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Auch in Bezug auf die Produktionsfähigkeit der Retorten ist dieses Verfahren ganz besonders zu empfehlen, da sich dieselben bet gleichem Aufwand an Feuerungsmaterial und Arbeitslöhnen um mindestens 25 bis 30 "/<, erhöht. Läßt sich, als durch die Erfahrung begründet annehmen, daß bei achtstündiger Schweelzeit, eine Füllung von dreiviertel Tonnen preuß. Maß — L Tonne 7^ Kubf. klarer grubenfcuchter Kohle, bei An wendung von Retorten, wie ich deren Dimensionen in meiner Schrift angegeben habe, das entsprechendste Verhältniß ist, so kann man dagegen von.lufttrockenen Kohlenstcinen, welche einen Kubikinhalt von 80 Kubikzoll im Verhältuiß von 8" ff- 4^" ff- 2'/^" Länge, Breite und Höhe haben, ein und eine viertel bis ein und eine drittel Tonne, oder 144 bis 154 Stück, in gleichem Zeitraum abschweeien, wobei sich der Mehraufwand nur auf die Kosten für das Formen und die Bergung der Vorräthe beschränkt, welchen man recht füglich mit 1^2 Sgr. per Tonne veranschlagen kann. Kann man das angeführte Verhältniß auch nicht für alle Fälle ! als feststehend betrachten, da sich dies, wie erwähnt, zum Theil nach der Beschaffenheit der Kohle richtet, so ist es doch durchschnittlich als das entsprechendste zu betrachten. Durch komparative Versuche habe ich mich überzeugt, daß weder eine schwächere, noch stärkere Füllung der Retorten zweckmäßiger scheint. In ersterem Falle, wenn man die Retorte nur mit einer halben oder drittel Tonne beschütten, dagegen die Schweelzeit entsprechend verkürzen wollte, würde man dadurch einestheils mehr Aufwand an Arbeitskräften haben und gleichzeitig durch das öftere Entleeren einen größeren Verlust an Wärme, welcher stets bei dem Füllen der Retorten stattfiudet, außerdem aber auch einen größeren Verlust an Produkt erleiden, welcher bei jedesmaliger Füllung durch Verbren nen entsteht; andererseits aber wird, wie die Erfahrung bewiesen hat, eine, wenn anä> nicht sehr erhebliche, doch jedenfalls zu beach tende qualitativ wie quantitativ geringere Ausbeute erzielt, indem man weniger und specifisch schwereres Thccr erhält, was jedenfalls darin seinen Grund hat, daß bei einer zu schwachen Beschüttung, insbesondere wenn sich die Retorten in etwas zu hoher Temperatur befinden, der die Abführung der Theerdämpse begünstigende Wasser gehalt der Kohlen resp. des aus demselben gebildeten Dampfes, zu schnell erschöpft wird, wodurch sich zugleich die Temperatur in der Retorte zu rasch erhöht, in Folge dessen eine Verbrennung der leich teren, wasserstoffreichercn Produkte herbeigeführt wird. Ueberschreitet man dagegen das Maß der Beschüttung, indem man von klarer, zumal mehr pulveriger Kohle eine Tonne oder noch mehr füllt, so wird sich, auch bei entsprechend verlängerter Schweel zeit, stets der Nachthiil Herausstellen, daß ein reines Abschweelen nur sehr schwer oder gar nicht zu erreichen ist, indem in Folge der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit der Kohle in der Mitte der Lage ein Kern bleibt, der nicht vollständig entthcert ist. Einen nicht minder wesentlichen Nachtheil bedingt der Fehler zu eugcr Abzugsrohre für die Theerdämpse. Man findet noch sehr oft, daß dieselben nur von einer Weite von sechs bis acht Zoll und einer Höhe von circa 5 " gemacht werden, so daß bei einer lichten Weite der Retorte von 27" an jeder Seite des Deckels ein verschlossener Raum von 10 bis IOf/2" bleibt, an welchem sich die Theerdämpse verstoßen und nach dem inneren Raum der Retorte zurückgedrängt werden, wo sie unfehlbar zum Theil der Verbrennung ausgesetzt find ehe sie abziehen können und wodurch ebenfalls eine niedrigere und qualitativ schlechtere Ausbeute herbei geführt wird. Verbreitet man dagegen das Abzugsrohr bis auf mindestens 18 bis 21", bringt dasselbe möglichst hoch, circa IV2", von der oberen Wandung der Retorte an, so genügt es, demselben eine Höhe von 4 bis 41/2" im Lichten zu geben, wobei es zweckmäßig ist, das selbe um 10 bis 15" nach den Kondensationen zu abfallen zu lassen, um den Abfluß des sich schon in denselben kondensirenden Theers zu befördern. Gewährt auch die Anwendung sogenannter stehender Retorten mancherlei Vortheile, indem man mit denselben einen kon- tinuirlichen Betrieb unterhalten kann, die Bedienung derselben viel bequemer ist und kaum die Hälfte Arbeitskräfte erfordert, welche zum Betriebe der horizontallicgcnden Retorten nöthig sind, so läßt sich deren Anwendung doch keineswegs befürworten, da einerseits ihre Produktionsfähigkett im Verhältniß zum Anlagekapital gegenüber den liegenden Retorten diesen wesentlich nachsteht. Eine stehende Retorte besteht aus drei über einander aufgestell ¬ ten Cyliudern von Gußeisen, welche einen Durchmesser von beiläufig 18 bis 21" und eine Höhe von je 5, also zusammen 15' haben. Es müssen besonders die Wandungen des unteren, der stärksten Glühhitze ausgesetzten Cylinders, im Eisen sehr stark, nicht füglich unter zwei Zoll genommen werden, da außerdem, wegen der zu großen aus demselben lagernden Last der oberen Cylinder, auch wenn solche durch besondere Träger, was jedoch nicht leicht in hinreichen dem Maße geschehen kann, da sich auch diese oft verziehen, diesel ben sich leicht drücken, ausbauchen und in Folge hiervon defekt werden. Es wird durch die größere Eisenstärke das Gewicht derselben unvcrhältuißmäßig erhöht und kann man die Gestehungskosten einer Retorte recht füglich auf 600 Thlr. veranschlagen. Rechnen wir, daß eine liegende Retorte von den von mir ange gebenen Dimensionen, welche im Durchschnitt ohne Armatur 26 Etr. wiegt und inclusive derselben bis zu den Kondensationen auf 150 Thaler veranschlagt werden kann, so werden für denselben Kosten preis, wofür eine stehende Retorte herzustellen ist, vier liegende Retorten beschafft werden können. Sind in neuerer Zeit auch bei den stehenden Retorten, besonders in Bezug auf die Konstruktion der im Innern der Retorte befindlichen Absühruugsrohre für die Theerdämpse, mancherlei Verbesserungen gemacht worben, indem man z. B. statt der sich ost verstopfenden durchlöcherten Blechrohre eine Anzahl an einer Spindel über einander ausgestellter durchbrochener Glocken von Gußeisen anwendet, so bietet doch der Betrieb derselben mannigfache Schwierigkeiten, indem man eben nur eine sich besonders dafür eignende Kohle mit Vortheil in denselben verarbeiten kann. Hat dieselbe einen zu großen Wassergehalt und ist dabei theer- reich, so kommt es oft vor, daß sie sich in größere Klumpen zusam menballt, welche nicht mehr gleichmäßig niedersinken, sondern sich in dem Raume zwischen den Wandungen der Retorte und dem in der Mitte derselben befindlichen Abzugsrohr oder Apparat festsetzen, wo durch hohle Räume in der Retorte entstehen, welche Veranlassung zu Betriebsstörungen und zur Verbrennung des Theers in den Retor ten geben. Ebensowenig kann eine schmelzende Kohle, wozu gerade die theerrcichsteu Kohlen, welche einen Theergehalt von 35 bis 45 Pfd. pro Tonne haben, gehören, in denselben verarbeitet werden, da sich hierbei ähnliche Uebelstände und Nachtheile wie oben erwähnt Heraus stellen. Die Verarbeitung von Kohlensteinen kann in denselben gar nicht stattfinden, da diese keinen dichten Verschluß geben, so daß die Theer dämpse nicht durch die Abzugsrohre, sondern nach oben abgehen würden. Es kann daher mit Vortheil nur eine weniger theerreiche und möglichst lufttrockne Kohle in denselben verarbeitet werden. Ueber- dies erfordern dieselben beim Betrieb zum Abziehen der Theerdämpse und Gase die Anwendung eines Exhaustors, welcher gleichmäßig nur durch Maschinenkraft betrieben werden kann, da ein Betrieb durch Menschenhände nie gleichmäßig zu erreichen ist; die Maschinenkraft wird, insbesondere da, wo sie nicht schon zu anderen Zwecken vor handen ist, kostspielig, da zu deren Erzeugung Brennmaterial und Arbeitskräfte gehören. Kommen Störungen im Betrieb der Maschinen oder des Exhau- storS vor, so wirkt dies auch sofort störend auf die Arbeit der Retor ten, es werden die Theerdämpse nicht abgeführt und verbrennen in den Retorten, wodurch natürlich nicht unerhebliche Verluste herbeige führt werden. In Bezug auf die Produktionsfähigkeit stehen die stehenden Re- ! torten, wie bereits bemerkt, den liegenden im Verhältuiß zum Anlage- : kapital und den Betriebskosten ebenfalls wesentlich nach. In einer stehenden Retorte werden im ungünstigen Fall, bei Anwendung nasser oder sehr knörpelrcichcr Kohle in 24 Stunden 3 bis 4 Tonnen, im Durchschnitt bei günstigen Verhältnisse» 5 bis 6 und im günstigsten Falle höchstens 7 Tonnen Kohle abgeschweelt. In vier liegenden Retorten können dagegen bei Verarbeitung klarer, grubenfcuchter Kohle und achtstündiger Schweelzeit 9 Tonnen, bei Anwendung von Kohlensteincn dagegen 15 bis 16 Tonnen ver- schweelt werden, und ist demnach in letzterem Fall die Produktion eine dreifach so große als durchschnittlich bei den stehenden Retorten. Ferner ist der Aufwand an Feuerungsmaterial in Folge der Konstruktion der Feuerungsanlagen bei den stehenden Retorten un- hedingt ein größerer als bei einer zweckmäßig konstruirten Feuerungs-