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Namen und durch Unterstützung der Religion und Kirch« unternommen worden wäre. Wir-sind «rmäch. tigr zu erklären, daß der heilig« Stuhl nicht nur kein« Verantwortlichkeit für dies« Aus legungen übernimmt, sondern daß er sie n i ch t b i l - ligen kann und st« bedauert, da er außerhalb d«s gegenwärtigen Konfliktes bleiben must. Diese Abweisung bezieht sich auf eine Hochzclts predigt, die Kardinal Vanutelli kürzlich gehalten hat, und in der er Gedanken äußerte, wie sie eben vom Vatikan abgelehnt werden. Weiter wird dazu gemeldet: Rom. 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Der un erwartet« und überaus heftige Ausfall des vatika nischen „Osscrvatore Romano" gegen den Kardi nal Vanutelli, der bei der Hochzeit der Prin zessin Odescalchi seine bekannte fulminante Rede zu grinsten der Tnpolisaktion gehalten hatte, wird überall stark kommentiert. In Deputierten kreisen weisi man zu erzählen, das; vorgestern abend, also zu einer Zeit, wo jener Ausfall noch nicht er schienen war, eure Besprechung zwischen dem Mi- nifterpräsitenten Giolitti und dem Kardinal Va- nutclli stattgcfundcn hat. Auch dies Ereignis wäre dem Vankan nicht verborgen geblieben. Mit Vanutelli stehe Merry del Val seit langem in latenter Gegnerschaft. Diese wär« fetzt erst offenkundig geworden. Türkische Hoffnungen aus Frieden. Konstantinopel, 21. Oktober. (Eig. Drahtmeld.> Der K r r e g s m i n i st e r hat in einer geheimen Sitzung erklärt, daß der Friede mit Italien aller Voraussicht nach nahe bevor- st e he. s?> Die Entschädigungen, di« Italien zu zah- len bereit sei, seien nicht so gering, wie cs nach den Berichten der italienischen Zeitungen anzunehmen wäre Said Pascha Hal durch die Majorität, di« er erhalten hat, freie Hand zur Führung der Kabinetts- geickäitc erlangt. Oie Kulliebuny ües SMsksllenyeletzes in üer Kommilvon. Arn Freitag trat im Reichstag die Kom mission zlnammen, die über den im Zusammen hang mit der Rcichsversicherunqsordnung von der Regierung eingcbrachtcn Gesetzentwurf, be treffend die Aussiebung des Hilfslassengesetzes, zu beraten hat. Die Hilsskassen sollen nach diesem Entwurf unter die Bestimmungen des Vlilal^eeiilbeiu?g gese'.e- gen lu ne d n Vcr unlap.t ist der Enuvnrt bctannttich durch die ..'?isiirände, die bei einer Reihe von eingeschriebe nen Hiisslasseu in der Geschäftsführung eilige- rissen sind und zum Teil zu der Bezeichnung Lcbwindelkasseu geführt haben. Der Bcrtre ter der Regier ring führt das in der Hom Mission eingehend aus. An der Hand des gelten den Rechts könne dem Mißbrauch nicht niitiiacb haltigem Erfolg begegnet werden. Abhilfe sei nur möglich durch Aushebung des .Hilfskassen gesetzes und Uuterüellung unter die Au'sicht des Auiflchtsamts für Pcivatversicherung. 'Für den Fall der Auflösung von Hilfskassen ist für d.e Vermögensvcrtcilung das Ttatut maßgebend, und wenn Bestimmungen darüber fehlen, tritt das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft, das die Bei- teilung des Vermögens ans die vorhandenen Mit glieder Vorsicht. Der Gesetzentwurf wird von sozialdemo - kratischer Leite scharr bckämvft. Man solle die Schwinde! lassen nur ordentlich beaufsichtigen. Dieser Entwurf aber sei eilt Gesetz zur Beseiti gung der freien .Hilfskassen überhaupt. Die er- rordcrlichen Aendcrungen könnten innerhalb des .Hilsskassengesetzes selbst vorgenominen werden. Besondere Bedenken äußer,e der sozialdemvkra tische Redner hinsichtlich der Wirkung aut die Gewerkschaften. Tollen diese etwa auch unter das Privataufsichtsgesctz falten? Wer gebe Han relen gegen die politische Handhabung des Gr seyes? Auf die bloßen Versicherungen von Rc gierungsvcrtrctcrn könne man sich gar nicht ver lassen. Man solle das .Hilfskassengesetz ändern z B. in bezug auf die Einberufung der General palitilche Nachrichten. Zur Hochzeit im österreichischen Kaiserhause. Wien, 21. Oktober. sEia. Drahtmeld.j Sämtliche Blätter begrüßen in schwungvollen A r t i k e I n die heutige Hochzcitim Kaiser hause. Sie gebendem Wunsche Ausdruck, daß das junge Paar einer lonnigen Zukunft entgcgengchen möge und heben die glänzenden Geistes- und Jur /rage üer Süiiksstmsabynben. Der Gesamtvorüand des Verbandes Säch sischer Industriellen beschäftigte sich in seiner kürzlich stattgehabten Sitzung auch mit der Frage der Verabschiedung des Schiffahrtsabgabengesetzes, die von der Negierung noch in dem letzten Seisions- avschnitt des Reichstages mit so großem Eifer dr- trieven wird. „In Verfolg der früheren Haltung erklärte der Gelamtvorstand, daß auch jetzt noch, ungeachtet aller Abänderungen, die das Gefetz in der Kommission ces Reichstages gesunden hat, die Haltung der sächsischen Industrie- und Verkehrskreise gegenüber der beabsichtigten Erhebung von Abgaben auf den natürlichen Strömen Deutschlands bzw. Sachsens durchaus ablehnend sei. Mit aller Entschiedenheit müsse dagegen Einspruch erhoben werden, als habe sich infolge der während des letzten Sommers herrschenden Dürre ein Umschwung in dieier Auffassung vollzogen. Die Ansicht, daß der mit Hilfe von Schiffahrtsabgaben zu erwartende Ausbau des Elbestrombettes Kalamitäten, wie sie die Dürre des vergangenen Sommers der Elbe schiffahrt gebracht hat, verhüten tönnte, sei durch aus irrig. Schon im Jahre 1904 hat der Wasserbaudirektor Bubendey in einem auf der Generalversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller in Dresden gehaltenen Vortrag nachgewiesen, daß auch eine Regulierung d«r Elbe in der Richtung, wie sie jetzt nur teilweiie in dem Schiffahrtsabgabengesetz vor gesehen isr, nicht imstande sei, bet anhaltenden Dürrepcriooen die Schiffbarkeit der Elbe sicher zustellen. Diese Auffassung ist auch noch heute diejenige der technischen Sachverständigen und der Schiffabrtskreijc in Sachsen. Die Verhinderung der Wiederkehr nie driger Wasserstände wäre überhaupt aussichtsvoll nur durch eine Kanalisierung des Elbstromes zu ermög lichen. Eine solche wäre aber mit so ungeheuren Kosten verknüpft, daß die Abgaben eine Höhe er reichen müßten, welche den Verkehr einfach erdrücken würde, abgesehen davon, daß durch eine solche Kana lisierung unübersehbare Verzögerungen und Schwie rigkeiten im Verkehr, namentlich für die weit abge- legenen, also die sächsischen Industrieorte, eintreten müßten. Der Gesamtvorstand beschloß daher, an die iäch sischen Abgeordneten rm Reichstage die Bitte zu richten, in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Schiffahrtsabgabengesetz zu beharren und sprach im übrigen sein Befremden darüber aus, daß der in seiner letzten Session mit Arbeiten überhäufte Reichstag auch noch mit einem Gesetze sich befaßen solle, das so lief einschneidende Aendcrungen sowohl für den Binnenschiffahrtsvcrkehr des Deutschen Reiches wie für die vcrkehrspolitischen Verhältnisse zu den der deutschen Schiffahrt benach barten Staaten bringt." Versammlung, die Höhe der Gehälter, die Aus schließung des Rechtsweges. Hebe man aber das Gesetz auf, so sei cs gar nicht ausgeschlossen, daß tue Schwindelkassen nun erst recht aufblül-cn. Irgend welche Garantien werde das Reich ja doch nicht übernehmen wollen. Der Vertreter der R a r i o n a l l i b e r a le n tritt diesen Ausführungen cn'gegcu. Das Hilfs- kassengesetz sei heute nur ein Ausnahmegesetz. Ein fortschrittliches Mitglied weist die Sozialdemokraten aui eine Artikelserie in ihrem Hamburger Paneiblatt hin, die iür die Beseiti gung des Hilsslassengcsetzes eintrete. Die So zialdemokraten erwidern, das; das „Hamburger Echo" auch Artikel entgegengesetzter Tendenz ge bracht habe. Ein A n t r a g d c r S o z i a l d c nl o k r a t e u, den Reichskanzler um Vorlage eines n e u e u Entwurfs zu ersuchen, der das bestehende Hilss- kassengcsetz lediglich ändert, wird a b g e t c h u 1. Weiterberatung Sonnabend. Hrrzenseiqenschasten der Braut und des Bräutigams yernor. Sie betonen weiter, daß die Völker der Monarchie an o-esem freudigen Familienfeste innigen Anteil nehmen und die heißesten Wünsche mit jenen d«r Verwandten des Brautpaares vereinen. Anschlag oder Unvorsichtigkeit? London. 21. Ottbr. iE. D.) Nach Blättermel dungen ist das Schlachtschiff „Hindustan", auf dem sich der Prinz von Wales als Midshipman befindet, bei einer Schießübung auf der Höhe von Portland am Dienstag von einer ungeladenen Granate eines Sechspfünders des Dreadnoughts, „Eolusjus" getroffen worden. Niemand wurde verletzt. Der Prinz war unter Deck. Der Hin« dustan schleppte eine Schießscheibe in einem Abstand von einer viertel Meile. Der Colussus feuerte in einer Entfernung von 4000 Pards. Die Granate beschädigte beim Ausprallen das Hinterdeck. Die gerichtliche. Untersuchung wurde eröffnet. Ein Sieg des Arbkiterschiedsgerichtk-Gedanic, in England. London, 21. Oktober. Die königliche Kommission, die nach dem großen Streit eingesetzt wurde, um die Wirkung des Eijenbahn-Schieds- und Einigungsvertrages von 1907 zu unter suchen, empiahl in einem Bericht einstimmw die Beibehaltung des Vertrages mit einigen rc.n derungen und Erweiterungen, tue die Beschleunigung der Beilegung von Streitigkeiten bezwecken sollen. Die Befugnisse der Einigungsämter, die bisher au» Fragen betreffend die Löhnung und Arbeits zeit beschränkt waren, sollen auf Fragen be treffend die Dicnstbedingungen ausgedehnt werden, jedoch sollen Düziplinar- und Betriel sangelcgen- heiten noch ausgeschlossen sein. Für die Anerkennung der Tradc Unions ist in dem Bericht nichts vor gesehen: dagegen solle den Angestellten fr Li stehen, sich vor den Einigungsämtern von Rechts beiständen vertreten zu taffen, die nicht not wendigerweise Angestellte der Gesellschaft sein brauchen. Die Kommissionsmitglieder erklären, wenn irgend ein Schiedsspruch mißachtet werden sollte, so solle denen, die sich an den Schiedsspruch zu halten wünschten, weitgehender Schutz gewährt werden. Die Einschüchterung von Arbeitswilligen durch Streikende.solle nicht geduld!" werden. Ministerwcchsel in Serbien. Vergrab, 21. Oktober. (E. D.l Die hiesige Zeitung „Vctscherni Novostr" meldet, daß die Demijsron Les Ministerpräsidenten Milovanowitjch nahe bevorjtünde. Milovanowit ch wird nach seinem Rück tritt zum Gesandten in Berlin ernannt werden. Das Blatt fügt hinzu, daß sämtliche freie Minister posten demnächst zur Besetzung gelangen werden. Chile und Pern. London, 21. Oktober. lE. D.) Einer Blätter meldung aus Santiago de Chile zufolge bot die Regierung 7M0 Mann zur Teilnahme an den Ma növer» in den Grcnzgeoicten von Tacna und Arica auf und gab den Befehl zur Mobilisation der Flotte, um Peru vor Augen zu führen, daß Chile gerüstet ist. s. orüerrtliche LusiMlilÄ- lmheriskhe Lanüesiynaös, (:j Dresden, 20. Oktober. In der heutigen 22. Sitzung der Synode richtete Kaufmann Arenhold (Leipzig-Schleußig) die An frage an die Vorsitzenden der Petitionsausjchüsse und ö, ob alle eingegangenen Petitionen auch E» ledigung gefunden hatten. Präsident Wirkt. Geh. Rat 1). Graf Otto Vitz thum v. Eckstädt teilte mit, daß ihm versichert worden sei, alle Petitionen, die adoptiert worden secen, habe man auch zur Beratung gestellt. Wenn eine Petition dem Ausschüsse nicht übergeben worden sei. so liege dies darin, daß sie nicht adop tiert worden ist Bei der 1900 tagenden Synode seren einige Petitionen höchstens infolge Zeitmangels nicht zur Beratung im Plenum gelangt. Hierauf trat die Synode in die zweite Beratung über den Erlaß Nr. 10 ein, den Entwurf eines Kirchengesetzes zu weiterer Abänderung der Kirchsnvorstands- und Synodalord nung betreffend. Die Synode nahm den Gesetz entwurf in seiner Gesamtheit au und blieb auch bei den Beschlüssen in der ersten Lesung bezüglich der hierzu eingegangenen Petitionen stehen. öberkirchenrar Rosenkranz-Bautzen sprach sich noch für eine Neuauflage des Kodex Seydewitz aus. Dr. jur. Böhme-Großröhrsdorf erstattete dann Bericht über einen Antrag des Verfasiungsaus- jchusses 0 zur Petition des Herrn von Carlowitz- Kukutstein, betr. die finanzielle Selbständigkeit der Kircheniieinden. Zn der Petition werde das Landeslonsistorium ersucht, die Anlegung von Kircyenvermögen anzu regen und fördern zu Helsen. Der Petent wünsche auch, daß von leiten des Landeskonsistoriums den jenigen Gemeinden, die sich zur Anlegung eines wichen Vermögens mit einem gewiffen Sparjystem beschäf tigen, Mittel bereitgestellt würde». Las Konsisto rium möge die Genehmigung dazu erteilen, daß alle geistlichen Stelle», die ein größeres Einkommen ha en. als es gcietzmäfzig vorgesehen ist. in Zukunft als MlnimalsieUcu oder wenigstens niedriger aus geschrieben werden und daß das Mehreinkommen w lange kapitalisiert werde, bcs dann das geiamte a gelegte Kapital jvvtel Zinsen bringt, daß alie fw das Pfarrlehen sich nötig machenden Ausgaben ge deckt werden lom.cn. Mct Recht werde davor gewarnt, den Weg des Schuldenmachens zu be schreiten. Wenn man die Auinahmc von Anleihen nach Möglichkeit vermeiden würde, so ließe sich im Interesse der Kirchgemeinden Großes schaffen. Das Selbstvertrauen sei notwendig, und auch der Gemein sinn sei zu fö-cdern, dann würden die Mahnwcrtc in der Petition auf günstigen Boden lallen. Er be antragte im 'Namen des Verfaßungsausschusses U: „Die Synode wolle beschließen: -Z. Punkt 1 der Petition dem Kirchenregiment zur Erwägung zu überweisen, - . Punkt 2 der Petition aus sich Pe ru h e n zu lassen." Superintendent H ent pel-Dippoldiswalde tritt gleichfalls für die finanzielle Selbständigkeit der Kirchgemeinden ein. Jedenfalls habe die Petition eine bessere Zensur verdient, als daß man sie in ihrem zweiten Teile auf »ch beruhen lassen wolle. Er sehe von der Stellung eines besonderen Antrags ab, da die Annahme eines solchen für die gegen wärtige Lage zweifelhaft sei. Weiter trat der Nedner für die Ansammlung von Kir-ngemeindc- oermögen ein. Geh. Hofrat Opitz-Treuen schließt sich den Aus führungen der Petition an und jucht nach'Uweöen, daß die Pfründe der Pfarrer im allgemeinen nicht die Bedeutung haben. Auch verspreche er sich nicht viel von einer Besteuerung derselben. Pfarrer Dinter-Erüna gibt der Hoffnung Aus druck, daß die Kirchenvoritände die Genehmigung zur Veranstaltung von Kirchenkollekten zum Besten der Ansammlung von Kirchenvermögen erteitr werden möchte. Präsident Dr. Böhme ist mit der Fassung der beiden Anträge einverstanden und erkennt den guten kirchlichen Geist in der Petition an. Notwendig sei eine Hebung des Sparsinns in ver öffentlichen Ver waltung und bei den Kirchgemeinden. Zur Er sparung der Kirchgemeindevermögen seien starte Maßregeln getroffen worden. Selbstverständlich dürfe auch das Sparen nicht übertrieben werden. Das Kirchenregiment sei bereit, den Wünschen des Petenten nach Möglichkeit entgegenzukommen Für die Verleihung von Prämien stünden dem Kirchen regimente keine Mittel zur Verfügung, doch soll-- eine Generalverordnung erlassen werden, in welcher den Kirchgemeinden die heute hier ausgesprochenen Wünsche nutgeteilt werden sollten mitdemAntragedesVersassungsausschusiesL, Punkt2 der Petition auf sich beruhen zu lassen, erkläre sich das Kirchenregiment damit einverstanden, weshalb er bitte, keinen weitergehenden Beschluß zu fassen. Weiter besprach der Präsident noch den Unterschied zwischen dem Diensteinkommen der Geistlichen und den Pfründen derselbe» Pfründe seien immer nur die Pfarrlehen und durchaus nicht so hoch, als man allgemein annehme. Er bitte auch keine Aenderung an der Venassungsurkunde vorzu nehmen, denn gerade die Kirche habe ein großes Interesse daran, daß die jetzigen Zustände nicht ge ändert würden. Pfarrer Müller-Leipzig bemerkt, daß ihm 'der Antrag des Ausschusses, Punkt 1 der Petition dem Kirchenregimente zur Erwägung zu überweisen, eigentlich schon etwas zu weit gehe. Den Profit von Lei LEsL vr. üommel'8 LaewklwZeo 2üj übriger Lrkdlg! >Varmin»! slLllveriangokclls drück lieb deu Ismen vr. llommel. Lykon, der Feldherr der Syrakusaner, legt den feindlichen Karthagern eine Falle, um sie zu ver nichten. Er tut dabei etwas strategisch sehr Unlluges. Er legt sich nämlich mit seinem Heere selbst in die Falle, eine von hohen Felsen umschlossene Schlucht. Wie Mago, der Feldhauptmann der Karthager, der sich zum Scheine hat gefangen nehmen lassen, sieges bewußt den Hellenen verkündet, baden die Feinde die Höhen und die Ausgänge der Scylucht auf eines Verräters Wink besetzt. Die Syrakuser sind verloren, wenn sie sich nicht ergeben. Lylou ober will von Uebergabe nichts wissen. Mit dieiem Bescheide läßt er Mago zu den Seinen zurückkehren. Da erscheint dem Feldherrn von Syrakus ein düsterer, geflügelter Dämon, der Bruder des Todes, der Genius der Ver gessenheit, und verheißt dem Verzweifelten Sieg um den Preis eines ruhmvollen Fortlebens. In die Nacht ewiger Vergessenheit soll der Sieger namenlos versinken Nach hartem Kampfe schlagen Lykon und seine Tapferen den Feind; er selbst aber fällt schwer verwundet in die Hande der Karthager und gilt als tot. Arratos, der Freund, der den Freund an den Feind verraten bat, um mit karthagischem 'Beistände den Thron von Syrakus zu besteigen, reiht den Sieg an sich und gewährt Mago und den Seinen freien Abzug. Sic kehren heim und schleppen Lykon als Gefangenen mit. Zehn Jahr sind vergangen. Arratos ist Tvrann von Syrakus und Gatte von Lykons Witwe Phila- rete. Da, just am 10. Iabrestage der Schlacht in der Schlucht, kommt ein blinder, elend zerlumpter Bettler in die Stadt, der in verworrenen 'Reden andeutet, Kunde zu haben vom Tode Lykons. Lykon ist es selbst, der heimkehrt. Um von ihn, die erfreu kiche Bestätigung von Lykons Tode zu hören, läßt Arratos den Bettler in den Palast rufen, in dem einst Lykon selbst geherrscht. Und nun folgen er greifende, dichterisch starke Szenen keines Wieder sehens, denn der Heimgekehrte ist ja in ka rthagischer Ge fangenschaft geblendet worden, aber doch eines Wieder findens an der Hand der Erinnerung. Sie erhalten ihre höchste Steigerung zum tiefsten, nachhaltigsten Eindruck in der Begegnung Lykons mit Philarete. Als er erfährt, daß sie des Arratos Gattin geworden, da ist der Bettler kaum nock Herr seiner selbst. Schmerz und Zorn reißen ihn hin, und schon will er sich »rasend zu erkennen geben, da mahnt ihn in seinem Innern des Dämons Stimme. Und er be wahrt sein Inkognito. Das ist der einzige große seelische Konflikt, den Lykon mit Heroismus besteht. Von da ab ist er nur noch ein hämischer, von einer dämonischen Macht außer ihm zum Schweigen ge Sudermann suk Dilüenbruchs Spuren Hermann Sudermann auf Ernst von Wildenbruchs Spuren das Land der Griechen suchend, aber nicht mit der Seele — so ungefähr könnte man die Neuheit ..Der Bettler von Syrakus" knapp charakteri sieren. mit der der hoftheaterfähige Dich«er des im Schiller-Theater vor kurzem mit jo schönem Erfolge wieder aufgeführtcn Dramas „Es lebe das Leben!" im Berliner Königlichen Schauspielhause seine heurige Uraufführung erlebte. Dabei hat Hermann Suder mann als fester literarischer Begriff zu gelten, in dem das Ringen des Dichters — ich schreibe das Wort obne Slottern hin trotz Kerr — um einen heroisch tragischen Stil vorläufig noch nicht» ändern kann. Einstwerlen muß man oedauern, daß Suder mann nicht Sudermann geblieben ist, denn sonst hätte er wohl im diesjährigen Premierenkampfe alle modernen Dramatiker, bei denen eine nach berübmtem MusterWertc umwertende Kritik nicht über den Dichter stolpert, um Haupteslänge überragt. Man lann eine Lcharfrichterei, die stolz meint, sudermann abgetan und der deutschen — was ist den Herren Deutsch! - - Literatur einen Liebesdienst erwiesen zu haben, noch immer mit den Erfolgen eben dieses Sudermanns niederlegen. Der andere Sudermann freilich gehört auf ein anderes Blatt; mit Schonung behandelten Helden der Saison reicht auch er noch das Wasser, und ein anderer Inhalt kann ja nicht in Frage kommen. Also: Sudermann hat einen guten Einfall, eine im Rot der alten Geschichte von Syrakus gefärbte Legende zu einer Tragödie von 5 Auszügen und einem Vorspiele ausgedehnt. Wie viel besser ist es, wenn der Kern die Schale sprengt, als wenn die bunte Schale anschwillt, daß man in ihrer Form kaum den Kern noch ahnt! Breit auseinander gezogenes Beiwerk, langatmige Reden und Wider reden, episodiiche Szenen, dekorative Geschichtsbilder im Pilotnstile füllen das tragische Matz, und in diesem zusammengeklügelten Gemisch schwimmt das Problem, das Sudermanns historisch-tragischer Ehr geiz sich gestellt bat. Das durch Ansätze aus Hamlet und Schillers Räubern komplizierte Enoch Harden- Motiv behandelt er in eigenartiger Wendung auf geschichtlichem Hintergründe. Daß er dabei auf gewohnte Wirkungen, denen er Erfolg und Ruhm zu verdanken bat, verzichtet, zeugt immerhin von Mut und verdient volle Anerkennung. Gern gönnt I man solcher Eeldftentäußrrung das endliche Gelingen. I zwungener Greis, der das Volk zum Aufstande gegen Arratos und seine Freunde die Karthager hetzt, die als Gäste in der Stadt weilen. Unerkannt findet er das nur zu gern geneigte Ohr seines Sohnes Diolles, der den Alten zu einem Gelage ladet, in das erst mit des Bettlers Eintritt nach langatmigen, wein seligen Disputen über Heldentum interessantes Leben kmnmt. Sdion hat der blinde Bettler in den Herzen der jungen Gäste des Diotles das vordem von ihnen bespöttelte Heldentum entflammt, da dringt Mago, der Karthager, in die Halle ein und fordert des ge fährlichen Greises Auslieserung. Sie wird ihm verweigert, er selbst von einem athletischen Gc nossen Lykons mit der Amphora erschlagen, und nun stürmen die von Wein und Blut Trun kenen in Hellem Aufruhr durch die Straßen. In den Schiffen der Karthager im Hafen werden versteckte Krieger entdeckt. Das reizt noch mehr die Wut des Voltes. Es stürmt in den Palast, um Arratos niederzuschlagen. Unterwegs aber wird der Bettler zum Lode verwundet. Las verzögert das Werk der Rache. Noch schwankt im Hin- und Wider reden zwischen dem Tyrannen und Diolles die Wage der Volksgunst; da schleppt sich am Arme seines starken Führers der totwunde Bettler herein, und nun hat des Verräters Stunde geschlagen. Aber Sudermann begnadigt Arratos zum Selbstmorde des Helden und läßt sich damit eine Handlung von stark dramatischer Wirkung entgehen. Nachdem Lykon eine allzulange Zeit schon sterbend in den Armen des starken Mannes, der sein treuer Bettlergenosse gewesen, gelegen hat, legt er sich, umgeben von malerischer Gruppe, vvrm Hausaltare nieder und verscheidet, ohne feinen Namen genannt zu Haden, das Haupt gebettet in den Schoß der lieblichen Tochter Myrrha. Tableau! Stumm sinkt Lykon in das Dunkel der 'Nacht. Bloß der Tochter Herz ahnt, daß der Bettler, der hier gestorben, nur einer ge wefcn sein kann. Nur einer! — Ihren Erfolg verdantt die Tragödie zum größten Teile einer glänzenden Inszenierung und klassischen Ausführung. Aus der bunten Fülle der Gestalten trat neben Frau Poppes passiver Philarete, Kraußnecke rassigem dekorativen Mago, Geisen- dörfers Dick'es mit dem La-rtestemperamcnte, FrI. Thi migs ovbeliahaster. lieblicher Myrrha und Pohls Arratos, dieiem zweiten .»Zönig, Claudius mit Franz Moor-Momenten, vor allem hervor der Bettler Karl Clewings. Der junge Künstler begann sein Engagement am Schauipielhause mit einer verheißungsvollen, großen Leistung. Er ver mied alles.Deklamatorischc und charakterisierte den Blinden in Spiel und Maske mit lebensechtem Realismus. Man scheint das Schauspielhaus zu dieser neuen Kraft beglückwünschen zu dürfen. Eine straffe Regie war mit weiser Dämpfung dem drohen den Theatereffekte gröbster Art allenthalben aus dem Wege gegangen. Der etwas laue Beifall nahm nach dem zweiten und vierten Auszugs wärmere Stärke an und rief Hermann Sudermann wiederholt vor den Vor Hang. lun. Die alte Kaiserkrone. In der alten Krönungsstadt Aachen hat der Karser bei der Enthüllung des Kais er-Fried- rich-Denkm als leuchtende Bilder heraufbeschworen von Glanz und Herrlichkeit der alten deutschen Kaiserkrone und dabei erzählt, welchen Eindruck die hehren Reichskleinodien tn ihrer bunten Farbigken auf ihn als Knaben gemacht, wenn der Vater sie ihm als Lobn für artiges Betragen in einem Pracht wecke vorwies. Dichter haben verkündet, welch stolze Hoffnungen und phantastische Vorhersagungen mit der Kaiser krone und dem ganzen Krönungsornat verknüpft waren; Arnim hat in seinen „Kronwächtern", Raabe in einer seiner scbönsten Erzählungen daraus den Goldgehalt für eine dichterische Ver klärung des Rationalempfindens gewonnen. Doch mit dem Glanz ist hier die Tragik aufs engste verbunden. In den Schicksalen der Kleinodien spiegeln sich die Unrast und Verwirrung der mittel- alterlicbcn Kaiserzeit. Unstet und flüchtig sind di« Kleinodien jahrhundertelang von einem Ort zum andern gewandert, um erst Ruhe zu finden, da das alte Reich zu Grabe getragen wurde. Dis Reichs kleinodien, die der letzte salier besessen hatte, die heilige Lanze, die goldenen Armbänder, Purpur mantel, Schwert und Krone wurden von ihm an die sächsischen Kaiser ausgeilejert und von diesen an ver schiedenen Orten bewahrt, zu Tilleda und Kyffhauien. auf dem Reichsjchloß zu Nürnberg und auf der kaiser lichen Pfalz Hagenau im Elsaß. Etwas von dem düsteren Unglücksstern derHohen- itaufcn ruhte auch aus den Symbolen ihrer Macht. Als Kaiser Friedrich ll. sich un Jahre 1218 ouc der Falkenfagd vergnügte, ward das kaiserliche Lager bei Vittoria in Brand gesteckt, und Zepter, Reichs siegel. Krone fielen den Einwohnern von Parma in die Hände. Ein einfacher Bürger trug die Krone als gute Beute nach Hause; später ward sie in der