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62 Resultate der Reindarstelluug des digerirten Paraffins. Im Winter. Im Sommer. Reines Paraffin - - 84,8 »/„ 85,7 «/<, Verlust .... . l5,2 „ 14,8 „ 100,0 100,0 Die Mehrausbeute in den Sommermonaten ist nur relativ. Thatsächlich entfällt, wie die folgende Tabelle zeigt, in den Sommer monaten weniger als in den Wintcrmonaten; die wirkliche Ausbeute steht dagegen im verkehrten Verhältniß. Die Dichte des reinen Paraffins ist 0,877, sein Schmelzpunkt liegt zwischen 48 und 52 " C. 100 Pfd. Paraffinmasse geben: Preß kuchen in Pfdn. oder Procentcn digerirtes reines Paraffin a us Kuchen in Pfunden in Procent. in Pfunden in Procent. in d. Wintermonat. 21,6 14,5 67,8 12,3 57,5 in d. Sommermonat. 18,2 12,6 69,3 10,8 59,4 Differenz . 3,4 1,9 — 1,5 1,5 — 1,9 Ein gelungenes Paraffin hat krystallinische Struktur' ist klin gend, durchscheinend, geschmacklos, geruchlos, farblos, schwach bieg- sam, schlüpfrig trocken anzufühlc», ohne fettig abzuschmutzen. Seine ! Neigung zum Krpstallisircn ist sehr groß. Dabei wird cs undurch sichtig und zieht sich bedeutend zusammen. Aus schweren Kohlenölen krystallisirt eS in schönen Tafeln und Blättchen; mit leichten, damit gesättigten Oelen entsteht hingegen eine gelatinöse, aufgequollcne Masse, ähnlich der warmen Lösung desselben in Aether. Ferner ist es löslich in Benzol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, in allen flüchti gen und fetten Oelen. Seine theilweise Lösung in absolutem Alkohol ermöglicht die Trennung in mehrere Krystallisationen. Mit Wallrath, Wachs, Stearin, Harzen, thierischen und vegetabilischen Fetten läßt es sich zusammenschmelzen. Es wird erst bei 400" C. flüchtig, bleibt aber dabei nicht ganz unverändert. Das Destillat ist fettig anzufüh- lcn und zeigt eine geringere Dichte und einen niedereren Schmelz-. punkt. In Lichtern brennt cs mit schönweißcr, langer, nicht flackern der Flamme ohne Ruß und Geruch. Gegen Basen und Säuren ist cs bis zu einem gewissen Grade indifferent und widersteht der Ein wirkung der Flußsäure, uur wird es von Salpetersäure unter gleich- ! zeitiger Bildung von Bersteinsäurc, Valeriansäurc und Buttcrsäure ! angegriffen. Seiner vortrefflichen Eigenschaften wegen wird es in Künsten, Gewerben und in der Industrie verschiedenartig angewendet. Rei chenbach erkannte schon seine Bedeutung und strebte dessen Geltend machung an, doch war die Ausbeute aus Holzthecr viel zu gering, die Manipulation zu umständlich und kostspielig, und die Qualität nicht zusagend. Gegenwärtig, nachdem die Darstellung aus verschie denen bituminösen Fossilien zu einer gewissen Vollkommenheit gedieh, und die Mineralölproduktion einen ungeahnten Aufschwung genom men hat, wurde auch der Paraffinerzeugung ein erneuerter Impuls gegeben. Im unreinen Zustande spielt das Paraffin, da es die Grundlage einer guten ReibuugSschmiere ist, in der Fabrikation der Anti friktionsfette eine bedeutende Rolle. Die gemeine Baucrnwagen- schmiere, sowie das schwarze Pech verdanken ihre Brauchbarkeit einer kleinen Menge des darin enthaltenen Paraffins. Man verwendet es auch zum Tränken von Schwämmen und Papier, zum Konserviren der Früchte, als Apprcturmittel für Leder, Gewebe und gedrehte Ge genstände aus vegetabilischer und thierischer Faser, entweder alsssol- chce, oder gelöst in Benzin, Stcinöl, Schwefelkohlenstoff, oder ge mischt mit Wachs, Stearin und verwandten Stoffen. Seine Stabi lität macht es ferner in der wissenschaftlichen Technik als Ucberzug zum Schutze gegen Säuren und Alkalien, als Zsolirschichte bei leicht oxydirbaren Körpern und Flüssigkeiten, zu Oclbädcrn und verschiede nen Operationen sehr geschätzt. Diese Verwendungsartcn sind jedoch nur untergeordneter Natur. Endzweck und Hauptaufgabe der großen Produktion ist, demselben unter den Kerzenmaterialien eine hervorragende, bewegungsfreie Stellung zu sichern. Ehe man es verstand, das Paraffin in reinem Zustande darzustellen, war man genöthigt, das mit Wachs oder Stearin versetzte Material zur Verleihung eines gefälligeren Aeuße- ren in verschiedenen Farben zu Kerzen zu verarbeiten. Von dieser Deckung hat man gegenwärtig wohl abgehcn können, aber die Kla gen stber verschiedene Uebclstände, namentlich über das Krnmmziehen der Kerzen beim längeren Stehen im Leuchter oder bei einseitiger Erwärmung find aufrecht geblieben. Die Ursache davon liegt darin, daß solches Paraffin Kohlenwasserstoffe von niedrigerem Schmelz punkt enthält und theilweise auch in seiner Neigung znm Krystallisi- ren. Das Extraktionsverfahren mit Benzin oder leichtem Photogen beseitigt nicht allein diese Uebclstände nicht, sondern es tritt noch ein »euer hinzu, daß nämlich die Kerzen sämmtlich mit Geruch brennen. Diese Fabrikate, welche in Folge der sich allseitig überbietenden Kon kurrenz eine die Zukunft des Paraffins gefährdende Rolle spielen, müssen sich mit den Fortschritten der Paraffinindustric immer mebr diskrcditircn. Ueberdies sind die meisten Fabriken bestrebt, ein stets gleichmäßiges und gleichwerthjgcs Produkt zu erzielen. Man ist daher genöthigt mehrere Sorten zu unterscheiden, von denen die ge ringeren der Spekulation wohl ganz gelegen kommen, aber durch.ihre äußeren und inneren Eigenschaften keineswegs geeignet sind, der jungen Paraffinindustrie eine solide Grundlage zu verschaffen. Es kommen Kerzen in den Handel, welche bereits bei 40" C. erweichen und somit ohne Krnmmziehen selbst eine mäßige Zimmerwärme nicht auszuhalten vermögen. UebrigcnS wird sich jede aus unversetztem Paraffin bestehende Kerze, auch wenn dasselbe einen Schmelzpunkt von 58" C. zeigt, mit der Zeit etwas krümmen oder doch rissig wer den. Es entsteht somit die gebieterische Nothwendigkcit, dem Paraffin dnrch Zusätze im richtigen Verhältniß gewissermaßen mehr Körper zu verleihen und nöthigcnfalls auch seinen Schmelzpunkt zu erhöhen, wie durch Wallrath, Wachs oder Stearin. Das letztere eignet sich dazu zuvörderst schon wegen seiner Billigkeit nnd Reinheit. Es dürften auch gegenwärtig gute Paraffinkerzen kaum mehr stearinfret sein, obgleich sic das prachtvolle Aussehen, namentlich den cigcnthüm- lichen Glanz nicht besitzen, der ihnen durch Körper fetter oder wachs artiger Beschaffenheit benommen wird. Ein anderer Fehler, welcher nicht minder zu häufigen Klagen Veranlassung gab, ist das Abläufen der Kerzen. Die Ursache liegt oft weniger in dem Material, als im schlechten Docht nnd mangelhaften Guß. Der Docht, seine Präpara tiv» und sein Verhältniß zum Querschnitt der Kerze, ist wichtiger als die Lichterfabrtkantcn zu glauben geneigt sind. DaS Paraffin ist unstreitig das ausgezeichnetste Material für Luxuskerzen. Die alabasterne Transparenz und das schöne, blendend weiße Licht verleihen ihnen nicht geringes Ansehen und Beliebtheit. Wallrath und Wachs werden schwerlich mehr zn Luxuskerzen verwen det; daS Stearin, welches im Gebiete der Kerzenfabrikation Außer ordentliches leistete, hat jene unmöglich und kostspielig gemacht. Ob das Stearin in dem Paraffin einen bcdroblichcn Konkurrenten fin den wird, ist eine Frage des richtigen Verständnisses von dessen inne rem Werth. Erwiesen ist vorläufig, daß für gleiche Helligkeit die Beleuchtung mit Paraffin billiger als die mit Stearin ist und das erstere an Leuchtkraft das letztere weit übertrifft. Das von vielen Seiten laut gewordene, absprechende Urtheil über Paraffin als Ker zenmaterial wird sich auf diese Weise nicht behaupten, und die In dustrie wird einem Körper nicht die besondere Pflege versagen, wel cher mit dem Reiz der Neuheit auch neue Vorzüge vereinigt. Auch der in so rascher Aufnahme begriffene Konsum von Hydrocarbüren, mit welchen bei gut konstruirtcn Lampen selbst das vorzüglichste und zugleich billigste Kcrzenmatcrial keinen Vergleich zu bestehen vermag, wird auf Kerzenbeleuchtung im Allgemeinen nicht in dem Grade eine Rückwirkung äußern, daß man die letzteren jemals völlig wird ent behren können. Lichtstärke und Konsum sprechen sür Paraffin so günstig, daß es gegenüber dem Wachs säst einen doppelten Werth repräsentirt. Der Zulassung des Paraffins zum Kirchengebrauche stehen aber liturgische Bedenken entgegen, obwohl die Wachskerzen die gröbsten Verunrei nigungen, namentlich mit Harzen enthalten und diese durch häufiges Qualmen verrathcn. Stillschweigend wird cs dennoch schon vielfach unter Wachs geschmuggelt, wovon schon einige Procente genügen, um der ganzen Masse den eigenthümlichcn Wachsgeruch zu verleihen. Dieses gefälschte Wachs besitzt aber eine geringe Knetbarkctt und läßt sich wohl zu Kerzen vergießen, aber nicht ausrollen. Auch nimmt cs nicht so den Kreidestrich an, wie reines Wachs, und zeigt einen Schmelzpunkt, der unter.65" E. liegt. Zur chemischen Untersuchung