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Frrltsg, 13» Oktober ISN. Lerpziger Sägeir-art. Nr. 2S4. los. Iabrosny. daß sie jetzt zahlreiche Rekruten erhalten hätten und das; sie auf mehrere Regimenter zählten, sie be streiten auch nicht, daß sie im Besitz von Kriegsschiffen seien. Bauern aus der Umgegend erklären, es sei Kapitän Tonceiro gelungen, die Grenze zu passieren, und er halt« sich gegenwärtig auf spanischem Gebiete 20 Kilometer südöstlich von Verin auf. Empfindliche Niederlage der Spanier in Marokko. Pari», 13. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Wie der „Agence Havas" aus Port Tals vom 12. Oktober gemeldet wird, verlautet aus marokkanischer Quelle, die Kasbah von Seluan sei am letzten Diens tag von 500 Reitern angegriffen worden. Die Spanier erlitten eine Niederlage und hatten e r - heblicheDerluste. 100 Mann seien geköpft und eine Kompanie Infanterie in Seluan einge schlossen worden. Kus Leipzig unü Llumegenü. Leipzig, 13. Oktober. Wetterbericht der König!. Sachs. Landcswetterwnrte zu Dresden. Boraussage für den 11. Oktober. Ostwind, teils heiter, teils neblig, kälter, trocken. Po hl berg: Starker, langanhaftender Tau, glänzender Sonnenuntcr- und -cruMng. Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starker, langanhalrender Tau, glänzender sonnenuntcr- und -ausgang, Abend- und Morgenrot. ^«r»pkrmn-Verlrri;eruns§genollen'cksrtt MHMÄec osnüwlrte. Die Mitglicderzahl der Haftpflichtversichc..!!gs- Genossenschaft sächsischer Landwirte belief sich Ende l'.'w auf 18 986, gegenüber 18 620 im Vorjahre, sodaß clso ein Zuwachs non 360 M'.raUedern zu verzeichnen ;st. Immerhin gehören nur 10,68 Proz. ron Len bei d'r und forstwirtjchasrlicheu Beruisgenofsrn- V ist für das Königreich Sachsen verlautbarten Be- .-'»bunternehmen der Hasrvflichtoersicherungs- g?nosf.'.nschaft an. Zieht man jedoch die beitrags pflichtigen Einheiten in' Betracht, so steigt der ge- mmte Prozentsatz auf 39.03 Prozent. Auch der Ab schluß war günstig, und es konnten kein Reservefonds -.8 711 N zugeführt werden. Die Zahl der Schaden fälle, für die Ersatz zu leisten war, blieb etwas hinter -er Les Vorjahres zurück. Die Summe der für er- ftdigte Schadenfälle gezahlten und der für un- - .ledigte Ansprücke auszuwersenden Zchadeileriatz- deträgc und Prozcßkoste'c übertrifft die des Vor jahres erheblich. Auf je 1000 Mitglieder kamen 32,81 Schadenfälle, gegenüber 31,93 im Vorjahre. Die s rtschäoigunossumms hingegen betrug 4961,30 bzw. 5'196,7§ ttc. Neu angemeldec wurden im Berichts jahre 813 Schaden fälle. Dazu kamen noch als un- lediat aus Dem Vorjahre 60 Fälle. Bon diesen 873 Fälle- wurden 603 endgülti« durch Entschädigungs zahlung erledigt, dagegen lag bei 193 Ansprüchen eine Haftpflicht des Mitgliedes nicht vor. 77 Fälle sind „och nichr zu Ende geführt, doch wurden in 20 Fällen diervon bereits Teilzahlungen geleistet. Für dis 623 endgültig uno teilweise entschädigten Fälle betrugen die Ersatzleistungen 91 195,20 »tz. Davon entfall»« :'9 332,96 auf Personenschaden und 11862,21 .8 auf Sachschaden. Ein entschädigter Fall erforderte .urchschi'ittlich einen Aufwand von 151,20 F. Ins gesamt hat die Genossenschaft bis Ende des Jahres o.ia an Entschädigungen und Prozeßkosten 483 690 ,1t --.ezahlt. Die Einnahme an Mitgliederbeiträgen be lief sich im Berichtsjahre auf 142 875 Die Ver waltungskosten bezifferten sich auf 21513,84 F. Be reits seit dem Jahre 1908 können sich auch Weide- gen-Ksenschaften und Tierpensionsinhaber gegen Haft pflicht versichern, jedoch nur insoiveit, als diese letztere aus der vertragsmäßig übernommenen Ueberwacliung der unl-rgebrachten Tiere erwächst. Kein Haftpflicht fall liegt hingegen vor, wenn sich ein Tier selbst einen Schaden zufügt, ohne daß dieser durch die gebotene Aufsicht hätte vermieden werden können, oder wenn -ich die Tiere untereinander verletzen bzw. sich gegen seitig mit einer Krankheit anstecken, außer, wenn solche Fälle auf mangelhafte Aufsichts- und Ab- sperrungsmaßrcgeln zurückzuführen sind. ot. Der Eesamtbesuch der 21 deutschen Universi täten an Studierenden, der vor zwei Jahren mit 51770 erstmalig das halbe Hunderttausend erreichte, stieg im vergangenen Sommersemester auf k»7 230. Vor 10 Jahren waren es 34 819 Studierende, vor 20 Iah- ren 28 115 und vor 30 Jahren 22 300. Die Zahl der Studierenden hat sich demnach innerhalb eines Men schenalters verdreifacht. Unter den obengenannten 57 230 Studierenden befinden sich-2552 weiblichen Ge schlechts. Außerdem hatten im --ommerssmestcr 1911 noch 2848 Männer und 1212 Frauen das Hörer recht, so daß die Gesamtzahl aller am deutschen Universitätsunterricht teilnehmenden Personen 61 290 gegen 58 845 im Vorjahre betrug. Von der eigentlichen Studentcuzayl entfallen 28 981 auf die 10 preußischen Universitäten gegen 27 577 im Vorjahre, 9445 gegen 9369 auf die 3 bayrischen Universitären, 5532 gegen 5297 auf die 2 badischen Universitäten, 4888 gegen 4592 aus die sächsische L a n d e s u n i v e r s i t ä t Leivz, g und 8334 gegen 8010 auf die übrigen einzel staatlichen Universitäten, einschließlich der reichslän dischen in Straßburg. Aus die einzelnen Fakultäten bzw. Studienfächer verteilt sich die Studierendenzahl mit 16158 gegen 15 475 im Vorjahre auf Philosophie, Philologie und Geschichte, mit 11023 gegen 11323 auf Rechtswissenschaft, mit 11 927 gegen 10 682 auf Medizin, mit 8442 gegen 7937 auf Mathematik und Naturwissenschaften, mit 2825 gegen 2507 auf evan gelische Theologie, mit 1834 gegen 1810 auf katholische Theologie, mit 2729 gegen 2406 auf Lameralia und Lau-wirtschaft, mit 916 gegen 1147 auf Pharmazie, mit 1016 gegen 1261 auf Zahnheilkunde, ferner mit 170 gegen 12'. auf Forstwissenschaft (nur in München. Gießen und Tübingen) und mit 160 gegen 141 auf Tierheilkunde (nur in Gießen). Die stärkste Zunahme haben die evangelischen Theologen, die Mediziner und die Eameralisten und Landwirte, etwas geringere Zunahme die Mathematiker und Naturwissenschaftler, sowie die Philosophen, Philologen und Historiker zu verzeichnen, währen die Juristen, Zahnärzte und Pharmazeuten, wie bereits im Vorjahre^ zurückgingen, und die katholischen Theologen ihren Stand behaup teten. Die Besuchszahlen der einzelnen Universitäten geben ein interessantes Bild ihrer Entwicklung im einzelnen und ihres Verhältnisses zu einander. Die Universität der Reichshauotstadt behauptet mit 8039 Studenten gegen 7902 im Vorjahre wieder den ersten Platz, ebenso München mit 6912 gegen 6890 die zweite und Leipzig mit 4888 gegen 4592 die dritte Stelle. Es folgen Bonn mit 4174 s4070), Frei bürg mit 3080 (2884), Halls mit 2681 (2451), Bres lau mit 2586 (2432), Göttingen mit 2492 (2353), Heidelberg mit 2452 (2413), Marburg mit 2302 (2192), Tübingen mit 2118 (2061), Straßburg mit 2071 (1964), Münstrr mit 2009 (2007), Kiel mit 2001 (1760), Jena mit 1902 (1817), Königsberg mit 1517 (1381), Würzburg mit 1449 (1429), Gießen mit 1315 (1347), Greifswald mit 1180 (1029), Erlangen mit 1104 (1050) und Rostock mit 920 (834). Es haben danach alle Universitäten, ausgenommen allein Gießen, eine Studentenzunahme, relativ am stärksten Greifswald, Kiel, Rostock und Halle, am geringsten Heidelberg, Münster und die drei bayrischen Universitäten. * Auszeichnung. Die Königliche Kreishaupt- mannschnft Leipzig hat der seit 27. September 1886 ununterbrochen in der Rüschcnfabrik von Erundmann L Waselewsky in Leipzig-Reudnitz. Eilenburger Straße 12. beschäftigten Zuarbeiterin Friederike Elisabeth Haßmann in Leipzig eine Belobigungs- urkunde ausgestellt, die ihr heute in Gegenwart des Firmcnmitinhabers. Kommerzienrats Waselewsky, an Ratsstelle ansgchändigt wurde. * Goldenes Jubiläum der Firma Sieglsrnnnd L volkening in Leipzig. In diesen Tagen vollenden sich 50 Jahre, daß die bekannte Firma Siegismund <L Volkening in Leipzig gegründet wurde. Am 15. Oktober 1861 unternahm der 27jährige Buchhänd ler August Volkening in seiner Vaterstadt Minden in Westfalen den gewagten Schritt, zu den bereits bestehenden beiden Buchhandlungen eine dritte zu er richten. Doch sein reger Geist begnügte sich nicht mit diesem Erfolge. Angeregt Durch Verbindungen mit einflußreichen Schulmännern, erstanden die ersten f Verlagsunternehmungen, die seinen Namen weithin > bekannt machten. Besonders trugen hierzu bei die i von L. W. Seyffarth ins Leben gerufene Norddeutsche ; Schulzeitung, die 1867 das Licht der Welt erblickte und nach dem Kriege von 1870/71 umgstaust wurde l in „Freie deutsche Schulzeitung" und zwei kleine i Broschüren: „Die ungenügende Besoldung der preußi schen Dolksschullehrer" von Dr. Jütting uird „Tin preußischer Kultusminister, der seinen Beruf verfehlt hat" von L. Parisius, die in kürzester Frist viele hohe Auflagen erlebten. (Nebenbei sei bemerkt, daß A. Volkening an seinen Zeitschriften, in denen er sters für die Hebung des Lehrerstandes etngetrclen ist, im Laufe der Zett weit über 100 000 ftl zugesetzt hat!) Di« weitere Ausdehnung des Verlages nötigte den umsichtigen Geschäftsmann zum Verkauf der Sorti- mentsbuckhandlnng und zur Uebersiedelung des Ber lages nach Leipzig,'die am 1. Juli 1871 erfolgte. Hier wurde der Kaufmann Berthold Siegismund als Teil haber ausgenommen, der aber am 1. August 1873 wieder austrat: doch blieb der Firma der Doppel name Siegismund L Volkening. Eine rege Berlaas- tätigkert setzte nunmehr ein. An den pädagogischen Verlag reihte der unternehmende Geist Bolkenmgs bald ernen Musikverlag an, der jetzt über 600 Num mern zählt; auch gründete er außer einem Kommissions- und Eroßsortimcntsgesckäit noch eine Buchbinderei und Buchoruckerei und beteiligte sich schließlich noch an anderen Unternehmungen. Schon zu Dolkenings Lebzeiten waren verschiedene B«rlag«werke in anderen Besitz übergegangen. Nach seinem Tode übernahm der Schwager die Schulbücherabteilung: der ganze übrige Verlag dagegen wnrde von der Witwe und einen Tochter aus der Lrbschastsmassc erworben. Diese nahmen am 1. Juli 1906 ihren Ge'chästsführer I. Schneide: als Teilhaber aus. Leit 1. Januar vorigen Jahres ist er alleiniger Inhaber. Im Laufe der Jahre sind der geachteten Firma auch mancherlei An erkennungen zuteil geworden, zuletzt noch auf de: Brüsseler Weltausstellung. — Aus Rücksicht ans die angegriffene Gesundheit des Geschäftsinhabers ist von einer Frier Abstand genommen. * Schankkonzessionen in Leipzig-Land. Ja der letz- ten geheimen Sitzung des Bezirksausschusses wur den folgend« Schankkonzessionsgejuch« genebmigr: Pohlitz in Kotzfchbar, Vranntweinhandel (lieber- tragung), Mooßoorf in L.-Connewitz, Schankwirt schaft einschl. des Branntweinschanks in Zwenkau sUebertragung), Holzhäuser in Schönefeld, Lcljanlwirtjchatt einschl. des Branntweinschanks (Uebertragung), Schön in Schönefeld, Sckan'wirt- schaft einschl. des Branntweinschanls (neu), Müller in Eroßzichochcr-Windorf. Ausschank von Bier in Len Kartenanlagen d«r Fabrikkantine von Meier L Weichelt, Leipziger Westendbaugesell- schaft, um Erlaubnis zum Betriebe der Schank wirtschaft einschl. Les Branntweinschanks auf dem Flurstück Nr. 106 des Flurbuchs für Burghaufen (in Aussicht gestellt), Mädge in Kleindölzig, Schank- wirftchaft einschl. des Branntweinschanks (Ueber- tragungs, verebcl. Schöbel in Zwenkau, Schauk- wirtschaft einschl. des Branntweinichanks, Abhalteu regulativmäßiger Tanzvergnügen für die Monate April bis mit Oktober jeden Jahres und Veranstal tung theatralischer Vorstellungen usw. Lurch Vereine und Gesellschaften (llebertragung), Behse in Mockau, Vranntweinkleinhcrndcl jneu) und Aus schank von Kaffee und alkoholfreien Getränken (Ucüer- tragung). — Dagegen wurde das Gesuch von Gün ther m Schönefeld um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein (neu) abgelehnt. * Ein Eewinx von 15 iM Mark der Sachs. Staatslotterie fiel heute in die Kollekte von Leopold Müller, Humboldtstraße 43. —k. Ungültige CisenbahnfkachtLriese. Die Frist für den Aulbrauch der veralteten, in der Eisenbahn- Verkehrsordnung vom 26. Oktober 1899 vorgesehenen Frachtbricsmustsr läuft mit Ende dieses Jahres ab. Dem verfrachtenden Publikum wird empfohlen, sich rechtzeitig die neuen feit dem 1. April 1909 emge- führten Frachtbriesmuster zu beschaffen. Wegen der Unzuträglichkelten, die aus dem wahlweisen Gebrauch beider, in wichtigen Punkten voneinander abweichen den Muster leicht entstehen, kann eine Verlängerung, die schon einmal sksttgefunden hatte, nicht nochmals zugestanden werden. * Weltlage und Vivek. Die Bereinigung ernster Bibelforscher veranstaltet am Dienstag, den 24. d. M., im Großen Saale des „Sanssouci" einen öffentlichen Vortrag über das Thema: Die gegenwärtige Welt lage und ihr Ausgang im Lichte der Bibel. Der Referent, Herr O. A. Kostitz, ist Redakteur der be kannten in Barmen erscheinenden religiösen Zeitschrift „Die Volkskanzel", die in vielen Millionen Exempla ren in allen Gegenden Deutschlands und auch im Auslande verbreitet wird. Der Eintritt ist frei. v. Lustbarkeitssteuer und Kinematographen Theater-Besitzer. In einer Versammlung des Verein» der Kinematographen-Theater-Besitzer des Bezirke» der Kreishauptmannschaft Leipzig wurde über die oom Rate der Stadt Leipzig geplante Erhöhung der Lustbarkettssteuer verhandelt. Der Referent Herr Scher ff bemerkte, e» sei Pflicht des Vereins der Kinematographen-Theater-Besitzer, gegen diese in Aussicht genommene Steuererhöhung Stellung zu nehmen, damit die hierbei stark interessierten Theater besitzer nicht davon überrascht würden. Es sei geboten, mit dem Rate der Stadt in Verbindung zu treten und diesen darüber aufzuklären, daß eme weitere Erhöhung der Lustbarkettssteuer für die hier in Betracht kommenden Kreise unmöglich sei. Rach längerem Meinungsaustausche erklärte sich der Vorsitzende unter Zustimmung der Versammelten bereit, sich mit dem Rate ins Einvernehmen zu setzen und in der nächsten Versammlung über das Ergebnis Bericht zu er statten. Weiter beschäftigte sich die Versammlung mit der Vorschrift des Rates, die einen zweiten Vorführer im Brojekti-'nsraume bedingt. Obwohl nicht viel Aussicht auf ecne Zurücknahme dieser Be stimmung vorhanden ist, da der Rat diese Vorschrift als Sicherheitsmanregel ansieht, so sott doch ein Versuch hierzu unternommen und dem Rate deshalb entsprechendes Material unterbreitet werden. End lich wurde noch zu den von den Angestellten der Kinematographontheater ausgestellten Forderungen um Aufbesserung Der Lohn- uno Arbeitsverhältnrsse Stellung genommen und eine Kommission ernannt, die mit den Angestellten in Verhandlungen treten ioil. * Zirkus Sarr-sani. Man erzählt von den fabel» hasten Erfolgen, die dies?: Zir?u; in Köln, Düssel dorf, Essen »sw. davongerra«,! Hot. Und man hat sich berichten lassen, daß seine Worte keine hohle Reklame sind, die auf trügerischem Boden steht. Schon verfolgt man fleißig die Bauarbeiten draußen aus dem Meß platze, wo der Zirkus Sarrasani das einzige hin» reichende Areal zur lliucrbringung seiner riesigen Anlagen gesunden hat. Stallzelle erheben sich dort schon und ein malerisches Gerüst ist in die Höhe ge gangen, bestimmt, mit Dem prunkvollen Zierrat einer blendenden Porraliasfade bedeckt zu werden, Schon beginnt man. auch an der Hand der bunt scheckigen Plakate die Masse der Attraktionen, die dieser Zirkus mitbringt, auszuzählen und zu be sprechen. Die Großzügigkeit dieses Unternehme» läßt das Mittelmaß und die Halbheit nicht zu. Schon hat de: Vorverkauf in Leipzig im Modehaus August Pölich und bei Fr. Ad. Coppius, Pterrstraße 15 be gonnen. und schon aus der Nachfrage darf man er sehen, daß Sarrasani auch in Leipzig gewonnenes Spiel hat. -ff- Bon einem Straßenbahnwagen überfahre» wurde vergangen« Nacht, während er neben seinem Geschirr herging, in L.-Kleinzschocher der 33 Jabre alte Geschirrführer Hermann Gebhardt, wohn- hakt Hirzelstraße 35. G, der eine schwere Unter- schenkeloerletzung erlitt, mußte noch in der Nacht in das Krankenhaus gebracht werden. * Zeugen gesucht. In der Dufoursrraßs. unweit der Fürstenstraße, sind am 8. Oktober zwei Herren in Begleitung ihrer Frauen von einer Anzahl Burschen durch freche Redensarren belästigt worden. Als sich die Herren das Vorgehen verbaten, sind die rohen Patrone zu Tätlichkeiten übergegangen und- dann geflüchtet. Es wäre erwünscht, wenn sich Zeugen, die Angaben über die Burschen machen rönnen, bei der Kriminalpolizei melden würden. * Ein schwerer Innge. Zu der Notiz, den 2l Jal-re alten Schlosser aus Nürnberg betreffend, der kürzlich bei einem Einbruch in der Emilienstraße übcrrafchr und schließlich auf dein Dache fesrgenonuncn wurde, sei noch bemerkt, daß der Verhaftete allein „qe arbeitet" hat. Es konnte ihm außerdem noch nach- gewiesen werden, daß er vor ca. 14 Tagen in ecnem Vervielfältigungsinstitut in der Hainstraße einge brachen und. daraus 500 .//. bar, sowie verschiedene Gegenstände, darunter ein: rotlederne Brieftasche, gestohlen hatte. Die Brieftasche hatte er bei sich und wurde zu seinem Verräter. Tas erlangte Geld will er in Magdeburg vertan haben. Nachdem er seiner Mittel erschöpft, kehrte er nach hier zurück, um sich neues Geld zu verschaffen. * In Haft kamen ein 51 Jahre alter Arbeiter aus Eutritzsch, der beim Verkauf billiger Biiamfl'i.: und roher Fchschweife angehalten würbe. Die Felle will der Verhaftete vor längerer Zeit in de: inneren Lor Kciegsfieber Hinweisen könnte. Ein Spazier gang Lurch Pera und das alte Stambul verschafft einem den Eindruck, daß der größte Teil der ärmeren Bevölkerung von dem Vorhandensein eines Krieges kaum etwas ahnt: ja es ist, als wüßte man gar nichts von all dem. was vorgefallen ist. Von dem städtischen Händler und Kaufmann bis hinab zum Lastträger und zum Hafenarbeiter bekümmert sich jeder nur um seinen Berns und seine Arbeit. Der Europäer, der nie den Orient gesehen hat, wiegt sich vielleicht gern in der Vorstellung, daß in Kon- stantinovel das Leben wie in einem Halbschlummer dahin chleicht und daß der Tag zwischen de: Kaffee taff: und der persischen Pfeife träge verstreicht. Doch überall — so schreibt der englische Beobachter — finde ich reges Leben und alle Geister sind mit ibren Geschäften ausgcfüllt. Ja noch mehr, dieser Eifer und diese geschäftige Rührigkeit, die dem malerisch zerlumpien Bettler wre dem reichsten europäisch gekleideten Großiaufmann den Tag aus füllt, erweckt den Eindruck, als ob jedermann an der Zukunft des Landes Mitarbeiten möchte. Das mag vielleicht ein neuer Geist sein und sicherlich ein guter. Er stärkt die Türkei zu neuen und großen Aufgaben: aber vom Krieg und vo» Kriegsstimmung nirgends eine Spur. Selbst verständlich wird hier und da von den Ereignissen gesprochen, müßige Gespräche gleiten hin und her, cm Schatten der Moschee tauscht man patriotisch angehauchte Meinungen, und auf einem Winkel des Marktplatzes fällt vielleicht auch das Wort Tripolis. Aber im übrigen hat niemand viel Zeit zu diesen Erörterungen. Der Marktplatz um die Valida- moschee ist vom Sonnenaufgang bis zur Abend dämmerung von einem eifrigen Volke erfüllt, das seine eigenen Eeschätte erledigt. An der Peripherie des Marktes, im lauschigen Schatten dcr Bäume, spricht man in einem müßigen Augenblick ein paar Wocce über jene fernen, fernen geheimnisvollen Er eignisse, die „Krieg" genannt werden. Aber man hat keine 'Nachrichten, keine Berichte, die Zensur unterdrückt olles. Rur dein Europäer gegenüber beschwert inan sich vielleicht darüber, daß man gar nicht erfahre, was eigentlich los sei. Als Europäer betrachtet man mich natürlich als einen Speicher des Wissens und als ein Sammel buch der neuesten Meldungen. In dem Barbier- lasen bet der Valida, wo die Gläubigen für einen Groschen ihr Haupt rasieren lassen, umringt man mich und fragt nach Nachrichten. Aber ich weiß auch nicht mehr wie alle, und so beruhigt man sich und läßt sich gelassen fertig rasieren. Auf der anderen Seite des Marktes füttern junge Leute das Bich, und dort sitzt auch eine Anzahl grciser Männer auf Matten nm Boden, sonnen sich friedlich, rauchen ihre Rargileh und schlürfen ihren Kaffee. In ihren Mienen vollzieht sich nicht die ge» ringste Beränderung, wenn aus den Straßen da» donnernde Gedröhn vorbeiziehender Artillerie er tönt. Und sie bleiben auch ruhig fitzen und »erfolgen mit den Blicken dis Rauchwolken ihrer Pfeifen, als drunten Infanteriekolonnen vorübermarichicren. Bisweilen hat diese Ruhe des Türken etwas Furchtbares, eine rätselhafte Ruhe, die an ein Be wußtsein dcr eigenen Kraft, an feste Ueberzengung und unverrückbare Ziele denken läßt. Und vielleicht werden die lebhaften und unruhigen Italiener diese Ruhe noch als unheimlich empfinden lernen, wenn sie das Abenteuer dieses Krieges ausdehncn..." L. V!e Ssmburger UnloerMM. Man schreibt uns aus Hamburg: Sie kommt langsam, aber sicher, die Hamburger Universität und es ist nur noch eine Frage weniger Wachen, dann wird die Angelegenheit endgültig entschieden sein. Von offizieller Seite ist der Presse mitgeteilt worden, daß der Hamburger Senat eine Vorlage an die Bürger chast ausarbeite, die, so heißt es, einen „weiteren Ausbau des Kolonialinstituts und des Allgemeinen Borlesungswesens zu einer selbständigen Anstalt" befürwortet. Der Ausdruck „Universität" wird noch geflissentlich vermieden, aber es ist deck, wohi nicht mehr daran zu zweifeln, daß die Borlage nichts anderes bezweckt, als die Uni versitätsfrage klipp und klar zu entscheiden. Das UnlversitätsgsbüuLe selber ist ja schon seit mehr al» einem halben Jahre fertig. Man nennt das schöne, rotbedachte Gebäude mit seinem geschmackvollen Kuppelbau zwar noch belcheidenttich „Vorlesungs gebäude", aber der Name wird bald anders lauten. Die Fraktionen dcr Hamburger Bürgerschaft be schäftigen sich schon seit September, seit ihnen der Senat vertrauliche Mitteilungen über die beabsich tigte Vorlage hatte zukommen lasten, mit der Stellung nahme zur Universitätssrage. Den Vertrauens männern der Fraktionen lagen neben einer Reihe anderer Schriften eine Denkschrift des Senats und ein Gutachten des Geh. Rats Dr. Stuhlmann vor, für dessen Vorschläge sich aller Wahrscheinlichkeit nach eine Mehrheit in dcr Bürgerschaft finden wird. Danach «oll eine Universität geschaffen werden, die in ihrer Organisation ganz aus dem Rahmen der bisherigen Universitäten herausfallen wird. Sie soll im engsten Anschluß an die Wissenschaften gebildet werden, die für Ham burg als Handelsstadt wichtig sind; sie soll in der Hauptsache die wißen fchaftlichen Bedürf nisse der hamburgischen und überseeischen Praxis befriedigen und ihre selbständige For schung ermöglichen. Selbständige Fakultäten sollen für Medizin, Jura und Philosophie errichtet werden. Das Kolonial,nstitut soll im Rahmen der Anstalt als geschloffenes Tcilinst'ftut bestehen bleiben und ausgcvaut werden. Bemerkenswert ist, daß eine Strömung besteht, kaufmännische Kreise zur Ver waltung der Universität mit heranzuziehen, da man befürchtet, daß das staatliche Aufscchtrrecht, wie e» di« Denkschrift de» Senat» vorfieht, d«r Hamburg«« Volksvertretung und der Kaufmannschaft nicht den gebührenden Einfluß gewährleisten könne. Doch rechnet man hier mit der Opposition der preußischen Regierung. Jedenfalls ist die ganze Frage seit ein vaar Wachen energisch in Fluß gekommen und die Entscheidung liegt letzt bei der Bürgerschaft, ll. K. Vie erste voktorsrdeu über gutes korben. Aus Paris wird uns geschrieben: Die Hausfrauentugenden gelangen jetzt, nachdem Abirren der Frauenwelt auf wissenschaftliche Wege, wieder zu ihrem alten Ruhme, denn die jungen Studentinnen legen anscheinend auch bereits wieder Wert darauf, sich mit den Sorgen der Hausfrauen zu beschäftigen. Sie tun es heutzutage auf moderne Weise, im Laboratorium und Universität, aber die Hauptsache ist die, Latz sie auf dem Umwege der Wissenschaft wieder zu weiblichen Berufen zurück- kehren. Die Anschauungen haben sich eben im Laufe der Jahre stark geändert, nachdem die jungen Damen zuerst wie alle Neuerer alles Hauswirtschaftliche in Acht und Bann getan hatten. Dar schönste Zeugnis für diese Rückkehr der jungen Mäochen zum alten Geist ist eine Doktorarbeit der jungen Medizinerin Tlaire Dumont, die sich auf Umwegen über tausend Experimente wissen schaftlichen Charakters doch wieder mit der alten schönen Kochkunst beschäftigt. Ja, man kann sogar sagen, daß das alte Thema hier eine neue Be reicherung erfährt, denn es werden tatsächlich den Hausfrauen hübsche Winke gegeben, wie sie sich die Erfahrungen der Wissenschaft für ihre Küche zu Nutze machen sollen. Die Doktorarbeit handelt ,n erster Reihe von einer guten Küche, wie sie die Kranken nötig haben. Es wird also hier aus einandergesetzt, wie man einen Magenkranken pflegen kann, ohne ihm wirkliche Delikatesten vor- enthalten zu müßen. Es wird genau ausgesührt. welche Zutaten zu den einzelnen Speisen gegeben werden müllen, damit auch ihre Verarbeitung dem Kranken nicht schädlich werde. So wird z. B. darauf hin gewiesen, daß durch Versuche die Beseitigung der schädlichen Säure im gekochten Obst erfolgt ist, so daß auch Magenkranke, die an einem Säureüber schuß leiden, dieses wichtige Nahrungsmittel genießen können, allerdings nur in gekochtem Zustande. Da der Hinweis auch für alle anderen Hausfrauen sehr interessant ist und beim Etntochen von Obst un, geheuer viel Zucker eripart. so sei er hier verraten: beim Einlochen des Obstes füge man ein klein wenig doppeltiohleniaures Natron Hinz.,. Dadurch wird die Säure des Obstes gebunden, und selbst die sauersten Kirschen erhalten einen milden Geschmack und brauchen vor allen Dingen sehr wenig Zucker. Man sieht, die Wissenschaft ist nicht nur «in« lehrreiche Sache, sondern euch «in Mittel zu, Sparsamkeit Mich für Zucke» kranke weiß die Doktorarbcit sehr viel interessante Mitteilung zu machen. Gleicherweise gibt sie Hinweise auf eine gesund: und leicht verdauliche Zubereitung dcr Speisen für Gesunde, denn auch Gesunde Haden eine zweck mäßige und leicht verdauliche 2pci>e notwendig. Natürlich stellt die Doktorarbeit der jungen Acrzti'n kein Kochbuch dar und beschäftigt sich nichr mit Re zepten, sondern sie ist eine Zusammenfassung der vielen wissenschaftlichen Versuche, welche die Aerztin auf diesem Gebiete gemacht bat, da sie sich als Spe zialistin für Magenleiden nicdcrlasjen will. Trotz dem lasten sich aber für den praktischen Gebrauch eineMenge Lehren daraus ziehen, die auch unferen Haus- frausn zugute kommen werden. Und dcr geistige Fortschritt besieht darin, daß sich eine junge Studentin überhaupt an ein derartiges Thema gewagt hat, das noch vor einigen Jahren allen Studentinnen als unmöglich und unerhört ge golten hätte. Diese Wandlung ist entschieden mit Freuden zy begrüßen. l. * * Gustav Höckers. Der besonders in Jugendkreisen bekannte Schriftsteller Gullao Höcker, Verfasser zahl» reicher Erzählungen und Romane, isr. wie uns ein Telegramm meldet, 79 Jahre alt. in Breslau g«. storben. — Höcker ist am 28. September 1823 in Eilenburg geboren, besuchte die Schule in Chem nitz und die Grundmannsche Erziehungsanstalt Krasch witz bei Plauen. Sein erstes Werk war der Roman „Beseelte Schatten" 1859. Höcker schrieb zahlreiche, volkstümliche Werke über große Männer unserer Nation, Dichter und Feldherren, Künstler und Muoker. Auch Kriegsereignisie wie zuletzt den Aufstand in Ostasien hat er bearbeitet. * Eine iaterAationale Zeitung. Ein ungewöhn ¬ liches Zeitungsunternehmen wird demnächst in Pari» unter der Chesredaktion des bekannten amerikanischen Journalisten Theodore Stanton zu erscheinen be ginnen: es handelt sich um eine internationale Zei tung, die täglich erscheinen soll und alle Weltereig- niste oom internationalen Standpunkt aus beurteilen will. In allen Hauptstädten Europas und Amerika» find eigene Korrespondenten bestellt, die telegraphisch über alle wichtigeren Vorkommnisse Berichs erstatten, llm nationale Gesichtspunkte zurückzudranaen und «ine sireiv. internationale Betrachtungsweise zu ge währleisten, wird alljährlich in Paris ein Ne- daktionsrat zusammenlreten der die Richtlinien der zn verfolgenden Politik sestlegt und überwacht. Diesem Reoaktionsrat gehören bereits an: für Däne mark Georg Brandes, für England Lord Wearvale, füc Ungarn Graf Albert Apponqi, uno für Orster- recch Hertha o. Suttner. Die interessante Gründung wird unter dem Titel „Le Journal International* * voraussichtlich vorn 1. Februar be» kommeude» vahre» ab täglich erscheinen. L