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Nummer 58 — 31. Jahrgang SÄcketM »wat WS»», mit tllnkr. r«ratN>s>»ttap«» .Semmi m>!< W«N' ,«id der tUndettkllip« .NNr unNeNrinettvei tc'. towtc ven T«r>b«Na,ieii .Si. Pknno-Vtaii«, .Unlork-altonn und Millen' .Die Vrnliiiche Smik'ra«' .S'«rz»<I-er RMpkder'. .Da» ante Dnch' Monaliiiber Beinadvreia .«cs,7» em'atn. VelieNaeld. Itnjelniiiniiier ic» Z Lonnadcnd->i. <-oi>,»«in»>mnner itU Hanvl'll'rMlettcr Tr. G, D«-czys, Dresden. Mitlworh, -en 9. März 1932 Me»ta«S«iIi DreSdt» lllnj«Ii>e»Vreis«: Die Igclnalien» peMzeite KU H, FamiIi<Z» aazelnen n.Tiellenaeluche'LU H. Die peMreNamezeUe. 8» mm beeil > .8 ,züi Nnlkiaen antzeehalb de« BerbleUungS-ebieleft 4U H. die pcMrcvcimezetle I .NU^r. Bcictgib I«>» H. Jmgall, livbeiei Meinail eriilchl lebe Peipllichtung aul Lielerung sowt» SrMunz i>. «njeigei,. »uNrOgcn n. i!ct»ung d. Lchadennl»^ Kelchaiilicher Teil: 8ran« «UlUlgari», Tietdkil. «elSiätl-slell», Drnit und rierta«, Mermani^, Vnchdm lerei und Oenaa Urerden-'l. l, pot-ecilr. 17. 8«nnn«> 2iai2. »olti liciklonl» vre-den WA Uanl- >outa riadtban» D.eddeii Nr.»i7ü1. Für christliche Politik und Kultur Uiedaliio» der Dä<1>kis>lie>> 'Ualldiellun« vrerden 7i2!!-dl l, 'pnMrNrcm 17. Zknmu idNU lilid 81012. Macklvotte Zen^rumskundaebuna in Lkssen Brüning für Kin-rnburg „Wenn Hindenburg gewählt wird, ist die akute Gesahr -es Zusammenbruchs überwunden" Gegen die Phrase Egen, 8. Acäl z. Bor viele'» tanicnd Mcns^en hielt ain Aivntagnbctid Nmäislanzler D>. Briiliiiig i» einer Hindenvnrg-Kutidgcbung der Zentrnmsparlci in der überfüllten grosten Ansftelluugs- hiillc seine elfte 'kstahlrede. Der Andrang war so stark, da» die graste Halle polizeilich gchblosjen werden musste, und das, mehr als zehntausend Mensch.-n die Aussiilnungcn des Kanzlers nur in der Laiilsprecherüberlrogimg in der Rachbarhall« hären lannlen. Brüning gab zunächst ieinem Bedauern darüber Ausdruck, sah die Agitation »an den gegnerischen Prüsidentjihaitsanhän- gmn in einer Meise getrieben werde, als ab Deutschland sich nicht in schwersten austenpalitifchen Kämpfen befinde'. Er ging aann auf die Bemühungen um eine parlamentarische' Perlünge- lung der Amtszeit des ttieichsprüsidenten ein. Wenn man be- Imuple, dafi man mit der parlamentarischen 'Verlängerung der Amtszeit nur das System Brüning weiter habe retten wallen, ia müsse er das als eine Kühnheit bezeichnen. Im Sommer 1!MU habe »dugenberg die Möglichleit gehabt, die Regierung zu stüt zen und damit automatisch diese oder eine andere Regierung noch rechts zu drehen. Diese Möglichleit habe Hngenberg aus gelassen. Ich neige nicht dazu, aus taltischen oder anderen Gründen eine Mehryeit im Reichstag auszugcben, wenn aus der ande ren Seite nicht die geringste Einigkeit selbst in enlscheioen- dcn Irugeu der Politik hcrbejgcsührt werben kann. Ich habe dem Reichsprnisdenten wiederholt meinen Rüchlritt angebolen. Es bat sich aber gezeigt, das, die beiden Parteien der nationalen Opposition sich über keine Frage einigen lannlen, nicht über die Person des Reichspräsidenten, nicht über den Reichskanzler, nicht über den Wehrminisler und nicht üoer den Innenminister. In den A » se i n a n de r s c t, u n g c n zwi schen Stahlhelm und NSDAP. werde» diese Dinge ja in aller Offenheit und in einer Sprache lxhandelt, zu der ul, persönlich überhaupt nicht fähig wäre. Das aber war rorous zuscheu. Es war nicht das erste Mal in der Gcsthiclste der per qangenen Jahre, das, man zwar die Regierung be chiMpstc bis zum äusierslen das, man redete, aber immer nur redete, als ob da» deutsche Ball nichts gelernt habe in dieser .leit. Schon IUM iialnn sich die Dentschnntionnlen ani Beseht Hl.genbergs aus de, Berantmortung zurückgezogen. Ich habe bemüht in eineinhalb Jahren lein scharfes Wart oeglt. die NSDAP. gebraucht, nm das Boll in dieser schweren Pil n'chl zu trennen, sondern mit allen möglichen Mitteln zu- san'menzusühren. Ich konnte aber nicht mehr <ä weigen, nachdem Hitler vor der ausländischen Presse Aeust- rungen :a>. als ab er ibermora-u die Macht in Deutschland antreten werde Man tauch' sich in meinem westsäliichen Charakter. Bei uns st Schwrigli' und Ruhe uicht gerade ein Ieich n von Rervosität. Ich bin sest kutschlossen, wenn es nötig und gerechtfertigt ist, energisch durchzugreifen. Auf die R o t v e r o r d n u n g c n eingehend, erklärte Brüning' „Ich weih, doh dieses Wort für das deutsche Volk ein schweres und bitteres Wort geworden ist. An diele drakonischen Mofmahmen inusile heraugcgangen werden, weil wir Jeblern der Pers.angenhcit gegenübcrflans.n, weil wli in einer Wirt- jäi>'.:Irije. in eine'»» Cristenzlamp s standen, der in der Gc- schiclte ohnegleichen ist. ÄKr sind in die Regierung eingetreten i'iit e uer ungeheuren Last an schwebenden schulden, die, zum Teil in die Zeit gehen, wo die Deutschnalionalen n der Negie- runo waren, zu einer Zelt, als wir nicht wühlen, ob wir nach vier Wann» »sch zahlungsfähig sein würden. Cs ist uns gelungen, nicht nur den schweren Wimer t'.UIt! Itl zu überwinden, sondern auch den Winter tii.ti!i2. All.« Prsph< Eningen zum Trog, wenn auch ni:c: schwersten Einsparungen und Anstrengungen. Die Wahl.nhrtslaste», die Eriverbeli jepnnterslühungen und die Gehäller sind gezablt u>ar- de» trat, ter Bo.nteukriie. '.'vir haben die Währung in Orsnung gehalten und im Innern bezahlt, was wir zu zahlen hallen. Tr-i; der Auspeitschung der Leidenschaften haben wir Rübe und Ordnung geballen: dabei sind wir Wege gegangen, für die cs k-'r Beispiel und kein Borbild in der b-eichichte gegeben hat. Die Rotverordnung vom 8. Dezember und die Bankenreorgani- lation sind immerhin Leistungen gewesen, an denen monatelang intensiv gearbeitet werden musste. Ein fälschet Schrill in di« sen zwei Jahren, und cs wäre nicht möglich gewesen, Deutsch land vor dem Chaos zu retten. Wenn dir Iesligteit der Berhältnstst gesichert ist durch die Wiederwahl des Reichspräsidenten von Hindenbnrg, dann sind wir, dos tnnn ich heute sagen, heraus ans der nlntcn Gefahr des Zniammenbrnches. Brüning selste sich dann mit der Agitation gegen den Reichspräfidenien auseinander und erklärte, wenn man den Kampf gegen die jeizige Regierung führe, so rege ihn auch die gehäfsigste Farm der Angriffe null fonderliih aus. Aber seine Geduld fei zu Ende, wenn iich die Angriffe gegen die verelunngs würdige Gestalt des Reichspräsidenten richteten. Kann der Reichspräsident etwas dafür, das, sich die Rechte nicht eini gen lonnle, das, Hugenberg nicht in die Berantworlung wollte, das; die Sozialdemokraten politisch llllgcr sind als die Rechte? A<enn der 'Reichspräsident sich mit seinen G'< Jahren noch ein mal zur Bersügung stelle, dann sei das ein historischer Schrill, oen alle Kreise des Boltes hätten begrüben müssen. Wenn man die Gegenkandidaten Hindenburgs auch nur be trachte und ihre» Kamps scbe, so sei das eine Grateste vor aller Welt, Man falle sich davor hüten zu jagen, dast es sich bei Hinden burg um eine Parteilandidatnr handele. Energisch müjfe in aller Oesientlichleil gegen die Agitation der Rational sozial lstcn ausgetreten werden, die ins Unglück führe. Brüning zog zum Schiltst einen Tiergleich zwischen George Wa shington und dem Reichspräsidenten von Hindenburg und gab der Hoffnung Ausdruck, dast die Anerkennung und Würdigung Hindenburgs nicht jo lange auf sich warten lasse, wie bei Wa shington, sondern dast schon der bi. März die Entscheidung bringe. Zum Schlug seiner Ausführungen, die wiederholt von leb haslem Beifall unterbrochen wurden, braäue die Menge dem Reichskanzler stürmische Kundgebpngen dar. Italien gegen Donau-Plan Segen einseitigen wirtschaftlichen Zusammenschluß der Nachfolgestaaten Oesterreichs Die Arttwork an Ta edlen Rom, N. März. Di« italienisch«: Regierung hat heule das .Donau-Memorandum" der französischen Regierung >e antwortet und gleichzeitig die Regierungen von Gros;- britnnnlen und Deutschland über den in dieser Erwiderung eingenommenen Slandpunlit in Kenntnis geselst. Die Rokwendlghelt, die wirtschaftlich« Sanierung der Donauländer anzupachen, fei, wie es in der Note heisst, seht von alle» eu r opä - ischeu Mächten anerkannt worden, obzwar es noch nicht gelunzzeu sei, sich auf eine organische Losung, die allen genehm ist. zu einigen. Die Italienisciie Regierung, so führt das Dokument fort, war eine der ersten, die sich mit den wirt- ichaftlichen Verhältnissen der Donanstaaten, insbesondere mit denen der Republik Oesterreich, l»efasst hat. Aus diesem Grunde begrüsst sie die in dem Manifest der französisch'» Regierung er örterten Absichten. Die ttalleittsclw Regierung kann allerdings nichts von den besonderen Bedingun,zen der geographischen Laar und der wirlschaftlickien Situation dieser Länder, vergli ch» mit der Italiens, noch von der Tatsache, das', sic an der Austeilung der ehemaligen österreichisch ungarischen Monarchie beteiligt war, absehen. Sie muh vor allem auch das Gefahrenmoment hervorhebcn, dos in der schwierigen Lage Oesterreich und Ungarns begründet ist und das eine Endlösung solange ousschliehl. als nicht das finan zielle und wirtschaftliche Gleichgeivicht dieser beiden Staaten iviederhergestellt ist. Im wei'eren Verlauf der Antwortnote wird darauf hinge- miesen, doh die Wirtschaft Italiens und der beiden erwälfliten Staaten viele gemeinsame Anknüpfungspunkte answeisl. die es allen Beteiligten erwünscht erschinen lässt, nach einem Weg zu such», der zu einer engeren Wirlschaslsverbindung führt und damit zu einer Generalsanierung der Donauslaaten. Die italienische Regierung weist darauf hin, das; hierbei die Mit wirkung der französischen Regierung unumgänglich notwendig wäre. Dann wird ans die von Irankreich vorgeschlagenen Vor zugszölle eingegangen und l»etont. dah es selbst Ansicht der französischen Regierung sei, es gebe darüber noch keine fest sstortsehung aus Seit« 2» Briand -j- Elstnal Mlilisterprästdent, Lömal Minister, rin^ Sozialist und Organisator der Trennung von Kirche unv Staat in Frankreich, nach dem Kriege Herold des europä ischen Friedens nnd Bortämpser sür die Bereinigten Staa ten von Europa — so ist der sranzösizstw Politiler Aristide Briand auch in Deutschland jedem polnisch Interessierten nicht nur dem Ramen nach detannt geworden. Am 2P März wäre er 7V Jahre alt geworden, und von Staat» wegen halte man in Paris graste Einungen geplant. Briand aber, der zeitlebens teiu Freund heiser Festlichkei ten war. hak sich vorher empfohlen: er ist am M'ontag- millag ganz still und friedlich gestorbcn. „Ter graste Zauberer" hiest BUaud bei seinen Geg nern in Frankreich. Richt in einer äusterlich eindrucks vollen, weltgewandien und gejellfchastlich glänzenden Er« schcinuiig lag dieser Zauber begtiindel. Ten Zaube.uab schwang dieser körperlich schlecht gewachten«' Gafinnrisjohtt aus Rantes, wenn ei das '.'stört zu ösieiilluhel Rede er griff. Tnnn wusste er den Weg zu den Heizen der Hörer zu finden, gleichgültig ob er als lleiner sozialistischer Rechlsanwall vor den Schranken des Gerichts siand, um Streikende vor dein Gefängnis zu retten, ober ob er in Boltsversammluiigen die Manen sür seine Politlt gewin neu wollte, oder ob er als Franlreichs wellbetannler Bel lreler vor den Bauten des BöUerbnndes in Gens sprach, '.'licht nur weil er „eine Geige in der Brust" hatte, wirtte er. nicht nur weil er das Wort beherrschte wie wenige — seine stärksten Erfolge erzielte er, seitdem er den Wunsch von Millionen zu seiner Lache gemachl Halle: den Frie den. Als er bei der Ausnahme Deutschlands in den Böl- terhuud seine berühmte Rede hielt, in der er -en Wirk lichkeiten der Gewalt die Idee der Beriohuung cnlgegen- siellte — „Zniüst die Kanonen, zurück die Maschinen gewehre!" da schlugen ihm auch in Deulschlnnd die Her zen entgegen. Annette Kold dal dem Staatsmann Briand einen geistvollen Eisan Band gewidmet, Brnno Frant ihn in einer tittm geiormien polnischen Rovelle gefeiert. Wo sind heule diese Hossuuugen.' Der Wortführer des Frankreich von heute heistl Tardieu. und hinter ihm stehen die Gcneräle und die Rüstungsindustrie des Frank reichs von Ittl'e, das mit Hilfe einer Well den deuiuhen Rachdarn niedergezlvungeu Hal und seine BolHerrschaft nun selbst gegen die Inlerenen dieser Welt auirechl er halten will. Wir sind weil davon entfernt, dem Pvtilike» Briand Schmähungen nachzurusen. wie es leider ein Test der deutschen Rechtspresse lut. 'Verdächtigungen, als wär« cs ihm mit dieser Polilit des Friedens uicht ernst gewesen Au Ernst Hal es ihm nicht gesehlt. wohl »her an Kraft Tie Widergande waren stherflait. Und st wag der Nach ruf, den man heule dem Polililei Brianb widmen mnst. ähnlich klinge»' wie jener, den vor einem Iahihundert Goethe dem dichlerijchen Wollen des zu irsth ba-hinaegon- gencn Lord Bnron weitste. wolltest Herrlichstes gewinn«». »her es gelang dir nicht." Briand wird aus Staatskosten beg>al>en. und sein« politiichen Gegner möchten wohl am liehst«'» mit ihm d»r Sache des europäischen Friedens deerdigen. Tast die Aus sichten dafür nicht schlecht stehen, hedars keines Beweises Jenseits des Rheins Tardieu, diesseits des 'Rheins Hilter das wäre eine seltsame Grundlage sür die deutsch sran zösische 'Verständigung. Tie Freunde des Findens in Eu ropa müssen verstehen, dast die Stunde ihnen eine ernstc Ausgahe stellt: die Ziilnnjl unseres Kontinents, dessen 'Völler in ihren Lebensiniereifen unlöslich miteinander verdunden sind, über die Gefahren der Gegenwart hinweg zu sichern Vrinnds Tod mag vor allen auch den l a l ho lt scheu Freunden des Friedens eine Mahnung «ein, wie viel sür sie noch zu tun hleibl. Ist cs nicht traurig, dast der Bvrlämpsei der lirclieuseindlicluii Gejciigebung in Franlreich Briand mehr Arbeit für die Berjöhuung der Bölter geleistet Hal als die Mehrzahl der positiven Katho Uten Franlreichs? sRoch vor wenigen Tagen hat ein so gütiger und Unger Priester wie Pierre l'Ermite in der „Eroix" einen Artikel über Teutsthlaud verössenllicht, der von 'Verständnislosigkeit in grundlegenden Fragen zeugt.s Hier ist eine Ausgabe für uns Katholiken, «her anch eine Hoffnung Ob sich diese Hossnnng erfüllt, wird freilich in erster Linie an Frankreich liegen. Sache des Stärkeren ist es, ob eine unheilvolle Ungleichmästigkeit der Kraste nusge glichen wird oder nicht. An Gelegenheiten sür Franlreich. seinen Friedenswillen zu beweisen, kehlt es nicht. Die Ab rüstungskonferenz in Genf nnd die Reparativnskonserenz in Lausanne werden die grasten Prüfsteine sein. Sie wer- .»«