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blos der pecuniäre Vortheil, sondern namentlich die Unbequemlich keit der Abgabe nnd der Zeitverlust in Betracht. Es fehlt nicht an anderen Wünschen, welche bei einer gründlichen Reform des Postwesens zur Sprache kommen werden, sic stehen aber hinsichtlich ihrer Bedeutung hinter den bereits ausgesprochenen Wün schen zurück. So ist z. B. gewünscht worden, daß von Seiten der Postanstalten auch Paquete und größere Geldsendungen ausgetragen, d. h. in derselben Weise dem Empfänger in s Haus geliefert werden, wie dies Eisenbahnen, Spediteure und Botenleute zu thun pflegen. Man hat ferner darauf hingewiesen, daß die Geldeinzahlnugen aus der Post, welche d'em Absender namhafte Erleichterungen bieten, für den Empfänger in so fern unbequem sind, als die Geldsummen auf Grund eigenhändig unterschriebener Quittungen auf den Postanstal ten abzuholen sind. Das Personen-und Fahrpostwesen, der Brief verkehr mit dem platten Laude — so sehr man auch z B. in Sachsen durch die Anstellung der Landbriefträgcr billigen Erwartungen zu entsprechen bemüht gewesen ist — die Besorgung der Zeitschriften, die Bestimmungen über Kreuzbandsendungen u. s. w. sind sicher noch mancher Verbesserung fähig, und endlich hat wohl jede Stadt und jedes größere Dorf besondere locale Wünsche über Expeditionszeit, räumliche Ausdehnung oder bessere Localisirung der Postanstalt, be quemere .Abfahrtszeit der Personenposten u. s. w. Das Alles sind aber Wünsche, welche jenen größeren Reformen gegenüber unterge ordneter Natur sind und von den Behörden recht gut geändert werden können, ohne daß es der Einwilligung sämmtlicher durch die Post convention verbundener Regierungen bedarf. An der Coulanz und an dem Eingehen der Postbehörden ans die gerechten Wünsche des Publicums hat man einen paffenden Maßstab, um beurtheilen zu können, in wie weit die Regierung eines Landes den wirthschaftlichen Interessen gerecht zu werden gewillt ist. Neues NolinaischvkrsahrcnsiirHalmfrjichte, um eine größere Ausbeute au Spiritus als bei den bisher bekannten Erzeu- gnilgSinethoden zn gewinnen. Von Alots Fleischmann in Olmütz und Moritz Hatschet in Pest. In den Halmfrüchten oder Cerealien ist ein höchst wichtiger Stoff enthalten, welcher sowohl bei der Verwandlung des Stärkemehls in Zucker, als auch bei der daraut folgenden geistigen Gährung störend einwirkt, nämlich der Kleber, der durch seine innige Verbindung mit dem Stärkemehle die Klcisterbildung hindert und bei der Fermentation als hemmendes Medium die Verwandlung des Zuckers in Alkohol theilwcise unmöglich macht. Nach vielfachen Versuchen ist eS uns endlich gelungen, in der schwef ligen Säure ein Medium zu entdecken, welches durch Lösung obge nannten Stoffes (des Klebers) denselben sowohl sür die Zucker bildung, als für die alkoholische Gährung unschädlich macht, indem es das Stärkemehl aus seiner früheren innigen Verbindung mit dem Kleber vollkommen befreit. Die schwestige Säure kann auf jede beliebige Weise bereitet werden und wird in Gasform durch ein Rohr langsam auf den Boden eines mit kaltem Wasser gefüllten Gefäßes geleitet, damit das Wasser sie absorbire. In diese wässerige schweflige Säure wird die zur Ver arbeitung bestimmte Halmfrncht (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) im geschroteten oder zerkleinerten Zustande eingeweicht und bleibt in derselben, nach jeweiliger Beschaffenheit der Frucht und der Säure, 24 bis 48 Stunden liegen. Zu je 100 Pfund Schrot sind 36 bis 42 österr. Maß solcher flüssigen schwefligen Säure erforderlich. Die schweflige Säure wird, was sich bisher als das Praktischste erwiese» hat, aus rauchender Schwefelsäure oder concentrirter eng lischer Schwefelsäure mit Zusatz von Holzkohle, Sägcspänen oder dergl., durch Erhitzung des Gemisches in einer Glasretortc oder einem ähnlichen_Gefäße von beliebiger Form und entsprechender Größe er zeugt, und sür den österreichischen Eimer schwefligsaures Weichwaffer 8 bis 10 Loth Schwefelsäure und 3 bis 4 Loth Holzkohle (oder deren Ersatzmittel) «»gewendet. Die Halmfrucht, als Weizen, Roggen n. s. wird entweder jede sür sich allein oder im passenden Gemenge mehrerer Frucht gattungen verwendet, und kann entweder ans die übliche Weise fein geschrotet und in diesem Zustande in der wässerigen schwefligen Säure geweicht werden, oder aber wird die Frucht früher auf einer Mühle mit gerieften Walzen gebrochen, und in diesem Zustande zum Ein weichen genommen. Nach erfolgter Weiche wird das vorgebrochene Getreide vor der Maischung nochmals gequetscht, das geschrotete Ge treide dagegen direct in den Vormaischbottich übertragen.. Das Maischen und die ferner nöthige Manipulation geschieht nach den bisher üblichen Methoden: ersteres durch Erhitzung mit Dampf, der durch Röhren in den Vormaischbottich einströmt, oder Anbrühen mit erhitztem Wasser bis zu einer Temperatur von 60 bis 64" R.., worauf das zur Zuckerbildung nöthige Malz hinzugesetzt und die Masse bei einer Temperatur von 52 bis 53" k. eiron 2 Stunden lang stehen gelassen wird. Nach erfolgter Vergährung der Maische wird zur Bindung der darin allfällig vorhandenen Säure Kalkmilch hinzugesetzt und durch dieses Verfahren ein vollkommen reiner Spiritus erzielt. Die Anwendung des mit dem Vorhergehenden beschriebenen neu erfundenen Verfahrens hat eine Ausbeute au Spiritus (Alkohol) ge liefert, welche die Resultate der besten, bisher bekannten und üblichen Methoden um ein Bedeutendes übertrifft"). (Stamm s illustr. Zeitschr. 1863. Nr. 5.) Ucber die patcntirten Philipprschm Achseillager. Zn den bedeutendsten, stets wiederkchrendcn Ausgaben für Re paraturen beim Eisenbahnbetriebe gehören unstreitig jene sür die Er neuerung der Zapfenlager zu den Achsen der Wagen, nnd es ist daher von vielen Ingenieuren versucht worden, diese Ausgaben auf ein größeres Mindermaß zu stellen. Eine durchschlagende allgemein auf genommene Neuerung in diesem Zweige ist indeß uns nicht zur Kenntniß gekommen. Viele Ingenieure haben die Weißgußlager angenommen, die meisten bleiben aber bei den alten Rothgußlagern; einige ziehen für schwere Belastung die Rothgußlagcr den Weißgnßlagern vor und wenden letztere nur für leichte Belastung an. In Oesterreich behauptet man gefunden zu haben, daß die Weißgußlager, namentlich die Aus füllungen von Weißguß in Rothgußlagern. die Achsen verderben. In Rußland wird Buquiot's Mischung geliebt; in England sind hin und wieder die Quecksilbermischungen angenommen. In Amerika sind gußeiserne Lagerschalen mit Hanfpackungen in Vorschlag ge bracht worden. In dem Folgenden soll nun über eine Neuerung berichtet werden, die wir der Aufmerksamkeit unserer Eisenbahn-Ingenieure empfehlen. Der Eisenwerkbesitzer Philippi bei Stromberg in Rheinpreußen ist Mitbesitzer eines industriellen Etablissements, auf welchem in Eisen blech Hohlgefäße aller Art, namentlich Kochgeschirre, gepreßt werben. Nach der Pressung werden diese Gefäße einer Politur auf der Dreh bank unterworfen, wobei die Drehbankspindel eine Geschwindigkeit von 500 bis 600 Umdrehungen in der Minute hat. Die Belastung der Spindel ist 15 bis 20 Centner. Das Lager der Spindel hat eine Querschnittsfläche von 6 Qdrtzl. Die reibende Kraft aus diesen Lagern ist so stark, daß bei voller Schmiere innerhalb 2 Monate die Lager in Rothguß ausgeschliffen waren, nnd schon nach den ersten 4 Wochen zitternde Bewegungen der Drehbankachse veranlaßten. Hr. Philippi war daher genöthigt, auf eine Verbesserung dieser Lager zu sinnen; er ging dabei von der Grunbanschaunng aus, daß die Reibung von Metall auf Metall eine zu große sei Die That- sache, daß man zwischen die reibenden Flächen einen vegetabilischen Körper (Oel) bringen müsse, um die Reibung und Wärmeerzeugung zu vermeiden, spricht dafür, daß Metall und vegetabilische Körper eine mindere Reibung veranlassen werden. Es können jedoch nur die zarten vegetabilischen Körper hierzu gewählt werden, und diesen geht gerade eine große Festigkeit ab, welche bei der Wagenachse so groß sein muß, daß sie der centrisugirenden, 500 Fuß in der Minute (bei Zzölliger Achse) zurücklegend^n, 75 Centner starken Kraft widersteht. D- Anwesenhei! von schwefliger Saure in zuckerhaltigen Flüssig keiten erfahrungsgemäß aufs Kräftigste den Eintritt der Gädrung ver hindert, ja bereits in Gährung befindliche Flüssigkeiten, durch Hinzu fügung von verhältnißmäßig kleinen Quantitäten schwefliger Säure, sogar augenblicklich zu gähren aufhören, so ist es une nicht recht klar, wie durch das hier initgetheilte Verfahren, aus welches die genannte» Verfasser sich ein 5 jähriges Privilegium in Oesterreich haben ertheilen lassen, eine größere Ausbeute an Spiritus, ja Spiritus überhaupt nur soll gewonnen werden können D Red.