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Wetter geherrscht, das sich über fast ganz Europa wochenlang ausgebreitet hat. Gewitter sind m der Ge birgsgegend etwas häufiger gewesen, sowohl miteigent lichen Zackenblitzen als mit Flächenblitzen, die aller dings überhaupt nichts anderes sind als gewöhnliche Blitze, deren Strahlen durch Wolkenwände verhüllt werden. In der Nacht des 21. August sah der Be obachter plötzlich halbkreisförmige Lichtstreifen schein bar unmittelbar hinter dem Mönch aufschießen, die einige Sekunden flackernd stehen blieben und dann verschwanden. Er zählte in einer Minute 28. Das Licht war zuweilen um einen Mittelpunkt, der eine feste Stelle einhielt, besonders stark, und von diesem ging der zitternde Glanz aus, der bis zu 20 Grad über den Horizont hinausreichte. Die Helligkeit war groß genug, um zuweilen die Zungfraugruppe hervor treten zu lassen. Brunton fand die Art der Erschei nung einem von ihm beobachteten Nordlicht äußerst ähnlich, aber diese Erklärung ist hier einmal aus den bereits genannten Gründen und ferner deshalb undenkbar, weil die Strahlen am südwestlichen Himmel auftraten. Gin neuer wolkensttss. Durch das Internationale Meteorologische Komitee wurde vor rund 20 Jahren die Herausgabe eines internationalen Wolkenatlas beschlossen, und dieses großartige Unternehmen wurde 1895 zum erstenmal verwirklicht. Die Wolkenforschung erhielt dadurch eine völlig neue Grundlage, die bei der Vielheit der Wolkensormen dringend wünschenswert gewesen war. Die Zeiten, in denen der alte Howard als Erster vier Wolkensormen unterschied und für diese Geistes tat in einem herrlichen Gedicht Goethes überschwäng lich gepriesen wurde, sind für die Meteorologie längst abgetan, und heute muß man schon eine aanze Menge von Namen wissen, um die einzelnen Wolkensormen einigermaßen zu kennzeichnen. Auch jener Wolken- atlas hat sich trotz seines imponierenden Inhalts bereits als unzulänglich erwiesen, und 10 Zähre nach seiner erstmaligen Veröffentlichung wurde auf der Internationalen Meteorologischen Konferenz in Innsbruck beschlossen, die beiden erprobten Fach leute Professor Hildebrandßon in Schweden und Teisserenc de Bort in Frankreich mit der Her stellung einer zweiten Ausgabe des Atlas zu be trauen. Diese geht nun ihrer Veröffentlichung ent- gegen und wird eine Reihe wichtiger Verbesserungen bringen. Vor allem wird sie eine vollständige Uebersicht der Definitionen für alle Wolkenarten und eine Zu sammenstellung von Vorschriften für Beobachter in drei verschiedenen Sprachen enthalten. Die einzelnen Wolkenarten sollen durch 29 Phohographien veran schaulicht werden, die in möglichst naturgetreuen Farben wiedergegeben sind. Die alte Stratus- »der Schichtwolke, die früher als eine horizontale Schicht von gehobenem Nebel gedeutet wurde, hat jetzt eine neue Bezeichnung erhalten, nämlich „eine gleich förmige Wolkenlage, die einem Nebel ähnlich ist, aber nicht auf dem Erdboden ruht". Außerdem ist hohlen. Darin befanden sich 1 Brillantkollier mit 6 Saphiren und 3 Brillanten, 1 Brosche in Halb mondform mit Brillanten und Saphiren, 1 goldene längliche runde Saphirbrosche mit kleinem Stein als Anhängsel, 1 Trauring gez. „L. O". 2 goldene Na deln mrt Perlen, 1 breites aqldenes Kettenarmband. 1 lange golden« Damenhaiskette ohne Schieber, 1 dicke goldene Kaoalieruhrkette, 1 kleine Halbmondbrosche mit Perlen, 1 Stabbrosche mit Perlenrosette, 3 gol dene Herrenschlipsnadeln, 1 goldenes viereckiges Me daillon mit 1 Rubin, 1 kleine goldene Damenuhr- kett«, 1 kleine silberne Brosche u. o. a. Der Wert be trägt etwa 7000 * verhaftet wurden ein 15 Jahre alter Eisen dreherlehrling aus Mockau, der sich eine Kiste Butter erschwindelte: ein 28 Zahle alter Arbeiter aus Groß- Dölzig, der in der städtischen Markthalle zwei Kisten Zitronen gestohlen und diese verkauft hatte; ein 23 Zahre alter Arbeiter aus Althaldensleben, der in Bernburg ein Fahrrad unterschlagen hatte und da mit geflüchtet war, sowie eine 17 Zahre alte Ar beiterin aus Lindenau, die ihren Eltern das sauer ersparte Geld, 150 »tt, entwendet und es in kurzer Zeit verjubelt hatte. * Unhold. Zur Rechenschaft gezogen wurde ein 16 Zahre alter Stellmacherlehrling aus Möckern, der auf dem Meßplatz durch sein schamloses Verhalten öffentliches Aergernis erregte. * Nachschlüsseldiebe. Am Sonnabend drangen Diebe in eine Wohnung der Kochstraße und stahlen: 2 silberne Herren-Schlüsseluhren, 1 goldene Herren- Reinontoiruhr, Uhr mit Sprungdeckel nebst Panzer kette, 1 goldene Damen-Remontoiruhr mit goldener Halskette mit Schieber, darauf 2 Opale. 1 goldenen Siegelring mit gelbem Stein, 1 goldenen Trauring, graviert: „H. 1^. d. 27. 10. 96" und verschiedene an dere Gegenstände. * Gefährlicher Sprung. Zn der Zweinaundorfer Straße in Anger-Crottendorf scheute Sonntag nach mittag das Pferd eines dem Handelsmann Buckowitz in Volkmarsdorf aehörigen Geschirres vor einem vorüberfahrenden Eisenbahnzuge der Verbindungs bahn und ging durch. Die im Wagen sitzende Ehe frau des Besitzers sprang aus Angst aus dem Wagen und kam zu Falle, wobei sie außer erheblichen Ver letzungen im Gesicht eine Gehirnerschütterung erlitt. * Selbstmord. Heute vormittag ^12 Uhr hat sich in seiner Wohnung, Mariannenstr. 66, ein 57 Zahre alter Kutscher aus unbekannter Ursache erhängt. * Gundorf. Dem seit 30 Zähren auf dem Ritter gut Gundorf beschäftigten landwirtschaftlichen Ar beiter Franz Zwarg wurde vom Ministerium des Znnern das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Mit dem Zubilar, dem an seinem Ehrentage von seinem Arbeitgeber ein ansehnlicher Geldbetrag geschenkt wurde, vereinigten sich in froher Stunde seine Mitarbeiter zu einem von der Ritter- gutsherrschaft gespendeten Abendbrot. Für den Ju bilar vollenden sich am 15. Oktober d. Z. 40 Zahre seit dem Tage seiner Heimkehr aus dem Deutsch- Französischen Kriege. Er hat als Soldat des 106. Infanterie-Regiments an der Belagerung von Paris, an der Schlacht bei Villiers, an dem Sturm auf Brie und an der Rekognoszierung gegen Fort Nogent teilgenommen, ohne daß ihm der Kämpfe Toben eine Verwundung gebracht hat. * Großdeuben bei Gaschwitz. Am Sonntag hielt hier der Verein für christliche Liebcstätigkeit in der Ephorie Leipzig-Land sein Missionsfest für den Kreis Zwenkau ab. In der schöngeschmücktcn Kirche begann nachmittags 3 Uhr der Gottesdienst. Pfarrer Har tenstein von Gundorf führte auf Grund von Apostelgeschichte 15, 11 und 12 aus: Wir glauben durch den Herrn Jesus Christus selig zu werden: 1) darin gründet die Kirche ihre Missionsarbeit, und 2) daraus nimmt sie ihre Missionsfähigkeit. Beson ders wurde der Gottesdienst verschönt durch die Mo tette des freiwilligen gemischten Kirchenchores, der unter Leitung des Kirchschullehrers Bochmann „Ein Lied zu Gottes Ehre" von Max Ludwig in stim mungsvoller Weise zum Vortrage brachte. An den Gottesdienst schloß sich im Saale des Gasthofes „Zum weißen Roß" eine gutbesuchte Nachocrsammlung an. Der Vorsitzende des Kreises Zwenkau Obcrpfarrer Mosen eröffnete die Versammlung mit herzlichster Begrüßung der zahlreich von nah und fern Erschiene nen und verbreitete sich über Zweck und Arbeits gebiet« des Vereins für christliche Liebestätigkeit in der Ephorie Leipzig-Land. Sodann ergriff Missionar Matthes von der Leipziger Tamulen-MiLion das Wort und entrollte auf Grund des Schristwortes: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" eine anschauliche Schilderung von seiner Missionsarbeit unter den Tamulen Vor derindiens. Kirchschullehrer Bochmann bot auch hier mit seinem freiwilligen Kirchenchore eine An zahl vorzüglicher Gesänge dar. Die Kollekte hatte rm Gotteshaus« 53,87 und bei der Nachoersamm lung 29,17 -<t ergeben. Nachdem Geh. Kirchenrat Superintendent Dvr. Hartung-Leipzig noch be grüßt worden war, wurde die Versammlung durch einen herzlichen Dank des Ortsgeistlichen Pfarrer Lange geschlossen. Aus Snchlen. Dresden. 18. September. 8. Wiedereröffnnilg der Elbschiffahrt. Heute, Mon tag werden, die Vereinigten Elbschiffahrtsgesell- schaften versuchsweise mit flachgehenoen Dampfern die Schiffahrt von Dresden bergwärts wieder be ginnen, während die Personenschiffahrt noch bis auf weiteres eingestellt bleibt. Die Hoffnung, daß in folge der letzten Niederschläge der regelmäßige Cchisfahrtsverkehr wieder ausgenommen werden könne, hat sich nicht erfüllt. Der Dresdner Pegel zeigt gegenwärtig einen Stand von 218 <10 unter Null. Zm Jahre 1904 nahm die Personenschisfahrt ihren Betrieb teilweise am 2. Oktober wieder auf bei einem Wasserstande von 194 em unter Null am Dresdener Pegel. Von Böhmen meldeten gestern vereinzelte Elbe- und Moldaustationen Wuchs, andere wieder Fall. * * Annaberg, 18. September. (Kirchliches.) Wie verlautet, wird Herr Kirchenrat Superintendent Dr. liz. phist theol. Schmidt im nächsten Früh jahr von seinem Amte als Seelsorger und damit auch von dem Ephoralamte scheiden. Unsere altehrwürdige St. Annenkirche geht mit ihm des Mannes verlustig, der sie in kunstgerechter Erneuerung in der Herrlich keit früherer Jahrhunderte wieder hat erstehen lassen. Oberpfarrer und Superintendent Dr. Schmidt wurde im Juli 1839 in Plauen i. V. geboren. Er wurde 1861 Seminarlehrer in Waldenburg, 1862 Mitglied des Predigerkollegiums zu St. Pauli in Leipzig, 1864 Seminaroberlehrer in Borna, 1868 Pfarrer zu Theuma bei Plauen. 1874 wurde er in sein hiesiges Amt berufen. * Neustädtel, 17. September. (G l 0 ck e n w e i h e.) Der gestrig« Tag war ein denkwürdiger für unsere Gemeinde. An ihm wurden die von einem Gemeinde- Mitglieds gestifteten neuen Kirchenglocken, nachdem sie in festlichem Zuge vom Bahnhof nach der Kirche gebracht worden waren, vom Ortspfarrer Märker feierlich geweiht. Superintendent Thomas aus Schneeberg sprach ein Weihegebet. Die drei Glocken haben ein Gesamtgewicht von 61 Zentnern. Unter Leitung der Herren Architekt Kandler und Glockenqießermeister Vierling erfolgte der Aufzug des neuen Geläutes auf den Turm. i. Pockau i. Erzgd., 17. September. Schwer ver unglückt ist in einer hiesigen Papierfabrik der Hof meister Bach, indem er vom sogenannten Schüttel boden herab in die Dampfschleiferei stürzte, wodurch er sich einige Brüche u-rü sonstige Verletzungen zuzog. vermilchtes. Ueber die Impfung der Rinder gegen Tuberkulose lesen wir in den „Dokumenten des Fortschritts" (Berlin, Georg Reimer): Nach mehr als fünfund zwanzigjähriger Forschung gelang es dem Direktor der Tierarzneischule zu Lyon, Professor S. Arloing, zu beweisen, daß die Heftigkeit der Tuberkelbazillen eine neue Wolkenform unter dem Namen Lenticu laris (linsenförmig) unterschieden worden, die eine ovale Form besitzt, gelegentlich eine irisierende Färbung zeigt und besonders an Tagen auftritt, wo ein Föhn, Sirocco oder Mistral herrscht. Diese Wolke kann einerseits in die Haufenwolke, anderer- seits in die Schichtwolke übergehen. Beim Nebel wird unterschieden, ob er exponierte Flächen befeuchtet oder trocken läßt. r)as Seer üer Kopfschmerzen. Leute, die nie in ihrem Leben Zahnschmerzen ge. habt haben, gehören gewiß zu den großen und be neidenswerten Ausnahmen. Daß es aber auch solche geben sollte, die niemals an Kopfschmerzen gelitten haben, ist wohl undenkbar, gesellt sich diese Erschei nung doch sehr vielen Krankheiten bei und tritt außer dem oft genug für sich allein auf, ohne daß die Ur sache überhaupt ermittelt wird. Zum mindesten pflegt schon der gemeine Katzenjammer dafür zu sorgen, daß man mit solchen Schmerzen Bekanntschaft macht, die dann gewöhnlich mit dem unschuldigeren und besser klingenden Namen Migräne belegt wer den. Aber es gibt wahrlich genug Anlässe, die auch sonst zu Kopfschmerzen führen. Ein Mitarbeiter des „Journals der Amerikani schen Medizinischen Vereinigung" stellt alle Ursachen zusammen, aus denen Kopfschmerzen entstehen können. Man teilt sie in vier Gruppen ein. Die erste hängt mit Vergiftungen irgendwelcher Art zusammen. Da bei ist nicht nur an die Aufnahme eigentlicher Gifte zu denken, sondern auch an Vergiftunaserscheinungen innerhalb des Körpers, die auf eine krankhafte oder ungenügende Tätigkeit der Verdauunzsorgane «in- schließlich der Leber und Nieren sowie der Schild drüse zuriickzufiihren sind. Die zweite Gruppe wird von den Kopfschmerzen auf Grund von Störungen des Säftekreislaufes eingenommen. Auch hier können die Zusammenhang« sehr mannigfacher Art sein. Es gehören dazu sämtliche Erkrankungen des Herzens, viele der Lunge, ferner die Aderverkalkung' dann Blutkrankheiten, wie die verschiedenen Arten der Bleichsucht, zu hoher Blutdruck usw. Dann iolgt eine große Reihe von Ursachen örtlicher Natur, also Ent- zündungen am Kopf und seinen Teilen, die auf all gemeineren Krankheiten beruhen oder auch für sich auftreten können. Zn erster Linie stehen in dieser Hinsicht selbstverständlich die Entzündungen des Ge hirne und seiner Häute, Erkrankungen der Augen und Ohren und zahlreich« andere. Dr« gewöhnlichste und aus diesem Grund wichtigste Art von Kops, schmerzen wird nur durch sogenannte Reflexe ver ursacht, zu allermeist durch Uebcranstrengung der Augen, ferner aber auch durch Störungen in der Ras« oder in den Ohren, endlich durch Neuralgien ver schiedener Gesichtsnerven. Wenn die Kopfschmerzen sehr arg werden, so ver fällt der Kranke begreiflicherweise dem Argwohn, es müßte geradezu mit seinem Gehirn etwas nicht in Ordnung sein. Das ist aber fast immer «in Irrtum, gemildert werden könne, je nach der Art ihrer Züch tung und der Temperatur, der man die Bazillen aussetzte. Es glückte dem bekannten Fachmann, ver- schiedenrassigc Bacillen herzustellen, um damit so wohl Ochsen und stiere, als auch Kühe und Kälber impfen zu können. Um ein Beispiel seiner Methode zu geben, impfte Professor Arloing an seiner Schule zu Lyon an die hundert Ochsen. Hierauf infizierte er sowohl den geimpften Ochsen, als auch unaeimpften, Tuberkel bazillen von starker Züchtung. Während fast alle un geimpften Tiere hochgradig erkrankten, blieb die Hälfte der geimpften Rinder von der Tuberkulöse vollkommen verschont; ein Viertel der Tiere wies «inen nur sehr beschränkten Krankheits!»erd auf. Diese letzteren Krankheitsfälle sind relative Erfolge, und es blieben Professor Arloing nur 25 Prozent Miß erfolge zu verzeichnen. Folgendes ergab sich also: Die Impfung schützt« 75 Tiere auf 100, während von den ungcimpsten mehr als 90 Prozent der Krankheit verfielen. Di« Frage des möglichen Rinderschutzcs gegen die Tuber tulos« ist damit im bejahenden Sinn gelöst. Professor Arloing zieht die Gefahrlosigkeit der Impfung ganzer Herden in keinen Zweifel. Die lebenden Bazillen, die man den Wiederkäuern inji ziert, sind so schwach, daß sie weder den Tieren schaden können, noch auch den Tierärzten bei et waigen Verletzungen gefährlich werden. Zm Laufe der Monat« Juni und Juli impfte Professor Arloing 70 Stück Vieh im französischen Departement Puy-de- Düme; 40 in Saöne-et-Loire und 125 in Allier. Im Monat August impfte er 100 Rinder in Toulouse und Umgebung und bald darauf 175 Kühe und Kälber am Oberlauf der Marne. Eine Impfung besteht aus zwei Injektionen mit schwachem Serum in einem Ab stand von 2 bis 3 Monaten. Die Jmmunitätsperiode nach einer Impfung dauert mindestens 2 Jahre. Beim jungen Rind« vorgenommen, hat die Tuberkelimpfung die besten Erfolge. Der Impfstoff ist äußerst wohlfeil: er kostet 15 bis 20 Centimes pro Tier. * Die Pest im näheren Orient. Die Pest hat sich vor der Cholera in den letzten Jahren vorteilhaft dadurch ausgezeichnet, daß sie sie Grenzen Europas in der Hauptsache respektiert hat. Immerhin hat sie sich an einigen Stellen ihre Ueber- schreitung bereits zu schulden kommen lassen und herrscht zudem in dem näheren Orient, also in Vor- derasien, in einer zwar nicht besonders heftigen, aber doch stetigen Art. Es ist daher notwendig, auch auf sie dauernd ein aufmerksames Auge zu haben, uns der wichtigste Grenzposten, von dem aus ihre Be obachtung zu erfolgen hat, ist Konstantinopel. Glück licherweise gibt cs dort einen internationalen E« sundheitsrat, der im wesentlichen seine Pflicht tut, und von diejer Stelle aus hat L^r Londoner „Lancet" jetzt einen zusammenfassenden Bericht über den Stand der Pest in diesem Gebiet erhalten. Zunächst beschäftigt sich dieser mit der Epidemie in südrußland. Dort ist die Pest Mitt« Juli in Odessa aufgetreten, wo sie bereits im vorigen Jahre «ine ziemlich schwere Epidemie hervorgeruren hatte. Bis Anfang August war ein« Reih« von Todesfällen mit zunehmenden Zahlen erfolgt, doch scheint die Seuche in sehr mäßigen Grenzen bleiben zu wollen. Etwas schlimmer steht es in Sen Kirgisen- steppen, die überhaupt ein ständiger Pestherd sind. Hierher wandte sich infolgedessen auch die Expedition von Professor Metschikoff, dem berühmten Vertreter des Pariser Pasteur-Instituts, der die Pest an ihren Ursprungsorten zu studieren wünschte. Der Bericht dieses Gelehrten soll bereits fertig sein, ist aber noch nicht veröffentlicht worden. Es besteht die Üftahr scheinlichkcit, daß in diesem Steppengebiet ein kleines Nagetier, das von den Russen Suslik genannt wird, eine gleiche Nolle als Verbreiter der Krankheit spielt, wie das Murmeltier (Tarbagan) in der Mandschurei. Die Russen ergreifen jetzt in der Kirgisensteppe energische Maßregeln, indem die jämmerlichen Erd hütten der Kirgisen, wenn sie als infiziert gelten können, niedergebranut werden. Dennoch ist die Ausrottung der Seuche bisher nicht gelungen, was um so wünschenswerter wäre als es sich um di« besonders schlimme Lungenpeir handelt. Zn Kleinasien gab es «:n« Pestcpidemic in Adalia an der Südküst« der Halbinsel, wo sich die Krankheit seit einigen Jahren jeden Sommer gezeigt hat. Hier besteht sic als Beu len pest. Einen kleinen Ausbruch harte ferner die türkische Stadt Basra in Mesopotamien tu verzeichnen. Ferner sind Plätze in Arabien und Persien heimgesuck! worden, die aber bereits wieder als pesifrei haben erklärt werden können. Ziemlich stark trat die Seuche in Buschehr auf. dem wichtigsten Hafen am Persischen Meerbusen, weit heftiger aber noch auf den Bahrein inseln, diesen durch die Perlenstickerei berühmten Eilanden in demselben Meeresteil. Zn der zweiten Hälfte des Mai sollen dort etwa 700, im Juni 600 Menschen gestorben sein. Seit An fang August sind die Inseln wieder peftfrei, dürften aber wegen ihrer geringen B.wohnerzahl ziemlich verödet sein. Endlich war noch der arabische Hafen Maskat angegriffen worden, der aber nur während des Mai gering« Verluste zu verzeichnen gehabt hat. Zm großen und ganzen kann also init Befrie digung festgestellt werden, daß die Pest in diesem Sommer in der Richtung auf Europa leine Fort schritte gemacht bat. Wie Zeserich seine Leute kontrolliert. Eine niedliche Geschichte von dem Scharfsinn des bekannten Berliner Gerichtschemikers Dr. Zeserrch er zählt man sich zurzeit in Zuristenkreisen. Dr. Zeserich unternahm mit mehreren guten Freunden eine Tour in seinem Motorboot. Als man abends an Land ging, um in einem Restaurant zu speisen, ließ Zeserick seinen Bootsmann zur Bewachung des Bootes zurück und gab ihm Lektüre, untersagte ihm aber, sich damit in dj- Kajüte zu setzen, wies ihn vielmehr an. die Pantry als Aufenthaltsort zu wählen. Am anderen Morgen erhielt Franz, so hieß der Mann, unerwartet ein Lob und ein Trinkgeld von seinem Herr». Ver dutzt ob der unerwarteten Auszeichnung, blickte Franz den Chemiker fragend an. — „Das ist dafür, daß Sie wirklich in der Pantry und nicht in der Kajüte ge sessen haben!" sagt; Dr. Zeserich. Die mitfahrenden Gäste verwunderten sich gleichfalls nicht wenig, woher dies Dr. Zeserich so genau wisse, denn bei der Rück kunst vom Land^ halte Franz schon längst in seinem Gelaß den Schlaf des Gerechten geschlafen. „Sehen Sie das Pantrvseniter'? Was liegt da?" fragte Dr. Zeserich seine Freunde. Zn der Tat! Da lagen zahlreiche tote Eintags fliegen. Die Fliegen waren, vom Lichte angelockr, herbcigeflogen, hatten am Fenster ihre Tänze voll führt und dann ihr kurzes Leben gelassen. Das Vor- handensein der kleinen Leichen am Pantrysenster und ihr Fehlen an den Kajütfenstern waren Beweise dafür, daß Franz wohl in der Pantry, nicht aber in der Kajüte Licht gebrannt und gelesen harte. „So kontrolliert der Gerichtschemiker seine Leute!" schmunzelte Dr. Zeserich. Tie „verfluchte Quelle in Marokko". Von 'einem Kenner Marokkos wird uns ge schrieben: Eine der eigenartigsten Stätten in Marokto ist die den wenigsten Reisenden bekannte heiße Quelle, welche die Eingeborenen des Landes „verfluchte Quelle" nennen. Eine äbnliche Erscheinung befindet sich auch in Algerien. Die marokkanische Quelle ist eine heiße Mineralquelle, die stark jmwefel- und eisenyaltig ist und sich in einer wildromantischen Gegend befindet. Die Gegend, die meist mit Tropf- steindildungen und säulenförmigen Steingedilden ge schmückt ist, hat ihren Namen von diesen Gebilden bekommen. Die Mohammedaner nehmen nämlich an, daß es sich um versteinerte Menschen handelt, da be sonders die Tropfsteingebilde versteinerten Menschen lehr ähnlich sehen. Es bat sich um die Quelle auch ein« Volkssage gebildet, die die Erscheinung auf echte Weise von Naturkindern erklärt und sie mit einem Vorkommnis zusammenbringt, das ein großes Ver brechen nach der Anschauung der Marokkaner dar stellt. Zur Strafe für dieses Verbrechen sind die Missetäter dann in Steine verwandelt worden und müssen hier ewig stehen. Die Sage, die sehr stark an die Bildung griechi- denn die Vorgänge, die ihm diese Leiden verschaffen, spielen sich meistens in d«n äußersten Gehirnhäuten ab. Auch der Arzt ist oft in großer Verlegenheit, was er mit einem Pattenten anfangen soll, der über dauernde Kopfschmerzen klagt, wenn kein anderes Merkmal für «in« bestimmte Krankheit sich darbietet. Das tritt eben namentlich bei den erwähnten Re flexerscheinungen ein, die wahrscheinlich neun Zehntel aller Fälle bedingen. Von dieftn aber rüyren wahr scheinlich wiederum neun Zehntel von einer Ueber- anstrengung der Augen oder irgendeiner anderen Störung des Gesichtssinnes her. Da dreier Zusam menhang oft nicht recht nachzuweijen ist und der Kranke durch Len ärztlichen Rat infolgedessen un befriedigt bleibt, ihm auch vielleicht durch größere Schonung der Augen nicht nachzukommen vermag, so ist Liefer Zustand einer derjenigen, die am häufig sten zum Gebrauch von allerhand Mitteln führt, di« überreichlich angepriesen, von der Wissenschaft aber wegen ihrer Nutzlosigkeit nicht empfohlen werden. Zn Amerika, wo der Unfug der Patent Medizinen auf einer in europäischen Ländern doch nicht erreichten Höhe steht, spricht ein Arzt gewiß aus Erfahrung, wenn er sagt, daß der Mißbrauch dieser Mittel den Leidenden oft derart schwächt, daß er «ine wirtlich ernste Erkrankung schwer zu überstehen vermag. Frei lich ist es nicht jedermanns Sache, sich an heftigr Kopfschmerzen „gewöhnen" zu iönncn, namentlich wenn man einen anstrengenden Beruf zu verseh.'» hat. Auch die Aerzte müssen sich daher mit beson derer Gewissenhaftigkeit frage», was gegen Kops- ichmerzen, dle aus Augcncrmüdung «ntpehcn, ge schehe» kann. Erkennen läßt sich dieser Kopfschmerz meist erst daran, daß er in der Gegend über den Augen, außer dem oft in den Schläfen am stärksten ist. Trotzdem wird die Ursache oft verkannt und vielmehr einer Magenverstimmung zugeschriebe». Wer sich einiger maßen selbst beobachten gelernt hat, wird die Verbin dung der Kopfschmerzen mit dem Zustand Ser Auge» freilich bald ftldst erkennen. Der Arzt w'rd dann zunächst ein« Untersuchung der Aigen selbst zu ver anlassen haben, die vielleicht durch eine riinach; Be Handlung oder durch das Trage» geftgnttcr Brillen so weit gebessert werden kann, daß sie «in« stärkere Anstrengung vertragen. Auch bei gesunden Augen aber hat die Leistungs fähigkeit selbstverständlich eine Grenze, die siberlraupt nicht überschritten werden darf. Auf der anderen Seite aber kann, wie immer wieder betont werden muß, das Tragen nicht ganz passender Gläser das Leiden erheblich verschlimmern oder «ist herberführen. Daher darf niemand, der an Kovfichmerze» leibet und di-s« ans Störnna n der Auf.'» zursickfiibrt. bei der Auswahl einer Brille leichtsinnig onsabrc». Oft sind auch gerade kleine Unzulänglichlci en der Seh schärfe, die nach oberflächlicher Prüfung das Tragen einer Brill« als überflüssig erscheinen lassen, mit Rücksicht auf die Entstehung non Kopfschmerz ungün stiger als stärker« Defekte. Uebrigens ist noch zu be tonen, daß die berühmten Magenverstimmungen, denen die Kopfschmerzen so oft zur Last gelegt weroen, häufig auch ganz ohne solche auftreten können. kuk üer Suche lisch üem Mslernlerum. So wenig es de» Aerzen bishe-- gelunge.: ist, s-n Erreger d«r Masern dingfest zu machen, so wenig zab es bisher ein sicheres Heilmittel in Gestalt c'nes Serums gegen diese verheerende Kind:ft:ank- heit, wie man es seit langem bei der Diphtherie hat. Bei der Diphtherie ist die Sterblichkeit durch die Ein führuiig des Serums von 50 auf 10 vom Hundert »herabgesunkrn. Aehnlich gut« Erfolg« verspricht sich Dr. John P. Anderson, der Leiter des Regierungs laboratoriums für Hygiene in Washington, von den Versuchen, mit denen er sich gegenwärtig beschäftigt. Er ist auf dem besten Wege, ein Masernserum h c r z u st e l l e n. Bei der Diphtherie war die Aufgabe insofern leichi, als man im Pferde ein Säugetier fand, das für Diph therie empfänglich ist, während die Masern bisher als unübertragbar auf Wirbeltiere galten. Dr. Anderson hat Versuche am Rhesusaffen gemacht, und dabei hat sich herausgcstellr, daß diese Affen auch die Masern krankheit bekommen können. Er infizierte etwas Blut, das einem Masernkrauken entnommen war, einer ganzen Reihe dieser Affen, und wenige Tag« später — nach dem Berichts des „New Pork Ameri can" früher als der Ausbruch der Krankheit beim Menschen auf dem gewöhnliche» Anstecku»gswegc zu erfolgen pflegt — stellten sich bei den Affen die für die Masern bezeichnenden Fieber- und Ausschlags crscheinungcn ein. Durch lledertragung des Blutes der kranken Affen auf andere, erkrankten diese eben falls an Masern, so daß Dr. Anderson mit Recht an nehmen konnte, di« Affen seien für Masern genau so empfänglich wie der Mensch. Einer der zuerst mit Masernblut geimpften Affen hatte die Krankizeit völlig überstanden, .hierdurch war er unempfänglich gcgen sie geworden, wie sich bei dem näckssten Zmpft ve'riuche hsrau-istettle. Die Einspritzung von Blut eines Mastrnkranke» rief bei ihm nun kein« Erkran kung mehr hervor. Sein Blut war mit Antikörpern gegen das Majernaist gesättigt, die auf dem gewöhn lichen Weg« als Senrm gewonnen werden konnten. Ueber die Wirksamkeit dieses Serums beim Menschen liegen jedoch vorläufig noch keine Berichte vor. Die Herstellung dieses Mafernserums unterscheidet sich von der üblichen Art der Serumgewinnung da durch. daß das Tier, aus dessen Blut das Serum gegen di- Masern gewonnen werden soll, die Krankheit völlig durchmachen muß, während man z. B. das Diphtherieserum von Pferden so gewinnt, daß man bei ihnen nicht die Erkrankung erzeugt, sondern durch allmähliche Einführung des Krankheitsgiftes in d«N Tierkörper eine sich steigernde Unempfänglichkeit «r- zeugt, bis das Blut mit Antikörpern gesättigt ist, di« al» Serum gewonnen werden.