, Perlzwiebeln, Mired Pickles und vieles andere. — Unter erschwerenden Umständen wurden aus einem Hofraum eines Grund stücks in der Craushaarstraße 12 Paar ge strickte grauwollene Herrenstrümpfc, 14 Paar schwarz wollene Frauenslrümpfe, sowie 4 Paar Kinderstrümpfe gestohlen. — Abhanden gekommen ist in einem Automatenrestaurant am Neumarkt ein Damenmuff aus Nerzfell im Werte von 100 «<t. — Durch Einsteigen gelangten Diebe in ein Wurstwaren geschäft am Neumarkt und stahlen daraus eine Anzahl Servelat- und Knackwürste, lowie andere Waren und Postwertzeichen. — Aus einem Garten abteil an der Möckernschen Straße in Leipzig- Gohlis wurden zur Nachtzeit aus einem Taubenschlag 6 Paar Malteser-Tauben und eine einzelne Täubin gestohlen. — Aus einer Stallung in der Mörike- straße in L.-Eutritzsch wurden ebenfalls unter er schwerenden Umständen ein Hahn und acht Hühner, davon der Hahn und zwei Hühner sehr groß und weiß gefiedert, gestohlen. Auf die Wiedererlangung der Tiere und Ermittlung der Diebe hat der Geschädigte 10 .tl Belohnung ausgesetzt. — Weiter drangen Diebe in eine Stallung am Bahndamm der Eonne- witzer Bahn und stahlen zwei eisgraue Riesen kaninchen., belgischer Schlag. — Aus einem Hofraum in der B u r g st r a ße wurde ein kleiner zweiräderiger Handwagen mit zwei Aufsatzbrettern und daran „Berlin" stehend, und aus einem Hofraum in der Querstraße ein gebrauchter unqestrichener Hand wagen, an dem die Räder mit Steckkapseln verschraubt sind, gestohlen. * Unfall. Auf einem Bauplätze an der Stieglitz straße in Schleußig verunglückte gestern ein 47 Jahre alter Kcschirrsührer beim Abladen von Bauschutt da durch, daß der etwas schief sichende Wagen umschlug und auf den Ecschirrführer fiel, der dadurch erhebliche Quetschwunden an den Beinen davontrug, die seine Unterbringung im Krankenhause notwendig machten. * Feuer. In einer Tapeziererwerkstelle in der Liebigstraße brach in vergangener Nacht auf noch un aufgeklärte Weise Feuer aus, das von der Feuerwehr bald gelöscht wurde. * Lebensmüde. Ein in der Elisensttaß« be dienstetes 23jähriges Mädchen stürzte sich gestern nach mittag aus unbekannten Gründen in den Pleihen- mühlgraben, wurde aber lebend wieder heraus gezogen und ins Krankenhaus gebracht. - Ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einem Fleischergeschirr fand gestern in der Kaiser-Wilhelm-Straße statt. Der Fleischer wurde dabei vom Bocke geschleudert und leicht verletzt. Die beiden Wagen wurden erheblich beschädigt. Sus Luchsen. Dresden, 14. Februar. (:) Bei dem Staatsminister Grafen Vitzthum o. Eckstädt fand gestern abend ^9 Uhr in den Re präsentationsräumen des Ministerhotels, Seestraßc 18, kann bezeugen, daß er ihn während der «rsten Nacht nach dem Morde in der geheimen Kammer gehört hat. Ich denke, er nahm den Namen des Sohnes von Herrn Lewis deshalb an, weil er «s für das beste 'Mittel hielt, um das Vermögen, das er zu er langen hoffte, genießen, sowie um jo am einfachsten einen Verdacht vermeiden zu können. Da er den Schatz nicht vorfand, ferner der Sohn im Testamente nicht bedacht war, konnte er nur dadurch in Sicher heit bleiben, wenn er nicht fortging. Furcht ober Gewissensbisse trieben ihn schließlich zum Selbstmord, was bei Verbrechern, die mit einer gewissen Jntelli genz ausgestattet sind, nicht selten geschieht." Der Wahrspruch der Geschworenen machte den Toten für den Mord verantwortlich, und tatsächlich ivar dies auch richtig, trotzdem sie vom eigentlichen Sachverhalte nicht vrel wußten. — Doch waren noch einige Punkte vorhanden, für die Barnes keine befriedigende Antwort finden konnte. Bei der ersten Gelegenheit nach Marvels Freilassung befragte er ihn darüber. „Sagen Sie mal. Herr Marvel", sagte er, „wie kommt es, daß Sie Herrn Lewis für tot hielten, als ich in Portsmouth an Bord des Dampfers mit Ihnen sprach?" „Ich vermutete es. Ich hatte von Fräulein Lewis einen Brief erhalten, worin die Worte vorkamcn: „nach den Ereignissen der vergangenen Nacht". Zu erst verstand ich sie nicht recht, da ich ihnen keine große Bedeutung zumaß, bi» Sie mir sagten, es sei ein Verbrechen geschehen. Da schoß mir der Gedanke durch den Kopf. Virgie habe darauf angespielt, und end ich fürchtete, daß sie sich mit ihrem Onkel nach ihrer Heimkehr gezankt und ihn in einem Wutonfall getötet habe. Deshalb wollte ick nicht mit Ihnen zurückfahren. Ich wollte nicht al, Zeuge gegen sic auftreten. Nachher sagte ich mir, daß man mich selbst im Verdacht haben müsse, sonst wären Sie mir nicht nachgereist. Daher wollte ich nachher unbedingt zu rückkehren!" „Dies erklärt den fraglichen Punkt; aber noch et was! Warum sandte Ihnen Herr Everly in jener Nacht einen Brief, und warum gingen Sie nach Epping und nicht noch Portsmouth?" „Ich hatte die Absicht, nach Portsmouth zu fahren, als ich mich in jener Nacht aus die Farm begab. Vorher hatte ich Everly geschrieben, er möchte Geld für mich erheben, und ihm erklärt, wie er meinen Aufenthaltsort geheimhalten sollte. Hätte er «» selbst nach Epping gebracht, so hätte seine Gegenwart dort Verdacht erregen können, da unsere freundskbaftlichen Beziehungen allgemein bekannt waren. Daher schlug ich Harrsion als Uebcrbringer de» Geldes vor. Um es zu erhalten, mußte ich mich aber nach Epping e geben!" * . * * Ein halbes Jahr daraus erhielt Larnes die Ver - -»bun-ranzeig« von Virginia Lewis und Walter Marvel. Er selbst leitete jetzt ein Detektivbureau in New Pork. Burrows gestand sein Unrecht ein, und bat den älteren Kollegen freimütig um Verzeihung für die Fehler, die er, durch seinen jugendlichen Ehrgeiz verleitet, begangen hatte; zum Zeichen der Versöhnung stellte ihn Barnes in seinem eigenen Bureau an. Ende. Sine neue Schöpfung Sari Ssgendecks. Die kühnsten Träume des großen Künstlers in Stellingen scheinen, wie Philipp Berges im „Hamb. Fremdenblatt" schreibt, in Erfüllung gehen zu sollen. Kürzlich hat man gelesen, daß fast mit Sicherheit die Errichtung eines großartigen Ticrreservats im Süd osten Amerikas, etwa in der Nähe von Florida, zu erwarten ist. Hagenbeck hatte diesen Plan, der nun feste Gestalt gewinnen soll, schon jahrelang mit sü' herumgetragen; er wollte den eingchcgten Urwa mit Arten bevölkern, die in ihrer Heimar bald b zum letzten Exemplar der Büchse des Jägers zum Opfer sollen würden. Um diesen Plan, für den sich auch Roosevelt stark interessiert hat, handelt es sich heute indes keines wegs, denn inzwischen tritt eine allerneucste Schöpfung ans Licht, die wie ein Traum anmutct und auch nur von einem Organisator größten Stils verwirklicht werden kann. Carl Hagenbeck ist setzt darangegangen, ein gigantisches Tier paradies in freier Natur zu errichten, fast ohne künstliche Hilfsmittel und unter einem Himmelsstrich, der die herrlichste Vegetation als Um rahmung, ganz ohne die Hand des Menschen, von selbst erstehen läßt Unten in der blauen Adria, vor der zerklüfteten Küste Istriens, nicht weit von der starken Feste Pola, liegen die herrlichen Brio nischen Inseln mit der Haaptinsel gleichen Namens. Hier ist der Ort, den der alte Hagenbeck sich zur Verwirklichung seines Traumes von einem freien Tierparadies ausgesucht hat. Seit einiger Zeit weilt Carl Hagenbeck mit seinem Stade aus de: Jnlel und leitet bereits an Ort und Stelle die ersten Arbeiten. Die ganze Schöpfung wird, nachdem sie vollendet ist, einen etwas abenteuerlichen Charakter auftoeisen, da in ihr di« klimatischen Verhältnisse in ihren Be ziehungen zur Tierwelt umgekehrt erscheinen werden. Im allgemeinen schwebt Hagenbeck ein Stück Afrika im Adriatischcn Meere vor, doch wird dieses Bild durch den Anblick von Eisbären unter Palmen durch brochen. Oben aus der Insel wird noch in diesem Sommer eine große Straußenfarm ins Leben treten, im Februar wird die Luzerne gesät sein, im Mai soll da» Kückenhaus fertig dastehen und die unsichtbare, durch Pflanzenwuch» verdeckte Umzäunung. Zugleich wird ein natürlicher Teich innerhalb weiter Wiesen partien mit 200 interessanten Vogelarten bevölkert. Soweit das Wassergeflügel; die anderen Vögel sollen in Hunderten von Arten, nach Gruppen geordnet, untergebracht werden, und zwar in dreißig neuartig gebauten Voliören und Gehegen an den Steinbrüchen von Brioni. Inzwischen gehen aus Deutsch- Südwest-, Deutsch-Oit-, Enqlisch-Ostafrika, aus dem Kongogebiet und Abessinien, aus Indien und Süd amerika zahlreiche Tiertransporte ab, um auf der Insel ein neues Heim zu finden. An kleinen Antilopen werden mindestens hundert ausgesetzt, von großen Antilopen viele Exemplare von mindestens zehn der edelsten Arten, die in weiten Gehegen von vielen Hektaren eine Freiheit genießen werden die fast einer wirklichen gleichkommt. Da es nicht so leicht ist. diese Tiere zusammenzubringen, hat Hagen beck sich für den Ausbau dieses Teiles seines Planes fünf Jahre gesetzt. Die Lebcnsbedingungen sür alle diese Tiere sind Vie günstigsten. Der Organisator hofft nichts Geringeres, als aus dem natürlichen Tiergarten eine große Zuchtstation zu machen, die sich nicht nur auf wilde Tiere, sondern auch auf Haus tiere erstrcckl. Raubtiere werden auf der Insel nicht gehalten, weder Löwen noch Tiger oder sonstige Katzenarten. Dagegen wird man die seltensten Affenarten Süd amerikas antrcffen. echte goldbraune Löwenäffchen, niedliche Ustiti-Zwergäfschen, urkomische Klammer schwanzaffen und Kapuzineraffen aus Zentral brasilien. An die Affenwelt schließt sich eine Zucht anstalt für Riesenmandrills. Die großen Steinbrüche der Insel eignen sich ausgezeichnet für Steinböcke und Wrldschafe, Murmeltiere, Stachelschweine, Goldhasen und dergleichen, und mit solchen Tierarten wird das Geklüft auch bevölkert werden. Auf der Insel Brioni in der Adria, dreißig Eisen bahnstunden von Hamburg, ist also ein Hagenbecksches Tierparadies im Entstehen begriffen, und zwar ein solches, wie noch keines gesehen worden ist — ein Stück freier südlicher Natur, bevölkert mit Tieren aus allen Erdteilen. Kunst unü Dillenlchsst. * Die Operette von Amelie Nikisch „Meine Tante, deine Tante" wird demnächst zur Aufführung kommen. Frau Professor Amelie Nikisch ist nicht nur die Komponistin, sie hat auch in Gemeinschaft mit einer anderen Leipziger Dame, einem Fräulein Friedländer, da» Buch versaßt, eine ganz freie Bearbeitung der bekannten Zschokkeschen Novelle „Tantchen Rosmarin". Die Uraufführung der Operette soll im Dresdner Residenztheater statt finden. x Urlu» als Tristan in Dresden. Im Dresdner König!. Opernhause gastiert« als Tristan Herr Jacques Urlu», der Helderttenor der Leipziger Oper. Obwohl man dort durch Burrian und Dr. v. Barn sehr verwöhnt ist, hatte der Gast einen ehren vollen Erfolg zu verzeichnen, den er in erster Linie seiner klangschönen Höhe und der von Ueberlegung und Verständnis getragenen Darstellung verdankte. In bezug aus Klarheit der Textaussprach« blieb aller dings, wie uns geschrieben wird, einiges zu wünschen übrig. A Bernhard Suphans letzte Ehrung fand vor gestern zu Weimar auf der „Altenburg", dem einstigen Wohnsitz Franz Liszts und der Fürstin Wittgenstein, statt. Um die Mittagsstunde hatte sich eine tiefernste Gemeinde versammelt. Am Sarge zu nächst die beiden Söhne mit der langjährigen treuen Verwalterin des Suphanschen Hauswesens. Der Groß Herzog hatte als seinen Vertreter den Oberschloßhauptmann Grafen Fink o. Finkenstein ent sandt, der eine kostbare Kranzspende am Sarge nieder legte. Vertreten waren ferner Las Eroßherzoql. Staatsministerium, Las Hosmarschallamt, die Eroß- herzogl. Bibliothek, die Universität Jena, die Goethe- Gesellschaft sowie die Shakespeare-Gesellschaft und das Goethe- und Schiller-Archiv durch die treuen Mit arbeiter des Verstorbenen. An der Spitze der Trauer gemeind« aber stand der Vorgänger Suphans im Amte und sein langjähriger treuer Freund und Mit arbeiter Exzellenz Geheimrat Prof. Dr. Erich Schmidt, der aus Berlin an die Bahre geeilt war. um dem Entschlafenen di« letzten Ehren als Freund und als Präsident der Goethe-Gesellschaft zu erweisen. Die Trauerrede hielt nach einem Choralgesang der Geheime Oberkirchenrat und Oberhofprediger v. Spinner. Pastor piim. von der Herderkirche, über den Text 1. Korinther. 13. Am Schluß sprach Erich Schmidt ein ergreifendes Abschiedswort. Er feiert« den Entschlafenen als Gelehrten und Freund und sprach auch von dem „letzten dunklen Entschluß des schon lange Entschlußlosen". Mit den Worten < ccim animo Schmidts schloß Rede und Feier. — Die sterblichen Reste Suphans wurden in Jena den Flammen übergeben. * Das Pariser Gastspiel der Dresdner Hofoper ist nunmehr gesichert. Es findet in der Zeit vom 15. bis 30. Juni statt. Zur Aufführung gelangen: je sechsmal der „Rosenkavalicr" und die „Salome" von Richard Strauß. Von anderer Seite wird dagegen ver breitet: Das Gastspiel dürfte voraussichtlich nicht zustande kommen. Es sollen sich mehrfache Hinder nisse, die nicht so leicht zu überwinden waren, ent- gegcngestcllt haben. Insbesondere hört man, daß Las Unternehmen auch mit an den hohen Forderungen der Solisten gescheitert sein soll. Zum Beispiel soll Frau Annie Krull vro Abend 2000 Franken ver langt haben. Die Gesanttkosteu des Unternehmens hätten sich auf 350 000 Franken gestellt. Der Extra zug nach Paris sollte 40 000 Franken kosten. Der „Rosenkavalier" sollte in der Großen Oper zehnmal ausgeführt werden. Jeder dritte Tag sollte für die