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UtWiger TllgMM Lel.-Äuschl. 14KN2 iN«chI"Ichln») «»SS 14 6S4 Handelszeitung. s 14 692 (Nachtanfchlntz) Tel.-Änsch!.s 14 »SS t 14 694 Amtsblatt des Aates «nd -es Volizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Minmoch, Sen c?. vezember >SlI. Anzeigen Preis slr Änferat» au» Leiptta und Umgebung di» llpaltigePetttreil« 26PI o<« Neklame- »eil» I Mk. oon au»wärt» ZU PI. Neklumen LA Mk. Inleral« von Behoiden im amt lichen Teil dt» Velit««il» bu Pi <b»Ichasr»ant«ia«n mit Plauvorichriflen im Prelle erhöht Rabatt nach Tant BeUoaegedichi lSeiamr- auslag« L Nkk. p Taulend erkl Postgevuhr. Teilbellag« daher. FeKeneilt« Äusträg« können nl»t «urü<k- g,zogen werden. Für da» Erscheinen an vesttmmten Tagen und Plauen wird kern« ibar-nti« übernommen. Anzeigen-Annadme: 2,dann>»gaNe 8, bei famllichea Filialen a. allen Annoncen- Ezpeditionen de» Ja- and Au,lande». Den« nn» Verla» »<» Stiche« L Kürst«, Inhader: V»»> Kürsten. Nedaftion und S«lchSs>»ftell«: Iohannisgaü« 8. Havpt-Filiale Dresden: Srestrage 4. l (Telephon 4621). 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Seilen Vas Wichtigste. * In Paris begann am Dienstag eine Senatskommission die Beratung des deutsch-französischen Abkommens. (S. bes. Art.) * Die Verhandlungen zur Beilegung der türkischen Ministerkrisis sind ergeb nislos verlaufen. (S. bes. Art.) "Die Kämpfe zwischen Persern und Russen an der persischen Nordgrenze dauern noch an. (S. bes. Art.) . * Im Berliner städtischen Obdach starben zehn Personen an Vergiftung. (S. Tages chronik.) * Bei einem Fußball-Gesellschafts spiel in Spandau wurde ein Fußballspie ler durch einen Fußtritt von dem Torwächter der gegnerischen Partei so schwer verletzt, daß er bald starb. (S. ^port.) Der KllüeuMe verdsnü kann sich über seine neue Affäre, die Angelegenheit „Aufrusfür Blumen« u", noch' nicht beruhigen. Unter der lleberschrift: „Ein gröblich entstellter Sach verhalt" versendet er jetzt eine längere Erklärung, in der an Hand von Schriftstücken der Beweis erbracht werden soll, daß der Angriff der „Nordd. Allgem. Ztg." gegen den Verband unberechtigt gewesen sei. Von den verschiedenen Briefen, die der stellvertretende Vorsitzende Superintendent K l in g e m an n-Ess.n in der Erklärung veröffentlicht, sei das Schreiben vom 7. Dezember hier wiedergegeben, das Herr Zustizrat Stolte, der den Verband bei den ersten Vor besprechungen vertrat, an Herrn Klingemann gerichtet hat. Darin heißt es: „Soeben ist Herr Generalleutnant Exzellenz v. Alten bei mir und erklärt die Tatsache, daß der Alldeutsche Verband bzw. ich zu der Sitzung am 20. November nicht eingelaüen und auch nicht unter die Unterzeichneten des Aufrufes ausgenommen ist, in folgender Weise: In der Sitzung vom 10. November 1911 war eine Liste aufgelegt, in ivelcher diejenigen Vereine bzw. Personen aufgefordert wurden, sich eintragen zu lassen, die Einladungen zu der vom Auswärtigen Amt auf den 20. November einberufenen Versammlung zwecks Konstituierung des Komitees haben wollten, ozw. sich an der Hilfsaktion beteiligen wollten. In diese fragliche Liste im Eeschäftslokal der Südamerika nischen Gesellschaft habe ich mich als Vertreter der Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes mit an erster Stelle eintragen lassen. Herr Selber«, der mit der Konstituierung des Komitees vom Auswärtigen Amt betraut gewesen sei habe ihm sodann die von ihm in Verbindung mit dem Auswärtigen Amt ausgestellte Liste nicht vor gelegt, so daß Exzellenz v. Alten zu spät erfahren habe, daß der Alldeutsche Verband oder eine denselben vertretende Persönlichkeit in der Liste fehlte. So sei es gekommen, daß. trotzdem ich mich für den Verband mit an erster Stelle gemeldet hatte, doch der Alldeutsche Verband als Unterzeichner des Auf rufes fehle. Exzellenz v. Alten gibt allerdings zu, daß er Herrn Selberg nicht ausdrücklich daran erinnert habe, den Alldeutschen Verband in die Liste mit aufzunehmen. Dies war nach meiner Ansicht auch nicht nötig, da sich aus dem Schreiben Seiner Exzellenz des Herrn Generalleutnants v. Alten vom 16. November 1911 ergibt, daß er vor dem 16. November 1911 beim Aus wärtigen Amt selbst beantragt hat, den Alldeutschen Verband zu der Sitzung am 20. November einzuladen, worauf er den Bescheid erhielt, daß cs untunlich er scheine. einen einzelnen politischen Verein zu einer Wohltätigkitsfrage heranzuzichen, es sei an keinen politischen Verein eine Einladung ergangen. Stolte." Dazu bemerkt Herr Klingemann: „Bei aller liebenswürdigen Bereitwilligkeit des Herrn v. Alten, sich selbst einer Versäumnis zu zeihen, bleibt demnach die Tatsache bestehen, daß man die Mitwirkung des Alldeutschen VerÄauld.'s, zu Lessen ausgesprochenen Zielen oi« Pslege des Deutschtums im Ausland von je gehört hat, bei dem Aufruf für Blumenau abgelehni hat. Dafür nach inneren Grün den zu fragen, ist unser gutes Recht um so eher, als andere politische Vereine durch ihre Vertreter an dem Aufruf beteiligt sind. Nicht nachträglich, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" b hauptet, ist der Verband angemeldet worden, sondern stand auf der Liste vom 10. November, über deren Verbleib viel leicht noch Auskunft erteilt wird." Alfo wieder die alte Geschichte. Der Alldeutsche Verband, der in seiner Lübecker Tagung nichts mehr und nichts weniger verlangt hat, als die Beseitigung ihm nicht genehmer Staatsmänner — und nicht gerade der unwesentlichsten, handelte es sich Labei doch um Kanzler und Staatssekretär des Auswärtigen — ist aufs tiefste empört darüber, wenn einer dieser Herren mit dem Verbände nachgerade nicht mehr als unbe dingt notwendig Zusammenarbeiten mag. Genau wie neulich Herr Claß hält es jetzt Herr Klingemann für angebracht, die Oeffentllchkeit mit Sachen zu be schäftigen, die augenblicklich viel besser zurückg^stcllt würden und die außerdem uitsercs Erachtens wirklich recht nebensächlich sind. Von weitschauendem poli tischen Blick zeugen jedenfalls die in letzter Zeit mehr fach zutage getretenen Ucberempsindlichkeiten einzel ner Führer der Alldeutschen nicht. So sehr wir die berechtigten Ziele des Verbandes schätzen und aner kennen, so sehr bedauern wir gerade in der jetzigen politisch schwierigen Zeit diese fortgesetzten maßlos übertriebenen Angriffe einiger übereifriger Verbands führer auf di« veryntwortlichen Leiter unserer Re- gerung. Etwas mehr Besonnenheit und Zurückhal tung wäre gerade jetzt eine dankenswerte patriotische Tat. , -ist. Nochmals: Lin Protest ües Leipziger Mittelktanües. Vom Generalsekretariate der Mittelstands-Ver einigung im Königreich Sachsen erhalten wir mit der Bitte um Veröffentlichung folgend« Zuschrift: Zn seiner öffentlichen Verteidigung der „Ge meinnützigen Nahrungsmittelvertriebsgesellschaft m. b. H." erhebt Herr Dr. med. W. Kühn gegen seine Kritiker aus dem gewerblichen Mittelstände Vor würfe, worauf folgendes erwidert sei: 1) In dem bisher gebräuchlichen Sinne des Wortes versteht man unter Konsumvereinen Genossenschaften, die den Zweck haben, ihren Mit gliedern Lebens- und Wirtschaftsbedürfniße unter möglichst vorteilhaften Bedingungen zu verschaffcn, indem sie die Vermittelung der Kleinhändler un nötig machen. (Brockhaus' Konversations-Lexikon.) Und welchen Zwecken soll die Nahrungsmittel-Ver- triebsgcsellschaft der Herren Dr. Kühn und Genossen dienen? Herr Dr. Kühn antwortet darauf selbst: „Sie soll lediglich minderbemittelten Kreisen den Be zug von Lebensmitteln zu billigen Preisen bei der herrschenden Verteuerung ermöglichen." Unter einer solchen Gesellschaft versteht man nach der bis jetzt maßgebenden Begriffsbestimmung eben einen Konsumverein. Wenn Herr Dr. Kühn hier anderer Meinung ist, so ist er selbst — nicht über seine Kri tiker — „schweren Irrtümern und Mißverständnissen erlegen". Wir bedauern nur, daß diese irrtümliche Auffassung den gewerblichen Mittelstand wirtschaft lich schwer schädigt, ohne auf der anderen Seite irgend jemanden einen Vorteil zu brin gen. Dieser letzterer Einwand, der von Herrn Fleischerobermeister Vogel unter Beibringung sach verständiger Gründe erhoben wurde, ist von Herrn Dr. K. nicht widerlegt worden. 2) Auch bezüglich der ziffernmäßigen Größe der verschiedenen Mittelstandsgruppcn ist es wiederum Herr Dr. K. selbst, der sich im Zrrtume befindet. Zn der sächsischen Mittelstands-Vereinigung sind Klein handel und Handwerk, sowie der Haus-- und Grund besitz organisiert. Es handelt sich also um die Kreise der wirtschaftlich Selbständigen des Mittelstandes. Diese im Standrsinteresse völlig unentbehrlichen Gruppen sind erfreulicherweise der Zahl nach bedeu tend stärker als der sogenannte neue Mittelstand, als Beamte, Lehrer und Angestellte. Einige Zahlen zur Veranschaulichung. Nach den Veröffentlichungen des König!. Sächf. Statistischen Bureaus verteilten sich die Landtagswähler oon 1897, 1899 und 1911 bei einer Gesamtzahl von 656 645 Wahlberechtigten in Sachsen wie folgt: Handwerker 102 343, Handel und Verkehr 44 983, zusammen 147 326. Hierzu sind noch Zehntausende von Hausunternehmern zu rechnen, über die zuverlässige statistische Unterlagen fehlen. Ferner sind Tausende von Gewerbetreibenden außer Betracht gelassen, die die sächsische Staatsangehörig keit nicht besitzen. Zn Leipzig z. B., das nach den Ausweisen für die Eewerbegerichtswahlen weit mehr als 30 000 gewerblicher Unternehmer besitzen dürfte, werden ungefähr 50 Prozent des gewerblichen Mit telstandes die sächsische Staatsangehörigkeit leider noch nicht erworben haben. Diese Angaben beweisen, daß cs sich bei dem gewerblichen Mittelstände um einen sehr hohen Prozentsatz unserer Bevölkerung handelt,' um einen Prozentsatz, hinter dem der ne ue Mittelstand weit zurück bleibt. Nach der oben angeführten amtlichen statistischen Quelle waren dagegen in Sachsen wahlberechtigt 48 155 Beamte, 9968 Lehrer, zusammen H8123. Selbst wenn man noch weitergeht und das kaufmän nisch und technisch gebildete Personal in Handel, Zn- duftrie und Baugewerbe mit 23 626 dem beamteten Mittelstände zurechnet, dann erreicht der neue Mittel stand nur die Zahl von 81 749 Landtagswählern. Dieser kommt also dem alten Mittelstände, zu dem in Sachsen noch 59 572 Angehörige des ländlichen Mittelstandes kommen, lange nicht gleich. Von diesen Tatsachen, die für die Beurteilung der Mittelstandsfrage von der größten Bedeutung sind, weiß das große Publikum (einschließlich der soge nannten gebildeten WÄt) kaum etwas. Es wirken eben noch die unheilvollen, längst überwundenen alten katheder-sozialistischen Anschauungen und das in seinen Folgen gleich verhängnisvolle frühere Partei dogma der Linken nach, daß der selbständige Mittel stand für unser heutiges soziales und wirtschaftliches Leben keinen Wert mehr habe, also gewissermaßen „erledigt" sei. Diese oberflächliche und fahrlässige Meinung hat leider zu einer Gesetzgebung geführt, die beinahe die sicherste Stütze des Staates, den Mittelstand, ruiniert hätte, wenn diesem nicht eine fast unverwüstliche Lebenskraft immer noch inne gewohnt hätte. Das üeuM-lranMMe Abkommen im Lenst. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Paris, 26. Dezember. Zm Senat soll das deutsch-französische Abkommen einer ganz besonders scharfen Nachprüfung un ter zogen werden — nich: vor Ende Zanuar dürfte dort die Debatte beendet sein. Herr Caillaux wird über dies hochnotpeinliche Ver fahren, Las sich gegen seine Auslandspolitik richtet, vielleicht nicht allzu erbost sein. Denn er erwartete den Sturz seines Kabinetts dank Herrn de Selvcs schon etwas früher, und solange das Abkom men nicht definitiv votiert ist, wird man ihn aus Gründen internationalen Anstands nicht entfernen können. Wenn die Kammerkommission sich mit münd lichen Erklärungen der Minister begnügte, scheint die Senatskommission auf Unterbreitung aller wichtigen Dokumente bestehen zu wollen, und zwar vom Beginn der Marokkoasfäre, d. h. oon 1904 an! Das Oberhaus hat bekanntlich eine Kommission gewählt, die sich aus zünf früheren Ministerpräsidenten und mehreren ehe maligen Auslanhsministern zusammcnsetzt. Leon Bourgeois, der präsidiert, sagte schon in seiner Eröffnungsansprache, der Senat habe durch die Wahl seiner Vertreter bekunden wollen, daß der deutsch- (ranzösrsche Vertrag in unparteiischer, aber eingehend- iter Weis« geprüft weöden müsse. Poincar«, der den Rapport übernimmt, forderte volle Aufklärung über alle vorliegenden Verträge und Noten. Clemenceau zeigte sich sogleich recht aggressiv gegen CaiUaur. und auch Pichon, der den Vertrag von 1909 mit Berlin abgeschlossen hatte, schien zu einer strengen Kritik bereit. Nach dem „Matin" teiltsich die Kommis sion in Anhänger des Vertrags von 1909 und solche Les Vertrags oon 1911. Die ersteren be haupten daß der Vertrag von 1909 allen Bedürfnissen entsprach, daß er schon die politischen Rechte in Ma rokko anerkannte, die der von 1911 nur bestätigte, daß er Frankreich keine größeren wirtschaftlichen Konzes sionen abnötigte, als bei den neuen Verhandlungen zu erkannt wurden, und daß er schließlich für gut: Patrioten den unschätzbaren Vorteil hatte, keinen Zoll Landes zu ko st en. Sie werfen dem Mi nisterium Eaillaux und auch dem Ministerium Monis vor, die Verpflichtungen nicht gehalten zu haben, die man in wirtschaftlicher Hinsicht Deutschland gegenüber «ingegangen war, 'ferner, zu schnell nach Fez marschiert zu sein, statt der Zeit die allmähliche Durchführung des Protektorats über Marokko zu überlassen. Ohne diese Fehler wäre Deutschland nicht nach Agadir ge gangen und Frankreich wäre nicht gezwungen worden, ihm 250 000 Quadratkilometer Kongo-Gebiets abzutreten. Auf diese Theorie sollen die An hänger des Vertrags von 1911 antworten: Der Ver trag von 1909 war zu ungenau; er ließ allen deut schen Unternehmungen gegen die französische Politik,/ -litt erriet kde. Roman von H. EourthS-Mahler. 17) (Nachdruck verböte« ) Jutta sollte recht behalten. Als die Schwestern nach Hause kamen, empfing sie Herr von Wollersheim in der großen Halle. Er be legte Eva sofort mit Beschlag und führte sie zu seiner Frau in deren Salon. Er hatte eine ernste Unterredung mit dieser gehabt. Frau Helene war denn auch um ein gut Teil freundlicher und liebenswürdiger zu Eva. Sie zog sie neben sich auf den Divan und fragte nach allerlei. Hauptsächlich interessierte sie sich für Evas Bildungsgang und war erstaunt, zu vernehmen, daß ihre Stieftochter nicht nur ge läufig englisch und französisch sprach, sondern auch sonst sehr gut in allen Zweigen unterrichtet war. In dieser Beziehung hatte es Tante Kla- rissa an nichts fehlen lassen. Und dann kam das Kleiderthema an die Reihe. „Du mußt dich natürlich hier in WolterS- heim anders tragen, als du es bisher gewöhnt warst. Wir müssen Rücksicht auf deines Vaters gesellschaftliche Stellung nehmen," sagte Frau Helene mit einem wirklich freundlichen Lächeln. „Ich werde gleich heute einige passende Kleider und Zubehör für dich bestellen. Da du Trauer hast, machen uns die Farben vorläufig keine Kopfschmerzen. Für die ersten Wochen genügen zwei bis drei schwarze leichte Kleider; später kannst du wohl auch etwas weiß tragen, wenn es heißer wird. So ängstlich genau brauchen wir es nicht zu nehmen. Gesellschaften kannst du natürlich vor Ablauf des Trauerjahres nicht besuchen. Aber das ist ganz gut so. Du wirst dich inzwischen in aller Ruh« bei uns cinleben und deine Scheu verlieren. Wirst auch noch manches lernen müssen, ehe wir dich fremden Menschen präsentieren können. So, — und nun erzähle uns noch ein wenig von dir. Wie ist es mit Musik? Hast du irgend welchen Unter richt gehabt?" Eva hatte scheu neben ihr gesessen und nach dem Vater hinübergeblickt. Der nickte ihr er mutigend lächelnd zu. „Ich spiele Klavier und habe auch Gesangs unterricht gehabt," sagte sie leise. „Ei, siehe da — das ist ja sehr nett. Aber sprich doch nicht so leise, Kind. Wie ist es mit Literatur? Hast du viel gelesen?" „Sehr viel. Tante Klarissa hielt auf gute Bücher, und ich mußte ihr oft vorlesen." „Nun, das ist ganz zufriedenstellend; alles übrige wirst du lernen, wenn du dir Mühe gibst." „Das will ich gewiß. Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen, gnädige Frau." Frau Helene lächelte. „Vor allen Dingen sag nicht „Sie" und „gnädige Frau" zu mir. Ich bin jetzt deine Mutter, und du nennst mich wie Silvie und Jutta „Mama". „Ja, — verzeih; ich vergaß, — Mama." Frau Helene nickte ihrem Gatten zu. „Du wirst wohl noch ein Weilchen mit Eva plaudern wollen, Rudolf. Sie kann dich auf dein Zimmer begleiten. Ihr werdet euch noch man ches zu sagen haben. Und ich will gleich die Kostüme für Eva bestellen; sie muß schnell an- dere Kleider bekommen." Woltersheim erhob sich und küßte seiner Frau die Hand. „Ich danke dir, Helene, daß du so gütig zu ihr bist," flüsterte er ihr zu. Sie lächelte wohl- gefällig. „Ich bin doch kein Ungeheuer," gab sie ebenso zurück. Als aber dann ihr Mann mit Eva verschwun den war, seufzte sie lief auf und ihre Stirn zog sich zusammen. „Entsetzlich, — diese Manieren fallen mir auf die Nerven. Es wird viel Mühe kosten, dieses Mädchen gesellschaftsfähig zu machen. Wenn ich nicht Silvies wegen klein beigeben müßte, würde ich mir diesen Familienzuwuchs energisch verbeten haben. Aber da Silvie in Woltersheim eine Heimat fand, kann ich Ru dolfs eigene Tochter nicht hinausweisen." So dachte sie verdrießlich. Und dann schrieb sie wegen Evas Toiletten und bestellte gleich zeitig einige Sachen für sich und Silvie. Ihr Gatte hatte ihr eine hübsche Summe für Eva zur Verfügung gestellt. Davon wollte sie für sich und ihre Lieblingstochter profitieren. Eva saß inzwischen drüben in ihres Vaters Zimmer behaglich in einem bequemen Lehnstuhl. Mit ihm allein fand sie schnell ihr unbefangenes Wesen wieder. Und als dann Jutta noch dazu kam, verlebten die drei ein köstliches Plauder stündchen. Eva wurde ganz lebhaft dabei. Nur tief im Herzen saß ihr ein Stachel, der sich immer wieder bemerkbar machte. Sie konnte nicht vergessen, daß sie ein „greuliches kleines Monstrum" war. Noch nie hatte eS ihr Sorge gemacht, ob sie gut oder schlecht aussah, ob sie schön oder häßlich war. Jetzt bedrückte sie plötzlich die Gewißheit, häßlich zu sein. Sie bezweifelte kei nen Augenblick, daß sie es war. Die kühl und spöttisch blickenden Männeraugen hatten ihr diese Ueberzeugung beigebracht. Eva war noch nie mit jungen Männern in nähere Berührung gekommen. Götz Herren felde und Fritz Woltersheim waren die ersten, die sie kennen lernte. Fritz machte ihr wenig Eindruck, obwohl er sehr freundlich zu ihr war. Aber an Götz mußte sie immer denken mit einem Gemisch von Furcht und Scham und mit einem leise quälenden Schmerz. Wenige Tage später trafen die bestellten Toiletten für Eva ein. Das junge Mädchen war in dieser Zeit außer den Familienangehörigen niemand begegnet. Auch Götz Herrcnfelde war noch nicht wieder in Woltersheim gewesen, zu Evas großer Beruhigung. Sie fürchtete sich geradezu, ihn wiederzusehen. Als die Toiletten eintrafen, schickte Frau von Woltersheim ihre eigene Zofe zu Eva hinüber, damit dieselbe die Kleider anprobierte und die junge Dame gleich für die Mittagstafel ankleidete. Eva hatte in diesen Tagen noch allerhand Ungeschicklichkeiten begangen und war von ihrer Stiefmutter oft genug kritisiert worden. Die Dienerschaft tauschte natürlich ihre Bemerkungen aus über die so plötzlich aufgetauchte Tochter aus erster Ehe. Man sah sie augenscheinlich nicht für voll an. Die Zofe der Hausherrin, eine etwas an maßende Person, verzog jedesmal spöttisch das Gesicht, wenn Eva in ihrem unschönen Kleid an ihr vorbei ging. AIS sie nun mit den angekom menen Karton- in Evas Zimmer trat und den Befehl der gnädigen Frau auSrichtete, geschah daS in einem so schnippischen Ton, daß die junge Dame völlig eingcschüchtert war und gar nicht zu widersprechen wagte. Stumm und betreten überließ sie sich RosaS geschickten Händen. Ein Klerd nach dem andern wurde ihr übergestreift, — und eS saß alle- vortrefflich. (ForlsetzM, t, der Mor-euaXzadr.)