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m. 3l. los. Zshryrms. Lrlrniyer Tayedlstt. Dienstag, si. Januar l9ll. Bäum« stark mit Nauhfrost behangen, glänzender Sonnenaufgang, Himmel»färbung orange, Schnee- tiff« 40 Zentimeter. Fichtelberg: Bor und nachmittag» starker Nebel, gute Schlittenbahn di» in die Täler, starker anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost, Schneetiese 180 Zentimeter. Maskenlett in Staüt NUrnverg. Durchlauchtigster Fürst. Viellieber und getreuer Prinz Karneval. Dein getreuer Knecht und Berichterstatter hat Deinen ehrenvollen Auftrag, gestern abend in Deiner Hochburg Stadt Rürnberg zu spähen und zu schauen, was Dein getreues Volk treibe, ausgeführt und unter zieht sich mit hoher Befriedigung und Freude der Aufgabe, Dir darüber zu berichten. Du weißt aus höchsteigener Erfahrung, daß Dein viellicber Ober- hofmar,chall Reimann solch närrische Feste mit Ge- jchmack und Geschick zu arrangieren weiß. Er hatte es auch gestern an nichts fehlen lassen. Des Deko rateurs Kunst hatte den Saal herrlich geschmückt und mit feinem Verständnis Kosewinkelchen — profane Sterbliche nennen es Logen — gebaut, die durch ihre Frequenz den Nachweis ihrer Existenzberechtigung und Zweckmäßigkeit erbrachten. Im Großen Festsaale drängte sich das liebe Volk Deiner Närrinnen und Narren in drangvoll fürchterlicher Menge, und der geschmackvoll und hübsch kostümierten Damenmasken sah man eine große Zahl. Um ^2 Uhr huldigte man Eurer abwesenden Hoheit mit einer Rielen festpolonäse unter Dorantritt der prämiierten Mas ken. Diese Prämiierung hatte folgenden Verlauf: es erhielten „Lipsia" den 1. Preis (Brillantring), „Simplontunnel" den 2. Preis (silbernes Kaffee servier), „Zoologischer Garten" eine mit Steinen be setzte goldene Uhr, „Silberfee" (ein raffiniert schickes Kostüm, zu dem noch eine ebenso elegante „Goldfee" ge hörte) eine gold. Handtasche und eine mit Geschick und Geschmack ausgefiihrte „Seejungfrau" den 5. Preis, eine silberne Handtasche. Bleibt mir noch zu berichten, daß die Wogen des Frohsinns und der närrischen Lust sehr, sehr hoch gingen, daß man Eurer närrischen Hoheit in jeder Art huldigte, Cbampagnerpfropfen knaNen ließ, tanzte, ilrrtete und sich einträchtiglich lieb hatte, bis der Tag anbrach. Das ist jetzt ziemlich spät. Und es war eitel Freude und Wonne. — Das bezeugt mit Freuden Euer untertänigster Diener. * Trauer zu Ehre» des General» ». Moutbe. Um das Andenken des verstorbenen Generals der Infan terie z. D. v. M o n t b 6, des früheren Kommandeurs der vormaligen 2. Infanteriedivifton Nr. 24, zu ehren, hat der König bestimmt, daß sämtliche Offiziere des 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", L In »uitv dessen der Ver storbene gestanden hat, auf drei Tage Trauer an legen. Au den Trauerseierlichkeiten in Dresden nehmen teil: der Kommandeur der 1. Division Nr. 23, die der Verstorbene im Feldzuge 1870/71 führte, und der Kommandeur, ein Stabsofsizier, ein Hauptmann und ein Leutnant des 2. Grenadierregiment, Nr. 101. * Zum Tode des Leipziger Ehrenbürgers Dr. v. Kröner. Mit dem am 29. Januar d. I. in Stutt gart verstorbenen Geh. Kommerzienrat Dr. Adolf v. Kröner ist der älteste Leipziger Ehren bürger aus dem Leben geschieden. Das Ehren bürgerrecht wurde ihm erteilt am 5. Februar 1888 bei der Einweihung des neuen Buchhändlerhauses „in An erkennung feiner hohen Verdienste um den deutschen Buchhandel, insbesondere um die Gründung eines neuen Buchhändlerhauses in Leipzig". Kröner war damals Vorsitzender des Börsenvereins Deutscher Buchhändler, zu dessen Ehrenmitglied er 1909 er nannt wurde. Zu erwähnen ist auch, daß Dr. v. Kröner Ehrenmitglied des Vereins Leipziger Presse ist, dem er seit 1899 als außerordentliches Mitglied angehörte. - Universitätvnachrichten. Von zuständiger Seit« wird uns folgendes mitgeteilt: „Da bisher die Er. nennung von Prof. Beckmann zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie noch nicht er folgt ist, konnten wegen eines Nachfolgers in seiner bisherigen Stellung bei der Universität Leipzig noch keinerlei Verhandlungen gepflogen werden. Die Nachricht, daß Prof. Paul (München) nach Leipzig berufen sei, ist daher nicht zu- treffen d? * Jubiläum. Die Verkäuferin Minna Agnes Lange in Leipzig begeht morgen das Jubiläum 25jähriger, ununterbrochener Tätigkeit in dem Kurz und Galanteriewarengeschäft von Rudolph Ebert in Leipzig, Thomasgasse 5. * Die militärische Platzmusik findet Mittwoch, den 1. Februar, vor der Dienstwohnung des Garnison ältesten, Thomasring 2, durch da» Trompeterkorps de» 2. K. S. Ulanenregiments Nr. 18 statt. Beginn 11 llbr 18 Min. vormittag». Musikprogramm: 1) Prinz-August-Marsch 2) Ouvertüre zur Oper „Die Entführung aus dem Serail" von Mozart. 3) Fantasie aus der Oper „Martha" von Floiaw. 4) „Des Negers Traum" Intermezzo oon Mydi?«ton. 5) Potpourri aus der Operette „Der Vogelhändicr" oon Zeller. 0) Carmen-Marsch oon Biz:t. — lieber den größten Meister de, venezianische» Malerschule, Tizian, wird am kommenden Freitag Universitätsprofessor Dr. Georg Graf Vitzthum o. Eckstädt im Kaufmännischen Verein einen von Lichtbildern begleiteten Vortrag halten, dem auch Damen beiwohnen können. * Bom Bölkerschlachtdenkmal. Die Gestaltung des freien Platzes vor dem Völkerschlachtdenkmal (zwisclzen Denkmal und Ehrenhain) wird nunmehr endgültig als Teich erfolgen. Die Ausschachtungs arbeiten für diese Teichanlage sind bis zur Hälfte be reits erledigt. Im ganzen hat man ungefähr 30 000 Kubikmeter Erde herauszuheben, um das Bett für die Wasseranlage zu schaffen. Die so gewonnenen Erdmassen werden zur Auffüllung der vier Meter hohen Wälle verwendet, di« den Teich einfasfen. Die Ausschachtunasarbeiten dürften im März ^u Ende gebracht werden. Was die Fläch« des Teiches an langt, lo beträgt diese annähernd 12000 Quadrat meter bei einer Länge von rund 165 Metern und einer Breite (am Ehrenhain) von rund 80 Metern. Eingefaßt wird die Wasseranlaae mit einer meter hohen Granitmauer (der Teich selbst ist IVr Meter tief). Ihr Wasser bekommt die Anlage von dem gegenüberliegenden Wasserwerk. Die einmalige Füllung des Teiches dürfte etwa auf 1400 Ut kommen; da ein solche aber ziemlich lange vorhalten wird, bzw. nur das verdunstende Wasser zu ersetzen ist, sind Vie Unterhaltungskosten nicht sehr hoch änzuschlagen. — Der sonstige Denkmalsbau wird jetzt hauptsächlich im Innern gefördert. Ende Februar wird voraussicht lich mit der Höherführung des Rüstungswerkes be gonnen werden. Sechzehn Meter kommen dann noch auf die bisherigen Gerüste. Der äußere Dau des Denkmals bis oben zum Schlußstein wird dann im Laufe dieses Jahres zur Vollendung kommen. Außen am Denkmal sind in der Zwischenzeit die primitiven Gebäude (Expedition und Kantine) ntedergelegt worden. Nach Süden und Südwesten zu ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die endgültige Regulierung der aufgeschütteten Erdmassen vorzu nehmen. Auch diese Arbeiten kommen im Laufe des Jahres zur Fertigstellung. Der Besuch des Denkmals ist trotz der meist unfreundlichen Witterung noch immer sehr rege. Selbstverständlich finden auch die Führungen noch statt. * Bivmarckturm zu Leipzig. Wir erfahren, daß seitens des „Ausschusses zur Errichtung eines Leip ziger Bismarckturmes" nicht beabsichtigt ist, die freundlichst zugedachten Beiträge durch einen Sam melboten abholen zu lasten. Der Ausschuß bittet des halb, Beiträge bei den bereits in unserer Nummer vom 22. Januar 1911 oerösfentlichten Sammelstellen einzuzahlen. Zahlungen nehmen entgegen: Die Firma Lomer <L Co., Brühl 42 (Hauptkassenstelle), und folgende Banken: Allgemeine Deutsche Creditanstalt und deren Abteilung Becker Co., Hainstraße 2, Bank für Handel und Industrie. Deutsche Bank, Dresdner Bonk, Filiale der Sächsischen Bank nebst deren sämtlichen Dcposttenkasten, sowie die Expedi tionen der „Allgemeinen Zeitung" „Leipziger Abend zeitung", „Leipziger Neuesten Nachrichten", des Leip ziger Tageblattes nebst deren sämtlichen Filialen. * Kgl. Sachs. Lande»oersicherung»amt. Nach dem Geschäftsbericht wurde die Spruchtätigkeit des La»desr>ersicherungsamtes im Jahre 1910 erheb lich mehr in Anspruch genommen als im Vorjahre. Im ganzen lagen 381 Streitsachen vor gegen 282 im Jahre 1909. Die Rekurse waren in 338 Füllen von den Unfallverletzten oder deren Hinterbliebenen, in ,'!0 Fällen von den Verussgenostenschaften und in 2 Füllen von der Landesversicherungsanstalt einge legt. Beteiligt waren an den Rekursen die land- nnd forstwirtschaftliche Berufsgenostenschaft in 178, die Tertil-Berussgenossenschaft in 114, die Holz-Ve- rufsgenostcnschaft in 47, die Staatseisenbahnverwal- tuna in 21 Fällen usw. In 53 Fällen hatten die Rechtsmittel den Erfolg, daß die Schiedsgerichts urteile aufgehoben oder abgeändert wurden. Diese Fälle verteilten sich auf die einzelnen Schiedsgerichte wie folgt: Dresden 16, Leipzig 15. Chemnctz 9, Bautzen 7 und Zwickau 6. Ja 19 Streitsachen kam zwischen den Parteien ein Vergleich zustande, wodurch sich die Entscheidung überflüssig machte. * verkehrsoerein Leipzig, E. v. In der gestern abend im „Burgkeller" avgehaltenen Sitzung des Gesamtvar st andes waren 'n der Hauptsache Angelegenheiten für die am 12. d. M. statrjindende Generalversammlung zu erledigen. Für die Neu wahl sollen die ausscheidenden Herren zur Wieder wahl oorgeschlaaen werden. Der Geschäftsführer des Vereins, Herr Kirsch, aab einen Bericht zur Inter nationalen Ausstellung sur Reise- und Fremdenver kehr, Berlin 1911. Zu dieser Ausstellung hat der Ver ein ein farbiges Bild des neuen Hauptbahn hofes in Größe von etwa 8 Quadratmetern er worben, das nebst vier neueren Perspektiven in der Gruppe „Leipzig' ausgestellt werden soll. Der Kassenbericht 1910 und die Ausstellung Le» Haushaltplanes für das Jahr 1911, über welche Punkte Herr Hirschfeld referierte, wurden genehmigt. Die Kassenrevisoren haben Bücher und Bestände in Ordnung gefunden. — Der Verein wird die Geschäftsstelle desDürerbundes übernehmen, dem der Vorschlag zum korporativen Beitritt mit Sitz und Stimme im Vorstände gemacht wurde. Schließ lich wurde eine Kommission ernannt, bestehend aus den Herren Direktor Beyer, Schatzmeister Hirsch feld und Rechtsanwalt Le brecht, die zur An meldung der im Dienste des Verkeyrsvereins stehen den Personen zur Haft- und Unfallversicherung die nötigen Schritte tun soll. * Falsche Telephonarbeiter. Nach einer Mitteilung aus Crimmitschau sind dort zwei Ein mieterdiebe aufgetreten, die sich für Tele phonarbeiter ausgegeben haben. Sie erlangten dort mehrere Jackettanzüge und verschwanden damit. Es wird vermutet, daß sich die beiden Spitzbuben nach Leipzig gewendet haben, um ihr Treiben fortzusetzen. Der eine ist etwa 26 Jahre alt, mittelgroß und schmächtig, er hat blasses hageres Gesicht und ziemlich großen hellblonden Schnurrbart, und d«r andere ist etwas jünger, von kleiner untersetzter Gestalt, er hat dickes rotes Gesicht, stechende Augen und dunkles gelocktes Haar. * Diebe zertrümmerten zur Nachtzeit die Scheibe eine» Schaufensters in der Landsberger Straße und stahlen aus der Auslage eine Partie Sachen, als 6 Stück Barchent, eine baumwollene Strickjacke, ein Normalhemd, ein Paar Unterhosen, drei Paar wollene Socken, drei Paar Hosenträger u. v. a. * Beim verkauf eines Fahrrades wurde hier ein 18 Jahre alter Arbeitsbursche aus Burgstädt ange halten, und da er einen Nachweis nicht über das Rad hatte, der Polizei übergeben. Hier stellte sich heraus, daß sich der Bursche das Rad in feiner Heimatstadt Chemnitz von einem Fahrradhändler unter Vorspiegelung falscher Angaben erschwindelt und dann das Weite gesucht hatte. * 2« Haft kam ein 23 Jahre alter Handlungs ¬ gehilfe aus Graudenz, der von einer auswärtigen Ge richtsbehörde wegen schweren Diebstahls und Ver letzung des Briefgeheimnisses gesucht wird. — In der Zeitzer Straße wurde ein 18 Jahre alter, stellungs loser Kellner abgesaßt, als er drei Paar Stiefel, die an einem Geschäft zur Schau aushingen, gestohlen hatte. Der Spitzbube gab an, daß er sehr notwendig ein Paar Stiefel brauche, und um eine Auswahl treffen zu können, habe er die drei Paar weggenom men. — Gestohlen wurde durch Taschendiebstahl einer Dame in der Petersstraße ein Portemonnaie mit 46 — In der Hainstraße wurde ein „Excelsior"- Rad gestohlen. * Unhold. In dem Grundstück Nürnberger Straße Nr. 9 hat sich ein unbekannter Mensch in strafbarer Weise an einem 9 Jahre alten Kinde ver gangen. Der Unhold war dem Mädchen bis auf die zweite Treope nachgefolgt. Trotzdem der Bursche von einem Schutzmann und zwei Radfahrern überrascht und verfolgt wurde, gelang es ihm doch, in den Anlagen des alten Johannisfriedhoses zu verschwinden. Geschildert wird der Unhold als etwa 20 bis 25 Jahre alt, von mittelgroßer Gestalt, mit schwarzem Haar, kleinem schwarzen Schnurrbart, schwarzen Augen, blassem Gesicht, bekleidet mit schwar zer Radfahrermütze mit dunkelgrünem Streifen und dunklem Jackettanzug. * Durchgehende Pferde. In der Delitzscher Straße in L.-Eutritzsch scheuten gestern zwei oon einem Knechte geführte Pferde vor einem Straßen bahnwagen und gingen durch. Der Knecht wurde da bei gegen eine Gartenmauer gedrückt und so arg ge quetscht, daß er die Pferde loslasten mußte. Sie rissen alsdann noch ernen Ga»kandelaber um, konnten aber schließlich von zwei Schutzleuten zum Steden gebracht werden. — In der H o s p i t a l st r aß e scheuten die Pferde «ine» Bierwagens vor Unem Kraftwagen und rasten davon, konnten aber, ebe sie Schaden ange richtet halten, von einem Schutzmann angehalten werden. * Ei» «ardinenbrand fand gestern in einer Woh nung der Eisenbahnstraße in Sellerhausen statt. Er wurde oon der Feuerwehr bald unterdrückt. Sus Sschlen. i. Glauchau, 31. Januar. (Der Streik der Arbeiter) in der Maschinenfabrik von Gustav Pöhl wurde beendet, da nach mehrstündigen Ver handlungen Einigung erzielt wurde. * Roste», 30. Januar. (Brandstiftung.) Vergangene Nacht in der zweiten Stunde brannte die zum Rittergut Oberreinsberg gehörige groß« Feld scheune mit reichem Jnbalt vollständig nieder. Es liegt anscheinend böswillige Brand st iftung vor, da bereits in der Nacht zum 1. Weihnachtsfeiertag 1910 ein dicht neben der abgebrannten Feldscheune stehender Strohfeimen durch Feuer vernichtet wurde. i, Erlbach, 31. Januar. (Erfroren aufge funden) wurde gestern auf dem Schusierschen Grundstück der Maurer Bruno Ebert. Derselbe ist vermutlich in der Trunkenheit gestürzt und liegen geblieben. * Bautzen, 30. Januar. (13. Sächsisches Bundeskegeln 1911.) Der Sächsische Kegler bund hielt gestern hier im Hotel zur Weintraube eine Berwaltungsratssitzung ab, zu der sich Mitglieder aus Aue, Auerbach, Bischofswerda, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Gera, Greiz, Hohenstein Ernst thal, Leipzig, Lcmdach, Meerane, Meißen, Oelsnitz, Pirna, Planitz, Lauter, Plauen und Zwickau ein gefunden hatten. Das diesjährige Keglerfest findet vom 17. bis 21. Juni auf dem Schützenvlatze statt. In einer 1700 Quadratmeter umfastenden Festhalle sollen 16 Kegelbahnen errichtet werden. Für Sonntag vormittag ist ein großer Festzua vorgesehen. Am Montagabend findet ein« Beleuchtung der Nikolai- kirchenruine und der Ortenburg mit Feuerwerk statt und Dienstagnachmittag wird ein Doppelkonzert der Infanterie- und Hufarenkapelle abgehalt«n. Für die Ehrenbahn sind bis jetzt schon Preise von über 8000 verfügbar. * Löbau, 30. Januar. (Einen furchtbaren Tod) ist der Fabrikant Edmund Rudolph in Ober cunnersdorf gestorben; indem er sich durch Trinken von Schwefelsäure selbst entleibte. Zahlungs schwierigkeiten scheinen die Ursache zu diesem ver zweifelten Schritt gewesen zu sein. * Obercunnersdorf b. Löbau, 30. Januar. (Eines schrecklichen Todes) starb der Fabrckant Ru- dolvh, indem er sich durch Trinken oon Schwe felsäure entleibte. Wie verlautet, sollen finan zielle Gründe ihn zu der Tat getrieben haben. * Kamenz, 30. Januar. (Erfroren.) Auf der Gutsflur Panschwitz fand man am Sonnabend einen Mann in vollständig erstarrtem Zustande auf. Er hatte wahrscheinlich die Nacht im Freien verbracht. Er wurde sofort in das Darmherzigkeitsstift gebracht, wo er aber nach wenigen Augenblicken starb. Aus Papieren, die man bei dem Toten fand, ersah man, daß der Tote der 61 Jahre alte Arbeiter Ernst Böhme aus Spittwitz bei Bautzen war. 8 Zittau, 30. Januar. (Selb st Mordversuch eigener Art.) Ein hier wohnhafter junger Mann, d«r in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag des Guten zu viel genossen hatte, knüpfte sich in seiner Katerstimmung ohne weiteres mit seinem Taschentuch an der Haustür eines an der Neustadt gelegenen Gebäudes auf. Ein zufällig vorübergehender Mann hörte das Röcheln des schon Bewußtlosen und schnitt ihn ab. Sus Sschlens Umgebung. * Hatte a. S., 29. Januar. (Im Stehkragen erstickt.) Im Bereinshauje der Landsmannschaft „Hercynia" wurde in seinem Arbeitszi nnier der Student Koball aus Schönhausen bei Berlin tut aufgefunden. Die Leiche befand sich in kni'e:der Scellung das Gesicht war verzerrt und die Lippen dick angeschwöllen. D«r Arzt nimmt folgendes an: Der Student wurde oon einem Schwindel befallen sich nach Worcester begeben habe, um Lewis' Ver folgung zu entgehen, von dessen Absichten ihn sein Freund Everly unterrichtet habe. Nunmehr ging Tupper auf den Mordabend über. Marvel hatte mit Fräulein Lewis eine etwa ein stündige Unterredung gehabt. Das gab er zu. Nach dieser Aussage überlegte Barnes einen Augenblick: wenn Fräulein Lewis das Sommerhaus um neun Uhr verlassen, und fünfzehn Minuten ge braucht hatte, um über den Fluß hin und zurück zu tuininen, sowie ebensoviel vom Hause zum Fluß und zurück, so stimmte diese Aussage Marvels, daß sie eine Stunde lang beieinander waren, genau mit ihrer eigenen überein, nach der sie um halb elf Uhr wieder zu Hause eingetroffen war. „Nun, Herr Marvel", fuhr der Anwalt fort, „bitte erzählen Sie uns, was Sie getan haben, nachdem Fräulein Lewis Sie verließ." „Ich machte mich auf den Weg nach Epping, aber bevor ich die Landstraße erreichte, ging ich noch ein mal zurück." „Nichtig! Sie überschritten den Fluß, nicht wahr'?" „Jawohl; wie konnten Sie das wissen?" iupper ließ sich auf keine Erklärung ein. „Das tut nichts zur Sache", sagte er. „Wie über schritten Sie. bitte, den Fluß?" „Ich wollte ihn durchwaten und sah mich nach einer seichten Stelle dazu um, aber ich siel in ein Locy und war daher gezwungen, zu schwimmen." „Gut. Warum wollten Sie nun so spät in der Nacht noch über den Fluß kommen?" „Das ist eine delikate Frage, aber da sie oon Wichtigkeit ,u sein scheint, will ich aufrichtig sein und Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Mein Haupt grund, die Farm zu besuchen, war, Fräulein Lewis sofortigen »nirat mit mir zu überreden, und zi^.r ohne Einwilligung ihres Onkels, da er sich ge weigert hatte, sie zu geben. Bei der Zusammenkunft wollte sie sich aus nichts einlasten, als mir das Ver sprechen zu geben, mir am nächsten Tage brieflich endgültigen Bescheid zu erteilen. Nach ihrem Weg gänge laut inir der Gedanke, daß sie mir eine ab schlägige Antwort erteilen wollte und di« Unheils botschaft nur aufschob, besonder» w«il si« daraus bestand, daß ich nach Portsmouth gehen und dort auf ihren Brief warten sollte. Da fielen mir einig« Ar gumente ein, die ich nicht vorgebracht hatte, und ich zurück in der Hoffnung, sie noch aufzufinden und jo noch einen Versuch machen zu können, ihre Einwilligung zu erhalten. Das ist die volle Wahr heit!" (Fortsetzung folgt.) Acsüemla 3ulm novs. Durch die Zeitungen geht die Nachricht, daß sich in dem braunschweigischen Städtchen Helmsteot an gesehene Männer zu einem „Helmstedter Universitäts bund" zusammengetan haben, um aus Sammlungen privater und öffentlicher Mittel die Wledereröisnung der im Jahre 1809 durch König Jerome von West falen geschlossenen Universität Helmstedt herbeizuführen. Diese Meldung mag zunächst einiges Staunen bei den Gebildeten in Deutschland erwecken, und viele werden darauf Hinweisen, daß weit be deutendere Städte, wie z. B. Hamburg und Frank furt a. M., viel mehr Aussicht auf die Gründung einer Universität in ihren Mauern haben, und dabei doch auch auf Schwierigkeiten stoßen, die <ür ein un bedeutendes Landstädtchen wie Helmstedt geradezu unüberwindlich sind. Tritt man jedoch dem Plane des Helmstedter Universitätsbundes näher und gesteht man ihm von vornherein die mögliche Erfüllung bescheidener Ansprüche an eine „Universität" zu, so wird jedem Wohlwollenden das Unternehmen der pietätvollen Helmstedter nicht einmal aussichtslos er scheinen. Zunächst ist zu bemerken, daß Helmstedt seine alten, freilich für heutige Ansprüche unzulänglichen Univerjitäts g e b ä u d e noch besitzt. Die auf strebende, an Landwirtschaft, Handel und Industrie in gleichem Maße eifrig beteiligte Stadt an der Braunschweig-Magdeburger Eisenbahn, etwa 16 000 Einwohner zählend und idyllisch am Elm und Lapp wald belegen, durch frühe Klostergründungen in der Geschichte des Landes nicht unbedeutend, bekannte sich schon 1525 zu Luthers Lehre und nannte Bugenhagcn ihren Reformator. Durch alle Tage der Not blieb das evangelische Helmstedt bis zur enopültigen Durch führung der Reformation am 14. Oktober 1568 der evangelischen Sache treu. Dafür oelohnte es der Herzog Julius oon Braunschweig und bestimmte, daß die von ihm begründete Universität, die Academia Julia, in Helmstedt ihren Sitz finden sollte. Am 14. Oktober 1576 hielt er unter großem Gepränge seinen Einzug und am folgenden Tage fand in feierlichem Aktus in der stolz,n St. Stephanikirchc die Eröffnung der Universität statt. Der Herzog hatte in aller Eile einige Kollegienhäujer aufsühren lassen, die auch für die ersten Jahrzehnte genügten, später jedoch bald oer- laßen wurden. Studenten und Professoren fanden sich in beträchtlicher Zahl ein, und in dem klösterlich stillen Helmstedt entwickelte sich ein reges Burschen leben, entfaltete sich eine rege Lehrtätigkeit nam hafter Gelehrter, die der jungen Alma mater bald einen guten Ruf weithin im Lande einbrachte. Die neueren, heute noch erhaltenen Baulichkeiten der Academia Julia wurden 1592 oon dem Herzoge Heinrich Julius in Angriff genommen. Zu Ehren des Stifters der Universität erhielt ter Prachtbau den Namen Juleum novum, und diente als Biblio thek und Auditorium. Diese neuen Gebäude um schließen heute noch den länglich-viereckigen Kollegienhos, dessen südliche Schmalseite jetzt das in den 80er Jahren vorigen Jahrhunderts im Stile deutscher Renaissance erbaute städtische Gymnasium einnimmt. Der Erbauer der Academia Julia nova bat sich offenbar von dem Vorbilde der ulten Friedrichs-Universität in Wittenberg leiten lassen, das zeigen wenigstens die schlanken Treppentürme mit großer Deutlichkeit. Die beiden langgestreckten Flügelgebäude des weiten Kollegienhoses werden von hohen, achtseitigen Treppentürmen flankiert. Der östliche ist schlicht, der westliche weist am Gebälk über der Runobogentür Löwe und Greif auf. dazu die beiden wilden Männer mit dem herzoglichen Wappen, und über dem Gesims, halb nach rechts ge wendet, das Brustbild des Stifters Herzog Julius in Stahlhelm und Panzer. Seitlich sehen wir symbolische Darstellungen, gekrönt von der Halbfigur Christi mit der Weltkugel. Nördlich begrenzt den Kollegienhof das Juleum, dessen Fassade ein stolzer, schlanker Turm von 50 Metern Höhe mit einer prächtig« Aussicht gewährenden Rundgaleri« überragt. Zwei gliederreiche Giebel zur Rechten und Linken beleben das steile Dach, den linken krönt die Figur d«s Glaubens den rechten die der Philosophie. Aus allen Seiten ist dies rathausähnliche Gebäude mit Giebeln gekrönt, die symbolische Gestalten schmücken, Gerechtigkeit, Heilkunde usw. Reichgegliedert ist das Hauptportal mit dem großen Wappen der Universität im Mittelpunkt, daneben den symboli sierten Gestalten der Musik, Grammatik, Astronomie, Geometrie und Arithmetik. Am äußersten Fenster links führt der wichtigst« Eingang in den alten, längst schon serner Bestimmung entfremdet«« Universitäts weinkeller. Prunkvoll und imposant ist di« Aula im Untergeschoß, heute den Schulfeiern de» Gymnasium» dienend. Durch die breiten, bunten Fenster flutet, von schweren Vorhängen gedämpft, weiches Tageslicht i.r die hohe Halle, di« «ine oon schlanken Bogen gewölben gestützte Balkendecke überdacht. Von den Wänden grüßen die im Wandel der Zetten ver dunkelten Porträt» der einstigen Professoren der Academia Julia ein neues Geschlecht. Da erblicken wir die Züge Giordano Brunos, der auf seinem Wanderleben, von der römischen Kirche ver folgt, in Helmstedt vorüoergeyeno eine Zufluchtsstätte fand. Nach Italien heimgekehrt, wurde er dort 1699 al; Ketzer vrbrannt. Da sehen wir die freundlichen Züge des Begründers der Helmstedter Theologen schule im 17. Jahrhundert Georg Calixtus, der mit heißem Bemühen auf eine Versöhnung der Gegensätze innerhalb der evangelischen Kirche wr« auch gegenüber den Katholiken drang. Sein kunst geschichtlich interessantes Grabdenkmal birgt di« Helmstedter Stephanikirchc. Unter ihm erreichte wie die Chronisten melden, Helmstedt als Universität seine höchste Blüte und zählte mehr als tausend inskribierte Studenten zu seinen akademischen Bürgern. Gegenüber der Tür der Aula grüßt den Eintretenden noch das überlebensgroß« Bild des Reformators Bugenhagen, und inmitten von der wchlcrhaltenen Cathedra maxima grüßt das groß« Bild des Stifters der Universität, des Herzogs Julius. Die Aula hat im Dreißigjährigen Kriege und später schlimme Zeiten erlebt. In der Fran zosenzeit dient« der Prunkraum der Academia Julia als Stall und Heerlager. Bajonettstiche im Bilde des herzoglichen Stifters erinnern noch heute an die Greuel jener pietätlosen Vandalen. In den oberen Räumen des beute noch stolzen Iuleums befand sich die einst so wertvolle Universitätsbibliothek. Heute finden wir nur noch einen kleinen Rest der einst jo berühmten Büchersammluna vor. Die wertvollsten Werke schleppten die räuberischen Franzosen nach 'Paris, vieles ging in die Staatsdiblotheken zu Wolfenbüttel und Göttingen über. Der karge Rest soll sein Eirde in der braunschweigischen Landes bibliothek finden. Wie schon angedeutet, hatte die Universität Helm stedt wie viel« ihrer Schwestern unter dem Dreißig jährigen Krieg« schwer zu leiden und erreichte in jener Zett den tiefsten Tiefstand ihrer Frequenz, kam auf 0 im Jahre 1626. während ern Jahrhundert zuvor der Besuch im Durchschnitt 600 Studenten betragen hatte. Gerade 1626 räumte auch di« Pest furchtbar unter den Musensöhnen in Helmstedt auf. Der »in- ziae, der wacker aushielt, war der um Helmstedt für all« Zeiten hochverdiente Professor Talixtu». Wie alle Universitätsstädte verstand sich auch Helmstedt nicht immer mit seinen Studenten, und es kam oft mals zu argen Reibereien, Raufereien und Blut vergießen. Auch die übliche Secessio studiosorum hat Helmstedt erlebt. End« 1791 verließen die Studenten die ungastliche Stätte und zogen mit Ge-