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schäftiglen Stellmacher Hermann Albert Richard Hoffmann in Leipzig-Plagwitz und Sattler Friüirich Wilhelm Hermann Marujchkc in . Leipzig-Connewitz, sowie dem seit 1. Lpril 1874 un unterbrochen in dem Kurz- und Galanteriewaren- geschäft von I. D. Körnig in Leipzig Ritterftr. 1/3, beschäftigten Oberpacker Ernst Karl Sonntag in Leipzig Das tragbare Ehrenzeichen fiir Treue in der Arbeit verliehen worden. Die Auszeichnungen wurden den Genannten heule in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Bürgermeister Rotb an Ratsstelle ausgehändigt. * Preisgekrönt. Die vom Fürst!. Staatsmini sterium Schwarzdurg-Rudolstadt für die Fachgewerb- liche Ausstellung für Kastwittscktafts und Hotelwesen, Kochkunst usw Naumburg a. S. vom 1. bis 9. April 1911 zur Verfügung gestellte silberne Staats medaille wurde vom Preisgericht als liöchste Aus zeichnung der Finna Paul Lösche, Fabrik elek irischer Orckiestrivns und Kunstspielpianos in Leipzig, zuerkannt. ' Für den 8. Verdandstag der Hilfsschulen Deutsch lunds, der vom 18. bis 20. April in der alten Hanse stadt Lübeck stattfindet, gibt sich in allen Teilen un seres Vaterlandes und auch im Auslande reges Anter esse kund, wie die bis sehr vorliegenden Meldungen veweisen. Die reichhaltige Tagesordnung bietet viel« Anregungen: An der Versammlung am Dienstag, den t8. April, nachmittags 3 Uhr werden folgende Vor träge gehalten: 1) Werk- und Arbeitsunterricht in der Hilfsschule: Res.: Hilfsschulletter Raatz (Char- lottenburg). 2) Die Disziplin in der Hilfsschule; Nef.: Rektor Kruse «Altona). 2) Hilfsschulstatistik; Nef. Cchulvorsteher Wintermann (Bremen). Abends 8 Uhr: Degrüdungsaberu» in der Stahlbau« An der Hauptversammlung am Nttttwoch, den id. April, wer. den die bedeutungsvollen Themen bearbeitet: 1) Die geistige Minderwertigkeit im deutschen Strafrecht, Strafprovßrecht und Strafvollzug«: Res.: Staats anwalt Niehoff lBraunschweig). 2) Hirnverände rungen bei jugendlich Abnormen; Nef.: Pros. Dr. Wengandt (Hamburg). .9) Der bauswirtschaftliche Unterricht in der Hilfsschule; Res.: Hilfsschullehrerin Biesenthal (Berlin). — Eine Ausstellung wird Gegenstände des Werkunterrichts, des Handfertig keilsunterrichts und der Mädchenhandarbeiten aus verschiedenen Hilfsschulen Deutschlands zeigen. Lübeck und sein« Umgebung bieten «ine Fülle des Schönen in Natur und alter wie neuer Kunst. Am Donners tag, 20. April, ist ein Ausflug nach Travemünde. Am Nachmittag finder eine Fahrt nach Hamburg statt zum Besuch der Alsterdorfer Anstalten. * Berbandstag der Postbeamten. Der diesjährige Gauverbandstag des Verbandes mitt lerer Reichspost- und Telegraph«nbe- amten findet, wie erwähnt, vom 9. bis 12 Juni in Dresden statt. An dem Programm sind u. o. vorge sehen am 10. Auni der Besuch der Anternationalen Hygiene-Ausstellung und FestvorstclluNg in der Königlichen Hosoper, am 11. Auni Mitgliedervcr sammlung im Zoologijckn.it Garten und großes Fest konzert und für den 12. Auni Ausflug in die Sächsi sche Schweiz. Am Anschluß an den Gauverbandstag veranstaltet der Verband eine Gesellschaftsreise von Dresden nach Prag. Wien und Pest. * Zirkus Cartt>. Air der Nacht von: Donnerstag zum Freitag gegen 12 Ubr trifft auf dem Dresdner Bahnhof der Extrazug aus Amsterdam ein, um am ersten Osterfeiertag abends 8 Uhr die Vor stellungen zu eröffnen. Am Ostermontag und diens- :ag finden je 2 Vorstellungen statt, nachmittags 1 Uhr und abends 8 Uhr. An beiden Tagen Wiederholung der Galapremiere. Den Billettvorverkans hat die Firma August Pölich übernommen. - Auwelendicbstahl — 100 8 Belohnung. Nach ichlüsscldiebc stahlen aus Wohnungen in der Stützen- und Hirzel st raste eine goldene Herrenuhr mit Schlüsselaufzng und Schlagwerk, eine goldene Damenbroschc mit Halskeltchen. erstere mit einem roten und zwei weisten Steinen besetzt, znxn goldene Damenringe, der eine mit weistem. der an dere niit zwei blauen und einem roten Stein, zwei goldene Damen Remontoiruhren. die eine mit blauer Blume, die andere mit herzförmiger Verzierung, eine grostgliedrige goldene Kette, ein Medaillon mit einem Opal, einen goldenen Damenring mit zwei roten Stei neu und einer Perle, einen solchem mit »Opalen, einen Ning aus Golddraht, ein Ring mit einem „L" und eine Busennadel. Auf die Wiedererlangung der in der Schützenstraste gestohlenen Sachen hat der Eigen tümer eine Belohnung von 100 Mark aus gesetzt. * Ueberraschte Einbrecher. Zur Nachtzeit bemerkte eine Geschäftsinhaberin am Thomasring Ein- brecher in ihren Geschäftsräumen. Sie setzte sofort die Polizei in Kenntnis, die alsbald erschien und beide Einbrecher aus deni Oberboden, wohin sie sich geflüchtet hatten, fest na hm. Es sind ein 23 Jahr« alter Arbeiter aus Hengersdorf und ein 27 Jahre alter Händler aus Machern. Auf das Konto beider kommen jedenfalls noch mehr Einbruchsd iebstä hle. * Gelegenheit macht Diebe. Ein« Unbekannte, etwa 19 bis 20 Jahre alt, von kleiner, untersetzter Ge stalt, mit gesundfarbigem Gesicht, dunkelblondem Haar, bekleidet u. ar mit gestrickter roter Jacke, grau kariertem Rock, roter Bluse mit weißem Einsatz, brei tem Hut und gelben Schuhen, die sich vorübergehend in einer Wohnung in der EUsenstraste aushielt, stahl dort eine Herren Goldinuhr mit Sprungdeckel, auf dem sich die Nachbildung eines Luftschiffes befindet. * Wem gehört die Wurst? Auf dem Eeorgiring wurde gestern nachmittag ein« grost« Mottadellawurst gefunden. Der Besitzer kann sich im Funbbnrean des Polizeiamtes melden, * Gestohlen wurden vermutlich aus einem Eisen bahnwagen während der Fahrt von Myslowitz nach Leipzig zwei Säcke und eine Kiste, enthaltend Wäsche, Kleidungsstücke und Betten im Werte von 260 und vom Nanstädtcr Steinwea ein Fahrrad, Marke „Weltrad". Letzteren Diebstahl bat, wie beobachtet wor den ist, ein unbekannter Bursche im Alter von 18 bis 30 Jayren, von kräftiger Gestalt, der u. a. mit grün licher Wintcrjoppe bekleidet war, ausgeführt. Die sofort ausgenommen« Verfolgung war erfolglos. * Taschendiebstähle sind verübt worden in größeren (Geschäften am Königs platz und in der inneren Stadt, wobei die Diebe Portemonnaies mit zum Teil recht ansehnlichen Beträgen erlangten. * Festgenommeu wurde eine 42 Jahre alte Ar beit e r s c h efr a u aus Altenburg, die sich der Hehlerei schuldig gemacht hatte. Sie kaufte für billiges Geld erne größere Partie Sachen, die von einem Einbruchsdieostahl herrührten. — Von der Polizei in Gotha wurde ein 80 Jahre aller Kell ner aus Leipzig-Kleinzschocher fcstgenom- men, der zahlreiche Ladendiebstähle verübt bat. Er liest sich in Geschäften angeblich zur Auswahl Waren vorlegen und führte hierbei die Diebstähle aus. In seinem Besitz wurden 6 Westen, 7 Kragenschoner, 6 seidene Taschentücher, 5 Paar ElacLhandschuhe, ein Nutriaz>elzkragen und verschiedene andere Sachen vor gesunden. Es wird vermutet, dast er auch hier in gleicher Weise operiert hat. * Wer weist etwas? Am 1. April wurde in Frankfurt n. M. von einem angeblichen Kut scher Ernst Kuhn eine wertvolle Brosche zum Kauf angeboten. Da der Händler nicht gleich mit dem Kaufe einverstanden war, liest sich der Unbekannte vorläufig 8 geben mit dem Bemerken, er wolle in einer halben Stunde wiederkommen. Die Brosch« hat einen Wert von 8000 bis 10000 Mark. Sie besteht aus Dukatengoldfassung mit einem grasten Smaragd und links und r?chts davon je einem Bril lanten. Es wird vermutet, dast die Brosche durch eine strafbare Handlung erlangt ist. Der Verdächtigte ist ca. 80 Jahre alt, von mittlerer Gestalt, bartlos, er hat mittelblondes Haar, schmales, blasses Gesicht. Sachdienliche Mitteilungen nimmt auch die hiesige Kriminalpolizei entgegen * Flüchtig geworden. Nachdem er seinem Prin zipal, einem Geschäftsinhaber in der Reichsstratze, einen Geldbetrag von 851 gestohlen hat, ist ein 18 Jahre alter Arbeitsburfche ans Galizien von hier flüchtig geworden. Der Dieb ist mittelgrost und hat blondes Haar. ' Der Ausreiher. Ein 15 Jahre alter Lehrling verübte bei auswärts wohnhaften Verwandten einen (Helddiebstahl, worauf er sofort wieder abreiste. Die inzwischen telephonisch verständigre Polizei nahm das Bürschchen hier bet seiner Ankunft in Empfang. ' Ein gräßlicher Plan. An seiner Wohnung in der Merseburger Straße in Plagwitz versuchte gestern abend ein 81jähriger geistig gestörter Arbeiter sich und seine 73jährige kranke Mutter durchAnlegen von Feuer zu töten. Sein Vorhaben konnte zum Glücke noch rechtzeitig verhindert werden. * Et, größere» Schadenfe»er, entstauben durch Herausfallen glühender Kohlen aus dem Ofen, fand gestern in einer Samenhandlung in der Zwei- naundorfer Slraste in Anger-Crottendorf statt. Der angericktete Schaden ist nicht unbeträcht lich. Die Feuerwehr löschte das Feuer in kurzer Zeit. — Ein geringfügiges Schadenfeuer kam aus einer Zurichterei in der E d u a r d st r a tze in Plagwitz zur Meldung. Einige zum Trocknen aufgehängte Felle waren beim Schmelzen von Aether in Brand geraten. Das Arbeitspersonal unterdrückte bald jede weitere (hefahr. * Borna, ll. April. (Jubiläum.) Am 12. April d. I. feiert der O b e r in u s i k m e ist e r Albin Peterlein beim Karabinier-Regiment in Borna sein 25 jähriges Militärdienst- jubiläum. Geboren am 21. April 1867 zu Münchenbernsdorf (Sachsen-Weimar-Lisenach), stu dierte Peterlein vom April 1881—1881 an der Grost- herzogl. Musikschule zu Weimar und erwarb die Be fähigung zum Stabstrompeter bei der König!. Aka demischen Hochschule für Musik in Berlin am 3. März 1897. Der Juoilar ist am 1. Oktober 1884 beim König!. Sachs. 2. Manen-Regiment Nr. 18, damals in Rochlitz eingetreten und hat sodann vom 1. Oktober 1894 ab vier Jahre lang beim Manen-Regiment Nr. 15 in Saarbrücken gedient, wo er am 10. März 1897 zum Stabstrompeter befördert wurde. Seit 1. Oktober 1891 zum König!. Süchs. Karabinier- Regiment als Stabstrompeter versetzt, avancierte er daselbst zum König!. Musikdirigenten. Herr Peterlein hat während seiner Tätigkeit in Borna das Musik korps zu hohem Ansehen gebracht. Nicht nur in der Garnison, sondern auch über deren Grenzen hinaus wustte er sich beliebt zu machen. Lange Jahre war das Trompeterkorps Hauskapelle im Kristallpalast in Leipzig und führte jährlich Konzertreisen durch alle Gan« Deutschlands aus. Sus Sschle«. Dresden, 11. April. * Zur Schmückung des Reue« Rathauses und an derer städtischer Gebäude aus Anlast des Wettbewerbs „Dresden im Blumenschmuck" bewilligte der Rat in seiner letzten Sitzung 1532 4t als einmaligen Auf wand zur Anschaffung von BlumenkAten und 2200 ^t für die Beschaffung von Pflanzen, Blumen usw. Der Rat beschloß, einen Versuch mit der Gewährung von Armennnterstützung in der Form der Abgabe von Land zum Betrieb von Kleingärtnerei zu machen und 4000 Quadratmeter Land in bearbeitetem Zustande und mit Saatgut versehen an Familien, die von den Armenpflegervereinen als bedürftig uno würdig be zeichnet werden, unentgeltlich zur Bewirtschaftung zu überlassen. O * Chemnitz, 11. April. (Tödlicher Unfall.) Beim Abspringen von der Straßenbahn stürzte ein Ingenieur so unglücklich, daß er an den erlittenen schweren Verletzungen im Krankenhause, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verstarb. b. Reumark, 11. April. (Lebensmüde.) Der seit Donnerstag voriger Woche vermißt gewesene Unsallrentner, frühere Steinbrucharbeiter H. A. Win- disch von hier wurde Sonntagabend in einem Waller tümpel im Walde ertränkt aufgefunden. Lebensiiver- druß infolge völliger Erblindung, 'cheint den Mann in den Tod getrieben zu haben. Plauen i. P., 11. April. (Verschiedenes.) Vom Sonderausschuß Les sächsisch-thüringischen Ar beitgeberverbandes für das Steinsetzer-, Plasterer- und Strastenbaugewerbc ist «in neuer Tarif ausge arbeitet worden, der den Wünschen der Arbeitnehmer nach Möglichkeit Rechnung trägt. Weitere Zugeständ nisse hinsichtlich der Lobnfrage sind aber abgelehnt worden. Wenn die Arbeitnehmer den neuen Tarif ablehnen, soll vom 19. April ab eine Aussper rung sämtlicher organisierter Arbeiter stattfindcn. — Der Bari des K r a u s e st i f t e s für die Jugend fürsorge, dem der Haupterlös unseres Margareten- tagcs zugute kam, ist der Baufirma Otto Hauptmann hier übertragen worden Die Ausführung erfolat nach den Plänen de» Architekten Prasse hier im Het- matstil. — Für die Luther spend« zum Re- formationsjubiläum haben zwei hiesige In dustriell« je 1000 -«stiftet. b Zohann-eorgenstadt, 11. April (Tödlicher Unfall.) An dem Bahnübergang der Haltestelle Hammerhäuser wurde der R Jahr« alte geistig zurück geblieben« Adolf Böhlmann vom Zuge überfahren und getötet. klus SsMens Umgebung. * Gera, ll. April. (Die Fürstentümer Reust und das Thüringische Oberver waltungsgericht.) Im Landtag zu Gera hat der Austizausschuß die Vorlage über den Anschluß der beiden Reust an das Oberverwaltungsgericht in Dresden vorberaten. Wie versichert wird, hat die Majorität des Ausschusses nicht die Heber- zeugung gewinnen können, die Vorlage zur Annahme zu empfehlen, sondern man hält den An schluß an das Thüringer Oberverwal tungsgericht in Jena für angemessener. Die Entscheidung hat der Landtag, und dieser wird erst nach Ostern seine Entscheidung treffen. --.Dessau, 11. April. (Neue Eisenbahn.) Zwischen Preußen und Anhalt ist jetzt ein Staats vertrag wegen Herstellung einer Eisenbahn von Wiesenburg nach Rostlau a. E. abgeschlossen worden. Hierdurch wird Dessau die langersehnte bessere Ver bindung mit Berlin erhalten. * Schmiedefeld, 11. April. (Ein eigenarti ger Unglück »fall) ereignete sich hier in der Sonntagnacht. Der Glasbläser Fink hatte sich am Abend an seinen Glasbläsertisch gesetzt und war em- geschlafen. Während des Schlafes kam er mit der Hand an den Gasschlauch, der in den Bläsertisch führt, und riß ihn ab, so daß das Gas ausströmen konnte. Als Familienmitglieder auf den Gasgeruch aufmerk sam wurden, war der Glasbläser bereits tot. Tageschranik. Ein ernstes Wort zu ernster Zett. Ratlbor, 11. April. Die Beerdigung der beiden Obertertianer Janitzky und Eüder fand unter überaus zahlreicher Beteiligung statt. Pastor Dr. Eühloff sprach an beiden Gräbern. Er ermahnte die jungen Kameraden, die ihren Freunden das Ehrengeleit gegeben, ni« zu vergessen, daß ihr Leben nicht ihnen gehört. „Ahr spielt wohl manchmal mit dem Gedanken an Selbstmord und meint, ihr habt ein Recht, das Leben von euch zu schleudern, wenn es euch nicht paßt. Nein, das Recht habt ihr nicht. Der euch das Dasein verlieh, dem seid ihr dafür verantwortlich. Und er hat es euch gegeben nicht für euch allein. Euer Leben gehört jetzt euern Eltern, später einmal dem Staat, der Welt, immer aber euerm Herr gott. Für den sollt ihr wirken und werben, aber den Posten verlassen vor der Ablösungsstunde ist Verrat. Ahr begeistert euch für Helten und wollt selber einmal Helden werden, aber ihr haltet nach römischer Anschauung den Selbstmord vielleicht auch für eine Heldentat. Das ist er nicht. Es gibt ein Heldentum der Tat, aber auch eines des Duldens und Tragens. Und letzteres ist das Schwere. Aber gerade das wird vom Menschen am allerehesten ver langt. Die Schule und das Leben wird euch niemals alle Wünsche in Erfüllung gehen lassen, da lernet euch schicken und euch fremdem Willen unterordnen. Wer darum gleich verzweifeln wollte, ist ein schwacher Charakter. Ein Held ist, wer aushält nnd Treue halt." Hl Berlin, 11. April. (PrinzAuguktWilhelm als Jnnendekorateur.) Bei der demnächst stattfindenden Eröffnung des eigenen Heims des Hohenzollern-Kunstgewerbehauses wird man auch die Arbeiten eines Mitgliedes unseres Herrscherhauses in Augenschein nehmen können. Wie „Der Ton- fectionair" erfährt, hat Prinz August Wilhelm sein besonderes Interesse für die neuen Räume des Hohen- zollern-Kunstgewerbehauses dadurch zu erkennen ge geben, daß er sich nicht allein persönlich künstlerisch „Zunächst, was Sie mir über Giardini erzählen können." „Das ist nicht viel. Erinnerungen aus glücklicher Kinberzeit." — Ihre Stimme wurde weich und leise — „Träume einer schönen Zukunst. Spiele in hcrb«r Frühlingsluft, Märchcnerzählungen in dämmeriger Kinderstube und dann später Gondelfahrten in den mondbeschienenen Lagunen und Spaziergänge unter den alten Platanen des Parkes in Marcone. Mit all dem wird Ahnen nicht gedient sein." — Ihre Stimme wurde wieder entschlossener: „Er war mein Jugend gespiele und wir liebten uns. Ich hatte die Absicht, ihn zu heiraten. Da brach jene Katastrophe herein und wir mußten auseinandcrgehen." ..Sie meinen di« Verhaftung Giardinis unter dem Verdachte der Spionage ?" „Ja." „War Giardini tatsächlich ein Spion in italieni ichcn Diensten?" Die Baronin hob stolz den edlen, tleinen Kopf, und ein vornehm abweisender Blick traf den Kom missar. „Das weiß ich nicht. Und wenn ich es auch wüßte, würde ich aus diese Frag« keine Antwort geben. Der Arme ist tot. Lassen wir ihn in Frieden rrben. Es ist ja auch gegenstandslos, in weickier Weife er vor Jahren seinem Vaterlande gedient." ..Vergeben Sie, ich hätte diese Frage nicht an St« gerichtet, wenn sie nicht von Belang wäre. Wir haben Beweise, daß die Ermordung dieses Mannes mit einem anderen Verbrechen in Verbindung steht, mit einem Verbrechen, bei dem ein Spion beteiligt ist." (Fortsetzung folgt.) venezisnische Vpernsdenüe. Ein Reisebrief von Eugen Segnitz. Wir saßen wie gewöhnlich in unserem kleinen Nistorante Tarma. nnweir des stillen Campo San Maurizio. Der rührige, stets liebenswürdige Wirt Ccnta hatte sein Bestes dargeboten. Was nach dem Pranzo beginnen? Scharf wehte der Ostwind: Piazza und Piazetta von San Marco waren entvölkert. „Signori", sagte Centn wohlmeinend, „gehen Sie ins Teatro Rossini. Man gibt ein« Opera bellissima." Ein rettender Gedanke, der alsodald ausgesührt wurde. Ueber mehrere große Plätze uno durch enge Gaffen führt der Weg. Bald ist die letzte Brücke überschritten. Var uns, unmittelbar an einem kleinen Kanal, liegt das jo bescheidene Portal des nach oem Meister Rossini genannten Opernhauses; das Bild des Meisters ist über der Bühne angebracht. Man spart, wie anoerswo. auch hier das Licht Endlich macht sich der Beleuchtunasinspektor ans Werk. Ein Schrei des Entzücken« ettoM vom Olymp herab. Ganz allmählich füllen sich Parlett und Rang:, Freilich nur dürftig. Das Publikum gibt kein sonderlich glänzendes Bild. An den Palche, den Logen, fehlen die großen Toiletten und — Hüte über pikanten Ge sichtern. Es scheint, als ob die kleine Welt heute den Platz allein beherrsche. Man gibt Cimarofas komisch« Oper „Die heimliche Ehe", die uns im Norden fast nie mehr begegnet. Also Grmtd genug für uns, unf- merksam zu hören und zu schauen. Nachdem die Orchestcrmitgliedcr die Mäntel schön gefaltet über die Stuhllehnen gehangen und als Hors d'oeuvre ein schauerliches Konzert mit dem Stimmen der Instru mente vollführt haben, beginnt die Oper mit ge wohnter Unpünktlichkeit. Der Souffleur setzt sich, allen Augen sichtlmr, in seinem Kasten zurecht und schlägt den Klavierauszug auf. Der Kapellmeister zieht uoch einmal die weiße Weste herunter und die lveiten Nikisch Manschetten heraus, erhebt den Takt- stock. Die zierliche Ouvertüre hebt an. Ein Meister werk der älteren italienischen Oper voin Jahre 1752 stellt sich uns dar. Alles darin ist reizbare Lebens empfindung, die Seel« des Tonpoeten fühlt sich als Bürgerin ihrer Zeit und die Musik ist trotz aller Zu geständnisse an ihre Zeit noch immer lebensfähig und anmutig. Nur schade, daß alle diese so entzückenden musikalischen Intimitäten in diesem weithin sich dehnendem Raume ausgeplaudert werden. „Ich bin die Oper", sagt das Orchester und tritt oft zu stark hervor. Der Maestro di capella bleibt auch nicht zurück und zermürbt förmlich sein Gebein vor an strengender Begeisterung. Trotz einiger Unzuläng lichkeit wird der Theaterbesucher in eine angenehme Allusionsattnosphärc gebracht. Man nihlt sich fak tisch im musikalischen Italien. Die Musik paßt zum Leben. Sic ist ihm abgelauscht und erfaßt schließlich auch jenen mit ihrer alten Nattensängerwcise. der daheim aui seine Penaten und Laren Bach, Beethoven und Wagner schwört. Verblassende Welten empfangen neuen, schimmernden Schein und ver klungene Empfindungen werden wiederum tönende Realität. Freilich muß sich der Idealist gleichcrzeft auch in den Illusionisten verwandeln. Die schäbige Dekoration und fzeniiche Ausstattung erfordern dies. Am ichönen Fühlen jchaur man allerorten in Mnedig die darstellende >zimst. nur im Theater herrscht das Häßliche, gemacht Theatralische und die Karikatur der Dekoration. Nach wie vor erblickt man hier die Sache aus einer wahren Froschperspektive. Anders ist es um das Vokale bestellt. Ausgezeichnetes in Kantilene und Koloratur leistet die Primadonna, die gewitzigte Hel din des Stückes: vortrefflich auch ist die zärtliche Zia, eine Aniskin mit machtvollen Stimmitteln. Zwischen beiden ängstlich eingeklemmt stehl die Sekundadonna auf d r Szene. Der Tenor in ein unverfälschter, fast zu natürlich blöder Pastor fido. während sein Gegen jpiclcr, «in stimmgewaltiger Bariton, augenrollend gar energisch sein Pensum absolviert. Indessen, es sind doch alles Leistungen, die ein gediegenes En semble abgebcir. Und der feinkomische Alte, der zärt lich besorgte, schließlich doch liebevollst gefoppte Baß- bufso yat sein redlich Teil an; Zustandekommen des Ganzen. Der Italiener schätzt seinen alten Meister, Cimarosa, der gleich Rossini, Donizetti u. a. ihm immer jung erscheint. Lebhafter Beifall folgt den einzelnen Szenen und Akten. Als ich meiner Freude starken Ausdruck gebe, sieht mich mein Nachbar zwei felnd an. Endlich sägt er: „Cüe un' Lo^gstt» 8tupi6o!" Ich halte ihm vor, es sei weniger stupido als naiv und die Mufft hülfe doch auch darüber hin weg. Er bleibt dabei und verwirft den liebens würdigen Meister seines Landes. Vielleicht ist's ein musikalischer Modernist . . . * Franz Liszt verwies einst einen Schwätzer in der Mailänder Skala zur Ruhe. „Oste vosu vuolo", sagte jener, „vengo :,I routtv, zrer äivsrttrini." Noch heute ist cs jo. An einem der folgenden Abende gab man in dem 8000 Personen fassenden, sehr gut besuchten Teatro La Fenice Wagners „Lohengrin". Die Leute amüsierten'sich. d. h. nicht am Werk, sondern unter sich. Ins Vorspiel hinein klangen von den Rängen die Rufe der Wasser- und Apselsinenverkäufer, das Gerede der Liebespaare und das Klappen der Sitze. Wacker schlug der Kapellmeister seinen Takt in einer Art von Gencrolzeitmaß, das Orchester, sehr stark an Mitgliedern, noch stärker an gepanzertem Blech, hielt streng auf ein gesundes Mezzofott und gar nichts von feinerer Differenzierung. In der bekannten „Silber rüstung" trat Lohengrin mit Kellnergrazie aus, bewies aber, daß er von Gral und Sendung nur die geringste Vorstellung habe. Sein Schwancnlied und Abschiedssang wurden lebhaft beklatscht. Das war alles, denn nach den Aktschlüssen hob sich kaum der Vorhang noch einmal. Elsa war in allen Akten gar köstlich angetan: auch hier war die Sängerin stets nur sie selbst und tat, unbekümmert um die etwaige Regie, was sie beliebte. Bei diesem Heldenpaare war alles nur sensible Schwäche oder forcierte Lebhastig keit. Telramund war durch den Rotstift eines vollen Drittels seiner Ausgabe verlustig gegangen. König Enrico kümmerte sich um nichts, sondern gedachte an scheinend mit Kummer der letzthin verlorenen Vil- lardpartie und Ortrud harte einen wahrhaft phäno menalen Alt. aber nicht die Seele der rachegierigen Friesin. Alle gaben sich wie lackierte Drechselpuppen. Erbärmlich war die Regie. Hans Loewenfeld fehlte. Denn sonst hätte der erste Akt nicht in einer Parkland- jchast gkspielt. hätte nicht ein Zivilist im Riiterchor des folgenden Akts sich unter die Meng« gemischt und Talk geschlagen, hätten endlich Lohengrin und Elsa Ivim Liebcsduo nicht aus einem modernen hellblauen Sosa gesessen. Am Giardina pudlico blickt der bay- reuthische Meister fast lächelnd auf die weitgedehntc blauende Lagune hinaus. Wie anders hätte er dieser Vorstellung zugeschaut, die allem glänzenden Stimmenmaterial zum Trotz so Unbedeutendes, Un zulängliches. ja Unmögliches bot. Aber abgesehen von allem Fehlen stilistischen Gefühl«, wird doch auch der Sache selbst nach der Italiener ni« und nim mer lernen, sich in Wagners mystischer Welt heimisch zu fühlen. Denn er ist jeder Zoll ein Realist; er verlangt nach wie vor sein« Opernnummern, die er beklatschen oder ausvfeifen kann; er will seine Kolo raturen hören und sein Ballett sehen. Fehlt einem musikalischen Kunstwerke der Rhythmus fernes eigenen Daseins, so hat es kein Leben für ihn . . . * Noch ein anderes Mal wagte ich mich ins Teatro la Fenice. Maestro Ponchiellis „Opero-Ballo" zog mich an. „La Gioconda" hält dem Titel nach nicht, was sie verspricht. Nicht „die Fröhliche" benscht hier. Alles ist trübe, grausig, Schuld, Verzweiflung. Zorn. An Stelle der inneren, psychologischen Aktion tritt die rein äußerliche, körperliche. Aber fehlt auch die Eeisteshühe, so gibt es hier eine eminente Summe glühend sinnlicher Wärme, wie sie eben die italienische Erde mitteilt. Noch ein andere, tritt hinzu. ,/La Gioconda" spielt ans heimische« Bode«, in Venedig selbst. Man tritt aus der Gondel ins Theater nnd bleibt somit im Milieu. Stil unk Raumgefühl decken einander völlig. Ponchielli selbst ist keiner von den modernen musikalischen Giftmischern. Alle künstle rischen Verbindungslinien führten ibn zur großen Oper zurück. Neubildung ist ihm fremd, und moderne Täuschworte kennt er nicht. Aber viel Impulse find in seiner Musik beschlossen und brechen oft hervor mit stürmischer Gewalt. Die dramatische Linie ist scharf herausgearbeitet aus dem Gewirr des lyrischen Arabeskenwcrkes. Vieles erscheint uns nordischen Barbaren langweilig und leiermannsmäßig, was den Romanen sympathisch und natürlich ist. Für das ganze charakteristisch war das Verhalten von Künst lern und Zuschauern. Dieselben Sänger, die den un glücklichen „Lohengrin" so verballhornifierten, gaben als Vermittler der Ponchiellischen Kunst prachtvoll« Leistungen, die die fast widerwärtig anmutende Er bärmlichkeit von Szene und Regie so gut wie ver gessen machten. Und das Publikum war völlig in seiner Atmosphäre. Hier reflektierte wahrbaft sein Empfinden und Denken. Die autochthone Theatralik Italiens erschien eben vor ihm im szenischen Bilde. Es gab mehr als Beifall: Begeisterung, Freude, voll kommene Hingabe an den Einfluß einheimischer Kunst. Und an keinem ward an diesem Abende «in Falsch gefunden, weder auf noch vor der Szene. Wieder zeigte es sich klar und deutlich, daß das Wort von der internationalen Kunst, ihrer Bedeutung und Wirkung kaum mehr sei. als eine zwar liebenswürdige, aber doch eben konventionelle Lüge. Man wird niemals «inen „Lohengrin" seinem inneren Wesen nach in Italien begreifen und erfassen lernen. Ader eben so wenig wird sich eine „Gioconda" auf deutschem Bode« jemals heimisch fühlen.