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Somrsvenü, 2». Oktober 1911. der Sache würden erst unsere Enkel und Urenkel haben. Es sei schön, die Gemeinden zur Sparsam keit zu erziehen, doch dürfe diese Sparsamkeit nicht in eine Sparwut ausarten. Hierauf wurde ein An trag auf Schlug der Debatte einstimmig angenom- men. Die Anträge des Ausschusses fanden ein stimmige Annahme. Ueber eine Petition des Psarrervereins für das Königreich Sachsen, betreffend die Gebühren der Geistlichen für Dienstreisen, referierteOberjuftizrat Beck-Zittau. Er beantragte, die Synode wolle beschließen, die Petition, insoweit eine Nrchengesetzliche Regelung gewünscht ist, auf sich beruhen zu lassen, im übrigen sie dem Kirchenregimente in dem Sinne zur Kenntnisnahme zu überweisen, daß die Kirchgemeinden nach Befinden unVerordnungsioege angewieicn werden möchten, den Geistlichen für Teil nahme an den amtlichen Konferenzen, den Diözesan versammlungen und den Synodalwahlen eine billige Entschädigung zu oewähren. Pfarrer Fruustadt vertritt den Standpunkt des Pfarrervererns, dessen Vorsitzender er ist. Der Ver ein könne wohl mit den Anträgen des Ausschusses zufrieden sem. Rach einer kurzen weiteren Debatte wurden die Ausschußanträgc einstimmig angenommen. Zum Schlüge trat die Synode in die Beratung einer Petition der theologischen Zweigtonferenz in Mutzschen, betreffend den Gebrauch des Apostolikums bei der Taus- und Konfirmationshandlung ein. Der Referent Geh. Kirchenrat I). Superinten dent Hartung-Leipzig erörterte zunächst das Wesen des Apostolikums und wies daraus hin, daß nicht alle Mitglieder der Mutzschener Konferenz den An trag unrerjchrieben hätten, oeshalb müsse es heißen: Petition von Mitgliedern der theologijchen Zweig tonserenz usw. Namens des PetUionsausschuyes K stellte er folgenden Antrag: l. den Arttrar der Pe tenten, bei der Tauf- und Konfirmatronshandlung von dem Gebrauche des Apostolikums gegebenfails absehen zu dürfen, auf «ich beruhen zu lassen. 2. Dem Kirchenregimente zur Prüfung anheim zu geben, ob und inwieweit im agguoariscken Taus- und Konfirmaticnssormular die das Apytolikum einführenden Worte und die ihm nachfolgenden Fragen anders gefaßt werden tönnen. Ter Referent wies noch darauf hin, daß die Petition 'erst am 5. Oktober bei der Synode eingegangen sei, so daß die Zeit zur Beratung dieser wichiigen Frage viel zu turz sei. Auch gehöre die Angelegenheit in der Hauptsache vor das Landeskonsislorlum. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, womit die Tages ordnung erledigt war. Nächste Sitzung: Sonnabend, vormittags 10Uhr. Tagesordnung: Registrande, Wahl des ständigen Ausschusses. Ur » * Durch die heute in zweite Lesung angenommene Fassung desÄbsatzes Kzum 8 38der Kirchen vorstands- und Synvdalordnung wird dem Anträge des Hofrates Dr. Löbner-Leipzig ent sprechend denjenigen Wahlbezirken, die nach der letzten Volkszählung die höchste Seelenzahl haben, je ein weltlicher Abgeordneter noch zuwachsen. Das kann für Leipzig sowohl als auch für Dresden eine Verstärkung ihrer Vertretung um 1 bis 2 weltliche Mitglieder bedeuten. Bei der Synode sind diesmal insgesamt 43 Petitionen und 17 Anschlußpetitionen ein gegangen, die fast sämtlich erledigt worden sind. Aus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 21. Oktober. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 22. Oktober 1911. Süüwestwinde, wolkig, mild, zunächst trocken, später Niederschläge. Pöhlberg: Schwacher, langanhaltender Tau, glänzender Sonnennnter- und -Aufgang, Himmels färbung orange. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, glänzen der Sonnenuntergang, Abendrot. * Vom Reichsgericht. Für Len in -en Ruhestand getretenen Reichsgerichtsrat Heinemann ist der Oberlandesgericht srat Schultz aus Frank furt a. Main zum Reichsgeratsrat ernannt worden. Dr. Reinhold Schultz ist am 16. August 1858 in Groß- Wanzleben geboren und war mehrere Jahre hin durch im Reichsschatzamt als Hilfsarbeiter tätig und Leipziger als solcher bei den Vorbereitungen der Strafprozeß ordnung beteiligt. * Ordeusauvzeichnung. Der König hat dem seit über 49 Jahren ununterbrochen in der Leipziger Bierbrauerei zu Reudnitz Riebeck L Co., Aktiengesell schaft in Leipzig-Reudnitz, beschäftigten Arbeiter Friedrich Eduard Mattke in Leipzig die Friedrich- August-Medaille in Bronze verliehen. Die Ordens auszeichnung wurde dem Genannten heute in Gegen wart des Direktors Wilhelm Reinhardt durch Ober bürgermeister Dr. Dittrich an Ratsstellc ausge händigt. * Universitätsnachrichten. Aus der Louise- d e - W i ld e - L t i f t u n g lst an bedürftig« Stu dierende der Philologie oder o.'r Medizin von Michaelis ab ein gegebenenfalls teilbares Stipen dium zu verleihen, das vorbebältlich einer jederzeit zulässigen Abininderung 300 x jährlich beträgt. Be werbungen sind an das Kultusministerium zu Dres den Lis 18. November d. I. eiuzurcichen. Vorzugs weise gcnußbcrechtigt sind die Nachkommen des Kauf mann Johann Gottlieb Nudelius, gestorben in Fra: kfu.rt a. O. am 29. August 1793, Nachkommen der Familien von S t u d n i tz - B e n e ck e, von I a g w i tz, Zier old. des Kapellmeisters R e i ß ich ger in Dresden, des Dr. pH. M ojen in Oldenburg, des Geh. Rates Reich in Bernburg und des Hypo- thekcnbucksührers Seifert in Freib'rg. - Der Akademische Senat der Universität har das von Ma gister Zchann David Weigel gestiftete Stipen dium an Nachkommen der Geschwister des Stifters, Studiennde aus Zsckoclen. Sohne von Lehrern der Leipziger Thomasjchule oder an gewesene Ihoma.s schüler, die Tlzeologie studieren, außerdem das von Christiane Bencdicte verw. Kommissionsrat Deut scher zu Neukirchen zunächst für Nachkommen der Tertscher, Zemisch- und Strcubelschen Familien ge stiftete Stipendium anderweit zu vergeben. Bewer bungen sind Lis 15. November d. I. in der Universi- räiLianzlet einzureichen. * Ueber das Impfwesen im Königreich Sachsen im Jahre 1910 erstattete das Korrespondenzblatt der ärztlichen Kreis- und Bc.irtsoereine soeben einen interessanten Bericht, der auf Grund der Impstabellen bearbeitet worden ist. Hiernach wurden im Berichts jahre einschließlich non 5428 Zuge-ogcnen 151889 Erstimpflinge, gegen 152 936 im Vörjanre, nno init Einschluß von 140 Zugezogenen 108 070 Wieder impflinge gegen 105 514 im Vorjahre in die Jmpf- listen eingetragen. Es zeigt sich hierdurch korrespon dierend mit den Vorgängen der Beoöllerungs- bezw. der Eeburtsbewegung eine Abnahme der Erst- und eine Zunahme der Wiederimpf linge. Jmpfpflichtia verblieben von diesen Impflingen 127 065 Erstimpflinge und 107 019 Wieder impflinge. Sämtliche Impfungen wurden mit Ely- cerin-Kälberlymphc aus den iächsifchen Impfinjti- tuten vollzogen. Von den Erstimpfungen waren 109 438 mit Erfolg, 79 mit unbekanntem Erfolge und 2458 ohne Erfolg geimpft worden. Bei den Wiederimpfungen stellte sich das Resultat wie folgt: mit Erfolg geimpft 103558, mit unbekanntem Erfolg geimpft 18, ohne Erfolg geimpft 1811, Das Jahr 1910 war demnach ein besonders günstiges inbezug auf den Erfolg der Impfungen zu nennen. Die Zahl der Jmpfhimerziehungen war verhältnismäßig gering, nur in Zittau ergab sich eine ungewöhnlich hohe Ziffer mit 5,30 Prozent. Die nächsthohe Ziffer zeigte Dresden-Stadt mit 2,42 Prozent. * Internationale Baufach-Ausstellung mit Son derausstellungen Leipzig 1913 (Geschäftsstelle Gott- schedstraße 22). Von Donnerstag, den 26. Oktober, vormittags 9 Uhr ab, sind die aus den erlassenen Ideen Wettbewerb von Bebauungsplänen für das Ausstellungsgeländc eingegangenen Entwürfe im Großen Festsaale des Neuen Rathauses öffentlich aus gestellt. Die Besichtigung ist kostenlos und kann wochentags von 9 bis 1 Ühr und von 3 Uhr bis zum Eintritt der Dunkelheit statlfinden. Die Ausstellung bleibt bis einschl. Mittwoch, den 1. November, ge öffnet. Bei dem allgemeinen Interesse, dem die grcßzügige Veranstaltung überall begegnet, dürfte «in reger Besuch zu erwarten sein. * Platzmusik. Sonntag, den 22. d M., findet die militärische Platzmusik aut dem Scssmuckvlatzc an der Monrbestraße vor dem Ticifftwohugebäude des Kommandierenden Generals durm das Musikkorps des Infanterieregiments Nr. 107 statt. Beginn 11.30 Uhr vormittags. Programm: kaiserin- Äuguste-Viktoria-Marscb von Basselt, Jubel-Ouver- türe von Weber, Largo non Händel, Wodans Ab schied von Brünhilde und Feucrzauber nach dem Musikdrama „Tie Walküre" von Wagner, Tonbilder aus „Coppelia" von Telibcs, Polonaise aus der -Oper „Eugen Onegin" von Tschaikowsky. Tageblatt. * Für Postanweisungen nach Konstantinopel und Smyrna (deutsche Postanstaltenj, sowie nach den ottomanischen Postanstalten gilt von jetzt ab das Umrechnungsversahren von 1 Pfund Türkisch -- 18,90 xx. Unvorsichtiges Umgehen mit Spiritus. Sonn, abend morgen gegen » -8 Uhr wollte die 64 Jahre alte Witwe Karoline Gelling. Lützowstraß« 46, Hinter haus, wohnhaft, beim Kaffeekochcn den zur Neige gehenden Spirituskocher nachfüllen. Dabei schlugen die Flammen in die Flasche, diese explodierte und die Frau erlitt schwere Brandwunden am Kopf und beiden Armen. Der Sonntag im Zirkus Surrajoni bringt nicht weniger als drei verschiedene Veranstaltungen. Außer der regelmäßigen Abendvorstellung, die wie üblich nm 7' .- Uhr ihren Anfang nimmt, öffnet sich schon um 3 Uhr der Zirkus für eine Gala-Fremdenvorstcl lung. zu der Kinder unter lt Jahren und Soldaten bis zum Feldwebclrange auf allen Plätzen nur halb, Preise zahlen. Diese Nachmittagsvorstellung bringt ein komplettes Abendvrogramm. Eine interessante Veranstaltung populären Eharatters aber bringt dec Vormittag. Von N bis 12 Uhr werden sich, um den geringen Eintrittspreis von 29 Pf. für Erwachsene, von 10 Pf. für Kinder, die Zirkusanlagen unter den Klängen eines Doppelkonzertes dem Publikum öffnen. Es ist dieses eine willommeue Gelegenheit, den Mar- stall des Unternehmens zu mustern und die einzig artige Menagerie zu bewundern. Es gibt aur dem europäischen Festlande kein zoologisches Institut, das 16 Elefanten. 20 Kamele, 15 Lamas, 20 Löwen oder 8 Seelöwen besitzt wie der Zirkus Sarrasani, eia Ze broid ist gar nur in vier Exemplaren aus der Welt überhaupt vorhanden, und drei Nilpferde nebcnei». ander hat sobald kein Europäer gesehen. ** Bunter Abend iin Palmengarten. Zu den vielen Veranstaltungen im Palmengarten, die der Unterhaltung des Publikums gewidmet sind, ist jetzt eine neue getreten, die periodisch wiederkehrcn soll. Das sind die Bunten Abende, deren erster am Frei tag in Szene ging. Es scheint, daß das Publikum Gefallen an dieser Neueinführuug hat. Es bewies das wenigstens durch recht zahlreiches Erscheinen, und daß es sich dabei unterhalten hat, zeigte der Verlauf des Abends. Das reichhaltige Programm wurde durch ein Solisicnensemble des Leipziger Tonkünstler orchesters (Günther Coblenzj unter Leitung des Kon zertmcisters Carl Müller eingeleitet, das sich sehr stimmungsvoll cinführte. Dann spielte Herr Gab sch, ein Mitglied des Ensembles, Ehr. Sin- dings „Frühlingsrauschen" und später den Ges Dur- Walzer von Chopin am Flügel, und zwar mit jo gutem Erfolge, daß er sich zu einer Zugabe verstehen mußte. Die junge Leipziger Konzertsängerin Mar garete Wei gelt sang die „Mignon"-Arie „Kennst du das Land", sowie einige kleine Lieder. Wir haben diese junge Künstlerin, die über ein gut ge schultes und sehr ausgiebiges Organ verfügt, schon öfter in diesen Spalten besprochen und können heute nur betonen, daß ihre künstlerische Entwicklung voll kommen das gehalten hat, was sie versprach. Ru dolph Beyer, ebenfalls ein junger Leipziger Sänger, sind wir auch schon mehrfach begegnet. Auch er hat sich stark zu seinem Vorteil entwickelt und ist stets angenehm zu hören. Die Rezitation wurde in erster Linie durch Oskar Jngenohl vom Leip ziger Stadttheater vertreten, der meist ernste Sachen, wie „Die Rose von Newport" von Konrad Ferd. Meyer und Hebbels „Heideknabc" u. a. gewählt hatte, die er mit guter Betonung sprach. Dialekt rezitierte der Schriftsteller N. A. Feine mit seiner Pointierung und vielem Humor. Bleibt noch übrig zu nennen Frau Ina Rauschenbach, einstmals am Theater in — wo doch gleich? richtig, auf dem Zettel steht „Hoftheater in Schwerin". Ihr Genre ist stark gewürzter Humor und die Satire. Daß sie dabei oft über den Strang schlägt, soll ihr nicht weiter angerechnet werden. Sie schien dem Publi- kum.zu gefallen, das mag ihr genügen. Als Be gleiter am Flügel bewährte sich wieder Herr Gab sch. So verlief der erste Bunte Abend mit gutem Erfolge, ihm werden noch mehrere folgen. * Zeugen gesucht. Von einem Straßenbahnwagen wurde in der'Kohlgartcnstraße am 17. Oktober mit tags gegen I4I Uhr ein öjähriges Mädchen angesah ren und umgerissen, wodurch es einen Unterschenkel bruch erlitt. Zur Aufklärung des Sachverhaltes wäre es erwünscht, wenn sich Augenzeugen bei der Kn- minalpolizei melden würden. Jnsoesondere soll ein älterer Herr am Tatort anwesend gewesen sein. * Zwei raffinierte Betrüger. In verschiedenen Großstädten sind Betrügereien in der Weise verübt llr. 292. l0S. Jahrgang. worden, daß Geschäftsleute von mehreren Personen zur Heigabe von Photographien veranlaßt wurden, die vergrößert und zu Reklamezwecken verwendet wer den sollten. Nach einigen Tagen wurden Len Ge schäftsleuten die Entwürfe zu den Bildern vorgclegt und sie zur Bestellung eines Rahmens gedrängt, auf den sie eine Anzahlung von 5 bis 9 »kt leisten mußten Die Betrüger haben nichts wieder von sich hören lassen uns ihre^Ängaben haben sich als unwahr herausgestellt. Sie traten unter den Namen Alfred Marks und James Sheets aus Dublin auf und waren im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Letz terer sprach nur gebrochen Deutsch. Gasvergiftung. Zu der in unserer Nummer vom 16. Oktober gemeldeten Gasvergiftung erfahren wir, dar es sich offenbar um einen Selbstmord gehandelt hat. Im Zimmer des Verstorbenen war sowohl ber Lmssn am Gaskocher als auch ein Brcnner- babn offen: Glocke, Zyfmder und Brennet waren entierni Tie Gasleitung betank» sich iu orduurigs- inäsngeiu Zustande. * Jugendlich-: Taschendiebe. Abgefaßt wurden Freitag abend beim vc.iuch:eu Taschendiebstahl ein angeblicher 17 Jabre alter Gymnasiast und dessen Bruder, ein 15 Jahre alter Schüler, beide aus War schau gebürtig. Einer der beiden wurde in üem Augenblick abgesagt, als ec Las Haudtäschchen einer Dame, ote sich ein Schaufenster besichtigte, öffnen wollte, während der andere seinen Bruder deckle. Nach ihren Angaben wolle,! lreide, von Warschau kommend, in Berlin, Hamburg, Köln (Rheins, Bres lau und Fraiiksurt gewesen sein. In Hamburg wollen sie wegen Verdachts des Tafchendiebstahls verhaftet werden sein. Offenbar sind beides reisende Taschen diebe, die meist Großstädte hcimilicheu. Es wäre er wünscht. wenn Personen, die über die beiden Taschen diebe Wahrnehmungen gemacht haben, oder selbst be stehlen worben sind, sich schleunigst bei oer Kriminal Polizei melden wollten. Die Festgenominenen nennen sich Mendel Lerner, geboren 3. Akai 1891 in Lukow und Aron Lerner, geboren 12. Dezember 1896 iu Lukow in Rußland. Außerdem wurden auch noch Papiere bei ihnen vorg<ffun-dcn. die auf den Namen Eisenberg lauten. " Eine Hchlerbande. »iürzlich teilten wir inn, das; in einer größeren Firma in einem weslffchcn Vorort ein dort in Stellung befindlicher Wääitei mittels NctchfchO'ffsels Wereu im Werte von einigen tausend Mark gestohlen hatte. Anschliessend daran wurden durcb die hiesige Kriminalpolizei bei 0 Ja milien in Gera, Serba, Klosrerlaußnitz und Freiberg Haussuchungen vorgenommen, wobei auch .noch für 1000 .tz- gestohlene Waren gefunden wurden. * Unhold. Turcb sein schamloses Gebaren Kin dern gegenüber erregte im Eutrjtzscher Part ein Un bekannter öffentliches Aergeruis. Ter Unhold war etwa 35 Jahre all, mittelgross, hatte rötlichblonde« Haar, cbeniolchen Schnurrbart, auffallend breite Lippen und war verleidet mit blauer Hose, langem Umhang und gestreifter Mütze. - Hereingcfalten Bei verschiedenen hiesigen Familien erschien ein Unbekannter, der angab, es sei von einem der Ehegatten eine Partie Holz bestellt. Für das Holz, das er an einigen Stellen auch los wurde, verlangte er 2,50 ZL, während der reelle Wert höchstens 50 Pf. in. Ter Holzvert.inser in 22 Jahre alt. Nein, schmächtig, trug n. a. blaue Schürze und dunkle Mütze. * Entsprungene Fürsorgezöglingc. Aus eine»- Erziehungsanstalt einer hiesigen Vorstadt entwichen in vergangener Nacht zwei 18 Jahre alte Zöglinge, nachdem sic in der Klciberlammer die Anstalt-Nachen mit Zivilklcidung vertauscht hatten. Ter eine Bursche wurde in Sellerhausen von einem Schutzmann er kannt und fessgenommen, während der andere, de-' aus Liebcrtwolkwitz stammt, sich noch der Freiheit erfreut. * Eigentümer gesucht. Im September wurden in einem Grundstück der Kaiser-Wilhelm-Straße Musika lien zu Theaterstücken in einem Paket verpackt ge funden. Der Wert beträgt 55 .g. Ter Eigentümer kann sich bei der Kriminalpolizei melden. 2^. Feuer wurde Sonnabend früh 3,50 Uhr der Südfeuerwache vom Feuermelder Meissner L Buch. Sidonienstraße, gemeldet. In einer Fahrradhand lung und Vernickelungsanstalt in der Elisenstraße l5 waren Gummimäntel, Lausdecken und anderes Fahr radmaterial in Brand geraten. Die Wehr bescttigtc die weitere Gefahr bald. * Fn Haft genommen wurde ein 23 Jahre alter Schriftgießer von hier, der zum Nachteile eines Milchlieferanten cinkaffierte Geschäffsgelder unter schlagen hatte. Sakristei neben dem bischöflichen Palast in Parma ausbewahrt, und erst im Beginn des 14. Jahr hunderts kam sie an den luxemburgischen Kaiser Heinrich VII. zurück. Wohin sie dann gelangt ist, weiß man nicht genau; aber es mag wohl die Krone sein, die heute die Silber büste Karls des Großen im Münsterschatze zu Aachen schmückt. Friedrich 1i., der Insignienlose, mußte sich noch neuen Kleinodien umsehen, und er wählte sie aus den märchenhaften Schätzen der sizilianisch normannischen Könige, die einst sein Vater, Hein rich VI , in seinen Besitz gebracht hatte. 150 Saum tiere hatten damals diese herrlichsten Wunder der Welt nach Deutschland, nach der festen Reichspfalz Trifels, gebracht, von wo einige der schönsten Stücke nun geholt wurden, um das Ornat des Kaisers zu ersehen. eso kommt es, daß die meisten der noch heute vorhandenen Insignien des Deutschen Reiches nickt aus heimischen Werkstätten stammen, sondern in der Pracht ihrer morgenländischen Ornamentik und mit ihren kufischen Inschriften auf sarazenische Künstler deuten. So ist die Krone selbst, dieser im bunten Farbenspiel des Emails leuchtende Reif aus acht sckudchen von Goldblech, eine Arbeit sarazenisch sizilianischer Künstler, und das gleiche gilt von den meisten Stücken des Ornats» so vor allem auch von dem prachtvollen Mantel aus dem Jahre 11.33, dessen tusilche Aufschrift von seiner sizilianischen Her kunft Kunde gibt. Ebenso ist das eine der drei Schwerter ein orientalischer Säbel, den der Ueber- lieferung nach Harun al Raschid Karl dem Großen geschickt haben soll; er wurde bei der Krönung dem Herrscher an einem kostbaren Cingulum um den Leib gegürtet. Die beiden anderen Schwerter, die zu den In. signien gehören, weisen in ihrer Technik und Orna. mentik auf dieselben sizilianisch-arabischen Gold, schmiede hin, denen wir auch den Reichsapfel ver danken, der zu Ende des 12. Jahrhunderts in den Werkstätten zu Palermo anoesertigt wurde. Waren Friedrich II. 1248 wichtige Teile des Ornats geraubt worden, so gingen andere Krönungskleinodien 1252 zu Grunde, als bei der Hoch,eit des eben gekrönten Königs Wilhelm von Holland mit einer Weifen rockter zu Braunschweig der Palast in Flammen ourging. Als Richard von Cornwallis 1257 zu Aachen gekrönt wurde, glich er den Verlust aus eigenen Mitteln aus. Ader bei der Krönung Rudolss von Habsburg war kein Zepter vorhanden, so daß der Kaiser statt dessen ein Kruzifix benutzte. Die beiden Zepter, die heute zu den Kleinodien ge« hören, ein silbernes und ein silberveraoldetcs, stam- I men aus dem 14. Jahrhundert. Die Reichsinsignien > ließ Rudolf auf seinem festen Stammschlosse Kyburg in der Schweiz behüten uud dort blieben sie eine Zeit lang wohlverwahrt in einer Kapelle, die die Schwiegertochter Rudolfs, die Ungarnkönigin Agnes, eigens für sie erbaut hatte. Aber die folgenden Kaiser rissen die Schätze wieder aus ihrer Ruhe, sie kamen nach Aachen, nach München; Karl IV., der diese Insignien mit mystischer Inbrunst verehrte, ließ sie auf den Prager Hradschin bringen: sein Soyn Wenzel verwahrte sie auf dem festen Schloß Kalkstein. Im Drang der Hussitenkriege wurden die Kleino dien auf die ungarische Feste Visegrad übergeführt, ein Sturm der Entrüstung erhob sich über diesen Raub der deutschen Reichsstzmbole. und so kamen sie 1424 auf einem gewöhnlichen Fischerwaaen nach Nürnberg, das von altersher die Ehre für sich in Anspruck nahm, Hüter dieser Schätze zu sein. Bls 1796 hffbcn sie hier geschlummert. Als damals die Franzosen die Stadt er oberten, ließ der Rat von Haller die Insignien heimlich in zwei großen Tragkörben fortschaffcn, aus einen Karren laden, mit Pferdediinger über schütten und so ungesehen nach Prag schonen. Als später Napoleon Oesterreich mit Krieg überzog, ward der Freiherr von Hügel der Retter der Klein odien, die er in einem unscheinbaren schwarzen Koffer nach Regensburg brachte und unter einem Haufen Haier in einem Erkerturm seiner Wohnung verbarg. Als Hügel 1805 die Kleinodien dem letzten Kaiser des heiligen römischen Reichs übergeben wollte, nahm dieser sic nicht an. Erst der Monarckenkonqreß in Aachen sprach sie 1818 dem österreichischen Kaiser zu, und nun ruhen ne endlich von vielhundertiähriger Wanderung aus in der Schatzkammer der Wiener Hofburg. Lilzt»Tsge in Weimar. 1. Die Liszt-Feier in Weimar hat gestern im Hof theater ihren Anfang genommen. Aus Einladung der Kencralintcndanz waren eine Anzahl ehemaliger Schüler Liszts aus seiner Weimarer Zeit erschienen. Aus Berlin war Professor Liszr. der Sohn eines Neffen des Meisters, anwesend. Das festlich gestimmte Hau' jubelte nach jeder einzelnen Programmnummer den Künstlern sowie nn« allem dem Dirigenten, Hof kapellmeister Peter Raabe, begeistert zu. Auf die einleitende symphonische Dichtung (Nr. 9) für großes Orchester „Hungaria", jenes packende, den Jugend- und Heimaterinnerungen des Meisters sein Dasein verdankende, die ganze künstlerische Eigenart Lijzts zeigende Werk, folgte die Paraphrase über „Vie« irso' für Klavier und Orchester „Totentanz" mit Frederic Lammond am Flügel. Daß die musikaische Cha rakteristik und die nur von ausgezeichneten Künstlern zu bewältigende Technik am Flügel wie im Orchester zur vollendetsten Wiedergabe kamen, war bei dem Zusammenwirken dieser beiden künstlerischen Potenzen selbstverständlich. Den Schluß dieses ersten Liszt-Abends bildete die Faust-Sinfonie- in drei Charakterbildern. Diese Krone aller Faustmusiken, zugleich die Krone von Liszts Sckaffen, an der gleichen Stelle am 5. Sep tember 1857 anläßlich des 100. Geburtstages des Eroßherzogs Karl August zur Uraufführung unter Liszts Leitung gelangt, bildete den Glanzpunkt des ersten Abends. Hofopernjänger Benno Haberl, das hervorragendste und hoffnungsvollste Mitglied der Weimarer Hosoper, setzte sich in bester Disposition mit Leichtigkeit durch. Die Chöre waren, nach längerer und sorgfältiger Präparation zu harmo nischem Ensemble durch Hoskapellmeister Raabe, trotz ihrer verschiedenartigen Zusammensetzung völlig auf der Höhe ihrer künstlerischen Ausgabe. Der den Schluß des gewaltigen Werkes bildende „OLmas UzL in dem Chor und Orchester zusammen sich zur höchsten sinfonischen Leistung vereinigen, war von überwältigender Wirkung. Das Weimarer Hof theater darf auf diesen überaus würdig verlaufenen ersten Festabend mit hoher Befriedigung zurückblicken. Frederic Lammond wurde vom Großherzog Wilhelm Ernst im Hinblick auf feine Verdienste speziell um das Kunstleben Weimars zum Pro fessor ernannt. Oie chinevlche /rau. Bei allen chinesischen Umwälzungen, bei Revolutionen, Krieg oder Krankheiten, wundert man sich stets, wie wenig die chinesischen Frauen in den Vordergrund treten. Diesmal sind aber die Aufstände nicht ganz ohne Einfluß geblieben. Aus Peking schreibt uns eine dort ansässige Deutsche: Wer hier ein offenes Auge hat, wird beobachten rönnen, oaß seit den Ausständen und schon vorher sich gewisse Umtriebe unter Chinas Frauen bemerkbar machen. Die Erziehung des chinesischen Mädchens ist so einseitig, wie man es sich uderhau-t nur vorstellen kann. Die chinesisch« Fr«u ist eigent lich in ihrer ersten Jugend nur ein Mensch, da wird sie nämlich mit ihren Brüdern zu sammen erzogen und ebenso behandelt. Vom dreizehnten Jahre ab aber beginnt die strenge Ab- sperrung des heranreifenden Mädchens. Es bekommt den Namen „das Mädchen im Kämmerlein" oder „die im Haus sitzende", damit ist schon gesagt, wie ihr Leben sich in Zukunft gestalten wird. Die Frauen der guten Gesellschaft verlassen nämlich das Haus kaum einmal, und wenn sie verheiratet sind, >0 gelten sie erst von dem Augenblick an etwas, wo sie einem Knaben das Leben geben. „Talentlos sein ist eine Zierde der Frau", das ist ein chinesisches Sprichwort, das namentlich in den oberen Kreisen seine Geltung hat. Es gibt aber eine Anzahl sehr bekannter Dich terinnen und Schriftstellerinnen. Mit der unwürdigen Behandlung, die ihnen zu teil wird, wollen die chinesischen Frauen nun endlich ganz und gar brechen. Es genügt ihnen nicht, ihre Erholung darin zu lehen, daß Anekdotenerzählerinnen und Klatschschwestern, die besoldet werden, in ihr Haus kommen, ihnen die Zeit zu vertreiben. Bleibt die Ehe der Chinesin kinderlos, so beginnt für die Frau eine durchaus unwürdige Lage, denn nach den chinesischen Gesetzen ist unter den sieden anerkannten Ehescheidungsgründen Kinderlosigkeit besonders an geführt. Doch kann nur der Mann die Ehe lösen, die Frau niemals, und der Lehre des Konfutsc entgegen belastet das Eheverhältnis die chine sischen Frauen nur mit Pflichten. Die Chinesin wehrt sich jetzt aber mit aller Kraft dagegen, daß sie immer und stets nur eine gehor same Dienerin sein soll. Gehorsam gegen den Mann, gehorsam gegen die Schwiegereltern und vor allen Dingen gegen ihre eigenen Söhne. Auch soll dagegen gearbeitet werden, Lag der Mann sich im Falle der Kinderlosigkeit eine zweite Frau nehmen darf, wäh rend die erste in die Stelle einer Sklavin und Dienerin tritt. Die Chinesinnen berufen sich immer mehr und mehr auf die Lehre des Konfutse. der ihnen keinen unwürdigen Platz einräumt. Früher wurden sie in Unbildung erzogen und kannten die Weisheiten des großen Mannes nicht. Jetzt eignen sie sich Bildung an und wissen, datz nur die menschliche Gesellschaft sie auf einen solchen Platz gedrängt hat. * Ankauf. Der Rat der Stadt hat ein kleines Oelgemälde: „Sommerlansschaft" von Toni Stadler- München und «ine Kohlezeichnung von Wilhelm Leibl: ..Miesbacherin am Tisch" für bas Stiidnsch« Museum d«r bildenden Künste ang«kauft.