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Ueber die Thecrgewiliiuulg aus Braunkohle, Torf uud andercA bituniinösen Fossilien. (Schlich.» Nach den uns vorliegenden Untersuchungen enthalten alle bitu minösen Fossilien fertig gebildete wachsartige, von den Kohlenwas- sersioffcn durch einen Gehalt von Sauerstoff zu unterscheidende, dem Pflanzenwachs analoge Fcttsubstanzen, welche unzweifelhaft die Grundlage zur Bildung der Kohlcnwasserstoffverbindungen durch die trockene Destillation derselben abgcben, wenn auch andererseits eine Verbindung des Wasserstoffs mit dem Kohlenstoff in höherer Tem peratur möglich und wahrscheinlich ist. Der Gehalt der bituminösen Fossilien, insbesondere des Torfs, an Fcttsubstanzen hängt jedenfalls von dem diesen cntsvrechenden Gehalte der Pflanzen, welche zur Bildung derselben dienten, an Pflauzcnwachs ab, hierzu tragen die Torfmoose ohne Zweifel wesent lich bei, da besonders der aus diesen erzeugte, sogenannte Moostorf, mit intensiver Flamme brennt, also einen größeren Theergehalt be kundet, was auch durch die vorhandenen Unlersuchungcn nachge wiesen ist. Man wird daher behufs der Thcergcwinnung auch besonders auf diesen sein Augenmerk zu richten haben Die Bildung des Moostorfs findet aber hauptsächlich in den höheren Regionen, besonders ans den Plateaus der Boralpcn statt, da diese sich durch die üppigste Vegetation der Torsmoc se und der zur Bildung des Torfs beikragenden Pflanzen, auszeichncn. Dagegen werden die in den Niederungen entstandenen und noch in der Bildung begriffenen Torfmoore größtentheils durch Wasser pflanzen, Algen. Equisetcn, Riedgräser rc. gebildet, welche schon durch ihren größeren Gebälk an Kieselerde die Qualität des aus demselben entstandenen Torfs verringern, indem hierdurch ein größe rer Aschengehalt desselben bedingt wird, in Folge dessen auct> der Werth der aus diesem a.vrs erzeugten EoakS zu metallurgischen Zwecken vermindert wird. Abgesehen hiervon ist die Humusbildung bei diesen Torfen eine bedeutend größere als bei den auf den Hochebenen sich erzeugenden, welche letztere größtentheils eine trockene und daher zur Humusbil- dung weniger geeignete Lage haben, es werden taber die aus dem Torf der Niederungen gewonnenen Tbcerc stets einen größeren Ge bälk an sauren organischen Verbindungen (Kreosot und Karbol säure) zeigen, als die weniger humusreichen, helleren Moostorfe der Hochebenen. Ferner wird der Kohlenstoffgcbalt der ans Ersteren erhaltenen Kohlenwasserstoffverbindungen ein größerer und daher dieselben von höheren specifischen Gewichten sein, da zu deren Bildung kohlenstoff reichere Pflanzen beitragen. Mehrfache an mich ergangene, hierauf bezügliche Anfragen veranlassen mich, noch über die zweckmäßigste Metbode der Theergewinnung aus Braunkohlen meine auf eigene Erfahrungen begründeten Ansichten anszuspreckcn, obwohl ich auch insbesondere hierüber mich in meiner oben ungezogenen Schrift über diesen Gegenstand bereits ausführlicher äußerte. , In Bezug aus die hierzu zu verwendenden Apparate bemerke ich. daß, wie in allen Dingen, die Erfabrung immer die beste Lehrmei sterin ist, auch hierbei bis jetzt durch dieselbe cs sich bestätigt hat, daß den horizontalliegcndcn Retorten in vieler Beziehung der Vor zug cingcräuml weiden muß, was ganz besonders durch zweckmäßige Einrichtung der Feucrnngsanlagcn für dieselben bedingt wird. Es beruht jedoch ihr Vorzug vor anderen Apparaten, namentlich den stehenden Retorten, nickt allein in größerer Produktionssähigkeit und niedrigeren Gestehungskosten, sondern auch in einem, sichere Resul tate liefernden Betrieb, der sich stets der Beschaffenheit des Materials unpassen läßt. Wie ich als allgemein bekannt voraussctzc ist die Beschaffenheit der Braunkohlen und insbesondere der zur Theergewinnung geeigne ten, eine sehr verschiedene; cs muß daher selbstverständlich auch ihr Verhalten beim Abschweelen ein sehr verschiedenes sein und sich danach die Regulirnng des Betriebes richten. Während z. B. die die leichtesten Produkte liefernden Koblen bei einer Temperatur von 300 bis 350" Eels. der kaum bemerkbaren Dunkelrothglühhitze bereits abzuschweclcn beginnen und das Ab- schwcelcn bei entsprechender Füllung bei wenig erhöhter Tcmperatnr in angemessenem Zeitraum vollständig erfolgt, bedürfen andere eine um 100 bis 150 und mehr Grad erköbte Temperatur, um in glei cher Zeit vollständig cnttheert zu werden. Einen wesentlichen Einfluß übt hierbei ibr größerer oder gerin gerer Wassergehalt anö, weshalb es die überwiegendsten Vortheile bietet, dieselben vorher in einen gleichmäßig trockenen Zustand zu versetzen, was am besten durch Formen derselben zu Kohlcnsteinen geschieht, in welchem Fall sich ibr Viassergehalt ziemlich gleichmäßig auf 20 bis 25 "/„ reducirt, welcher der zur gleichmäßigen Tbcerent- wickelung geeignetste zu sein scheint.