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»r. 8. Ariedrich Georg Wieck s Deutsche Aus der Handels- und Gewerbe-Kammer zu Leipzig. (Bericht, die Absatzwege für das Kleingewerbe betreffend.) Die Handels- und Gewerbe-Kammer hat in ihrer Sitzung am 14. September 1863 einen von ihrem Mitglied- Hrn. Günthel gestellten Antrag, welcher unter Hinweisung auf die bedrängten Ver hältnisse des Kleingewerbes dahin ging: die Handels- und Gewerbe-Kammer wolle berathen, ob und auf welche Weise es möglich sei, für die Erzeugnisse der Kleingewerbe Absatzwege im Großen zu eröffnen, und dasern ein günstiges Re sultat erreicht werden könnte, Andeutungen hierüber auf geeignete Weise veröffentlichen, einem Ausschüsse zur Berichterstattung zu überweisen beschlossen- Der Ausschuß gewann von vornherein die Ueberzeugung, daß das Kleingewerbe als solches unfähig sei, am Welthandel Theil zu nehmen, baß dasselbe, um hierfür konkurrenzfähig zu werden, vielmehr zunächst Umbildungen in sich erfahren müsse, welche unter Einführung des Prinzips der Ärbeitstheilung immer mehr zu der fabrikmäßigen Produktion hinführcn. Der Ausschuß war ferner übereinstimmend der Meinung, daß die einzige Form, in welcher diese fabrikmäßige Produktion möglich sei, ohne die kleinen Meister zu gewöhnlichen Fabrikarbeitern herab zudrücken, die der produktiven Association sei, und daß es deshalb wünschenswerth sei, wenn über die Prinzipien wie über die Erfolge solcher Genossenschaft eine möglichst allgemeine Kenntniß fick verbrei tete. Während nun zu diesem Zweck von dem Antragsteller die Aus arbeitung einer ausführlichen Denkschrift und Vertheilung unter dem Gewerbestande bevorwortet wurde, waren die übrigen Mitglieder der Anficht, daß es genügen werde, die Angelegenheit durch möglichste Publicität des von ihnen zu erstattenden Berichtes anzuregen, wonach es für diejenigen, welche sich mit dem Gegenstände näher beschäftigen wollen, an literarischen Hilfsmitteln nicht fehlen wird. Hiernach ist es zuvörderst Aufgabe des Ausschusses die obigen allgemeinen Sätze näher zu begründen: Dem einzelnen Handwerker fehlt es vor Allem an dem nöthigen Kapital zu einem Betriebe, welcher für einen regelmäßigen Export eingerichtet wäre. Die Vorschußvereine leisten zwar in dieser Be ziehung Großes, allein wenn auch der Einzelne durch das Prinzip der Solidarität Kredit erhält, so verwendet doch Jeder diesen Kredit zum Betriebe seines selbstständigen Geschäftes und der Kredit ist in der Regel nicht hoch genug, um dem Geschäfte einen bedeutenderen Umfang geben zu können. Das Gleiche gilt von dem Nutzen, den die Rohstoffassociationcn den einzelnen Theilnehmern gewähren; er ist nicht groß genug, daß sich daraus eine Umgestaltung des gewerb lichen Betriebes überhaupt entwickeln könnte. Wenn aber auch wirklich der einzelne Handwerker die Mittel zu einem großartigeren Betriebe seines Gesckäftes findet, so pflegen doch mit dem höheren Gewinne des Exporthandels unausbleiblich auch Verluste verknüpft zu sein, denen der kleinere Gewerbsmann um so weniger gewachsen sein dürfte, als gerade für ihn, der nicht die nöthi gen Kenntnisse der Gewohnheiten und Bedürfnisse, der Kredit- so wie Zollverhältnisse des Auslandes besitzt, der, um sich Absatz zu verschaffen, viel Kredit gewähren müßte, und dabei sehr häufig ge wissenlosen und betrügerischen Agenten in die Hände fallen würde, die Verluste einen sehr hohen Procentsatz erreichen würden. Unter allen Umständen könnte daher von einem unvermittelten Exporthandel der Gewerbtreibendcn nur dringend abgerathen wer den; die Vermittelung des Handels durch Kaufleute aber, welche ja so vielfach bereits versucht worden ist und wird, hat die Erfahrung bestätigt, daß die Art unserer gewerbmäßigen Produktion sich für den Export noch nicht eignet. Wenn für den Kaufmann der Handel mit solchen Artikeln lohnend sein soll, so muß er aus eine hinreichend große Produktion, strenge Gleichartigkeit und Probemäßigfeit der Waare rechnen können. In beiden Beziehungen aber erweisen sich nur wenige unserer Gewerbtreibenden der Anforderung gewachsen; bei dem Mangel an Theilung der Arbeit kann sich nicht die nöthige Fertigkeit, Schnelligkeit, Accuratessc und Billigkeit der Produktion ausbilden. Alles dies aber weist mit Nothwendigkeit auf die Association zur gemeinschaftlichen Arbeit hin. Welche außerordentlichen Resultate durch solche kooperative Genossenschaften erzielt werden können, darüber liegen namentlich in England und Frankreich ganz über, rasckcndc Resultate vor. sVergl. darüber». A. Pfeiffer, über Ge nossenschaftswesen Leipzig 1863). Es mag hier nur auf einige wenige Beispiele hingewiesen werden. Besonders merkwürdig ist der Vorgang einer Association von armen Webern in Rochdale bei Manchester, welche im Jahre 1843 gegründet wurde. Zwölf Mann traten ursprünglich zusammen mit einer wöckentlichen Einlage von je 2 Sgr., in Summa 24 Sgr. und stellten folgenden Zweck der Gesellschaft auf: ,,Der Gegenstand und Plan der Gesellschaft ist: Maßregeln zu