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Manöver üer 2. Oiailion Nr. 24 am 16. September. Die Manöver am 16. September bildeten die Fortsetzung der Manöver am 15. September. Sie fanden in Gegenwart des Königs statt. Die Trup pen biwakierten bzw. hatten enge Quartiere wäh° rend der Nacht hinter den Sicherungslinien ihrer Vorposten bezogen. Das Eros der blauen Infanterie war in Biwak bei Hain und Kreudnitz, das der roten bei Beucha und Flößberg. Am 15. 9. 7° abds. geht im Brig.-Stabsquartier der 47. Znf.-Brigade (Blau) folgender Befehl ein: 4. Armee-Abteilung. Liebertwolkwitz, 15. 9. 6" abds Von der 1. Armee fehlen Nachrichten. Das XII. A.-K. hat den Widerstand des ihm gegen überstehenden Feindes noch nicht brechen können. Die Entscheidung soll morgen herbeigeführt werden. XII. A.-K. — rechter Flügel über Oelzschau auf Rohrbach —, und 23. Res.-Division über Naunhof — überschreiten 4° morg. die Vorposten (Oelzschau— Threna—Erdmannshain). 47. Znf.-Brigade hat, sofern es die Verhältnisse vor ihrer Front gestatten, den Angriff durch Vor gehen über Hainichen gegen Grethen zu unterstützen. Schriftlich durch Ordonnanz-O'fizier. Armee Oberkommando. Am 15. 9. 9° abds. geht im Stabsquartier der 48. Znf.-Brigade (Rot) folgender Befehl ein: XU. A.-K. K.-H.-Qu. Grethen, 15. 9. 8' abds. Die Armee hat den Feind heute weiter zurück gedrängt, der in Linie Strehla—Deutsch-Luppa Widerstand zu leisten wollen scheint. Sie hat heute die Linie Riesa—Oschatz—Wermsdorf erreicht und wird morgen angreifen. XII. A.-K. wird sich morgen in Stellung Groß- Stcinberg—Pomtzen—Schäf. Groitzsch bei Otterwisch behaupten. Feind folgte heute bis Erdmannshain— Threna—Oelzschau. Es bleibt Aufgabe der 48. Znf.-Brigade, die linke Flanke des XII. A.-K. zu decken. XU. A.-K. Schriftlich durch Ordonnanz-Offizier. Blau marschierte auf der Stratze Klein-Zössen— Thierbach vor und überschritt mit den Vortruppen 4 Uhr vorm. die Chaussee Borna—Espenhain, die Linie seiner Vorposten. Rot zog sich inzwischen hinter der Linie seiner Vorposten nach Norden und stellte sich hinter der Linie Waldstück nördlich Vor werk Linhardt bei Thierbach—Kitzscher bereit. Die Artillerie ging westlich und südlich Vorwerk Lind- Hardt in Stellung. Zwei Bataillone vom In- fanterie-Regiment 106 besetzten die Stellung in der Front und auf dem linken Flügel und gruben sich dort ein. Das letzte Bataillon vom Znfanterie-Regi- ment 106 und das ganze Infanterie-Regiment 107 wurden in dem Waldstück nördlich Vorwerk Lind- bardt zum Angriff bereitgestellt. Als Blau Thier vach erreichte, erhielt es die Meldung, daß Kitzscher und Vorwerk Lindhardt besetzt seien. Es würden deshalb Znfanterie-Regiment 139 südlich der Strotze Klein-Zössen—Thierbach, Infanterie Regiment 179 nördlich der Straße dicht westlich Thierbach bereit gestellt. Die Artillerie blieb auf der Stratze halten. Beide Teile bereiteten sich so für den Kampf vor. Als nähere Meldungen über den Feind bei Blau eingetroffen waren, wurde der Angriff angesetzt. Iwei Bataillone des Znfanterie-Regiments 139 und eine Abteilung Feldartillerie 78 gingen südlich der Linie Gut Thierbach—Vorwerk Lindhardt, 2 Batail lone Znfanterie-Regiment 179 nördlich dieser Linie zum Angriff vor. Die Artillerie ging mit fe einer Abteilung südlich und nördlich Thierbach in Stel lung. Die beiden übrigen Bataillone, je ein« von Znfanterie-Regiment 139 und Infanterie-Regi ment 179, blieben westlich Thierbach zur Verfügung des Führers von Blau. Blau wollte seinen Schwer punkt des Angriffs nach links verlegen. Deshalb war die Maschinengewehrkompanie vom Znfanterie- Regiment 139 dem Znfanterie-Regiment 179 zur Verfügung gestellt worden. Im weiteren Verlauf des Gefechts wurden noch 2 Batterien der Ab teilung, die südlich Thierbach in Stellung gegangen war, nach dem linken Flügel gezogen und das zurück gehaltene Bataillon vom Znfanterie-Regiment 179 seinem Regiment zur Verfügung gestellt. Der An griff von Blau ging auf der ganzen Linie vorwärts. Die rote Kavallerie ritt inzwischen gegen die blaue Artillerie nördlich Thierbach an. wurde aber von Artillerie- und Infanteriefeuer zurückgewiesen. Von dem rechten Flügel von Rot anfangend, stand das Gefecht wie folgt: Zm Kampf um Kitzscher war zuerst die rote Infanterie, unterstützt von einer Bat terie, siegreich, mutzte aber dann vor Blau zurück weichen. In der Mitte ging Blau, bei dem noch das zurückgehaltene Bataillon des Infanterie-Regi ments 139 nun zum Sturm eingesetzt war, überall siegreich vor. Auf dem linken Flügel von Blau tonnte, obwohl die Artillerie und die Maschinen gewehrkompanie den Angriff der Infanterie be gleitete, dieses nicht siegreich werden, da es hier auf starke feindliche Infanterie stieß und unter dem feindlichen Artilleriefeuer stark litt. Die Entschei dung fiel deshalb entsprechend aus: Rot kann sich mit seinen Flügeln halten, seine Mitte ist aber durch brochen. 7 Uhr 15 Mtn. vormittags ertönte „Das Gan» halt", „Offiziersruf". Die Truppen konnten in ihre Quartiere abrücken. Tageschnmik. Vom Ausbruch des Aekna. Rom, 18. Sept. Nach einer Meldung aus Cata nia entströmen den 150 Krateröffnunaen oes Aetna immer mehr Lavamassen, die alle Orte am Berg abhang bedrohen. Francaoilla, das bereits dem Untergang geweiht schien, ist zwar autzer Gefahr, da der Lavastrom wenige IW Meter vor dem Ort seine Richtung geändert hat. Dagegen ist Alcantara bedroht. Der Lavastrom ist nur noch 8W Meter von dem Ort entfernt. Eine Prozession von über 1500 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, die die Hilfe des Höchsten gegen den allesvernichtenden Lavastrom anflebten, wurden von der glühenden Masse eingeschlossen und konnte sich nur auf grogem Umwege in Sicherheit bringen. Der Strom wälzt sich immer tiefer zu Tal, Bäume und Felder verschlingend und die Menschen zur Flucht zwingend. Ein Teil der Lavaströme hat die Geschwindigkeit gemindert. Der Aschenregen hat aufgehort. Die Lage ist im ganzen bester. Professor Ricco vom Äetna-Obstrvatorium er klärt, daß der gegenwärtig« Ausbruch der Aetna einer der schwersten seit Jahren ist. * Berlin, 18. Sept. (Aus Iheaterkreisen.) Der bekannte Direktor des Residenztheaters Richard Alerander legt am 1. Seotember 1912 die Direk tion des Residenztheaters nieder und will von da ab nur seiner künstlerischen Tätigkeit leben. Berlin, 18. Sept. (Unter der Straßen- bahn.) Al« in Tegel gestern abend «in aus drei Wagen bestehender Stratzenbahnzug einlief, liefen ihm etwa 150 Personen entgegen, um sich einen Platz zu sichern. In dem allgemeinen Gedränge kam eine 51 Jahre alte Frau zwischen den zweiten und dritten Anhängewagen, kam unter den Schutzrahmen zu liegen und wurde getötet. Berlin, 18. Sept. (Explosion «ine» Pa ketes.) In der PostverzoNungsstelle Alexandrinen- stratze explodiert« unter heftigen Detonationen «in Paket, auf das man ein anderes geworfen batte. Die Gewalt der Explosion war so grotz, datz die Fenster scheiben zertrümmert und die Türen zum Fahrstuhl eingedrückt wurden, so datz der Aufzug nicht mehr zu bewegen war. Ausserdem sind etwa 200 Pakete ange brannt oder verbrannt. Der Postschaffner Täuber er litt erhebliche Brandwunden. Die Kriminalpolizei stellte fest, datz sich in dem explodierten Paket Knall pfropfen befanden, wie sie die Radfahrer benutzen, um anspringende Hunde zu verscheuchen. * Naumburg, 18. Sept. (Pr ojek 1 ierte Bahn linie.) Ein Konsortium hegt die Absicht, Stim mung für eine zu erbauende Bahnlinie Naumburg— Cauerwitz—Eisenberg zu machen. Nürnberg, 18. Sept. (Vom Automobil t o t g e f a h r e n.) Gestern abend überfuhr in Lauf bei Nürnberg der bekannte amerikanische Erfinver Edison mit seinem Automobil einen 12jährigen Knaben, der sofort tot war. Bern, 18. Sept. (Absturz.) Zn de» Bunschen- bachschlucht bei Bad Weitzenburg im Kanton Bern stürzte gestern das dort zur Kur weilende Fräulein Dr. med. Kächer aus Warschau ab und war sofort tot. Paris, 18. Sept. (Prinz Ludwig Ferdi nand v o n B a y e r n) hat im französischen Seebad Dinard, wo er gegenwärtig weilt, «inen verwegenen Schwimmer aus Lebensgefahr errettet. Letzterer hatte sich zu weit in di« offene See hinaus gewagt und war dem Ertrinken nahe, als der Prinz die Hilferufe hörte, sich entschlossen in die Wogen stürzte und den Erschöpften nach einem schweren Kampf mit den Wellen glücklich ans Land zurück brachte. wo jener sich unter ärztlicher Pflege bald wieder erholte. Dem Prinzen sowie seiner Gemahlin wurden von den Badegästen ob der heldenmütigen Tat lebhafte Ovationen bereitet. Pans, 18. Sept. (Der Wald von Mar- tigne-Ferchaud) steht seit gestern nachmittag in Flammen. Wahrscheinlich ist der Waldbrand durch ausströmende Funken einer Lokomotive entstanden. Gendarmerie und Bewohner der umliegenden Ort schaften haben bisher erfolglos gegen das Feuer an gekämpft. Ein Bauer konnte sich nicht rechtzeitig vor den Flammen in Sicherheit bringen und ver brannte. Zahlreiche Landleute haben schwere Brandwunden erlitten. Man hat Militär verlangt, da die Bevölkerung der bedrohten Ortschaften des Feuers nicht Herr werden kann. Bisher sind an 120 Hektar Wald ein Opfer der Flammen geworden. Brüssel» 18. Sept. (Mona Lisa?) In der belgischen Hauptstadt wird eifrig nach der verschwun denen „Mona Lisa" geforscht. Der Polizeiinspektor Caffarelli aus Paris hat mehrere Tage in Brüssel geweilt und auch nach seiner gestern erfolgten Abretse sind noch zwei Pariser Beamte zurückgeblieben. Meh rere Bilderhändler haben sich in der letzten Zeit durch grotze Ausgaben verdächtig gemacht. Man vermutet, datz sie am Verkauf der „Mona Lisa" beteiligt sind, wobei sie ein gutes Geschäft machten, und verfolgt eifrig diese Spür. Brüssel, 17. Sept. (K i r ch« n r a u b.) Zn der letzten Nacht drangen einige Verbrecher in die Kirche von Four Blanc in der Gegend von Douai ein. Sie betäubten die Mutter und das Dienstmädchen des Schlietzers und drangen dann auf Liesen selbst mit Revolvern ein. Der Schließer schrie laut um Hilf«, worauf die Einbrecher mehrere Schüsse auf ihn ab gaben und ihn schwer verwundeten. Sie erbeuteten mehrere Wertsachen und entkamen ungehindert. Rom, 18. Sept. (BeimBadenim Meer) in Santa Marinella unweit Livitaveccia wurden zwei Schüler von einem Struoel erfaßt. Zwei zu Hilfe eilende Lehrer ertranken bei den Rettungsver suchen, während die Schüler durch mehrere ihrer Kameraden in Sicherheit gebracht wurden. Mailand, 18. Sept. (Unwetter.) Aus mehreren Gegenden Norditaliens treffen Unwetter- nachrichtem ein. In Toskana hat ein Wirbel sturm großen Schaden angerichtet. Die Zugver bindung mit Rom ist teilweise gestört, da umgestürzte Baume und Telegraphenstangen die Strecke sperren, an anderen Stellen wieder Wassermassen den Damm unterspült haben. Auch über Ancona ist ein Un wetter niedergegangen. Das Dach der Kathedrale der Stadt ist teilweise abgedeckt. Im Elektrizitäts werk schlug der Blitz ein, so datz Kurzschlutz entstand, der an zahlreichen Stellen der Hochstromleitung Feuer zur Folge hatte. Saloniki, 18. Sept. (Zur Cholera.) Die nie deren Volksmassen begannen gestern sich gegen die strengen Maßnahmen gegen di« Cholera aufzulehnen. Verschiedene Leute, selbst Aerzte behaupten, es gäbe keine Cholera in der Stadt. Man wolle nur auslän dische Aerzte herbringen. Der Pöbel durchzog die Straßen und zwang die Kaufleute ihr« Läden zu schließen. Durch energisches Eingreifen der Poll«k und Gendarmerie wurde die Ruhe wieder hergestellt. Moskau, 18. Sept. (Vorzeitiger Kongreß, schluß.) Der heute hier eröffnete Kongreß der Neopathologen und Psychiater wurde nach einer scharfen Rede des Professors Sserbsky, die dieser gegen die Regierung richtete, von dem über wachenden Polizeibeamten geschlossen. Bielgorod, 18. Sept. (Heiligkeitserklä- rung.) In der Kathedrale hat in Gegenwart des Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch und der Großfürstin Elisabeth Feodorowna durch den Mos kauer Metropoliten die Heiligkeitserklärung des 1754 verstorbenen Bischofs Zoasaz von Bielgorod statt gefunden. Mehr als 200 000 Pilger waren zu der Feier herbeigeströmt. Ri» d« Zaueirs, 18. Sept. (Die brasi lianische Staatrdruckerei) ist durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Der Brand brach auf bisher unaufgeklärte Weise in einem Lagerraum au», ergriff die dort aukgeftapelten Papiervorräte und zerstörte das riesige Gebäude, ohne daß die Feuerwehr dem verheerenden Element Ein halt tun konnte. Die wertvollen Maschinen sind zer stört, der Schaden wird aus 15 Millionen Franken beziffert. Sport. Lultlchitkalirt unü üemlche Sprache. Kürzlich Lat mich lemand um Auskunft darüber, was ein Flugzeug sei. Als ich ihm einen Flug drachen beschrieb und ihm eine lehrreiche Ausfüh rung über die Schraube machen wollte, sprang der Frager entrüstet auf und crtlärte, was ein Aerovlan sei, brauche ich ihm nicht erst zu sagen, das wisse er besser als mancher andere. Er sagte aber Aeroplan, denn er war nach seiner Meinung sehr gebildet. Des halb war es ihm vielleicht auch gleich, datz das Wort von » er, die Luft, herkommt, und A-eroplan ausge jvrochen wird. Soweit sind wir leider gekommen: da fliegen die Mouoplane, Biplan«, Helikopter und Aerostate nur so umher und beweisen, datz der dyna mische Flug dem statischen nun auch bald im Aktion- radius gleichkommt. Zum Glück für unsere Mutter sprache, die doch noch hier und da von Deutschen ge sprochen wird, legte sich der Allgemeine Deutsche Sprachverein ins Mittel und schuf in gemeinsamer Arbeit mit dem Luftfahrervcrbande eine Verdeut schung der in der Luftschiff«hrt und im Flugwesen bisher gebrauchten Fremdwörter. Einige Beispiele mögen zeigen, wie umsichtig gearbeitet worden ist. Der Oberbegriff „Luftschlffehrt' fällt weg und wird ersetzt durch Luftfahrt. Fahren ist das alte gute deutsche Wort für jede 'Vorwärtsbewegung, zu Wasser, zu Lande und zu Futz. Wie es eine Seefahrt gibt, also auch eine Luftfahrt, nicht nur als Be ,Zeichnung der einzelnen Fahrt, sondern als Be Zeichnung des allgemeinen oder Sammel- b egriffes. Die Luftfahrt umfasst zwei Gebiete, nämlich 1) die L u f t s ch i f f a h r t mit gasgetrageuei. Fahrzeugen: Freiballons und Lcnkballons oder Luft schiffen. Diese sind entweder starr (Zeppelin) oder prall. Die Prallschisfe wieder sind unstarr (Parse- nal) oder halbstarr (X-Luitichifse). 2) Das Flug wesen oder den Flug mit Flugzeugen. Flugdracheu und Drachen. Die Aviatiker und Piloten sind Flieger, Flugtrcfien, W e t t i l i e ,z e n und Flug lage ersetzen das aoiatische Meeting. Verbote-, ist. in Monoolanen und Biplanen zu starten. Der Deutsche darf nur in C i n -, Z w e i - oder Doppel decker steigen. Passagiere mitzunehmen ist ver boten, Mitfliegcr und Fluggäste sind zuqe- lassen. Motorpannen dürfen nicht im Hangar auf dem Aerodrom repariert, sondern Schäden am Triebwerk müssen im F l i e q e r s ch u p p e n aus dem Flugplätze ausgebessert werden. Pro peller brüche sind die Strafe dafür, datz der deutsche Flieger keine T r i e b s ch r a u b e. Lu st sch raube oder Schraube haben mochte. So sind noch manche Fremdwörter deutsch geworden, z. B. Etappe -Teil strecke, Oraanisrtionskomnlission V e r a n st a l - rungs ausschuß. Rekord Höchstleistung, Typ - Bauart u. a. m Um die allgemeine Einsührung der Fachausdrück-' zu erleichtern, ist eine Verde utschnngskarte beransgegeben worden, die von der Geschäftsstelle des Allgemeinen deutschen Sprachvereins. Berlin VV 30. Motzstrasse 78, kostenlos zu be ziehen ist. -«tz Mntunüzwkmzjy /Negerinnen. Die Bildhauerin Fräulein Nelly Beese, die erste deutsche Fliegerin, ist, wie uns aus Fliegerkreisen geschrieben wird, gerade die 25. Fliegerin, die ih: Examen bestanden hat. Die neue Fliegerin hat in einer säst einjährigen Lehrzeit Erfahrungen ge sammelt, die manchem männlichen Flieger noch fehlen und die sie sicher befähigen werden, bei ihrer nun erst richtig beginnenden,rliegerinnenlaufbahn ihren „Mann" zu stehen. Denn sie hat zuerst auf einer „Wright-Maschine" geübt, bereits einen schweren Sturz hinter sich, den Sachscnrundflug als Passagierin mitgemacht und nun auf einem deutschen Etrich- Apparat ihre Prüfung bestanden. Fräulein Beese wird jedenfalls die Hauptattraktion an künftigen Flugveranstaltungen werden, wenn sie aus ihrem Etrich-Rumpler-Apparat, wegen seiner Schönheit den Damen-Aeroplan psr exeellevt-e. an ihnen teil nimmt. Denn auch ihre ausländischen Koleginnen waren an solchen Veranstaltungen immer der Mittel punkt des Interesse;. Die erfolgreichsten von diesen sind die Französinnen die Baronin de Laroche. Helene Dutrieu, Mademoiselle Marvingt und ZaneHerveur. Die Baronin de Laroche war überhaupt die erste Fliegerin der Welt. Sie hatte sich den alten, plumpen Voijin-Zweidecker, der auch in Deutschland durch Zipfels und Rougiers Flüge im Jahre 1909 bekannt wurde und der jetzt völlig ver schwunden ist, als Flugzeug gewählt und nahm an den Flugwochen von Petersburg, Heliopolis und Pest mit achtungswerten Erfolgen terl. Nach ihrer Wiedergenesuna von einem schweren Sturz flog sie noch einige Male, gab dann aber das Fliegen völlig auf. Größere Erfolge als sie hatte und hat noch heute Hölene Dutrieu, die frühere Radrennfahrerin und Schleifenfahrerin. Auch sie meistert einen Zwei decker, einen Apparat, den man sich eigentlich nur von einem Manne gelenkt denken kann, und zwar einen Apparat von Henry Farman. Fräulein Dutrieu, die vorher ohne Erfolg Hebungen mit einem Miniatureindecker („Demoiselle") von Santos Du mont gemacht hatte, hat auf ihrem Farman-Zwei- decker hervorragende Fluge aus Flugplätzen und über Land gemacht, darunterauch einen Flug über dieEtadt Reims, bei dem sie den Turm des Doms in größter Höhe umkreiste Vor wenigen Tagen erst hat sie einen bösen Sturz erlitten, bei dem sie zwar unver letzt blieb, aber 20 Zuschauer verletzt wurden. Eine sehr erfolgreiche Fliegerin ist Fräulein Marvingt. Besonders bewundernswert ist sie, weil sie die Fähigkeit hat, einen Apvarat zu beherrschen, den außer ihr kaum fünf männliche Flieger so be herrscht haben: den Antoinette-Apparat, den heute autzer ihr, soviel bekannt ist, nur einer richtig fliegt, seit Latham, der beste Antoinette-Flieger, den Flug aufgegeben hat, seit der deutsche Wincziers ^um anderen System übergegangen ist. Fräulein Mar vingt, die jetzige beste Vertreterin dieses Flugzeuges, fielFüngst mit ihrem Eindecker in ein Cafs. Die erfolgreichste aller Fliegerinnen aber ist Jane Herveux, die vor kurzer Zeit im Wettbewerb um den Damenvreis der Zeitschrift „Femina" 101 km 504 m zurückaelegt hat. Autzer diesen Damen fliegt in Frankreich noch Marte Niel auf einem Köchltn- Eindecker und Frau Driancourt auf einem BlSriot; in England Miß Dorothy Levitt, die von dem Her- komer- und Pnnz Heinrich-Rennen bekannte Auto mobilistin, ferner Miß Herlet und die Frau des Journalisten Frank, in Amerika fliegen Frau Frank- Rhise, Mademoiselle Zeanette und Katharine Wright, Miß Tower, Henriot, Müller, Gould, Fay und einige Liedhaber-Fliegerinnen. In Rußland sind bekannt geworden die Fürstin Dolgoruki und die Prinzessin Schakowski, ein Mit glied der allerältesten russischen Adelsfamilie. Eine Deutsche, Fräulein Legler aus Prag, fliegt Grade- Eindecker. * Neue leichtathletische SöchMeivunyen. Eine außerordentlich grotze Zahl neuer Höchst leistungen sind in der nunmehr im wesentlichen beendigten Athletik-Saison erzielt worden. > Zum Teil haben diese bereit» die durch diedeutsche Sportbehürde für Athletik notwendige offi zielle Anerkennung gefunden. Wenn freilich auch eine Jagd nach Rekords nicht im Wesen eines richtig verstandenen und ausgeübten Sports liegt, so haben doch die vielen bemerkenswerten Höchstleistungen insoweit Bedeutung, als sie ein interessantes Schlag licht werfen auf das Können des Durchschnitts, da» erfahrungsgemäss mit dem Steigen der Höchst leistungen entsprechend wächst. Das Kunststück, an einem Tage drei neue deutsche Rekords aufzu stellen, hat Robert Pose m a n n t Turngemeinde in Berlin) fertig gebracht. Der zweifache deutsche und englische Meister sprang vor wenigen Wochen in Braunschweig 6,90 Meter weit (früherer Rekord 6,88 Meter Hosmann Körnet, Berlin), 1,925 Meter (!) hoch, damit seine bisherigen Leistungen um 5 -6 Zentimeter verbessernd, und erreichte an demselben Tage im Stadhochiprung :i,6t Meter. Bekanntlich hat Pajemann hierin in England schon 3,65 Meter erzielt und bar im Weitsprunq schon zweimal - allerdings 'M Auslände, was nicht als deutscher Rekord gilt die 7-M'eter Marke übersprungen, eine Leistung, die von kontinentalen Springern narb ihm ein Ungar und ein Siidfranzose noch erreichen konnten. Reden Pajemann verdien: der bckanine Springer Richard Ran vom Charlottenburger Spott-Klub als „Rerordbrecher lähmend hernorge hoben zu werden. Ra» hat in Deutjchlnud keinen ernnhafren Gegner mehr im UM Meter-, 200 Meter- und l 10 Meter Hürdenlaus. In allen drei Uebnngs- arten sleilie Rau in dieser Saison mir den Leistungen von 10,6 bzw. 22 bzw. 16,3 Sekunden ganz hervor ragende Höchstleistungen ans. Am vergangenen Sonntag Hal Ran gelegentlich des inter nationalen H e r b st m e e t i n g s des Berliner Sportklubs seinen bei den deutschen Athletik Meister schäften in Dresden erzielte» Rekord von 22 Sekunden im 200 Meter Lau, in einwandfreier Weise wieder holt. Auch oer bekannte Münchner Lauser Hanns Braun, der in diesem Jahre zum grossen Schmerz der Engländer znm zweiten Male die cnaliiäv Meisterschaft über die halbe Meile (804'^- Meter! für sich entscheiden tonnte, stellte bei dem I I. Natio nalen Meeting in H a m b u r g um 23. Juli d. I. im 800 Meter Lauf mit l Minute 56?» Sekunden einen neuen deulsckicn Rekord auf. l Früherer Rekord: l Min. 57.'.i Sek. bei den Ausscheidungs kämpfen in Leipzig für die Londoner Olympischen Spiele 1908.) Im l 5 0 0 - M e l e r - L a u f sind ebenfalls bedeutend bessere Leistungen zu registrieren: Während noch Kiefer-Frankfurt im Jahre 1909 ge legentlich der deutschen Meisterschaften mit 1 Min. 14^-i Sek. die deutsche Bestleistung aufftellen konnte, haben wir in diesem Iabre die vorzüglichen Lei stungen des in Berlin ansässigen Amerikaners Lightbody mit 4 Min. 6'.; Sek. und die des Ber liner „Preussen" o. Sigel mit 4 Min. 6^, Sek. (23. Juli 1911) zu verzeichnen. Der deutsche Drei- s p r u n g r e k o r d m a n n ist nunmehr O. B ä u r l e - München (Turnverein von 186,0). der den Rekord Berti Weinsteins von 13,94 Meter auf 14,07 Nieter verbessern konnte. (Der Weltrekord beträa» übrigens 15,72 Meter (!). ausgestellt durch Athearne- New Pork im August 1910.) Im Kugelstossen wurde durch H e m m e r l e i u Fürth mit 21,70 Meter eine neue Höchstleistung erreicht. Einige andere Rekords seien im nachfolgenden kurz vermerkt 300-Meter-Lans: Spiess (Hannover) in 37.2 Sek.: ,00-Meter Lauf: Walter iHannover) in 1 Min. 8,3 Sek.: 2000-Meter-Laus: Iepsen (Kiel) in 5 Min. 58,2 Sek.. 10O00 Meter Lauf: Seepers (Hannover) 31 Min. 53,9 Sek. — 600-Met er- Stafette (3 Läufe -t 200 Meter): 1 Min. 10,9 Sek. (Hannover Eintracht): 1 00 0 - M e t e r - 2 t a f e t t e (10 Läufe 5 100 Meter) 1 Min. 54)4 Sek. (Berliner Sport-Klub). * FulUialNtwrt. ) Die Berliner Fußball-Meisterschaftsspiele am Sonntag hatten zum Teil unerwartete Ergebnisse. So koniue „Preussen" gegen „Concordia" nur uneni- schiedcn 1 : l «vielen. Ebenfalls unerwartet kani die Niederlage, die „Hertha" mit 2 : 1 durch „Minerva" erlitt. „Union ' schlug mit 5 : 0 den Berliner S. C. „Britannia" mit 6 : 2. „Vorwärts" „Germania" unerwariet mit 3 : 2. „Tennis Borussia" ,.Tas- maiiia-Piktoria"-Spandau mit 2 : 0. „Norden" „Nordwest" mir 3 : 1. Charlottenburger S C. Der Meister „Viktoria" spielte in Spandau gegen „Triton" und gewann trotz des ungewohnten Sandbodens mit 9 : 1. VnltlchM<4lirl. * Pilotaufstieq in Dresden am l8. September. Erdboden: Westnordwest 4: 4 00 Meter: West 7: 1 0 0 0 Meter: Nordwest 8: 1 5 0 0 Metcr. Weitnordwest 11: 1 9 0 0 Meter: Westnordwest li, 2 0 0 0 Meter: Wolkengrenze. * Der Ballon „Leipzig", der Sonntag vormittag vom Sportplatz aus unter Führung von Dr. Al st r a ch t zu einer Fahrt oufgeslieqcn war, ist mittag» 12.40 Uhr bei Berge n im Vogtiandc glatt gelandet. pb Fernflug Darmstadt-Mainz. Am Sonnabend morgen 6,30 startete vom Truppenübungsplatz in Darmstadt-Griesheim der Leutnant Scanzoni auf dem dem Frankfurter Flugsportklub gehörigen Eulcr-Dopveldecker. Leutnant von Hiddersen be gleitete ihn als Passagier und Beobachter. Er landete 6 Uhr 55 Min. glatt in Mainz. Die Flug maschine ist dazu bestimmt, an dem Korpsmanöver des 18. Armeekorps teilzunehmen. * Verweigerte Auszeichnung. Wie aus Paris berichtet wird, weigerte der Grosskanzler der Ehren legion Florentin sich, den Erlass zu unterzeichnen, durch den der am Sonnabend verstorbene Aviatiker Nie» port zum Ritter der Ehrenlegion ernannt wird, mit der Begründung, daß die Ordensregeln eine posthume Unterzeichnung untersagen, und dass Nieuvort bereits tot gewesen sei, als der Kriegs Minister ihm das Kreuz der Ehrenlegion angehestet habe. po Rundflug Bologna—Venedig. Am Sonntag morgen bet schlechtem Wetter begann der Start zur ersten Etappe des Rundfluaes Bologna- Venedig. Al» Erster kam in Venedig Leutnant Ciazzia an. Zweiter wurde Ganotti, alsDritter erreichte Moisco da» Ziel. Moisco erlitt bei der Landung eine Beschädigung seines Apparates, dessen Flügel zerbrachen. Es ist nicht ausgeschlossen, datz der Flieger infolge dieses Unfalls an den weiteren Etappen des Rundfluges nicht mehr teilnehmen kann. Ebenfalls einen Unfall erlitt der Flieger Frey, der wegen eines Motordefekt«» wieder zurück kehren mutzte. Einen schlimmeren Ausgang nahm der Unfall, von dem der Flieger Lavasseure betroffen wurde. Bei dem Dorfe Bosaro, 6 Km von Rootao, stürzte er mit seinem Apparat aus einer ziemlichen Hohe herab. Während sein Apparat voll- ständig demoliert wurde, erlitt Lavasseure selbst schwere Verletzungen. pc Quer durch Amerika. Der Flug quer durch Amerika um den Pret» von 200 000 ^l, der durch den Absturz de» Aviatiker» Fowler ein so schnelles Ende fand, wird, wie schon mitgeteilt, jetzt von einem anderen Aviatiker versucht werden. Der Flieger John Ward ist vor einigen Tagen auf seinem Biplan zu der etwa 3800 dw langen Luftreise von Rew Pork nach San Francisco auf- gestiegen. — Nach einer weiteren telegraphischen Meldung au» New Pork startete am Sonntag auch der Aviatiker Rodgers für den Flug Rew Park- San Francisco.